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Zchwarzwälder Tageszeitung. Mr die O.-A.-Be;irke Nagold, Keudenftadt und Lalw

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Dienstag, den 5. September

Amtsblatt f8r Psalr-rasenweller.

LS1S.

Das böse Beispiel

Wir sind vor dem Krieg der Meinung gewesen, wir seien ein großes und zu Großem berufenes Volk. Hatten wir nicht rn Wissenschaft und Technik eine führende Rolle? Waren wir nicht eines der arbeitsamsten Völker der Erde? War Pflichtbewußtsein und Sittenstrenge nicht unser Stolz? Ausnahmen gab es freilich immer, und mit dem wachsenden Wohlstand stieg auch der Hang zum Wohlle­ben und die Sitten begannen lockerer zu werden. Aber wir durften trotzdem sagen, daß diese Erscheinungen nur als Ausnahmen bezeichnet werden konnten. Dann kam die Schicksalsstunde und die Leistungen des deutschen Volks übertrafen anfangs alle Erwartungen. Bis nach vier Jahre heldenmütigen Ringens gegen die Kampf­kraft und den Vernichtungswillen der ganzen ulnaren Welt der Zusammenbruch alles vernichtete.

Uebe^ die Haltung des Volks als Ge,amchert hört man jetzl fast nur noch abfällige Urteile, und yäuftg wich unter dem Einfluß einer pessimistischen Stimmung diestr Haltung der Volks allein die Schuld am chuiamm mb euch zugeschrieben. Mit solchen Worten kommt.man, wie dieLeipziger Neuesten Nachrichten" schreiben, der Sa­che selber aber noch nicht nahe. Schon i-n Krieg unter­schied man Heer und Heimat. Das Heer zerfiel wieder in Front und Etappe. Das Wort Front genügt, um uns daran zu erinnern, daß die hochwertigen Eige ' r,- ten, Leistungen und Tugenden des deutschen Volks, de­ren wir uns einst mtt Stolz rühmten, bei Millionen Kämpfern bis zum letzten Tage vorhanden waren. Es bedarf daneben nur des Wortes Etappe, um einen Sam­melbegriff von der ungeheuerlichen Schuld am deurichen Volk zu geben. In der Heimat gab es ebenfalls zwei Gruppen Tic HeimaEront bestand aus allen denen, die aus Pflichttreue Arbeit und Entbehrung bis zur Er­schöpfung auf sich nahmen. Die Heimatetappc bland dagegen aus Drückebergern Schiebern, Wucherern, kurz Leuten, die den Krieg als ein Geschäft betrachteten und in irgend einer Weise sich Vorteil aus der Not des Volks zu ziehen verstanden.

Die Zahl solcher Minderwertigen ist zu Anfang des Kriegs verschwindend klein gewesen. Im Laus der vier Jahre hat sich das aber völlig verschoben. Die Dauer der Kämpfe und die Entbehrungen haben das nicht allein verschuldet, wenn auch ihre schwächenden und entner­venden Einflüsse sicher mitgewirkt haben. Es hätte rrotz- dem nicht so weit zu kommen brauchen! Von den vielen Ursachen, die man anführen kann, ist die größte ohne Zweifel das Vorbild der verantwortlichen 'Kreise. Wer als Offizier oder sonst als Vorgesetzter seinen Einfluß niemals mißbraucht hat, so wie der Sol­dat an der Front sein Leben einsetzle, der braucht heute seinen Mick vor niemandem zu senken. Wer aber als Vorgesetzter seinen Leuten ein Vorbild gab, wie man sich das Leben angenehm gestalten, oder Lebensmittel nvd andere schöne Dinge beiseite schatten kann, wer da­heim ein herausforderndes Genußleben geführt hat, wäh­rend andere arbeiteten und ihr Leben einsetztcn, oder wer sich durch Geld und andere Mittel einen Posten zu si­chern wußte, der ungefährdet war, während andere wo­chenlang im Schützengraben lagen, der ist mitschuldig an dem Zusammenbruch, der unser Vaterland in einen Trümmerhaufen verwandelt hat, und der noch täM lich weiter reißt.

Denn auf solche Ungetreuen und Pflichtvergessenen hat das Volks haben ihre Untergebenen gesehen, und ihr schlechtes Beispiel hat Tausende verführt und ihrer Pflicht abspenstig gemacht. Äo kgm. das Gift in dm Vol-kskör- per, so frag es sich immer tiefer. Jetzt phantasiert der vom Fieber geschüttelte Volksgeist nur von Geld und mühelosem Genuß; nie ist der Wucher, die Schieberei, das profitliche Hamstern größer gewesen als heute; jetzt weiß anscheinend kein Deutsche mehr daß einst der deut­sche Name einen besonderen Klang hatte, daß einst deutsch sein hieß ein hochwertiger Mensch sein. Ein großer Teil der Schuld, daß es so weit kommen konnte. liegt bei den Regierenden. Ludendorff spricht in seinen Kricgs- erinnerungen auch von der Lebensweise der verantwort­lichen Kreise, und sagt,, man habe im Hauptquartier und bei den Stäben nicht aus der Feldküche gelebt. Er habe in Berlin bei Erörterung dieser Zustände ge­äußert, wenn die Staatssekretäre und sie Regierung aus der Feldküche lebten, würde es das Große Hauptquartier «auch tun. Aber in Berlin wollte man nicht. Solches Streiflicht beleuchtet blitzürtig die ganzen inneren Zu­sammenhänge. Hätte man in der Berliner Regierung, hätte man überall aus der Feldküche gelebt, der Minister

