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Donnerstag, den LL. April

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Die Anabhängigkeit Südamerikas

Dem ,L>mickurger .Fremdenblatt" wird aus Buenos Aires geschrieben:

Bei Ausbruch des Kriegs war Südamerika mit Europa wirtschaftlich eng verbunden. Südamerika war die Er- MgMgsstatte für Nahrungsmittel und Rohstoffe, die von europäischen Schiffahrtsgesellschaften den europä schen Fa­briken Angeführt wurden. In Europa aber erhielten diese Erzeugnisse des südamerikanifchen Bodens die Gestalt, die sie für dm Verbrauch der Menschen geeignet macht. .An Teil der Fertigwaren wurde wiederum mit den Damp­fern und Seglern europäischer Reedereien über das Welt­meer nach den Ländern zurückgesandt, aus denen der größte Teil der in ihnen enthaltenen Rohmaterialien stammte.

Die Ausfuhr aus Südamerika, das Transportwesen und die Einfuhr nach Südamerika waren in den Händen von Europäern. Ebenso waren die Europäer Eigen­tümer aller in Südamerika tätigen Einrichtungen, die dieser Warmbewegung dienten, d. h. vor allem der dor­tigen Eisenbahnen und Banken. In Argentinien gehören die Eisenbahnen, mit Ausnahme der im Staatsbesitz be­findlichen, noch jetzt so gut wie ausnahmslos englischen MtienaeMsckaften. Tie großen Kauf- und Warenhäuser, m denen man alles kaufen kann, gehören ausländischen meist englischen Aktiengesellschaften.

Ter Weltkrieg störte dieses Gleichgewicht mit einem Schlag. Tie europäischen Fabriken mußten Granaten und Kriegsmaterial Herstellen und konnten nicht mehr für die Warenausfuhr arbeiten. Das europäische Kapital wur­de dermaßen von den Kriegsanleihen aufgesogen, daß binnen kurzem die meisten am Kampf beteiligten Völker sich Kredit suchend an den großen nordamerikanischen Brüder wenden mußten. Die überseeischen Dampstr wur­den zu Transportschiffen umgewandelt. Europa löste un­ter dem Druck der Kriegsnotwendigkeiten seine herge­brachten wirtschaftlichen Beziehungen zu den überseeischen Md insbesondere zu den südamerikanischen Ländern. Das einzige, was es nach wie vor von diesen Ländern ver­langte, waren Nahrungsmittel, für die in zahlreichen, wenn nicht in den meisten Fällen, die Bezahlung in der Form der Aufnahme eines Kreditsbei diesen Star­ten, die bisher ausschließlich Schuldner gewesen wa­ren, erfolgen mußte.

Eine solche Umwälzung hatte naturgemäß tief ein­schneidende Folgen im Wirtschaftsleben der südamerika­nischen Länder. Südamerika war sich selbst überlasten Md litt sehr bald unter dem Mangel an Fertig­waren. Alle Gegenstände des Luxus, alle Handwerks- Auge singen an knapp zu werden.

Erst hierdurch kam den Südamerikanern znm Bewußt­sein, daß die Rohstoffe, aus denen die europäischen Wa­ren hergestellt waren, zum ganz erheblichen Teil dem südamerikanischen Boden entstammten, daß also die Fa­brikation dieser Waren im südamerikanischen Land das Gegebene gewesen wäre. Man sing an, in Südamerika dem Ausbau einer heimischen Industrie seine Auf­merksamkeit zuzuwenden. Bei dem Schiffsmangel war es nicht mehr möglich, den argentinischen Weizen restlos Mch Europa zu verschiffen und einen Teil sodann als Weizenmehl zurückzuerhalten. Man war also gezwungen, diesen Weizen in Argentinien zu vermahlen. Die so entstandene argentinische Mühlenindustrie hat es be­reits so weit gebracht, daß sie in recht erheblichem Um­fang Mehl exportiert. Man erhielt aus Europa nicht mehr die Sendungen von Käse, die nach keinem A>hl zusammengesetzten Mahl fehlen durften. Ta man «ber ungezählte Rinderherden verfügte, so war der Schritt Ar Schaffung einer heimischen Milchindustrie ge­raden selbstverständlich. Es fehlte an Leder. Da man nahezu die halbe Welt mit Tierhäuten und Gerbstoffen darsorgt hatte, so mußte man wohl oder übel sich dazu Entschließen, im eigenen Lande Gebereien einzurichten.

