Baeuchle: Es liegt keine Notwendigkeit sur die Erhöhung vor. darum stimme ich dem Antrag Wagner nicht zu. Erst vor wenigen Jahren haben wir die Kaspreise festgesetzt, und die Bürgerschaft würde eine Heraufsetzung sicherlich verurteilen. Ablehnend ver­halten sich außerdem Bc-A.-M. Zahn. Zügel, Eisenmann, E.-R. Schoenlen, B.-A.-M. Essig, der Vorsitzende und Stadtpfleger Dreher. Die Begründung des Antragstellers wird anerkannt, bezgl. der Kohlenpreissteigerung aber darauf hingewiesen, daß die Zugehörigkeit des hiesigen Gaswerks zur Eas- werksvereinigung eine größere Preissteigerung ver­hütet hat und daß selbst in größeren Städten dazu über­gegangen wird, die Easpreise herabzusetzen. Der mit dem Gas noch viel eher als mit Elektrizität zu er­zielenden Vermehrung der Anschlüsse, da namentlich in kleineren Haushaltungen Gas verwendet wird, sollte nicht durch Verteuerung des Easbezugs entgegengewirkt werden, denn die Erhöhung würde gerade auch die kleinen Leute treffen, die an die paar Mark eben Hin­sehen müssen und sich dann neue Anschlüsse schwerer Herstellen lassen. In Tuttlingen, Freudenstadt, Nür­tingen werden auch 16 Pfg. bezahlt. Die Debatte wurde sehr lebhaft, besonders zwischen E.-R. H. Wag­ner und B.-A.-M. Zügel; Letzterer hatte in seinen Ausführungen davon gesprochen, eher die Elektrizitäts­preise zu erhöhen, dadie Großen" Elektrizität ver­wenden und auch bezahlen können. Das veranlaßtr E.-R. H. Wagner zu der Entgegnung, daßdie Großen" nicht an einen Ort gebunden seien! Die Abstimmung über den Antrag H. Wagner wird bis zur Durchberatung des Voranschlags der anderen Städt. Werke zurllckgestellt. (Schluß folgt.)

Zwei große Lose der zweiten Preußisch-Süddeutschen (228. Königlich Preußischen) Klassenlotterie sind heute vormittag, am fünften Ziehungstage, herausgekommen. Sie fielen auf die Nummer 227 705. In der Abteilung 1 ist der Gewinn von 500 000 -lt nach Schiefelbein, in der Abteilung 2 der Gewinn in der gleichen Höhe nach Viersen gekommen. Auch bei der 1. Preußisch-Süddeutschen Klaffenlotterie, im Novem­ber vorigen Jahres, kamen die großen Lose in beiden Ab­teilungen in preußische Städte, und zwar nach Frankfurt a. M. und nach Essen. In letzterer Stadt waren es nament­lich Arbeiter und Unterbeamte, die Fortuna mit ihrem Segen beglückte. In der gestrigen Vormittagsziehung wurde weiter ein Gewinn von 150 000 -A gezogen, er fiel auf Nr. 20 510 und kam in der ersten Abteilung nach Striegau, in der zwei­ten Abteilung nach Köln.

Zur Nationalspende. Die von der katholischen Seite ausgehenden Sammlungen haben, wie dasD. Volksbl." mit­teilt, bei der Bistumspflege in Rottenburg die Höhe von rund 60 0000 -K erreicht.

scb. Mutmaßliches Wetter. Für Samstag und Sonntag ist zu Gewittern geneigtes, vielfach be­wölktes, aber vorherrschend trockenes und warmes Wetter zu erwarten.

X Zavelstein, 15. Mai. Am Pfingstsonntag nach­mittag ereignete sich hier ein Vorfall, der den schlimm­sten Ausgang hätte nehmen können. Aus Heilbronn hergewanderte Touristen, zwei jüngere Leute, bestiegen u. a. auch den Turm der Ruine. Der eine davon machte dann Anstalt, das umliegende Gelände photo­graphisch aufzunehmen. Dabei war er beim Auswählen günstiger Belichtung so unvorsichtig, daß er über die 30 Meter hohe Mauer abstürzte. Zum großen Glück fiel er auf seinen Rucksack, sodaß er mit einem ordentlichen Loch im Kopf noch davonkam. Die Sache hätte ziemlich lebensgefährlich werden können.

Württemberg.

