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SehwarzwAder Tageszeitung Mr dis O.-^.-Bezirke Nagold, Keudenstadt und Tczlw

Rk 1S8 Dr«ck und Verla« t» «ltensteig. Mittwoch. dS» 27. August. «mtSblatt fLr Pfal-srasenweUer. 1819.

Bülow über die Vorgeschichte des Kriegs.

Ein Brief des früheren Reichskanzlers Fürst- low an den Hauptschristleiter v. Eckardt wird vom »Hamb. Fremdenblatt" veröffentlicht:

Fürst Bülow bezeichnet es als im nationalen Inter­esse wünschenswert, die Behauptung zu bekämpfen, daß Deutschlands Eintritt in die Weltpolitik den Keim zum Weltkrieg gelegt habe. Bülow widerlegt die von Beth- mann Hollweg vorgebrachte Darstellung, als ob die Ver­hältnisse, unter denen Bethmann 1909 den Reichskanz­lerposten übernommen hat, haltlos gewesen seien. Aller­dings seien unsere Beziehungen zu Frankreich seit 1871 gespannt gewesen. Unser Verhältnis zu England sei durch unseren wirtschaftlichen Aufschwung schwieriger geworden. Fürst Bülow erinnert daran, daß bevor er gerade vor 22 Jahren die Geschäfte übernahm, die russisch-französische Allianz bereits ein Jahr bestanden habe und kurz vor seinem Amtsantritt eine der angesehensten englischen Wo­chenschriften (Sunday Review) den bekannten Artikel ver­öffentlichte, der die Vernichtung Deutschlands' verlangte. Hinter diese Erbschaft habe er (Bülow) sich nie ver­isteckt, sondern sich bemüht, dem deutschen Volk den Frie­den zu erhalten. Das sei ihm während seiner 12jährigen Amtszeit gelungen, obwohl bei Lebzeiten des Königs Eduard VII. und im ersten Jahrzehnt unseres Flotten­baues die Verhältnisse schwieriger lagen als später.

Unsere Politik habe dadurch, daß sie es mehrmals an fester und ruhiger Zurückweisung von Ungehörigkeiten und Drohungen habe fehlen lassen, den Respekt vor Deutschland zum Schwinden gebracht und dadurch in Frankreich den Revanchegeist ermuntert. Für sehr un­glücklich für das Verhältnis zu Rußland hält 'Fürst 'Bü­low die Betrauung des Generals Liman von Sanders mit einem aktiven Kommando an den Dardanellen. Ter russische Minister Graf K'okowzew, dessen deutschfreund­liche Gesinnung bekannt war, sagte im Mai 1914 zu Bü­low: Sein, Kökowzews, Rücktritt sei zum Teil auf diesen unliebsamen Zwischenfall zurückzuführeu. Unsere Zustim­mung zu den alten russischen Wünschen in der Meerengen­frage sei ein Hauptpunkt des Bismarck'schen Rückversiche­rungsvertrags gewesen und auch später habe in Peters­burg an unserer freundlichen Haltung gerade in dieser heiklen Frage kein Zweifel bestanden. Dieses Vertrauen fei seitdem nicht mehr in dem früheren Maße vor­handen.

Ueber die angeblich um die Jahrhundertwende vor- ;handen gewesene Möglichkeit einer Allianz mit Eng­land sagt Fürst Bülow: es habe sich um weder bindende inoch inhaltlich ausreichende Anregungen gehandelt, die uns nicht die Sicherheit boten, daß wir im Kriegsfall ernstlich auf Englands Unterstützung hätten bauen können. England hätte sich im besten Falle darauf beschränkt, die russische und französische Flotte zu zerstören, die jfranzösischen Kolonien einzustecken und die russische Stel­lung in Asien zu schwächen, während wir die ganze Last des Kontinentalkriegs zu tragen gehabt hätten. Eng­land hätte damals gerne seine schwierige Lage imBuren- krieg erleichtert gesehen dadurch, daß Deutschland die russischen und französischen Bajonette auf sich lenkte, und weiter gewünscht, daß Deutschland ihm diejenigen Dienste erwies, die dann Japan für England auf den Schlacht­feldern der Mandschurei leistete. Japan war aber im Kriegsfall gegen Rußland weniger verwundbar als Deutschland, das immer noch mit der Feindschaft Frank­reichs zu rechnen hatte.Das deutsche Interesse gebot, sagt Fürst Bülow, uns weder von Frankreich und Rußland gegen England, noch von England gegen Rußland vor­schieben zu lassen. Wir brauchten uns nicht mit verbun­denen Augen der Wiener Führung anzuvertrauen."

