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Perorprectze» >r.

AchrvarzwMer Tageszeitung. Mr dis O -A^Bezirks Nagold, Freudensta-t und Laiw

U« ISS Drn« «sd Bertag t» Nttensteig.

Die betrosettE d Etsch, en

SoLdaLerr im Baltikum

Der jetzt wieder amlierende lettländische Minister­präsident U l m a n n i s sein Sturz durch eine noch radikalere Gruppe, der gemeldet wird, ist bisher noch nicht amtlich bestätigt hatte am 29. Dezember 1918, als ihm der Strick am Halse saß und die Bolschewisten vor den Toren Rigas standen, mit dem damaligen deut­schen Gesandten August Winnig in Riga einen Ver­trag abgeschlossen, demzufolge alle reichsdeutschen Solda­ten, die wenigstens 4 Wochen im Lande gekämpft hatten bzw. kämpfen würden, vas lettländische Heimbürgerrecht erhalten sollten, woraus alle Rechte lettländischer Bür­ger, also auch das Recht zum Landerwerb, fließen. Man machte freilich nachher, als die lettländische Re­gierung nach der Einnahme Rigas nach Libau flüch­tete und ein Teil von ihr, darunter Ulmannis selbst, außer Landes floh, geltend, daß ein solcher Vertrag nicht bestehe, und der Plasthalter des Ulmannis', der Minister Tr. Walters, wich allen Bemühungen von deutscher Seite, auch in jeden: Einzelfall aus Erlangung des lettländischen Bürgerrechts unter durchsichtigen Vorwänden aus. Erst der Sturz des Kabinetts Ulmannis am 16. April 1919 brachte den Stein 'wieder ins Rollen, und der Chef der neuen Regierung Needra bestätigte nich-, nur formell das Abkommen vom 29. Dezember, sondern er erklärte auch ausdrücklich, daß einem Landerwerb seitens der Soldaten nichts im Wege stände. Zu gleicher- Zeit gab in gegebener Veranlassung auch der baltische, in­sonderheit der kurländische Großgrundbesitz eine neue Er­klärung ab, daß er an dem bekannten kurländischen Landtagsbeschluß vom Jahr 1916, ein Drittel seines Grund und Bodens zu dem Friedenspreise v^n 1914 abzutreten, grundsätzlich und selbstverständlich festhalte. Die Folge davon war, daß sich eine sehr große Zahl, etwa 10000 reichsdeutsche Offiziere und Soldaten, sei es der Baltischen Landeswehr, sei es der Eisernen Di­vision, der Garde-Reserve und der verschiedenen Frei­korps, entschlossen, in Kurland bzw. auch Livland sich eine neue Heimat zu errichten.

Dann aber kam der Umschlag. Gegen das Kabi­nett Needra rief Ulmannis die latente zu Hilfe, und dank der Unterstellung, daß Needra eine Kreatur der Deutschen sei, gelang es trotz der Einnahme Rigas schließ­lich Needra zu stürzen und ein neues Kabinett Ulman­nis wieder einzusetzen. Me deutschen Truppen, die um ihr wohlerworbenes Siedelungsrecht sich sorgten, entschlos­sen sich schließlich nach mehrfachen Beratungen am 27. Juli in einer etwa 10000 Siedler vertretenden Dele­giertenversammlung in Mitau, durch die deutsche Ge­sandtschaft eine Anfrage und Rechtsverwahrung bei der lettländischen Regierung einzulegen, auf die seitens der lettländischen Regierung durch den Außenminister M ey e- rowicz folgende Antwort eingclaufen ist:

1. Ein Vertrag vom 29. Dezember 1818 sei über­haupt nicht abgeschlossen, sondern es handle sich lediglich um eine unverbindliche Erklärung von Ulmannis;

2. aber auch, falls ein Vertrag abgeschlossen wor­den wäre, sei er durch den Versailler Frieden un­gültig geworden;

3. die reichsdeutschen Truppen haben durch ihr demoralisiertes, zügelloses Verhalten" im Lande, vor allem aber durch ihr Zusammengehen mit der Balti­schen Landeswehr bei dem Putsch vom 16. April und nach demselben jedes Anrecht auf Begünstigung und Berücksichtigung ihrer Wünsche enigebüßt;

4. der baltische Großgrundbesitz habe gar nicht das Recht, über ein Drittel des Gutslands zu ver­fügen, das nicht ihm, sondern dem Staat gehöre.

