Der Arbeitsmarkt im Reich hat infolge der warmen Witterung teilweise eine leichte Besserung erfah­ren. Das Baugewerbe konnte vereinzelt, soweit es der Mangel an Rohmaterial Meß, seine Tätigkeit wieder aufnehmen und auch die Notstandsarbeiten sind vielfach wieder in Gang gekommen. Die landwirtschaftliche Ar­beitsvermittlung scheitert in vielen Fäll en anden Unter­kunstsverhältnissen aus dem Lande. Im Braunkohlen­bergbau ist der Arbeiterbedarf fast ganz gedeckt. In der Industrie vergrößert sich das Heer der Arbeitslosen. Ein vollständiges Ausbleiben der Arbeitsgelegenheit zeigt sich ferner bei den Malern und Gipsern, den Klempnern und Bauschlossern, bei den Metzgern, Bäckern, Müllern, Fri­seuren, Glasern und Klavierarbeitcrn. Der Arbcitsmarkt der technischen nnd kaufmännischen Angestellten hat sich wenig verändert, die leichte Besserung, die infolge Ab­lösung weiblichen Personals eingetreten war, wird durch vermehrte Entlastung wieder ausgeglichen. Das Angebot weiblicher Arbeitskräfte in Privathaushaltungen und in der Landwirtschaft hat sich etwas gehoben, ohne jedoch den Bedarf zu befriedigen. Von allen Arbeitsnachweisen wird betont, daß der Unterschied zwischen der Arbeits­losenunterstützung und den Arbeitslöhnen zu gering ist, sodaß ein erheblicher Teil der tätigen Arbeiter weniger verdient, als die Erwerbslosen an Unterstützung erhalten. Dies trifft vor allem bei den Angestellten zu.

Für Kriegsbeschädigte. Ein Direktor Karl Hannig, Berlin, NO. 43, Prenzlauer Berg 10, versendet Prospekte an Kriegsbeschädigte, durch die er sich für ein Honorar von 150 Mk. erbietet, Kriegsbeschädigte für die Beamtenlaufbahn vorzubereiten. Hannig ist nach Aus­kunft des Polizeipräsidiums Berlin mehrfach vorbestraft und als geisteskrank vorübergehend endmündigt gewesen. Es wird gewarnt, sich mit diesem Unternehmer in irgend .einer Weise einzulassen. Alle Beschwerdefristen in Militärversorgungssachen, Einspruchsfrist bei den Mili­tärbehörden, Fristen zur Einlegung der Berufung an das Ältilitärverstrgungsqericht und des Rekurses an das ReichsmilitärversorgungsgerichUsind gleichmäßig auf einen Monat festgesetzt worden. Alle Kriegsbeschädigte werden auf diese Bestimmung ganz besonders hingewiesen, damit Fristversäumnisse, die unter Umständen die weitere Gel­tendmachung des Rechtsanspruches ausschließen würden, vermieden werden.

Aushebung der Faßbewirtschnstung. Das

Reichswirtschaftsamt hat die allgemeine Beschlagnahme von Fässern, Kübeln, Bottichen und ähnlichen Gebinden! aufgehoben.

Ansichtskarten können nach amtlicher Mit­teilung als Warenprobe,- und geschäftliche Drucksachen nach der Rheinvfalz verschickt werden.

Die Sendung von Postpaketen an Gefan­gene in Belgien ist- vorläufig nicht mehr zulässig. Ver­handlungen wegen Wiederzulassung sind im Gang. Post­anweisungen sind zur Umschreibung an das Niederländische Postamt im Haag zu richten.

Eine ^einübilurachungsznlage für außer­ordentliche Inanspruchnahme durch die Demobilmachung wird dem beteiligten Eisenbahnbetriebspersonal des äuße­ren Dienstes gewährt. Die Arbeiter erhalten die Zulage, soweit sie nicht für Ueberzeitarbeit eine' besondere Ver­gütung erhalten haben. Voraussetzung für die Gewährung der Zulage ist die Dienstleistung in der Zeit vom 12. No­vember bis 31. Dezember 1918.

13. Staatslotterie. Die Ziehung der 3. Klasse^ in der 10 000 Gewinne mit 1953864 Mk. ausgespielt werden, findet am 11. und 12. März ds. Js. in Berlin statt.