Einen Markstein in dieser Bewegung bildete die Ein­setzung einer argentinischen Kommission zum Studium dn Entstehung und der Förderung der während des Welt- angs entstandenenErsatz"-Jndustrien. Sie wurde am ^ Juli 1918 bezeichnenderweise vom Ackerbauminister ^"gesetzt und hat vor kurzem ihren ersten Bericht er- Mttet. Ihre Vorschläge lausen daraus hinaus, daß die argentinische Republik den günstigen Augenblick benutzen wrd alle für die Schaffung einer nationalen Industrie Notwendigen Maßnahmen ergreifen müsse. So müsse sie jungen Industrien durch Ermäßigung oder Erlaß

Rohstoffen und der Einfuhr von Fertigwaren diente und nach den großen Häfen strebte, jetzt die heimischen Roh­materialien den heimischen Fabrikationsstätten zuführe und dann im Land als Fertigwaren verteile.

Ebenso geht Argentinien daran, eigene Banken zu schaf­fen, die die umgestaltete Volkswirtschaft finanzieren sol-< len. In Südamerika, dessen Wirtschaft oisher fast aus­schließlich agrarisch war, sodaß der Besitz in der Haupt­sache in Grund und Boden festgelegt ist, fehlt es doch keineswegs auch an beweglichem Reichtum. Eine ange­sehene argentinische Zeitung hat bereits hervorgehoben, daß 113 Argentinier in den ausländischen in Buenos Aires tätigen Banken offene Depots von je 1 Million Pesos und darüber besitzen. Zahlreiche füdamerikani­sche Staaten werden im Lauf des Jahres 1926 die erste Jahrhundertfeier ihrer politischen Unabhängigkeit von Europa begehen. Neben die politische Selbständigkeit Süd­amerikas tritt in mehr und mehr sichtbarer Aorm die wirtschaftliche Selbständigkeit dieses reichen Geoiets. Sie trat zuerst als eine Folgeerscheinung des Weltkriegs her­vor. Sie wird gegenwärtig dadurch gefördert, daß Euro­pa sich Ln politischen Kämpfen zerfleischt, statt für die Ausfuhr zu arbeiten und die gefährdete überseeische Stel­lung zu verteidigen. Und sie wird umso schneller zur

, je länger die eigentlichen Wort-

' Mrr und Machthaber rm Rat der europäischen Völ- ' ^Befriedigung von Haßgefühlen und von Rachsucht ^ ausbaumde politische und wirt-

Deutsche Nationalversammlung.

Berlin. 21. April.

Interpellation Baracke betreffend Durchgangsverkehr nach Ost­preußen durch polnischen Gebiet.

Abg. Bärecke (D.natl.Vp.): Polen sollte uns zu Dank ver­pflichtet sein. Statt dessen hat es feindselig unsere Hand zurück» gewiesen. Wir empfinden, was es heißt, Recht ohne Macht zu haben. Der Friedensvertrag sichert uns den freien Durch­gangsverkehr auf allen Linien. Jetzt wird er auf die eingler- sige Mebenbahnlinie LzerskMarienwerder beschränkt. Ostpreu­ßen soll vom Reich abgeschnürt werden. Die Regierung hat Abhilfe versprochen. Es ist aber noch immer nichts gesche» hen. Wir Ostpreußen wollen lieber mit Deutschland hungern, als mit den Polen Ueberschuß haben. Es muß etwas gesehen, und zwar sofort. Die Einwohnerwehren müssen zum Schutz gegen den Bolschewismus in Ostpreußen erhalten bleiben. Wir hoffen, daß der neue Reichsaußenmintster einen frischen Geist in sein Amt bringen wird.

