tere Verstaatlichung des Automobilbetriebs und die Forderung nach Verwendung der Eisenbahnwerkstätten zu Reparaturen mit der größeren Billigkeit gegenüber einer besonderen Reparaturwerkstätte der Post. Liesch ing (Vpt.) vermißte bei den verschiedenen Autolinien den inneren Zusammenhang und vertrat die Forderung, daß neue Linien vom Staat zu errichten und die alten zu verstaatlichen seien. Der Ausbau des Netzes müsse planmäßig erfolgen. Dr. v. Kiene (Ztr.) erklärte sich für das gemischte System, nämlich private und staatliche Linien, und beschwerte sich darüber, daß bei der vorgesehenen Verstaatlichung von 5 Linien das Oberland leer ausgehe. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker stellte fest, daß Württemberg mit seinen 1000 Vetriebskilometern mit Bayern im Reich an der Spitze stehe. Erwünscht wäre es, wenn die Körperschaften sich bei der Postverwaltung vor der Anschaffung von Automobilen Rat holen würden. Für die Tarife muß die Frage der Selbstkosten maßgebend sein. Es ist nicht einzusehen, warum der Bauer an einer Tarifermüßigung weniger Interesse haben sollte als der Arbeiter. Vielfach wird eine Verstaatlichung gar nicht gewünscht. Im Interesse der ausgleichenden Gerechtigkeit muß die einmalige Unterstützung ins Auge gefaßt werden. Im allgemeinen werden wir nur solche Linien übernehmen, die um die Verstaatlichung nachsuchen und an deren Bestehen die Postverwaltung ein Interesse hat. Die Uebernahme^ bestehender Linien auf den Staatsbetrieb hat der Gründung neuer Linien voranzugehen. Für eine planmäßige Behandlung der Sache sind wir auch, aber es wird schwer sein, im voraus ein ganz festes Programm aufzustellen. Dr. Rübling V.K.) erklärte sich ebenfalls für das gemischte System. Der Abg. Hornung (Soz.) bekannte sich als Anhänger des Staatsbetriebs und befürwortete seinen Antrag. Die weitere Debatte, an der sich nicht weniger als 25 Redner beteiligten, beschränkte sich auf die Vorbringung von Vezirkswünschen. Dabei sprach Staudenmeyer (Vpt.) zugunsten einer Linie Herrenberg — Calw. Die Wünsche waren so mannigfaltig, daß der Ministerpräsident mit gutem Humor erklärte, seine geographischen Kenntnisse hätten bei diesen schönen Schilderungen bedeutend zugenommen. Er werde alle Wünsche in Erwägung ziehen und verspreche sogar, dem Referenten der Kraftwagenlinien eine Hilfskraft zu bewilligen, falls er sie brauchen sollte. Morgen wird abgestimmt und dann die Beratung des Postetats fortgesetzt.
Stuttgart, 7. Mai. Nach dem Bericht des Verbandes Württembergischer Konsumvereine für das Jahr 1912 ist die Mitgliederzahl von 89 000 auf 100 000, der Warenumsatz von 24^ auf 27 Millionen Mark und das Erträgnis für die Mitglieder von 2,37 auf 2,5 Millionen Mark gestiegen. Auch der Zentralverband Deutscher Konsumvereine ist gewachsen. Er umfaßt jetzt 1155 Vereine mit 1 483 811 Mitgliedern. Der Warenumsatz im eigenen Geschäft beträgt 571 214 179 ^l, das Betriebskapital der Mitglieder rund 31 und das Erträgnis rund 40 Millionen Mark. Unter den Mitgliedern der württem- bergischen Konsumvereine befinden sich 56 143 Arbeiter, 12 032 Staats- und Eemeindebeamte, 8481 selbstständige Gewerbetreibende, 4196 Privatiers, Rent
ner, Witwen usw. und 3040 Landwirte. Das „Würt- tembergische Genossenschaftsblatt" hat um 4000 Leser zugenommen und einen Gesamtstand von 43 700 Lesern erreicht. Der Genossenschaftsverbandstag findet am 17. und 18. Mai in Eßlingen statt.
Stuttgart» 7. Mai. Mit Rücksicht auf das schlechte Wetter ist heute vormittag in letzter Stunde die Königsparade abgesagt worden. Die Paradetafel im Weißen Saal des Königlichen Residenzschlosses findet trotzdem statt. — Die Herbstmanöoer unseres Armeekorps werden im Nordosten des Landes, hauptsächlich in der Gegend von Mergentheim und Crailsheim, stattfinden. Bei den Truppenteilen des 13. (K. W.) Armeekorps werden die Rekruten in diesem Jahr wie folgt eingestellt: Rekruten zum Dienst mit der Waffe bei der Infanterie (einschließlich Infanterieregiment Nr. 126 in Straßburg), Feldartillerie und dem Pionierbataillon Nr. 13 am 14. Oktober, bei der Kavallerie, dem Train und den Fahrern für Maschinengewehrkompagnien am 7. Oktober.