wie der Arbeiter, der Kaiser wie der Soldat, und hätte man diese Kriegspflicht auch auf die anderen Lebensver­hältnisse übertragen, es hätte zu solchem Zusammenbruch nicht kommen können. Aus dieser Leyre müssen wir ler­nen und nun wenigstens eine Zukunft ausbauen, in der Verschuldungen dieser Art nicht wieder möglich sind. Nur auf solcher neuer Grundlage kann das deutsche Volk wieder gesund werden. Jetzt müssen sich alle Volkskreise end­lich zur klaren Erkenntnis durchringen. Dann nur wer­den die unzähligen inneren Kämpfe der Gegenwart ein Ende finden und die Verfehlungen der Vergangenheit im Keim erstickt werden können. Dann ist die Bahn frei zum Wiedettttttbau der.deutschen Zukunft.

Neues vom Tuge.

Ernennungen.

Berlin, 30. Aug. Der Stellvertreter des preuß. Staatskommissars für Volksernährung, Dr Peters, ist zum Unterstaatssekretär im Reichsernährungsministerinm und Prof. Dr. Julius Hirsch zum Unterstaatssekretär im Reichswirtschaftsministerium ernannt worden, i.

Kein Bankrott Oesterreichs.

Wien, 30. Aug. Der Staatssekretär für Finanzen Schumpeter sprach in einer Versammlung die Mei­nung aus, daß Deutsch-Oesterreich durch die Friedens­bedingungen nicht gezwungen sein werde, den Bankrott anzusagen, wenn es sich seiner Pflichten im gegenwärtigen Augenblick bewußt bleibe. Er glaube, der Neuaufbau werde in 3 bis 4 Jahren durchgeführt werden können. Auch die Besteuerung des Brots werde sich vermeiden lassen.

Das Wahlrecht in Ungarn.

Budapest, 30. Aug. Ungar. Korr. Bureau. Der Ministerrat hat den Wahlrechtsentwurf für die National­versammlung angenommen. Das Wahlrecht gebührt dem­nach jedem Manne über 24 Jahre, der zum mindestens 6 Jahre ungarischer Staatsbürger und ein halbes Jahr in derselben Gemeinde anwesend ist. Minderjährigen steht das Wahlrecht zu, falls sie vor dem 1. November 1918 wenigstens 12 Wochen im Felde standen. Von den Frauen, für die die Wahlrechtsbestimmungen im übrigen dieselben sind, wie für die Männer, wird noch Kenntnis des Lesens und Schreibens in irgend einer gebräuchlichen Landessprache gefordert. Wählbar ist jeder über 30 Jahre alte Wähler. Jeder Wahlbezirk wählt einen Abgeord­neten. Die Abstimmung erfolgt direkt, geheim und ge­meindeweise.

Die Banatcr Schwaben für Rumänien.

Paris, 31. Aug. Eine Abordnung der Schwa­ben des Banats hat der Friedenskonferenz eine Denk­schrift überreicht, in der die Schwaben den Anschluß an Rumänien verlangen. Das Banat dürfe nicht geteilt werden. (Die Schwaben wollen aber von Serbien nichts wissend

Mitau, 1'. Sept. Die Lage an der lettischen Front kst nach dem geglückten Durchbruch der Bolschewisten bei Pleskau äußerst bedrohlich geworden. Die lettische Re­gierung sendet die baltische Landeswehr, die sie weg­gerufen hatte (weil viele Deutsche darunter sind), schleu­nigst wieder an die Front. In den von den Deutschen geräumten Orten sind bolschewistische Aufstände ausge­brochen und die Bewohner fordern dringend wieder deut­sche Unterstützung.

Der frühere Präsident Needra ist wieder öffent­lich aufgetreten. Man glaubt vielfach, daß Ulmannis ge­stürzt werde.

Helsingsors, 1. Sept. An dem allgemeinen Vor- stpß gegen die Bolschewisten nehmen im ganzen nur 95000 verbündete Truppen teil. Die bolschewistische Re- fsierung Hai die Einreihung aller ehemaligen Offiziere und Beamken der Jahrgänge 1899 bis 1901 befohlen, Wegen Kupfermangels werden die Telephondrähke zur Munitionsherstellung verwendet. Die bolschewistische Jswestija" schreibt, die Räter egierung zweifle an einem Sieg, da ihr .das Eisenbahnmaterial. feUe. ..

Die Amerikaner.

London, 1. Sept.Daily Mail" meldet, dasi Müschen Wilson und seinem bisherigen Vertrauten, Oberst House, ernste Meinungsverschiedenheiten entstanden seien,. House habe sich geweigert, den österreichischen Friedens-« Vertrag zu unterzeichnen.