Minister Dr. Köster: Der polnische Korridor ist ein rein künstliches Gebilde, das dem Aufbau der wirtschaftlichen Ge­sundung Europas ins Gesicht schlägt. Wer bürgt uns dafür, daß Polen bei der Abstemvelung feiner Noten nicht fertig wird und die Sperre des Korridors' (des Zugangs zu Ostpreußen) ins Ungemessene verlängert. Wir müssen zu einem festen Vertrag kommen, wie es uns zugesagt worden ist. Wir machten die Korridorfraae zum Gegenstand von Verhandlungen in Paris. Die Polen find bereit, in diesen Tagen die Besprechungen darüber zu beginnen. In diese Verhandlungen hinein ist nun die polnische Sperrverfügung, angeblich wegen der Banknoteiiabstem- pelung. gep'atzt. Die Strecke LzerskMarienwerder steht wäh­renddessen nur für vereinzelte deutsche Wagen in polnischen Zü­gen und nur bei Tage offen. Eine derartige polizeiliche Sperre entspricht mindestens nicht dem Sinne des Artikels 82 des Ver­trags. Wir haben sofort Einspruch erhoben. Es ist Aus­sicht vorhanden, die Paßschwierigkeiten zu vermeiden. Zwangs­maßnahmen auf wirtschaftlichem Gebiet erübrigen sich, weil wir schon die Ausfuhr gesperrt haben, da Polen seine wirtschaftlichen Verpflichtungen nicht erfüllt hat. Die Abschließung Ostpreu­ßens müssen wir durch Verbesserung der Sceverbindung verhin­dern. Wir müssen Polen zu bedenken geben, d^ß Polen minde­stens so sehr auf Deutschland angewiesen ist, wie umgekehrt.

Abg. Heidsieck (D.d.P.) wünscht, daß die Unterhändler mit den Polen etwas weniger zaghaft umgehen.

Abg. Dr. Fleischer (Z): Die Polen täten gut daran, sich all­mählich an die Bestimmungen des Vertrags zu gewöhnen. An Stelle des Rechts ist im Osten die Willkür getreten. Für Ost­preußen muß im preußischen Gesamtministeriüm eine Zentral­stelle geschaffen werden.

Aba. Graf Dohna (D.Dp.): Dem Minister sind wir dank­bar stir seine Ankündigung energischer Maßnahmen, hätten aber eine etwas schärfere Sprache gewünscht gegenüber dem brutalen Rechtsbruch der Polen.

Abg. Schulz (D.natl.Vp.): Man möge Leute zu den Verhand­lungen nach Warschau schicken, die von den Dingen etwas ver­stehen. Unsere Auslandspolitik müßte in Bismarckschem Geiste

geführt werden. Mini

Minister Dr. Köster: Danzig bleibt deutsch. Wenn wir hier .schieht dies aus praktischen Ruck-

noch in dem Ge» dankenkreis von vor 40 bis 50 Jahren befangen. Me fremden Diplomaten sind heute auch keine Fachleute.

Abg. Henke (U.6.P.): Herr Köster hat nationalistische Töne angeschlagen. Die heutigen Minister sind immer noch besser, al« die der alten Zeit. Die Arbeiterschaft wird mit den Resten die»

Neues vom Tage.

Kösters Programm.

Berlin, 21. April. Ter neue Außenminister Tr. Köster äußerte zu einem Redaktionsmitglied desVdS» wärts" über sein Programm u. a., mehr denn je eine klare, kräftige demokratische Politik im In­nern die Vorbedingung für ein erfolgreiches Wirken nach außen. Das Ausland habe nur Vertrauen in das Deutschland dex Kyalition. Wensowensg wie der Verband eine Kapp-Regierung geduldet hätte, ebensowe­nig würde er eine Diktatur des Proletariats gestatten. .Als eine seiner nächsten Aufgaben betrachtet der Mini­ster die möglichst baldige Herbeiführung der Räumung der Maingaustädte. Dazu müsse auf der äußer­sten Rechten und auf der äußersten Linken alles ver­mieden werden, was geeignet sei, den Scharfmachern links des Rheins neue Vorwände in die Hände zu spielen. Ter Versailler Friedensvertrag sei eine Tatsache, die wir durch unsere Unterschrift feierlich anerkannt haben. Wir müssen den Vertrag erfüllen^ und da, wo sich un­serem Willen unüberwindliche Widerstäned entgegenstellen, müssen wir trachten, statt mit allzuhäufigen Einspruchs­noten durch offene Aussprache einen Weg zu finden. Wir müssen die mißtrauischsten unserer Gegner über- zeugen, daß wir den Friedensvertrag erfüllen wollen. Wenn auch Miller and von dieser Absicht überzeugt sein wird, dann wird der Dag der Revision nicht mehr fern sein.

