auf ihr Schreiben amtlich mitgeteilt, der Rechtsrat Dr. Albert erkläre, daß ihm jede Absicht der Beleidigung der Presse ferngelegen habe. Es sei zuzugeben, dass seine Redewendung besser unterblieben wäre, doch sei das Etadtschultheißenamt erstaunt darüber, dass die Ver­treter der Presse bei dem Zusammenhang, in dem die Aeußerung fiel, eine Beleidigung oder ein Verkennen der Ausgaben der Presse erblicken. Dr. Albert, so er­klärte der Oberbürgermeister im Eemeinderat weiter, habe jetzt auch erklärt, dag er bedaure, die Aeußerung getan zu haben, die als eine Beleidigung der Presse gedeutet werden konnte. Er, der Oberbürgermeister, schließe sich diesem Bedauern an. Durch die seither ge­gen Dr. Albert ergangenen Angriffe und Beleidigungen sei die Sache mehr als ausgeglichen. Auch er als Ober­bürgermeister habe sich unerhörte Dinge sagen lassen müssen und behalte sich vor, die erforderlichen Schritte zur Wahrung seiner Ehre zu unternehmen.

ep. Stuttgart, 17. Juli. Infolge seiner Ernen­nung zum Stadtdekan in Stuttgart hat Stadtpfarrer Traub den Vorsitz im württ. Hauptverein des Ev. Bun­des niedergelegt. An seiner Stelle wurde Schulrat Dr. Mosapp (seither stellvertr. Vorsitzender) zum Vorsitzen­den gewählt,' zum stellvertr. Vorsitzenden wurde Prof. Dr. Holzinger, zum Schriftführer Stadtpfarrer Mayer ernannt.

Frauenzimmern O./A. Brackenheim, 16. Juli. Der Bauer A. von Cleebronn hatte sich im oberen Zabergäu ein Rind gekauft, war hier in der Rose eingekehrt und hatte sich erst abends ILIO Uhr auf den Heimweg gemacht. Die An­strengungen des Tages, die Hitze und der Alkohol taten ihre Wirkung. Der Mann schlummerte unterwegs ein und als er gegen 2 Uhr aufwachte, stand er allein auf weiter Flur. Groß war sein Schreck; wo war nur sein Rind? Gewiß noch in der Rose! Also zurück und den Wirt herausgetrommelt. Zwar ist es 2 Uhr morgens, aber lieber eine Fensterscheibe einge­schlagen, als ein Rind verloren! Mein lieber Mann, kündet ihm schlaftrunken der Wirt, das Tierlein habt Ihr gestern abend mitgenommen, Ihr werdet es wohl verloren haben. Ein Stier ist aber keine Nähnadel und so fand sich denn das Vieh andern Tags in Eibenbach vor. Es hatte den Weg ver­fehle_

Aus Wett und Zeit.

8.1^. 1 verunglückt.

Schneidemühl bei Bromberg (Posen), 17. Juli. Bei verhältnismäßig sehr ungünstigem Wetter sollte heute mittag das LuftschiffSchütte-Lanz" aufsteigen. Es wurde den Soldaten durch einen heftigen Windstoß ent­rissen und fortgetrieben. Ein einziger Soldat, der mit­gerissen wurde, stürzte aus 200 Meter Höhe ab und war sofort tot. Das Luftschiff trieb eine Stunde lang in der Luft und ging dann zwischen Schneidemühl und Brom­berg nieder. Das Gerippe ist vollständig zerbrochen. Bei seinem Niedergang entwurzelte das Luftschiff Bäu­me und zerstörte Telephonleitungen. (Vgl. unfern gest­rigen Anschlag). DerLokalanzeiger" meldet: Unter dem gestrigen starken Regen hatte das Luftschiff stark zu leiden. 250 Mann sind abkommandiert worden, um das Luftschiff abwechselnd zu bewachen und festzuhalten. Heute vormittag hatte sich durch starke Sonnenbestrah­lung das Gas in der vorher schlappen Hülle stark aus­gedehnt und diese, die gestern noch stark auf die Gondel drückte, wieder aufgerichtet. Plötzlich wurde kurz vor 11 Uhr das Hinterteil des Schiffes von einer Nord- westbö ergriffen und etwa 30 Meter in die Höhe ge­worfen. Vor Schreck ließen die meisten Soldaten los und die in der Gondel beschäftigten Arbeiter sprangen heraus. Das Luftschiff erhob sich nun mit großer Ge­schwindigkeit und riß auch die in dem aufgeweichten Boden nicht festsitzende Verankerung los. Zwei Solda­ten wurden in die Höhe gerissen. Der eine stürzte aus 20 Meter Höhe ab und wurde lebensgefährlich verletzt, der andere aus 200 Meter Höhe; dieser war sofort tot.

