als Sachverständige geladen Dr. Autenrieth, Medizinalrat Dr. Müller und Dr. Mezger- Calw; Oberamts-Arzt Dr. Stoll-Tübingen und Professor Dr. Reih, Oberarzt an der Nervenklinik in Tübingen. Während die ersten vier Sachverständigen sich mit der dem Löffler beigebrachten Verletzung zu befassen hatten, äußerte sich Dr. Reih über den Befund der Beobachtungen des Angeklagten. Er kam zu dem Ergebnis, daß der Angeklagte geistig minderwertig sei, und auch auf kleine Mengen Alkohol stark reagiere. Von dem Fehlen des Bewußtseins bei der Begehung der Tat, oder von einem Zustand, der die freie Willensbestimmung ausschliehe, könne aber keine Rede sein. Die Geschworenen und auch der Gerichtshof haben den Verurteilten der Gnade des Königs empfohlen.
Der Familienabend des Liederkranzes, der am Samstag abend im „Badischen Hof" veranstaltet wurde, war von Mitgliedern und Freunden des Vereins recht zahlreich besucht. Ein in zwangloser Folge sich abwickelndes Programm, das aus Männerchören, Jnstru- mentalvorträgen, Einzelgesängen und humoristischen Deklamationen bestand, weckte eine anregende, gehobene Stimmung, die durch nichts gestört wurde und bis zum Schlüsse anhielt. Der Darbietungen schönste war der Vortrag des Preischores: „Sehnsucht" von Micza, der unter Oberlehrer Beutels vorzüglicher Leitung eine schwungvolle, ausgezeichnete Wiedergabe fand, von der die Zuhörer zu einem begeisterten Beifallssturm hingerissen wurden. Dirigent und Sänger durften auf die Leistung stolz sein. Auch die neben dem Preislied gesungenen Chöre klappten, nicht zum wenigsten gut der gemischte Chor „O Schwarzwald" und das brausende „Reiterlied" von Hirsch. Schließlich sei noch des schönen Duetts aus Rombergs „Glocke" gedacht, das von den beiden jungen Leuten herzhaft und mit innigem Verstehen gesungen wurde! Frl. Stüber, die den Sopranpart in dem Duett übernommen hatte, glänzte ferner mit Schuberts „Horch, horch, die Lerch". Frl. Pfau, die HH. Otto Pfau und Schull. Trippner u. Hagner machten seine Instrumentalmusik, Handelslehrer Kauffmann erwies sich wieder als zuverlässige, gute Kraft in Klavierbegleitung, und Stadtpflegebuchhalter Frey sorgte für tränende Augen durch seinen heiteren Vortrag: einen solchen hatte auch Frau Bauer übernommen. Am Ende des Abends stand natürlich Tanz, der nicht die unwichtigste Rolle spielte und dazu mithalf, dah der Wunsch des Vorstandes, Stadtpflegers Dreher, den er in seiner Begrüßung aussprach, in Erfüllung ging: Der Abend möchte einen recht schönen Verlauf nehmen.
st. Die zweite Dienstprüfung für evangel. Volksschullehrer haben unter anderen bestanden: Leonhard Maurer aus Holzgerlingen, z. Zt. an der Volksschule in Calw: Gottlob Marquardt aus Deckenpfronn und Heinrich Wurster aus Unterreichenbach. Sie haben damit die Befähigung zur Versetzung ständiger Lehrstellen erlangt.
Die erste Blindengenossenschaft in Deutschland.
Das Neueste auf dem Gebiet der modernen Blindenfürsorge ist die vom Württembergischen Blindenverein e. V. kürzlich gegründete „Blindengenossenschaft, e. G. m. b. H., zum Ein- und Verkauf für blinde Gewerbetreibende Württembergs", die ihren Sitz in Heilbronn a. N. hat. Das eigenartige Unternehmen, das durch beträchtliche Zuschüsse des erwähnten Wohltätigkeitsvereins unterstützt wird, stellt den ersten Versuch dieser Art in ganz Deutschland dar. Die unter so außerordentlich ungünstigen Verhältnissen um ihre wirtschaftliche Selbständigkeit kämpfenden blinden Handwerker sollen durch den genossenschaftlichen Zusammenschluß in ihrer Erwerbsfähigkeit und
doch durch die Tat, wenn auch in geringem Maß, meine große Dankbarkeit bezeugen können!"
