Lehrgebäude 800 der Aufwand auf das Inventar 100 -K. Insgesamt Einahmen 22 051 -11, Ausgaben 37 037 -4t, Ab­mangel 11 986 -4t. (Fortsetzung folgt.)

scb. Mutmaßliches Wetter. Für Sonntag und Montag ist zumeist trockenes, mäßig warmes, aber auch zeitweilig trübes und mit vereinzelten Nieder­schlägen verbundenes Wetier zu erwarten.

Oberkollbach, 23. Mai. An Stelle des verstorbenen Eemeindepflegers Hackius wurde I. Stahl gewählt. Bis ein Fleifchfchauer eingelernt ist, wird die Fleischschau vorüber­gehend vom Hirsauer Fleischschauer versehen.

Wildbad, 23. Mai. Am Eiberg kam gestern ein Mann, als er den Hemmschuh einsetzen wollte, unter sein eigenes Fuhrwerk. Lebensgefährlich verletzt liegt er jetzt im Kran­kenhaus darnieder.

Württemberg.

Stuttgart, 23. Mai. Nach der Einführung und Bel­eidigung des anstelle Reihlings als neuer volkspartei­licher Proporzabgeordneter in den Landtag eingetretenen Kommerzienrats Haux-Ebingen fuhr die Zweite Kam­mer heute in derBeratung des Eisenbahnetats fort und hatte sich stundenlang mit Eingaben der ver­schiedenen Dienstkategorien zu beschäftigen. Aus der Menge der teils gar nicht verhandelten, teils zur Er­wägung oder Berücksichtigung überwiesenen Petitionen sind nicht weniger als 18 Eingaben des Stations- und Streckenpersonals zu erwähnen, ferner eine Eingabe der Eisenbahninvaliden um Vermehrung der ihnen zugäng­lichen Stellen. Hierfür traten besonders die Abgg. Hornung (S.), Erotz-Stuttgart (Z.), Keil (S.) und der Berichterstatter v. Kiene (Z.) ein, worauf der Antrag auf Berücksichtigung einstimmig angenommen wurde. Weitere Eingaben betrafen die Taglöhne, Wünsche der Stationshilssbeamten und der Haltepunktsvorsteher, so­wie des Lokomotivpersonals. Angenommen wurde u. a. ein Zentrumsantrag Groß, den Eisenbahnarbeitern die Differenz zwischen Lohn und Krankengeld auf die Dauer von 14 Tagen auszubezahlen. Sodann wandte sich die Debatte den Wünschen der Bahngärtner um etats­mäßige Anstellung zu. Schließlich versandete die Rede­flut in lokalen Wünschen der einzelnen Bezirksabge­ordneten um Verbesserung der baulichen Anlagen und um Vermehrung der Dienstwohnungen für Eisenbahn­unterbeamte und Arbeiter. Der Ministerpräsident und Präsident von Stieler gaben zumeist wohlwollenden Bescheid. Um )49 Uhr wurde die Weiterberatung auf morgen vormitt. 9 Uhr vertagt. Heute nachmitt, um 2 Uhr fanden sich die meisten Mitglieder der Zweiten Kammer im Hoftheater ein, wo sie die beiden Häuser unter Führung der Intendanz eingehend besichtigten.

Ehlingen, 23. Mai. In der Dreherei der Firma Dick warf ein 18jähriger Arbeiter mit einem scharfen Werkzeug nach einem gleichaltrigen Kameraden und verletzte ihn an der Schlagader des rechten Oberschenkels so schwer, daß dem Unglücklichen im Krankenhaus wahrscheinlich das Bein ab­genommen werden muß.

Göppingen, 23. Mai. Das Leuchtgas kostete hier in den letzten Jahren 20 Pfennig, das Nutzgas 16 Pfg. pro Kubikmeter. Die bürgerlichen Kollegien beschlossen nun gestern, den Easeinheitspreis successive in der Weise einzuführen, daß der Preis von Leuchtgas von 20 Pfg. ab . Juli ds. Js. auf 18 Pfg., vom 1. April 1914 ab auf 17 Pfg. und vom 1. April 1915 ab auf 16 Pfg., (dem künftigen Einheitspreis) herabgesetzt wird.

Göppingen, 23. Mai. Bei der Neuwahl des evangeli­schen Ortsschulrats wurde erstmals eine Frau in diesen ge­wählt. Es hat dies darin seinen Grund, weil vom 1. Juli d. I. an in der Fortbildungsschule Unterricht in der Haus­

wirtschaft und im Kochen erteilt wird. Nun ist's aber an der Zeit, einen Verein der Ortsschulrätinnen zu gründen!

