Das Zentrum der Armee war zum Stoß gegen Silistria be­stimmt. In den Nachtstunden begann der Vormarsch des lin­ken Flügels. Er überschritt am Vormittag die Landesgrenze zwischen Bulgarien und Rumänien in der Richtung auf Balt- schik am schwarzen Meere. Die außerhalb von Giorgow ver­sammelten Truppen marschierten in den stützen Morgenstun­den in die Stadt ein, utid wurden auf Handelsschiffe ge­bracht, die sie um 12 Uhr in Rustschuk landeten. In Tur- tukaja befindet sich das Oberkommando der rumänischen Ar­mee. Nach einer Meldung sollen die drei bulgarischen Städte. Silistria, Rustschuk und Turtukaja und 7 andere Ortschaften besetzt sein.

Wien, 13. Juli. Die Haltung Oesterreichs in den Bal­kanstagen ergibt sich daraus, daß Bulgarien es abgelehnt hat, dem Rat des Grafen Berchtold zu folgen und Rumänien recht­zeitig abzufinden, weshalb Oesterreichs Politik sich heute darauf beschränken muß, einerseits die rumänische Aktion zu unterstützen, solange sie das Gebiet Turtukaja-Baltschik nicht überschreitet und andererseits bei der endgültigen Bestimmung der neuen Grenzen auf dem Balkan, namentlich der serbisch­bulgarischen Grenze, sich Gehör zu verschaffen.

Wien, 13. Juli. Die Porte hat dem Generalissimus Jzzet Pascha ein Telegramm geschickt des Inhalts, ein Jrade sanktioniere den Beschluß des Ministerrates, der den Gene­ralissimus ermächtigt alle nötigen Maßregeln zu ergreifen, um das der Türkei gehörige Gebiet zu besetzen.

Stadt, Bezirk and Stachbarschaft

Talw, 14. Juli 1913.

Das 4. Abonnementskonzert der Stadtkapelle konnte gestern bei schöner Witterung im Garten desBad. Hofs" abgehalten werden. Der Besuch war nicht gerade schlecht, hätte aber ein noch stärkerer sein dürfen, jeden­falls verstärkte sich der Eindruck, datz diese vorzüglichen Konzerte der Stadtkapelle unter der Bevölkerung der Stadt noch lange nicht die Popularität besitzen, wie sie es in Wirklichkeit verdienten. Wie wir schon öfter hervorhoben bietet die Calwer Stadtkapelle unter Musikdirektor Frank, was unter den gegebenen Verhält­nissen ihr zu bieten möglich ist. Und es ist ein Ver­dienst für sich, daß Herr Frank mit seinem Repertoire sich nicht überbietet, sondern sich hübsch mit dem für seine Kräfte Möglichen u. Erreichbaren begnügt. Darauf beruht mit der Erfolg, der der Stadtkapelle fast immer, wenn sie sich hören läßt, sicher ist. Die günstige Auf­nahme, die Programm und Ausführung des gestrigen Konzerts bei den in gemütlicher Sonntagsstimmung im sommerlichen Garten versammelten Zuhörern fand, war wohl verdient. Jeder Geschmacksrichtung war Herr Frank bei der Zusammenstellung des musikalischen Speisezettels entgegengekommen und die 2X> Stunden im Bad Hof-Garten wurden einem zu recht schöner Sonntagnachmittagsunterhaltung, von der alles befrie­digt heimkehren konnte.

Juliwetter scheints jetzt doch noch glücklich werden zu wollen. Der gestrige Sonntag unterbrach die Reihe der rauhen Sommertage recht angenehm, indem er heißes und trockenes Wetter mitbrachte, das sich den ganzen Tag über behauptete und auch durch vereinzelt drohende Wetterwolken nicht ernstlich gestört wurde. Die Leute benützten den ersten schönen Sommersonntag der letzten Wochen natürlicherweise recht fleißig zum Ausfliegen, eine große Anzahl Wanderer hatte auch unsre Gegend aufgesucht. Solch ein Sonntag, an dem die Sonne so freundlich scheint, ist eben doch willkom­mener undsonntäglicher" als einer mit verweintem, trübem Gesicht ganz wie bei den Menschen. Recht viel Sonne, auch am Werktag und ins Werktagsleben

hinein und weil unsre Felder sie jetzt recht notwendig brauchen lieber Petrus, laß es so!

Das Kurtheater von Bad Liebenzell (Stuttg. Schau­spielhaus-Ensemble) wird am kommenden Freitag hier im Bad. Hof mit EsmansVater und Sohn" ein Gast­spiel geben. (Einges.)

