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-Menrtelg. 23 August 1S19.

'Haftung der Eisenbahn. Als Reisegepäck gel- ten nur diejenigen Gegenstände, die der Reisende zu sei­nem und seiner Angehörigen Reisebedürfnisse mit sich führt, also vor allem Kleidung, Wäsche uns Toilette­gegenstände. Das Reisegepäck muß durch seine Verpak- kung in Koffer, Reisekörbe, Reisetaschen, Hutschachteln, handliche Kisten oder dergleichen als solches kenntlich gemacht sein. Für Verlust von Handgepäck haftet die Eisenbahn nur, wenn ihr ein Verschulden zur Last Mt, für Reisegepäck haftet die Eisenbahn dagegen auch dann, wenn sie kein Verschulden trifft. Zu ersetzen hat die Eisenbahn den Handelswert und in Ermangelung eines Handelswerts den gemeinen Wert des Guts am Ort und zur Zeit der Annahme zur Beförderung, fer­ner das, was an Zoll oder sonstigen Kosten, sowie an Fracht bezahlt oder noch zu bezahlen ist. Voller Scha­denersatz ist zu leisten, wenn der Schaden durch Vor­satz oder grobe Fahrlässigkeit der Eisenbahn verursacht wurde. Die Eisenbahn haftet jedoch für den Verlust am Reisegepäck nur dann, wenn das Reisegepäck binnen 14 Tagen nach der Ankunft des Zuges, zu dem es aus- gegeben war, auf der Bestimmungsstation abgefordert wird. Ein fehlendes Gepäckstück gilt nach Ablauf von 3 Tagen nach der Ankunft des Zugs, zu dem es auf­gegeben war, als verloren. Wird das Gepäck später wieder vorgefunden, so ist der Reisende, wenn sich sein Aufenthalt ermitteln läflt, hiervon zu benachrichtigen« Er kann dann innerhalb 30 Tagen nach Empfang der Nachricht verlangen, daß ihm das Gepäck gegen Rück­zahlung des Ersatzbetrags auf einer inländischen Sta­tion kostenfrei ausgehändigt werde. Hat der Reisende von seinem Recht innerhalb 30 Tagen nach Empfang der Nachricht keinen Gebrauch gemacht, so kann die Eisen­bahn über das Gilt frei verfügen. ^

6P. Bo» unseren Kriegsgefangenen, . ach den Mitteilungen der Reichszentrale für Kriegs- und Zivil­gefangene beträgt die Zahl der noch in rumänischen Gefangenenlagern und Lazaretten befindlichen deutschen Kriegsgefangenen 2637. Das Schweizer Politische Amt teilt mit, daß die französische Regierung sich mit der sofortigen Entlassung der noch in der Schweiz inter­nierten deutschen Militärpersonen einverstanden erklärt hat. Ter Abtransport hat bereits begonnen. Wie die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene mit- teilt, hat sich die Lage der in belgischer Hand befind­lichen Kriegsgefangenen im Vergleich mit dem verflos­senen Winter gebessert. Tie Unterkunft, meist in Ka­sernen. ist jetzt im allgemeinen zufriedenstellend, während die Bekleidung zu wünschen übrig läßt. Tie Arbeit unse- >rer Leute besteht hauptsächlich in Ein- und Ausladen von Eisenbahnwagen, Wegebauten und Hcrstelluugsarbeiten in Fabriken, bei der Eisenbahn und den Heeresbetrieben und dauert mit einer Mittagspause von morgens 8 bis nachmittags 5 Uhr. Vorkehrungen zum Abtransport der deutschen Gefangenen sollen von der belgischen Regie­rung bereits getroffen worden sein. Trotzdem wird die Uebermittlung Won Geld- und Liebesgaben wie bisher fortgesetzt. Sämtliche in italienischer Hand be­findliche deutsche Kriegsgefangene, im ganzen 364 Mann, sind in Florenz zum Abtransport in die Heimat bereit gestellt, der voraussichtlich in aller Kürze erfolgen wird, Nach einer Mitteilung des englischen Arbeits­ministeriums waren am 1. Juli in England 31595 deutsche Kriegsgefangene beschäftigt, davon 22136 in landwirtschaftlichen, 8821 in militärischen und 638 in verschiedenen anderen Betrieben. Sic erhalten alle die­selben Löhne wie die freien Arbeiter.