Eine Bemerkung zu diesen Ungeheuerlichkeiten -ist überflüssig! Die Grundlinien decken sich vollkommen mit früheren Schritten der lettländischen Regierung, so ihren Bemühungen, die Reichsdeutschen aus der Baltischen Landeswehr herauszudrängen, so Uhr beständiges Drän­gen auf möglichst baldigen Abtransport der Eisernen Division aus Kurland, so endlich der Bestimmung des lettländisch-esthnischen Friedensvertrags, daß die lettlän­dische Regierung dafür Sorge tragen werde, daß Reichs­deutsche auch den in Kurland in Bildung begriffenen russischen Formationen nicht beitreten dürften resp. aus ihnen wieder ausscheiden müßten.

Donnerstag. Le« 28 . August.

Daß obiger amtlicher Bescheid im wesentlichen den - i Absichten der Entente entspricht, wird angenommen i l werden können. Es sprechen auch ganz bestimmte An- !

- zeichen dafür, daß.der englische General Gough, der ! leidende Geist im Baltikum, seine Weisung dahin abge- ! geben hat. Die Unverfrorenheit, dem baltischen Groß- j grundbesitz das Verfügungsrecht über seinen Besitz zu nehmen, ohne daß ein Enteignungsgesetz vorliegt, ist ! aber so unerhört, daß es nicht englischen Ursprungs sein ! kann, und zwar umsoweniger, als neuerdings aufgetauchte ! sehr ernsthafte englische Landankanfs- und große Fi- z nanzpläne im Baltikum die rechtliche Unantastbarkeit d s ! baltischen Großgrundbesitzes zur Voraussetzung habe,;, i Aber eine deutsche Siedelung wollen die Engländer freilich zweifellos verhindern.

Die deutsche Regierung hat nun aus das ablehnende Verhalten der lettländischen Regierung hin beschlossen, die deutschen Truppen (6. Reservekorps) gegen deren Willen aus dem Baltenlande zurückzurufen und als sich bei den Truppen keine Geneigtheit zeigte, das Bairen- lnad zu räumen, gab die Regierung dem Kommandie­renden des Korps, Graf von der Goltz, den bestimm­ten Befehl, das Hauptquartier nach Kolberg in Pommern zu verlegen. Die deutschen Truppen verweigerten daraufhin der Regierung den Gehorsam. Am Sonn­tag, den 24. August, haben ihre Vertreter den Beschluß gefaßt, nachdem sie das Baltenland von der Blutherr­schaft der Bolschewisten befreit haben, sich nicht auf­zulösen und unter allen Umständen die mit ihrem Blut erworbenen und durch Vertrag verbrieften Rechte auf Bürgerrecht und Siedelung in Lettland aufrecht zu l erhalten. Ihr Entschluß wurde der Reichsregierung und > , dem deutschen Gesandten im Bckltikum, Winnig, tele­graphisch mitgeteilt. In Mitau (Kurland) wurden zwei, i lettische Kompagnien von den deutschen Truppen ent­waffnet und nach lettischer Darstellung soll die dortige Kommandanturgeplündert" worden sein. Als Gene­ral von der Goltz von den Vorgängen erfuhr, begab er sich sogleich nach Mitau, um auf seine Truppen be­schwichtigend einzuwirken und in einem Korpsbefehl sprach l ? er ihnen seine Mißbilligung aus. Zugleich drückte er z ' der lettischen Regierung das Bedauern über den Vor- j fall aus.

