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Kchwarzwälder Tageszeitung. Air die O.-A.-Bezirke Nagold, Freudenstadt und Calw

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Dr«S ,»d Verla, in «tenstei,.

Donnerstag, de« 4. September.

»mtSblatt fiir Pfaljgrafenweiler.

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Hoovers Mahnung an Europa.

Der amerikanische Lebensmittclkontrolleur Ho oder hat eine Denkschrift über die wirtschaftliche Lage Europas verfaßt, die zugleich eine ernste Mahnung an Europa daxstellt.

Die Krankheit, die Europa ins Verderben zu stürzen droht, ist für Hoover diedemoralisierte Produktivität". !Die Produktion der zum Leben nötigen Dinge war für die 450 Millionen Menschen Europas, Rußland ein­geschlossen, nie so niedrig wie heute. Nicht weniger als 15 Millionen Familien erhalten heute Arbeitslosenunter­stützung in der einen oder anderen Form oder werden in der Hauptsache durch beständige Aufblähung der Wäh­rung (Papiergeld) bezahlt. Nach grober Schätzung ist die Bevölkerung Europas heute, mindestens um hundert Mil­lionen größer, als ohne Einfuhr ernährt werden kann, und muß, durch Produktion und Ausfuhr leben. Tatsächlich ist die Produktion Europa heute nicht nur weit geringer, 'Äs zur Zeit der Waffenstillstandsunterzeichnung, sondern bleibt auch weit hinter dem zurück, was zur Erhaltung hes Lebens und der Gesundheit ohne eine beispiellose 'Einfuhr nötig ist.

" Hoover gibt eine längere Untersuchung der Ursachen dieses Sinkens der Produktion, unter denen er die Fort­setzung der Blockade nach dem Waffenstillstand, den lan­gen politischen Streit in Versailles und die Unerfahren­heit der neugeschaffenen Regierungen besonders hervor­hebt, und stellt dann als die wesentliche Tatsache der gan­zen Lage hin, daß nur eine rasche Steigerung der Produk­tivität Europa vor einem politischen, moralischen und wirtschaftlichen Chaos bewahren kann, das sich schließlich in einen Verlust von Menschenleben umsetzen wird, von einem Umfang, wie man ihn sich bisher nicht träumen ließ. Er betont, daß die amerikanische Hilfe nur ein Vorbeugungsmittel für kurze Zeit ist: denn der ganze Ueberschuß, den die westliche Halbkugel hervor­bringt, reicht nicht aus, um den heutigen Ausfall in der europäischen Produktion zu decken, wenn es lange fort­dauert. Davon abgesehen, können Kredite natürlich nur für eine kurze Zeit aufgebracht werden, da sie nur ein Vorschuß für Waren sind, die man später erhalten muß, und die sofort zusammenbrechen müssen, wenn die Liefe­rung dieser Waren unwahrscheinlich wird. Wenn solche Kredite zudem für etwas anderes als zeitliche Zwecke empfangen würden, so könnten sie nur die wirtschaft­liche Bersklafung Europas bedeuten, und diese müßte zu einem neuen Weltkrieg führen.

Es gibt nur ein Mittel, um Europa zu retten, und das ist volles Verstehen der tatsächlichen Lage und ener­gisches Handeln. Es muß den europäischen Völkern zum Bewußtsein gebracht werden, daß sie mehr produzieren müssen, wenn sie nicht verderben wollen. Alle soziali­stischen Theorien und politischen Schlagworte können heute die Tatsache nicht aus der Welt schaffen, daß nur äußerste Anstrengung jedes einzelnen eine Katastrophe abwcnden kann. Es hat auch wenig Wert, über die steigenden Preise zu jammern, denn in ihnen wird nur die ungenügende Produktion sichtbar.

