wird. Cs ist deshalb in kürzerer Frist mit einer Ersatzwahl sür den Reichstag in Stuttgart und für den Landtag in Stuttgart-Amt zu rechnen.
Schwenningen, 12. Juli. Gegen den Thomas Rold geboren 1870 zu Furtwangen, zuletzt hier als Geschäftsführer des Deutschen Metallarbeiterverbandes tätig, bat das Amtsgericht Rottweil die Untersuchungshaft wegen Unterschlagung und Untreue verhängt. Nach dem Flüchtigen wird gefahndet.
Tailfingen, 12. Juli. Am letzten Freitag wurde der beim 8. Jnf.-Regt. in Straßburg dienende Soldat Göhr wegen geistiger Verwirrung zu Verwandten hierhergebracht. Vor 3 Tagen unternahm er einen Spaziergang, von dem er bis heute nicht mehr zurückkehrte.
Pfullingen. 11. Juli. Die bürgerlichen Kollegien haben heute in Anwesenheit des Baurats Seif- fert von der Württ. Eisenbahngesellschaft die Erbauung einer elektrischen Bahn nach Reutlingen durchberaten und einstimmig genehmigt. Der Betrieb wird spätestens am 1. April 1915 eröffnet
-werden.
Miinfingen, 11. Juli. Auf dem Truppenübungsplatz in der Schmiedewerkstätte des Artillerie-Scheibenparks spannte der Unteroffizier Balke einen Zünder in einen Schraubstock und hantierte an ihm herum. Der Zünder explodierte und verletzte den Unvorsichtigen tödlich.
Ellwangen. 11. Juli. Im nahen Eggenrot schlug ein Volksschüler gestern nachmittag mit einem Hammer eine Patrone auf. Dabei wurde dem Buben der Daumen der rechten Hand weggerissen. Dem Vater gab er an, ein Jäger habe ihn im Walde erschossen. Auf Vorhalt des beigezogenen Arztes gestand er jedoch seine Schuld ein. Mit dem Daumen dürfte auch die ganze rechte Hand verloren sein.
Friedrichshafen, 11. Juli. Graf Zeppelin veröffentlicht folgenden Dank: „Zu meinem 75. Geburtstag sind mir von nah und fern, von den Spitzen staatlicher und kommunaler Behörden, von Hochschulen, Schulen, einzelnen Schülern und Schülerinnen, von der Presse, aus Luftschifferkreisen, von Krieger-, Arbeiter-, Jugend- und anderen Vereinen aller Art, von Stammtischen, von staatlichen und Privatbeamten, großen und kleinen gewerblichen Unternehmungen, sowie landwirtschaftlichen Betrieben, von alten Kriegskameraden, lieben Freunden und sonstigen Personen Glückwünsche in so großer Zahl zugegangen, daß es mir unmöglich ist, wie es meinem Herzen Bedürfnis wäre, allen einzelnen besonders zum Ausdruck zu bringen, wie wohltuend und ehrend ich diese Kundgebungen empfinde und wie herzlich dankbar ich für sie bin. Ich bitte daher, meinen von bewegtem Herzen kommenden Dank auf diesem Wege gütigst entgegennehmen zu wollen. Graf Zeppelin. Friedrichshafen, 10. Juli 1913."
A«s Wett und Zeit.
Kassel, 11. Zuli. Auf dem hiesigen Hauptbahnhofe, wo gegenwärtig Erweiterungsarbeiten ausgeführt werden, fuhr heute nachmittag auf dem Rangierbahnhof ein fahrbarer Kran gegen eine neue Sandsteinmauer. Mehrere der großen Quadern stürzten herab, wobei der Monteur getroffen und lebensgefährlich verletzt wurde. Bald darauf wurde beim Umlegen von Weichen ein LOjühriger Rottenarbeiter von einem Waggon überfahren und auf der Stelle getötet.
Mülhausen, 11. Zuli. Die Beerdigung der bei den Streikunruhen gefallenen beiden Arbeiter fand unter ungeheurer Beteiligung der Bevölkerung Dörnachs statt. Die Ruhe wurde nicht gestört, trotzdem sämtliche Schutzleute zurückgezogen waren. (Vielleicht gerade deshalb! D. R). Am Grabe wurden Kränze mit Inschriften niedergelegt. Einige Kränze trugen die Inschrift „Die Opfer der Polizeidiktatur". „Den Opfern des Klassenstaates". Nach der Beerdigung verlas der Reichstags- u. Landtagsabgeordneten Emmel einen Befehl des kommandierenden Generals (?) von Mülhausen welcher die Rückkehr von der Beerdigung in geschloffenen Trupps verbot. — Am Abend fand eine von 2000 Personen besuchte Demonstrationsversammlung statt, bei welcher über den Streik am Bahnhof Reden gehalten und das Einschreiten von Polizei und Militär scharf gegeißelt wurde.