Neue Erhöhung Ver Zementpreise. Tie Zementpreise sind ab 1. August 1019 für 10 000 Kilo­gramm Zement a b Werk ohne Verpackung wie folgt erhöht worden: Für Heereslieferungen auf 1435 Mk., für sonstige Abnehmer im Gebiet des norddeutschen Ze- mentverbands ans 1535 Mk. des rheinisch-westfälischen Zementverbands 16 lO Mk. und des süddeutschen Ze­mentverbands 1533 Mk.

Zigarcttentabnk. Wie verlautet, sollen die deutschen Zigarettenfabriken bereits Mitte September mit neuem Rohtabak versorgt werden, falls keine Verkehrs­störungen eintreten. .

Nagold, 21. August. (Ernennung.) Dem Leiter der hiesigen Volksschule, Herr Rektor Bachteler, ist vom OLerschulrat die hier erledigte Seminaroberlehrerstelle über­tragen worden.

' Wildbad, 20. Aug. (Beschlagnahmt.) Am Sams­tag, den 16. August versuchte der Gemüsehändler Hauß von Ottenhausen einen Wagen Kartoffeln ins Hotel Klumpp auf dem Schleichhandelsweg einzuschmuggeln. Zu diesem Zwecke bedeckte er die Kartoffeln mit einer Schicht Karotten, da letztere im Verkehr frei sind, um die Ueberwachungsbe- amten zu täuschen. Doch der hiesige Arbeiterrat war auf dem Posten, beschlagnahmte die Kartoffeln und führte sie der ordentlichen Versorgung zu. Gleichzeitig wurden auch bei der Gemüsehändlerin Beniner von hier zirka 7 Zs Ztr. Kartoffeln beschlagnahmt.

jjs Weilderstadt, 21. Aug. (Großer Diebstahl.) In der Nacht vom 19./20. August wurde in vie Lagerräume der Wolldeckenfabrik Weiloerstadt, G. m. b. H., die außer Decken auch feine Herren- und Damenkleiderstoffe herstellt, Ungebrochen und etwa 200 Mtr. wertvoller Stoffe in ver­schiedenen Qualitäten und Farben gestohlen. Die Firma setzt für sachdienliche Mitteilungen, die zur Ergreifung der Täter führen, ein Belohnung von 1000 ^ aus und warnt vor Ankauf der Decken.

Vom bad. Schwarzwald. Nach dem letzten Geschäfts­bericht des Bad. Schwarzwaldvereins sind durch Spenden für einen steinernen Turm auf der Zuflucht 443 Mark zusammengekommen.

(-) Stuttgart, 20. Aug. (Tiakonieschule.) Mik einer stattlichen Zahl von Schülerinnen beginnt die Tiakonieschule in Stuttgart am 9. September d. I. ihren 12. Lehrgang. Während die 9 ersten Kurse je nur Vi, Jahr dauerten, die weiteren sich über 1/2 Jahr erstreckten, ist von nun an für die theoretische Ausbildung ein volles Jahr vorgesehen, woran sich dann die ein weiteres Jahr umfassende praktische Arbeit schließt. Sie wird erlernt in verschiedenen Heimen und Anstalten, beim Ev. Preßverband, bei der Städt. Stellenvermitt­lung, bei dem Landesverband für Jugendfürsorge, bei der Jugendgerichtshilse, in der Gemeinde-, Säuglings^ Kinder- und Krankenpflege und ähnlichen Veranstaltungen!« Viele der 242 durch die Tiakonieschule hindurchgegangenenl Mädchen sind schon beruflich tätig. Andere stehen da! und dort in freiwilliger Mitarbeit an den mancherlei Werken der inneren Mission.

(-) Rottweil, 21. Aua. (Mordversuchs Ein 18SOjähriger Bursche überfiel in Deißlingen die 75jLH- rige verwitwete Kach. Merkte. Der Täter schlug mit einem Hammer auf die Greisin ein und ließ erst von seinem Opfer ab, als der 40jährige Sohn dazu kam. Er entfloh durch ein Fenster in den nahen Wald. Die Frau ist bis jetzt bewußtlos; ob sie mit dem Leben

davon kommen wird, ist fraglich... -

(-) «tntlgart, 21. Aug. (Betriebseinschrän­kung der Filderbahn.) Ta die Neckarwerke, von denen die elektrischen Linien der Filderbahn gespeist werden, die Kraftstromabgabe eingestellt und die eigenen Anlagen der Bahn nicht genügend Strom für den Voll­betrieb liefern können, müssen auf der Zahnradbahn von heute an verschiedene Züge ausfallen. so am Sams­tag diejenigen zwischen 12.30 und 2.30 mittags. Am Sonntag wird auf der Zahnradbahn und der Weinsteige pur beschränkter Betri eb möglich se irr., _._

Briese «ach der Heimat.*)

Ein Regentag, die Welt so grau,

Ein Schluchzen und ein Weinen,

Es ist als wollte nimmermehr Uns Mutter Sonne scheinen . . .