Aalen, 23. Mai. Freiherr Georg von Wöllwarth begeht am 26. Mai mit seiner Gemahlin Emma geb. v. Breidenbach auf Schloß Schnaitheim das Fest der goldenen Hochzeit, woran 5 Kinder und eine Anzahl Enkel teilnehmen werden. Der Bräutigam ist 77, die Braut 69 Jahre alt. Herr von Wöllwarth ist heute noch als Mitglied der Ersten Kammer parlamentarisch tätig.

Eberhardzell (O.-A. Waldsee), 23. Mai. Beim Schleifen einer Sägeplatte hat der jung verheiratete Sägwerksbesitzer Adalbert Stöckler vor etwa Jahresfrist einen Schädelbruch erlitten. Seither kränkelte er. Sein Zustand verschlimmerte sich und er ist jetzt an den Folgen des damaligen Unglücks- falls gestorben.

Ans Welt nn- Zeit.

Straßburg, 22. Mai. Unter starker Beteiligung des Hauses begann heute in der Zweiten Elsüßischen Kammer die Beratung der von allen Parteien eingebrachten Inter­pellationen über die geplanten Ausnahmebestimmungen der elsaß-lothringischen Regierung. Die Interpellation des Zen­trums wurde begründet von dem Abgeordneten Hauß, der scharf gegen die geplanten Maßnahmen Protest erhob. Für die Lothringer sprach Abgeordneter Labroise, im Namen der Sozialdemokraten Peirotes und für die Liberalen Wolf, die alle ziemlich scharfe Töne gegen die Regierung fanden. Dar­auf beantwortete llnterstaatssekretär Mandel die Interpel­lationen. Seine Ausführungen, die oft von großer Unruhe und Gelächter unterbrochen wurden, gipfelten darin, daß das gefährdete Deutschtum in den Reichslanden die Aus­nahmebestimmungen notwendig mache. Der Abgeordnete Wetterle, der einen heftigen Zwischenruf machte, wurde zur Ordnung gerufen. Die auf Antrag des Zentrums unter­nommene Besprechung der Interpellationen leitete namens des Zentrums Abgeordneter Hackspill ein. Ihm folgten Abg. Wiemer (lothr. Block) und Abg. Emmel (Soz.), und auch Abg. Dr. Bromm läßt sich, wie die vorherigen Redner, zu scharfen Aeußerungen Hinreißen. Der Staatssekretär Zorn von Bulach, der durch die Debatten sehr erregt ist, bemerkt, man habe ihn persönlich beleidigen wollen. Er wird fort­während unterbrochen. Nachdem noch der Abg. Wetterle nochmals seine Stellungnahme verteidigt hat, wird eine Resolution angenommen, in der die Kammer die Erklärun­gen der Regierung aufs schärfste mißbilligt und die Er­wartung ausspricht, daß der Reichstag eine Vorlage auf Ausnahmebestimmungen ablehnen möge.

Berlin, 23. Mai. Die Budgettymmission des Reichstages nahm heute nach kurzer Debatte eine fortschrittliche Reso­lution auf Abänderung des Gesetzes vom 18. Februar 1888, betreffend die Unterstützung von Familien in den Heeres­dienst eingetretener Mannschaften, an. Es lag eine Reihe weiterer Resolutionen vor, die die Militärverwaltung auf­fordern, die größte Sparsamkeit walten zu lassen. Ein Zen­trumsantrag fordert größte Sparsamkeit bei allen Maßnah­men unter Ausschluß des Parademäßigen und des Luxus; nur die Kriegstüchtigkeit des Heeres soll erhalten bleiben. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Weiter be­antragt die Fortschrittliche Volkspartei eine Bekämpfung der Soldatenmißhandlungen, besonders durch die Reform des militärischen Beschwerderechts, sowie eine Revision des ehren­gerichtlichen Verfahrens gegen Offiziere. Die Volkspartei beantragt im einzelnen die Einführung einer einheitlichen Uniform und den Ersatz aktiver Offiziere durch inaktive für solche Stellen, die keine Felddiensttauglichkeit beanspruchen, sowie schließlich eine Reform des Pensionierungswesens. Die Resolution, soweit sie die Einführung einer einheitlichen Uniform fordert, wurde einstimmig angenommen, die beiden anderen Punkte dagegen mit einer Mehrheit gegen die Kon­

servativen angenommen. Die Kommission stimmte sodann der Aenderung des Mannschaftenversorgungsgesetzes gegen die Stimmen der Sozialdemokraten zu. Dadurch wird die laufende Zivilversorgungsentschädigung von 12 auf 20 -4t monatlich und die einmalige Eeldabfindung von 1500 auf 3000 -4t erhöht. Verzichtet der Unteroffizier auf den Zivil­versorgungsschein, so erhält er neben der Dienstprämie (nach 12jähriger Dienstzeit) von 1500 -4t noch eine Abfindung von 3000 -4t, also insgesamt 4500 -4t. Die Budgetkommission hat damit die eigentliche Militärvorlage in erster Lesung er­ledigt. Sie ging dann zum Ergänzungsetat über, in dem die Forderungen der Militärverwaltung einzeln aufgeführt sind. Einige Tage der nächsten Woche werden über die Ein­zelberatungen noch hingehen.

