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Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

88. Jahrgang.

zr>?S«t»ung«weisk: Smal wtchentlich. «n,»izenprei»: Im vberamt«.

klllw für die einipalttg« Borgiszeile 10 Pfg-, außtthalb desselben 12 Psg-, NcS«««» W Psg. Schluß für Jnseratannahme 1l> Uhr vormittag«. Telefon g.

Donnerstag, den 8. Mai 1S13.

SezugSpretS: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.2S vtertetlährltch, Post- bezugSpretS für den OrtS- und Nachbarortsverkebr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., m Bayern und Reich 42 Pfg

Amtliche Bekanntmachungen.

K. Oberamt Calw.

Erlag an die Herren Ortsoorsteher, betr. die Abhaltung einer Pferdeoormusterung.

In der Zeit vom 26. bis 31. d. M. wird im Bezirk Calw eine Vormusterung des Pferdebestands (Pferdeaushebungs­vorschrift vom 6. Oktober 1902, Reg.-Bl. S. 455, mit Aende- rungen vom 7. März 1905, Reg.-Bl. S. 47, und 18. Oktober 1907, Reg.-Bl. S. 765) stattfinden.

Die Ortsbehörden haben binnen 3 Tagen hierher anzu­zeigen, welcher Vorrat an Formularen für Pferdevorfüh- rungslisten (Kopf- und Einlagebogen) und wie viel Bestim­mungstäfelchen (Anlage A, ^ und 8 der Pferdeaushebungs- vorschrift) bei ihnen vorhanden sind. Der etwa erforderliche weitere Bedarf an Formularen wird den OÄkbehörden hier­auf zugestellt werden.

Das Verzeichnis der im Eemeindebezirk vorhandenen Pferde (Vorführungsliste) ist sodann sofort in doppelter Aus­fertigung anzulegen. Da die richtige Aufstellung dieses Ver­zeichnisses von größter Wichtigkeit für den geordneten Gang des Vormusterungsgeschäfts ist, so ist besondere Sorgfalt und Umsicht auf die Anlegung derselben zu verwenden.

Bemerkt wird noch, daß in die Vorführungsliste alle im Eemeindebezirk vorhandenen Pferde mit Ausnahme der in § 4 Abs. 4 unter 18 der Pferdeaushebungsvorschrift ge­nannten aufzunehmen und die Spalten 1, 2, 6 und 7, ferner die Spalte 3 mit Ausnahme der vierten Unterspalte (Größe des Pferdes) durch den Ortsvorsteher auszufüllen sind.

^ Bis spätestens 20. d. M. ist eine Fertigung der Verzeich­nisse dem Oberamt zur Einsicht vorzulegen, wobei das für die letzte Pferdevormusterung (September 1911) benützte Ver­zeichnis anzuschließen ist.

Der nähere Plan für die Vormusterung wird später be­kannt gegeben werden.

Den 7. Mai 1913.

Regierungsrat Binder.

Die Lösung schwebender Fragen.

Das Wiener Fremdenblatt schreibt: Die Mächte, welche die Erklärung des Königs Nikolaus mit Be­friedigung zur Kenntnis genommen haben, erblickten darin selbstverständlich nur die Erfüllung der in dem gemeinsamen Schritt ausgesprochenen Forderung und werden daher die Kommandanten der Blockadeflotte anweisen, behufs Uebergabe Skutaris an ein inter­nationales Detachement sich mit den montenegrini­schen Behörden ins Einvernehmen zu setzen. König Nikolaus hat seinen Entschluß erst nach längerem Zö­gern gefaßt, was eine unangenehme Spannung in Europa hervorrief. Seiner Mitteilung, worin er seine Unterwerfung ankündigte, ging eine ablehnende Antwort auf die Forderung der Mächte voraus. Diese Antwort verstärkte den Eindruck einer mit friedlichen Mitteln unentwirrbaren Situation. Die Durchfüh­rung des europäischen Beschlusses über Skutari schien nur gewährleistet durch die Entschlossenheit Oesterreich-Ungarns, diesen Beschluß nöti­genfalls selbst durchzusetzen. Daß die in letzter Stunde unternommenen Schritte endlich eine Wirkung er­zielten, ist unbestreitbar das Verdienst der entschiede­nen Stellungnahme Oesterreich-Ungarns, welche je­den Zweifel an seiner Aktionsbereitschaft und seiner inneren Kraft vernichtete. Die Politik der Monar­chie hat dadurch nicht zum ersten Male im Verlaufe der gegenwärtigen Orientkrise dem Frieden -einen großen Dienst erwiesen und das Prestige Europas vor einer Niederlage bewahrt, welche früher oder später auch dort bedauert worden wäre, wo man es Oester­reich-Ungarn nicht immer leicht gemacht hat, das Ver­trauen in das europäische Konzert festzuhalten. Mit der Uebergabe Skutaris wird die Skutarikrise durch einen Akt beendet, welcher die über mancherlei Fähr- lichkeit gerettete Einigkeit der Mächte wird deutlich erkennen lassen. Daß. der Wille sich endlich haupt­sächlich dank dem Eingreifen der von ihren Bundes­genossen unterstützten Monarchie durchsetzte, darf man

