scb. Mutmaßliches Wetter. Die Wetterlage hat sich in den letzten 24 Stunden nicht wesentlich geändert. Auch für Donnerstag und Freitag ist trockenes und wärmeres Wetter zu erwarten.

^ Bad Liebenzell, 1. Juli. Am Sonntag ging noch­malsErnst, Herzog von Schwaben" über die vergrößerte und besser ausgerüstete Bühne des städtischen Kurthea­ters, die bereitwilligst zur Verfügung gestellt wurde. Die Darsteller, sämtlich hiesige Kräfte aus der Bürger­schaft, haben ihr Möglichstes getan, um das schöne, aber schwer aufzuführende Uhland'sche Werk zur Geltung zu bringen. Man spürte den einzelnen Darstellern an, wie sie sich allmählich ganz in ihre Rolle hineingelebt haben. Und aus vieler Zuschauer Mund durften wir Worte des Lobes und der Anerkennung hören, wenn es naturgemäß auch zu kritischen Bemerkungen manchen Anlaß gab. War auch der finanzielle Erfolg insofern gering, als wir kaum einen Ueberschuß fürs Gemeinde­haus gemacht haben, so ist der ideelle und erziehliche Wert dieser schönen Leistung nicht zu unterschätzen, daß eine stattliche Zahl Bürger, Lehrer und Architekt, Hand­werker und Arbeiter ihre Zeit und Kraft zu einer ge­meinsamen, hohen, edlen Sache zur Verfügung gestellt, daß sie mit Eifer und Treue aller Mühe des Lernens und der Proben sich unterzogen, daß sie sich gemeinsam für den hohen sittlichen Grundgedanken des Dramas be­geistert und ihn in erhebender Weise zur Darstellung gebracht haben. Um so bedauerlicher ist es, daß diese große Arbeit, die hier von all den Mitwirkenden in selbstloser Weise geleistet worden ist, nicht die morali­sche und finanzielle Unterstützung der oberen Stände gefunden hat. Leider haben wir auch den aus der Ober­amtsstadt erhofften Besuch gänzlich vermißt. Wir stehen vor dem betrübenden Ergebnis, daß wir zu Volksauf- führungen (wie im benachbarten Baden) zwar geeig­nete tüchtige Kräfte genug in der Bürgerschaft hätten, aber nicht genügend Interesse und. Unterstützung im Publikum in Stadt und Land. Den Mitwirkenden allen sei hier nochmals im Namen aller Zuschauer herzlicher Dank gesagt. Sie haben ihre Sache gut gemacht.

X Bad Liebenzell, 1. Juli. Heute abend gab das Kurtheater mit EsmansVater und Sohn" seine Er­öffnungsvorstellung. Die Wiedergabe des Stückes fand recht gute Aufnahme bei den erschienenen Kurgästen und sonstigen Freunden des Theaters. Es steht zu hoffen, daß der glückliche Anfang der Theatersaison unsres Bades eine in Bezug auf die Darbietungen der Dar­steller und Aufnahme durch das Publikum ebenso glück­liche Fortführung findet.

Württemberg.

Aus dem Landtag.

Stuttgart, 1. Juli. Die Erste Kammer beschäftigte sich heute mit dem Etat des Departements des Innern. Fürst von Wald bürg zu Zeil-Trauchburg kam da­bei auf die oberschwäbische Ueberlandzentrale zu spre­chen, gegen welches Unternehmen aufzutreten er keinen Grund sehe. Minister des Innern, v. Fleischhauer, erklärte, daß von der Regierung aus kein Druck auf die Gemeinden und Amtskörperschaften zum Beitritt aus­geübt worden sei. Staatsrat von Mosthaf kam in seinem Referat über die bezügl. der Kreisregierungen gefaßten Beschlüsse zu der Auffassung, daß das Haus nicht in der Lage sei, die Beibehaltung und Refor­mierung der Kreisregierung heute als eine glückliche und dauernde Lösung der Organisationsfrage zu bezeich­nen. In namentlicher Abstimmung wurde der Antrag, dem Beschluß der Zweiten Kammer auf Beibehaltung der Kreisregierungen nicht beizutreten, angenommen.

Das Wirtshaus im Spessart.

43) Erzählung von Wilhelm Hauff.

