Der Krieg zur See.

' Madrid, 10. Juni. Das Amtsblatt veröffentlicht ein Dekret betr. die Beschlagnahme der spanischen Han­delsflotte, deren Betrieb ausschließlich der Verfrachtung dem VolkAvohle unentbehrlicher Erzeugnisse Vorbehalten bleibt.

Schiffsunfälle.

Rotterdam, 8. Juni.Maasbode" meldet: Der Amerikanische DampferO. B. Jennigs" (10 290 BRT.) tst am 24. März an der englischen Käste mit dem eng­lischen DampferWar Knight" (7581 BRT.) zusammen­gestoßen. 37 Personen sind bei dieser Gelegenheit ums ' Leben gekommen. Weiteres über das Schicksal dieser Schiffe wird nicht gemeldet. Der englische DampferBa­sel" (8223 BRT.) ist nach einem Zusammenstoß mit dem DampferMargaux" gesunken. Der englische Damp­ferAlcinous" (6743 BRT.) ist durch Zusammenstoß mit dem DampferArtemis" schwer beschädigt worden. Der englische DampferAntener" (10 319 BRT.) ist nachdem er im Mittelländischen Meer torpediert worden war, schwer beschädigt in den Hafen von Algier einge­laufen. Der englische DampferDomodocus" (6689 BRT.) ist schroer beschädigt in Malta eingelauHest.

Neues vom Lage.

Die Engländer in Nord-msMNd.

Berlin, 10. Juni. Das rumänische BlattSteagul" bringt einen Artikel, überschriebenDer englische Keil in Rußlands Rippe", in dem u. a. ausgesührt wird, daß die englische Expedition an der Mnrmanküste sich dort festsetzte, angeblich um den einzigen Ausgang zum Meer, der dem nordischen Koloß geblieben war, zu hüten und die Verbindung zwischen Rußland und den Westmächten zu sichern. Nach und nach sind die Engländer tat­sächliche HerrenNordrußlands und siiner wichtigen Häfen anc Weißen Meer geworden. Der englisches Kom­mandant, der fein Hauptquartier in Alexandrowsk ein­gerichtet hat, übt an der ganzen Küste feine Diktatur aus. Der ganze Handel geht durch englische Hände. Nordrußland ist zu einer englischen Kolonie geworden.

Berlin, 10. Juni. DieNordd. Atlg. Ztg." schreibt: England schafft sich über den russischen Hasen Alexan- browsk und die Murmanbahn als Kopf einen neuen Re- serveweg nach Indien, da infolge der Siege der Mittel­mächte an der Ostfront und der Bestimmungen des Brester Friedens die Erfolge Großbritanniens in Mesopotamien und Palästina vollkommen in Frage gestellt werden. Tie Bedeutung des neuen indischen Wegs liege in der Um­gehung Mitteleuropas. Dieser Weg ist kürzer als irgend­einer der bisher verfügbaren und befindet sich, soweit der Landweg in Betracht komme, vollkommen in der Hand Englands, wenn die Freundschaft mit Großrußland unangetastet bleibe. Die neue Linie geht über Orenburg durch Turkestan aus Taschkent, Samara und Kokänd zu, also unmittelbar vor die Tore Indiens. Zweifellos ist die Absicht Englands, unsere Landwege nach Ostasien, insbesondere nach China, zu erschweren. Es ist notwendig, die Machenschaften Englands an feinem neuen indischen Reserveweg mit Aufmerksamkeit At verfolgen.

Das preußische Wahlrecht.

Berlin, 10. Juni. Das Parteiabkommen über das. preußische Wahlrecht kann nach demBerl. Lokalanzg." im wesentlichen als abgeschlossen gelten. Der Entwurf des Abkommens sehe vor, daß eine Aus atz stimme für Alter und eine zweite für 10jährige Selbständigkeit im Beruf oder 10jährige ehrenamtilche Tätigkeit ab­gegeben werde. Ferner sollen die Sicherungsanträge an­genommen werden, daniit die konfessionellen des,Zen- trums und' bei der Vorlage auf Abänderung der Ver­fassung ein Sicherungsantrag auf Durchzählung beider Häuser bei Finanzgesetzen.

Die Repräsentation des Reichstagspräsidenten.

Berlin, 10. Juni. Wie in Abgeordnetenkreifen verlautet, soll dem ersten Präsidenten des Reichstags tzlue Entschädigung von 50000 Mark für das Jahr verwilligt werden. Die Vizepräsidenten weä>en keine besonderen Repräsentationsgelder beziehen.

