entsprechenden Schuldverschreibung der öffentlichen Körperschaft einzusetzen sind. Die Bestimmung der Vorlage, wonach der Beitrag in zwei Raten zu ent­richten ist, wurde auf Antrag des Zentrums dahin abgeändert, daß der Beitrag in 3 Raten entrichtet werden kann. Die S t r a f v o r s ch r i f t e n werden auf Antrag des Zentrums dahin verschärft, daß außer Geldstrafen bis zu dem Machen des gefährdeten Bei­trages auch auf Gefängnisstrafen bis zu 6 Monaten erkannt werden kann, sowie auf Verlust der bürger­lichen Ehrenrechte bei beabsichtigter Hinterziehung des Beitrages oder wenn der Beitragspflichtige Ver­mögen vom Hnlande ins Ausland verbracht hat. Bei den Schlußvorschriften wurde ein Antrag angenom­men, wonach die etwaigen Ueberschiisse über 990 Mil­lionen Mark zur außerordentlichen Schuldentilgung verwendet werden sollen. In einem weiteren Zen­trumsantrag wurde der Wunsch ausgesprochen, daß das Gesetz auch durch kaiserliche Verordnung auf die Schutzgebiete ausgedehnt wird. Damit war die erste Lesung des Wehrbeitrags erledigt. Die nächste Sitzung findet am Dienstag statt: Erste Lesung des Erbrechts des Staates.

Berlin, 9. Juni. Bei der heutigen Stichwahl im 12. Berliner Landtagswahlkreis Bezirk: Stadt­teil Moabit erhielt Prediger Dr. Runze (F. V.) 364 und Schriftsetzer Eugen Ernst (Soz.) 331 Stim­men. Somit ist Runze gewählt.

Frankfurt a. M., 9. Juni. Das neue Militär­luftschiff L. Z. 19, das heute morgen 4,15 Uhr in Friedrichshafen mit der militärischen Abnahmekom­mission an Bord unter Führung des Oberingenieurs Dürr seine Abnahmefahrt antrat, traf um 12,45 Uhr über Frankfurt ein und ging um 12 Uhr auf dem Flugplatz nieder.

GrafZeppelin in Wien.

Wien, 9. Juni. Das Luftschiff Sachsen hat auf der Fahrt nach Wien gegen 11 Uhr in der Nähe von Obernberg die österreichische Grenze überflogen. In prächtiger, von Westwind begünstigter Fahrt passierte es 11 Uhr 15 Min. Ried, 11 Uhr 40 Min. Linz, wo eine ungeheure Menge es jubelnd begrüßte. Um 1 Uhr 45 Min. wurde es zuerst von den Höhen bei Wien gesichtet, fuhr zwischen dem Kahlenberg und Leopoldsberg über das Wiener Becken nach Schön­brunn, wo es den Kaiser, der mit gespannter Auf­merksamkeit die Bewegungen des Luftschiffes ver­folgte, durch mehrmaliges Neigen des Schiffskörpers begrüßte, fuhr dann über die ganze Stadt nach Bel­vedere, wo eine ähnliche Begrüßung des Thronfol­gers erfolgte. Von dort nahm es die Richtung gegen das Flugfeld Aspern, wo sich die Vorstände der mili­tärischen Fluganstalten, die Flugoffiziere, der ganze Gemeinderat mit dem Bürgermeister an der Spitze und verhältnismäßig wenig Publikum versammelt hatten, da die Nachricht von seiner Ankunft zu spät in die Bevölkerung gedrungen war. Der Versuch, radiotelegraphische Verbindung mit dem Luftschiff herzustellen, gelang nicht. Infolgedessen wurde die Nachricht von dem Erscheinen des Luftschiffes auf dem Flugfeld erst durch einen auf erhöhtem Stande stehen­den Feuerwehrwachmann bekannt. Um 2 Uhr 45 Min. ging unter großem Jubel die Landung glatt vor sich. Für die Landung waren 200 Mann des Eisenbahn­regiments bereitgestellt, die das Luftschiff, nachdem es sich soweit genähert hatte, zur Erde zogen. Die Offiziere der Luftschiffer-Regimenter eilten auf die Gondel zu, Generalmajor Tertaina begrüßte den Grafen Zeppelin, welchen er fragte, ob er irgend­