Wohl wahr, aber man denkt doch daran, und wenn ich auch jetzt keine Furcht mehr kenne, so weiß ich doch wohl noch, wie sehr ich mich vor der Hölle gefürchtet, als ich noch ein kleiner, unschuldiger Knabe war."

Nun gut wird es uns gerade nicht gehen," sagte Ezechiel.Hab' mal einen Schulmeister darüber gefragt, der sagte mir, daß nach dem Tode die Herzen gewogen würden, wie schwer sie sich versündigt hätten. Die leichten steigen auf, die schweren sinken hinab, und ich denke, unsere Steine werden ein gutes Gewicht haben."

Ach freilich," erwiderte Peter,und es ist mir oft selbst unbequem, daß mein Herz so teilnahmlos und ganz gleichgültig ist, wenn ich an solche Dinge denke."

So sprachen sie; aber in der nächsten Nacht hörte er fünf- oder sechsmal die bekannte Stimme in sein Ohr lispeln:Peter, schaff' dir ein wärmeres Herz!" Er empfand keine Reue, daß er sie getötet, aber wenn er dem Gesinde sagte, seine Frau sei verreist, so dachte er immer dabei:Wohin mag sie wohl gereist sein?" Sechs Tage hatte er es so getrieben, und immer hörte er nachts diese Stimme, und immer dachte er an den Waldgeist und seine schreckliche Drohung; aber am siebenten Morgen sprang er auf von seinem Lager und rief:Nun ja, will sehen, ob ich mir ein wärmeres

Angenommen wurden ferner eine Reihe Resolutionen. Entgegen dem Beschluß des andern Hauses stimmte die Erste Kammer gegen die Verwilligung von 150 000 statt 120 000 rll für Wasserversorgungsanlagen einzel­ner Gemeinden und gegen die Forderung nach Vorlage eines Reichswohnungsgesetzes im Bundesrat. Morgen Fortsetzung.

Der Fraktion der Fortschrittlichen Volkspartei in der Zweiten Kammer hatte neulich an den Minister des Innern die Anfrage gestellt, ob es wahr sei, daß wegen der Landjügereingaben jetzt Nachforschungen im Landjägerkorps angestellt werden. Der Minister erklärte in seiner Antwort, es seien keine amtlichen Erhebungen dieser Art angeordnet oder vorgenommen worden.

Hemmingen, OA. Leonberg, 1. Juli. Heute früh 3 Uhr brach in der Scheuer des Schiffwirts Karl Pfannschmid Feuer aus, dem diese und das Wohnhaus und die Scheuer des Landwirts Eottlieb Trucksäß zum Opfer fielen. Außerdem wurde das Wohnhaus des Pfannschmied, das besonders auch durch das Wasser schwer gelitten hat, stark beschädigt. Aus dem Wohnhaus des Trucksäß konnte nur das Vieh gerettet werden; das Mobilar ist vollständig verbrannt. Die Größe des Schadens ist noch unbe­kannt, ebenso die Entstehungsursache.

Bückingen, 2. Juli. Gestern zwischen 7 und 8 Uhr vergnügten sich einige junge Leute in einem Haus in der Karlstraße mit Scheibenschießen. Als eben der 15 Jahre alte Sohn des Hauptlehrers Schick einen Schuß aus der Zimmerbüchse abgab, trat der 20 jährige Sohn des Baumeisters Muth in den Husflur, und die Kugel traf ihn in die Lunge. Tötlich getroffen, stürzte er zu­sammen und gab nach wenigen Minuten im Hausflur seinen Geist auf.

Reutlingen, 2. Juli. Der erst seit acht Tagen bei dem Schuhmachermeister Wilhelm Votteler beschäftigte Schustergeselle Karl Kling von Straßburg überfiel gestern nachmittag kurz vor 4 Uhr die 60 Jahre alte Frau seines gerade abwesenden Meisters und stach mit der Schusterkneipe blindlings auf sie ein, bis sie blut­überströmt zu Boden sank. Dann wandte sich der 24- jährige Missetäter, durch das Hinzukommen von Nach­barn ängstlich geworden, zur Flucht, während die Uber und über mit Stichwunden bedeckte Frau ins Bezirks­krankenhaus gebracht wurde. An ihrem Aufkommen wird gezweifelt. Man weiß noch nicht, welche Ursachen die schlimme Tat hat.

