Amtliche Bekanntmachungen.

K. Oberamt Calw.

Wegsperre.

Wegen des Stollenbaus TalmühleStation Tei- nach ist der Vizinalweg Nr. 7/2 TalmühleKohlerstal für den Fußgänger- und Fuhrwerksverkehr bis auf weiteres gesperrt.

Calw, den 12. Juni 1913.

Regierungsrat Binder.

Parlamentarisches.

Aus dem Reichstag.

Berlin, 13. Juni. Vor Beratung über die zweite Lesung der Wehrvorlage erledigt man rasch und ohne Aussprache den Gesetzentwurf über den Unterstützungs­wohnsitz im Königreich Bayern in erster und zweiter Lesung. Den Rednerreigen eröffnet heute der Zent­rumsabgeordnete Nacken, der sich insbesondere für die von seiner Partei zahlreich eingebrachten Resolutionen ins Werk setzte. Rogalla v. Bieberstein (K.) dagegen vertrat den von ihm schon in der Kommission eingebrachten Antrag auf Erhöhung der Regierungs­vorlage von 6 auf 8 Kavallerieregimenter. Den gleichen Wunsch sprach Mertin (Reichsp.) aus. In letzter Stunde bat der K r i e g s m i n i st e r nochmals drin­gend um Wiederherstellung der Regierungsvorlage, aber Liesching von der Volkspartei beharrte auf dem Kommissionsbeschlutz, drei von den geforderten sechs Kavallerieregimentern zu streichen. Hierauf erfolgte eine Massenabstimmung. Der Antrag Rogalla v. Bie­berstein (K.), betreffend Schaffung einer Kavallerie­division über die Regierungsvorlage hinaus wird mit 302 gegen 67 Stimmen bei 5 Stimmenthaltungen ab- gelehnt. Darauf wird der nationalliberale Antrag auf Schaffung 6 neuer Kavallerie-Regimenter mit 203 gegen 179 Stimmen bei 6 Enthaltungen gleichfalls ab­gelehnt. Ledebour (Soz.) ruft: Auflösen! Vize­präsident Dr. Dove: Heber die Auflösung wird hier nicht entschieden. Die Kommissionsfassung wird dar­auf angenommen. Es werden also nur drei Kavallerieregimenter, sonstige Etatsverstär­kungen und Neuformationen bewilligt. Bei der Ab­stimmung über zahlreiche Resolutionen wurden ver­schiedene Wünsche angenommen, so die Resolution auf einen mehrwöchigen Urlaub pro Jahr für Soldaten. Zum Schluß der Sitzung ergriff Eradnauer (Soz.) das Wort, um eine ganze Reihe von Anträgen seiner Partei zu begründen. In der Hauptsache sprach er für die Einführung der einjährigen Dienstzeit für das ge­samte Heer. Samstag Weiterberatung.

Aus dem Landtag.

Stuttgart, 13. Juni. In der heute bei Beratung des Etats des Innern fortgesetzten Erörterung landwirtschaftlicher Fragen sprach nach Sommer (Z.) und Maier (N.), Minister v. Fleischhauer. Von den vorübergehenden Schäden abgesehen, habe sich die Lage der Landwirte gegenüber früher wesentlich ge­bessert. Ein wunder Punkt sei die Leutenot, die dazu zwinge, immer mehr zur Maschine und zur Elektrizität überzugehen. Die Unterstützung der Landwirtschaft durch den Staat habe sich seit 1902 verdoppelt. Mit der Tier­zucht sollte man soweit kommen, daß es nicht mehr nötig sei, jährlich große Summen ins Ausland zu sen­den. Schmidt-Besigheim (N.) fordert die Errichtung einer zweiten Rebenveredelungsanstalt in Lauffen.

Das Wirtshaus im Spessart.

30) Erzählung von Wilhelm Hauff.

Die Sonne fing schon an zu sinken, als Said in dunkler Ferne eine große Sadt erblickte, deren Mi- narets ihm Ähnlichkeit mit denen von Bagdad zu haben schienen. Der Gedanke an Bagdad war ihm nicht sehr angenehm, aber sein Vertrauen auf die gütige Fee war so groß, daß er fest glaubte, sie werde ihn nicht wieder in die Hände des schändlichen Kalum-Bek fallen lassen. Zur Seite, etwa eine Meile von der Stadt und nahe am Fluß, erblickte er ein prachtvolles Landhaus, und zu seiner großen Verwunderung lenkte der Fisch nach diesem Hause hin.