„Du Haft mehr an mir getan," erwiderte sie, „als ich je an dir hätte tun können; doch so lange ich lebe, will ich dir zu zeigen suchen, wie unendlich viel wir alle dir schuldig sind. Mein Gatte soll dein Vater, meine Kinder deine Geschwister, ich selbst will deine treue Mutter sein, und dieser Schmuck, der dich zu mir führte in der Stunde der höchsten Not, soll meine beste Zierde werden, denn er wird mich immer an dich und deinen Eelmut erinnern."
So sprach die Gräfin und hielt Wort. Sie unterstützte den glücklichen Felix auf seinen Wanderungen reichlich. Als er zurückkam als ein geschickter Arbeiter in seiner Kunst, kaufte sie ihm in Nürnberg ein Haus, richtete es vollständig ein, und ein nicht geringer Schmuck in seinem besten Zimmer waren schön gemalte Bilder, welche die Szene in der Waldschenke und Felix' Leben unter den Räubern vorstellten.
Dort lebte Felix als ein geschickter Eoldarbeiter, der Ruhm seiner Kunst verband sich mit der wunderbaren Sage von seinem Heldenmut und verschaffte ihm Kunden im ganzen Reiche. Viele Fremde, wenn sie durch die schöne Stadt Nürnberg kamen, ließen sich in die Werkstatt des berühmten Meisters Felix führen, um ihn zu sehen, zu bewundern, wohl auch ein schönes Geschmeide bei ihm zu bestellen. Die angenehmsten Be-
Arbeitsfreudigkeit gefördert werden, ohne daß in ihnen das niederdrückende Bewußtsein des Almosen- empfangens erweckt wird. — Die Geschäftsführung der Blindengenossenschaft liegt in den Händen eines blinden und zweier sehender Vorstandsmitgileder. Der Aufstchtsrat besteht aus zwei Blinden und zwei Sehenden, lieber 70 blinde Handwerker haben sich bereits der Genossenschaft angeschlossen, deren Geschäftsbetrieb sich insbesondere auf die Bürstenmacherei, Korbmacherei, Seilerei, Stuhlflechterei und auf weibliche Handarbeiten erstreckt.
8Lb. Mutmaßliches Wetter. Für Dienstag und Mittwoch ist zwar vorwiegend trockenes und warmes, aber muner noch veränderliches Wetter zu erwarten.
8ckm. Bad Liebenzell, 6. Juli. Städt. Kurtheater. Am Freitag fand der erste musikalische Abend statt und der öaktige Wiener Schwank mit Gesang „Unsere Peppi" ging in Szene. Die Titelrolle lag in den Händen von Frau Hilde K r a u s - Hansen. In vorzüglicher Weise spielte die Dame die „Peppi" und nicht endenwollender Beifall wurde der Künstlerin zuteil. Aber auch die anderen Rollen waren sehr gut besetzt. Der Erbonkel Karl Böller (Direktor Vlumau) war eine sehr gute Figur und die Couplet-Einlage „Nichts als Worte" zeigte, daß Herr Blumau auch auf diesem Gebiete zu Hause ist. Eine sehr raffinierte Frau Therese Voller gab Fanny Remmers. Max Malen als Eduard Kranzl, ein Waschlappen erster Güte, verkörperte den leibhaftigen Fatzke. Den Dr. Boleslav Smirczywinsky gab Hermann Schröder. Das verliebte Dienstmädchen Lotti, die sehr gern den Erbonkel Böller heiraten möchte, hatte in Fräulein Hoh- feld eine gute Vertreterin. Recht hübsch war die Geburtstagsfeier der Peppi, zu welcher Kinder eingeladen waren und die Einlage der Hilde Kr aus-Hansen „Tante, Tante, wir haben Dich lieb," welche die Kleinen sangen, gefiel allgemein. Die Klavierbegleitung lag in Willy Meinbergs Händen. Die Kurkapelle hatte die Zwischenaktmusik übernommen. Der Besuch der Vorstellungen kann aufs beste empfohlen werden.
G Oberkollbach, 4. Juli. An Stelle des von seinem Amte zurückgetretenen Ortssteuerbeamten Hackius wurde das Ortssteueramt Herrn C. Glück übertragen.
8t. Meistern, 5. Juli, llebertragen worden ist die ständige Lehrstelle an der ev. Volksschule dem derzeitigen Amtsverweser Otto Streicher.