Da, was ist das? Welch Jubel füllt Mein Herz, oh Freud' und Hoffen,

Die Post nach meinem Heimatland,

Die Post ist wieder offen . . .

Wo sind die trüben Wolken all,

Was ist mit mir geschehen?

Es regnet noch, sagt ihr, mein Gott

Ich hab's nicht mehr gesehen!

Weit, weit von hier war schon mein Herz,

Weit weg von hicr gezogen,

Die Post ist offen! Seht ihr nicht Den Ricstnregenbogev? . . .

Aus seinen Strahlen seh' ich nun Millionen Worte eilen:

Oh Ettern, Schwestern, Brüder mein.

Laßt mich die Wunden heilen.

Und ist die Not auch riesengroß,

Ihr braucht nicht zu verzagen,

Wir wollen jetzt wir wollen jetzt Die Bürde helfen tragen!"

Die Briefe heim Von Nord und Süd,

Von Westen und von Osten Ergießt sich cs millionenfach In hunderttausend Posten.

Lawinengleich eilt es zum Meer,

Oh wundersame Kunde

Nach Jahren bittrer Herzens quäl

Die erste frohe Stunde ... O. N.

*) Am Tage der Wiedereröffnung des Postverkehrs von der Union nach Deutschland, dem 16. Jul», erschien im New-YorkerMorgen- Herold" dies tiefempfundene Gedicht von einem geb. Stuttgarter.

Harrde! Md Verkehr.

Wilbberg, 20. Aug. Bei dem am 19. Aug. stattge- fundenen Nadellangholzverkauf wurde im schriftlichen Auf­streich für ca. 168 Fm. aus dem Stadtwald Grünling 238 Prozent der staatlichen Forsttaxe erlöst.

Vermachtes.

Ferisukmder. Auf di- Bitte deutscher Sozialisten an die dänischen Gewerkschaften ist für eine große Zahl von Arbeiter­kindern der Parteigenossen ein Ferienauscnthalt in Dänemark ge» sen worden. Die Reisekosten usw. werden zum Teil von

Lutscher Seite getragen. Deutsche Genossen werden die Kin- der nach Dänemark bringen, während dänische Sozialisten dir Heimreise beaufsichtigen. , ,.

ev. Erhaltung der deutschen Kriegergräber in Frankreich. Auf Ersucke» der deutschen Regierung ist von französischer Seite am 14. Juli die Erklärung abgegeben morden, daß die in man­chen französischen Gemeinden bestehende ortsgesetzliche Bestim­mung. wonach Gräber bereits nach 5 Jahren neu bclggt werden dürfen, auf di- deutschen Kriegergräber keine Anwendung finden soll. Diese Erklärung wird vielen Angehörigen unserer Gefalle-

nen gewiß zur Beruhigung dienen. _ , _

Zur Bekämpfung der Wohnungsnot. In Frankfurt a. O. hat von

und --. ...

ßlgen Preisen zu» Verfügung gestellt. Die Häuser sollen noch vor Beginn des Winters bezogen werden können.

Verhängnisvoller Schuß. In der Nacht zum Donnerstag schoß' in Berlin in der Tiergartenstraße ein Posten des Sturmbataistons aus ein Auto, das auf seinen Anruf nicht Halt machte. Von den Insassen wurde ein Frl. Gioncr, Tochter des Prokuristen des Bankhauses Bleichröder, getötet, ihre Schwester und der Badearzt Dr. Friedtänder ans Nauheim' schwer verletzt.

Letzte Nachrichten.

WTB. Berlin, 22. Aug. In der Frage Oberschlefiens wird von dem Mitglied der Nationalversammlung, Ober- vürgermcister Pohlmavn, im Berl. Tageblatt «in Mahn» wort zur Einigkeit, zu Friedfertigkeit und zum brüderlichen Zusammcnstehen an die Parteien gerichtet. Gehe die Einig­keit unter den politischen Parteien unter der deutschen Be­völkerung Oberschlesiens heute verloren, so kehre sie nicht mehr wieder.

WTB. Berlin, 22. Aug. Korfauty erklärte einem Mitarbeiter der Times daß er der Ansicht sei, daß Ober- schlrstev den Polen zufallen werde, da die große Mehrheit der Bevölkerung polnisch sei. Die Streikunruhen sühnen auf die Empörung der Arbeiter und der Bevölkerung über die deutsche Verwaltung zurück.