Zugabfertigung durch die Zugführer. Vom 15. Juli an wird der Aufsichtsdienst bei den Zügen und die Zugab­fertigung auf allen Stationen V. Klasse mit und ohne Block­dienst, ausgenommen die Stationen Mettingen und Wildpark, auf den Ausweichstellen, sowie weiter auf den im Anhang zum Fahrplanbuch besonders bezeichnten Bahnhöfen den Zugfüh­rern übertragen. Auf den mit Ausfuhrsignalen versehenen Stationen (auch Blockstellen) gilt das Stellen des Ausfahr­signals auf Fahrt, auf den Blockstellen ohne Ausfahrsignale das Stellen des Blocksignals auf Fahrt als Zustimmung des Fahrdienstleiters zur Abfahrt.

8cb. Mutmaßliches Wetter. Für Dienstag und Mitt-i woch ist in der Hauptsache trockenes und wärmeres Wetter zu erwarten.

m. Hirsau, 14. Juli. Die Einweihung unserer neuen Kuranlagen soll, nachdem sie nahezu fertiggestellt sind, am Sonntag, den 3. August d. I. stattfinden. Die Spenden hiezu sind sehr erfreulich. Einige hiesige Herrn haben namhafte Geldbeträge zugesagt. Weitere Damen und Herrn stifteten Bänke und Gartenmöbel, 1 Mäh­maschine, Trinkbecher, verschiedene Jagdstücke zur Aus­schmückung der wirklich schönen Kurhalle. Die verschie­denen Wege befinden sich nunmehr auch in gutem Zu­stand. Bei den bis jetzt stattgehabten Kurkonzerten leistete Herr Musikdirektor Frank mit seiner Stadtkapelle Vorzügliches. (Eingesdt.)

vl. Bad Liebenzell, 13. Juli. Im städt. Kurtheater wurde gestern bei vollbesetztem HauseDer Himmel auf Erden" von Jul. Horst gegeben. Der erste Akt spielt in Wien. Dr. Bühlau hat seinem Schwiegervater in Meran im Einverständnis mit seiner Frau den Be­sitz eines Landguts vorgetäuscht; sein Freund, Gutsbe­sitzer Hilpert, hat der Erbtante in Siebenbürgen die von ihr gewünschte Verehelichung gemeldet. Unver­mutet trifft der Schwiegervater Lämmermayer in Wien ein, um mit seinen Lieben auf das Landgut zu fahren, und keine Ueberredungskunst ist imstande, ihn von die­sem Vorsatz abzubringen. Durch List gelingt es end­lich, seine Rückreise zu veranlassen. Die Erbtante hat dem Neffen ihren Besuch angezeigt, um dessen Frau kennen zu lernen. Nun galt es, Bühlau ein Landgut und Hilpert eine Frau zu beschaffen. Da kommen die Freunde überein, sich gegenseitig auszuhelfen. Der 2. und 3. Akt spielt nun auf Hilperts Gut Lindenau. Die Tante möglichst bald wieder zur Abreise zu veran­lassen, mißlingt. Da trifft auch noch der Schwieger-' oater ein. Für ihn ist Dr. Buhler der Besitzer, Hilpert sein Verwalter, bei der Tante umgekehrt. Als noch vollends der Eutsnachbar v. Wippritz mit Frl. Tochter erscheint, steigert sich die Verwirrung und es ergeben sich so verzwickt drollige Zustände, die stürmische Heiter­keit Hervorrufen. Die Leistungen einzelner Künstler hervorzuheben, erübrigt sich; alle boten ihr Bestes.

G Bad Liebenzell, 14. Juli. Das gestrige Kirchen­konzert von Frl. A. L. Pfund, Oratoriensängerin und Hrn. Organist W. Lang aus Stuttgart lockte eine statt­liche Zahl von Freunden edler, klassischer Musik an. In Hrn. W. Lang, einem Neffen und Schüler von Prof. H. Lang, lernten wir einen Orgelkünstler kennen, der über eine hervorragende Fertigkeit verfügt. Das Pro­gramm enthielt Proben aus den Werken Bachs, Men­delssohns und Rheinbergers. Frl. A. L. Pfund erzielte

Amina.

5) Roman von Gerhard Büttner.

Hüte ab," kommandierte der Italiener,die Sig­nora soll leben, verzeihen und gnädig sein!"

Und hoch flogen die Mützen, so übermütig und kraft­voll, daß Amina, ob sie wollte oder nicht, doch ein wenig belustigt über die Jugendposfe stehen blieb. Doch rasch wollte sie weiter.

