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^§ 152. AMts- und AuAsigeblaLt für den Oberamtsbezirk Calw. 88. Jahrgang.

Erscheinungsweise: 6mal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im OberamtS- bozirk Calw für die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg., außerhalb desselben 12 Pfg., Reklamen 25 Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon 9.

Donnerstag, den 3. 3uli 1913.

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich, Post­bezugspreis für den Orts- und Nachbarortsverkchr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg-, in Bayern und Reich 42 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

De« Ortskehörden sör die Akbeitervelsicheruvg und den Krankenkaffe« des Bezirks

wird unter Hinweis auf die Bekanntmachung des K. Ministe­riums des Innern, betreffend denLeitfaden zur Arbeiter­versicherung des Deutschen Reichs" und dieMonatsblätter für Arbeiterversicherung", vom 21. Mai 1913, Amtsbl. des Minist, d. Innern S. 547, die Anschaffung dieser Schriften empfohlen.

Bestellungen auf den Leitfaden, die das Oberamt gerne vermitteln würde, wollen bis spätestens. Juli d. I. hierher gemacht werden.

Den 1. Juli 1913

_ Regierungsrat Bin d e r.

Die Monarchenzusammenkunft in Kiel.

Das italienische Königspaar befindet sich auf der Reise nach dem Norden. Auf heute ist eine Zusammen­kunft mit Kaiser Wilhelm vorgesehen und eine beson­dere Bedeutung erhält dieses Zusammentreffen durch die Anwesenheit des Reichskanzlers und des Staats­sekretärs von Jagorv, die ebenfalls nach Kiel abgereist sind. In der gegenwärtig politisch sehr bedeutsamen Zeit darf die Zusammenkunft der beiden dem Drei­bund ungehörigen Monarchen als eine glückliche Fügung bezeichnet werden. So schreibt dasNeue Wiener Tag­blatt" anläßlich dieses Besuchs:Wir in Wien, unsere Freunde in Berlin und Rom senden in die Hafenstadt des Deutschen Reiches, die sich zu einem so imposanten Kriegshafen entwickelt hat, herzliche Grüße und freuen uns eines Vorkommnisses, das uns als eine schöne Selbstverständlichkeit erscheint, als etwas ganz natür­liches, begründet in dem familiären Charakter der Be­ziehungen zwischen den Herrschern der Staaten, die den Dreibund bilden. Die Anwesenheit des Ministers Marquis di San Eiuliano und des deutschen Reichs­kanzlers von Bethmann-Hollweg macht die Entrevue zu einer solchen im politischen Stil." Mit Recht bezeichnet das Blatt diese Zusammenkunft als eine neue Mani­festation der Einigkeit und Stärke des Dreibundes. Wenn irgendwo zwei Teile dieser Allianz beisammen sind, ist auch der dritte stets im Geiste anwesend, in Kiel also die habsburgische Monarchie. So betont das Blatt mit Recht. Festgefügt ist der Dreibund und sein festes Ziel ist die Erhaltung des Friedens. Das sei prächtiger Prolog zur Entrevue in Kiel!

Berlin, 2. Juli. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" bringt an der Spitze ihrer heutigen Abendnummer einen Be­grüßungsartikel für das italienische Königspaar. Das Blatt erinnert an das Zusammengehen der Mächte des Dreibundes während des Balkankrieges und weist auf die Zuspitzung der Beziehungen zwischen den Balkanverbündeten hin, die die Fühlungnahme zwischen Italien und Deutschland, sowie die Uebereinstimmung innerhalb des Dreibundes erfordere.

Der bulgarisch-serbische Krieg.

Serbische Siegesmeldungen.

Belgrad, 2. Juli. Die blutige Schlacht, die bei Morgen­grauen auf der ganzen Linie RedkeBukwiZletowo RetschaniJstip begonnen hatte, dauerte den ganzen Tag fort. Die Bulgaren machten energische Vorstöße, die von den serbischen Truppen auf der ganzen Front durch sehr energische Gegenangriffe zurückgewiesen wurden. Die Bul­garen zogen sich, von den Serben stark bedrängt, auf Kotschana und Jstip zurück. Es kam mehrfach zu Bajonettangriffen, hei denen das 19., 11. und 6. serbische Korps besondere Tapferkeit an den Tag legten. Der Feind ist durch die neue großkalibrige Artillerie der tapferen Chumadia-Division de­zimiert worden, in deren Reihen Kronprinz Alexander den ganzen Tag über weilte. Bei einem Bajonettangriff verlor der Feind 10 Feldgeschütze und verschiedene Munitionswagen. Eine ganze Kompagnie wurde gefangen genommen. Bulga­rische Gefangene erklärten, daß den bulgarischen Truppen vorgestern eine Proklamation des Königs Ferdinand verlesen worden sei, durch welche der Krieg gegen Serbien und Grie­chenland als erklärt bezeichnet wurde.

