S«»«rpreir

gierte! jährlich k« Stadt-, OrtS» Mh SkachoarortS« «Sehr M. 8.70, ,siechalbMk.8M rinMichlich der UsftgMhren. Die «vzAmrmmerdeS Msti«»kostet10P. Sil-HetuungSwetse tSsttch, mit Aus» uäLme der Sonn» «W Festtage, r:

»«ZrRscket »77-

ltungrblatt

Altgmermss

Die Ispaltige Zeile oder deren Rau« 80 Pfennig. Dt« Retlamezeite oder deren Raum 4d Pfennig, u Bei Wiederholungen unveränderterAn- zetgen entsprechen­der Rabatt. Bei gerichtlicher Bn. treib ung und Kon­kursen ist der Rabatt hinfWtg

sernrprekder

Achwarzwälder Tageszeitung.

O.-A.-Bs;irks Nagold» Lreudenstadt und Lalw

«». 2lL

Lr«S und Verlag i« Nltensteig.

Freitag, de« 12. September.

Amtsblatt fSr Pfalzgrasenweiler.

ISIS.

Hintze eontra Lndendorff.

In der 'Vossischen Zeitung" veröffentlicht der frühere Staatssekretär des Aeußern, von Hintze, einen Artikel über seine Beteiligung am Waffen­stillstandsangebot. Er erklärt darin, er habe, als er Lu­dendorff Mitte Juli 1918 die förmliche Frage vorge­legt habe, ob er sicher wäre, mit der jetzigen Offen­sive den Feind entscheidend zu besiegen, ein bestimmtes I a zur Antwort erhalten, was die Grundlage seiner Po­litik bis zu den ersten Am neigen gewesen sei. Gegen den 17. August habe chm Q- wndorsf erklärt, er be­sitze diese Sicherheit nicht mehr. Diese von ihm als dienstlich angesehene Mitteilung des Generals habe die Unterlage für die Politik von Grund aus geändert. Ge­neral Ludendorfs habe im Kronrat vom 14. August nichts vou der Kriegslage gesagt, so daß er ge­zwungen gewesen wäre, die Mitteilung über die fehlende Sicherheit unter Anführung des Chefs des Gener^lstabs der Feldarmee als Quelle selbst vorzubringen. Er (Herr von Hintze) bestreite ferner die Wahrheit der Luden- dorfsffchen Behauptung, er'(Ludendorff) habe ihm (Herrn von Hintze) gegenüber die Notwendigkeit einer Beendi­gung deD Krieges ans diplomatischem Weg betont. Er berufe sich auf das Zeugnis des Rittmeisters Hertling, wonach weder im Mai noch in der ersten Hälfte des August an dessen Vater von der OHL. die Mahnung ergangen sei, unter Verzicht auf irgendwelche Kricgsziele an den Friedensschluss zu denken. Tie Ermächtigung zu einein Friedensangebot sei nicht erteilt worden. Auch der Reichskanzler habe nochmals betont, der Krieg müsse ohne Friedensangebot zu Ende geführt werden. Der Ver­fasser stellt fest, daß durch keine seiner Antworten ans die Anfrage des Reichskanzlers betreffs der Kriegslage General Lndendorff den Eindruck hervorgerufen habe, als ob die OHL. amtliche Friedensschritte fordere, oder auf Beschleunigung der Einleitung von Friedensschritten drän­ge. Erst am 10. September habe sich die OHL- mit einem sofortigen amtlichen Friedensschluß einverstanden erklärt. Am 11. September drahtete Herr von iHntze in die­sem Sinne aus dem Großen Hauptquartier an das Aus­wärtige Amt.

*

Wie Lndendorff sich den Rücken deckte und alle Ver­antwortung, insbesondere wenn es schief gehen sollte, ans die Reichsregierung abzuwälzen suchte, geht aus einem Vertrag hervor, der erst jetzt durch eine von Lndendorff her ans gegebene Schrift bekannt wird. In diesem zu Anfang des Jahres 1918 zwischen der Reichslei- tnng und der OHL. abgeschlossenen Vertrag heißt es u. a.: Die Verantwortung für die Friedensverhandlungen trägt nach der Reichsverfassung der Reichskanzler. Die obersten Heeresstellen haben das Recht und die Pflicht, an den Verhandlungen in beratender Weise mitzuwirken, soweit dieselben die militärischen Interessen berühren. Meinungs­verschiedenheiten Zwischen den militärischen Stellen und dem Reichskanzler sind aus dem Wege gegenseitiger Aus­sprache zu beseitigen. Gelingt dies nicht, so ist die Ent­scheidung des Kaisers einzuholen. Tie erfolgte Entschei- !>i"" nr.pi.hebt die militärischen Stellen in allen Fäl- erm ^jelOer eigenen Verantwortung. Der Reichskanzler hat in dem Falle, daß die kaiserliche Ent­scheidung gegen ihn ausfällt, die staatsrechtlichen Konse­quenzen zu ziehen, indem er seine Entlassung nimmt."