Auf dem Dach des Hauses standen mehrere schön ge­kleidete Männer, und am Ufer sah Said eine große Menge Diener, und alle schauten nach ihm und schlu­gen vor Verwunderung die Hände zusammen. An einer Marmortreppe, die vom Master nach dem Lustschloß hinaufführte, hielt der Delphin an, und kaum hatte Said einen Fuß auf die Treppe gesetzt, so war auch schon der Fisch spurlos verschwunden. Zugleich eilten einige Diener die Treppe herab und baten im Namen ihres Herrn, zu ihm hinauf zu kommen, und boten ihm trockene Kleider an. Er kleidete sich schnell um und folgte dann den Dienern auf das Dach, wo er drei Männer fand, von welchen der größte und schönste ihm huldreich entgegenkam.Wer bist du, wunder­barer Fremdling," sprach er,der du die Fische des Meeres zähmst und sie links und rechts leitest, wie der beste Reiter sein Streitroß? Bist du ein Zauberer oder ein Mensch wie wir?"

Nach weiterer Debatte wurde ein Antrag Sommer (Z.) angenommen, die im Etat vorgesehene Summe von 10 600 <4l zur Förderung des Obst- und Gemüsebaues um 2000 cN zu erhöhen. In einer Abendsitzung wurde die Beratung über die Landwirtschaftszent­rale fortgesetzt. Es sprachen Köhler (Z.), Karges (K.), Locher (Z.), Schock (Vp.), Schmidberger (Z.), Schees (Vp.) und der Minister des Innern, außerdem v. Kiene und Mohr (Z.)

Stuttgart, 12. Juni. In einem Nachtrag zum Etat fordert die Regierung 180 000 zur Linderung der Notlage des Weingärtnerstandes.

Stuttgart, 14. Juni. Zu Beginn der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer hielt Präs. v. Kraut folgende Ansprache:Morgen werden es 23 Jahre, seit der Kaiser die Negierung angetreten hat. Auch uns in Süddeutschland ist es ein Bedürfnis, im Rückblick auf die verflossenen Jahre dem Träger der kaiserlichen Würde unsere Glückwünsche zum Regierungsjubiläum darbringen zu können, den herzlichsten Dank dafür zu sagen, daß er die hervorragende Stellung des Deutschen Reiches im Rate der Völker erhalten und gefestigt, daß er die Machtentwicklung Deutschlands im Innern und nach außen, zu Wasser und zu Lande so mächtig gefördert hat. Unter dem starken Schutz der deutschen Flotte umspannt der deutsche Unternehmungsgeist die Welt, der deutsche Name ist in allen Teilen der Erde zu Ehren und Ansehen gebracht worden. Unter der weisen Führung des Kaisers und seiner Verbündeten ist die deutsche Verwaltung im Innern durch die um­fassende staatliche Fürsorge für die minder bemittelten Klassen, für die Kranken und Invaliden ein leuchten­des Vorbild für alle Kulturstaaten geworden. Die Pflege der Wohlfahrt des Volkes in allen seinen Glie­dern und Berufszweigen wird stets ein stolzes Ruhmes­blatt in der Geschichte der Regierung des Kaisers sein. Zu besonderem Dank aber sind wir Sr. Majestät dafür verpflichtet, daß er die starke, ihm unterstellte Wehr­macht während seiner ganzen Regierungszeit nur im Dienste des Friedens und zum Schutz der werktätigen Arbeit des Volkes verwendet hat. Möge dem Kaiser die Forterhaltung des Friedens vergönnt sein als schö­ner Lohn für seine segensreiche Regierung, möge der Kaiser sich des Bewußtseins erfreuen dürfen, an der Spitze eines wehrhaften, aber im stolzen Gefühle seiner Kraft friedlich gesinnten, einigen, starken Volkes zu stehen. Das ist unser herzlichster Wunsch am heutigen Tage!"

Stadt» Bezirk «nd Nachbarschaft.

Calw. 14. Juni 1913. Vom Rathaus.