Hoover betont, daß die Einschränkung im Gebrauch von Luxusartikeln nie so nötig war, wie heute, und er ficht in der entgegengesetzten Tendenz, die sich seit dem Abschluß des Waffenstillstands bemerkbar macht, nur ein Neichen dafür, daß die europäischen Völker in einem reinen Narrenparadies leben. Die Produktion könne man aber nur anregen, wenn man dem Produzenten den vollen Ertrag seiner Anstrengungen gewährleistet; alle Versuche der Preiskontrollierung, sofern sie sich nicht gegen die wilde Spekulation richten, werden die Produktion nur weiter herabsetzen. Heute, wo der Weltmarkt offen ist, destcht kein lebengefährdender Mangel an Gütern mehr; der freie Handel kann ihn am leichtesten und besten aus- jgleichen.

Hoover erklärt, Amerika erfülle seine Pflicht am 'besten, wenn es nur den europäischen Ländern helfe, die mit Energie ihr Haus auf finanziellem und inner- politischem Gebiet in Ordnung bringen. Denn Ländern Kl helfen, die diese Bedingungen nicht erfüllten, sei doch nutzlos.

Weizsäckers Erinnerungen.

Im Septemberheft derDeutschen Revue" (Deutsch« Berlaganstalt, Stuttgart) erscheint der 2. Teil der Württ. Erinnerungen" des früheren Ministerpräsidenten Dr. Frhrn. v. Weizsäcker. Weizsäcker beweist, daß die deutsche Politik vor dem Kriege durchaus friedliebend war, ja, daß man für den Krieg gar nicht genügend vor-

vereitet war, obgleich man die anschwellende Kriegsneigung der Gegner kannte. General Gröner sprach im Früh­jahr 1914 die Hoffnung aus, daß die deutsche West­grenze bis 1920 so ausgestaltet sei, daß sie den Vorbe­reitungen der französischen Ostgrenze gewachsen sei. In Belgien wußte man, daß die deutschen Heere im Falle eines Angriffs durch Belgier: marschieren mußten, aus militärischen Gründen. Belgien hatte sich für Frankreich und England entschieden. In Berlin und München sah man im Frühjahr 1914 die Lage ganz sorglos an. Der frühere russische Minister Witte hatte im Juli den Aaren vor dem Krieg gewarnt, der also in Rußland damals schon beschlossene Sache war. Als das öster­reichische Ultimatum an Serbien bekannt wurde, reiste Weizsäcker trotz der beruhigenden Nachrichten aus Berlin aus der Sommerfrische ab. Er erinnerte sich der vor 51/z Jahren zu ihm gesprochenen Worte des Englän­ders Cartwright, daß aus dem österreichisch-serbischen Konflikt sich ein Weltkrieg entwickeln werde. Auch Cle- menceau habe damals schon den Engländern gegenüber die Lage alssehr ernst" bezeichnet. In Berlin hatte man die Lage ganz falsch aufgefaßt; im Sommer 1914

trat der ^Bankrott unserer Nuslanöspofftrk" Matze. Die Bundesstaaten entbehrten in den wichtigsten Stunden jeden Einflusses, die kaiserliche Regierung hat von ihrem Recht auf Führung der auswärttgen Politik in aus­schließender Weise Gebrauch gemacht, bis der rollende Stein nicht mehr aufzuhalten war. Der Grundgedanke war die Folge der gesamten unglücklichen auswärtigen Politik Deutschlands seit dem Abgang Bismarcks.Man konnte Oesterreich nichr abschütteln, für das die Balkan­frage mehr und mehr düe Zerfallfrage wurde. Trotzdem kann die Ueberlassung der Aktion Oesterreichs in Ser­bien in ihren Einzelheiten an den Verbündeten nicht gebilligt werden. Von Berlin aus hätten in Wien die nötigen Schritte zu einer sofortigen Aktion erzwungen werden müssen, durch die schon damals die Schuld Ruß­lands und Frankreichs klar gestellt werden konnte. Wien hat mehrfach versagt. Weizsäcker stellt fest: nicht Deutsch­land trifft die Schuld am Krieg, sondern Rußland, Eng­land und Frankreich, und die eigentliche Ursache ist Frank­reich, denn seit 1871 steht die europäische Politik im Bann der Rackebestrebungen Frankreichs. Für die Zu­kunft wäre Wohl ein Schiedsvertrag dem Völkerbund vor­zuziehen gewesen, denn Blendwerk ist schädlich.