Die Regierung gibt bekannt, daß sie Verständnis habe für die Mißstimmung unter den Freiwilligen, die ^ sich nur auf das Versprechen der Ansiedlung im Balten­land hin anwerben ließen, aber sie (die Regierung) habe nicht die Machtmittel, die Wünsche der Truppen zu er- i füllen. Sie erwarte von den Führern, daß sie ihre Trup­pen wieder zum Gehorsam zurückbringen.

Nebenbei sei bemerkt, daß Kurland für das werdende i neue Rußland in Anspruch genommen werden soll; ! von hier aus soll, wie verlautet, Großrußland wieder er- > weckt werden. In diesen Plänen würden natürlich reichs- - ! deutsche Truppen in russischen Diensten eine erhebliche > Rolle spielen. !

Die Kohlenfrage j

In:Staatsanzeiger" wird amtlich geschrieben: j

> Zur Deckung des Brennstoffbedarfs für den Haus- !

! brand wurden in gewöhnlichen Zeiten in Württemberg j

> verwendet: Kohlen, Koks usw. rund 1000000 Ton- i

> nen -- 72 Prozent, Brennholz, d. h. in Raum-

j Meter aufbereitetes über 7 Zentimeter starkes Holz aus

j den. württembergischen Staats-, Gemeinde- und Privat-

> Waldungen zus. 1,3 Millionen Raummeter, dem Heiz-

> wert nach 7,8 Millionen Zentner Kohlen oder 390 000 Tonnen ----- 28 Prozent. Württembergischer Torf 240 000

! Zentner mit einem Heizwert von je 6,375 Zentner Kohlen

! !----- 90000 Zentner oder 4500 Tonnen ---- 0 Prozent zus.

: 1394 500 Tonnen rund 1,4 Millionen Tonnen.

Hieraus geht hervor, wie sehr in gewöhnlichen Zei­ten das Brennholz und wie weit vollends der Torf ge­genüber der Kohle an Bedeutung zurücksteht.

Angenommen nun, der Kohlenbedarf Wan entspre­chend der allgemein gebotenen äußersten Sparsamkeit in der Brennstoffverwendung gegenüber dem gewöhnlichen Bedarf von 1 Million Tonnen für den nächsten Winte­rn« auf 0,7 Millionen zu veranschlagen, von denen 0,3 Millwnen Tonnen durch Kohlen wirklich! gedeckt werden können, so wären noch 0,4 Millionen Tonnen Kohlen durch Holz zu ersetzen.

Da der gesamte Brennholzanfall in Friedenszeiten feinem Heizwert nach 390000 Tonnen Ko hlen aleich-

UmtSblatt für PfalMssemveller.

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gestellt ist, so ergibt sich, daß zur Deckung des Kohle«-- ausfalls eine Brennholzmenge erforderlich wäre, die dem! gesamten Brenuholzanfall eines ganzen Jahres gleich­käme.

Nun hat die Staatsforstverwattung die Forstämter beauftragt, im Sommer mit Brennholzfällungen über­all, auch in Laubholzbeständen, fortzufahren und neben­her tunlichst viel Stockholz aufbereiten zu lassen. Allein es ist wegen^ mangelnder Arbeitskräfte unmöglich, in den Sommermonaten soviel Brennholz aufzubereiten, als sonst im ganzen Jahr anfällt, mit anderen Worten den Brennholzanfall des ganzen Jahres zu verdoppeln. Es kommt in Betracht, daß in Württemberg reine Brenn­holzbestände eine Ausnahme bilden, daß vielmehr bei den Holzfällungen, selbst dann wenn geringwertiges Nutzholz zu Brennholz aufgesägt wird, der Anteil des letzteren am Gesamtholzanfall höchstens 50 Prozent beträgt.

