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Zchwarzwälder Tageszeitung. Mr dis O.-A.-Bezirke Nagold, Keudenstadt und <Lalw

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Drnck und Verlag i» Aliensteig.

Donnerstag, den 22. Mat.

Amtsblatt fiir Pfalr-rafenweUer.

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Prinz Max über den Friedens- Vorschlag unserer Feinde.

Prinz Max von Baden hat zu dem Friedensvorschlag unterer Feinde Stellung genommen und darin festgestellt, daß Wilson sich und die Entente an seine 14 Punkte und an die Auslegung gebunden hat, die er ihnen selbst gab. Darum habe das deutsche Volk ein Recht, auf der Durchführung dieser Punkte zu bestehen. Dann führt Prinz Max aus: Mit einer ungeheuerlichen Lüge wird der Versailler Friede begründet. Deutschland soll allein den Krieg verschuldet, alsein das Völkerrecht und die Gebote der Menschlichkeit im Laufe des Kriegs verletzt Haben. Um diese Schuld symbolisch daczustellen und fest­zulegen, wird der Kaiser in Anklagezustand versetzt, wird die Auslieferung aller Deutschen, gegen die die Entente klagen will, verlangt. Ich bin überzeugt, daß der Kaiser vor jedem unbefangenen Gericht bestehen und seine Frie­densliebe nur bekannter und offenkundiger werden würde. Nicht Furcht vor einer Schuldigsprechung läßt uns den Gerichtshof ablehnen, vor den er und mit ihm Deutsch­land gestellt werden sollen. Wir lehnen ihn aber ab, weil seine Zusammensetzung den Grundsatz aller Recht­sprechung verletzt: Der Kläger kann nicht Richter sein. Weiter sagt Prinz Max: Die Mitschuld der führenden Männer der'Entente am Ausbruch des Kriegs wird erst eine spätere Zeit ganz klar stellen können. Vor, aller Mugen aber sind während des Kriegs von Staatsmän­nern unserer Feinde Vergehen gegen das Völkerrecht begangen oder geduldet worden, die sie in unseren Augen unfähig machen, Vorkämpfer für Recht und Menschlich­keit zu sein:

England hat gleich zu Beginn des Krieges die Kongoakte zerrissen und damit die Grundlage der gemeinsamen Kulturarbeit im schwarzen Erdteil ver­nichtet.

Englandhat m allen Siedelungen über See deutsches Eigentum geraubt und zerstört.

England und Frankreich .haben deutsche Frauen und Kinder in den Kolonien gefangen gehalten, ihre Gesundheit schwer geschädigt und die Würde der weißen Rasse vor den Eingeborenen herabgesetzt.

Frankreich hat in Dahomey an deutschen Ge­fangenen unnennbare Greuel begangen; keiner der Alliierten ist ihm in den Arm gefallen.

Amerika hat als Schutzmacht der Deutschen in Rußland zehntausende von deutschen Gefangenen ver­kommen lassen, ohne einen energischen Schritt dagegen zu unternehmen.

England hat Fils Hauptwaffe im Kriege die völ­kerrechtswidrige Blockade gegen die deutsche Zivilbe­völkerung verwendet, eine Maßnahme von solcher Grau­samkeit gegen Leib und Seele eines ganzen Volks, wie sie in der Geschichte noch nicht vorgekommen ist. Ame­rika hat gegen die Ungesetzlichkeit protestiert und sich' dann als Kriegführender an der Maßnahme beteiligt.

Wiegen diese Anklagen schon schwer genug, so habe ich doch noch eine schwere zu erheben: England hat nach Abschluß des Waffenstillstands gegen unser wehr­loses Volk von dem Kriegsmittel der Blockadeweiter Gebrauch gemacht und dadurch wissentlich den: Tod von Hunderttausenden von Nichtkom- ibattanten verschuldet. Frankreich und Bel­gien haben nach Abschluß des Waffenstillstands an unseren Kriegsgefangenen ihre Rachsucht aus­gelassen und das Schicksal dieser schwergeprüften Man- ^ M einer Hölle gemacht. England hat Bei-' hrlfe geleistet, Amerika hat keinen Einspruch erhoben. !

.. habe nur einen Teil der Klagen vorgebracht,'

die sich gegen offenkundige Verletzung des geschriebenen,! Gesetzes richten. Wir stellen hier die Frage, ob Vertreter! der Länder, deren Gewissen so schwer belastet ist, ein! Recht haben, sich im Namen der Freiheit und Menschlich­keit ein Richteramt über andere anzumaßen.

Diesen Frieden müssen wirabIehne n. Wir müssen ihn ablehnen, weil er unseren völligen Untergang bedeu­ten würde. Treten seine Bestimmungen in Kraft, so würde allein schon die Frage unserer Ernährung schwerer zu Lösen sein als selbst der Fortbestand der Blockade. Wir> müssen ihn ablehnen, denn wir begehen eine Unwahrhaf-! tigkeit, wenn wir seine Bedingungen annehmen und wissen, daß wir sie nicht erfüllen können. Ich warne davor, zu glauben, daß der Völkerbund, wie ihn unsere Feinde sich erdacht haben, eine Revision dieses Gewaltfriedens vor- zunehmen, bereit oder imstande sein wird, Ich warne,

auch vor der betrügerischen Hoffnung, daß die int er- «ationale Sozialdemokratie einen solchen Um­schwung herbeizuführen vermag. Der allgemeine Wunsch mach Ordnung und Ruhe würde ihnen entgegenstehen, der Heute bei einer Ablehnung für uns wirkt.