Heidelberg, 17. Juli. Ein schreckliches Familien­drama wurde heute vorm. 9 Uhr in dem Hause Rohr­bacherstraße 20 entdeckt. In diesem Hause wohnte im 2. Stock die Familie des Rohtabakhändlers und Haus­besitzers Meyer-Gernsheim, bestehend aus dem Vater im Alter von 70 Jahren, der Mutter im Alter von 61, einer Tochter im Alter von 43 und einer Tante im Alter von 50 Jahren. Als um 1L9 Uhr die Läden der Woh­nung immer noch geschlossen waren, benachrichtigte man die Polizei, ließ durch den Schlosser die Wohnung öff­nen. Dabei drang den Eintretenden ein starker Gasgeruch entgegen. Beim Betreten der Wohnung sah man, daß der Haupthahn der Gasleitung und der Eas- hahn im Badezimmer geöffnet waren. Von hier aus war das Gas in das anstoßende Schlafzimmer gedrun­gen. In diesem fand man den alten Herrn Meyer, die Mutter und die Tochter entkleidet auf 2 Betten lie­gend tot vor, während die Tante auf der Chaiselongue in Decken eingehüllt als Leiche lag. Bei sämtlichen Leichen war schon die Todesstarre eingetreten. Vor der Türe fand man einen Zettel an den Milchjungen mit dem Vermerk: Heute keine Milch liefern. Auf dem Schreibtisch lag ein mit einem roten Band zugeschnürtes Paket und 2 Abschiedsbriefe. In einem weiteren Brief an die Staatsanwaltschaft wird als Grund Krankheit und Not angegeben. Herr Meyer war ein hochangesehe­ner und geachteter Mitbürger. Er war von 1900 bis

1912 Stadtverordneter und mehrere Jahre Mitglied und Vorstand der Rechnungsabhörkommission, weiter Mitglied der nationallib. Partei und Obmann der is­raelitischen Gemeindevertretung. (Schw. M.)

Frankfurt a. M., 17. Juli. Die rumänische Regierung unterhandelt mit süddeutschen Schuh­fabriken wegen Lieferung von 100000 Paar Stiefeln.

Düsseldorf, 17. Juli. Ein blutiges Eifersuchts­drama spielre sich in den Grafenberger Waldungen ab. Der Krankenpfleger der Provinzialirrenanstalt Vüher gab auf seine Braut, die Pflegerin Luise Jank, mehrere Revolverschüsse ab, die das Mädchen lebensgefährlich verletzten. Dann erschoß er sich selbst. Der Grund zur Tat ist in Eifersucht zu suchen.

Nordseebad Juist, 17. Juli. Beim Vau einer Sandburg in den Dünen gaben plötzlich die Eand- massen nach und begruben den 11jährigen Sohn und das dreijährige Mädchen eines Kaufmanns, die sich in der Burg versteckt hatten, unter sich. Beide Kinder konnten nach einer halben Stunde nur als Leichen geborgen werden. Ein gleiches Unglück er­eignete sich auf der Insel Langeroog. Dort waren drei Kinder vom Sand verschüttet worden. Wäh­rend zwei gerettet werden konnten, blieben bei dem dritten Kinde die Wiederbelebungsversuche erfolglos.

Swinemünde, 17. Juli. Mit dem Wrack des TorpedebootesS 178" sind 16 Leichen geborgen worden. Die Trauerfeier findet morgen nachmit­tag statt.

Berlin, 17. Juli. DieNordd. Allg. "Ztg" schreibt: Eine Meldung desReuterschen Bureaus" aus Peking, wonach das deutsche Konsulat in Nan­king von Aufständischen eingeschlossen sein soll, ist bisher noch nicht bestätigt. 2. M. SchiffLeipzig" ist am 16. Juli vor Nanking eingetroffen und wird bis auf weiteres dort verbleiben.

Berlin, 17. Juli. Die Angriffe, die am 18. April im Reichstag der sozialdemokr. Reichstagsabgeordnete Dr. Liebknecht gegen die Firma Krupp in Essen gerichtet hat, haben zur Eröffnung eines Verfahrens gegen 6 Zeugoffiziere und einen Oberintendantursekretär ge­führt, die sich am 31. ds. Mts. vor dem Kriegsgericht der Berliner Komundantur zu verantworten haben. Sie sind des Ungehorsams, der Bestechung und des Ver­gehens gegen das Gesetz von 1893 betreffend den Verrat militärischer Dinge angeklagt. Die Untersuchung ist streng geheim geführt worden; die Verhandlung wird, wie mit Sicherheit anzunehmen ist, unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfinden.