Das war sehr bequem für die OHL., aber es war ein für das deutsche Volk verhängnisvoller Zustand, ein Zustand, der dazu führte, daß die politische Leitung des Meiches und damit auch die Volksvertretung tatsächlich ausgeschaltet wurden, und daß alle Bemühungen des Reichstags, rechtzeitig zu einem Frieden der Ver­ständigung zu gelangen, von der militärischen Leitung un­wirksam gemacht gemacht werden konnten.

Der Münchner Geiselmord.

München, 10. Sept.

Die Zeugin Hausmann.

Ein kurzes Zwischenspiel, das nicht ohne Eindruck bleibt, bildet die Vernehmung der Witwe des gemordeten westfälische« Husaren Linnen brüg er. Die schwarzgekleidete, einfach, Frau soll sich dazu äußern, ob die bei Hesselmann gefundene Uhi die ihres Mannes mar. Sie nimmt es sichtlich sehr genau mij ihrer Aussage, die keinen Zweifel daran läßt, daß es sich wirk« lich um die Uhr des 'Ermordeten handelt. Dann erscheint unte, allgemeiner Spannung die Witwe des militärischen Komman, danten des Luitpoldgymnasiums Hausmann im Saale. Auck dieser Frau, der ein schweres Schicksal beschieden war, kan« man die Teilnahme nicht versagen. Sie sagt nach bestem Wisse, aus, wenn sie es auch vermeidet, ihren toten Mann zu belasten Nach ihrer Darstellung hat Seidl den Befehl zum Feuern, ge

geven. Seidi yar auch, öas bestätigt die vamals anweieno. s«» gin ausdrücklich, aus die stchentUchen Vorstellungen des von Richtplatzc nochmals heraufgesührten Thurn und Taxis geant wartet: Sie sind doch auch einBon,,! Bei der Schilderum der letzten Stunden ihres Mannes brach Frau Hausmann ii Tränen aus: der Vorsitzende begnügte sich denn auch mit ein paar kurzen Fragen und der Verlesung des Hausmann'schen Ab­schiedsbriefes. Etwas überraschend kommt die Aussage der Zeu­gin, ihr Mann habe als denjenigen, der den Befehl zum Feuern begeben habe, den Angeklagten Lermer bezeichnet. Gerade die. (er aber hat durch seine bescheidene Art den besten Eindruck von illen Angeklagten gemacht.

*

Einen Höhepunkt in dem Prozeß bidet die Aussage des Zeu- »en Alois Ka m m e rst e d t e r, der unter dem Verdacht der Mitschuld verhaftet worden ist. Der Zeuge ist nach Ausrufung »er Räterepublik in die Rote Armer cingetreten und war dann »ls ständiger Begleiter Seidls bei dessen Autofahrten. Er ist mit Seidl zu denMünch. Neuest. Nachr" gefahren, um die Flugblätter zu holen, dann kam er in das Gymnasium zurück und, in das Kommandantenzimmer.

Vors.: Es soll da ein Solva: vom Kricgsministerium ge­kommen sein.

Zeuge: Der ist zu mir gekommen und hat gesagt, in Grün­wald seien Rotgardisten erschossen worden und dafür sollen jetzt zwei Weißgardisten an die Wandgestellt werden. Ich bin darauf gleich in die Wohnung zu Seidl ge­gangen. Er hat mir erklärt: Wenn du es machen kannst, dann kannst du es machen. Seine ganze Aeußerung ging daraus hin­aus, daß ich den Befehl ausführen soll. Dann bin ich wieder Ins Gymnasium. Im Parterre habe ich Schickclhoser getroffen und ihm erzählt, wie es stehe. Schickeihoser sagte: Bringe sie kalt gleich herunter. Ich bin dann in den zweiten Stock und gäbe die Husaren gerade am Gang getroffen, wo sie kehrten.

Vors.: Wem haben Sie sie übergeben?

