getrennt von der der Deckung durchberaten wird. Der Kriegs- ininister hat kürzlich als äußersten Termin der Verabschiedung der Wehrvorlage den 1. Juli genannt, wenn ermöglicht werden soll .sie auf 1. Oktober durchzuführen. Die Rechtsparteien aber bestehen auf Erledigung der Wehrvorlage zusammen mit der Deckungsvorlage. Würde in diesem Sinne verfahren, dann wäre es unmöglich, die Wehrvorlage auf 1. Juli fertigzustellen und die Neuänderung und Verstärkung des deutschen Heerwesens noch für 1913 einzufllhren. In der gestrigen Sitzung der Vudgetkommission ist nun beschlossen worden, die zweite Lesung der Wehrvorlage vorzunehmen, anstatt der ersten der Deckungsvorlage. Den Beschluß führte eine Mehrheit von Nationalliberalen, Fortschrittlern und Sozialdemokraten gegen eine aus dem Zentrum und den Konservativen bestehenden Minderheit herbei. Einem konservativen Redner, der die Regierung über ihre Haltung in dieser Frage stellte, erwiderte Schatzsekretär Kühn ziemlich gewunden, daß die sofortige Erledigung der Wehrvorlage dem Gedanken „keine Ausgabe ohne Deckung", mit dem die unterlegene Minderheit ihre Haltung rechtfertigt, nicht hinderlich sei. Also stehen Regierung, Nationalliberale und Linksparteien auf der einen, Konservative und Zentrum auf der andern Seite. Der Zentrumssprecher gab die Erklärung ab, daß die Stellung seiner Partei zur Wehrvorlage von der Art und Weise der Deckung abhängig werde. — Bei der erfolgten zweiten Lesung wird ein Antrag auf Wiederherstellung der drei gestrichenen Kavallerieregimenter gegen Konservative, Nationalliberale und vier Zentrumsmitglieder (Nacken, Fehren- bach, Graf Praschma und Dr. Spahn) abgelehnt. Im übrigen wird die Wehrvorlage in zweiter Lesung angenommen; darauf die Sitzung auf Donnerstag 10 Uhr morgens vertagt mit der Tagesordnung: Deckungsvorlage, zunächst Wehrbeitrag.
Berlin, 28. Mai. Zur Deckung der Kosten der Wehrvorlage ist heute ein nationalliberaler Antrag eingebracht worden, der eine einmalige außerordentliche Abgabe vom Vermögen vorsieht, die bei Vermögen von 30 000 -4t 60 -4t beträgt und so gestaffelt ist, daß sie bei 600 000 -4t 2250 -tt beträgt, für jedes weitere 100 000 -4t 600 -4t mehr fordert und über 1 Million Mark 700 -4t vorsieht. Vermögen unter 30 000 -4t bleiben frei. Für Einkommen von 20 000 -4t und darüber wird ohne Rücksicht auf das Vermögen ein besonderer Beitrag von 1 bis 3 Prozent vorgesehen. Vermögen mit einem Jahreseinkommen von weniger als 3000 -1t sollen ganz oder teilweise von der Beitragsleistung befreit sein.
Berlin, 28. Mai. Heute trat der Seniorenkonvent des Reichstages zusammen und beschloß, die ganze nächste Woche sitzungsfrei zu lasten. Auch die Budgetkommission wird am Montag und Dienstag der nächsten Woche keine Sitzungen abhalten. Die zweite Lesung der Wehrvorlage soll erst am 10. Juni beginnen.
Frankfurt a. M., 28. Mai. Das 16jährige Mädchen aus Höchst, von dem es hieß, daß es Mädchenhändler verschleppt hätten, wurde von der Polizei heute im Bahnhofsviertel aufgegriffen und in die Zufluchtsstätte für Mädchen gebracht.
Hannover, 28. Mai. Heute morgen ist der Flieger Horn auf einem Ueberlandflug bei Burgwedel aus 150 Meter Höhe aus bisber unbekannter Ursache abgestürzt. Er war sofort tot.
Hannover, 28. Mai. Der 14jährige Kaufmannslehrling Franz Stein, der beim Postscheckamt für seine Firma 191 -1t abgehoben hatte, wurde von einem gutgekleideten, etwa 25- jährigen Manne nach einem möblierten Zimmer in der Schillerstraße, das der Unbekannte eine Stunde vorher angeblich für seinen Bruder gemietet hatte, verschleppt und durch einen Schuß in den Kopf getötet. Der Täter ist entflohen.