Kaum, daß sie sich aber wandte, sah sie den kleinen, tiefschwarzen Italiener neben sich stehen und hörte ihn sagen:Wenn Signora Thomaso den Italiener In­genieur Emanuel Paltram nicht mehr erkennen, so ge­nügt es wohl, wenn ich in Ehrfurcht daran erinnere, daß ich Eurem Gemahl die Krananlagen in seinen Speichern herstellte und schon vor Jahren das Vergnü­gen hatte, die schöne Signora sogar mit Signor Viktor Thomaso in Durazzo zu besuchen." Und er reichte ihr seine schmale weiße Hand hin.

Amina erblaßte. Einen Moment schien sie ihr Gleichgewicht zu verlieren. Doch dann ergriff sie ein wenig beruhigter seine dargebotene Rechte.

Wohl, Signor, ich erinnere mich Ihrer. Aber was für ein Zufall führt Euch in diese deutsche Gegend? Kommt Ihr direkt aus Italien? Ich hielt, als ich die­sen Ort zum Erholungsaufenthalt wählte, Steinkirchen für so weltunbekannt, daß ich glaubte, hier ungekannt einmal mir selbst leben zu können, fern allem . . . !"

Amina schwieg und biß sich auf die Lippen. Bei­nahe hätte sie ein folgenschweres Bekenntnis vor so vielen Männern ausgesprochen. Wußte dieser Italie­ner von ihr, um ihr Zerwürfnis mit dem Gatten?

Wohl kaum. Er erschien ihr nicht als ein abgesandter Spion, der sich nach ihr erkundigen sollte. Die Begeg­nung erschien ihr wirklich als Zufall.Nun," nahm Sig­nor Paltram das Wort,wir Fachleute sind eben so international wie möglich! Heute am Vesuv dienstbar, um pompeijanische Ausgrabungen zu fördern, morgen am Rhein, um irgend einen Brückenbau mitauszu- fllhren. Zur Zeit liegen uns Strandbefestigungsarbei­ten ob. Ans Ingenieuren geht's wie den Künstlern der Bühne: Diesen Sommer weilt man als Hamlet- Gastspieler in Amerika, im nächsten in England; in diesem Winter in Norwegen, im nächsten in Rußland, jung, kühn und lebenslustig!"

Sie waren unwillkürlich miteinander ins Gehen geraten und blieben nun direkt vor dem Tische seiner Freunde stehen, denen er nun die Signora vorstellte.

Es waren feudale Gesellen, seine Freunde. Beson­deren Eindruck auf Amina machte der Oesterreicher, ein gebürtiger Kärntner, Rudolf von Haller, der auch ihre Heimat kannte und viel Schönheit dortigen Lebens in sich ausgenommen zu haben schien. Stehend plauderten Amina und v. Halleru eine kurze Spanne Zeit mitein­ander. Und bald war es, als sprang von der jungen Frau auf den jungen Mann, wohl den gesetztesten der Freundesrunde, ein Zauber über, der auch eine Rück­wirkung auszulösen schien. Wenigstens folgte Amina beständig v. Hallers Worten und war ganz befangen, als Signor Paltram meinte, daß er es gar nicht für ausgeschlossen halte, daß Oesterreich und die Türkei mit der Zeit noch zu ganz annehmbaren Freundschafts­beziehungen kommen könnten. Den leisen Vorwurf, der in des Italieners Worten lag, überhörte Amina völlig

durch den feinen, sicheren Vortrag von 5 geistlichen Ge­sängen eine gute Wirkung. Die Sängerin verfügt über eine wohlklingende, gut geschulte und wo es gilt, auch ausgiebige Sopranstimme, wie man aus dem Vortrag von BeethovensDie Himmel rühmen" besonders ent­nehmen konnte.

8t. Oberhaugstett, 14. Juli. Dem Hauptlehrer Di- gel hier ist eine ständige Lehrstelle in Tamm bei Lud- wigsburg übertragen worden.

m. Eechingen, 12. Juli. Im Aufträge der König­lichen Landesfeuerlöschinspektion wurde heute nachmitt, durch den Vezirksfeuerlöschinspekt., Oberamtsbaumeister R i d e r e r - Calw, die neu angeschaffte, 10 Meter hohe Feuerwehrleiter einer Uebernahmeprllfung unter­worfen, welcher beiwohnten: Schultheiß Ladner mit einigen Mitgliedern des Gemeinderates, sowie das Feuerwehr-Kommando mit dem Steigerzuge.

Weilderstadt, 13. Juli. Am Gasthaus zum Adler stießen heute morgen zwei Motorradfahrer zusammen. Der eine wurde verletzt am Kopf, das Rad des andern wurde stark beschädigt. Ein Einwohner, der letzte Woche Fische gegessen hat, liegt schwer erkrankt an Fischvergiftung darnieder.

