Z« de« E«trvte«ote.

WTB. Berlin, 13. Sept. Wie die B. Z. melde^ wird der Ausschuß der Nationalversammlung für wärtige Angelegenheiten am kommenden Dienstag zusammen­treten, um zu der Entenlenote über die Reichsverfassung Stellung zu nehmen.

Güterverkehr über die Rhrrubrücken.

Karlsruhe, 13. Sept. Der Güterverkehr über die Rhein- brücke bei Germersheim und Maxau ist wieder ausgenommen worden. Die Umleitung der Güter über Ludwigshafen- Mannheim ist damit weggefollen. Da auch die Rheinbrücke bei Worms wieder dem Privatverkehr übergeben ist, läuft der gesamte Güterverkehr zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet wieder über die vor der Besetzung vorgeschriebenen Wege. Ausgeschlossen bleibt noch der Weg durch das El­saß über die Rheinbrückev zwischen Elsaß und Baden.

Zunahme der Förderleistung«».

WTB. Verliv, l3. Sept. Die bereits gemeldete Zu­nahme der Förderleistungen im oberschlesi­schen Kohlenrevier gestaltet sich wie die Vossische Zeitung meldet, weiter günstig. Wie das Blatt von zu­ständiger Stelle erfährt, betrug die Durchschnittsleistung der letzten drei Tage 91700 Tonnen.

Polnische Arbeiter nach Frankreich.

WTB. Amsterdam, 14. Sept. Dem Telegraaf zu­folge berichten die Times aus Warschau, daß am 6. 9. zwischen der französischen und der polnischen Regierung ein Abkommen über die Entsendung von t 00 000 polnischen Arbeitern nach Frankreich abgeschlossen worden sei. Die polnische Regierung erlalte dadurch die Möglichkeit, einen Kredit in frarzösischem Eelde aufzunehmen.

^ Anzeige vo» Haasschiachlschweiue«.

Auf Grurd einer Anordnung der Reichsfleischstelle hat die Fleischversoigungsstellr für Württemberg und Hohenzcl- lern folgendes bestimmt:

Jeder Haushaltungsvorstand ist verpflichtet, die Zahl der in seinem Besitz befindlichen, zur Selbstversorgung be­stimmten Schweine, deren Schlachtung in der eigentlichen Hausschlachtungsperiode vom 20. Sept 1919 bis 28. Febr. 1920 in Aussicht genommen ist, vis spätestens 20. Sept. 1919 beim Ortsvorsteher avznzeigev.

Nach dem 20. Sept. 1919 zur Selbstversorgung einge­stellte Schweine sind sofort, spätestens aber 3 Monate vor der Schlachtung, den: Ortsvorsteher anzumelden.

Die Boraussetzungen der Genehmigung der Hausschlach­tung (§ 16 der Beifügung des Ministeriums des Innern über dt? Regerung des Fleischverbrauchs v. lO. Nov. 1917) werden durch diese Vorschrift nicht berührt. Die Schweine müssen also Mindestens 3 Monate in der eigenen Wirtschaft des Hausschiächters gehalten worden sein, bevor sie ge> schlachtet werden dürfen.

Bei Versäumnis der Anmeldung wird die Genehmigung zur Hausschlacktung nicht erteilt werden.

Die 'Herren Ortsvorsteher werden ersucht, vorstehende Anordnungen alsbald ortsüblich bekannt zu machen, die Anmeldungen vorschriftsmäßig ertgegenzunehmen, zusammen- zustellen und das Ergebnis bis l ängstens 23. Sept. 1919 dem Oberamt vorzulegen. -*"**'-*'

Nagold, den 12. Sept. 1919. Oberamt: Münz.

Nlttnittlg. 15. September ISIS.

Amtliches.

Oberamt Nagold.

Bildung einer freien Maurer- und Lteinhauer- Jnnnug.

Die Regierung des Schwarzwaldkreijes hat durch Erlaß vom 25. August d. I Nr. 6277 die Satzung der

Freien Maurer und Sleirhaver Jurwvg genehmigt.

Die konstituierende Versammlung, in welcher die Wahl des Vorstands und, soweit möglich, der übrigen Jnvungs« ämter vorgenommen wird,

findet am SamS-ag. den 20. Sept ds IS nachm. 4'/- Uhr auf dem Rathaus« tu Nagold statt.

Sämtliche Maurer- und Steinhauer des Bezirks werden hirzu eingeladen.

Den 12. Sept. 1919. Münz.

Oderami Nagold.

Bildung einer freie« Glaseriusuug für di« O.-A - Bezirke Nagold, Calw, Herrenberg «. Neuenbürg.

Die Regierung des Schwarzwaldkreises hat dr/rch Er­laß vom 28. August d. I. Nr. 6279 die Satzung der

»Frei«« Glaserivimvg*

genehmigt.