Crossen a. Oder, 28. Mai. Beim Baden in der Oder geriet die 15jährige Tochter Margarete des Weinbergbesitzers Keller an eine tiefe Stelle und ertrank. Der Bräutigam ihrer älteren Schwester, der Bankbeamte Otto Hildebrand aus Dresdener Straße in Berlin, der ebenfalls mit zwei Schwestern der Keller badete, kam bei dem Versuch, die Er- tcinkenve zu retten, gleichfalls ums Leben.
Helgoland, 28. Mai. Heute früh stürzte beim Heben der Panzerdecke eines 21-Zentimeter-Geschützes ein Krahn zusammen, wobei einem 17jährigen Arbeiter der Kopf vom Rumpf getrennt wurde.
London, 27. Mai. Eine große Hitzwelle ist über England nieder gegangen. London hat seit 1881 keine solchen warmen Maientage gehabt. Von sieben Hitzschlägen verliefen vier tödlich. — In Paris beträgt die durchschnittliche Tagestempera^ur 30 Grad.
London, 28. Mai. Sir Edward Erey hat gestern den Delegierten der Balkanstaaten mitgeteilt, daß die Großmächte die sofortige Unterzeichnung der Friedenspräliminarien ohne jegliche Abänderung erwarten, andernfalls würden die Großmächte die weiteren Friedensverhandlungen einstellen.
Paris, 27. Mai. Bei der Abstimmung in der Kammer ist der für 1913 erforderliche Kredit von 294 Millionen Frs. für die Zurückbehaltung des dritten Jahrgangs bei den Fahnen mit 386 gegen 165 Stimmen bewilligt worden. Die Kammer beschloß dann, die Beratung der Vorlage über die dreijährige Dienstzeit am 2. Juni zu beginnen.
Chicago, 28. Mai. Das erste Vismarckdenkmal in Amerika ist im hiesigen Riverview-Park enthüllt worden. Das Denkmal ist ein Geschenk Wilhelm Schmidts, des früheren Präsidenten des deutschen Kriegerbundes.
Paris, 27. Mai. Durch einen geschickten Schachzug hat die französische Regierung die Absicht der Radikal-Sozialen zunichte gemacht, die Frage der dreijährigen Dienstzeit durch die Einbringung zur Deckung der Militärausgaben eine Einkommensteuer zu beantragen und, wenn möglich, das Ministerium Barthou zu stürzen. Eine von drei Vorlagen fordert eine Anleihe zum ersten Januar 1913, eine zweite eine progressive Einkommensteuer für alljährlich 10 000 Francs übersteigende Einkommen. Die Radikal-Sozialen wollen durch eine beantragte Jnterpellaion über die Finanzpolitik der Regierung den Kampf für das Ministerium Barthou eröffnen.
Gerichtssaal.
Ellwangen, 25. Mai. Die Strafkammer hat den Wirtschaftsbesitzer Isidor Schmid in Wasseralfingen wegen zweier Vergehen gegen das Weingesetz und eines solchen gegen das Nahrungsmittelgesetz zu 120 Geldstrafe und Einziehung von 348 Liter Wein verurteilt. Es wurde dem Schmid nachgewiesen, daß er unwahre Einträge in sein Weinbuch gemacht und seinen Rotwein den Gästen als Heilbronner, den Weißwein als Erlenbacher bezeichnet hatte, ohne daß er Weine dieser Herkunft besaß. Er hatte ferner verdorbenen Wein als echt und gut verkauft.
Landwirtschaft «nd Märkte.
Pforzheim, 28. Mai. Die Zufuhr zum heutigen Schweinemarkt betrug 61 Ferkel. Verkauft wurden 40 zum Preis von 40—55 -4l das Paar.
Freudenstadt, 28. Mai. Bei dem im Gasthof zum Schwanen hier abgehaltenen städtischen Holzverkauf wurden für das zum Ausbot gekommene Reisig im Voranschlag von 74,80 -1t 396,50 -1t erMlt!
Alpirsbach, 26. Mai. Der Brennholzverkauf aus den Staatswaldungen des König!. Forstamts Alpirsbach ergab für 303 Raummeter tannene Scheiter und Prügel einen Eesamterlös von 1985,60 -4t bei einem Ausgebot von 1579,20 Mark. Der Durchschnittspreis von 1 Raummeter stellt sich auf 6,55 -4t, gleich 125 Prozent des Ausgebots.