Stuttgart, 15. Mai. Die Zweite Kammer nahm heute nachmittag nach kurzer Pfingstpause ihre Arbeiten wieder auf und begann die Beratung des Eisenbahnetats. Der Berichterstatter Dr. v. Kiene (Ztr.) zeichnete in zwei­stündiger Rede ein Bild von dem Stand unserer Eisenbahnen und ihrer finanziellen Verhältnisse. Er hob die Notwendig­keit hervor, den Güterverkehr, als die stärkste Einnahmequelle, zu steigern. Dieser Verkehr habe unter den starken Um­leitungen, die bis zu 30 Prozent des Weges betragen, zu leiden, was ein unlauterer Wettbewerb sei und im Wider­spruch mit der Reichsverfassung stehe. Der Referent stellte daher den Antrag, als äußerst zulässige Umleitungsgrenze nur 10 Prozent des Weges zuzulassen. Er beantragte ferner, Württemberg durch Beschleunigung der Schnellzüge einen ent­sprechenden Anteil am Durchgangsverkehr von Nord nach Süd zu sichern und sprach den Wunsch aus, daß die Worte des Prinzregenten von Bayern, wonach die einzelstaatlichen In­teressen nicht auf die Spitze getrieben werden sollten zum Schaden der Nachbarstaaten und des Reiches, ein freudiges Echo finden. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker kon­statierte, daß das Jahr 1912 einen Ueberschuß von 26 Mil­lionen gebracht habe. Das Jahr 1913 werde allerdings kaum erheblich größere Ueberschüsse aufweisen. Nicht im Durch­gangsverkehr, sondern im Binnenverkehr liege der Schwer­punkt unserer Verkehrseinnahmen. Den internationalen Durchgangsverkehr suche die Eisenbahnverwaltung nach Mög­lichkeit zu fördern und sie finde in Berlin seit einiger Zeit wesentlich größeres Entgegenkommen. Die große Zahl der Stationen beweise, daß die Eisenbahnverwaltung den Be­dürfnissen des Publikums aufs weiteste entgegenkomme. Die Verbesserungen in den Dienst- und Ruhezeiten seien in vollem Umfang durchgeführt. Durch Elektrisierung der Staatsbahnen würden nach der jetzigen Lage der Dinge finanzielle Vorteile nicht erzielt werden. Er könne versichern, daß über die Kräfte des Landes hinaus die Eisenbahnverwaltung die Steuerkräfte für die Zukunft nicht in Anspruch nehmen werde. Roth- Stuttgart (Vpt.) erklärte, die württembergischen Bahnen seien nicht so unrentabel und schlecht, wie dies zuweilen dargestellt werde, und sprach sich für die Schaffung eines besonderen Verkehrsministeriums, jedoch ohne Vermehrung der Zahl der Ministerien, aus. Hierauf wurde die Weiterberatung auf morgen vertagt.

Stuttgart, 15. Mai. Der gestern zusammengetretene Finanzausschuß der Ersten Kammer beantragt zu der Novelle für die Zivilliste des Königs Zustimmung, wie sie die Zweite Kammer bereits erteilt hat.

Stuttgart, 16. Mai. Heute früh X>7 Uhr wurde beim Burgholzhof über Cannstatt das.Zeppelinluftschiff Sachsen gesichtet, wo es längere Zeit kreuzte und sich dann dem Bis­marckturme zu nach der Solitüde entfernte. Es hatte die Teilnehmer des Prinz-Heinrich-Flugs auf ihrer Aufklärungs­fahrt von Karlsruhe hierher begleitet. Bald darauf erschien auch eine ganze Anzahl Ein- und Doppeldecker, die teils über den Vismarckturm, teils über den Burgholzhof dem Cannstatter Wasen zuflogen. Eine große militärische Uebung wurde, mit der Ausdehnung bis nach Ludwigsburg, abgehal­ten, die die Flieger zu erkunden hatten. Die meisten Flieger entfernten sich sofort wieder in der Richtung nach Ludwigs­burg. Auch von Stuttgart aus waren mehrere Aeroplane, teilweise in großer Höhe, am westlichen und nördlichen Rande des Talkessels wahrzunehmen. Nachdem der Zeppelinkreuzer hier außer Sicht gekommen war, kreuzte er noch längere Zeit in der Gegend von Ludwigsburg.

Stuttgart, 15. Mai. Die württembergische Handwerks­kammerkonferenz, welche am 14. d. M. unter dem Vorsitz des Buchbindermeisters und Stadtrats Rothenhöfer tagte, be­schloß, die Abhaltung des von den 4 Handwerkskammern

Württembergs geplanten allgemeinen Handwerkertages auf Sonntag, den 15. Juni d. I., festzusetzen. Für die Tages­ordnung sind vorgesehen: Die Tätigkeit der Handwerkskam­mern, Reform des öffentlichen Submissionswesens und die Errichtung von Handwerker-Erholungsheimen.

