Generalstreik.
Kämpfe Ln Berlin.
Berit», 6. März. Seit Mitternacht spielten sich ichwere Kämpfe um das Polizeipräsidium ab. Tie Spar- «akisten feuerten mit Maschinengewehren und Artillerie, sodaß das Gebäude stark beschädigt worden ist. Eine Verbindung mit dem Polizeipräsidium ist unmöglich, da alle Zugangsstraßcn von Spc .Esten besetzt und die Telcphonleitungen zerschnitten sind. Außer der VolkZ- marinedivision und einem Teil der republikanischen Sol-, -atenwehr sind auch ein Teil der „Maikäfer" und des 2. Karderegimentes zu den Aufrührern übergegangen. Die nächtlichen Kämpfe sollen bisher 8 Tote und eine ,anz erhebliche Anzahl von Verwundeten gekostet haben. Die Plünderungen nehmen zu, besonders im Norden nnd Osten der Stadt. Ter Wert des in den letzten Lagen geplünderten oder zerstörten Einkommens beträgt viele Millionen.
Die Belagerung und Beschießung des Polizeipräsi- dnnns ist auch--heute vormittag fortgesetzt worden. Das Stadtvogteigebäudc, da-Z sich unmittelbar an das Polizeipräsidium anschließt, wurde mit schweren Minen bombardiert. Es gelang den Angreifern, eine Anzahl Gefangene zu befreien. Doch konnten sic wieder ergriffen und festgesetzt mero-m. Tie Lage ist äußerst unklar.
Bon der Friedenskonferenz.
Paris, 6. März. Wie aus den Aeußerung.m rer Pariser Zeitungen hervorgeht, sind die neuen verschärf- ,tev Friedensbedingungen des Marschalls Fvch aus Wi- sderspruch gestoßen. Von gewisser (amerikanischer?) Seite ,lo«rde erklärt, daß es nicht angehc, in Abwesenheit Wilsons Beschlüsse zu fassen, die über die vorher fest, ^setzten und gebilligten Bedingungen hinausgehen. Ge- ,meint ist wohl der Versuch, Deutschland zur Annahme der äußersten Bedingungen zu zwingen, bevor der Verband irgendwelche Lebensmittelzufuhren ausgeführt hat. Eine neue Forderung will die Lieferung der 270 000 Tonnen Lebensmittel überhaupt davon abhängig machen, Leiert wird. Für weitere Lieferungen sind neue Bedingst die gesamte deutsche Handelsflotte zuvor ausge- gungen Vorbehalten. Die Blätter erörtern, ob Foch zurücktreten müsse, falls seine Forderungen nicht durchdrin- «en. Vielfach wird angedeutet, daß Wilson die Abrichten Fachs nicht durchkreuzen könne, da er seit dem 3. März mit einer republikanischen Mehrheit im Senat wild im Repräsentantenhaus in Washington zu rechnen habe, die seiner Politik entgegensetze.
Paris, 6. März. sReuter.) Fm Zehnerrat der fünf Großmächte wurde bei der Beratung über die. Ernährung Testerreich-Ungarns, der Tschecho-Slowaken usw. darauf hingewiesen, daß täglich 800 Tonnen Lebensmittel abgesandt werden, der Bedarf betrage jedoch 300 000 Tonnen.
London, 5. März. (Reuter.) In der Gesellschaft bcc Bankiers erklärte der Direktor der Bank von England, ein wirtschaftlich zum Krüppel gemachtes Deutschiland könne keine Entschädigung zahlen. Um einen Höchst- bstrag an Entschädigung zu -Rangen, dürfe man nicht über . Teuijchlands erkraft. hinausgehen.
Südamerika gegen den Völkerbund?
London, 6. März. Die „Times" meldet aus Neu- york: In einer Begrüßungsansprache an die demokrati- ^hen Senatoren teilte Staatssekretär Lanfing mit, daß die mittel- und südamerikanischen Staaten einmütig ihre Beteiligung am Wilson'schen Völkerbund abgelehnt haben.
tztz, Le-eleucdl. M
Wohl geht der Jugend Sehnen Nach manchem schönen Traum, Mit Ungeduld und Tränen Stürmt sie den Sternenraum. Der Himmel hört ihr Flehen Und lächelt gnädig: nein,
Und laßt vorüber gehe«
Den Wunsch zusamt der Pein.
Rote Rosen.