Pfefferminz. Me Beschlagnahme und Bestands­erhebung von Pfefferminzkraut, Pfefferminztee und Pfef- iferminzblüttern ist aufgehoben. __

Sozialisierung der Apotheken. -Das württ. Ministerium des Innern bereitet die Sozialisierung der .Apotheken vor. Ein Gesetzentwurf dieses Inhalts wird' Demnächst der Landesversammlung zugehen.

Zam Verkauf von Kriegsanleihe. Häufig besteht die Meinung, Kriegsanleihe sei schwer verkäuflich. Es genügt allerdings nicht, daß der Verkäufer sein Papier einfach der Bank übergibt. Den Banken ist eine verschärfte Prüfungspflicht auferlegt, ob der Verkäufer von Wert­papieren auch wirklich der rechtmäßige Eigentümer ist. Gerade bei Kriegsanleihe ist Vorsicht geboten. Denn die für ein Börsenpapier nie dagewdsene weite Verbreitung der Kriegsanleihe, die fehlende Sachkunde vieler ihrer Besitzer und die steigende Verwendung als Barzahlung erhöhen die Gefahr des Abhandenkommens. Vermittelt die Bank den Verkauf eines bei irgend einer Polizei- oder Gerichtsbehörde als verloren oder gestohlen angemeldeten Stückes, so kann sie von dem rechtmäßigen Eigentümer zum Schadenersatz herangezogen werden. Ein Mißtrauen ist somit nicht darin zu erblicken, wenn die Bank An­gaben über die Herkunft des Papiers verlangt. Aber die Nachprüfung kostet auch Zeit. Nicht immer ist jede Kasse einer Bank in derLage, besonders bei der heutigen Post­verbindung, sofort Ae neueste,,Sammelliste für aufgerufene Wertpapiere" in einer Zeitschrift, die die Nummern der als abhanden gekommen gemeldeten Wertpapiere enthält, auf das eingereichte Kriegsanleihestück hin durchzusehen. Und selbst wenn sie dazu in der Lage wäre, könnte der Gegenwert nicht gleich ausbezahlt werden, da nur in wenigen Fällen die Bank für sich selbst Wertpapiere an­kauft. Banken vermitteln nur den Verkauf an der Börse. Immerhin vergeht mindestens ein Tag, bis die Abrech­nung erteilt wird. Der Kurs schwankt zurzeit zwischen 89 und 91 Prozent. Allerdings sind die Banken und Spar­kassen ermächtigt, bei ihnen selbst gezeichnete Kriegsan­leihen zum Kurs von 92 Prozent zurückzukaufen. Bei dieser sogenannten Stützungsaktion handelt es sich indes nur nm geringe Beträge, weshalb man selten ani Berück-

! Mfflgung rechnen kann. Obendrein wird vom Verkäufer der Nachweis einer besonder» wirtschaftlichen Bedürftig­keit verlangt. Kriegsanleihe ick also ebenso leicht verkäuf­lich, wie jedes andere derartige Wertpapier. Erhebliche Beschleunigung läßt sich meist erzielen, wenn die Unter­lagen für den rechtmäßigen Besitz gebracht werden, in erster Linie die Abrechnung mit der darin angegebenen Nummer des Stückes derjenigen Stelle, von der man die Kriegsanleihe erworben hat. Am zweckmäßigsten ist es, die Papiere bei der Bank zu verkaufen, bei der man sie gezeichner hat; denn diese kann die Nummern der Stücke aus ihren Büchern sofort feststellen. Schließlich ergeben auch, die Ausführungen, daß es sich empfiehlt, Kriegs­anleihe nicht selbst aufzubewahren, sondern sie zu diesem Zwecke einer Bank zu behändigen. Mit wenig Pfennigen Kosten kann man so Schaden vermeiden und sich zugleich die Möglichkeit zu einem glatten Verkauf sichern.

Ebhausev. (Vom Krieg.t Ausmarschiert sind aus der hiesigen Gemeinde 262 Mann, von welchen 58 die Heimat nicht mehr wiedersahen. Vermißt sind 4, in Gefangenschaft befinden sich noch 5. Weitere 5 sind schwer verwundet.