Berlin, 23. Mai. Der japanischen Botschaft in Berlin ist die Nachricht zugegangen, daß die Meldung von dem Tode des an einer Lungenentzündung erkrankten Kaisers von Japan unrichtig sei.

Berlin, 23. Mai. Der elfwöchige Kampf im Maler­gewerbe ist beendet, nachdem sich sowohl Arbeitgeber wie Arbeitnehmer für Annahme des Schiedsspruches erklärt ha­ben. Am 26. wird die Arbeit wieder ausgenommen.

Wien, 23. Mai. Bei der Abendvorstellung im hiesigen Zirkus Busch stürzte eine drei Meter über der Manege hängende Eisenbrücke herunter. Von den in der Manege befindlichen Arbeitern wurde einer töd­lich und zwei schwer verletzt. Vom Publikum wurden drei Personen, darunter eine Frau, verletzt. Die Vor­stellung wurde abgebrochen.

Rom, 23. Mai. Dem Direktor des Museums in Boston, Lurtis, ist im Eisenbahnzug auf der Strecke PistojiBologna eine Brieftasche mit 100 000 Franks gestohlen worden.

Paris, 23. Mai. Nach Berichten mehrerer Blätter arte­ten die im 122. Infanterieregiment vorgekommenen militä­rischen Kundgebungen in eine sehr ernste Meuterei aus. Ein Major packte den Hornisten, der das Signal gegeben hatte, und warf ihn zu Boden. Ein Soldat stürzte sich auf den Offizier, worauf dieser das Gewehr eines Wachpostens er­griff und den Angreifer mit einem Kolbenhieb zu Boden streckte. 8 Unteroffiziere eilten mit aufgepflanztem Bajonett herbei und drängten die Meuterer zurück. Es entspann sich ein Handgemenge, das an drei Viertelstunden dauerte. D-'r Meuterer hatten sich des Schlüssels des Pulvermagag.ns be­mächtigt, doch gelang es, ihnen diesen wieder zu entreißen. Die Haupträdelsführer, 27 an der Zahl, wurden festgenom­men und in den Arrest abgeführt. Der Oberst hielt eine Ansprache an das Regiment, in der er sagte, er müsse seine Entrüstung und seine Betrübnis über die Vorkommnisse aus­sprechen. Soldaten dürften sich nicht in dem Augenblick, wo das Ausland alle erforderlichen Opfer bringe, gegen die Gesetze ihres Landes auflehnen. Die Untersuchung hat er­geben, daß einer der Haupträdelsführer der Meuterer ein dem Allgemeinen Arbeiterverband angehöriger Soldat war, ein anderer ein Lehrer ist, der als Offiziersaspirant der Reserve dient. Unter den übrigen Rädelsführern sollen sich 10 Korporale befinden. Es heißt, daß heute 20 der Meuterer nach Montpellier gebracht und vor ein Kriegsgericht gestellt werden sollen.

Konstantinopel, 22. Mai. Das Urteil gegen die Mörder des Deutschen (Württembergers) Fritz Unger von Haifa ist nunmehr vom Justizministerium bestätigt. Die Akten sind zur Vollstreckung der Staatsanwaltschaft am Appellgericht Beirut übermittelt. Wie erinnerlich, hatte das Gericht von Tripolis am 30. November 1912 die beiden Haupttäter wegen Totschlags zu 15 Jahren Zuchthaus, die übrigen wegen Bei­hilfe zu 4 und 3 Jahren Zuchthaus verurteilt.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckeiei.

Das Wirtshaus im Spessart.

15) Erzählung von Wilhelm Hauff.