Roman von H. Courths-Mahler. (Fortsetzung.) (RachdruckHverbotenO
„Wenn eine Frau weint — so weint, wie Josta Es getan, dann ist ihr Herz beteiligt und naturgemäß ein Mann. Wenn sie aber nicht um Rainer weint, dann weint sie um einen andern. Sollte sie schon einen ander-n Mann im Herzen tragen? Das muß ich erforschen. Was gäbe ich darum, wenn ich ihr Tagebuch j lesen könnte! Wer ist der Mann,'um den Josta weint? Hat sie ihn geliebt, ehe Rainer um sie warb, und ihm entsagt, um Majoratsherrin von>Ramberg zu werden? Oder hat sie sich erst verliebt, nachdem sie Rainer ihr Jawort gegeben hatte? Und — könnte es im letzteren Falle nicht Henning sein? Er liebt sie ganz unsinnig, und es ist doch nicht ausgeschlossen, daß seine Leidenschaft auch die ihre erweckt hat. Sie war an jenem Wbend so lange mit ihm allein — und sie waren beide jerregt, als sie sich wieder zu uns gesellten. Beim Besichtigen von Photographien erregt man sich nicht. Wie — wenn Josta auch für Henning eine so schnell erwachte Leidenschaft empfände? Ach — das — mein Gott — laß es so sein — laß es so sein! Dann will ich den beiden helfen, mit allen Mitteln, sich zusammer Lu finden — dann sollen sie glücklich werden— _
Württemb. Landesvers ammlung.
, Gtnttgart, 6. März.
Die heutig« Versammlung tvar noch ganz mit der «Veiten Lesung des Gemeindrnotgesetzes ausgefüllt. Hauptstreitfragen waren vor allen Dingen die Zahl des neu zu schaffenden Kollegiums. Vertreter verschiedener Parteien stellten den Antrag, die vom Ausschuß vorgeschlagnen Zahlen heraufzusetzen, vor allen Dingen für Stuttgart und die übrigen großen und mittleren Städte» Württembergs. Ter Antrag wurde von den Abgg. Wulle und Löchner begründet. Das Zentrum sprach sich durch zwei Redner für die Erhöhung der Zahlen in Stuttgart und der nächsten Größenklasse aus. Tie Sozialdemokratie wandte sich wie ihr Regierungskollege Lindemann gegen eine Erhöhung. Es wurde aber mit wechselnden Mehrheiten beschlossen für Stuttgart ein Kollegium von 40—72, für Städte von 50 000 bis 100 000 Einwohnern 24—44 zuzulassen, im übrigen blieb «s bei den vom Ausschuß festgesetzten Zahlen.
Eine lebhaftere Anseinandersetzung gab es sodann noch über die Zulassung des Panachierens und der Ausdehnung der Verhältniswahl auch auf die Gemeinden von mehr als 500 Einwohnern.
Ter Abg. Linkenheil, der sich bei seinem ersten Auftreten ebenso ttne sein Fraktionskollege Wulle, Fs guter Kenner der Gemeindeverwaltung erwies, trat mit cheachtcnswerten Gründen für die Zulassung des Panw 'chierens wenigstens in kleinerest Gemeinden, jedenfalls aber für die Freiheit ein, selber über das anzmvendende. Wahlverfahren zu entscheiden.
Nach deni Beschluß des Hauses bleibt es dabei, daß die kleineren Gemeinden von über 500 Einwohnern nach gebundener Liste, allerdings mit dem Recht der Stim-- menhäufung wählen. In zwei Entschließungen wurde noch gewünscht, daß Anträge auf die Erlangung der württembcrgischen Staatsangehörigkeit möglichst rasch erledigt werden, und daß Beamte, Unterbeamte und Arbeiter des Staates, denen auch die Soldaten zugerechnet werden sollen, für die Arbeit in der Gemeind»-- Vertretung Urlaub bekommen sollen. Eine dritte Lesung soll noch folgen.
Als weikwer Punkt wurde schließlich noch in erster und zweiter Lesung ein Gesetz über die vorläufige Ausübung der Staatsgewalt beschlossen. Abg. Hosch- k a warf den Arbeiter- und Soldatenräten Selbstentmannung vor, weil sie nicht wie in München die Regierung absetzten und in den Sitzungssaal eindrangen. , Abg. Bazille kündigte für später eine Verringerung der Ministerzahlen an. Aber schließlich wurde das Gesetz doch gegen die Unabhängigen und einigen Herren um Körner angenommen. DPC.
Ans der Mruistertäligkeit des Herr« Crispien.