Eydtkuhnen, 11. Juli. Unter dem Verdacht, Spionage zu Gunsten Rußlands getrieben zu haben, wurde gestern der Mechaniker Karl in Eydtkuhnen verhaftet. Als er in die Arrestzelle gebracht werden sollte, schlug er den Wärter nieder und entfloh. Er konnte bis jetzt noch nicht wieder ergriffen werden. Es wird vermutet, daß Karl noch Helfershelfer gehabt hat.
Wien, 11. Juli. Jn Pola, dem österreichischen Kriegshafen, ist man einer umfangreichen Spionageaffäre auf den Grund gekommen. Auf Grund der Untersuchung wurden bisher 15 Personen verhaftet. Die Verhafteten sind teils aktive, teils ehemalige Unteroffiziere der Kriegsmarine, sowie Arbeiter des Marinearsenals. Die Verhafteten sollen militärische Geheimnisse an das Ausland verkauft haben, wofür ihnen sehr erhebliche Geldbeträge gezahlt wurden.
Madrid, 11. Juli. Als neueste liberale Maßnahme der spanischen Regierung stellt sich ein im Amtsblatt erschienener Erlaß des Justizministers dar, wonach die Zivilehe ohne weiteres für solche, die sich als Nichtkatholiken erklären, gestattet ist. Diese Maßregel wurde veranlaßt durch die Weigerung eines Richters, die Ziviltrauung eines Brautpaares zu gestatten unter dem Vorwand, daß beide getauft und demnach katholisch seien. Der Erlaß spricht den Richtern das Recht ab, in Gewissenssachen zu forschen und maßregelt streng den betreffenden Justizbeamten.
Serichtsfaal.
Stuttgart, 10. Juli. Vor der Strafkammer stand heute Dr. Gustav Hägermann, Redakteur des „Beobachter", unter der Anklage, er habe im Beobachter Nr. 28 vom 4. Februar 1913 den Oberamtmann Bauer von Niedlingen beleidigt. Es wurde dem Oberamtmann in dem inkrimierten Artikel, der als eine Einsendung aus Riedlingen zu betrachten war und für den Dr. Hägermann als verantwortlicher Redakteur zeichnete, vorgeworfen, er habe eine Adresse, die von den Oberamtmännern Württembergs dem Staatsminister v. Pischek bei seinem Ausscheiden überreicht werden sollte, als einziger Oberamtmann in Württemberg nicht unterzeichnet. In Riedlingen gehe das Gerücht, der Oberamtmann habe diese Unterlassung deshalb begangen, weil er die Kosten gescheut habe. Man könne dafür aber auch andere Gründe anfllhren. Oberamtmann Bauer wurde ferner als „eiser Josef" oder „Josef von Stadion" bezeichnet. Ferner wurde ihm vorgeworfen, er habe dadurch, daß er am Begräbnis des früheren Stadtschultheißen von Buchau und Bezirksratsmitglied Schappert
nicht teilgenommen habe, seinen christkatholischen Haß gegen den Verstorbenen bis übers Grab hinausgetragen. Zum Schluß wurde dann in dem Artikel bemerkt, es sei höchste Zeit, daß der Oberamtmann den Riedlinger Staub von seinen Füßen schüttle. In der Verhandlung erklärte Oberamtmann Bauer, daß der Spitzname „eiser Zosef" nie von seinen Freunden, sondern nur von seinen Gegnern gebraucht werde und deshalb als Beleidigung ausgefaßt werden müsse. Dann habe er die Adresse an den Staatsminister v. Pischek deshalb nicht unterschrieben, weil er mit der Amtsführung des Ministers nicht einverstanden gewesen sei, und auch nicht mit der Nachgiebigkeit, die Herr v. Pischek gewissen Parteien und Strömungen gegenüber gezeigt habe. Ferner habe Herr v. Pischek auf die Kollegialposten stets nur jüngere Leute berufen und die älteren Oberamtleute nicht gefördert. Ihm, dem Oberamtmann selbst, sei eine Beförderung in Aussicht gestellt gewesen, sie sei aber nicht erfolgt. Aus all diesen Gründen habe er die Adresse nicht unterzeichnen können. Der Vorfall beim Begräbnis des Schappert sei so, daß er erstens leidend gewesen sei, zweitens habe er im Jahre 1907, als Schappert von seinem Dienst als Stadtschultheitz in Buchau zurückgetreten sei, versucht, dem Mann das Ritterkreuz 