Die konstituierende Versammlung, in welcher die Wahl des Vorstands und soweit möglich, der übrigen Jnnungs- ämter vorgenommen wird,

find»t am Samstag, deu 20. Ls. MtS., vorm.

Uhr auf dem Rathaus« i« Nagold statt.

Sämtliche Glaser der Bezirke Nagold, Calw, berg und Neuenbürg werben hiezu emgeladen.

Den 12. Sept. 1919.

* Eise Erhöhung der Postgebühren für deu Zel- ruugSbeziehrr. Eine bedeutende Erhöhung der Zeitungs- Postgebühren tritt am 1. Oktober in Kraft. Die Reichs - postvcrwaltung macht geltend, daß die jetzigen Postzustell- gebühren nicht mehr die Selbstkosten decken, und das Reichs- schvtzamt setzte wie an vielen anderen Stellen so auch hier cm,' um gewissermaßen unbemerkt eine indirekte Besteuerung durchzusctzm. Ein kleiner Vorgeschmack von den vielerlei Erscheinungen, die noch kommen Werdens Das Gesetz wurde in der Nationalversammlung überstürzt durchberaten, sodaß den Mitgliedern wohl kaum die Wirkungen der teilweise völlig unhaltbaren Bestimmungen zum Bewußtsein gekom­men sind. In Württemberg ist anzueriermen, daß unsere Postverwaltung sich wenigstens zu gewissen Erleichterungen für das kommende Vierteljahr bereit erklärt hat. Die Zei- tungsverleger sind gegen diese Verteuerung des Zellungs- bezuges durch die Post machtlos. Wenn also jetzt beim Postbezug höhere Gebühren erhoben werden, so fließt davon den Zeitungen leibst nichts zu.

' Heute beginnen wir mit der ErzählungPrlrrzeßchen* von W. v. Trotha. Ein überzeugendes Zeitbild in der rauhen Gegenwart führt »ns der Roman mit sonnigem Humor meisterlich vor Augen. Die Opserbereitschaft der deutschen Frau wird in großzügiger Form darin vorgeführt.

Schaulurm». Vom Wetter begünstigt hielt am gest­rigen Sonntag der hiesige Turnverein im Stadtgarten nach längerer Pause sein erstes Schauturnen ab, das über- H f aus zahlreichen Besuch, besonders auch von auswärts, auf- , zuweisen hatte, ein Zeichen, welch guten Rufes sich die I turnerischen Veranstaltungen von früher her noch erfreuen ! und mit Recht: Sind doch die turnerischen Leibesübungen geeignet, den Körper zu stählen und hauptsächlich die Jugend

Herren- M ü n z.

M Leser,«cd». K«

Wahrer Reue gegenüber ist ein edler Mensch machtlos, er muß verzeihen.

Prinzeßchen.

Roman von Wilhelm v. Trotha.

(Anfang.) (Nachdruck verboten,

1. Kapitel.

Eo. so, du willst also mit Mama in diesem Somme« tn den Thüringer Wald gehen. Prinzeßchen?* fragt« Oberstleutnant Frhr. v. Holler sein Töchterchen.

.Ach ja. Pappi, laß uns dorthin fahren! Erstens ist «s da herrlich, und dann, weißt du, habe ich einen ganz winzigen Ort ausfindig gemacht, wo es still und ruhig Ist, denn du weißt ja, das braucht Mamachen in erster Linie, na und ich-"

Na und du, kleiner Ouirlequietsch, du? Ich denke, du liebst das Leben, Leben um dich ? Wird es auch keine allzu große Aufgabe für dich sein, wochenlang so ohne viel Klimbim, wie du es so drastisch nennst, zu leben?*

Oberstleutnant v. Holler sah sein Töchterchen ver­schmitzt lächelnd an, kniff ein Auge zu und stand nun, beide Hände in den Taschen der hellgrauen Litewka, ab­wartend da, wiegte sich dabei immer von einem Fuß auf Len anderen und harrte des Entscheides des Lieblings und Verzuges des ganzen Hauses.

Prinzeßchen, sie hatte den Namen erhalten, weil sie in der kinderreichen Familie des Oberstleutnants unter sieben Kindern das einzigste Töchterchen war, sah belustigt und mit der an ihr bekannten schalkhaft-verschmitzten Miene, die das zarte süße Gesichtchen ungemein anziehend machte, zu ihrem Pappi auf und meinte dann mit großem Ernst, der einen sonderbaren Kontrast zu ihrer bisherigen Lustigkeit bildete:Weißt du, Pappi, so unrecht hast du

ja nicht, aber ich muß auch mal ein Opfer bringen-*

Der Oberstleutnant lachte nun ein fröhliches, dröhnendes Lachen heraus, io daß sie ganz verdutzt »inhielt und

gleich darauf mit einem allerliebsten Schmollmündchen meinte:

Lach'nicht, Vater* Vater sagte sie nur bei großen Familisnhaupt- und -staatsaktionen,es ist alles, was ich dir da sage, mein heiligster Ernst!*

Aber Prinzeßchen, daran zweifele ich ja keinen Augenblick! Im Gegenteil, ich freue mich, denn wir sind ja ganz ein und derselben Meinung, nur muht du deinem alten Pappa schon gestatten, sich einmal über seine ver­nünftige Tochter zu wundern? Oder ist das nicht er­laubt?"