Ter neue Präsident Konstantin Fehrenbach ist pm 11.. Januar 1852 in Wellendingen (Baden) als Sohn eines Volksfchullehrers geboren. Er studierte zu­erst kath. Theologie und wandte sich dann dem Rechts­studium zu. Als Rechtsanwalt" ließ er sich in Frci- burg i. B. nieder. Schon 1884 wurde er in die Stadt­vertretung gewählt, feit 1895 ist er Stadtrat. 1885 bis 87 gehörte er der Zweiten Kämmer Badens an, ln die cr 1901 zum zweiten. Mal gewählt wurde, von 1907 bis 1909 war er Präsident der Kämmer. Seit 1903 ver­tritt er den Wahlkreis Lahr-Ettenheim im Reichstag.

Ans : ' » Parteileben.

Berlin, 10. Juni. Im Z Mralausschuß der Fortschr. Volks- parier sprach der Vizekanzler v. Payer der Partei seinen Dank aus für das Vertrauen, das sie - m in seiner parla­mentarischen Tätigkeit, so auch in seiner jetzigen amtlichen Stel­lung entgcgengsbrncht habe. Er gab eine kurze Schilderung seines jetzigen Arbeitsfelds und reihte daran einen Ueberblick über die politische Lage. Mit der Einlösung des Versprechens aus Gewährung des gleichen Wahlrechts in Preußen stehe und falls er. Einstimmig wurde eine Entschließung angenommen dahingehend, daß, wenn das Abgeordnetenhaus weiter bei seinem Widerstand verharre, es ohne weitere Verzögerung aufzulösen sei.

Dresden, 10. Juni. In der Landesoersammlung der sächsischen sozialdemokratischen Partei wurde mitgeteilt, daß die Mitglieder­zahl von 177 000 im Jahrs 1914 auf 23 000 im Jahre 1918 zzurückgeganaen ist. Etwa 70 000 Mitglieder feien im Heeres- dienst und Organisationen mit rund 62 000 Mitgliedern pien zu den unab' Sozialisten -tibergegangen.

Wühlarbeit der Entente. .

Wien, 10. Juni. DieReichspost" veröffentlicht eine Meldung äus Stockholm, wonach der dortige eng­lische Gesandte gesagt habe, die Entente werde nun ihr Ziel, Deutschland zu vernichten, da es im Kampf nicht zu erreichen fei, auf Umwegen anstreben, indem sie Italien fallen lasse und Oesterreich-Ungarn zu gewin­nen suche. Italien habe nichts geleistet, dagegen der Entente nur ungeheure Kosten verursacht. Wenn aber Italien ausscheide, sei für Oesterreich-Ungarn das Bünd­nis mit Deutschland wertlos, das mit der Entente aber um so wertvoller.

Vermögens- und Einkommensteuer im Haupt­ausschuß.

Berlin, 10. Juni. Im Hauptausschuß des Reichs­tags erklärte der Staatssekretär des Reichsschatzamts zu dem Antrag Gröber, die im Antrag verlangte Kriegs­abgabe vom Jahreseinkommen über 20 000 Mark sei nicht annehmbar, dagegen könne er ber erhöhten Kriegsabgabe von der Einkommenvermehrung tvährend des Krieges und der Ergänzungsabgabe vom Vermögen zustimmen. Abg. Müller-Fulda stimmte dem zu. Der Vorschlag, nur die Vermögen über 50000 Mark zu besteuern (anstatt über 20 000 Mk., wie es der Antrag Gröber wttll enspreche auch seinen Wünschen: wenn da­für eine Erhöhung der Vermögenssteuer für die größeren Vermögen bis zu 5 vom Tausend durchgeführt werde, (anstatt drei vom Tausend, wie es der Antrag Gröber will), dann würde auch kein Ausfall im Ertrag der Steuer entstehen. Wenn die Steuer vom Einkommen nur auf das Mehreinkommen gegenüber dem Jahre 1913, also deni eigentlichen Kriegsgewinn erhoben werde und das Einkommen in der Höhe, wie cs vor dem Krieg- bestanden hat, frei bleiben soll, dann müssen die Steuer­sätze auf diese Mehreinkommen natürlich etwas höher gegriffen werden. Erwünscht sei, daß man den Ge­samtertrag auf etwa 1200 Millionen für das laufende Jahr bringen könne.

Ter soz^ Abgeordnete Eberl wird' als erster Vor­sitzender des Hauptausschusses vorgeschlagen, als zwei­ter Vorsitzender ist ein Nationalliberaler in Aussicht genommen.

Polnisches.

