Der -ent-che Gesandte in Norwegen. Christiania. 26. Aug. König Haakon empfing gestern den deutschen Gesandten von Mutius in Audienz, der im Namen des Reichspräsidenten sein Beglaubigungsschreiben überreichte. ^ ,
Berlin, 26. Aug. Der jetzige Gesandte der deutschen Republik bei den Regierungen Lettlands und Esth- lands, Winnig, tritt von dieser Stellung zurück. Winnig wird seine Tätigkeit als Reichs- und Staatskomrms- sar für Ost- und Westpreußen und als Kommissarischer Oberpräsident von Ostpreußen weiter ausüben.
Die Bundesgenossen unter sich«
London, 26. Aug. Tie „Times" kabelt, daß man in Frankreich wegen des persischen Vertrags in solche Aufregung geraten sei, daß man sie geradezu Scharfmachern nennen müsse. Frankreich brauche nicht enttäuscht zu sein. Tie englisch-französischen Abmachungen über Syrien von 1916 habe England unmöglich einhalten können, da es schon durch einen Geheimvertrag mit dem jetzigen arabischen König von Hedschas vom Jahr 1914 gebundc gewesen sei. Frankreich solle froh sein, daß es die Freundschaft Englands besitze. (Großbritannien hak also nach der „Times" mit Frankreich 1916 einen Vertrag über Syrien abgeschlossen, obgleich es einen entgegenstehenden bereits 1914 mit dem Araberhäuptling von Hedschas abgeschlossen hatte. Tie „Heiligkeit der Verträge" war eines der beliebtesten Schlagworte Wilsons und Lloyd Georges.)
Mailand, 26. Aug.- Ter italienische Finanzminister Luzzatti schreibt in dem „Corriere della Sera", Englands jetziges Verhalten sei nichts anderes als Meuchelmord am Kredit Italiens.
Enthüllungen Henderspns.
London, 26. Aug. Der frühere Minister und Ar- Leitersührer Hender-oi erklärte in einer Rede, Lloyd Georg-- sei es gewesen, der seine (Hendersons) Sendung zum Stockholmer Sona'istenkongreß gewünscht habe. Später sei der Wind allerdings umgeschlagen. Henderson sei dazu ausersehen gewesen, den englischen Botschafter in^ Petersburg (Buchanan) zu ersetzen, als der Zar Friedens^ Neigung zeigte. (Henderson sollte, mit anderen Worten die Revolution in Petersburg einleiten, wozu er als Arbeiterführer geeigneter erschien, als Buchanan. Uebri- «gens hat auch B. seine Aufgabe gut gelöst.). ^
Streik der Hafenarbeiter.
Marseille, 26. Aug. (Havas.) Der Streik der Tvckarbeiter hat begonnen. 900 algerische und anamitische Arbeitern laden die verderblichen Güter aus. Andere Eingeborene werden den Verkehr aufrecht erhalten.
Verfehlte Streiks.
London, 26. Aug. (Reuter.) Ter Vierteljahrs- berichr des Verbandes der Gewerkschaften enthält eine Warnung des Leitungsausschnsses dahingehend, daß der Zeitraum vom November ds. Js. bis zum Mai des näch- . sten Jahres schicksalsschwer, vielleicht verhängnisvoll werde. Streiks, die hätten vermieden werden können, seien ' voreilig verkündet worden und hätten die Fonds des Verbandes erschöpft. Einige , dieser Streiks seien politischen Ursprungs und nicht gegen die Kapitalisten, sondern gegen das Gemeinwesen gerichtet gewesen.
Steigerung der englischen Kohlenförderung.
Amsterdam» 26. Aug. Radio meldet, der Vorsitzende des britischen Bergarbeiterverbands, Smillie, habe erklärt, in kurzer Zeit werde die Kohlenerzeugung in England um viele Millionen Tonnen vermehrt werden. Wahrscheinlich werde auch eine Ermäßigung des Kohlen- preftes eintreten.
M llereli-ukdt. W
Was du geträumt in grüner Jugend, Das mache wahr durch Männertugend, Die frühsten Träume täuschen nicht. Doch wisse, Träume sind nicht Taten, Ohn Arbeit wird dir nichts geraten.
Selbst geschmiedet.
Roman von A. v. Trystedt,
Fortsetzung.l (Nachdruck verboten >
l „Es ist meine Heimat, Vetter. Willst du mich etwa aus derselben vertreiben? Deine Andeutungen lassen vermuten, daß du bereits eine Wahl getroffen hast." i „Vielleicht!" bestätigte Egon, mit Blanko einen raschen Blick wechselnd, der aber von Anneliese aufgefangen wurde. Ihr Unbehagen wuchs.