welche Wünsche habe. Graf Zeppelin erwiderte, es sei alles so gut vorbereitet gewesen, daß er nichts zu wünschen, sondern nur zu danken habe. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister wurde Graf Zep­pelin zu den anwesenden Mitgliedern des kaiserlichen Hauses geleitet, die ihn außerordentlich herzlich emp­fingen, während er im Gespräch mit den Herzoginnen war, empfing er ein Radiotelegramm des Kaisers: Ich freue mich, Sie in Schönbrunn aus der Ferne gesehen zu haben und frage an, ob Exzellenz glatte Landung hatten. Werde mich freuen, Sie morgen in Schönbrunn wiederzusehen." Graf Zeppelin fuhr dann im Kraftwagen nach dem Hotel Imperial, wo er als Gast des Kaisers absteigt. Die Fahrt wurde in rund acht Stunden zurückgelegt, die Geschwindig- keit betrug durchschnittlich 88 Kilometer.

Belfort, 8. Juni. In Danjoutin, unweit Belfort, erstickte in einer Mansardenwohnung, in der Feuer ausgebrochen war, die Witwe Croizat mit ihren bei­den Enkelkindern, einem 5jährigen Mädchen und einem 12monatigen Knaben. Bei den Löscharbeiten fiel der Feuerwehrhauptmann von einer Schiebeleiter aus 7 Meter Höhe herab und wurde lebensgefährlich verletzt.

London, 9. Juni. Die Friedensunterhändler der Valkanverbündeten haben heute ihre letzte Sitzung abgehalten, nachdem sie nochmals festgestellt hatten, daß über eine Reihe von Fragen keine Einigung erzielt werden konnte.

London, 9. Juni. Die Frauenrechtlerin Davison, die am 4. M. in Epsom sich dem Rennpferde des Königs entgegenwarf, ist gestern nachmittag gestor­ben. Die Suffragetten feiern ihre verstorbene Ge­nossin als Heldin und werden ihr ein feierliches Lei­chenbegängnis in London bereiten. Heute nacht zün­deten sie ihr zu Ehren die Tribüne der Hurstpark- Rennbahn an. Der Schaden beträgt 20 000 ^l. Ge­wissermaßen als Vorfeier brannten sie gestern ein Fabrikgebäude in Bradford nieder und machten 400 Arbeiter dadurch brotlos. Fünf weitere Brände mit einem Gesamtschaden von IV 2 Millionen Mark waren ihr sonstiges Werk.

Hongkong, 6. Juni. Wie aus Makoa gemeldet wird, hat ein Taifun, der 4 Minuten dauerte, schwe­ren Schaden verursacht. Zahlreiche Dschunken sind untergegangen und mehr als 100 Personen sollen ertrunken sein. Die Trümmer der zerstörten Fahr­zeuge versperren die Fahrstraße. Während des Stur­mes brachten die chinesischen Schiffer Bomben und Petarden zur Explosion, um die Götter zu beschwören.

Eerichtssaal.

Schramberg, 8. Juni. Vor der Offenburger Straf­kammer ist der Steinbrecher I. Kaspar in Wolsach, der seinerzeit bei den Wegbauten im Wolfacher Ge­meindewald verschiedene Sprengstoffe zu nahe ans Feuer gelegt und durch die Explosion den Tod von vier, sowie die schwere Verletzung von acht Arbeitern verursacht hatte, zu acht Monaten Gefängnis, abzüg­lich zwei Monate Untersuchungshaft verurteilt worden.

Waiblingen, 7. Juni. Das Schöffengericht hat vier Milchproduzenten von Leutenbach wegen Milch­fälschung verurteilt, und zwar zwei zu je 5 Tagen, einen zu 14 Tagen Gefängnis und einen zu 40 Geldstrafe, weil sie der von ihnen an einen dortigen Milchhändler abgelieferten Milch Wasser in Gesamt­mengen von ein Sechstel bis ein Drittel Liter zuge­setzt hatten. Erst vor drei Jahren war die Stutt­

garter Nahrungsmittelpolizei in demselben Ort tätig gewesen, weshalb von seitens des Vertreters der Anklage gegen alle diese (noch nicht vorbestraften) Milchproduzenten Gefängnisstrafen beantragt wor­den waren.