Zeuge: Ich habe unten den Schickeihoser getroffen, und dann sind wir miteinander, die Husaren, Schickeihoser und ich, hinaus an die Wand, wo die v rschicßung stattgcfundcn hat. Dann hat Schickeihoser Leute zusammengeholt aus dem Gym­nasium, während ich mit den Wcißgardiste» im Hofe stand.

Bors.: Haben Sie die Leute an die Wand gestellt?

Zeuge: Es haben mehrere Soldaten gesagt: Gcht's an die Wand! und dann sind sie von selbst hingegangen.

Bors.: Sind die Weißgardisten nicht herumgedrcht worden?

Zeuge: Die sink schon mit dem Gesicht gegen die Wand gestanden.

Pors.: Dann ist Schickeihoser mit acht oder zehn mit Ge­wehren bewaffneten Leuten gekommen?

Zeuge: Jawohl, die Soldaten haben sich dann selbst hin­gestellt und Schickeihoser hat sich wieder entfernt. Wo er hin- ging, weiß ich nicht.

Vors.: Wie ist es dann mit der Schießerei zugegangen?

Zeuge: Ich habe zu den Schützen gesagt: Bringt Ihr's denn fertig? Da war einer dabeigestanden, der schrie:Das war recht, meinen Schwager haben sie in Grünwald auch er­schossen!" Der Mann war der erste, der geschossen hat.

Bors.: Haben Sic unter den Schützen keinen gekannt?

Zeuge: Jawohl, der Seidl Josef war dabei, der hat mitgeschosscn, das ist ganz bestimmt wahr.

Bors.: Der behauptet aber, er sei zwar heraußen gewe­sen, habe aber kein Gewehr gehabt. .

Zeuge: Ja, der war neben dem gestanden, der sagte, daß sie seinen Schwager erschossen hätten.

Bors.: Was war, als die Schießerei herum war?

Zeuge: Dann bin ich ins Gymnasium und habe Decken ge­holt, um die Erschossenen hincinzuwickein und wegzubringen.

Borß: Kennen Sie den Widl?

Zeuge: Nein.

Angeklagter Wid!: Ich erkenne den Zeugen nach dem Ge­sicht bestimmt wieder.

Vors.: Wo sind Sie dann hingegangcn?

Zeuge: Ins Bureau. Da waren Seidl, Hausmann und Hessclmänn. Dann kam ein Zivilist und fragte, warum die Leute erschossen worden sind. Seidl erwiderte:Weil sie von der Noskc-Garde waren." Seidel sagte dann zu mir, ich solle im Hof nachschauen, ob die Leute Ausweise von Noske haben. Ick bin dann in den Hof hinunter. Der ganze Schuppen war voll Leuten, ich habe die Ausweise nicht heraustun können, dann haben sie die anderen herausgetan. Ich habe gesagt, ich kann keinen Toten anrühren. Es waren Russen da, die haben dann die Taschen durchsucht, aber Papiere hat man keine gesunden. Bei dieser Gelegenheiten wurden den Erschossenen auch die Wertsachen abgenommen, die ich dann in das Bur nmcr hinauftrug. Auch eine llhr war dabei.

Neues vom Tage.

Tic Weimarische Negierung an Eöert. Berlin, 10. Sept. Tie Weimarische Regierung hak dem Reichspräsidenten in Beantwortung seines beim Weggang von Weimar an sie gerichteten Abgangsschrei­bens ein Dankschreiben zugehen lassen, in dem es u. a. heißt:Wir haben mit großer Befriedigung ersehen, daß Weimar die Erwartungen, die bei seiner Wahl für die Tagung der Nationalversammlung gehegt wurden, erfüllt und die Möglichkeit ungestörter stetiger Arbeit, die zur Lösung der hohen Ausgabe der Nationalver­sammlung erforderlich war, geboren hat und daß die Reichsregierung sowie alle, die sonst an dem großen. Werke beteiligt waren, in Weimar die Aufnahme und alles das gefunden haben, was sie von Weimar erhofft hatten. Das weimarische Voll rechnet es sich als Hobe

Ehre an, daß sein Land dazu ausersehen gewesen ist) dem deutschen Volke die Stätte zu bieten, auf der vis Grundlage für das neue Deutsche Reich geschaffen werden sollte, und Weimar ist stolz darauf, daß es in seine«! Mauern die Nationalversammlung aufnehmen durfte, diß dem deutschen Volle die große freiheitlrche Verfassung! gegeben hat. Unvergeßlich wird die Zeit, in der die Nationalversammlung in Weimar getagt hat, in der Geschichte Weimars und in der Erinnerung des weimari- schen Volkes fortleben."