S Merklingen, 6. Juli. Bei dem heute hier stattgefundenen 21. Eausängersest des Westgausängerbundes, verbunden mit dem 75jährigen Jubiläum und der Fahnenweihe des Gesangvereins „Sängerbund Merklingen" erhielten Preise im niederen Volksgesang: Liederkranz Merklingen 55 Punkte, Liederkranz Sim- mozheim 46 Punkte, Eintracht Neuhengstett 42 und Liederkranz Althengstett 39 Punkte. Im höheren Volksgesang erhielt neben Sängerbund Bonlanden der Sängerbund Weilderstadt einen 1. Preis, Liederkranz Gechingen einen 2. Preis. Im erschwerten höheren Volksgesang: Der Liederkranz Pfinzweiler einen 1. Preis und Schönaich einen 2. — Von den Eastvereinen erhielten im niederen Volksgesang unter anderen einen Preis: Aidlingen, Renningen, Maichingen und Schafhausen. Das Wetter ließ keine richtige Feststimmung aufkommen. Der Ort, welcher reichlich bekränzt und beflaggt war, als auch die Vorbereitungen auf dem Festplatz hätte besseres Wetter verdient.
Württemberg.
Böblingen, 6. Juli. In Darmsheim wollte die Ehefrau des E. Kuom das Vieh vor den Wagen spannen, als eine Kuh scheute und davonrannte. Die Frau kam unter den Wagen, wurde geschleift und erlitt le-
suche waren ihm aber der Jäger, der Zirkelschmied, der Student und der Fuhrmann. So oft der letztere von Würzburg nach Fürth fuhr, sprach er bei Felix ein; der Jäger brachte ihm beinahe alle Jahre Geschenke von der Gräfin, der Zirkelschmied aber ließ sich, nachdem er ni allen Ländern umhergewandert war, bei Meister Felix nieder. Eines Tages besuchte sie auch der Student. Er war indessen ein bedeutender Mann im Staat geworden, schämte sich aber nicht, bei Meister Felix und dem Zirkelschmied ein Abendessen zu verzehren. Sie erinnerten sich an alle Szenen der Waldschenke, und der ehemalige Student erzählte, er habe den Räuberhauptmann in Italien wiedergesehen: er habe sich gänzlich gebessert und diene als braver Soldat dem König von Neapel.
Felix freute sich, als er dies hörte. Ohne diesen Mann wäre er zwar vielleicht nicht in jene gefährliche Lage gekommen, aber ohne ihn hätte er sich auch nit aus Räuberhand befreien können. Und so geschah es, daß der wackere Meister Goldschmied nur friedliche und freundliche Erinnerungen hatte, wenn er zurück- dachte an das Wirtshaus im Spessart.
Ende.
Wenn die Mutter keine Zeit hat . . . Wie oft hört man das Wort: „Ich habe jetzt keine Zeit —
bensgefährliche Verletzungen. Ein Automobil kam hinzu und hielt. Die Insassen stiegen aus und nahmen sich der Frau an. Der Chauffeur jagte davon und holte einen Arzt herbei. Ueber das Verhalten dieses obendrein an dem llnglücksfall ganz unbeteiligten Automobilisten herrscht einstimmige Freude. Andere, weniger rücksichtsvolle Autler könnten sich ein gutes Beispiel daran nehmen.
Oberndorf, 5. Juli. Die Witwe des Schultheißen Weißer in Rötenbach ist beim Heuabladen vom Heuboden abgestürzt und hat sich so schwer verletzt, daß sie gleich darauf starb.
Freudenstadt, 6. Juli. Wenn auch eine stattliche Zahl von Heuwagen auf der Höhe und im Tal in der letzten Woche eingeführt worden sind, so ist doch die Heuernte noch lange nicht beendet. Es lagern auf den Wresen noch große Vorräte, da der Futterertrag in diesem Jahre sehr reichlich ist. Nur will das Heu nicht rösch werden, denn die Sonne hält sich tagaus, tagein hinter den Wolken versteckt. Auch die Luftkurgäste haben darunter zu leiden. Ihnen wie den Landleuten wäre warmes, sonniges Wetter jetzt sehr erwünscht.