Paris, 1. Sept. Der amerikanische General Pev«i fhing ist am Samstag nach Brest abgereist.

Forderungen der Eisenbahner.

Berlin 1. Sept. Eine Versammlung von Eben« bohnern verlangte von der Nationalversammlung die An<« erkennung und Bewilligung ihrer Forderungen. Die Verantwortung für eine Katastrophe infolge der Kvhü lennok wurde abgelehnt. Die Versammlung sprach sich

gegen, die Akkordarbeit aus. _ ^

Der reisende Schah.

Paris, 31. Aug. In Begleitung (d. h. unter Be­wachung) eines englischen Offiziers wird der Schah von Persien nächster Tage seine Reise von Konstcmtinype! aus' auf einem englischen Schiff fortsetzen.

Ebert in Dresden.

Dresden, 1. Sepl. Ebert und Noske sind heutel vormittag von Heidelberg kommend hier angekommen Die Kohlenliefernng an die Entente.

Berlin, 1. Sept. Amtlich wird bestätigt, daß die Entente vorläufig ihre auf 43 Millionen Tonnen fest­gesetzte Jahreslieferung von Kohlen ans 20 Will. Ton­nen herabgesetzt hat, wenn in Deutschland nicht über 108 Mill. Tonnen erzeugt werden sollten. Bedingung ist aber, daß mit den Lieferungen sofort, und nicht erst nach Ratifizierung des Friedens begonnen wird. Die Regierung mußte diese harte Bedingung annehmen. Oelschiefer statt Kohlen.

Hannover, 1. Sept. In der Provinz Hannover sind in der letzten Zeit Oelschiefersunde gemacht worden. In Schweden ist bereits Oelschiefer seit längerer Zeit als Brennmaterial für Hochöfen mit bestem Erfolg an­gewendet worden. Ein Anheizen der Maschinenöfen mit Kohle war allerdings nötig, weil Oelschiefer erst nach starker Erhitzung Feuer fängt. Er besitzt aber gegenüber der Steinkohle den Vorzug längerer Brenndauer und aerinqeren Asiens.

Di? Lage in Oberschlefien.

Breslau, 1. Sepr. Das Generalkommando des 6. Armeekorps meldet, daß in den letzten Tagen mehrfache Angriffe polnischer Banden abgewehrt werden mußten. General Goltz gegen die Plünderer.

Milan, 30. Aug. Der Kommandierende General des 6. Reservekorps Graf von der Goltz hat nach­stehenden Tagesbefehl an die ihm unterstellten Truppen erlassen: Am 28. August abends haben etwa 200 Man» deutscher und im russischen Dienst befindlicher Soldaten plündernd die Stadt durchzogen. Gemeine Plünderungs­sucht ist die einzige Triebfeder eines solchen Handelns. Tie Schandtaten solcher Lumpen schänden den deutschen und russischen Namen. Der Gouverneur von Mitau hat durch Bereitstellung von Waffen und Nacht- Patrouillen Vorsorge zu treffen, daß sich solche Vorfälle nicht wiederholen. Auf jeden Plünderer ist rücksichtslos zu schießen, wenngleich die Kugel fast zu schade für solch Gesindel ist.

DieDeutsche Allg. Ztg." schreibt zu den Vorgän­gen im Baltenland, es sei durchaus verkehrt, den General von der Goltz dafür verantwortlich zu machen.. Der General stehe seit 6 Monaten auf einem sehr schwierigen Posten, wo er den heftigen Angriffen nicht nur des feind­lichen Verbands, sondern leider auch einiger Parteien in Deutschland ausgesetzt sei. Die Reichsregierung habe bis­her keine Veranlassung gehabt, gegen die angeblichere­aktionäre Politik" des Generals einzuschreiten.

Protest Lettlands.

Berlin, 31. Aug. Der lettische Gesandte Dev- rcichte einen Protest der lettischen Regierung gegen die Gewalttaten der 200 deutschen Plünderer in Mitau. Di« Reichsregierung wird den Protest schriftlich beantworten. Sie hat dem Gesandten ihr Bedauern ausgesprochen.

Ter pfälzische Putsch.

Mannheim, 31. Aug. Eine Versammlung von 2000 Personen aller Parteien in Ludwigshafen erhob Ein­spruch gegen den Handstreich auf das Postgebäude und Verlangte die sofortige Freigabe der verhafteten Beamte» sind die Wiederherstellung der Presse- und Versammlungs­freiheit, widrigenfalls am Montag die Arbeit von Be­amten, Angestellten und Arbeitern in Staats- und Pri­vatbetrieben in der ganzen Pfalz eingestellt werde.

Die französische Verwaltung hat dem Landesaus- schnß des früheren Fürstentums Birkenfeld angedroht, wenn er auf seinem Beschluß der Vereinigung mit Preu­ßen verharre, werde er aufgelöst und das Land mit der neuenRepublik Pfalz" vereinigt.

Land an, 1. Sept. Auch in dem Bereich der 8. Armee sind die Vorzensur für die Presse aufgehoben «8 einige Verkehrserleichterunqen Wgeftanden worden.