Schon lange hatte sie das Empfinden, als wenn hinter ihrem Rücken intrigiert würde, und sie war überzeugt, daß Blank« dem Grafen gefällig zu sein wünschte. Doch keine Ahnung verriet ihr, daß sie hier ein Ehepaar vor sich hatte.
„Daß ich dich vertreiben will, ist Unsinn," fuhr der Graf fort, „wenn sich kein Bewerber für dich gefunden hätte, Anneliese, würde ich dieses Thema nie berührt haben. Aber für alle Teile wäre es angenehmer, wenn du eine gute Partie machst."
„Und bei deiner Reserve und Unnahbarkeit dürfte sich schwerlich ein zweiter Bewerber finden," sagte Blanka, „das gebe ich dir auch noch zu bedenken."
Die Komtesse wollte gereizt auffahren. Wie kam denn dieses Mädchen dazu, sie in eine bestimmte Bahn drängen zu wollen! Aber das heftige Wort blieb ungesprochen, denn im Grunde mußte sie den beiden dort recht geben. Sie begriff es selbst kaum, daß Romar sie liebte, trotz ihrer kühlen Zurückhaltung, die sich zuweilen in fast verletzender »
Das Rote Kreuz für die Kriegsgefangenen.
Genf, 26. Aug. (Schweiz. Tep.-Ag.) Das internationale Komitee vom Roten Kreuz verwendet sich in einem Brief vom 22. August au den Obersten Rat für möglichst rasche Heimbefördcrung der Kriegsgefangenen aus den Ententeläudern, wenn auch der Grund, daß der Friedensvertrag noch nicht von den alliierten Großmächten unterzeichnet sei, scheinbar im Wege stehe. Wenn die Heimschaffrürg der beträchtlichen Menschenmassen sofort nach Inkrafttreten des Vertrags beginnen würde, so würde sie noch vor Eintritt des Winters beendet sein können.
Keine Auslieferung?
Paris, 26. Aug. Aus sicherer Quelle verlautet, daß im Obersten Rat keine Neigung mehr bestand, die Auslieferung einer großen Anzahl Militärpersonen von Deutschland zu fordern. Nur die Franzosen beharrten auf dieser Forderung. Mehrere ihrer Vertreter hatten diese Angelegenheit im Obersten Rat zur Sprache gebracht und dieser kam zum Schluß, daß nur dann gegen deutsche Personen vorgegangen werden solle, wenn von einwandfreier Seite bestätigt werden kann, daß ihre Handlungen auch in anderen Ländern unter das Strafgesetz fallen würden. Von den Armee-Oberb.sehlshabern lind solchen Personen, die einen verantwortlichen Posten bekleiden, wird keiner zur Rechenschaft gezogen werden. Solche Leute können durch die Geschichte in späterer Zeit gerichtet werden. Die Kabinette der Verbündeten haben diesen Beschluß des Obersten Rats zur Kenntnis genommen.
Von der Friedenskonferenz.
Paris, 26. Aug. Belgien soll von Teutsch- Ostafrika den größten Teil der Bezirke Urundi und Ruanda erhalten. — . - -
Amtliches.
Oberamt Nagold.
^ Viehzählung am 1. September ISIS
Am 1. September ds. Js. ist wieder eine Viehzählung vorzunehmen. die sich auf Pferde, Rindvieh, Schafe, Schweine, Ziepen. Geflügel (Gänse, Enten, Hühner) und Kaninchen (Stallhasen) erstreckt.
Die Durchführung der Zählung liegt den Gemeinde- behö.den ob und hat wie btster zu . geschehen.
Die näheren Bestimmungen über das Aufnahmeverfahren sind in der Verfügung des Ernährungsministeriums vom 19. ds. Mts. — Staatsanzeiper Nr. 188 —. auf welche die Herr«» Ortsoorsteher voch ganz besonders hinge wiesen werden, enthalten. Namentlich die Bestimmungen der 88 3 und 4 genannter Mivisterialverfügung über die vor der Zählung zu erfolgende ortsübliche Bekanntmachung und die Vorlage der abgeschlossenen Ortslisten am 9. September 19ld an das Obcrawt sind besonders zu beachten.
Die für die Zähluna erforderlichen Vordrucke (Tttel- und Einlagebopen) zu Orisllsten gehen den Gemeindebe« Hörden heute mit der Post zu.
Den 26. August 1919. Münz.
Amtliche Bekanntmachung.
Nachdem sich der Metzger Heinrich Schäfer aus Wild- Verg wiederholt gegen die Bestimmungen der Fleischver- sorgungsstelle verfehlt und sich hiedurch in der Befolgung der Pflichten, die ihm durch die Verfüguna des Ministeriums des Innern vom 25. September 1916 8 21—81 auferlegt sind, als unzuverlässig erwiesen hat, ist dessen Metzgerei« -betrieb mit sofortiger Wirkung bis auf weiteres geschlossen worden.