Wegen des mindestens 50 Prozent betragenden Nutz­holzanfalls ist die Verwendung von Erwerbslosen aus den Städten nur in beschränktem Umfang möglich. Zur Aufbereitung von Nutzholz sind geübte Holz­hauer erforderlich. Erwerbslose vom Lande sind aben in großer Zahl unter die Holzhauer schon eingestellt, sonst wäre es nicht möglich gewesen, die Gesamtholz­aufbereitung in der Weise rn steigern, wie dies gesche­hen ist.

Wenn, wie aus der Euuertung yervorgeht, der Torf noch nicht einmal ein Prozent des Brennstoffbedarfs lie­fert, so ist damit schon erwiesen, daß er in nennens­wertem Umfang für den Kohlenausfall nicht eintreten kann. Die mit Maschinen ausgerüsteten oberschwäbischen Torfriede liefern zusammen noch nicht 200 060 Zentner Maschinentors ----- 3600 Tonnen Kohlen. Dagegen hat sich ein sehr bedeutender Stichtorfbetrieb nament­lich auf. den in Gemeinde- und bäuerlichem Besitz befind­lichen Torffeldern eingestellt, wozu in erster Linie di« hohen Torfpreise Anregung gaben. Ebenso haben sich die Brennftofshändler zufolge der Preissteigerung um Einfuhr von Tors aus Bayern und,aus Norddeutsch­land mit gutem Erfolg bemüht. Dieser Erfolg war aber davon abhängig, daß die Zufuhr nicht durch Höchst­preisfestsetzung beschränkt wurde. Wären Höchst­preise festgesetzt worden, so hätte entweder die Zufuhr notgelitten, oder die 'Höchstpreise wären auf dem Pa­pier stehen geblieben, wie dies auf allen Gebieten des Vcrsorgungswesens beobachtet werden kann. Bedauer­lich ist selbstredend die ungeheure Preissteigerung bei dem großenteils sehr minderwertigen oherschwäbischen Stich- tors; und es darf wohl darauf hingewiesen werden, daß der Preis, wenn er sich für den Zentner auf 10 Mark und höher für dm Verbraucher stellt, dem Heizwert nach gegenüber von Holz viel zu hoch ist. Der Heizwert sol­chen Torfes ist kaum gleich zwei Drittel der gleichen Gewichtsmenge Holz. Letzteres aber kauft man zurzeit im Zentner noch um 7.50 Mark. Die Bedeutung des Torfes wird auch nach dieser Richtung sehr überschätzt.

Was uns in unserer Brennstoffnot allein nachhaltig . helfen kann, ist die erhöhte Förderung und die vermehrte Beifuhr von Kohle

(-) Stuttgart, Me ivürrr. Handels­

kammern haben in einer dringenden Eingabe an das Ar­beitsministerium sofortige Not- und Hilfsmaßnahmen zur Kohlenversorgung Württembergs verlangt, das unter de» Bundesstaaten mit am schwersten von der Kohlennot betroffen werde.

In einer Versammlung des Sozialdemokratische» Vereins teilte Gemeinderat Stetter mit, daß vo» Mai bis August d. I. bereits 40000 Raummeter Holz von der Stadtverwaltung Stuttgart an die Einwohner­schaft abgegeben worden seien gegen 28000 im ganzen Vorjahr. Die Stadt werde weitere Maßnahmen zur Abhilfe gegen die Gas- und Kohlennot treffen.

In der Zusammenkunft der Demokratischen Partei Stuttgart sprach Gemeinderat Vötter die Befürchtung aus, daß die städtischen Gas- und Elektrizitäswerke auf Wochen stillgelegt werden müßten, wenn die Kohlenzu­fuhren sich nicht bessern. Für Stuttgart sei für die nächsten Monate eine den Verhältnissen angepaßte Ein­keilung der Arbeitszeit, früherer Ladenschluß, Rationie­rung des Gasverbrauchs, Einschränkung der Betriebs-

im Gewerbe, bei Theatern, Schulen, Gasthäusern

»sw. geplant.