Belgrad, 2. Juli. (Serb. Pressebureau.) Nach erbitter­ten Kämpfen zweier Tage wurden die Bulgaren auf der ganzen Front zurückgeworfen, verfolgt von den serbischen Truppen. Die Bulgaren gingen über die Flüsse Beregakniza und Sletowa zurück, auf deren linkem User sie Verteidigungs­stellungen einnahmen. Ihre Verluste sind sehr groß. Nach den letzten Meldungen haben die Serben 30 Offiziere, 120 Unteroffiziere und über 1000 Soldaten gefangen genommen und 10 Schnellfeuerkanonen und 12 Munitionswagen er­beutet. Die serbischen Truppen rücken weiter vor.

Belgrad, 2. Juli. Nach Meldungen der Blätter belaufen sich die Verluste der Serben in den vorgestrigen Kämpfen an Toten auf 17 Offiziere und 1400 Mann, an Verwundeten auf 40 Offiziere und eine große Zahl von Soldaten. Bisher sind drei Sanitätszüge mit insgesamt 1300 Verwundeten angemeldet. Privatgerüchten zufolge hatten die Bulgaren ungeheure Verluste.

Belgrad, 2. Juli. Die Stadt Trenke wurde im Sturm genommen. Die Bulgaren flüchteten gegen Petruchin und ließen eine Batterie zurück. Die Serben machten 414 Sol­daten, 14 Unteroffiziere und 15 Offiziere zu Gefangenen und brachten sie nach Uesküb. Man spricht von 2000 Ueber- läufern. Die wichtige Position Rektvi-Bukvi wurde im Sturm genommen. Wie aus anderer Quelle gemeldet wird, ziehen sich die bulgarischen Truppen allgemein, ans -^ie östlicheren Positionen zurück.

Wien, 2. Juli. Die Wiener Allg. Ztg. schreibt: Alle Nachrichten von einer europäischen Intervention im Balkan­kriege sind falsch. Es mag sein, daß die Tripleentente oder einzelne ihrer Angehörigen Demarchen oder auch Pressionen bei dem oder jenem Balkanstaat unternehmen, die österreichisch­ungarische Monarchie stellt es den Balkanstaaten vollständig frei, auf welche Weise sie ihre Zwistigkeiten lösen wollen.

Stadt. Bezirk «nd Nachbarschaft

Talw, 3. Juli 1913.

Für eine bessere Verbindung des Calwer Hinteren Waldes mit dem Nagold- und mit dem Enztal trat Landtagsabgeord­neter Staudenmeyer im Landtag anläßlich der Beratung des Etats des Departements des Innern beim Kapitel Flußbau ein. In der Sitzung vom 14. Juni führte er aus:Meine Herren! Nur wenige Worte zu der Eingabe des Christian Keller in Calmbach um Abschaffung der Flößerei auf der oberen Enz. Daß die Flößerei für die an einem Fluß liegen­den Fabriken und Sägewerke außerordentlich lästig und von großem Nachteil ist, wird wohl kaum zu bestreiten sein und man wird deshalb den Wunsch des Herrn Keller und der anderen Werkbesitzer, die an der kleinen Enz und an der großen Enz von Calmbach abwärts bis Rotenbach liegen, auf Abschaffung der Flößerei verstehen können. So wie ich seinerzeit auf das lebhafteste für die Abschaffung der Flößerei auf der Nagold eintrat, so möchte ich auch der Ab­schaffung der Flößerei auf der kleinen Enz und auf der großen Enz, soweit sie noch in Betracht kommt, das Wort reden, selbstverständlich aber nur unter der Voraussetzung, daß vorher für die in Betracht kommenden Staats- und Gemeindewaldungen die nötigen Holzabfuhrwege gebaut sein werden. Es ist aber, so wie ich die Verhältnisse in jener in Betracht kommenden Gegend kenne, damit allein noch nicht getan. Es fehlt für die in Betracht kommenden Gemeinden des sogenannten Calwer Hinteren Waldes insbesondere noch eine gute Verbindungsstraße einerseits ins Nagoldtal und andererseits in das Enztal. Man wird darauf Bedacht neh­men müssen, daß die aus dem Nagoldtal von Beineck nach Hornberg vor kurzem gebaute Straße möglichst bald eine Fortsetzung über Aichhalden und Oberweiler entweder das kleine Enztal entlang bis Calmbach oder aber über Aichelberg nach Wildbad findet. Auf der anderen Seite erscheint mir auch die Erbauung einer Verbindungsstraße von Würzbach durch das Würzbachtal nach Calmbach als ein dringendes Bedürfnis und ist nach meiner Auffassung die unbedingte Voraussetzung für die Aufhebugn der Flößerei auf der Enz. Diese Straßen werden selbstverständlich von den betreffenden Gemeinden gebaut werden müssen, aber sie werden dabei auf Beiträge des Staats in bedeutendem Maße angewiesen sein, und ich möchte schon heute hier den Wunsch aussprechen,

daß für diese durch die Aufhebung der Flößerei veranlaßten Straßenbauten von seiten des Staats höhere Beiträge ge­geben werden, als dies sonst bei gewöhnlichen Straßenbauten üblich ist."

st. Beförderung. Verwaltungspraktikant Unger beim hiesigen Oberamt ist zum Oberamtssekretär daselbst ernannt worden.