Nagold, 26. August 1919. Oberamt: Münz.
Weise geäußert hatte. Und daß in einer jungen Ehe eine Verwandte als Dritte lästig ist, hatte sie schon oft gehört.
„Ich will gewiß keinem im Wege sein," sagte sie mit zuckenden Lippen, „wenn du dich verheiratest, gehe ich in ein Stift, Egon, dort finde ich zu jeder Zeit Unterkunft."
Jetzt kostete es Blanka Mühe, ein triumphierendes Lächeln zu verbergen. „Das ist allerdings ein Gedanke, der sich hören läßt. Aber warum muß es ein Stift sein, mit dem sich doch wohl stets klösterliche Abgeschiedenheit vereint. Geh' doch in ein Sanatorium. Es gibt genug Anstalten, in denen man weniger Kranke aufnimmt, als solche Personen sieht, die der Erholung bedürfen und etwas geselligen Verkehr wünschen."
„Man könnte meinen, Blanka, du habest persönliche Interessen daran, daß ich hier von der Bildfläche verschwinde, wenn es nicht so ganz unwahrscheinlich wäre." Anneliese richtete die großen blauen Augen, die so ernst aus dem blaffen Gesichtchen hervorschauten, mit forschendem Ausdruck auf das blonde Mädchen. „Du solltest mir doch beistehen, deny wenn ich gehe, ist auch deines Bleibens nicht länger."
Blanka fuhr auf, und vielleicht hätte ein rasches, unbedachtes Wort ihr Geheimnis zum Teil verraten, wenn Egon ihr nicht zuvorgekommen wäre. '
„Einstweilen wollen wir die Angelegenheit auf sich beruhen lassen," sagte er, sich rasch erhebend, „überlege noch einmal, Anneli.se, geh' mit dir zu Rate, das möchte ich dir dringend an dein Herz legen. Es sind wohl so ziemlich alle Punkte erörtert worden, die deine Verheiratung wünschenswert erscheinen lassen. Und es ist gut, daß alles zur Sprache gekommen ist, vielleicht entschließt du dich jetzt doch noch. Zu spät ist es ja noch nicht."
Als die jungen Mädchen allein waren, überwand Blanka ihre Abneigung soweit, daß sie Anneliese umarmte. „Der arme Romar! Weißt du, Annelieschen, ich bin überzeugt, du hast ihn heimlich lieb und weißt es nicht. Soll ich ihn zurückrufen ? Würdest du, wenn er unerwartet wiederkäme, nicht hocherfreut sein?"
Blanka hatte sich seit Wochen recht spitz und unliebenswürdig gegen die Komtesse benommen, und hätte diese mehr Lebenserfahrung besessen, so würde es ihr längst klar gewesen sein, daß ihre einstige Freundin an dem Grafen einen Rückhalt haben müsse. Doch stir Gemüt war so umdüstert, und alles, was in ihrer Umgebung aekchaü.
LMdesnachrichterr.
Altttzrtekg. 27. August 1919.
Ztt -er Frage des NotenvmtauscheS gibt das Reichs-
finanzimnisterimn amtlich bekannt: .Ueber die Frage der Durchführung des Gesetzes gegen die Kapiialslucht haben in den letzten Tagen Besprechungen mit einem großen Kreis von Sachverständigen stattgekunden. Nach dem Ergebnis dieser Beratungen beabsichtigt der Reichsminister der Finanzen nicht, einen Umtausch des deutschen Papiergeldes vorzuschreiben. Eine Abstempelung der Banknoten ustv. ist überhaupt nie in Frage gekommen.'
— Weitere Erhöhung -es Preises für Zei- tnngspapier. Die deutschen Papierfabriken haben den Zeitungsverlegerverein benachrichtigt, daß mit 1. August der Preis für 100 Kilo Zeitungsvapier wiederum um 15 Mk. erhöht worden ist. Tritt dann noch die Aiizei-, gensteuer neben der bereits mitgeteilten Fernsprechgebuh- renerhöhung in Kraft, dann werden viele kleine und mittlere Zeitungen ihr Erscheinen einstellen müssen, weil sie die aufgebürdeten Lasten nicht mehr zu tragen vermögen.
— Keine Freigabe -er Kriegsgefangenen. Tie
Freude über die in Aussicht stehende Rückkehr der.Kriegsgefangenen aus England — alle ander Tage sollten in Köln nach einer Meldung des WTB. 2000 Mann ein- trefsen — ist leider nur kurz gewesen. Der deutsche Stab der Gruppe Rhein in Homburg v. d. H. erhielt gestern vormittag bereits die amtliche Nachricht, daß die eng- lischerseits zngesicherte Heimbeförderung der Kriegsgefangenen auf Weisung des Obersten Rats eingestellt worden sei. — Es scheint, daß es dem Obersten Rat in Paris beliebt, mit Deutschland zu spielen, wie die Katze mit der Maus.
weiteres keine Pakete mehr angenommen.
