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Scheidemann «der die Lage.

In eurer

Kassel, 11. Sept.

Volksversammlung hielt, wie WTB. mel­det, der frühere Ministerpräsident Scheidemann eine Rede, in der er auf die Vorwürfe zu sprechen kam, die ihm wegen seiner Haltung in der Friedens fr age gemacht wurden. Er wies den Vorwurf, ein Kriegs­verlängerer gewesen zu sein, zurück. Seine ablehnende Haltung in der Unterzeichnungsfrage sei durch sein Be­kenntnis als Mi '.u-ändeiu in dieser Frage gegeben

gewesen. Er habe nur die Folgerung daraus gezogen und diese widerlege auch einen zweiten Vorwurf, den der Gewinnsucht, da er nicht an dem eimrngsreichen Ministersessel geklebt habe.

An das Sterbebett des alten Deutschland berufen, habe die .Novemberrevolution der Sozialdemokratie die führende Stellung verliehen. Die Wahlen des Januars hätten allerdings die absolute Mehrheit ihr nicht gegeben. Zur Zeit werde die Regierung nur noch von Sozialde­mokratie und Zentrum gebildet; ' sie könnte nur aus Sozialdemokraten und Temok raten bestehen, aber nie könnte in der Regierung die Sozialdemo­kratie fehlen.

Redner besaßt sich dann mit den Gefahren, die von rechts und links drohen. Eine Regierung von rechts bedeute die Monarchie, die von links die Rätcdiktatur. Ten Monarchisten solle der Gesühlsin- inhalt ihres bisherigen Lebens nicht genommen werden. Es sei aber von ihnen zu verlangen, daß sie sich nicht in Gegensatz stellen zu den lebendigen Interessen ihres Volks und nicht einen neuen Krieg herausbeschwören. Genau so wenig wie früher in Frankreich würde hier in Deutschland der Versuch, die Monarchie wieder auszu- richten, glücken. Es bestehe die Gefahr, daß nach dein fehlgeschlagencn Versuch mir Ungarn in Rußland durch die Eptente mit der Wiedcranfrichtung der Monarchie ein Anfang gemacht werde, wo der bolschewistische Wahn­witz den Boden für jede Reaktion so trefflich bereitet l abe. Wir aber wollen uns geloben, daß Deutschland eine Re­publik bleiben soll. Tie Novemberrevolution ist mit den Vertretern des alten Regimes so großmütig verfahren, wie nie eine Revolution zuvor. Man hüte sich, diese Groß­mut auf die Probe zu stellen. Tie schon von Säte um zurückgewiesene Nachricht von der Abfindung des frü­heren Kaisers mit 170 Millionen Mark sei falsch. Eine Regierung, die eine solche Absurdität begehen und diesem erledigten Monarchen 170 Millionen auszahlen wollte, während dem Volk die furchtbarsten Lasten ausgebürdet werden, wäre erledigt.

Sodann kam Scheidemann aus den Fall Oberst Reinhardt zu sprechen (nicht zu verwechseln mit dem Kriegsminister Reinhardt. T. Sehr.). Dessen ab­fällige Aeuß erringen über die Regierung und seine monarchistische Gesinnung seien erwiesen. Es dränge sich da die Frage auf: Hat die Regierung nicht die Macht, diesen Mann von seinem Posten zu entfernen? Sonst verfüge Herr Reinhardt über die militärische Macht. Noske besäße dann nur eine papierene Voll­macht. Das bequemste Mittel für reaktionäre Zwecke sei stets der Antisemitismus gewesen und sei es auch diesmal wieder. Hier heiße es:Widerstrebe den Anfängen". Die Gefahr von rechts sei groß: ihr 'Name sei Reinhardt.

Bedeute die Regierung von rechts Bürgerkrieg zur Wiedererrichtung der Monarchie, so die von links Rätediktatur und abermals Bürgerkrieg. In Ruß­land herrsche Despotie einiger Parteiführer, ein System, das sich die deutsche Arbeiterklasse keine 14 Tage lang gefallen ließe. Was die Unabhängigen positiv tun würden, ivenn sie an der Regierung waren, weiß ich nicht und möchte ich gern wissen. Sie haben bisher es immer so dargestellt, als ob die Frage der Einigkeit des Prole­tariats eine Frage der Führer wäre.

Eine große Rolle dabei spielten immer die Na­men Landsberg und Scheidemann. Wenn sie erst verschwunden sein würden, würde die Sache viel besser gehen.Landsberg und ich sind fort. Nun fal­len die Unabhängigen über meinen Freund Bauer her. Möge man wen immer an Bauers, an Eberts, an Nos- kes Stelle setzen, immer werden sie das Geschrei der Un­abhängigen von arbeiterverräterischer Regierung wieder hören. Es handelt sich hier nicht um eine Füh­rersrage. Wiedergenesung und Wiederaufrichtung können sich nur in Jahrzehnten vollziehen. Ter Sozialismus kann auch nur allmählich helfen und darf keine Pferde­kuren veranstalten. Was die Unabhängigen und Kommu­

Samstag, 13. September.