Oeffentliche Sitzung des Gemeinderats mit Bür­gerausschuß am Freitag nachmittag von 4 Uhr ab unter dem Vorsitz von Stadtschultheiß Conz. Anwesend sind vom Eemeinderat 8 und vom Bürgerausschuß 9 Mit­glieder. Die Kollegien hören zunächst Rechnungen der städtischen Verwaltungen und Stiftungen von 1911 ab. Vom Evangel. Oberschulrat ist ein Erlaß ein­gegangen, nach welchem der von den bürgerl. Kollegien unlängst beschlossene weitere Abteilungsunterricht an der Volksschule genehmigt wird. Der Ee- werbeschulrat stellt den Antrag auf Einführung von zusammen 214 Stunden Abteilungsunterricht an

Herr!" antwortete Said,mir ist es in den letz­ten Wochen schlecht ergangen, wenn Ihr aber Ver­gnügen daran findet, so will ich Euch erzählen." Und nun Hub er an und erzählte den drei Männern seine Geschichte von dem Augenblick an, wo er seines Vaters Haus verlasten hatte, bis zu seiner wunderbaren Ret­tung. Oft wurde er von ihnen mit Zeichen des Staunens und der Verwunderung unterbrochen; als er aber ge­endet hatte, sprach der Herr des Hauses, der ihn so freundlich empfangen hatte:Ich traue deinen Worten, Said! Aber du erzähltest, daß du im Wettkampf eine Kette gewonnen, und daß dir der Kalif einen Ring ge­schenkt; kannst du wohl diese uns zeigen?"

Hier auf meinem Herzen habe ich beide verwahrt," sprach der Jüngling,und nur mit meinem Leben hätte ich so teure Geschenke hergegeben, denn ich achte es für die ruhmvollste und schönste Tat, daß ich den großen Kalifen aus den Händen seiner Mörder be­freite." Zugleich zog er Kette und Ring hervor und übergab beides den Männern.

Beim Bart des Propheten, er ist's, es ist mein Ring!" rief der hohe, schöne Mann.Eroßwesir, laß uns ihn umarmen, denn hier steht unser Retter." Said war es wie ein Traum, als diese zwei ihn um­schlangen, aber «^sobald warf er sich nieder und sprach: Verzeihe, Beherrscher der Gläubigen, daß ich so vor dir gesprochen habe, denn du bist kein anderer als Harun Al-Raschid, der große Kalif von Bagdad."

Der bin ich, dein Freund," antwortete Harun, und von dieser Stunde an sollen sich alle deine trüben Schicksale wenden. Folge mir nach Bagdad, bleibe in meiner nächsten Umgebung und sei einer meiner ver­

der Gewerbl. Fortbildungsschule in der untersten Klasse der Handelsabteilung und im Projektionszeichnen. Der Vorsitzende erläutert den Antrag, den B.-A.-M. Zahn warm vertritt. Er wird nach unwesentlichen Erörterungen angenommen. Stadtschultheiß Conz erinnert die Mitglieder des Kollegiums an das am Montag abzuhaltende Kinderfest und ersucht um zahl­reiche Beteiligung. Desgl. macht der Vorsitzende darauf aufmerksam, daß anläßlich des Kaiserjubilüums, ähnlich wie bei Königs Geburtstag, am Sonntag gemein­samer Kirchgang der Eemeindekollegien stattfin­det. Der Bezirksrat genehmigte das Gesuch des Gast­wirts Essig (früher Haydt'sche Wirtschaft), um Wirt­schaf tsberechtigung. Die Gaststallungen müs­sen beim Betrieb erhalten bleiben und solange die Be­rechtigung besteht, dürfen sie nicht verkauft werden. Sportel: 117 -K. Die Ortsarmenbehörde beriet (unter Beisein von Dekan Roos und Stadtpfarrer Hebsrle) über einige Unterstützungsfälle. Dabei wurde u. a. auch bekannt, daß die Aufnahme, bezw. der Auf­enthalt im Landesbadspital in Wildbad (Armenbad) neuerdings nur gegen Vergütung geschieht, bisher ohne eine solche. Im Laurschen Hause sind notwendige Ausbesserungen vorzunehmen, die das Stadt­bauamt auf 500600 ^ veranschlagt. Die Liefe­rung von 15 090 Kg. Trottoirplatten erhält eine Stuttgarter Firma; ein qm kostet 2.34 -K. Gegen Färbereibesitzer Wörner will die Stadt Klage auf Gestattung des Badens, bezw. des Durchfahrts- und Uebergangsrechts auf der Badwiese erheben. Mit der Ausführung der Klage wird Rechtsanwalt Rheinwald betraut werden. Den friedlichen Abschluß der Sitzung bildete ein gütlich beigelegter Rechtsstreit. Schluß 6 Uhr.