Offiziere und Berfaffungseid.

Berlin, 11. Sept. Wie wir erfahren, haben sich die Offizierskorps aller Reichswehrbrigaden bereit er­klärt, den vorgeschriebenen Eid auf die Verfassung zu lei­sten. Dem Reichswehrminister liegen nur ganz verein­zelte Abschiedsgesuche von Offizieren vor.

Gute Getreide-Ernte.

Berlin, 11. Sept. Halbamtlich wird berichtet: Die vorliegenden Meldungen über die Ernte-und Druschergeb- nisse berechtigen zu den größten Hoffnungen auf die Brot­versorgung Deutschlands. Bei guter Ablieferung des Brotgetreides durch die Landwirte kann es nach der An­sicht der Reichsgetreidestelle gelingen, ohne ausländische Zufuhren auszukommen, selbst wenn der Ausmahlungssatz gemindert wird. Bei dem heutigen Stand der deutschen Valuta wäre das im Interesse der gesamten Vollswi: - schüft ausordentlich wertvoll.

Dasstörrisch Deutschland.

Paris. 10. Sept. Tie Zeitungen halten aug^ sichts des Verhaltens der deutschen Regierung nach dem Ultimatum der Entente hinsichtlich der deutschen Verfas­sung darauf, daß die Ausgabe der Alliierten vorgezeich­net sei. Sie müßten den Deutschen bedeuten, daß man von ihnen nicht Worte sondern Taten verlange und daß, wenn diese nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist aus­geführt würden, die angekündigten Maßnahmen in Kraft treten werden.Echo de Paris" erklärt, daß die Deut­schen ihre Verpflichtungen nur unter der Macht des Zwangs unterschrieben hätten, die allein sie zur Erfül­lung nötigen würde. Wenn ihnen jetzt erlaubt werde, einigen Verbindlichkeiten zu entschlüpfen, würden sie das bei allen: tun.Petit Parisien" fügt hinzu: Mehr als je müssen wir fest sein und Deutschland zeigen, daß wir, indem wir den Rhein besetzt halten, in der Lage find, sein Land zu besetzen, wenn es fortsährt, offen oder ver­steckt störrisch zu sein.

Italien lehnt eineu Haiserprozetz ab.

Berlin, 11. Sept. Im Ausschuß der italienischen Kammer wurde der Bcstätigungsbericht Luzattis mit 20 gegen 4 Stimmen gutgeheißen. Ter Ausschuß verlangt die schleunige Aufnahme der bisher feindlichen Staaten in den Völkerbu nd. Die Vertreter der bisher feindlichen Staaten müßten zu dem Arbeits­kongreß zugelassen werden, weil nur dann ein allgemein verbindliches Abkommen wie das über die internationale Regelung der Arbeitszeit, möglich sei. Die wirtschaft­lichen Bestimmungen des Vertrages genügten den ita­lienischen Interessen so wenig wie die Regelung der Savoyer Frage. Italien sei zwar für eine Unschäd­lichmachung des früheren deutschenKaisers zu haben, lehne aber ausdrücklich einen Prozeß ge­gen ihn ab.

Der Krieg im Osten.

Amsterdam, 11. Sevt.Times" meldet <nS Omsk, daß die roten Truppen Tobolsk besetzt haben. Rote Agenten sind eifrig bestrebt, die Bauern zum Aufstand zu bewegen. Die Sibirier bleiben jedoch der Regie­rung Koltschaks treu. Die Bolschewisten haben in Sa­mara einige neue Heeresgruppen gebildet. Allen bolsche­wistischen Behörden ist der Befehl erteilt worden, Vor­bereitungen für die Beförderung von Truppen und Ma­terial von der unteren Wolga nach Zentralasien zu treffen.

' Auch Sonnino amtsmüde.

Bern, 10. Sept. WieAvanti" berichtet, ließ Sonnino in den Wandelgängen der Kammer Mitteilen, daß er für die Neuwahlen keine Kandidatur mehr an­nehmen werde und entschlossen sei, sich nicht mehr poli­tisch zu betätigen.

Zurnckführrrug deutscher Gefangener in Malta.

WTB. Berlin. 11. Sept. Die Reichszentralstclle für Kriegs und Z'vilgefangene teilt mit, daß mit Genehmigxng der englischen Regierung die in Malta befindlichen deutschen Gefangenen jetzt in die Heimat znrückgeführt werden.

- E-