Neues vom Tage.

Die Prämienanleihe.

Berlin, 3. Sept. TerReichsanzeiger" veröffenk- lichr das Gesetz, wonach der Reichsfinanzminister er­mächtigt wird, auf dem Wege einer Prämienanleihe 9 Milliarden Mark für einmalige außerordentliche Aus­gaben aufzubringen. Davon sollen 7 Milliarden den verschiedenen Reichsverwaltungen überwiesen und 2 Mi- liarden - für Leistungen aus dem Friedensvertrag ver­wendet werden.

Die Verzerrung des Kaisertums.

Berlin, 3. Sept. In der Sitzung des Gesamtvor­stands des Alldeutschen Verbands, die von übe^ 600 Vertretern aus dem Reich besucht war, sagte der Vorsitzende Justizrat El u. a. über die Kaiserfrage: Wir bringen zum Ausdruck, daß die dem deutschen Wesen am besten entsprechende Staatsform die Mo­narchie ist. Freilich sehen wir, daß die Berber« rnng des Königs- und Kaisertums, die sich in der nachbismarckischen Zeit gegen unseren Widerspruch aus-, gebildet hatte, in der Zukunft unmöglich ist, und wir erstreben keineswegs die Rückkehr dieses Zustand?. Was wir unter Monarchie verstehen, umschließt die Grund­forderung, wobei wir nachdrücklichste die Ansicht verwer­fen, daß der Herrscher nur Anspruch erheben darf, nnr Rechte habe. Wer an oberster Stelle steht, hatseinem Volk Treue zu bewahren, wie er von ihm Treue verlangt. Er ist nicht allein der Höchstberechtigte, son­dern im ausgesprochensten Maße HöchstverpftichtetLr, der i lutschlossenheit besitzt, die das Kaiserämt deischt.

Der Münchner Mordprozetz.

München, 3. Sept. Im weiteren Verlauf der Verhandlung gegen die Mörder der Geiseln, die am 30. April d. I. in barbarischer Weise getötet wurden, wurde zunächst der Angeklagte Schickelhofer ver­nommen, der von den Sachverständigen als moralisch verkommen und als Säufer bezeichnet wurde. Er bestrei­kt, an der Ermordung beteiligt gewesen zn sein. Auch die Angeklagten Huber, Pürier und Kick wollen

ganz unbeteiligt sein. Von Zeugen wurde bestätigt, kKH die Opfer teilweise grauenhaft zugerichtet gewesen feien.

Aus dem besetzten Gebiet.

Oldenburg, 3. Sept. Letzten Samstag hat der französische Kommandant in Birken selb den dartt-j gen Landesausschuß aufgelöst und die Mitglieder der oldenburgischen Regierung abgesetzt, weil die berufene Vertretung des Landes in Uebereinstimmung mit der oldenburgischen Landesregierung den A sch der Herr­schaft Birkenfeld an die preußische Rhcinprovinz erstrebe. In Birkenfeld ist aufs neue eine revolutionäre Provin- zialregiernng eingesetzt worden, bestehend aus dem Rechts­anwalt Zeller-Zweibrücken, dem Sekretär Eihel- Saargemünd und dem Referendar a. D. Hauth- Bir­kenfeld. Die oldenburgische Staatsregierung hat scharfe Verwahrung gegen diese verfassungswidrigen Gewaltmaß­nahmen eingelegt.