Die Deutsche Allgem. Ztg. bemerkt dazu: Herr Korfanty gibt dem Times Vertreter ein mehr als einseitiges Bild von der Lage in Obericklisien. Die interalliierte Kommis­sion wird Gelegenheit haben, sich ein eigenes Urteil über die Zustävoe und die Veranlassung zu den Streikunruhen z« bilden, die mehr auf Einwirkung von außen als auf spon­tanen Kundgebungen gegen herrschende Mißstände beruhen.

WTB. Benin. 22. Aug. Wie derBerl. Lokalanz.' berichtet, wird die Neuorganisation des Polizeiwesens auch sie Bildung eines Poltzrifliegervetzes einschließen, da man irr. Kampf gegen das Verbrechertum dieses schnelle Abwehr- und Verfolgungsm'ttel nicht mehr entbehren könne. Gegenwärtig werde bereits an der Schweizer Grenze ein eigener Landungsplatz für Polizciflugzeuge geschaffen. An­dere sollten in Hamburg, Hannover, Breslau usw. angelegt werden

Versailles, 22. Aug. Chicago Tribüne will erfahren haben, daß Rumänien den österreichischen Friedens vertrag nicht unterzeichnen werde und daß es sich auch weigern werde, den ungarischen Friedensvertrag zu zeichnen, wenn er nach den gleichen Grundsätzen wie der österreichische auf­gestellt werde.

WTB. Kovstantivopel, 22. Aug. Der Schah 00 » Persien ist am 18. Aug. auf einem britischen Kreuzer hier eingetroffen und am 19. Aug. mit dem Sultan zusammen­getroffen.

WTB. Washington, 22. Aug. Im Repräsentanten­haus ist ein Gesetzentwurf eingebracht worden, dem zufolge der Ein Wanderin g?ausichuß ermächtigt wird, für 2 Jahre die gesamte Eivrvavdrnmg zu unterbinden und alle Ausländer, die ihre erste Einbürgeruugsakte widerrufen haben, um dem Militärdienst während des Krieges zu ent­gehen, zu deportieren.

WTB. Berlin, 22 Aug. Zum Abschied von Weimar

heißt es in der Vossischen Zetlung: Gerade wenn man das Werk von Weimar durchaus würdigt, wird man das Versagen in den Fragen der Erneuerung des Wirtschafts­lebens als einen Beweis dafür ansehen, daß nur das Zweikammersystem die Aufgaben erfüllen kann, die einer wirklichen Volksvertretung in dem neuen Staat der Arbeit Zufällen. Bei dieser Teilung der Arbeit werden sich politische Führung und Kontrolle der Verwaltung mit ver­stärkter Autorität durchführen lasten, während gleichzeitig lie gruudlkgcndcn Entscheidungen in Frage der Produktion und der Organisation durch die sachverständige.! Träger des Wirtschaftslebens in der Kammer der Arbeit rascher, gründlicher und fruchtbarer getroffen werden.

WTB. Berlin, 22. Aug. Eine eindrucksvolle Knud- prbuug gegen die, wie derVorwärts' sagt, rvahufionige Rätediktatnr bedeuten die sechzehn öffentlichen Versamm­lungen der Sozialdemokratischen Partei, die gestern Abend in Berlin und Vororten stattfanden. Das Thema lautete: Der Zusammenbruch der internationalen Rätediktatur. Die Mehrzahl der Versammlungen war stark besucht. In vie­len machten sich Sprengkolonnen der Unabhängigen durch Zurufe und Lärm bemerkbar.

WTB. Berlin, 22. Aug. Leutnant Bougartz aus Berlin, der Besieger von 39 feindlichen Fliegern und Letter des Flugplatzes Gelsevkirchen, stürzte, wie aus Dortmund berichtet wird, bei einem Schauflug in Neheim aus 50 Meter Höhe ab. Sein Zustand soll hoffnungslos sein.

WTB. Frankfurt (Main), 22. Aug. Russische gegen- revolutioräre Kreise haben in Reval unter Zustimmung der Entente eine vierte russische Regierung gebildet. An deren Spitze steht der Naphlhaindustrielle Lianosow. Die neue Regierung hat ein Uebereinkommen mit Esthland ge­troffen, wonach die Esthländer gegen die Anerkennung der Selbständigkeit militärische Hilfe zur Eroberung Peters­burg zusagten.

Truck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altenstetg.

Für die Schriftleituvg verantwortlich: Ludwig Lau k.

Sorbe» ist erschiene«:

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1S14 bis 1S!8

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