Mit Schärfe wendet sich Fürst Bülow gegen den von Bethmann Hollweg verfochtenen Standpunkt, der Krieg sei unvermeidlich gewesen. Tid militärischen Ab­machungen zwischen England, Rußland und Frankreich vor dem Krieg seien nicht bindender gewesen, als die vor dem Krieg von 1870 zwischen Frankreich, Oesterreich, und Italien getroffenen Abmachungen, die dennoch nicht zu einem Bündniskrieg führten. .rj K W

Fürst Bülow kommt zu dem Schluß: Das deutsche Volk habe diesen Krieg sicherlich nicht gewollt. Kaiser Wilhelm II. war, wie der Fürst aus eigener Erfahrung wisse, durchaus friedliebend. Auch sein Amtsnachfolger, Bethmann Hollweg, habe sich bemüht, den Frieden zu erhalten. Aber die Politik sei eine Kunst, und der gute Wille, der in der Moral alles sei, reiche in der Kunst

nicht aus. Denn da komme es auf das Können an. Es seien während der verhängnisvollen Wochen vor Kriegsausbruch von unserer politischen Leitung schwere psychologische, diplomatische und politische Fehler begnagen worden, die mit großem Uw- recht unser Volk mit dem falschen Schein der Schuld am Krieg beladen. Der Brief schließt mit einer Ermun­terung, an der Zukunft des deutschen Volkes nicht zu ver­zweifeln.

^>ie Kohlenkatastrophe.

In Essen fanden in voriger Woche die Sitzungen des Ausschusses zur Prüfung der Arbeitszeit im Bergbau statt. Zu der Frage: Welche Wirkungen übt die Verkürzung der Arbeitszeit aus und wird eine weitere Einschränkung wirken?, führte der Reichskohlen­kommissar Generaldirektor Köngeter aus:

Die Eisenbahnen sind in diesem Jahr unter das Mindestmaß eines Vorrats, der noch «nige Sicherheit des Betriebs gewährleistet, auf 13 bis 14 Tage gesun­ken. Die Schiffahrt erhält nur noch soviel, daß die wenigen Fischdampfer die Volksernährung aufrecht er­halten können. Die Gaswerke iind in ihren Vor­räten statt sich auf einem Monat als Mindestmaß zu halten, auf eine Woche und weniger gesunken. Im Osten liegen überhaupt die kleinen Gaswerke still. Süd - deutfchland ist durch.den Verlust der Saarkohle, von der kaum noch ein Zehntel gegsn früher zu uns gelangt, völlig entblößt. Die Anzahl der für den Verbrauch ge­sperrten Stunden ist ungeheuer, was besonders auf die gaskochende Bevölkerung fällt. Die Elektrizitäts­werke, die neun Zehntel ihrer Erzeugung für Indu­strie und Straßenbahn, also für Gütererzeugung verwen­den, sind auf vier Fünftel ihrer Versorgung eingeschränkt. Die Versorgung des Hausbrands war noch im Vor­jahr leidlich, dank dem milden Winter. Sie ist jetzt trostlos. Der Ausfall, den der Bergarbeiterstreik im April brachte, war nicht mehr einzuholen, so daß jetzt überall die Wälder abgeholzt werden, ja, daß untmrt- fchaftlich Torf aus Ostfriesland bis Süddeutschland ver­frachtet wird. Alle Erfahrung aber zeigt, daß die Be­völkerung eher noch den Hunger ertragen als frie­ren kann.