2. Klaffe des Friedrichsordens zu verschaffen. Es seien aber von der Regierung moralische Bedenken geltend gemacht worden und der Versuch sei deshalb mißlungen. Durch die Neubesetzung der Stadtschultheißenstelle in Buchau seien wesentlich andere Verhältnisse eingetreten und seine Beziehungen zu Schappert seien dadurch allmählich kühler geworden. Schließlich sei in der Schwäb. Tagwacht eines Tages ein Artikel erschienen, der sich gegen einige andere und seine Person gewandt habe, und den Verfasser oder wenigstens Inspirator habe man geglaubt, in Schappert suchen zu müssen. Er als Vorsitzender des Bezirksrats, dessen Mitglied Schappert gewesen sei, habe diesen dann auf seine Kanzlei kommen lassen und habe ihm die Bitte ausgesprochen, er möge ihm auf Ehrenwort versichern, daß er weder der Verfasser des Artikels sei, noch daß er von dessen Abfassung irgend etwas gewußt habe. Schappert habe sich darauf außerordentlich ausfällig gegen ihn benommen und das sei der Grund gewesen, weshalb er dem Leichenbegängnis fern geblieben sei. Staatsanwalt Cuhorst beantragte gegen den Angeklagten eine Geldstrafe von 100 M und Publikationsbefugnis für den Beleidigten im Beobachter. Das Gericht erkannte wegen eines durch die Presse verübten Vergehens der Beleidigung auf 100 Mark Geldstrafe.
Landwirtschaft und Märkte.
Wangen i. A., 11. Juli. Alljährlich am „Ulrichstag" pflegen die „Kirschenbauern" aus dem Oberamt Tettnang und der Seegegend ihr Erzeugnis, oft Hunderte von Körben, hierher zu bringen und es entwickelt sich ein regelrechter Kirschenmarkt. Heuer aber war nicht ein einziger Korb zugeführt, ein Beweis der schlechten Ernte. Dieser Fall ist, wie ältere Leute versichern, noch nie dagewesen. Um dem Bedürfnis einigermaßen zu genügen, hatten sich mehrere Händler mit ausländischen Kirschen versorgt. Allein auch diese kamen nicht auf ihre Rechnung, denn bei dem hohen Preise (50—55 pro Pfund, mangelte die Kauflust.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei:
Amtliche und Privatanzeigen.
Giiltlingen O.A. Nagold.
Offene Lehrstelle im Verwaltungsfach.
Ein junger Mann, mit der vorgeschriebenen Schulbildung, kann bei mir aus 1. oder 15. September d. Js. als
I-eNrllnz
eintreten. Kost und Wohnung beim Prinzipal.
Schultheiß, Derwaltungsaktuar uno Grundbuchbeamter: Kern.
Aichhalden.
Das Sammeln
von Waldbeeren aller Art, ist auf hiesiger Markung für Auswärtige bei Strafe verboten.
Gemeinderat.
Weltenschwann.
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in den hiesigen Gemeinde- und Privatwaldungen ist für Auswärtige bei Strafe verboten.
Gemeinderat.
Sonntag, vormittags 11-12 lldr
(bei AünstiZer Mtterunx)
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IllilitSrvgrsin Kal«.
Samstag, den 12. Juli, Abends '/-9Uhr:
Monats- Versammlung
bei Kam. Seeger, Bäcker, Dorstadt.
Tagesordnung: Bezirkskriegertag, Aufnahmen und Sonstiges.
Zahlreiche Beteiligung erwartet
der Ausschuß.
Sommenhardt, 12. Juli 1913.
Verwandten u. Bekannten die schmerzt. Nachricht, daß unser liebes Kind
Georg
im Alter von 6 Jahren nach schwerer Krankheit sanft im Herrn entschlafen ist.
Um stille Teilnahme bitten die trauernden Eltern:
I. Mast u. Frau Katharine
Beerdigung Montag vormittag '/-II Uhr.
31.—---Z-31-31-— ..-—.31
^ Ltatt Karten. ^
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ist au! 3 Kolken verreist.
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sind in der Druckerei ds. Vl. stets zu haben: Klagschrifte«:
Zahlungsbefehl, Vollstreckung, Klage, Ladung.
Schuld- und Bürascheine, Mietverträge — Lehrverträge, Rechuuugsformulare in allen Größen. Wechselformulare. Quittungen.
Nächsten
Sonntag
Aus
marsch.
Näheres s. Avfchlag.