Der Fall Weiß, der bei der ersten Behandlung vor dem Schwurgericht in Tübingen damit seine vorläufige Beendi­gung fand, daß Weiß unter Beobachtung auf seinen Geistes­zustand gestellt wurde, gelangt am 4. und am 5. d. M. er­neut zur Verhandlung. Für den 7. Juli steht der Fall Rentschler auf der Tagesordnung der Schwurgerichts­sitzung.

Schiffsttfte für billige Briefe nach den Verei­nigten Staaten von Amerika. (10 Pf. für je 20§): Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auf Postkarten, Drucksachen usw., und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Ame­rika, nicht auch nach den anderen Gebieten Ame­rikas, z. B. Canada.Kaiser Wilhelm II." ab Bremen 8. Juli,Imperator" ab Hamburg 9. Juli, Cleveland" ab Hamburg 10. Juli.Prinz Fried­rich Wilhelm" ab Bremen 12. Juli,Kronprinz Wilhelm" ab Bremen 15. Juli,Kaiserin Auguste Viktoria" ab Hamburg 17. Juli,Berlin" ab Bremen 19. Juli,George Washington" ab Bremen 26. Juli,Kaiser Wilhelm der Große" ab Bremen 29. Juli,Imperator" Hamburg ab 30. Juli, Main" ab Bremen 2. August. Alle diese Schiffe, außerCleveland" undMain" sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgänge die schnellste Beförderungsgelegenheit bieten. Es empfiehlt sich, die Briefe mit einem Leitver­merke wiedirekter Weg" oderüber Bremen oder Hamburg" zu versehen.

scb. Mutmaßliches Wetter. Für Freitag und Samstag ist noch zeitweise bewölktes und mäßig warmes, aber vorwiegend trockenes Wetter zu er­warten.

Deckenpfronn, 2. Juli. Hier wurde auf dem Heimweg der Bauer W. von einem ledigen Bauern durch Messerstiche schwer verletzt. Er hatte einen starken Blutverlust, bis die Stiche genäht waren.

Calmbach, 3. Juli. Der 45jährige ledige Fabrikarbeiter Karl Buck fiel gestern beim Reinigen seiner Heuhütte von der Leiter und erlitt schwere Verletzungen. Bewußtlos wurde er ins Krankenhaus gebracht.

Württemberg.

Aus dem Landtag.

Stuttgart, 2. Juli. Die Zweite Kammer beriet heute verschiedene Spezialetats. Beim KapitelStaatsschuld" fand Rübling (B.K.) den Zustand der württembergischen Staatsschuld von 650 Millionen Mark bedenklich; er erblicke eine große Gefahr darin, daß im Jahre 1950 200 Millionen fällig würden. Der Finanzminister versprach, einer Ver­größerung der Schuldentilgung tunlichst bald näherzutreten. Bei KapitelLeistungen an das Deutsche Reich" wünschte Liesching (Vpt.) eine Änderung des württembergischen Einkommensteuergesetzes bei Besteuerung des Einkommens aus dem Walde und beim Spekulationsgewinn. An einer Vermögenssteuer werde Württemberg nicht vorbei können. Eine Denkschrift über die Vermögenssteuer sagte der Ft- nanzminister zu, wenn die Einschätzung zum Wehr­beitrag beendet sei. Keil (Soz.) verlangte scharfe und gerechte Veranlagung des Wehrbeitrags und Milderung der Gewerbesteuer. Eine gleichmäßige Veranlagung für Land­wirtschaft, Gewerbe und Industrie forderte Vogt-Weins- berg. Mohr (Ztr.) will die Beseitigung von Doppelbe- steurung von in Württemberg ansässigen Angehörigen anderer Bundesstaaten. Eine Eingabe des württembergischen Ve­teranenbundes um Steuerbefreiung, Gewährung eines Staatszuschusses zu der Reichsbeihilfe wurde der Regierung zur Berücksichtigung übergeben. Zu dem Ausschußantrag, dem Landtag den Entwurf eines Verinarkungsge- setzes, besonders zum Zweck der Vereinfachung und Ver-