Wundern, Pappi? Laß dir eines sagen, das Wun­dern habe ich mir in meinem Leben schon längst ab­gewöhnt! Weißt du, es macht auch, wenn man älter und vernünftiger wird, meist einen zu komischen Eindruck, und dann ... ja. was wollte ich doch noch sagen?"

Fahr nur fort, kleine Weisheitspredigerin, ich bin ganz Ohr und begierig, was ich von meiner .alten' Tochter mit ihren Lebenserfahrungen von 18 Jahren noch alles lernen werde l Herrgott, Kind, das ahnte ich ja gar nicht, was ich da plötzlich erfahre, daß so etwas in dir steckt!*

Elisabeth sah ihren Vater nun doch mit sehr zweifel­hafter Miene an. Wollte er sie nun da necken, oder be­gann er nun endlich einzuseden, daß man sie mit mehr Respekt zu betrachten habe und sie wirklich ernst genommen werden sollte?! Ihre Sonnenscheinnatur hatte es keinem der fünf Brüder und den Eltern möglich gemacht, wirklich ernsthaft mit ihr zu sein, alle vergötterten sie, und was Prinzeßchen sagte, war alles gut, schön und richtig.

Jetzt schaute sie mit ganz ernsten Augen darein, und da sie noch immer das Problem des Wunderns in ihrem Köpfchen hin- und herwälzte, so übersah sie des Vaters Schmunzeln und wurde durch seine Bemerkung jäh aus dem Sinnieren emporgeschreckt:

Du, Kleinchen» wir wollten doch eigentlich über eur« Reisepläne, deine und Mutters, sprechen!"

Ach ja Pappi, richtig, wir waren ja ganz vom Thema abgekommen, aber meinst du nicht auch, daß es für mich notwendig ist, manchmal über wichtige Dinge, ich meine über andere Dinge, wie Amüsements und sonstige Zerstreuungen nachzudenken und mich mit dir darüber auszusprechen?"

zu frischer-, tatkräftigen Männern heranzubilden, deren wir nicht nur jetzt, sondern auch in späteren Zeiten dringend bedürfen. Mit diesem Schauturnen ist nun der Verein nach 6 jähriger Pause wieder mit glänzendem Erfolge in den turnerischen Leistungen, so z. B. Freiübungen, Reck. Barren , Pferd und volkstümlichen Hebungen, an die Oeffentltchkeit getreten unter schwierigsten Zeiiverhältnisien. Har doch der Krieg unter den Turnern unersetzliche, schmerzliche Lücken gerissen, deren Ausdruck sich in dem Mangel an aktiven Turnern bemerkbar machte. Ein prächtiger Ersatz hat sich aber in der noch gut fundierten Männerriege finden lasten, deren Bestehen im Interesse der Sache sehr zu wünschen wäre. Daß auch für den gemütlichen Teil gesorgt ist, schloß sich abends im Lokal z.Traube" ein geselliger Unter- haltungsabend an, der die Tanzlustigen voll aus ihre Rech­nung brachte, und den Mi!gliedern durch eine Ansprache des Vorstandes Otto Luz und humoristische Vorträge seitens verschiedener Mitglieder und Hr. Hauptlehrer Schwarz recht genußreiche Stunden bereitete. Hauptsächlich aber sei noch des altbekannten Turner-Doppelquartetts gedacht, das durch seine gesanglichen, effektvollen Vorträge heiteren und ernsten Inhalts ein Können an den Tag legte, das be­sonderer Erwähnung bedarf und den Hauptteil zur Ver­schönerung des Abends beigetragen hat. Erst spät trennte man sich im Bewußtsein, einen recht angenehmen Turner­abend erlebt zu haben. 8.