Ulm, 1. Juli. Der frühere Regens des Priester­seminars, Prälat B. Rieg, hatte, wie bekannt, an einer Schrift gearbeitet, in der er gemäß seinem bei der Preß- fehde im Februar 1912 gegebenen Versprechen die un­umstößlichen Beweise erbringen wollte, daß Professor Dr. Koch in Tübingen auch noch nach 1907 Lehren vorgetragen habe, die von der kirchlichen Ueberlieferung abweichen, trotzdem Prof. Koch 1907 dem Bischof feier­lich versprochen hatte, die bemängelten Doktrinen nicht mehr zu lehren. Das Büchlein wurde gedruckt in der Süddeutschen Verlagsanstalt Ulm, e. E. m. b. H. in Ulm, (früher UlmerVolksbote"). Professor W. Koch hat nunmehr Klage gegen Prälat Rieg und Direktor Huggle erhoben und Beschlagnahme der Druckschrift und des Satzes beantragt, weil Prälat Rieg aus dem Kolleg­heft des Prof. Koch die entsprechenden Sätze und Aus­führungen zitierte. Infolge dieser Klage fand eine Haussuchung beim Prälaten Rieg und in der Druckerei desSchwäbischen Volksboten" statt. (Jpf- und Jagst- Z-itung.)

schaffen kann, denn der gleichgültige Stein in meiner Brust macht mir das Leben nur langweilig und öde." Er zog schnell seinen Sonntagsrock an und setzte sich auf sein Pferd und ritt dem Tannenbühl zu.

Im Tannenbühl, wo die Bäume dichter standen, saß er ab, band sein Pferd an und ging schnellen Schrittes dem Gipfel des Hügels zu, und als er vor der dicken Tanne stand, Hub er seinen Spruch an:

Schatzhauser im grünen Tannenwald,

Bist viele hundert Jahre alt.

Dein ist all Land, wo Tannen stehn,

Läßt dich nur Sonntagskindern sehn.

Da kam das Elasmännlein hervor, aber nicht freundlich und traulich wie sonst, sondern düster und traurig; es hatte ein Röcklein an von schwarzem Glas, und ein langer Trauerflor flatterte herab vom Hut, und Peter wußte wohl, um wen es traure.

Was willst du von mir, Peter Munk?" fragte es mit dumpfer Stimme.

Ich Hab' noch einen Wunsch, Herr Schatzhauser," antwortete Peter mit niedergeschlagenen Augen.

Können Steinherzen noch wünschen?" fragte jener. Du hast alles, was du für deinen schlechten Sinn be­darfst, und ich werde schwerlich deinen Wunsch erfüllen."

Aber Ihr habt mir doch drei Wünsche zugesagt; einen Hab' ich immer noch übrig."

Doch kann ich ihn versagen, wenn er töricht ist," fuhr der Waldgeist fort;aber wohlan, ich will hören, was du willst."

Aa» Welt «»d Zeit.

Berlin, 30. Juni. Der konservative Reichs­tagsabgeordnete Graf Hans v. Kanitz ist hier ge­storben. Einer der Führer der konservativen Partei geht mit ihm zu Grabe, v. Kanitz ist am 17. April 1841 in Mednicken geboren, studierte in Heidelberg und Berlin die Rechte und ging später in die Verwal­tung Uber. Er war Teilnehmer am Ausmarsch gegen Frankreich und wurde darauf Landrat des Kreises Sprottau. Seit 1877 bewirtschaftete er sein Gut Po- dangen im Regierungsbezirk Gumbinnen (Ostpreußen). Er war schon Mitglied des Reichstags des Norddeutschen Bundes, wurde 1889 wiederum in den Reichstag ent­sandt, dem er ununterbrochen angehörte; ebenso dem Preußischen Abgeordnetenhaus seit 1885. v. Kanitz war der Sachverständige seiner Partei in Handels- und wirtschaftspolitischen Fragen, er war der konservative Theoretiker. Sein Name wurde allgemein bekannt durch den Antrag, den er am 17. April 1894 im Reichstag einbrachte und der verlangte, daß in Zukunft in Deutsch­land das Reich der einzige Eetreidehändler für aus­ländisches Getreide und ausländische MUHlenfabrikate sein, ausschließlich den Ein- und Verkauf des zum Ver­brauch im Zollgebiet bestimmten ausländischen Getrei­des vornehmen und die niedrigsten Verkaufspreise für Weizen auf 215 für Roggen auf 165 usw. fest­setzen sollte. In Verbindung mit diesemAntrag Kanitz" kam das Schlagwort auf:Ohne Kanitz keine Kähne", womit die Konservativen sagen wollten, daß sie die Flottenvorlage ablehnen würden, wenn der Antrag Ka­nitz nicht bewilligt werde, v. Kanitz war als Mensch, als Charakter vorbildlich; seinen Tod betrauert auch der politische Gegner.