Stuttgart, 5. Juli. Heute abend feierte die Stadt Stuttgart auf dem Marktplatz den 75. Geburstag ihres Ehrenbürgers, Grafen Zeppelin. Das Rathaus und die umliegenden Privatgebäude, besonders das Bräuninger- sche Haus, waren prächtig illuminiert. Einen großartigen Anblick bot es, als die tausend und abertausend Glühbirnen von den Erdgeschossen bis hinauf zu den höchsten Giebeln mit einem Schlag aufleuchteten und der ganze Marktplatz in hellstem Lichtermeer erstrahlte, und ein Bewundern und ein Staunen ging durch die vielleicht 10 000 Köpfe zählende Menge. Eingeleitet wurde die Feier mit dem von 2600 Sängern aus hies. 50 Gesangvereinen unter Leitung von Musikdirektor Nöskes gesungenen Liedes „O Schutzgeist", begleitet von der Kapelle des Infanterieregiments 125. Oberbürgermeister Lautenschlager hielt sodann vom Balkon des Rathauses aus eine Ansprache an die Kopf an Kopf gedrängt beieinander stehende Menge, in der er die Verdienste des Grafen Zeppelin feierte und seine Rede in ein von den Versammelten begeistert aufgenommenes Hoch ausklingen ließ. Die Begeisterung wuchs ins Ungemessene, als Graf Zeppelin sebst erschien und in den herzlichsten Worten für die ihm dargebrachte Ovation dankte. Die Hüte flogen vom Kopfe, die Tücher wurden geschwenkt und immer und immer wieder rief die Menge in kräftigen Hochrufen den Era- -en vor das Fenster. Mit den weiteren Chören „Die Winde rauschen", „Ach du klarblauer Himmel", und „Die Himmel rühmen" war die Feier um 10 Uhr zu Ende. Leider setzte zum Schluß ein nicht unerheblicher Regenguß ein. An die Feier schloß sich im Rathaus- faal ein Festesten an.
Stuttgart, 7. Juni. Der bei der letzten Landesproporzwahl als Vertreter der Volkspartei in die Zweite Kammer gelangte Abgeordnete Eugen Roth, Generalsekretär des alten Eisenbahnerverbandes und Herausgeber der Schramberger Zeitung, hat sein Amt als Generalsekretär des Verbandes und zugleich sein Mandat als Landtagsabgeordneter niedergelegt. An seine Stelle wird in der Führung des Verbandes der volksparteiliche Landtagsabgeordnete Fischer und in der Zweiten Kammer der bei der Proporzwahl durch Roth verdrängte frühere Landtagsabgeordnete Professor Nägele- Tübingen treten. Er hatte nach Roth unter den Kandidaten der Volkspartei die meisten Stimmen erlangt.
Stuttgart, 6. Juli. Aus der seit Mai und bis Oktober währenden Großen Kunstausstellung sind an Kunstwerken von den ausstellenden Künstlern bis jetzt
morgen!" lind morgen ist doch wieder keine Zeit. Wie traurig das für die Kinder ist, das Wort: „Ich habe jetzt keine Zeit!" Ob die Mütter das wissen? Ein sechsjähriges Mädchen fragte einmal einen gleichaltrigen Knaben, der ihm von einem Spiel mit der Mutter erzählte: „Hat deine Mutter so viel Zeit?" Und als der Knabe das eifrig bejahte, meinte sie: „Dann möchte ich lieber deine Mutter haben, meine hat keine Zeit!" Wenn sich doch alle Mütter sagen möchten, daß sie Zeit haben und haben müssen, wenn sie zu ihren Kindern gehen; wenn diese zu ihnen kommen und ihnen erzählen wollen, was sie getan, was sie erlebt, was sie gedacht haben. Das Wort: „Ich habe jetzt keine Zeit!" schreckt alle diese Erzählungen, alle Vertraulichkeit, alle Behaglichkeit zurück; und in späteren Jahren da wird es in der Mütter Herzen klingen, wenn ihre Kinder groß sind und fern von ihnen, oder wenn sie verlernt haben, noch bei der Mutter Zeit und Interesse für ihre Leiden und Freuden zu suchen. Dann werden die Mütter an den Liebesreichtum denken, der ihnen damals in ihren Kindern entgegenkam und den sie nicht zu schätzen wußten; sie hatten keine Zeit, ihn anzunehmen. Wofür soll eine Mutter denn Zeit haben, wenn nicht für ihre Kinder? Sind sie nicht die ersten, die solche Zeit zu verlangen haben?
Laura Frost.
„Aus unfern 4 Wänden." Teubner, Leipzig.