Schorndorf, 28. Mai. Dem Viehmarkt waren zugeführt 70 Stück Ochsen, verkauft 10 Stück, Preis 450 bis 600 -4l, 110 Stück Kühe, verkauft 40 Stück, Preis 300—650 -4l, 86 St. Kalbeln, verkauft 40 Stück, Preis 400—630 -4t, 60 Stück Rinder, verkauft 30 Stück, Preis 200—350 -4l, 30 Stück Jungvieh, verkauft 20 St., Preis 140—200 -1l, 13 Läuferschweine, verkauft 8 St., Preis 40—60 -4t, 62 St. Milchschweine, verkauft 48 St., Preis 25—35 -4t. Der Markt war gut befahren und der Handel ging bei hohen Preisen gut.
Stuttgart, 28. Mai. Die drei Tage dauernde Möbel- messe in der Eewerbehalle ist schwach befahren. Sie geht von Jahr zu Jahr immer mehr zurück. Auch die Kauflust läßt sehr zu wünschen übrig. Vertreten sind die verschiedensten Gattungen in einfacher und reicherer Ausführung. Auf dem Eewerbehallenplatz werden Korbwaren feilgeboten. Die Glas- und Porzellanhändler haben wieder den Charlottenplatz belegt.
Stuttgart, 27. Mai. Kurzer Getreide- Wochenbericht der Preisberichtstelle des Deutschen Landwirtschaftsrates vom 20.—26. Mai 1913. Die Anregung zu der festen Tendenz, die sich in der Berichtswoche auf dem Weltmärkte bemerkbar machte, ging von Amerika aus, wo Jnsektenschäden, sowie das im Nordwesten Kanadas herrschende trockene Wetter spekulative Kauflust hervorriefen. Die großen Weltverschiffungen machten dem gegenüber um so weniger Eindruck, als man bis zum Einbringen der neuen Ernte noch mit einem starken Importbedarf rechnet. So soll Frankreich außer den importierten 650 000 To. Weizen noch etwa 450 000 To. benötigen, und der Einfuhrbedarf Italiens wird, nachdem bereits 1,3 Millionen To. importiert sind, noch auf etwa 6—700 000 To. geschätzt. Angesichts dieser Situation zeigte sich England wieder kauflustiger. Die französischen Mühlen beobachten bei weiteren Erwerbungen Vorsicht und beschränken sich überdies auf den Bezug kalifornischen und australischen Weißweizens, während sie für deutschen Weizen nicht mehr Käufer sind. Die Berichte über den Felderstand in Frankreich lauten nicht sonderlich günstig, aber andererseits rechnet man wohl auf baldige Zufuhren aus den afrikanischen Kolonien, und das hält anscheinend die Unternehmungslust unter Druck. In Deutschland haben Niederschläge die Saaten gefördert, aber stellenweise, namentlich in den Provinzen Westpreußen und Brandenburg, ist infolge andauernder Trockenheit eine Verschlechterung des Roggenstandes eingetreten. In geschäftlicher Beziehung verlief die Woche sehr ruhig. Da der Exportabsatz stockt, ist man lediglich auf die Jn- landsmühlen angewiesen, die aber sehr vorsichtig kaufen. Wenn sich die Preise unter diesen Umständen trotzdem gut zu behaupten vermochten, so war dies dem geringen Angebot und der festeren Haltung des Auslandes zuzuschreiben. Auf dem Lieferungsmarkt stellte sich Mai um 2)4, Juli um 1)4 und Herbst um 1^ -4t höher. Für das mäßige Roggenangebot zeigte sich in der Provinz und teilweise auch zum Export vorteilhaftere Verwendung als in Berlin. Die Berliner Müh
len interessierten sich für Bahnware und erwarben hier
Vermischtes
b. Was ist beim Beginn der Handwerkslehre zu beachten? Zur Anleitung von Lehrlingen und Lehrmädchen sind nur solche Personen befähigt, die 24 Jahre alt und geprüfte Meister oder Meisterinnen sind. Das gilt auch für Frauenberufe, wie Damenschneiderinnen, Putzmacherinnen usw. Wer Lehrlinge oder Lehrmädchen eingestellt hat, ohne Meister zu sein, läuft Gefahr, durch die Behörde zur Entlassung des Lehrlings oder Lehrmädchens gezwungen zu werden. Handwerker, die sich nicht mit Erfolg einer Gesellenprüfung unterzogen haben, werden vom 1. Oktober an nicht mehr zur Meisterprüfung zugelassen. Einstweilige Verleihung zür Anleitungsbefugnis bis zur Ablegung der Meisterprüfung ist bei der Kreisregierung nachzusuchen. Heber jedes Lehrverhältnis ist ferner innerhalb vier Wochen nach dem Eintritt in die Lehre ein Lehrvertrag abzuschließen in drei von der Handwerkskammer zu beziehenden Exemplaren und unterschrieben vom Lehrherrn, dem gesetzlichen Stellvertreter des Lehrlings (Vater, Mutter — so lange sie Witwe ist — Vormund) und dem Lehrling. Fehlt eine der Unterschriften, oder wird nicht das vorgeschriebene Formular verwendet, so ist der Lehrvertrag gesetzlich ungültig. Innerhalb 6 Wochen seit dem Eintritt in die Lehre ist ein Exemplar der Handwerkskammer zwecks Anmeldung des Lehrlings oder des Lehrmädchens zur Lehrlingsrolle zuzustellen. Die Zulassung zur Gesellenprüfung erfolgt durch die Handwerkskammern nur, wenn diese Anmeldung vorschriftsmäßig erfolgt ist.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Reklaineteil.