Fellbach, 15. Mai. Auf dem Kappelberg fanden gestern zwei Knaben im Gebüsch die vollständige Uniform eines In­fanteristen. Dem Anschein nach hat der Eigentümer der Uni­form diese mit einem Zivilanzug vertauscht, um dem Sol­datenleben Adieu zu sagen. Dem Aussehen der Uniform nach gehört sie keinem württembergischen Regiment an.

Neckarsulm, 15. Mai. Wie der Marokko-Mannesmann- Compagnie in Hamburg telegraphisch aus Marrakesch mit­geteilt wird, legte am 3. Mai d. I. ein Neckarsulmer Motor­wagen (8/24 s-sp Vierzylinder) als erster deutscher Wagen die zirka 270 Kilometer betragende Strecke von Casablanca nach Marrakesch in 6 Stunden zurück, was insofern großes Aufsehen erregte, als man bisher zu Pferd oder Maultier auf den schlechten Straßen 4 bis 5 Tage brauchte. Da es der erste deutsche Motorwagen ist, der diese Leistung in Ma­rokko vollbrachte, so bedeutet diese Tatsache für die württem­bergische Industrie eine ehrende Leistung.

Göppingen, 15. Mai. Der Verein für ländliche Wohlfahrtspflege in Württemberg und Hohenzollern hatte hier gestern seine Hauptversammlung, die gut be­sucht war. Aus dem in der Mitgliederversammlung vormittags vom Vorsitzenden, Regierungsrat Frhr. v. S o d e n - Tübingen besprochenen Geschäftsbericht des Pfarrers Kappus-Gönningen geht hervor, daß der Verein seit 1. Jan. d. I. eine eigene Geschäftsstelle (Sitz Tübingen) hat und sich überaus vorteilhaft ent­wickelte. Der Verein zählt jetzt 208 körperschaftliche und 1106 persönliche, zusammen 1314 Mitglieder. Die neu eingeführte Rekrutenfürsorge, als ein Stück ländlicher Jugendpflege, fiel auf einen dankbaren Boden. Auf dem Gebiete der Bildkunst (Ausmerzung der Schundbilder und Postkarten) wurde durch die letzte Ausstellung viel erreicht, die nach 12 Jahren mit einer neuen Bilderserie wiederholt werden soll. Ee- meindehausbauten wurden in Loffenau und Ebhausen errichtet und in Gönningen ist die Pfarrscheuer zu einem Saal mit zwei Vereinszimmern ausgebaut wor­den. Der Ratgeber für schwäbische Ortsbüchereien ist sehr beliebt und wirkungsvoll. Das zweite größere Unternehmen war der Kurs für ländliche Wohlfahrts­pflege, der vom 30. September bis 5. Oktober in Tü­bingen stattfand. So habe der Verein wiederum viel zur segensvollen Entwicklung des Landvolkes getan. Bekanntgegeben wurde, daß der Perein auf der Hygiene- ausstellung in Stuttgart die ländliche Krankenpflege darstellen will. Aus geschäftlichen Gründen wurde das Kartellverhältnis mit dem Äund für Heimatschutz auf­gelöst. Die Herausgabe eines Vo l k s l i ed e r b uchs soll im nächsten Jahre betrieben und möglicherweise vollführt werden. Es wird dabei auf die Mitarbeit sämtlicher schwäbischen Lehrer gerechnet, die die Volks­bräuche usw. am besten kennen lernen. Die Kasse wurde ohne Anstand abgehört. Das Vereinsvermögen beträgt jetzt in sicheren Papieren rund 40 000 -K. Die Ein­nahmen und Ausgaben balancieren im Voranschlag für 1913 mit 8990 oK (12 044 im Vorjahr). Der Ver­einsbeitrag von 2 deckt gerade die Kosten für die Vereinszeitschrift, höhere Beiträge sind daher notwendig. Auf die ländliche Bauweise wird im nächsten Jahr ebenfalls ein besonderes Augenmerk gerichtet. Die Frau soll mehr zur Mitarbeit an den Dereinsaufga- ben herangezogen werden. Ferner soll der Ausschuß Mittel und Wege ins Auge fassen, Sie dazu dienen, den moralisch und wirtschaftlich schädigenden Beleidi-

Das Wirtshaus im Speffart.

8) Erzählung von Wilhelm Hauff.

Als aber seine Brüder erfuhren, daß ihr Bruder Kuno schwer daniederliege, hielten sie ein fröhliches Bankett, und im Weinmut sagten sie sich zu, wenn der dumme Kuno sterbe, so solle der, welcher es zuerst er­fahre, alle Kanonen lösen, um es dem andern anzu­zeigen, und wer zuerst schieße, solle das beste Faß Wein aus Kunos Keller vorweg nehmen dürfen. Wolf ließ nun von da an immer einen Diener in der Nähe Wache halten, und der kleine Schalk bestach sogar einen Diener Kunos mit vielem Geld, damit er es ihm schnell an- zeige, wenn sein Herr in den letzten Zügen liege.

