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^ 159. Amts- und Anzeigeblatt für den OberamtsbezirL Calw. 88. Jahrgang.

Erscheinungsweise: 6 mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im Oberamts­bezirk Calw für die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg., außerhalb desselben 12 Psg.. Reklamen 25 Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 9.

Freitag, den 11. Juli 1913.

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.2S vierteljährlich, Dost- bezug-preiS für den Orts- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20, im FernverÄbr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 Psg.

Amtliche Bekanntmachungen.

K. gem. Oberamt in Schulsachen EalwNeuenbürg.

Die Ortsschulräte werden auf die in s 6 der Min.-Verf. vom 15. Febr. 1908 (A.-Bl. S. 30 ff) enthaltene Vorschrift, betr. Besichtigung der Dien st Wohnungen der Lehrer, aufmerksam gemacht. Da die letzte Besichtigung, falls kein Stellenwechsel stattfand, im Jahre 1908 erfolgte, muß im laufenden Jahre wieder eine solche vorgenommen werden. Zugleich wird auf pünktliche Einhaltung der in Punkt 9 der Vorbemerkung zur Beschreibung der Dienstwohnungen für die ständigen Lehrer (A.-Bl. 1908 S. 117) gegebenen Vorschrift hingewiesen.

Termine zum Bericht: 1. September 1913.

Den 9. Juli 1913.

Binder. Baumann.

Die Herren Ortsvorsteher

werden beauftragt unter Benützung des ihnen zu­gehenden Formulars spätestens bis 15. d. Mts. den Vor­rat an Pferdevorführungslisten, Fahrzeuglisten und Bestim­mungstäfelchen hierher anzuzeigen.

Calw, den 9. Juli 1913.

K. Oberamt.

I. V. Amtmann Rippmann.

jDer Anfang vom Ende des Krieges?

Petersburg, 10. Juli. (Telegr.) Bulgarien er­klärte, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden, über­laffe Bulgarien es vollständig Rußland, die Einstel­lung der Feindseligkeiten herbeizuführen.

p. Unter dem unmittelbaren Eindruck dieser Nachricht, die besagt, daß Bulgarien Rußland als Vermittler in dem neuerlichen Balkanringen angemfen hat, sei folgendes gesagt: Die humane Motivierung seines Schrittes,um weiteres Blut­vergießen zu vermeiden", braucht man Bulgarien ja nicht zu glauben. Er wird mehr oder weniger doch der Ausfluß einer Tatsache sein, die, wenn auch leise, aus den Meldungen und Berichten vom Kriegsschauplatz den Kundigen anschauten: Bulgariens Kräfte sind erschöpft. Es überrascht, daß man die bulgarischen Truppen in diesemBruderkrieg" nicht mehr so selbstverständlich als Sieger sah, wie in den Schlachten mit den Türken. Woher das immer kommen mag, ob von ver­minderter Tauglichkeit der bulgarischen Soldaten, die ihre Besten zweifellos schon im Türkenkrieg gelassen haben, oder durch die möglicherweise militärisch doch überlegeneren Geg­ner, von ungünstiger strategischer Lage, oder von all dem zusammen das ist zunächst unbedeutend. Wir sehen in Bulgariens Schritt eine entscheidende Handlung, auf die man seit dem Beginn des Krieges wartete. Wennschon niemand glaubte, daß es Bulgarien sei, das zuerst die Hand zum Frieden biete und daß Bulgarien sich ausgerechnet Rußland zum Mittelsman erküre. Ueber kurz oder lang mußte es auf dem Balkann zur Klarheit kommen, früher oder später ent­schieden werden, was geographisch den einzelnen Balkannstaaten eigen werden soll. Der Krieg gegen die Türkei wurde von den Balkanstaaten in der Absicht begonnen, sich die Ländereien zu erwerben, die nach ihrer Auffassung auf Grund geschicht­lichen und moralischen Rechts ihnen zugehören. Es gelang den Verbündeten, den Rest dessen, was Jahrhunderte lang europäische Türkei war, dem kranken Mann am Bosporus nun vollends zu entreißen, nicht gelungen aber ist es ihnen, in Ruhe und ebensolcher Einigkeit, wie sie den Waffengang zur Eroberung undBefreiung" dieser Gebiete unternahmen, sich in das Eroberte zu teilen. Mißtrauen, das war der Keil, der sich zwischen die unruhigen Völker schob, das vornehmlich Serben und Griechen von dem vormals verbündeten Waffen­bruder Bulgarien abrücken hieß und zu einer Erbitterung aus- wuchs, die ihre Kühlung nur im Blute des Gegners finden zu können glaubte. Noch gestern ist an dieser Stelle ausgeführt worden, wie grausam gerade auch dieser bulgarisch-serbisch­griechische Krieg geführt wurde und in eine Menschenschlächte­rei ausgeartet ist, die an die Kriegsgreuel des dreißigjährigen Krieges erinnerte. Nun aber wird anzunehmen sein, daß Rußland zuerst auf die Einstellung der bewaffneten Feind­seligkeiten drängt, was ihm umso leichter mit Erfolg gelingen