Berlin, 17. Juli. Die Morgenblätter melden: Die beiden Inhaber der großen Nutzholzhändlung Gebrüder Ebeling, die viele Möbelfabriken zu ihren Kunden ha­ben, wurden gestern morgen in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Sie hatten sich nach vorheriger Verein­barung in der Nacht vergiftet. Finanzielle Schwierig­keiten sollen das Motiv des zweifachen Selbstmordes sein.

Biirenbriick bei Kottbus, 17. Juli. Ein seit gestern abend vermißtes achtjähriges Mädchen wurde heute morgen in einem Kornfeld in der Nähe des Dorfes auf­gefunden. Die Leiche wies zahlreiche Stiche in der Brust und im Gesicht auf. Die Schädeldecke ist durch Axthiebe zertrümmert. Der Tat dringend verdächtig wurde ihr dreizehnjähriger Stiefbruder, der Sohn des Schuhmachermeisters Hänschen in Biirenbriick, in das Eerichtsgefängnis eingeliefert. Die Tat wurde in der Zeit ausgeführt, als die Eltern auf dem Felde mit Erntearbeiten beschäftigt waren. Der Junge leugnet hartnäckig.

Teschen (Oester. Schlesien, 17. Juli. Ein ge­waltiger Wolkenbruch verwandelte gestern abend die Bäche in der Umgegend von Teschen in reißende Ströme und setzte die Vorstädte Brandeis und Ell- gots unter Wasser. In Karwin richtete der Wolken­bruch einen Schaden von ungefähr 1'/- Millionen an. Die Ortschaften Andersdorr und Steinau sind überschwemmt. In Steinau steht die Kirche 25 Zentimenter unter Wasser. Die Ernte ist voll­ständig vernichtet.

Außig, 17. Juli. Bei der Feuersbrunst in Ober- kamnitz, «o in der vergangenen Nacht ein Wohnhaus atbrannte, sind drei Erwachsene und zwei Kinder ver­brannt. Eine weitere Person wurde tötlich verletzt.

Casteltermini, 17. Juli. In der Schwefelgrube San Eiovanello Lobue, in der 700 Bergarbeiter beschäftigt waren, brach Feuer aus. Die Arbeiter versuchten aus­zufahren, aber es war nur ein Ausgang vorhanden, sodaß sich nicht alle retten konnten. 23 Mann sind nicht ausgefahren. Man befürchtet, daß sie umgekommen sind. Wegen der großen Menge von schwefligen Gasen ist eine Rettung unmöglich.

Paris, 17. Juli. Wie aus London gemeldet wird, wurde ein an einen dortigen Juwelenhändler aus Paris abgesandtes Postpaket mit Perlen im Wert von 3>L Millionen ausgeraubt. Es enthielt bei der Ueber- gabe an den Juwelenhändler anstatt Perlen nur einige Stücke Zucker. Die englische Polizei glaubt, daß der Diebstahl in Paris verübt worden ist, da der Zucker französischen Ursprungs ist.

Paris, 17. Juli Die Kammer hat heute vor­mittag die Einstellung der Jahresklasse 1913 in der zweiten Hälfte des November beschlossen.

Petropawlowsk, 27. Juli. Auf der Insel Kar- winski landeten mit 7 Fahrzeugen 105 Japaner und zwangen in dem Dorfe Kagrago die Einwohner mit Gewalt, sämtliche Vorräte an Pelzwaren aus­zuliefern und erbeuteten für große Summen Blau­fuchs- und Zobelfelle. Die Japaner segelten sofort wieder ab.

Gerichtssaal.

Herrenberg, 17. Juli. Der Schuhmacher Gott- lieb Immanuel Rall von Unterjesingen wurde vom Forstpersonal beim Stellen von Rehschlingen im dortigen Wald angetroffen. Es wollte zwar nur zufällig die Schlinge gefunden haben, allein sein Leugnen half nichts, er wurde gestern vom Schöffen­gericht zu einem Monat Gefängnis verurteilt.

Berlin, 17. Juli. Der Prozeß Koghen ist auf un­bestimmte Zeit vertagt worden. Inzwischen sollen die Mutter, die Brüder und der Anwalt der Familie des Angeklagten in Kiew kommissarisch über die Vermögens­verhältnisse Koghens vernommen werden, da der Ange­klagte behauptet, er sei in der Lage gewesen, seine Schul­den zu bezahlen, woran er nur durch die Verhaftung gehindert worden sei.