Mannheim, 2. Sept. Die französische Besatzungs­behörde hat den Postbeamten Fuhrmann noch nicht freigelassen. Die Beerdigung des getöteten Postverwal­ters See fand gestern unter großer Beteiligung der Lud­wigshafener Bevölkerung statt. Ueber die Vorgänge bei der Besetzung des Ludwigshafener Postamtes am Frei­tag Morgen wird die pfälzische Regierung mit Geneh­migung der französischen Besatzungsbehörde einen amt­lichen Bericht herausgeben.

Die ungarische Regierung.

Wien, 3. Sept. Nach Meldungen ans Budapest! hat die öchnftlich-soziale Partei in emer großen Ver­sammlung die Gründung eines christlichen Blocks vollzogen, an dem die chnstlich-foziale, die christlich-natio­nale, ferner Teile der gewesenen Arbeitspartei und der Feldatbeiterpartei beteiligt sind. Der neue Block faßte den Beschluß, die Politik Friedrichs mit allen Mit­teln zu unterstützen. Nach der Gründung des Mocks ließ Friedrich den Ententevertretern mitteilen, daß die­ser Block und damit der größte Teil des ungarischen Volks hinter ihm stehe, was eine Bestätigung der Rich­tigkeit seiner Politik sei. Sollte die Entente trotzdem fern Kabinett nicht anerkennen, so sei er bereit, zurück­zutreten, unter der Voraussetzung, daß das nachfolgende Kabinett durch seine Zusammensetzung eine Gewähr für den Aufbau eines christlichen Ungarn biete. Die Ver­handlungen zur Bildung einer solchen neuen Regierung ohne Friedrich sind heute in Wien geführt worden und scheinen Erfolg zu haben. .

A Der Krieg im Osten. Zj

Helsingfors, 3. Sept. Der englische Admiral Elfi ban und General Gough sind hier eingetroffen, um den Plan zu dem großen Vorstoß gegen die Bolschewisten vor- znbereiten.

In Paris wird unter dem Namen Kosciusko-Ge- schwader ein amerikanisches Flugzeuggeschwader ge­bildet, das die Polen in ihrem Kampf mit den Bolsche­wisten unterstützen soll.

Bern, 3. Sept. Wie das Litauische Pressebureau amtlich meldet, sind die bolschewistischen Truppen ent­scheidend geschlagen und umzingelt. Die Bolscheiv-isten bieten den Frieden an. Tie Litauischen Truppen an der Tünafront rücken vor und stehen 10 Kilometer vor der Festung Tünaburg.

Ut.v chtigte Einmischung des Obersten Rats«

Berlin, 3. Sept. Die Reichsregierung hat die Note Clemenceaus empfangen, die die Abänderung des Artikels 61 Abs. 2 der Reichsversassung (Zulassung Deutsch-Oesterreichs zum Reich) verlangt, da er gegen Artikel 80 des Friedensvertrags verstoße, der die volle Unabhängigkeit Oesterreichs gewährleiste. Die Verbün­deten Mächte erklären, daß die Artikel der deutschen Ver­fassung die Vertragsverpflichtungen Deutschlands in einem wesentlichen Punkt verletze und sie werden die Ausdeh­nung der Besetzung auf das rechte Rheinuser befehlen, falls nicht binnen 14 Tagen die Forderung erfüllt ist.

Die Reichsregiernng nimmt folgende Stellung ein: Die Note verlangt keine Verfassungsänderung, sonder« nur eine authentische Feststellung, daß der Artikel 61 Absatz 2 der Verfassung nicht in Kraft tritt, solange der Rat des Völkerbunds nicht einer Vereinigung Deutsch- Oesterreichs mit Deutschland zugestimmt hat. Diese Fest­stellung enthält übrigens auch schon Artikel 178 Absatz 2 der Verfassung.

Berlin, 3. Sept. Die Kontrollkommission für mk litärische Angelegenheiten trifft am 5. Sept. in Bem lin ein. Sie besteht aus 60 Offizieren, 12 Dolmetschern, und 77 Soldaten. Ferner sind ihr 13 Autos beigegeben.

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