1SLV.

nisten predigen, ist nicht Sozialismus; denn es ist nicht Wissenschaft, sondern ^Aberglaube. Infolge dessen sieht es mit der Einigkeit des deutschen Volks noch recht trübe

Ms.

Wir Sozialdemokraten sind Regierungspartei geworden. Wir müssen regieren in den Formen parla- jmentaris cher Demokratie. Wir können die Lei­den und Folgen des Kriegs und des unglücklichen Frie­densvertrags nicht beseitigen, sondern nur allmählich lin­dern. Ich könnte als Minister a. D. als Bekehrter ebenfalls in der USP. ausgenommen werden, und wenn ich tüchtig schimpfte, wäre ich dann des Beifalls sicher. Das zu tun, daran hindert mich aber meine bessere Einsicht und mein Gewissen gegenüber der Arbeiterllasse

Der Friedensvertrag hat uns zu einem Skla- ivenvolk und im eigenen Lande rechtlos gemacht. Einen solchen Vertrag wollte ich nicht unterzeichnen. Die Frage der Unterzeichnung der Friedensbedingungen war viel­leicht nicht weniger verhängnisvoll als die Frage der Bewilligung der Kriegskredite. Ein Teil der Fraktion, zu dem ich gehörte, war der Meinung, daß dieser Vertrag nicht unterzeichnet werden dürfe, und er hoffte wie ich sagen darf auf Grund sehr wichtiger Berichte aus dem Ausland, daß einige Wochen der Weigerung genügen würden, um eine gründ­liche Revision des Vertrags durchzuführen! Als Parteigenosse in Reih und Glied richte ich an die Arbei­ter die Aufforderung unserer Partei in guten und bösen Tagen die Treue zu wahren und unseren Genossen in der Regierung ihr Amt nicht unnötig zu erschweren. Damit soll die Kritik nicht ausgeschaitet werden.

Durch das Ausscheiden der Demokraten hat sich die parlamentarische Grundlage der Regierung verengert. Ich halte die gegenwärtige Partei­kon stell ation weder für glücklich, noch für dauerhaft. Wenn wir schon nicht allein regieren kön­nen, sondern auf die Mitwirkung der bürgerlichen Par­teien angewiesen sind, so halte ich es für gut, wenn zwei bürgerliche Parteien vorhanden sind, die sich in gewissen Fragen gegenseitig die Wage halten. Der Austritt der Demokratie aus der Regierung war auch kein Glück für diese Partei selbst, da so ihr rechter kapitalistischer Flügel mehr Einfluß gewinnen muß. Bei dieser Gelegenheit möchte ich auch noch aus­sprechen, wie tief wir den Tod des Vorsitzenden der Demokratischen Partei, des Abgeordneten Naumann, bedauern, dessen edle soziale Gesinnung bei allem, was uns voneinander trennte soviel dazu beigetragen hat, ein Zusammenarbeiten der beiden Parteien zu er­leichtern. Wir wollen hoffen, daß dieses Zusammenarbei­ten, solange es notwendig ist, auch weiterhin möglich sein wird.

In diesem Sinne glauben wir, daß sich immer schär­fer ausgestalten wird die Diktatur des Proleta­riats, vielleicht durch die Demokratie! Denn das spreche ich offen aus: ein Ideal ist die gegenwärtige Notwendigkeit des Zusammengehens mit bürgerliche.. Parteien nicht. Unser Ideal ist das spreche ich wiederholt aus: die Ein ig un g d e r Arbeiterklassen unter den Fahnen der Demokratie und des Sozialismus?

Ich glaube an eine bessere Zukunft unseres Volks; ich glaube, daß unserer Partei die Aufgabe zugefallen ist, es dieser besseren Zukunft näher zu bringen. Wir verleugnen nichts, nicht die Arbeiterklasse, nicht den So­zialismus und auch nicht unser demokratisches Programm! Arbeiterklasse, Sozialismus, Demokratie, das ist für uns die unerschütterliche Dreiheit, das ist das Zeichen, das wir wieder ausrichten, heute wie immer.

An die Rede Scheideruanns schloß sich eine längere Diskussion, in der sich ein starker Anhang der Unab­hängigen bemerkbar machte.

100 Milliarden.

Der französische Finanzminister Klotz hat dieser Tage in der französischen Abgeordnetenkammer eine recht artige Rechnung aufgemacht, was Deutschland alles an seine Feinde zu bezahlen habe. Deutschland müsse zah­len bis zur äußersten Grenze der Möglichkeit. Da war es nun recht interessant zu hören, was Herr Klotz bei uns für möglich hält. Er erklärte, die Kriegskosten aller Staaten zusammen betragen 1000 Milliarden Fran­ken, davon entfallen aus die Gegner Deutschlands 670 Milliarden. Sollten diese in 50 Jahren zurückgezahlt sein, so würde Deutschland mit 5 Lg Zinsen 1904V»

Milliarden, bei hundertjähriger Frist aber 3550 Milliar­den und mit Einrechnung der KÜegspensionen usw. rund 4500 Milliarden zu zahlen haben. Das sei natürlich in bar nicht möglich; aber es müsse doch bezahlt werden. Darum nehme man Deutschland alles, was es an ver­fügbaren Werten namentlich im Ausland besitze. So ergebe sich, daß Deutschland au Frankreich z. B. noch 875 Milliarden zu entrichten habe, die, wenn sie in 86 Jahren bezahlt würden, sich mit Zinsen auf 463 Mil­liarden stellen. 8 Milliarden seien an Werten bereits wieder zurückerstattet. Deutschland könne bezahlen!