' Pfalzgrafevrveilrr, 4 März. (Brandfall.) Heute Vormittag brach in dem Gasthaus z. Hirsch hier ein Brand aus, der schnell um sich griff und das ganze Anwesen, Gasthaus und Scheune, in Asche legte. Die Haushaltungsgegenstände konnten zum großen Teil ge- rettet werden. Der Schaden ist trotzdem noch sehr groß. Der Brand soll durch Kurzschluß in der Scheune entstan- s den sein.

* GüMingev, 3. März. (Hamsterers Freuden und Leiden.- Ein Hamsterer aus Dillweißenstein, der sich glück­lich Salatöl erworben hatte, versuchte auch sein Glück in der Liebe. Er wurde aber von hiesigen eifersüchtigen Bur­schen so übel zugerichtet, daß er einige Löcher im Kopf und sonstige Verletzungen davontrug. Er selbst zog aber auch j den Revolver heraus und jagte seinem Rivalen eine Kugel in ben Unterleib, so daß dieser ins Bezirkskrankenhaus nach Nagold geschafft werden mußte.

(-) Stuttgart, 4. März. (Schubpol.) Der bei der Mordtat in - Kuchen Festgcnommene heißt Jakob Clenk, der andere, der sich einen tödlichen Schuß beigebracht hatte, Robert Dobercynsky. Tie Wäsche, die die Diebe bei sich führten, war aus der Heilanstalt Kenneburg bei Eßlingen gestohlen. Bei Aufdeckung ei­ner Pferdcschiebung in Ludwigsburg wurden zwei Heeres- Pferde im Wert von 4000 Mk. beschlagnahmt.

(-) Brackenheim, 4. März. (Bauernver­sammlung.) In einer aus dem ganzen Bezirk besuch­ten Bauernversammlung wurde die tiefe Erbitterung besprochen, die sich gegen die Zwangswirtschaft, gegen den Kommunalverband, gegen Vorgänge wie in Löwen­thal, gegen die drückend^ Heunot usw. bei den Landwir­ten angesammelt habe. Es wurde beschlossen, dieOrts- und Bezirksbauernräte neu zu wählen, um solche Persön­lichkeiten zu nehmen, die sichvor keinem Teufel fürch­teten". Die Landwirte müssen radikal Vorgehen. Es dürfe nicht nur Höchstpreise für die Bauern geben.

Der Notenumlauf der Reichsbank, der seit dem 23. Jul- »: Js. regelmäßig gestiegen war, erfuhr in der dritten Februar- mache zum erstenmal wieder einen Rückgang um 13,6 Milt. Mk auf 23 747,1 Mill. Mk. Die Summe der im Verkehr befind- liehen Darlehenskassenschcine erhöhte sich allerdings gleichzeitig um 20,7 Mill. Mk. auf 10 358,3 Mill. Mk. Der Goldbestand zeigte im Zusammenhang mit weiteren Goldabgaben an die In­dustrie eine Abnahme um 2,2 Millionen Mk, aus 2 247 372 00Ü Mk. Die Bestände an Scheidemünzen und Reichskastensäleinei' hatten nur geringfügige Veränderung aufzuweifen. Der Darlehens' hestand bei den Darlehenskassen ermäßigte sich durch Rückzah­lungen auf 16 256,2 Mill. Mk.. d. h. um 4,7 Mill. Mk. Em diesem Rückgang entsprechender Betrag an Darlehenskassenscheinei- wurde seitens der Reichsbank der Darlehenskasse zurückgegeben, während, wie erwähnt, 26,7 Mill. Mk. an diesen Zahlungs­mitteln neu in den Verkehr geleitet wurden. Die eigenen Bestände Ser Bank an Darlchenskassenscheinen verminderten sich in der Berichtswoche auf 5777,7 Mill. Mk.

Der erste weibliche Privatdozent. An der medizinischen Fakul­tät der Universität München wurde Dr. med. Adele Hart- mann aus Neu-Ulm am histologisch-cmbryologischen Institut als Privatdozent für Anatomie zugelassen.