Landwirtschaft «nd «Srtt«.

Stuttgart, 17. Juli. Schlachtviehmarkt. Zu­getrieben: Großvieh 177, Kälber 404, Schweine 988. Ochsen 1. Kl. 98-100 Mark. Bullen 1. Kl. 86 bis 90 Mark, Stiere 1. Kl. 101104 Mark, Jungrinder 2. Kl. 97-101 Mark, Kälber 1. Kl. 100106 Mark, Kälber 2. Kl. 9399 Mark, Kälber 3. Kl. 85-92 Mark, Schweine 1. Kl. 7880 Mark, Schweine 2. Kl. 7577 Mark, Schweine 3. Kl. 6870 Mark. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

Ludwigsburg, 16. Juli. Schweinemarkt. Zufuhr 33 Läuferschweine, 150 Milchschweine; verkauft 15 Läu­ferschweine, 130 Milchschweine. Preis für ein Läufer­schwein 3850 -R, für ein Milchschwein 1828 ^l. Die Zufuhr von Milchschweinen war heute eine mitt­lere, von Läuferschweinen eine schwache. Der Verkauf ging in beiden Gattungen bei sinkenden Preisen gut und rasch von statten; alles seuchenfrei.

Ulm, 16. Juli. Viehmarkt. Zugesührt waren 7 Farren, 1 Ochse, 14 Kühe, 33 Kalbinnen und Jung­rinder und 3 Kälber. Bei lebhaftem Handel wurden ansehnliche Preise erzielt, die sich bewegten bei Farren zwischen 205 und 300 bei Kühen zwischen 325 und 450 -N, bei Kalbinnen und Jungrindern zwischen 150 und 250 lN. Eesamtumsatzsumme bei rund 20 Verkäufen 5000 -R.

Marbach a. N., 17. Juli. Noch vor 10 Jahren ist die Pferdezucht im Bezirk nur vereinzelt vorgekommen. Heute aber ist sie durch den Murrgau- Pferdezuchtverein (Sitz in Burgstall), zu hoher Blüte gelangt. Beredtes Zeugnis wurde dem Verein bei der jüngst in Eiengen a. d. Br. stattgefundenen staatlichen Prämiierung der Zuchtpferde des kaltblütigen Schlags des Landes aus­gestellt. Einschließlich 9 Saugfohlen hatte der Verein 30 Pferde in 20 Nummern ausgestellt, worauf 19 Preise fielen in Höhe von zusammen 1570 -R. Darunter ist der erste Familrenpreis mit 120 zugefallen den Züch­tern Eöpper und Schwaderer für eine Stute mit fünf eigenen Nachkommen. Anläßlich der Prämiierung wur­den von den Vereinsmitgliedern ausgestellten Pferden, den, von denen 20 selbstgezüchtete waren, verschiedene 34 Monate alte Absatzfohlen im Preise von 430540 Mark verkauft.

Heiteres.

Besucher:Deine Schwester Gertrud ist also die älteste, wer kommt denn nach ihr?" Karlchen:Gar keiner kommt mehr nach ihr; das ist ja das Unglück, sagt Mama, und darum wird sie wohl eine alte Jung­fer bleiben."

Familie bei Tisch, der Erbonkel bei East. Der kleine Willi:Mama, die Nelli soll dem Onkel noch zwei Teller und zwei Gläser bringen." Mama:Wo­zu denn, Willi?" Willi:Du hast doch heute früh zum Papa gesagt: der Kerl ißt und trinkt heut' gewiß wieder für drei!"

Leutnant:Darf ich Sie um die Hand Ihrer Toch­ter bitten, Herr Kommerzienrat?" Kommerzienrat (unangenehm überrascht):Ah... Herr Leutnant... wie kommen Sie dazu..." Leutnant (begütigend): Sie haben mir doch schon so oft aus der Verlegenheit geholfen, Herr Kommerzienrat..." _

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner.

Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Gottesdienste.

8. Sonntag nach Trinit.. 2V. Juli. Vom Turm: 288. Predigt­lied: 290, Ich weiß von keinem andern Grunde rc. (A. Gs. B. 318l 8 Uhr: Frühpredigt, Stadtpfarrer Schmid. 9'/- Uhr: Hauptpredigt, Dekan Roos. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen.

Sakobus-Feiertag, 25. Juli. 8 Uhr abends im Vereinshaus: Gustav-Adolf-Stunde, Stadtpfarrer Schmid.