^ js Der Stand der KrteqSgefarrgenenheimkrhr Von der H,rmkehrabteilung der Reichswehrbesehlstclle Württem­berg wird uns milgeteilt: Nachdem sich die englische Regie­rung am 5. September bereit erklärt hatte, die in Etapples in englischer Gefangenschaft befindlichen deutschen Hecres- cmgehörigen (5000 Mann) freizugeben und nachdem diese in kürzester Zeit durch die deutschen Behörden über Köln Deutz in ihre Heimat entlassen wurden, hat England sich am 9. 9. nun entschlossen, mit dem planmäßigen Abtransport un­serer in Frankreich in englischer Gefangenschaft befindlichen deutschen Landsleuten sofort zu beginnen. Einige Tausend Heimkehrer sind bereits auf deutschem Boden eingetroffen und größtenteils schon nach ihrer Heimat entlassen. Bei deu Konferenzen in Köln hat sich die amerikanische Negierung ebenfalls bereit erklärt, vom 17. 9. ab täglich 3000 Kriegs­gefangene freizugeben. Von Frankreich stehen endgültige Nachrichten roch aus: immerhin hat es den dringenden Vor­stellungen unserer Unterhändler soweit nachgegeben, daß es sich bereit erklärt hat, wenigstens die Verwundeten auszu- liefecn. Der Abtransport aus den englischen Lagern ver­läuft planmäßig; die Arbcitseinreiliwg in den Durchgangs lagern hat sich überall bestens bewährt,so daß damit zu rechnen ist, daß bei gut eingearbeitetem Personal die in den Durch­gangslagern anfallenden Arbeiten in voraussichtlich 23 Tagen, anstatt wie zuerst angenommen in 4 Tagen, erledigt werden können.

Kriegsgewerbezählung. Wie das Württ. Skat. Landesamt mitteilt, war die Kriegsgewerbezählung vom Herbst 1917 Münstiger, als zu befürchten war. Dies rührt daher, daß von dem. Statistischen Landesamt aus noch rechtzeitig, vor der durch die Berliner Militärbehörde ohne -Mitwirkung der damiligen württ. Militärbehörde angeordnete!'. Erhebung selbständig eingegriffen wurde. Me Hinausschiebung vom 15. August auf 10. September hat dann auch eine bessere Vorbereitung ermöglicht. Zwi­schen 1907 und 1914 zeigt sich für Württemberg eine f Abnahme der Betriebe um etwa 10000 (von 127 982

- auf 118136 (bei gleichzeitiger Zunahme der Gewerbe- , Personen um etwa 44000 (von 519 295 auf 563201),

! was durchaus der ganzen gewerblichen Entwicklungsten- ! denz und der Volksentwicklnng nach Stadt und Land j Land entspricht. Bei der Gewerbezählung im Herbst 1917

- sind in Württemberg 22 259ruhende" Betriebe mit ' 52417 Personen gezählt worden.

Gewiß, Püppchen", beeilt« sich d«r Vater zu sagen, aber damit wollen wir doch jetzt unsere Köpf« nicht belasten, also nun mal raus mit dt« Däuser! Woht» foll's also gehen im gelobten Thüringer Lande?*

Ach, Pappi, nach Eckolsauel"

Wohin? Wo liegt denn das?*

Bei Reinhardsbrunn I Nicht weit vom Inselsberg «b, ganz verschwiegen, mitten im grünen Walde.*

So so, also dort? Kommt man denn da überhaupt mit der Bahn hin, Kindchen?"

Nein, Pappi, nur mit der Postkutsche, das heißt von na wie heißt nun diese dumme Station gleich ! Na ist ja egal, ich weiß schon, Habe mir alles ausgeschrieben, und wir werden schon hinfinden."

Weißt du, deine Orientierungsart ist einfach groß­artig, Puppe, man gut, daß du kein Soldat bist, da würdest du schön Schiffbruch leiden!"

Aber wieso denn? Hauptsache ist, daß ich an- komme. Aber nun mal zu einem anderen Punkt, Pappi I Wie steht es denn mit der Geldfrag«?*

Aha, dachte mir'» doch, daß du diesen, übrigens sehr wichtigen Punkt nicht vergessen würdest. Na ja, Kind, Geld gehört zum Reffen. Wieviel brauchst du denn für euch beide?*

Wir sind zu dritt.»

Nanu, we wird der dritte im Bunde sein? Na na, du du scheinst mir ja eine ganz Heimliche zu sein I"

Elisabeth wurde feuerrot, wie eine Mohnblume im Felle, dann aber sagte sie etwas unmutig:

Was du von mir denkst, ist nicht, Pappi! Aber du vergißt ganz, daß du noch einen Sohn im Kadettenkorps hast, unseren Erwin! Der soll mit. Ich muß doch we­nigstens einen männlichen Schutz zu meinen Ausflügen haben, und Erwin legt auch, ebenso wie ich, keinen Wert aus ein großes, geräuschvolles Bad!"

Sieh mal einer diese Küken an! Also habt ihr ein­fach alles hinter meinem Rücken abgemacht, und für mich heißt .-, nur: Vater kann blechen!*

Ist das nicht sehr bequem für dich?*

Großartig! Mädel, du bist einfach ein Geniel Aber ein bisher verkanntes!*

Fortsetzung folgt.