Räuberunwesen. Auf dem Litzelrimbacker Hof der Mannheim drang am Samstag abend eine 15köpstge Bande,, darunter auch Frauenzimmer, ein und forderten Lebensmittel. Als der Hofbesitzer, Adam Helsferich, erklärte, nichts ab­geben zu können, wurde er erschossen und*der Hof geplündert. Mit ansehnlichen Vorräten an Lebensmitteln und anderen Wer­ten, auch barem Geld zog sich die Bande in der Richtung Mannheim zurück. In Weinheiitz wurden drei Teilnähmever- öächtige von der dortigen Volkswehr festgenommen. Helsferich war ein Mann in den 56er Jahren.

Erdrutsch. In verschiedenen siziliänischen Orten sind durch Erdrutsche 165 Bauernhäuser verschüttet worden. Die Wein­berge in St. Patti wurden zerstört. Die Eisenbahnlinie zwischen Messina und Palermo ist unterbrochen.

Letzte Nachrichten.

Berlin.

WTB. Berlin, 4. März. Nach Zeitungsmeldunz ist die Druckerei -er Roten Fahne heute Nacht ohne Kampf von den Regierungstruppen besetzt worden. Heute früh wurde der Redakteur der Roten Fahne Dr. Hans Mayer durch Regierungstruppen in Haft genommen.

WTB. Berlin, 4. März. In den Fabriken sind heute früh die Arbeiter fast überall zur Arbeit angetreten und haben erklärt, daß sie sich erst im Laufe des heutigen Vor­mittags zu einer Antwort entschließen könnten. Inzwischen wird es sich entschieden haben, ob die Essen wieder rauchen, die Maschinen weiter raffeln werden oder ob in den Be­triebszentren Großberlins für kürzere oder längere Zeit Friedhofruhe herrschen wird.

WTB. Berlin, 5. März. Das Berl. Tageblatt, die Voss. Ztg., der Berl. Lok.-Anz. und andere große Berliner Zeitungen find auch heute nicht erschienen. Nachdem am

Dienstag parke militärische Kräfte in -er Reichshanpt- padt avgekommev waren ist eine Reihe wichtiger, öffent­licher Gebäude, darunter die Reichsbank, der Reichstag, die Fernsprechämter, das Haupttelegraphenamt, die Lebens­mitteldepots und der Schlachthof mit Truppen belegt wor­den. In der Nacht durchzogen seit Einbruch der Dunkel­heit Patrouillen die Stadt um weiteren Plünderungen vor­zubeugen.

Ueber Ausschreitungen, die sich am Dienstag auf dem Alexanderplatze ereigneten ist den Blättern zu entnehmen: Gegen Mittag hatte sich auf dem genannten Platze eine große Menge, zumeist lichtscheues Gesindel eingefunden. Zwei Offiziere, die den Platz im Wagen überquerten wur­den herausgerissen, blutig geschlagen und am Boden liegend mit Fußtritten bearbeitet. Eine Abteilung des Gardetratn geriet in die Gefahr, von der Volksmenge entwaffnet zu werden. Als Rcgierungslruppen hinzukamen, fielen mehrere Schüsse woraufhin der Platz gesäubert wurde. Vier Män­ner und zwei Frauen wurden dabei getötet. 1 Leutnant fiel. Auf dem Görlitzer Bahnhof versuchten gestern nachmittag streikende Arbeiter die Geleise aufzureißen, wurden aber von Bahnbeamten und Soldaten daran gehindert. In der Ka­stanienallee mußten sich wie im Stadtinnern Truppenteile mit der Schußwaffe gegen den Janhagel zur Wehr setzen. Opfer haben diese Schießereien nicht gefordert.