Berlin, 1. Juli. Beim Transport einer großen Geld­summe aus dem Tresor der Deutschen Bank in die oberen Geschäftsräume sind gestern 10 000 -K verschwun­den. Die Kriminalpolizei vermutet, daß die Summe im Hause versteckt worden ist.

Jüterbog, 1. Juli. Ein eigenartiger Unglücksfall hat sich dieser Tage auf dem Truppenübungsplatz Jüter­bog zugetragen. Bei einer Uebung der Maschinenge­wehrabteilung hatte sich ein Mann der Scheibenmann­schaft im Bereich der Scheiben niedergelegt und war dort eingeschlafen. Als nun das Schießen begann, wurde er bald von einer Kugel getroffen. Er sprang auf und die Bedienungsmannschaft der Maschinenge­wehre mußte annehmen, daß eine Scheibe aufgezogen worden sei. Das Feuer wurde infolgedessen verstärkt, und nach Beendigung der Uebung fand man den Schwer­verletzten von 18 Kugeln durchbohrt vor.

London, 1. Juli. Die Suffragetten haben das Schloß Ballikinrom, eine der schönsten Besitzungen Schottlands, in Brand gesteckt. Das ganze Gebäude brannte nieder. Der Schaden beläuft sich auf 1500 000 Mark. In Leucherts in Schottland brannte gestern morgen der Bahnhof nieder. In der Nähe der Brand­stätte wurden die Spuren der Suffragetten in Form von Flugschriften gefunden.

Nerv-Hort, i. Juli. Heute nacht brach in einem alten Einwandererhaus Feuer aus, wo 70 Polen, Deutsche und Syrier schliefen, die am folgen­den Tage nach Europa fahren wollten. 5 Personen wurden getötet, 20 erlitten schwere Brandwunden oder zogen sich Verletzungen zu, indem sie aus den Fenstern sprangen. Man vermutet, daß Brand­stiftung vorliegt. In den mittleren Staaten forderte die Hitze 200 Todesopfer. Hunderte von Erkrankungen sind infolge der Hitze zu verzeichnen.

So nehmet mir den toten Stein heraus und gebet mir mein lebendiges Herz," sprach Peter.

Hab' ich den Handel mit dir gemacht?" fragte das Elasmännlein.Bin ich der Holländer Michel, der Reichtum und kalte Herzen schenkt? Dort, bei ihm mußt du dein Herz suchen."

Ach, er gibt es nimmer zurück," anwortete Peter traurig.

Du dauerst mich, so schlecht du auch bist," sprach das Männlein nach einigem Nachdenken.Aber weil dein Wunsch nicht töricht ist, so kann ich dir wenigstens meine Hilfe nicht versagen. So höre, dein Herz kannst du mit keiner Gewalt mehr bekommen, wohl aber durch List, und es wird vielleicht nicht schwer halten; denn Michel bleibt doch nur der dumme Michel, obgleich er sich ungemein klug dünkt. So gehe denn geraden Wegs zu ihm hin und tue, wie ich dir heiße." Und nun unterrichtete er ihn in allem und gab ihm ein Kreuz­lein aus reinem Glas:Am Leben kann er dir nicht schaden, und er wird dich frei lassen, wenn du ihm dies Vorhalten und dazu beten wirst. Und hast du dann, was du verlangt hast, erhalten, so komm wieder zu mir an diesen Ort."

Peter Munk nahm das Kreuzlein, prägte sich alle Worte ins Gedächtnis und ging weiter nach Holländer Michels Behausung. Er rief dreimal seinen Namen, und alsobald stand der Riese vor ihm.Du hast dein Weib erschlagen?" fragte er ihn mit schrecklichem Lachen. ,,H8tt' es auch so gemacht, sie hat dein Vermögen an