Birkenfeld O. A. Neuenbürg, 12. Juli. Gestern fand hier der 5 Jahre alte Sohn des Goldarbeiters Herz auf der .Straße eine scharfe Revolverpatrone. Er und ein Kamerad namens Schaßberger spielten so lange damit, bis sie sich ent­zündete. Bei der Explosion wurde dem kleinen Schaßberger die Hand übel zugerichtet; u. a. wurden ihm zwei Finger ab­gerissen.

Altensteig, 13. Juli. Die Gattin eines hiesigen Beamten kam dazu, wie ein zehnjähriger Knabe dem Ersticken nahe war. Auf ihren Rat vermochte er noch, seinen Zeigefinger in den Hals zu stecken, worauf durch den starken Reiz ein eckiges Stück Candiszucker zum Vorschein kam, das dem Buben beinahe das Leben gekostet hätte.

Württemberg.

Sommerfest und Jubiläumsfeier der Volkspartei.

Ebingen, 13. Juli. Das Parteisommerfest, mit dem zu­gleich das silberne Parlamentsjubiläum des Reichs- und Landtagsabgeordneten Konrad Haußmann, das 50jährige Jubiläum der Ebinger Volkspartei und das 25jährige des Neuen Albboten" verbunden ist, nahm am Samstag abend mit einem zwanglosen Zusammensein der Ebinger Partei­freunde mit den bereits erschienen Festgästen im Hotel Post seinen Anfang, wobei Konrad Haußmann der verstorbenen großen Toten der württ. Volkspartei gedacht. Sonntag vor­mittag brachten die Züge Gäste und Freunde der Partei aus nah und fern, die am Bahnhof von der Stadtkapelle jeweils begrüßt wurden. Um 11 Uhr war auf dem Schweinweiher, wo die Kapelle konzertierte, der Treffpunkt. Nach dem in der Post und im Saalbau gemeinschaftlich eingenommenen Mittagessen, wobei zahlreiche Telegramme zur Verlesung kamen und ver­schiedene Tischreden gehalten wurden, bewegte sich der Festzug durch die reich beflaggten Straßen der Stadt zum Maien­festplatz auf die Riedhalde. Hier wurden die Begrüßungs­ansprachen eingeleitet von Fabrikant Cleß. Stadtschultheiß Spanagel hieß im Namen der Stadt die Versammlung herzlich willkommen. Der Reichstagsabgeordnete Kopsch- Berlin, der sich das Thema gestellt hatte, überdie politische Lage" zu reden, überbrachte im Namen der Gesamtpartei den Parteifreunden im Schwabenlande ebenfalls die herzlichsten Grüße und dem Abg. Haußmann und seinem Wahlkreis zu seinem silbernen Jubiläum die herzlichsten Glückwünsche. Der Liberalismus hat mächtige Gegner rechts und links, nicht zu

und widmete seinen Worten nur hin und wieder einige Aufmerksamkeit, wenn seine öfteren satyrischen Bemer­kungen in politischen Dingen die Heiterkeit seiner bei­den deutschen Freunde auslöste.

Der Einladung der Freunde, doch an ihrem Tische den Morgenimbiß einzunehmen, leistete Amina aber keine Folge.

Seitdem ich hier bin," sagte sie, liebe ich die Ein­samkeit. Ich werde lieber allein frühstücken. Und über­haupt bin ich nicht gewohnt, in so zahlreicher Herren­umgebung zu weilen. Sie wissen ja, Signor, daheim in Durazzo meiden die Frauen den Umgang mit an­deren Männern, als mit dem Gatten, und von der Frei­heit, die ich in deutschen Gauen genießen könnte, kann ich keinen Gebrauch machen, weil ich die Sitten liebe, die mein Vaterland übt. Und ich halte dafür, daß die Tugend einer Frau das kostbarste Kleinod ist, das die Weiblichkeit besitzt. Ihr Freund von Haller wird Ihnen das wohl bestätigen!" Sie warf einen vielsagenden Blick zu diesem hinüber.Nicht wahr, Herr? Empfin­den die österreichischen Frauen nicht auch so?"

Ich kenne die Frauen wenig," meinte v. Haller," aber die Signora wird nicht ganz falsch schätzen. Ein großer Teil der Frauen meiner Heimat dürfte ähnlich fühlen und denken, wenigstens der Adel meines Hei­matsvolkes, womit ich die meine, die eine ästhetische Bildung besitzen: auf dem Lande die, die nicht ver­bauern, in den Städten die, die nicht der Unkultur das Wort reden. Wissen Sie: der ärgste Feind der Tugend ist das Pflaster, die Promenadenstraßen und was so darum und daran hängt. Ich war nur erst einmal in meinem Leben in Paris . . .!"