Von den bayerischen Postanstalten werden überdruckte Freimarken zu 10 und 15 Pfg. mit einem Anf- von 5 Psg. für jede Marke zugunsten der Kriegs- beschadrgtenfürsorge verkauft.
ep. Evaug. Freikirchen. -Rach den Bestimmungen o-, Reichsverfassung sollen Religionsgesellschasten, die durch die Zeit ihres Bestehens und die Zahl ihrer Mit-* Weder eine Gewähr der Tauer bieten, die Rechte einer 'öffentlichen Körperschaft erhalten. Es kommen hiesür ich Betracht die luth. Freikirchen mit etwa 80000 Seelech die Brüdergemeinde mit 8300 Seelen, die reformierte Freikirche mit überckOOO- Seelen: ferner die beiden Me- thodistenkirchen, die bischöfliche mit 21600 Seelen und! die „Ev. Gemeinschaft" mit 18 000 Seelen; endlich die Baptisten mit annähernd 49 000 Seelen und die freien! ev. Gemeinden mit über7000 Seelen. Im ganzen sind es .785 Gemeinden mit nahezu 190 000 Seelen, die schon' bisher in völliger Unabhängigkeit vom Staat sich selbst .verwalteten.
' — Ueber 75 999 westfälische Lan-Wirte haben
bei der Lan'dwirtschaftskammer Einspruch gegen die Wertbemessung des land- und forstwirtschaftlich benutzten Grundbesitzes nach dem gemeinen Werte erhoben.
(-) Stuttgart, 26. Aug. (Die fatale Kohlennot.) Das städt- Elektrizitütswerkgibt bekannt, daß es vom nächsten Samstag an den Dampfbetrieb bis auf weiteres überhaupt einzustellen genötigt sei. Damit wird, die Einstellung der Stromabgabe von morgens 5 bis abends 7 Uhr, die Beschränkung des Straßenbahnbetriebs usw. eine dauernde Erscheinung.
ihr so unendlich gleichgültig, daß sie die Wandlung meyk
instinktiv empfunden hatte, ohne sich weiter Gedanken darüber zu machen.
Gegen diese Umarmung aber empörte sich etwas in ihr, und mit einer entschiedenen, wenn auch sanften Bewegung befreite sie sich davon. „Ich würde dir dankbar sein, wenn du es mir allein überließest, in dieser Angelegenheit zu handeln." Das klang kühler, als sie beabsichtigt, aber es kam ihr wohl kaum zum Bewußtsein.
Blanka tat, als fühle sie sich tief verletzt. „Du hast es darauf abgesehen, mich zu kränken l" rief sie, ein unterdrücktes Schluchzen markierend, „du glaubst, deine Launen an mir auslassen zu können, aber sieh' dich vor, ein altes Sprichwort sagt, daß Hochmut vor dem Fall kommt, e» möchte sich auch an dir erfüllen."
So apathisch Anneliese auch war, mußten diese häßlichen Worte sie doch tief verwunden. Hochaufgerichtet stand sie plötzlich da. Eine Zurechtweisung schwebte ihr auf den Lippen, ober dann traf nur ein stolz abweisender Blick die Angreifende — im nächsten Moment war diese allein.
Anneliese hatte sich in ihr Toilettenzimmer geflüchtet. Klopfenden Herzens stand sie hinter der Portiere. Einen Moment stahl sich ein häßlicher Verdacht in ihre Gedanken. Sollte Blanka zu diesem Angriff durch Romar ermutigt worden sein? Doch schon beantwortete sie diese Frage mit einem entschiedenen Nein. Er hatte sie ja vor Blanka gewarnt, hatte also mehr beobachtet als sie, die stets Traurige, der Gegenwart entrückte.
Ein Geräusch im Nebenzimmer verriet ihr, daß Blanka sich entfernte. Anneliese betrat wieder ihr Boudoir und ver- > riegelte alle Türen.
Eine seltsame Unruhe war über sie gekommen, das unabweisbare Gefühl, als befinde sie sich in einer große» Gefahr.
Sie lehnte am Bogenfenster und sah in den kalten Abend hinaus. Der Mond lag mit Hellem Glanz auf den kahlen Aesten und wob breite Silberbänder um die duftlosen Rosenbüsche inmitten des Grasrundteils.
Jeder Gegenstand trat deutlich hervor, und Annelieses empfängliches Gemüt sog die eigenartige Schönheit dieses Winterabends durstig ein.
Fortsetzung folgt.