Warschau, 10. Juni. Der polnische Staatsrat soll am 22. Juni eröffnet werden. Ter Entwurf der Landtagswahlordnung sieht das allgemeine, gleiche, geheime, direkte Stimmrecht mit gewissen Eigenschaften des Proportionalwahlrechtes vor. Jeder Wählkreis soll mehrere Mgeordnete wählen, wobei die 'Abstimmung mit Hilfe von Listen erfolgt. Das aktive Wahlrecht steht jeden: Staatsbürger mit vollendetem 25. Lebensjahre zu, das passive jedem über 30 Jahre alten. Ter Entwurf der Wahlordnung für den Senat (Oberhaus) bestimmt, daß die eine Hälfte der Mitglieder aus Wahlen, die andere aus Ernennungen hervorgehen soll.

Die enttäuschten Norweger.

Ehristiania, 10. Juni. Der Verband norwegi­scher Reeder veröffentlicht eine Erklärung über die Ver­handlungen, die zwischen dem amerikanischen Shipping- board und der Abordnung norwegischer Reeder in Was­hington über die norwegischen aus amerikanischen Werf­ten bestellten und bezahlten Neubauten gepflogen wur­den. Die bisherigen zehnmonatigen Verhandlungen seien völlig ergebnislos geblieben. Tie norwegischen Reeder hätten in den von Amerika requirierten norwegischen Schissen gegen 150 Millionen niedergelegt, aber bisher noch keinen Pfennig für die bereits seit 9 Monaten für amerikanische Rechnung benutzten norwegischen Schiffe er­halten. Alle norwegischen Vorschläge seien ab gewiesen worden.

Das italienische Kriegsbrot.

Bern, 10. Juni. Nene Backvorschristen in. Ita­lien ordnen die Verwendung von 80 Prozent japanischem Weizenmehl und 20 Prozent Neismehl an. Tie Einmi­schung von Maismehl wird untersagt,

Explosion.

Rom, 9. Juni. (Reuter.) Gestern hat in der Pulverfabrik Castellazzo bei Bollate in.der Provinz Mai­land eine Explosion stattgefunden, bei der 36 Menschen getötet und 100 verletzt wurden. Dagegen ist der ange- Miete Sachschaden sehr gering. _

NeichÄsg.

Berlin, 10, Juni. Z

^ Vevölkerimgspolitik. S

Abg. Ban Ealker (Narl.): Auch hier Kämpfen wir um Deutschlands Größe und Zukunft. Die Bevölkerung muß nicht nur der Zahl nach, sondern auch nach dem Werte gehoben werden. In der Kulturpolitik muß das Reich vorangehcn. Die militärische Jugenderziehung darf nicht zur Spielerei werden. Hinsichtlich der Geschlechtskrankheiten sind bei uns die Verhältnisse nicht schlimmer als in andern Ländern. Diese Fragen sind aber so ernst, daß mir allen Mitteln das Uebel bekämpft, das Volksgewissen geschärft werden muß.

Abg. Warmuth (D. Frakt.): Die Alimentationssätze sind zu hoch. Die Folge ist, daß die Väter sich beim Uebergang von einem Erwerb zum andern ihrer Verpflichtung zu ent­ziehen suchen. Namentlich in den Industriezentren ist für eine ordnungsmäßige Pflege der uu-hclichen Kinder zu sorgen. Dis Alimentationspflicht sollte bestehen bleiben, in Verbindung mit wohltätigen Einrichtungen sollte aber für das unschuldige Kind gesorgt werden, so daß ihm der Finch, der ihm vom ersten Tage an anhastet, genommen wird.

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AnMchss.

Preise für Hin ans der Ernte 1K18.

j Es wurde verfügt:

I. Beim Umsatz durch deu Handel darf den in § 3 in Verbindung mit 8 1 der Vciordnung bestimmten Höchst­preisen ein Betrag zugeschlagen werden, der

bei lose verladenem Heu.. 60

bei gebundenem oder gepreßtem Heu . . 40 Z flir den Zentner nicht nbrrsteizt.

Dieser Zuschlag umfaßt alle beim Umsatz des Heus ent­stehenden Aufwendungen mit Ausnahme der Auslagen für die Fracht von dem Abnahmeort an und der durch die Zusammenstellung kleinerer Lieferungen zu Sammelladungen nachweislich entstandenen Vorfracbikosteu.

Hienach beträgt für einen.Zentner Heu

der Erzcu.e - der Hendils- söchstp eis Höchstpreis

1. für Wiesen- und Feldheu

n) lsse verladen .... 8 8 ^ 60 ^

bl zebunLen oder gepreßt . 8 ^ SO ^ 9

2. für Kleehku

n) lose verladen . . . . 9 ^ . 9 ^ 80 ^

b) gebunden oder gepreßt . 9 .iL 60 ^ 10

!I. Ter Höchstpreis Z. 1 darf auch dann nicht über­schritten wurden, wenn das Heu nach Art und Güte von besserer als mfl'lerer Beschaffenheit ist. Für Heu von ge­ringerer als mitlleicr An und Güte ist dagegen ein ent­sprechend i.icdrigcnr Preis zu zahlen.