In der „Schwäb. Tagwacht" ist folgende Schilderung der Ministertätigkeil des Herrn Crispien z« lesen:
,Er hatte das Mimsten«m des Innern von der Revolution an bis fast Mitte Januar. Und was hat er getan? Er hat sich im höchsten Grade unfähig bewiesen und das ihm übertragene Amt in der unverantwortlichsten Weise vernachlässigt. Das muß einmal gesagt werden. Kaum eine haloe Stunde täglich arbeitete er al> Minister. Der noch von der alten Regierung übernommene Minister Köhler müßte während Crispiens Ministerscbast vollständig die Geschäfte führen. Ausgerechnet in dem Ressort des Ministeriums des Innern dem die ganzen rückständigen Oberamtmänner, die Schultheißen, die Verwaltunsgbeamtm
Und Rainer wird dann krei für mich. Er wrrd Josta nicht halten gegen ihren Willen, wird den Bruder nicht unglücklich machen wollen. Er ist zu selbstlos dazu. Und dann — dann will ich ihn trösten, dann will ich meine Sache klüger führen als zuvor, dann soll ihn mir keine anders mehr nehmen. Also Vorsicht jetzt — und klug weiter operieren. Hilf mir, Rater im Himmel — dann brauche ich nicht schlecht zu werden, dann brauche ich d»r kleine Frau nur zu ihrem eigenen Heil zu überlisten."
So dachte sie, und laut sagte sie, sich aufraffend, möglichst gleichmütig:
„Nun also, dann habe ich mir wohl nur törichterweise eingebildet, daß deine Tränen einem Herzens- Bummer gelten. Wenn du weißt, daß Rainer nicht aus Liebe um d.ich geworben hat, dann hast du ihm doch 's auch sicher nicht verschwiegen, daß du ihn nicht liebst?"
Josta wurde wieder rot, zwang sich aber zur Ruhe.
„Ja, Rainer weiß das," sagte sie leise.
„Nun, dann ist ja alles gut, kleine Frau. Oder doch vielleicht nicht? Ach, Josta, ich kann mich ja so gut in deine Lage versetzen! Auch ich habe vor Jahren meine Hand ohne' mein Herz verschenkt. Glücklich ist man nicht dabei. Und ich wünschte dir nur, daß du dein Herz nicht eines Tages an einen andern verlierst, wenn ich auch sicher bin. daß d»ch Rainer nicht gegen deinen Willen halten würde." ' G
Josta sprang mit einer hastig abwehrenden Bewegung auf. „Nein, nein — daran ist nicht zu denken. Bitte, laß uns dieses Thema nicht mehr berühren, es quält mich."
Gräfin Gerlindes Augen leuchteten seltsam auf.
„Warum diese heftige Abwehr?" dachte sie. „Das sieht ja aus wie Angst. Nun, ich werde noch dahinter kommen. Verliebt ist Josta. scheint mir, unbedingt. Eine Frau, die nicht liebt, ist ruhig und gelassen und sitzt nicht tränenden Auges über ihrem Tagebuch. Dies Tagebuch! Es würde mir sicher den Schlüssel zu ihrem Wesen geben. Was gäbe ich darum, wenn ich hinein schauen könnte!"
Diese Gedanken erfüllten Gräfin Gerlinde. Aber da Josta so dringend ein, anderes Thema verlangte, wollte sie es nicht mehr festhalten. Sie hoffte und wünschte, daß Josta ihr Tagebuch in dem Geheimfach Mrgen möge. Dann wollte sie sich schon Einblick
unterstehen, ließ der große Revolutionär" den bürgerlichen Minister arbeiten, während er selbst sich nicht um seine Obliegenheiten kümmerte, sondern Lag für Tag im Staatsauto im Lande herumreiste und überall schrie, daß die Mehrhcitssozialisten die Revolution verraten.
Amtliches.
Oberamt N«golv
Außerordentliche Abwehrmaßregeln gegen Pferde-
senchen.
Unter Bezugnahme auf die Ministerialverfügung vom 20. 2. 19 i 9 Staatsanzeiger Nr. 43 wird angeordnet:
Die Orlspolizeibehördev haben rin Verzeichnis sämtlicher Pferde, Esel, Maultiere und Maulesel, anzulrgen.
Aus dem Verzeichnis muß zu ersehen sein:
Name des Tierhalters,
Wohnort des Tierhalters,
Angabe des Stalles,
die Zahl der vorhandenen Pferde, Esel, Maultiere und Maulesel, die Tiere die erst seit dem 15. November 1918 zugegangeü sind, sind nach Farbe, Alter und Geschlecht besonders zu bezeichnen.
Die Listen sind bis 15 Marz dem Obekamt eivzn» reiche».
Die Tierhalter sind verpflichtet, über Zu- und Abgang und Ortsveräi.derungen der erwähnten Tiere in der Zeit zwischen vcr Aufnahme des Tierbestandes und dem Abschluß der Untersuchung an dem betreffenden Platze der Ortspoiizcibchörde Anzeige zu machen. Diese hat die Liste sofort zu ergänzen und falls sie bereits dem Oberamt ein- gesandt ist, die Anzeige sofort dorthin zu übergeben.
Den 6. März 1919. Münz AV.
Mtenrtekg, 7. März ISIS.