Kirchheim u. T., 8. Mai. Der Schaden, den der Hagelschlag am 1. Mai in hiesigem Bezirk angerichtet hat, ist ein ganz bedeutender. Die Winterfrucht,! hauptsächlich Roggen, ist bis zu 80 Prozent, Sommer-! frucht bis zu 25 Prozent vernichtet. Außerdem haben die Obstbäume sehr gelitten. ^
Backnang, ö. Mai. Der Württemb. Fleischertag begann > seine Verhandlungen heute vormittag vor 12 Uhr im Beisein von Regierungsrat Breuning, Stadtschultheiß Eckstein, den? Vorsitzenden der Handwerkskammer Heilbronn, Schurz, und' dem Landtagsabgeordneten des Bezirks, Stroh. Vertreten l waren 1000 Kollegen, während 124 abgeordnet waren. Den > Vorsitz führte Gemeinderat und Metzgerobermeister Häußer- mann-Stuttgart, der im Jahresbericht sich dahin aussprach? daß das Jahr 1012 für das Fleischergewerbe infolge der^ Viehteuerung und der Begleiterscheinungen derselben ein^ sehr ungünstiges gewesen sei. Die Maßnahmen der, Reichsregierung betreffend die Erleichterung der Einfuhr ^ von Vieh und Fleisch durch die Städte haben keinen großen Erfolg gehabt, aber das Metzgergewerbe vielfach schwer ge? schädigt. Durch die einseitige Begünstigung der Städte sei dem Publikum ein unrichtiger Begriff vom Metzgergewerbe aufgezwungen worden, wie wenn dies schließlich doch an der
Fleischteuerung, wenigstens teilweise, schuld sei. Dieses Vorgehen der Regierung habe zu zahlreichen Protesten der Metz-: germeister und Handwerkskammern geführt und es scheine, als ob die Regierungen doch eingesehen hätten, daß die Metz- ^ ger an der Fleischteuerung nicht schuld seien. Ein Rückgang! der Fleischpreise könne nur erzielt werden, wenn mehr Vieh gezüchtet und auf den Markt gebracht würde. Die Berech? nung des Verdienstes des Metzgers, die der Vorsitzende dabei ^ gab, zeigte, daß an' einem Ochsen zirka 26 -1t, an einem Rind zirka 19 -4t, bei Kälbern zirka 3,SO -4t, bei Schweinen zirka 2 -4t verdient seien, wobei aber in Betracht zu ziehen sei, daß hiervon noch die Verkaufsspesen bezahlt werden müßten. Es könne also keine Rede mehr davon sein, daß die Metzger die Fleischverteuerer seien. Der Kassenbericht für 1912, der von Weidle-TLbingen erstattet wurde, zeigte bei 7002 -4t Einnahmen 6940 -4t Ausgaben. Der Haushaltsplan balan-! ziert in der Höhe von 4260 -4t. Verschiedene Beschlüsse wurden gefaßt, u. a. ein solcher in der Frage der Viehwährschaft und der Rinderfinne. Auf Grund eines Referats von Buxbaum soll an den Deutschen Fleischerverband der An- ^ trag gestellt werden: die Forderung der Landwirtschaft auf Einführung des Lebendgewichthandels genau zu überwachen!
Das Wirtshaus im Spessart.
3) Erzählung von Wilhelm Hauff.
Sie waren alle durch diese Reden nachdenklich geworden. Es schien gar nicht unwahrscheinlich, daß die Schenke im Wald, sei es gezwungen oder freiwillig, im Einverständnis mit den Räubern war. Die Nacht schien ihnen daher gefährlich: denn wie manche Sage hatten sie gehört von Wanderern, die man im Schlaf überfallen und gemordet hatte; und sollte es auch nicht an ihr Leben gehen, so war doch ein Teil der Gäste in der Waldschänke von so beschränkten Mitteln, daß ihnen ein Raub an einem Teil ihrer Habe sehr empfindlich gewesen wäre. Sie schauten verdrießlich und düster in ihre Gläser. Der junge Herr wünschte auf seinem Roß durch ein sicheres, offenes Tal zu traben, der Zirkelschmied wünschte sich zwölf seiner handfesten Kameraden, mit Knütteln bewaffnet, als Leibgarde; Felix, dem Eoldarbeiter, war bange, mehr um den Schmuck seiner Wohltäterin, als um sein Leben; der Fuhrmann aber, der einigemal den Rauch seiner Pfeife nachdenklich vor sich hingeblasen, sprach leise: „Ihr Herren, im Schlaf wenigstens sollen sie uns nicht überfallen. Ich für meinen Teil will, wenn nur noch einer mit mir hält, die ganze Nacht wach bleiben."