Das Besoldungsgesetz. _

Berlin, 21. April. Der Ausschuß der Nationalver­sammlung hat das Beamtenbesoldungsgesetz unverändert angenommen. Für Beamte, die nach dem Gesetz in eine höhere Gehaltsklasse fallen, erhält die Besoldung rück­wirkende Kraft bis 1. April, während solche Beamte, die in eine niedrigere Gehaltsstufe eingereiht werden, das bisher bezogene Mehrgehalt nicht zurückzuzahlen haben. Zn dem Gesetz lagen etwa 700 Eingaben vor.

Bon der Reichswehr.

Berlin, 21. April. Nach einer Mitteilung des Rrichs- wehrministeriums war in der Berliner Garnison Un ju­st riedenheit entstanden, weil die bisherigen Zulagen der Mannschaften mit Rückwirkung bis 11. März aufge­hoben werden sollten. Die Truppen sandten eine Ab­ordnung zum Minister, d,er eine wohlwollende Erwägung der Beschwerde zusagte.

Eine Erklärung Erharts.

Berlin, 21. April. Zu der angeblichen Verschwö­rung im Reichswehrministerium versendet der Führer der Marinebrigade, Korvettenkapitän Erhärt, aus dem Mun­sterlager eine Erklärung an die Presse. Er sei Anfang April zu einer Besprechung zwischen Offizieren und Ar­beiterführern aufgefordert worden, durch die der Gegen­satz zwischen Militär und Arbeiterschaft beseitigt werden sollte. Er habe seine Anschauung vertreten, daß jeder Generalstreik, wie der letzte, zusannnenbrechen müsse, wenn Regierung und Militär die Nerven nicht verlieren. Der erste, der beim Streik leide, sei der Arbeiter. Die Waf­fen gehören in die Hand des Militärs, der Arbeiter habe die Macht, ausschlaggebend für bessere Lebensbedingungen, Hebung der Valuta, der Einfuhr von Lebensmitteln und Rohstoffen zu wirken. Einig seien beide in der Bekämp­fung des schmarotzenden Kapitalismus, der Korruvtion, des Schiebertums und der Auflehnung gegen fremdstäm­mige Führung. Das Zusammengehen des Militärs mit den radikalen Elementen gegen die Regierung sei scharf abzulehnen. Er hoffe, daß sich ein Weg zeige, den Kampf' der Volksgenossen gegen einander, der durch' eine un­verantwortliche Hetze hervorgerusen worden sei, in Zu-, kunst zu verhindern.

Lohnforderungen der Eisenbahnarbeiter.

Berlin, 21. April. Die Eisenbahnarbeiter, beson­ders in den Werkstätten, haben neue Lohnforderungen ge­stellt. Die Arbeiter haben nach dem bis zum 31. Mai lausenden Tarifvertrag einen Stundenlohn von 2.S0 bis! 3 Mk. Sie verlangen nun eine Erhöhung um 1 Mk. in der Stimde, rückwirkend bis 1. Januar. In den darüber geführten Verhandlungen wurde eine TeuerungsPlschlag von 80 Pfg. ab 1. April für die Arbeiter der 1. und 2. Lohnklasse, die übrigen verhältnismäßige Aufbesserun­gen, sestgelegt. Der Mehraufwand wird 1 Vs Milliarden betragen. Da aber die Nationalversammlung das Abkom­men noch nicht genehmigt hat, ist unter den Arbeitern