> Wir müssen aber diesen Frieden vor allen Dingen yblehnen, weil wir uns an der Lüge nicht beteiligen Ursen, daß er ein Rechtsfriede sei.

Wilsons Botschaft an den Kongreß.

Präsident Wilson richtete an den Kongreß in Washington eine Botschaft. Er kündigte seine Abreise von Europa an, deren Zeitpunkt er aber wegen der Un­gewißheit des Stands der Friedensverhandlungen noch nicht bestimmen könne. Die Botschaft beginnt mit den Worten des Bedauerns, daß Wilson nicht persönlich die außerordentliche Session des Kongresses eröffnen könne. Es wäre verfrüht, sagt Wilson, die Friedensbedingungen zu erörtern und ein Urteil über sie abzugeben, bevor sie eine abgeschlossene Fassung erhalten haben. Nach dieser kurzen Erklärung kommt der Präsident auf die innere Gesetzgebung Amerikas zu sprechen. Der Präsident berührt dabei auch die Arbeits frage. Er betont, daß er unter der Arbeitsfrage nicht die Frage der guten Warenerzeugung verstehe, sondern die Frage, wie den Männern und Frauen die Arbeitslasten vermindert und ihre Lebensbedingungen verbessert werden können. Es sei auch die Frage zu prüfen, wie durch das Entgegen­kommen der Arbeitgeber eine bessere Stellung der Ar­beiter geschaffen werden könne. In erster Linie sei das möglich durch die Gesetzgebung, die jedem einzelnen Staat überlassen sei. Einheitlich und besser gestalte sich vielleicht die Lösung durch eine gemeinsame, zwischen allen Staaten ausgedehnte gleiche Gesetzgebung. Amerika sei dadurch vorbildlich geworden, daß es den Achtstundentag einge­führt habe und die Kriegsarbeit einschränkte. In den Vereinigten Staaten hänge die Arbeiterorganisation mir militärisch wichtigen Fragen zusammen, so,- wie die demo­bilisierten Soldaten beschäftigt und untergebracht wür­den. Der Vorteil der Bearbeitung der schon in Aussicht genommenen brachliegenden Landstrecken wäre groß und Wilson empfiehlt die schnelle Ausarbeitung der betreffen­den Entwürfe. Ferner kündigt der Präsident die Er­öffnung weiterer Arbeitsgebiete an, die sowohl auf dem Gebiet der Landwirtschaft, als auch der Industrie zu suchen seien. Es fehle weder an Kapital noch an Ar­beitskraft, um die ganze vom Krieg betroffene Industrie wieder aufznrichten. Amerika sei das am wenigsten ge­schädigte Land, das den Krieg mitgemacht habe, und sich von den Schäden rasch erholen könne, besonders, da cs in einer bevorzugten Stellung inbezug auf seinen Handel stehe und beinahe keinen Rivalen habe. Wenn auch die amerikanische Flotte von gewisser Seite als Rivale an­gesehen werde, so werde sie, wenn sie als Rivale anf- trete, nur im Guten kommen, indem sie die europäischen Staaten mit dem Notwendigsten zum Lebensbedars ver­sorge. Die Lage des europäischen Handels und der In­dustrie könne Amerika nur Vorteil bringen. Das Augen merk lenkt er auf die chemische Industrie, die so ausgcban: werden müsse, daß sie der deutschen die Wage halten und den Wettbewerb aufnehmen könne. Wilson tritt endlich für das Frauenstimmrecht ein.

Eine weitere ablehnende Antwort Ciemeneeaus.

Paris, 21. Mai. Ans die Note Brockdorffs über die Wiedergutmachung und die Schuldfrage vom 16 Mai antwortete Clemenceau namens der Verbündeten: Graf Brockdorff habe ausgeführt, daß die im November 1918 angenommene Verpflichtung der Wiedergutmachung (der Kriegsschäden) nicht die Anerkennung der Verant­wortlichkeit für den Krieg oder für Handlungen der frü­heren Regierung in sich schließe. Tie Anerkennung der Ersatzpflicht könne aber nur verstanden werden, wenn ihr die Verantwortlichkeit der Urheber der Schä den zu Grunde liege. In der Note des Staatssekretäre- Lan sing vom 5. November 1918, auf die Brockdorsi sich berufe, sei gesagt, daß aus dem Angriff Deutsch lands zu Wasser und zu Land und in der Luft die Entschädigungspflicht hervorgehe. Die deutsche Regierung habe keinerlei Protest gegen diese Behauptung Lansings eingelegt und damit deren Wohlbegründetheit anerkannt. Deutschland habe also 1918 den Angriff und seine Ver­antwortlichkeit klar und stillschweigend zugegeben. Brockdorff erkläre weiter, daß das deutsche Volk nicht