^ s. Liederkravz. Der Liederkranz hat mit seinen regölmäßigen Singstunden begonnen. Ehe der Verein seine Tätigkeit wieder aufmahm, wurden die nicht mehr zeitge- ' mäßen Statuten einer gründlichen Durchsicht unterzogen und I dabei den Zeitoerhältniffen entsprechende Aenderungen getroffen, s Die neuen Statuten sind gegenwärtig im Druck und können demnächst den Mitgliedern zugestellt werden. Beim Durchlesen derselben werden die Mitglieder neben anderen Aenderungen finden, daß bei Uebernahwe von Gesängen Einschränkungen gemacht werden mußten. Es darf aber erwartet werden, daß die Mitglieder trotz diescr durch die Zeitlage gebotenen Neuregelung sich einer besseren Einsicht nicht verschließen. — Der Verein zählt zur Zeit nur noch 35 Sänger (gegenüber 45 vor dem Kriege), eine für Altensteig ziemlich niedere Ziffer. Es läge daher nicht bloß im In- stresse des Vereins selbst, sondern auch in dem dxr Stadt, wenn der Verein, dem iu öffentlichen Leben doch eine gewisse Rolle zugewiesen ist. durch zahlreiche Beitrittserklärungen einen ^wesentlichen Zuwachs erfahren dürfte. Möge das edle Streben des Vereins wi: seither so auch für die Zukunft allseitig«: Amrkennung und Unterstützung finden.
- iLt.'wi.'i-v-rosenfnrsorge. Nacq curec -ocrsü-, gung dcS- wärst. Arbcitsministeriums sollen die gegenwärtigen UtzttersÄtzungssütze für Erwerbslose in der Weise ermäßigt tverden, daß die gegenwärtigen Sätze bis zum 8. März in Kraft bleiben und von da ab auf einen Betrag herabgeheu, der sich etwa in der Mitte zwischen den gegenwärtigen Sätze und dem gesetzlichen Höchstsatz betvqgt. Vom 31, März ab .sollen dann die l
Sn Dasselbe verschaffen, wenn sie Josta einmal abwesend wußte.
Draußen brach die Sonne dxrch die Wolken. Gräfin Gerlinde legte den Arm um Josta.
„Komm ein wenig hinaus ins Freie, kleine Frau, da vergehen Kopffveh und trübe Stimmung im Sonnenschein. Und vergiß Das Geheimfach nicht. Darin kannst du siMer alles bergen, was außer Dir niemand ^hewWl."
, Josta neigt« das Haupt. , b
„Ja, ja — ich danke dir."
Und mit schweren, müden Schritten ging sie neben Gräfin Gerlinde ins Freie hinaus. Ihr war zumute, als habe sie eine Torheit begangen, als habe sie sich Wider Willen in Gerlindes Hände gegeben, obwohl sie ihr nichts von ihrem eigenen Empfinden verraten , hatte. Es bedrückte sie, daß sie Gerlinde den Namen der Frau zu danken hatte, die Rainer liebte. Wie ein Unrecht erschien «s ihr nun, daß sie in sein Geheimnis eingedrungen war, gegen seinen Willen.
Aber von diesem Tage an hütete Josta ihrem Gatten gegenüber noch ängstlicher ihr Geheimnis und zeigte sich ihm noch zurückhaltender. ' Seinen Zärtlichkeiten wich sie ängstlich aus, und wenn er ihr nur nahte, bekamen ihre Augen einen Aüsdruck, als spähe sie nach einem Ausweg zur Flucht. Rainer merkte das nur zu genau, und er wurde mutloser denn zuvor.
In ihr Tagebuch schrieb Josta am Abend dieses Tages: „Nun weiß ich, wem Rainers Liebe gehört, und nun bin ich ganz hoffnungslos. Diese Frau kann er nie vergessen. Ob sie ihn vergessen kann? Ob sie auf ihrer einsamen Höhe sich in Sehnsucht nach ihm verzehrt, wie ich es tue? Und ob er sehr leidet, daß er auf diesen Besitz verzichten mußte? So lange habe ich mich danach gesehnt, diese Frau zu kennen, ihren Namen zu- wissen. Und nun ich ihn kenne, nun Gerlinde ihn mir verraten hat, ist mir, als wäre mir besser gewesen, ich hätte ihn nie gehört. Warum hat ihn mir Gerlinde verraten? Und warum wollte sie so unbedingt den Grund für meine Tränen kennen? Mein Gott, wie erschrak ich, als sie mir sagte, sie wisse, warum ich weine. Mag sie denken, was sie will, — wenn sie nur die Wahrheit nicht kennt. Die soll nie ein Mensch erfahren — --- nie-
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F,rtsetz«ng f«lgt.