Bei diesen Worten schüttelte er das Geld in seiner un­geheuren Tasche untereinander, und es klang wieder wie diese Nacht im Traum. Aber Peters Herz zuckte ängstlich und schmerzhaft bei diesen Worten, es wurde ihm kalt und warm, und der Holländer Michel sah nicht aus, wie wenn er aus Mitleid Geld wegschenkte, ohne etwas dafür zu ver­langen. Es fielen ihm die geheimnisvollen Worte des alten Mannes über die reichen Menschen ein, und von unerklär­licher Angst und Bangigkeit gejagt, rief er:Schön Dank, Herr! Aber mit Euch will ich nichts zu schaffen haben, und ich kenn' Euch schon," und lief, was er laufen konnte. Aber der Waldgeist schritt mit ungeheuren Schritten neben ihm her und murmelte dumpf und drohend:Wirst's noch bereuen, Peter, auf deiner Stirne steht's geschrieebn, in deinem Auge ist's zu lesen; du entgehst mir nicht. Lauf nicht so schnell, höre nur noch ein vernünftig Wort, dort ist schon meine Grenze." Aber als Peter dies hörte und unweit vor sich einen kleinen Graben sah, beeilte er sich nur noch mehr, über die Grenze zu kommen, so daß Michel am Ende schneller laufen mußte und unter Flüchen und Drohungen ihn verfolgte. Der junge Mann setzte mit einem verzweifelten Sprung über den Graben, denn er sah, wie der Waldgei stmit seiner Stange ausholte und sie auf ihn niederschmettern lassen wollte; er kam glücklich jenseits an, und die Stange zersplitterte in der Luft wie an einer un­sichtbaren Mauer, und ein langes Stück fiel zu Peter herüber.

Triumphierend hob er es auf, um es dem groben Hol­

länder Michel zuzuwerfen; aber in diesem Augenblick fühlte er das Stück Holz in seiner Hand sich bewegen, und zu seinem Entsetzen sah er, daß es eine ungeheure Schlange sei, was er in der Hand hielt, die sich schon mit geifernder Zunge und mit blitzenden Augen an ihm hinaufbäumte. Er ließ sie los, aber sie hatte sich schon fest um seinen Arm gewickelt und kam mit schwankendem Kopfe seinem Gesicht immer näher; da rauschte auf einmal ein ungeheurer Auerhahn nieder, packte den Kopf der Schlange mit dem Schnabel, erhob sich mit ihr in die Lüfte, und Holländer Michel, der dies alles von dem Graben aus gesehen hatte, heulte und schrie und raste, als die Schlange von einem Eewaltigern entführt ward.

Erschöpft und zitternd setzte Peter seinen Weg fort; der Pfad wurde steiler, die Gegend wilder, und bald fand er sich an der ungeheuren Tanne. Er machte wieder wie gestern seine Verbeugungen gegen das unsichtbare Elasmännlein und Hub dann an:

Schatzhauser im grünen Tannenwald,

Bist schon viel hundert Jahre alt.

Dein ist all Land, wo Tannen stehn,

Läßt dich nur Sonntagskindern sehn."

Hast's zwar nicht ganz getroffen, aber weil du es bist, Kohlenmunkpeter, soll es so hingehen." sprach eine zarte, feine Stimme neben ihm. Erstaunt sah er sich um, und unter einer schönen Tanne saß ein kleines, altes Männ­lein, in schwarzem Wams und roten Strümpfen, und den großen Hut auf dem Kopfe. Er hatte ein feines, freund­liche? Eesichtchen und ein Bärtchen, so zart wie aus Spinn­weben; er rauchte, was sonderbar anzusehen war, aus einer

Pfeife von blauem Glas, und als Peter näher trat, sah er zu seinem Erstaunen, daß auch Kleider, Schuhe und Hut des Kleinen aus gefärbtem Glas bestanden; aber es war geschmeidig, als ob es noch heiß wäre, denn es schmiegte sich wie ein Tuch nach jeder Bewegung des Männleins.

Du hast dem Flegel begegnet, dem Holländer Michel?" sagte der Kleine, indem er zwischen jedem Worte sonder­bar hüstelte.Er hat dich recht ängstigen wollen, aber sei­nen Kunstprügel habe ich ihm abgejagt, den soll er nimmer wieder kriegen."

Ja, Herr Schatzhauser," erwiderte Peter mit einer tiefen Verbeugung,es war mir recht bange. Aber Ihr seid wohl der Herr Auerhahn gewesen, der die Schlange totgebissen; da bedanke ich mich schönstens. Ich komme aber, um mich Rats zu holen Lei Euch; es geht mir gar schlecht und hinderlich: ein Kohlenbrenner bringt es nicht weit, und da ich noch jung bin, dächte ich doch, es könnte noch was Besseres aus mir werden; und wenn ich oft andere sehe, wie weit die es in kurzer Zeit gebracht haben: wenn ich nur den Ezechiel nehme und den Tanzbodenkönig; die haben Geld wie Heu."

Peter," sagte der Kleine sehr ernst und blies den Rauch aus seiner Pfeife weit hinweg;Peter, sag' mir nichts von diesen. Was haben sie davon, wenn sie hier ein paar Jahre dem Schein nach glücklich und dann nachher desto unglücklicher sind? Du mußt dein Handwerk nicht verachten; dein Vater und Großvater waren Ehrenleute und haben es auch getrieben, Peter Munk! Ich will nicht hoffen, daß es Liebe zum Müßiggang ist, was dich zu mich führt!"

(Fortsetzung folgt.)