WTB. Lou-ou, 5. März. (Reuter.) In der ersten Sitzung des Vereinigten Jndustrierates der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, der am vorigen Donnerstag in der Sitzung der industriellen Konferenz gegründet wurde, sagte Lloyd George: Rußland ist in Trümmer gefallen und es liegen leiver Anzeichen dafür vor, - es mit DeuUchlaad eSeuso gehen wird. Es sollte mich nicht wundern, wenn England wiederum die Aufgabe zufallen würde, die Zivili­sation in mehr als einer Hinsicht zu retten. Die Zivilisation kann nur geschützt werden durch den Sieg der Gerechtigkeit, der allen Klassen gleichmäßig zugute kommen muß. Lloyd George fuhr fort: Die Nation erwartet von der Konferenz, daß sie den Staat schützen werde. Die Arbeitgeber dürften nicht nach vorübergehenden Vorteilen trachten, die ihnen schließlich zum Verderben ausschlagen könnten. Die Arbeiter sollten an das denken was in Rußland geschehen sei und was vielleicht auch in Deutschland geschehen werde. Gerade für die Arbeiter sei Anarchie am aller unvorteilhaftesten. Es sei ein Fehler, die Arbeitsstunden über das absolut notwendige Maß auszudehnen; andererseits müßte aber der ausländische Wettbewerb und die Bedürfnisse eines Landes von 45 Mill. Menschen berücksichtigt werden. Der Premier­minister sagte zum Schluß, die Wohlfahrt Englands hänge von der Steigerung der Erzeugung ab. Unsere Schulden betragen acht Milliarden Pfund Sterling. Diese müffen wir durch gesteigerte Produktion wieder einbringen.

WTB. Wien, 4. März. Die Verfassunggebende Nationalversammlung hielt heute ihre Eröffnungssitzung ab. Abgeordneter David (Soz.) als Alterspräsident hielt eine Ansprache, wobei er unter lebhaftem allgemeinem Beifall und Händeklatschen das einmütige Verlangen aller Ab- geordneten nach Anschluß au Deutschland zum Ausdruck brachte.

WTB. Berlin, 4. März. Der amerikanische Vertreter teilte der deutschen Kommission mit, daß die Zahl -er Briefe und Karten -ie die in amerikanischen Hände» befindliche» Kriegsgefangenen absendea dürfen nicht mehr beschrankt seien; außerdem dürsten sie der Heimat ihren Aufenthaltsort und die Art ihrer Beschäftigung Mit­teilen.

WTB. Genf, 4. März. Journal-de-Geneve richtet einen leidenschaftlichen Appell au Frankreich, bei der Fest­setzung der neuen französisch-deutschen Grenze alles zu ver­meiden, was die Sicherheit Europas gefährden könnte. Die Regierung Clemrnceaus habe die Grenzen von 1814 gefordert. Das hieße, den Krieg in Europa in Permanenz erklären. Das Blatt nimmt das Recht in Anspruch, als Blatt eines neutralen Staates den kriegführenden Mächten einen Rat zu erteilen, umsomehr, als die Schweiz in ab­sehbarer Zeit dem Völkerbunde beitreten würde. Daher müßte die Schweiz, solange es noch Zeit sei, das Recht haben, ihre Ansichten frank und frei aussprechen zu dürfen.

WTB. Newyork, 4. März. Der Streik von 16000 Hafenarbeitern, der im Januar auf Wilsons telegraphisches Ersuchen hin eingestellt worden war, ist anscheinend wieder ausgebrochen. Die Schiffahrt ruht so gut wie völlig. Die Streikenden verlangen eine Lohnaufbesserung von durch­schnittlich 30°/» und den Achtstundentag.

WTB. Washington, 4. März. Senator Lodge hat einen Entschlußantrag ansgearbeitet, wonach der Senat er­klären soll, daß er den Völkerbundsplan nicht billige und daß die amerikanischen Unterhändler beauftragt worden sol­len, sich sogleich mit dem Abschluß des Friedens mit Deutsch- land zu beschäftigen. Lodge sagte: Wenn die Abstimmung über diesen Antrag vor der Vertagung des Kongresses nicht mehr vorgenommen werden könne, seien die Parteiführer bereit, eine Erklärung zur Unterstützung des Antrages ein- zureichen, die die Unterschrift vieler Senatoren trage. Lodge verlangte ferner, daß die Frage des Völkerbundes später eingehend geprüft werden solle. Infolge des erhobenen Widerspruches konnte der Antrag in der gegenwärtigen Session nicht mehr erörtert werden, da sie heute Nacht en­digt. Lodge verlas daher die Namen von 37 Senatoren des neuen Senates, die die Entschließung unterstützen. Da diese ein Drittel der Mitgliederzahl des Senates über­schreitet, reicht sie aus, um die Ratifizierung des Friedens­vertrages zu verhindern, für dessen Annahme eine Zwei­drittelmehrheit erforderlich ist.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckeret Mensteig. Für die Schriftleitung »erantwortlich: Ludwig Lank.