Dieser Knecht aber war seinem milden und from­men Herrn mehr zugetan, als dem bösen Grafen von Schalksberg. Er fragte also eines Abends Frau Feld- heimerin teilnehmend nach dem Befinden seines Herrn, und als diese sagte, daß es ganz gut mit ihm stehe, erzählte er ihr den Anschlag der beiden Brüder, und daß sie Freudenschüsse tun wollten auf des Grafen Kunos Tod. Darüber ergrimmte die Alte sehr. Sie erzählte es flugs wieder dem Grafen, und als dieser an eine so große Lieblosigkeit der Brüder nicht glauben wollte, so riet sie ihm, er solle die Probe machen und aussprengen lassen, er sei tot, so werde man bald hören, ob sie kanonieren, ob nicht. Der Graf ließ den Diener, den sein Bruder bestochen, vor sich kommen, befragte ihn nochmals und befahl ihm, nach Schalksberg zu

reiten und sein nahes Ende zu verkünden.

Als nun der Knecht eilends den Hirschberg herab­ritt, sah ihn der Diener des Grafen Wolf von Zollern, hielt ihn an und fragte, wohin er so eilends zu reiten Willens sei.Ach," sagte dieser,mein armer Herr wird diesen Abend nicht überleben, sie haben ihn alle aufgegeben."

So? ist's um diese Zeit?" rief jener, lief nach seinem Pferd, schwang sich auf und jagte so eilends nach Zollern und den Schloßberg hinauf, daß sein Pferd am Tore niederfiel, und er selbst nur nochGraf Kuno stirbt!" rufen konnte, ehe er ohnmächtig wurde. Da donnerten die Kanonen von Hohenzollern herab, Graf Wolf freute sich mit seiner Mutter über das gute Faß Wein und das Erbe, den Teich, über den Schmuck und den starken Widerhall, den seine Kanonen gaben. Aber was er für Widerhall gehalten, waren die Kanonen von Schalksberg, und Wolf sagte lächelnd zu seiner Mutter:So hat der kleine Schalk auch einen Spion gehabt, und wir müssen auch den Wein gleich teilen wie das übrige Erbe." Dann aber saß er zu Pferd, denn er argwohnte, der kleine Schalk möchte ihm zuvor­kommen, und vielleicht einige Kostbarkeiten des Ver­storbenen wegnehmen, ehe er käme.

Aber am Fischteich begegneten sich die beiden Brü­der, und jeder errötete vor dem andern, weil beide zu­erst nach Hirschberg hatten kommen wollen. Von Kuno sprachen sie kein Wort, als sie zusammen ihren Weg fortsetzten, sondern sie berieten sich brüderlich, wie man es in Zukunft halten wolle, und wem Hirschberg ge-

ören solle. Wie sie aber über die Zugbrücke und in rn Schlotzhof ritten, da schaute ihr Bruder wohlbehal- m und gesund zum Fenster heraus; aber Zorn und nmut sprühten aus seinen Blicken. Die Brüder er- jraken sehr, als sie ihn sahen, hielten ihn anfänglich ir ein Gespenst und bekreuzten sich; als sie aber sahen, er noch Fleisch und Blut habe, rief Wolf:Ei, so ollt' ich doch! Dummes Zeug, ich glaubte, du wärest

rstorben." . < , , , .

Nun, aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sagte der leine, der mit giftigen Blicken nach seinem Bruder inaufschaute.

Dieser aber sprach mit donnernder Stimme:Von :eser Stunde an sind alle Bande der Verwandtschaft vischen uns los und ledig. Ich habe eure Freuden- hüsse wohl vernommen; aber sehet zu, auch ich habe ins Feldschlangen hier auf dem Hof stehen, und habe e euch zu Ehren scharf laden lassen. Machet, daß ihr us dem Bereich meiner Kugeln kommt, oder ihr sollt cfahren, wie man auf Hirschberg schießt." Sie ließen ; sich nicht zweimal sagen, denn sie sahen ihm an, wie cnst es ihm war; sie gaben also ihren Pferden die iporen und hielten einen Wettlauf den Berg hinunter, nd ihr Bruder schoß eine Stückkugel hinter ihnen her, ie über ihren Köpfen wegsauste, daß sie beide zugleich ine tiefe und höfliche Verbeugung machten; er wollte e aber nur schrecken und nicht verwunden.Warum ast du denn geschossen?" fragte der kleine Schalk ^un- mtig.Du Tor, ich schoß nur, weil ich dich hörte.

(Fortsetzung folgt.)