für die Haltung der ,euye>en Regierung reeanrworttUG gemacht werden könne. Deutschland hat indessen nie er­klärt eine solche Behauptung würde auch allen Grund­sätzen des Völkerrechts znwiderlausen, daß eine Der-« änderung seiner Regierung oder eine Umwandlung seines leitenden Personals genügen würde, um die von der Na­tion übernommenen Verpflichtungen ungültig zu machen) Es habe weder 1871 gegenüber Frankreich vor der Aus­rufung der Republik, noch 1917 gegenüber Rußland nach der Abschaffung des Zarismus durch die Revolution diesem vorgebrachten Grundsatz gemäß gehandelt. Die verlangte Uebermittlung des Berichts der Kommission für die Verantwortlichkeit lehnt Clemenceau ab, da bas eine innere Angelegenheit der Fnedenskonfernz sei.

Neues vom Tage.

Zur Schnldfrage.

Berlin, 21. Mai. DieDeutsche Allg. Ztg." schreibt: Die WochenschriftDeutsche Politik" ist in! der Lage, die Denkschrift zu veröffentlichen, die intz Auftrag von Kaiser Franz Joseph der öfterreichisch-unga^ rische Botschafter am 8. Juli 1914 dem deutschen Kaisers überreicht hat und die zum Ausgangspunkt des numahreM Gerüchts über den Potsdamer Kronrat geworden ist. Tiefs Denkschrift stellt mit einwandfreier Deutlichkeit die an-j griffslustige Politik der Entente dar, die vom Orierib aus und um den Orient den Krieg ins Werk setzte. Wenn auch wirklich neue Gesichtspunkte darin nicht ent-, halten sind, so ist sie trotzdem ein neuer wesentlicher Beitrag zur Lösung der Frage von der Schuld am. Karge. Dir Denkschrift stell: übrigens fest, daß sie vor der Ermordung des Thronfolgers fertiggestellt wor­den ist.

. A .Aus der Waffe::jriAi«a»dskormniMon.

l Berlin, 21. Mai. Major Papst, der Vorsitzende der deutschen Unterkommission für Kriegsgefangene, Halts in einer Versammlung in Berlin zum Schutz der Kriegs­gefangenen^ einen Vortrag gehalten. Ueber diesen Vor­trag erstattete ein französischer Offizier, der jener Versammlung anwohnte, an seine Vorgesetzten Berichts worauf Marschall Fach, ohne die von General Nudant angeordnete Untersuchung abzuwarten, befahl, daß Major Papst wegen verleumderischer Beleidigung der alliierten Waffenstillstandskommission die Stadt Spaa zu verlassen habe. Ter Vorsitzende der deutschen Kommission, Ge­neral von Hammerstein, hat gegen das Verfahren FochSl -ntschiedcnen Einspruch erhoben, ^ , ^4

Die Spartakisten.

Eisenach, 21. Mai. Bei dem gestrigen st--, a.isti- schen Minenangrisf auf den Güterbahnhof sind die Güter- schupvenhalle, die Umladehalle und 16 Güterwagen voll-' ständig ausgebrannt. Die Rellungsarbeiten wurden durch Angriffe der Spartakisten und Explosionen von Säure­flaschen erschwert. Eine Arbeiterversammlung beschloß auf Vorschlag der Arbeitervertreter einstimmig, die Arbeit morgen früh in allen Betrieben wieder aufzunehmcn.

Danzig, 21. Mai. Hier wurden über 20 russische Hetzer verhaftet, die einen bolschewistischen Pull '- m Danzig Hervorrufen wollten.

Kurze Frist.

Paris, 21. Mai. TerTemPs" schreibt: Die der Friedensabordnung am 7. Mai gestellte Frist läuft am 22. Mai, nachmittags 3 Uhr, ab. Sobald die Ver­bündeten in den Besitz der angekündigten Gegenvorschläge gelangt sind, wird die Antwort vom Obersten Rat so­fort aufgesetzt und dem Grafen Brockdorff - Rantzau^ übergeben, wahrscheinlich mit einer kurzen weiteren FriA zur Annahme oder Ablehnung. Ter eigentliche Abschluß im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles wird nicht vor der ersten Juniwoche stattfinden können.

Stimmen über die Friedensbedingungen.

Paris, 21. Mai. Der Senator Sembat schreibt in der ZeitungHeure": Es ist nicht schwer, annehmbare Aenderungen an dem Vertrag vorzuschlagen. Der Wort­laut ist nicht unberührbar. Bei den Alliierten sind viele Leute keineswegs entzückt. Wenn Deutschland .hervor­hebt, daß wir uns selbst ruinieren, wenn! wir Deutschland ruinieren, wenn es Finanzvor­schläge macht, welche die Lasten aller erleichtern, dann hat es vielleicht Aussicht, gehört zu werden. Die Fi­nanzlage muß uns zur wahren Anschauung des Friv-j dens bringen. Im Grunde war die Hauptdummheit,! welche in VersaillAbegangen wurde, diejenige, nicht M