Postdienst. Im Dienst der Postämter treten am Montag, den 16. d. Mts., dem Regierungsjubiläum des Kaisers, folgende Einschränkungen ein: a. Post­amt Calw: 1. Die Postschalter sind von 712 Uhr vorm, und von 46 Uhr abends geöffnet; 2. der Briefbestellgang um 1 Uhr mittags und der Postbestell­gang um 4 Uhr nachmitt, fallen aus. b. Postamt Liebenzell: 1. Der Postschalter ist geöffnet von 8 bis 12 Uhr vorm, und von 143145 Uhr nachmitt. 2. Der Vestellgang um 7 Uhr vorm, fällt aus. c. P o st- amt Tein ach: 1. Der Postschalter ist geöffnet von 812 Uhr vormitt, und von 35 Uhr nachmitt.. Die Bestellgünge um 7 Uhr vorm, und um 1214 Uhr nachm, fallen aus. Die zweiten Vestellgänge nach den Land­orten fallen im ganzen Oberamtsbezirk aus.

Nationalspende zum Kaiserjubiläum. Die evan­gelische Sammlung der Nationalspende hat in Würt­temberg bis jetzt 206 000 -N ergeben, von denen 200 000 als vorläufiger Ertrag dem Zentralausschuß in Berlin zur Ueberreichung am Jubiläumstage selbst überwiesen wurden. Die Sammlung für die Missionen in den deutschen Schutzgebieten soll am 1. Juli endgültig ge­schlossen werden. Das Deutsche Volksblatt berichtet: Die Opferwilligkeit des katholischen Volkes zeigte sich anläßlich der Nationalspende zum Kaiserjubiläum im schönsten Lichte. Gaben von 1, 20 und 50 aus keineswegs «ermöglichen Kreisen sind vielfach zu ver­zeichnen. Nach dem Verzeichnis derKatholischen Mis­sionen" spendete ein ungenanntes Dienstmädchen 700 Das wiegt wahrlich ein Denkmal zum Kaiserjubiläum auf."

Württemberg auf der Landwirtschaftsausstellung.

Auf der deutschen Landwirtschaftsausstellung in Straß­

trautesten Beamten, denn wahrlich, du hast in jener Nacht gezeigt, daß dir Harun nicht gleichgültig sei, und nicht jeden meiner treuesten Diener möchte ich auf gleiche Probe stellen!"

Said dankte dem Kalifen; er versprach ihm, auf immer bei ihm zu bleiben, wenn er zuvor eine Reise zu seinem Vater, der in großen Sorgen um ihn sein müsse, gemacht haben werde, und der Kalif fand dies gerecht und billig. Sie setzten sich bald zu Pferd und kamen noch vor Sonnenuntergang in Bagdad an. Der Kalif ließ Said eine lange Reihe prachtvoll geschmück­ter Zimmer in seinem Palast anweisen und versprach ihm noch überdies, ein eignes Haus für ihn erbauen zu lasten.

Auf die erste Kunde von diesem Ereignis eilten die alten Waffenbrüder Saids, der Bruder des Ka­lifen und der Sohn des Eroßwesirs, herbei. Sie um­armten ihn als Retter dieser teuren Männer und baten ihn, er möchte ihr Freund werden. Aber sprach­los wurden sie vor Erstaunen, als er sagte:Euer Freund bin ich längst," als er die Kette, die er als Kampfpreis erhalten, hervorzog und sie an dieses und jenes erinnerte. Sie hatten ihn immer nur schwärz- lichbraun und mit langem Bart gesehen, und erst, als er erzählte, wie und wann er sich entstellt habe, als er zu seiner Rechtfertigung stumpfe Waffen herbeibringen ließ, mit ihnen focht und ihnen den Beweis gab, daß er Almansor der Tapfere sei, erst dann umarmten sie ihn mit Jubel von neuem und priesen sich glücklich, einen solchen Freund zu haben.

(Fortsetzung folgt.)