dürfte, als Bulgariens Gegner schon aus alter Anhänglichkeit ihrem mächtigen Freunde zu Willen sein werden. In welcher Weise Rußland die am Boden schleifenden Zügel des Balkan­karrens aufnehmen und lenken wird, das wollen wir nun abwarten. Es kann sein, daß seine Liebe zu den Serben die notwendige Objekivität bei der Behandlung der heiklen Sache beeinträchtigt, dann aber würden nicht nur Bul­garien, sondern auch Rumänien und Oesterreich ihre Stimmen erheben, oder, was allerdings ausgeschlossen ist, es begünstigt Bulgarien dann aber werden ihm die blutsverwandten Freunde aufsässig. Auf alle Fälle hat Europa den einen Wunsch: daß der aus der Not geborene Anruf Bulgariens an Rußland den Frieden herbeiführe. Und bei Rußland liegt es, diesen Wunsch zu erfüllen.

Paris, 10. Juli. Nach Blättermeldungen hat Sasonow, der ruffische Minister des Aeußern, infolge des Ansuchens Bulgariens unverzüglich die Regierungen Serbiens und Griechenlands gebeten, ihm bekannt zu geben, unter welchen Bedingungen sie Frieden schließen wollen, Sasonow wäre geneigt, die Kriegführenden zu ersuchen, einen Waffenstill­stand abzuschließen und die Delegierten nach Petersburg zu entsenden. Man glaubt, daß Sasonow die Intervention nicht angenommen hätte, wenn die bulgarische Regierung sich nicht bereit erklärt hätte, den Serben und Griechen Zugeständnisse zu machen und den Rumänen einen Teil der von ihnen bean­spruchten Gebiete abzutreten.

Sofia, 10. Juli. In eingeweihten Kreisen verlautet, daß König Ferdinand sich an Rußland mit der Bitte um Interven­tion gewandt habe, weil die Offensive der bulgarischen Armee gegen seinen Willen auf Veranlassung des Generals Sawow erfolgte. Darauf wird also zurückgeführt, daß König Ferdi­nand bisher weder eine Kriegserklärung noch eine Kriegsprok­lamation erließ und sich vom Heer vollständig fernhielt. Als er General Sawow absetzte und General Dimitriew zum Oberstkommandierenden ernannte, war es bereits zu spät; die Serben und Griechen waren nicht mehr zurückzuhalten.

Sofia, 10. Juli. Die Verluste aller kriegführenden Bal­kanstaaten sind auf nicht weniger als 100 000 Mann geschätzt worden.

Stadt» Bezirk r»«d Nachbarschaft

Talw, 11. Juli 1913.

Vom Rathaus.

Der Gemeinderat trat gestern nachmittag 5 Uhr zu einer Sitzung zusammen. Er schlichtete zu Beginn der Sitzung einen Streit, der zwischen einem Vermieter und einem Mieter ausgekommen war, beschäftigte sich mit einer Anzahl Gebäude­schätzungen und nahm einige Mitteilungen aus dem Munde des Vorsitzenden entgegen. Die Verleihung des Feuer­wehr-Dienstehrenzeichens an den Kommandanten Dreiß befür­wortete der Gemeinderat. Die Deckenmalereien im Georgenäum sollen während der Schulferien durch Ma­lermeister Kirchherr aufgefrischt und erneuert werden. Vor dem neuen gerichtlichen Termin in der Sache des Ueber­sah r t s r e ch t s auf der Badwiese beim Färber Wörnerschen Anwesen soll von beiden Parteien noch einmal Augenschein vorgenommen werden. Es sei auch hier festgestellt, daß die Stadt nicht gegen Herrn Wörner selbst diese Klage angestrengt hat, sündern daß es ihr um Herbeiführung einer grundsätz­lichen Entscheidung zu tun ist. Es besteht aber Aussicht, daß der neu vorzunehmende Augenschein zu einer außergerichtlichen Erledigung der Frage führt.

Der Fall Rentschler. Ueber die am vergangenen Mon­tag stattgefundene Schwurgerichtsverhandlung in Sachen Rentschler entnehmen wir derTübinger Chronik" nachstehen­den Bericht:Anklagesache gegen den milttärfreien led. Fab­rikarbeiter Michael Rentschler von Altburg wegen Totschlags. Es sind 17 Zeugen und 3 Sachverständige geladen. Der wegen Körperverletzung u. a. Vergehen vorbestrafte Rentschler ist beschuldigt, in der Nacht des Sonntags vom 25. auf 26. Mai auf der Ortsstraße Weltenschwan-Speßhardt bei den letz­ten Häusern des Dorfes Weltenschwan den Dienstknecht Fried­rich Gerner, von Mannheim gebürtig, durch einen Stich mit dem Taschenmesser in den Bauch so schwer verletzt zu haben, daß er nach wenigen Minuten an innerer Verblutung starb. ImOchsen" in Altburg fing die Sache an, wo der Ange­