Einige hundert Milliarden! Wie schnell, lst's ausgesprochen. Und doch, welche gewaltige Unsum­me steckt darin. 100 Milliarden sind zwarnur" eine Zehntel-Billion. Aber wer möchte sie abzählen? Könnte jemand in der Minute bis 200 zählen, so gebrauchte er Tag und Nacht mehr als 950 Jahre, um bis zu 100 Milliarden zu kommen. Me Erde wird von etwa 1600 Millionen Menschen bevölkert. Mit der von deutscher Seite zugesagten Kriegsentschädigung von 100 Milliar­den Mark könnten jedem Erdbewohner 62,5 Mark ans­gehändigt werden. Auf die Bevölkerung Deutschlands verteilt kämen bei 70 Millionen Einwohnern aus jeden Kopf, jung und alt 1429 Mark, aus eine dreiköpfige Familie also 4287 Mark. Wir bekommen sie aber nicht, sondern sollen so viel entrichten. Um den Begriff von 100 Milliarden weiter zu erläutern, sei angeführt, daß man aus den 5 Milliarden 20 Mark-Stücken eine Gold­stange formen könnte, die 7 500000 Meter lang wäre. Das sind 7500 Kilometer, also mehr als die Hälfte des Erddurchmessers (12755 Kilometer). Der höchste Berg der Erde, der Mont Everest oder Gaurisankar, ist 8840 Meter hoch; diese Goldstange aber wäre 848 mal höher. Oder: um das 90 Meter hohe Völkerschlachtdenkmal gruppiert würden wir gar 83 333 Goldsäulen von 90 Meter Höhe errichten Ännen. Me Luftlinie Berlin- Paris, die 853 Kilometer beträgt, könnte beinahe neun­mal mit einem Draht von 20 Mark-Stücken ausgelegt werden. Zum Transport der 100 Milliarden in 20 Mark-Stücken in Gold wären 4000 Eisenbahn-Doppek- Waggons zu je 200 Zentner Tragkraft nötig, ^wäh­rend zu der französischen Kriegsentschädigung 1870/71 in Höhe von 5 Milliarden nur 200 Doppel-Waggons gehört hätten. Die Kriegskosten der 15 größeren Kriege seit 1793 haben nicht einmal zusammen 100 Milliarden erreicht; sie betrugen nämlich in Milliarden:

17931815 Napoleonische Kriege 25,0 1828 Russisch-türkischer Krieg 0,4 18301840 Spanisch-portugiesischer Krieg 1,0 18301847 Frankreich-Algerien 0,7

1848 Europäische Revolutionen 0,2 1854185)6 K.iemkr., FrankreichEugland-Ruß v u ',1 1859 OesterreichFrankreich-Italien 0,9 18611865 Nordamerikanischer Bürgerkrieg 14,8

1866 PreußenOesterreich 0,4 :

18701871 DeutschlandFrankreich 6,3'

18771878 RußlandTürkei 3,8 >

18941895 ChinaJapan 0,22

1899 1902 Südafrikanischer Krieg 0,4

1900 1901 Kriegszug europ. Mächte in Oslajien 0,6 19041905 RußlandJapan 22,0

zusammen also: 82,9 Milliarden Mark.

Wollte ein Mensch die 100 Milliarden für sich ver­brauchen, fo müßte er 18000 Jahre leben und jede Minute bei Tag und Nacht 10 Mark ausgeben. Da­bei sind natürlich Zins und Zinseszinsen nicht mitge- rechuet.' Schon aus diesen wenigen Beispielen rann man erkennen, welche Bedeutung in dieser Riesensumme liegt. Ist sie schon für menschliche Begriffe fast unfaßbar, trotz­dem wir durch diesen Krieg ins Zeitalter der Milliarden­berechnung gekommen find, so wäre eine noch höhere Forderung, wie sie von gewisser feindlicher Seite gewünscht wird, gleichbedeutend mit einer Buße, die uns und un­sere Nachkommen auf Menschenalter hinaus in schimpf­lichste Schuldknechtschaft bringen würde.

Neues vom Tage.

Bon der Friedenskonferenz.

Versailles, 12. Sept. Der Oberste Rat erkicule die Antwort der deutschen Reichsregierung über den Ar­tikel 61 der neuen deutschen Verfassung (betr. den An­schluß Oesterreichs an Deutschland) für ungenügend. Der Oberste Rat verlangt die ausdrückliche Ausmerzung des Artikels und die feierliche Bestätigung durch dE Lationawersammkima. ._i-