Kiel, 7. Juni. Das Kriegsgericht verurteilte die beiden Matrosen Jakutis und Groutsch, die am 13. April auf dem Heimwege von einem Vergnügen einen Vootsmannsmaat verprügelt hatten, wegen militärischen Aufruhrs zu 5 Jahren 1 Monat bzw. 5 Jahren 40 Tagen Zuchthaus und Entfernung aus der Marine.

Paris, 8. Juni. Von den Mannschaften des 35. Infanterieregiments in Belfort, dessen zweites Ba­taillon fast vollzählig am 19. Mai im Kasernenhof eine Kundgebung gegen die dreijährige Dienstzeit veranstaltete und die Internationale sang, sind die sechs Rädelsführer vom Kriegsgericht in Besancon abgeurteilt worden. Sie erhielten Gefängnisstrafen von zwei Jahren bis sechs Monaten. 20 weitere Soldaten wurden strafversetzt.

Landwirtschaft «nd Markte.

Stuttgart, 9. Juni. Landesproduktenbörse. Die ruhige^Stimmung auf dem Eetreidemarkte hat auch in der abgelaufenen Berichtswoche angehalten. Obgleich die Ausfuhrländer ihre Angebote ermäßig­ten, konnte sich kein lebhaftes Geschäft entwickeln. Die vielfach n'ledergegangenen schweren Gewitter haben großen Schaden verursacht. Infolge des immer noch sehr schleppenden Mehlabsatzes nehmen unsere Mühlen eine abwartende Haltung ein. Die Umsätze der heutigen Börse erstrecken sich nur auf die Deckung des notwendigsten Bedarfs. Wir no­tieren:

Weizen, württ.

20

bis

21

fränk.

20.50

21.

bayr.

21.

22.50

Ulka

24.

24.50

Saxonska 24.50

25.

Aznna

23.74

24.25

Lavlata

23.50

24.25

Kansas II 24.25

24.75

Manitoba II 24.25

24.75

Kernen, neu

20

21.

Dinkel, neu

14.

15.

Roggen, nom.

17.50

18.

Futtergerste

15.50

16.

Hafer, württ.

15.

18.

russ.

19.50

21.

Mais, Laplata

16

16.50

t Sack, Kasse 1°/»

Skonto.)

Tafelgries

34.

35.

Mehl 0

34

35.

1

33

34-

2

32.

33.

3

30.50

31.50

4

27.

28.50

Kleie

9.

9.50

(netto Kasse ohne Sack).

Heilbronn, 7. Juni. Zugeführt wurden 10 Läufer­und 380 Milchschweine. Verkauft wurden 3 Läufer­und 280 Milchschweine: erstere kosteten 70140 letztere 4065 -K das Paar.

Ulm, 7. Juni. Der heutige Schweinemarkt wies eine Zufuhr von 314 Milchschweinen und 11 Läufern auf. Bei lebhaftem Handel hielten sich die Preise auf der seitherigen Höhe. Bezahlt wurden für 1 Milchschwein 1. Qual. 3235 oll, 2. Qual. 3031 -4l, 3. Qual. 2729 °R. Von Läufern kostete das Stück 5565 Gesamtumsatzsumme 8500

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Vuchdruckerei.

Veks wurde über ihn gesprochen: und man beklagte nur, daß niemand wisse, wo er wohne. Das nächste Mal fand er im Hause der Fee ein noch schöneres Kleid und noch köstlicheren Waffenschmuck. Diesnial hatte sich halb Bagdad zugedrängt, selbst der Kalif sah von einem Bal­kon herab dem Schauspiel zu; auch er bewunderte den Fremdling Almansor und hing ihm, als die Spiele geendet hatten, eine große Denkmünze von Gold an einer goldnen Kette um den Hals, um ihm seine Bewunde­rung zu bezeigen. Es konnte nicht anders kommen, als daß dieser zweite, noch glänzendere Sieg den Neid der jungen Leute von Bagdad aufregte.Ein Fremdling," sprachen sie untereinander,soll hierher kommen nach Bagdad, uns Ruhm, Ehre und Sieg entreißen? Er soll sich an andern Orten damit brüsten können, daß unter der Blüte von Bagdads Jünglingen keiner ge­wesen sei, der es entfernt hätte mit ihm aufnehmen können?" So sprachen sie und beschlossen, beim näch­sten Kampfspiel, als wäre es durch Zufall geschehen, zu fünf oder sechs über ihn herzufallen.