klagte mit seinen Kameraden Gottlieb Keck von 38 Uhr 10 bis 12 Glas Freibier trank, dann in Weltenschwan einkehrte, wobei Keck über Philipp Lörcher, Bauer von Speßhardt, ge­schimpft habe und ausgemacht wurde, ihn zu verhauen, wenn man ihn oder seinen Sohn in Speßhardt treffe. Auf dem Weg nach Speßhardt trafen sie 5 andere Burschen, nämlich Arnold, Bleich, Jakob Lörcher, G. Lörcher und Friedr. Gerner, mit denen sie nach Weltenschwan zurückkehrten, um dort nochmals in die Wirtschaft zu gehen. Es gab zunächst zwischen Keck und Gerner eine Auseinandersetzung über den Bauern Philipp Lörcher, wobei ein SchimpfwortHandwerksbursche" ge­braucht wurde gegen G., weil er nicht bei Lörcher im Dienst bleibe. Der Angeklagte behauptete von Gerner angegriffen zu sein und in Notwehr gehandelt zu haben. G. habe ihn von hinten mit einem Eiseninstrument geschlagen, zu Boden ge­worfen, den Kragen heruntergerissen und gewürgt, sowie mit einem Schraubeneisen bedroht, dann habe Rentschler nach dem Messer gegriffen und es dem auf ihm liegenden G. hineinge­stoßen. Die Zeugen stellten die Sache umgekehrt dar: die Gegner seien sich von vorn gegenübergestanden und hätten sich gegenseitig herausgefordert. Als die Kameraden den wü­tend auf G. losstechenden und schlagenden Angeklagten weg­rissen, sei er im Zorn noch mehrmals auf den Gestochenen hinaufgesprungen. Zu Keck soll er auf dem Heimweg gesagt haben: ich habe dem G. das Messer bis ins Heft hineingesteckt, ich gehe heute noch durch, was er heute bestreitet. Beim Au­genschein zeigte der Kopf der Leiche mehrere Stiche, die Weste ein Loch, die Eingeweide waren ausgetreten. Bei Vorfüh­rung der Leiche machte Angeklagter noch einen schwachen Ver­such zu leugnen, wie er anfangs überhaupt alles geleugnet hat. Auf die Notwehr ist er erst heute gekommen. Derselbe gilt als Raufbold, der in betrunkenem Zustand auf jeden lossteche und Händel anfange. Das Messer tat er stehend heraus, gestand er in der Voruntersuchung, da er in der Wut und Betrunkenheit nicht mehr gewußt habe, was er tue, und habe mit geschlosse­nem Taschenmesser noch einigemale auf den am Boden Lie­genden hineingeschlagen. Der Angeklagte verwickelte sich in Widersprüche in seiner heutigen Darstellung. Sein Geistes­zustand wird als ein leicht erregbarer geschildert von den Sachverständigen Medizinalrat Dr. Müller, Oberamtsarzt Dr. Mezge r-Calw und Oberämtsarzt Dr. Stoll. Zeuge Schultheiß Stoll kennt ihn als bescheiden und ordentlich, au­ßer wenn er getrunken habe. Der Vater war auch jähzornig und ist in diesem Jahre gestorben und hat eine zahlreiche Fa­milie hinterlassen, 8 Geschwister in 2. Ehe, darunter den An­geklagten, der vielfach auswärts diente als Bauernknecht, so bei Michael Kapler in Oberlengenhardt, der aber nicht mit ihm zufrieden war. Eine Schwester des Vaters war geistesschwach. Der Verteidiger Dr. Grathwohl plädierte für Bejahung der Frage auf Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod. Der Wahrspruch der Geschworenen lautete dementsprechend und das Urteil erkannte auf 3 Jahre Gefängnis."

ch Pfcrdeprämiierung. Bei der am 8. Juli in Vaihingen a. E. stattgefundenen staatlichen Distrittspferdeprämiierung wurden u. a. die von Herrn G. Pfau hier ausgestellten Pferde mit Auszeichnungen bedacht. Für eine Stute mit Foh­len wurden ihm 150 und für ein Stutfohlen 80 zuer­kannt. Gutspächter Mößner vom Haselstallerhof wurde für eine Stute mit Fohlen mit 100 für ein Stutfohlen mit 80 ausgezeichnet und Landwirt Dongus von Decken- pfronn erhielt für ein Stutfohlen 80 ^..

w. Juliwetter. Im badischen Schwarzwald und in den Vogesen ist ein empfindlicher Wettersturz eingetreten. In den oberen Lagen ist die Temperatur bis auf den Gefrierpunkt ge­sunken. Wiederholt sind Graupeln und Hagelschläge nieder­gegangen.

scd. Mutmaßliches Wetter. Für Samstag und Sonntag ist ziemlich kühles, vielfach trübes und strichweise mit Regen­fällen verbundenes Wetter zu erwarten.

Pforzheim, 10. Juli. Gestern nacht 10 Uhr entstand hier auf dem neuen Güterbahnhof Großfeuer. Die neue Lager­halle des Güterbeförderers Gropp brannte vollständig ab. Der Schaden beträgt 80100 000 Die Halle war 25 Meter lang. Darin befanden sich große Mengen Wein, Erdöl, Spiritus, Benzin, Fett, Oel, Holzwolle und Möbel für 4 Wohnungseinrichtungen. Das Feuer war weithin sichtbar.