Was nun aber endlich die Industrie anlangt, so ist ihre Versorgung, um hie nötigen Güter zu erzeugen und den Arbeitern Arbeitsmöglichkeit zu verschaffen, zwar das dringendste Bedürfnis, aber sie kann nur erhalten,, was übrig bleibt. Man hat eine weitere Stillegung vou^ Eisenwerken gefordert, aber gerade die sind fast un- ' sere letzte Hoffnung für Warenausfuhr, und fast alle an­dern Industrien sind auf das Eisen angewiesen. Alich ist ihre Versorgung in gleichem, fast noch stärkerem Maße mit der der andern Industrie zurückgegangen. Die Ze­mentindustrie, die für die Wiederaufnahme der Bautätigkeit sorgen muß, kann gegen das Vorjahr nur noch die Hälfte bekommen, so daß weitere Zusammen­legungen der Werke, trotz der daraus folgenden Arbeits­losigkeit der hier beschäftigten erfolgen müssen. Eben­so ist die Versorgung der Zuckerindustrie auf die Hälfte der vorjährigen gesunken. Die Rüben werden größtenteils verfüttert werden müssen. Die Raffinerien sind durch Verordnung größtenteils geschlossen worden, da weißer Zucker fortan als überflüssiger Luxus erscheinen muß. Daß die Ausfuhr auf ein Mindestmaß gefallen ist, nur zum Austausch der allernotwendigsten Nahrungsmittel quf Wagen, die das benachbarte Ausland» selber schickt, ist selbstverständlich. ° '

Hinter allem stehen dann, noch die Forderungen des Verbands. Eine Einfuhr von Kohle ist bei dem Stand unserer Währung unmöglich. Die Wäh­rung läßt sich nur durch Warenausfuhr bessern, diese aber setzt Warenerzeugung, diese wiederum Kohle vor­aus. Zuerst muß die Eisenbahn, jedoch nur für Zwecke des Güterversands versorgt werden. Jetzt kann nur die tägliche Förderung von Kohlen abgefahren werden. Zur Abfuhr der freilich geringen, in der Meinung des Publikums übertriebenen Stapelvorräte der Zechen fehlen die Wagen. Zu allem kommt jetzt der oberschlesische Streik, der drohende Verlust unseres zweiten wichtigsten, uns noch gebliebenen Kohlengebiets. Er-macht die Ver­sorgung des Ostens mit Ruhrkohle und wieder die un­nötige Verwendung von Wagen nötig. Wohl bricht sich vie Erkenntnis bei den Arbeitern Bahn, daß jetzt von ver Leistung des Bergarbeiters ihr eignes Dasein abhänge. Nichts kann mehr vor dem unmittelbaren Zusammenbruch retten als die Steigerung der Kohlenförderung und die Leistung der Eisenbahn.

Die süddeutschen Städte zur Kohlenver­sorgung und Steuerreform.

Vertreter der Städte von Baden, Bayern, Hessen nnlk Württemberg haben sich am 25. August 1919 im Stuttm garter Rathaus unter dem Vorsitz von Oberbürger­meister Habermeh l-Pforzheim zusammengefunden, um zu der Frage der mangelhaften Kohlenversorgung und zu der von der Reichsfinanzverwaltung geplanten Steuergesetzgebung vom Standpunkt der Gemeinden aus Stellung zu nehmen. Nach längerer Aussprache wurden einstimmig folgende Entschließungen gefaßt:

1. Kohlen Versorgung. Die Vertreter der süddeutschen Städte erklären übereinstimmend die derzei­tige Versorgung der Bevölkerung ihrer Städte mit Brenn­stoffen für vollständig unhaltbar und machen schon jetzt auf die katastrophalen Folgen und auf die schon bald nach Eintritt des Winters infolge des Brenn­stoffmangels für Hausbrand, Gewerbe und Industrie z>» erwartenden üblen Folgeerscheinungen aufmerksam. Sie fordern eine verstärkte Belieferung des Hausbrands, der Gas- und Elektrizitätswerke, soivie der Industrie und eine Bevorzugung gegenüber denjenigen Landesteilen, di«! hinsichtlich der Zufuhrverhältnisse günstiger liegen. An die Bergarbeiterschaft wenden sich die Vertretet der süddeutschen Städte in der Erwartung, daß die Not der süddeutschen Volksgenossen ihnen Veranlassung geben werde, die Kohlenförderung mit vermehrtem Nachdruck zu betreiben. Diese Entschließung soll an den Reichs­präsidenten, den Reichskohlenkommissar, das Reichswirt­schaftsministerium und die einzelnen Landesregierungen, sowie an die Bergarbeiterverbände gerichtet werden. Wei­ter wurde beschlossen, eine besondere Abordnung, der auch Vertreter der Arbeiterschaft angehören sollen, nach! dem Ruhrgebiet und Mitteldeutschland zu entsenden, um an Ort und Stelle Einblick sowohl in die Förderungs- als in die Transportverhältnisse zu gewinnen und mit der Bergarbeiterschaft persönlich Fühlung zu nehmen; je nachdem soll die Abordnung auch bei den betreffenden Reichsstelleu persönlich vorstellig werden.

2. Reichs st cuergesetzgebung. Im Einklang mit dem Vorgehen des Deutschen Städtetags nehmen dis süddeutschen Städte gegen die von der Reichsregierung anscheinend geplante völlige Umgestaltung der gemeind­lichen Steuerrechte Stellung. Tie gänzliche oder fast gänzliche Ausschließung der Städte von Zuschlägen zuö Neichseinkommensteuer unter Verweisung aus Zuwendun­gen ans dem Erträgnis von Reichssteuern ist unan­nehmbar; die Ertragssteuern sind gänzlich ungeeignet, der bewegliche Faktor der gemeindlichen Besteuerung zu sein; die Ansicht des Herrn Reichsfinanzministers, daß in Süddeutschland Zufriedenheit mit dem Ertragssteuersystem bestehe, ist irrig. Die Gemeinden verlangen Berück­sichtigung als gleichberechtigte Gruppe öffentlicher Verbände neben Reich und Ländern. Verlieren sie durchs Zuweisung bestimmter Quoten oder Dotationen die Selb­ständigkeit der Bemessung und der Deckung ihres Be­darfs, so ist auch die Selbstverwaltung und das Ge­deihen der Gemeinden vernichtet. Tie Städte widersetzerr sich nicht der Erfassung der Steuerquellen und ihrer Ordnung durch das Reich, sie beanspruchen auch nichk, bei allen Steuergattungen nach eigenem Ermessen die Höhe mitzubestimmen, sie stimmen auch der Beseiti­gung der sogenannten Steuerbasen zu, ebenso dem Lasten- ausglcich zugunsten überbürderter Gemeinden, halten aber die Erfüllung auch im Rahmen einer, beweglichen Zu­schlägen eröffneten Einkommensteuer für möglich.

^eues vom Tage.

Der Protest der Bischöfe.

Berlin, 26. Äug. Nach derGermania" haben 13 auf der Fuldaer Bischofskonferenz anwesende deutsche Bischöfe einen Protest gegen die Zurückbehaltung der deutschen Kriegsgefangenen unterschrieben.

Neue Forderungen der Eisenbahner.

Berlin, 26. Aug. Der Deutsche Eisenbahnerver­band verlangt eine außerordentliche Wirtschaftsbeihilfe, da die von der Regierung zugesicherte Senkung der Preise nicht eingetreten sei.

Unabhängige und Internationale.

Berlin, 26. Aug. TieLechz. Volksztg." mel­det, daß die Parteileitung der unabhängigen Sozialdemo­kraten für «den Herbst einen Parteitag plant, auf dem endgültig über die Stellung der Partei zur Internationale entschieden werden soll.