Wie aus dem gestrigen Annoncenteil ersichtlich, beginnt heute, abends 8 bis 10 Uhr, im Easthof zum Badischen Hof ein Tischdeck- und Servierkurs, verbunden mit Anstandslehre, für junge Mädchen und Frauen, unter bewährter Leitung, nach dem Muster vieler städtischer Haushaltungsschulen und wie solche auch vielfach von Frauenvereinen arrangiert werden.
Es ist sicher eine lobenswerte Einrichtung und dadurch dem Wunsche vieler junger Mädchen und Frauen Rechnung getragen. Das Programm ist so zweckmäßig abgefaßt und umfaßt alle Teile des Wirtschafts-, Verkehrs- und Haushaltungswesens. Das Honorar beträgt 5 -4t und ist so nieder gehalten, daß es jedermann ermöglicht ist, daran teilzunehmen. Anmeldungen werden im Badischen Hof erbeten, wo auch das Programm zur gef. Einsicht aufliegt.
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und da auch etwas von den Bodenbeständen. Im Ausland begegnet der deutsche Roggen zwar der russischen Konkurrenz, aber anscheinend werden die deutschen Qualitäten vorgezogen, wenigstens konnten mehrfach Exportgeschäft zustande kommen. Für Lieferung zeigten sich Abgeber infolge der trockenen Witterung vorsichtig. In Hafer läßt der Bedarf sehr zu wünschen übrig, der Export stockt, und nur gute Ware ist zur Erfüllung früherer Abschlüsse gesucht. Für Futtergerste haben die Forderungen infolge besseren Bedarfs angezogen. Auch Mais fand bei etwas höheren Preisen mehr Beachtung.
8t. Landwirtschaftliche Berufsgenostenschast für den Schwarzwaldkreis. Bei der am 3. d. M. vorgenommenen Wahl der Mitglieder der Eenossenschaftsversammlung der Landwirtschaftlichen Berufsgenostenschaft für den Schwarzwaldkreis sind auf die Kalenderjahre 1913—1916 u. a. als Mitglieder gewählt: Dongus, Gottfried, Eemeindepfleger in Deckenpsronn, und Hanselmann, Ulrich, Schultheiß in Liebels- berg.
Der Arbeitsmarkt im April. Gegen den März hat sich die Lage des Arbeitsmarktes etwas gebessert und im allgemeinen ausreichend gestaltet. Die Mehrzahl der aus der deutschen Industrie vorliegenden Berichte bezeichnet den Geschäftsgang immer noch als zufriedenstellend. Auch die Maschinenindustrie hatte im allgemeinen gut zu tun, doch macht sich allmählich ein Mangel an Aufträgen für die Zukunft bemerkbar. Unbefriedigend ist der Beschäftigungsgrad in der Vaumwollindustrie und zum großen Teil in der Industrie der Holz- und Schnitzstoffe. Das Baugewerbe litt noch immer unter starkem Arbeitsmangel, doch macht sich allenthalben infolge der günstigen Jahreszeit eine Besserung bemerkbar. Die Einnahmen aus dem Güterverkehr der Eisenbahnen einschließlich Bayerns sind gegen den Monat März 1913 um 1,635 Millionen und gegen den April 1912 um 18,411 Millionen Mark gestiegen. Auf den Kilometer berechnet sich die Mehreinnahme auf 313 -4t oder 10, 72 Prozent.