Gegenwärtige Verfügung tritt mit dem Tag ihrer Verkündigung in Kraft.

11. Juni 1»1S

Hilfsdienst für die Ernte. Das bayerische Krregsministermm hat ungeordnet, daß alle arbeitsfähigen Personen auf Aufforderung der zuständigen Behörden verpflichtet find, am Aufenthaltsort oder in Nach- bargemeinden während der Erntezeit gegen den üblichen Lohn Hilfsdienst zu leisten.

Die Kartoffelernte. Ter Vorsitzende der Deut­schen Landwirtschaftsgesellschaft Gras von Schwertn- Löwitz schätzt den Ertrag der diesjährigen Kartoffel­ernte aus etwa 40 Millionen Tonnen. Doch wird noch abzuwarten fein, welchen Umfang die Frostschäden dev! ersten Juniwoche annehmen und inwieweit die Schäden! durch nachträgliche Düngung ausgeglichen werden können.)

Sammlung von Frauenkleidern. Der Mün-i chener Magistrat hat eine Sammlung auch von getrage­nen Frauenkleiderir beschlossen.

Eine Eisenftener? DieBergwerksztg." er­fährt, daß die Reichsregierung gegenwärtig mit Ver­tretern der Eisenindustrie wegen Einführung einer Eisen­steuer berate, wonach das Roheisen mit einer Steuer von 10 v. H. für die Tonne belegt werden soll.

Die Kleiderabgabe. Die Reichsbekleidungs­stelle macht bekannt, daß die Sammlung dev getragener: Kleidungsstücke für die Schwerarbeiter am 15. Juli 1918 abzuschließen ist. Am 16. Juli haben die Kom­munalverbände die Zahl der abgeileserten Anzüge und' die etwa noch vorliegende Fehlmenge anzumelden. So­weit am 15. Juli 1918 in einzelnen Kommunalver- bänden noch Fehlmengen bestehen sollten, behält sich die Reichsbekleidnngsstelle vor, schärfere Maßnahmen anzu­ordnen. Am 20. August 1918 sind die gebrauchsfertigen Kleidungsstücke an die Reichskleiderlager abzusenden. Den Kommunen wird ferner angeraten, die gesammelten Be­stände zu versichern. Die Kommünalverbände sind ver­pflichtet, sämtliche Kleidungsstücke in einem derartigen Zustand abznliefern, daß sie gebrauchsfertig, das heißt nls Arbeitskleidung verwendbar und ohne jede weitere Reparatur verkäuflich sind. Bei der Instandsetzung muß jede Ausgabe vermieden werden, die zur Erreichung des Zweckes nicht nilbedingt erforderich ist.

Die Gastwirtswäsche lvird nun von der R'eichs- bekleidnngsstelle angekauft. An die amtlichen Aufkäu­fer soll von Hotels, Pensionen, Sanatorien, Gastwirt­schaften usw., deren Betriebe stilliegen, 75 Prozent der Tischwäsche, 50 Prozent der Bettwäsche und 50 Prozent der Hauswäfche, der Fläche nach, abgegeben werden. Von sonstigen Betrieben sollen 75 Prozent der Tisch­wäsche angekanst werden, während Bett- und Tisch­wäsche nur im Fall des Vorhandenseins besonders gro­ßer Bestände abgefordert werden. Die Vergütung für die freiwillig abgegebene Wäsche erfolgt in der Weise, daß für ungebrauchte Ware, die im Frieden gekauft wurde, der Einkaufspreis des Verkäufers, zuzüglich 20 Prozent, für ungebrauchte Ware, die im Kriege gekauft wurde, der Einkaufspreis zuzüglich 6 Prozent Zinsen seit dem Tage des Erwerbs gezahlt wird. Für gebrauchte Wä­sche :st von diesen Preisen je nach dem Grade der Ab­nutzung, ein der Wertverminderung entsprechender Ab­zug zu machen.

Beschränkung Ser Tavakersatzmittel. Zur

Stremmg unserer auf die Neige gehenden Rohtabakvor- rate sind bekanntlich eine ganze Reihe von Tabakersatz- mrtseln zugelassen, darunter auch das Buchenlaub. Tiefe weitgehende Verwendung von Laub hat sich jedoch als mcht durchführbar herausgestellt. Tie Mindener Zen­trale für den HecreSbedarf hat soeben, wie derNeue bol. Tagesdienst" erfährt, den Rauchtabakfabrikanten die Mitteilung zu gehen lassen, daß die Verwendung von ge- troanetein Buchenlaub zur Tabakmischung für Heeres- Nefernngen nicht mehr statthaft ist.