„Das will ich auch" — „ich auch," riefen die drei übrigen; „schlafen könnte ich doch nicht," setzte der junge Herr hinzu.
„Nun, so wollen wir etwas treiben, daß wir wach bleiben," sagte der Fuhrmann; „ich denke, weil wir doch gerade zu vier sind, könnten wir Karten spielen, das hält wach und vertreibt die Zeit."
„Ich spiele niemals Karten," erwiderte der junge Herr, „darum kann ich wenigstens nicht mithalten."
„Und ich kenne die Karten gar nicht," setzte Felix hinzu.
„Was können wir denn aber anfangen, wenn wir nicht spielen?" sprach der Zirkelschmied. „Singen? Das geht
nicht und würde nur das Gesindel herbeilocken; einander Rätsel und Sprüche aufgeben zum Erraten? Das dauert auch nicht lange. Wißt ihr was? Wie wäre es, wenn wir uns etwas erzählten? Lustig oder ernsthaft, wahr oder erdacht, es hält doch wach und vertreibt die Zeit so gut wie Kartenspiel."
„Ich bin's zufrieden, wenn Ihr ansangen wollt," sagte der junge Herr lächelnd. „Ihr Herren vom Handwerk kommet in allen Ländern herum und könnet schon etwas erzählen; hat doch jede Stadt ihre eigenen Sagen und Geschichten."
„Ja, ja, man hört manches," erwiderte der Zirkelschmied, „dafür studieren Herren wie Ihr fleißig in den Büchern, wo gar wundervolle Sachen geschrieben stehen; da wüßtet Ihr noch Klügeres und Schöneres zu erzählen als ein schlichter Handwerksbursche wie unsereiner. Mich müßte alles trügen, oder Ihr seid ein Student, ein Gelehrter."
"Ein Gelehrter nicht," lächelte der junge Herr, „wohl aber ein Student und will in den Ferien nach der Heimat reisen; doch was in unsern Büchern steht, eignet sich weniger zum Erzählen, als was Ihr hier und dort gehöret. Darum hebet immer an, wenn anders diese da gerne zuhören."
„Noch höher als Kartenspiel," erwiderte der Fuhrmann, „gilt bei mir, wenn einer eine schöne Geschichte erzählt. Oft fahre ich auf der Landstraße lieber im elendesten Schritt und höre einem zu, der neben hergeht und etwas Schönes erzählt; manchen habe ich schon im schlechten Wetter auf den Karren genommen, unter der Bedingung, daß er etwas erzähle, und einen Kameraden von mir habe ich, glaube ich, nur deswegen so lieb, weil er Geschichten weiß, die sieben Stunden lang und länger dauern."
„So geht es auch mir," setzte der junge Goldarbeiter hinzu, „erzählen höre ich für mein Leben gerne, und mein Meister in Würzburg mußte mir die Bücher ordentlich ver- ! bieten, daß ich nicht zu viel Geschichten las und die Arbeit
und im Interesse des reellen Schlachtviehhandels geeignet Stellung zu nehmen. An den Deutschen Fleischerverband soll ferner die Bitte gerichtet werden, den Abschluß langfristiger Lieferungsverträge zwischen Städten und Schweinemastgenossenschaften zu Unterlasten. In einer Entschließung wird der Deutsche Fleischerverband aufgefordert, Schritte zur Frachtermäßigung beim Schlachtviehhandel zu tun. Der Vorsitzende sprach von der Notwendigkeit, die Därme nur nach Maß zu kaufen, und forderte zum Beitritt in die Haftpflichtversicherung auf. Der Ort der nächsten Tagung ist Öhringen.
Ebingen, 7. Mai. Die Fortschrittliche Volkspartei hält dieses Jahr ihr Sommerfest am 13. Juli hier ab, wo es zugleich mit dem parlamentarischen Jubiläum des Abgeordneten Hautzmann verbunden werden soll.
Geislingen a. St., 6. Mai. Da die Stadtgemeinde für die von ihr aufzunehmenden Schulden 4^<> Prozent Zins zu zahlen hat, ist die Stadtpflege veranlaßt worden, alle bei auswärts wohnenden Hypothekenschuldnern ausstehenden eigenen Kapitalien zur Rückzahlung zu kündigen. Für die ansässigen Schuldner ist der Zinsfuß durchweg auf 4X> Prozent erhöht worden.