Saids scharfen Blicken entgingen diese Zeichen des Unmuts nicht: er sah, wie sie in der Ecke zusammen­standen, flüsterten und mit bösen Mienen auf ihn deu­teten: er ahnte, daß außer dem Bruder des Kalifen und dem Sohn des Eroßwesirs keiner sehr freundlich gegen ihn gesinnt sein möchte, und diese selbst wurden ihm durch ihre Fragen lästig: wo sie ihn aufsuchen könnten, womit er sich beschäftige, was ihm in Bagdad Wohlgefallen habe und dergleichen.

Es war ein sonderbarer Zufall, daß derjenige der jungen Männer, welcher Said-Almansor mit den grim­migsten Blicken betrachtete und am feindseligsten gegen ihn gesinnt schien, niemand anders war als der Mann, den er vor einiger Zeit vor Kalum-Beks Bude nieder­geworfen hatte, als er gerade im Begriff war, dem un­glücklichen Kaufmann den Bart auszureißen. Dieser Mann betrachtete ihn immer aufmerksam und neidisch: Said hatte ihn zwar schon einigemal besiegt, aber dies war kein hinlänglicher Grund zu solcher Feindseligkeit, und Said fürchtete schon, jener möchte ihn an seinem Wuchs oder an der Stimme als Kalum-Beks Laden­diener erkannt haben, eine Entdeckung, die ihn dem Spott und der Rache dieser Leute aussetzen würde. Der Anschlag, welchen seine Neider auf ihn gemacht hatten, scheiterte sowohl an seiner Vorsicht und Tapfer­keit, als auch an der Freundschaft, womit ihm der Bruder des Kalifen und der Sohn des Großwesirs zu­getan waren. Als diese sahen, daß er von wenigstens sechs umringt sei, die ihn vom Pferde zuwenden oder zu entwaffnen suchten, sprengten sie herbei, jagten den ganzen Trupp auseinander und drohten den jungen Leuten, welche so verräterisch gehandelt hatten, sie aus der Kampfbahn zu stoßen. Mehr denn vier Monate hatte Said zum Erstaunen Bagdads seine Tapferkeit er­probt, als er eines Abend beim Nachhausegehen von dem Kampfplatz einige Stimmen vernahm, die ihm bekannt schienen. Vor ihm gingen vier Männer, die sich lang­samen Schrittes über etwas zu beraten schienen. Als

Said leise näher trat, hörte er, daß sie den Dialekt der. Horde Selims in der Wüste sprachen, und ahnte, daß die vier Männer auf irgend eine Räuberei aus­gingen. Sein erstes Gefühl war, sich von diesen vieren zurückzuziehen: als er aber bedachte, daß er irgend etwas Böses verhindern könnte, schlich er sich noch näher herzu, diese Männer zu behorchen.

Der Türsteher hat ausdrücklich gesagt, die Straße rechts vom Basar," sprach der eine,dort werde und müsse er heute nacht mit dem Eroßwesir durchkommen."

Gut," antwortete ein anderer.Den Eroßwesir fürchte ich nicht; er ist alt und wohl kein sonderlicher Held, aber der Kalif soll ein gutes Schwert führen, und ich traue ihm nicht; es schleichen ihm gewiß zehn oder zwölf von der Leibwache nach."

Keine Seele," entgegnete ihm ein dritter.Wenn man ihn je gesehen und erkannt ha tbei Nacht, war er immer nur allein mit dem Wesir oder mit dem Ober­kämmerling. Heute nacht muß er unser sein, aber es darf ihm kein Leid geschehen."

Ich denke, das beste ist," sprach der erste,wir werfen ihm eine Schlinge über den Kopf; töten dürfen wir ihn nicht, denn für seinen Leichnam würden sie ein geringes Lösegeld geben, und überdies wären wir nicht sicher, es zu bekommen."

Also eine Stunde vor Miternacht!" sagten sie zu­sammen und schieden, der eine hierhin, der andere dorthin."

(Fortsetzung folgt.)