Ulm, 7. Mai. Der 21. Verbandstag der Wirte Württembergs begann am Dienstag mit einer Mit- gliederoersammlugn der Sterbekasse. Daran anschließend tagte die Delegiertenversammlung des Landesverbgndes der Wirte. 1l. a. wurde von ihr beschlossen, daß die nächste LandesversamMlung in Eßlingen stattfinden soll. Zum Lerbandsvorsitzenden wurde Weber zum Hotel Bilfinger-Stuttgart, als Stellvertreter Bubeck zur Krone-Untertürkheim gewählt. Der eigentliche Verbandstag begann heute. Verbandssekretür Kromer gab Ausführungen zum Geschäftsbericht. Er glaubt annehmen zu können, daß die Stellung des Landtags zu der Anregung des Abgeordneten Liesching, zunächst 700 000 -4l an dem Umgeldbetrag zu streichen, eine günstige sei. Bezüglich des Antrags des Abgeordneten v. Calker im Reichstag, die ausländisch verzollten Weine im Inlands zu besteuern, schlug Kromer eine Entschließung vor, in welcher dieses weinverteuernde Vorgehen pfälzischer Weinhändler bedauert und Protest dagegen erhoben wird, auf die verzollten ausländischen Weine auch die inländischen Steuern zu legen. Diese Entschließung wurde angenommen und mit ihr ein Antrag, in dem sich die Versammlung mit der vom Landesausschuß eingeleiteten Agitation einverstanden erklärt und die Hoffnung ausgesprochen wird, daß die Abgeordnetenkammer für vollständige Beseitigung des Umgeldes eintritt. — Der Verband zählte am 1. April 1913 62 Vereine mit 4500 Mitgliedern, ein Zuwachs im Jahre von 7 Vereinen und 700 Mitgliedern. Die Frage eines Zusammenschlusses des norddeutschen Gastwirteverbandes mit dem süddeutschen Bund deutscher Gastwirte fand in der Weise ihre vorläufige Lösung, daß grundsätzlich der geplanten Vereinigung zugestimmt wurde, aber unter der Voraussetzung der Selbständigkeit der Landesverbände. Einem Vortrag von Direktionsmitglied Weiffenbach war zu entnehmen, daß der Allgem. D. Vers.-V. für Schäden von bei ihm versicherten Gastwirten aufgekommen sei in Höhe von 1457 000 allein im Jahre 1911. Ein weiterer Vortrag forderte die Konzessionierung des Flaschenbierhandels. In der Besprechung erzählte ein Wirt vom Oberland,
darüber vernachlässigte. Drum gib nur etwas Schönes preis, Zirkelschmied, ich weiß, du könntest erzählen von jetzt an bis es Tag wird, ehe dein Vorrat ausginge."
Der Zirkelschmied trank, um sich zu seinem Vortrag zu stärken, und Hub alsdann also an:
Die Sage vom Hirfchgulden.
In Oberschwaben stehen noch heutzutage die Mauern einer Burg, die einst die stattlichste der Gegend war, Hohen- zollern. Sie erhebt sich auf einem runden, steilen Berg, und von ihrer schroffen Höhe sieht man weit und frei ins Land. So weit und noch viel weiter, als man diese Burg im Land umher sehen kann, wird das tapfere Geschlecht der Zollern gefürchtet, und ihren Namen kannte und ehrte man in allen deutschen Landen. Nun lebte vor mehreren hundert Jahren, ich glaube, das Schießpulver war kaum erfunden, auf dieser Feste ein Zollern, der von Natur ein sonderbarer Mensch war. Man konnte nicht sagen, daß er seine Untertanen hart gedrückt oder mit seinen Nachbarn in Fehde gelebt hätte, aber dennoch traute ihm niemand über den Weg ob seiner finsteren, seiner krausen Stirne und seinem einsilbigen, mürrischen Wesen. Es gab wenige Leute außer dem Schloßgesinde, die ihn je hatten ordentlich sprechen hören wie andere Menschen; denn wenn er durch das Tal ritt, einer ihm begegnete und schnell die Mütze abnahm, sich hinstellte und sagte: „Guten Abend, Herr Graf, heute ist schönes Wetter," so antwortete er: „Dummes Zeug!" oder „Weiß schon!" Hatte aber einer etwas nicht recht gemacht, für ihn oder seine Roste, begegnete ihm ein Bauer im Hohlweg mit dem Karren, daß er auf seinen Rappen nicht schnell genug vorüber kommen konnte, so entlud sich sein Ingrimm in einem Donner von Flüchen; doch hat man nie gehört, daß er bei solchen Gelegenheiten einen Bauern geschlagen hätte. In der Gegend aber hieß man ihn „das böse Wetter von Zollern". (Forksetzung folg?.)