als ein Anzeichen dafür begrüßen, daß auch die übri­gen europäischen Beschlüsse über die albanische Frage ohne Komplikationen werden realisiert werden. Ebenso erwarten wir, daß das Tempo bei der Fassung der Beschlüsse über die Slldgrenze Albaniens und über das albanische Statut einerseits dem ordnungs­bedürftigen Zustande der Dinge in Albanien und anderseits dem von den beiden nächstbeteiligten Mäch­ten gezeigten unerschütterlichen Willen entsprechen wird, an ihren großen Interessen in diesem Lande keinesfalls rühren zu lassen.

Wien, 7. Mai. DieNeue Freie Presse" erhält von kompetenter Stelle eine Darstellung des in der morgigen Sitzung der Botschafter-Reunion vorzu­legenden Statuts für das künftige Albanien. Die wichtigste Frage sei zunächst die Schaffung einer na­tionalen Gendarmerie. Hand in Hand mit der Lö­sung dieser Frage gehe die finanzielle Frage. Da Albanien aller Geldmittel entblößt sei, solle dem neuen Staat eventuell eine internationale Anleihe gewährt werden. Um dem neuen Staate neue Ein­nahmequellen zu verschaffen, werde zunächst das Steuerwesen zu regeln sein, was eine der schwierig­sten Fragen des ganzen Komplexes sei. Ein weiterer Punkt betrifft die Justizpflege. Weiter sind in dem Entwurf die Errichtung von Schulen, die Anlage von Straßen, der Ausbau der Häfen und die Erbauung von Eisenbahnen vorgesehen.

Stadt, Bezirk «nd Nachbarschaft.

Ealw, 8. Mai 1913.

Gesellenprüfung. Im Frühjahr 1913 haben in Nagold folgende Calwer Lehrlinge die Gesellen­prüfung bestanden: Buchdrucker: Richard Vogt; Friseure: Friedr. Eehring, Alfred Hammann, Erwin Köhler.

Lichtbildervortrag. Ein Vertreter der Maggi­gesellschaft hielt vorgestern einen Vortrag über eine Reise nach dem Bodensee. Der Redner führte die Anwesenden in einer großen Anzahl Bilder nach dem sagenumwobenen Hohentwiel, der Gegend, wo Viktor von Scheffel seinen Ekkehard entstehen ließ, und dann nach dem Bodensee mit seinen herrlichen Gauen. Die reizvollsten Punkte, Lindau, Bregenz, Rorschach, Romanshorn, Friedrichshafen, die Insel Mainau, Konstanz, der Rheinfall bei Schaffhausen^ Stein am Rhein und viele andere wurden auf die Leinwand gezaubert und fanden das volle Interesse der zahlreichen Gäste. Nicht minder interessant war der zweite Teil des Vortrages, der durch Vorführ­ung der großartigen Fabrikationseinrichtungen der Maggi-Werke in Singen einen Großbetrieb der Nahrungs- und Eenußmittel-Jndustrie veranschau­lichte. Die am Schluß des Vortrages verabreichten Kostproben der Maggi-Erzeugnisse fanden den Bei­fall der Anwesenden. (Eingesdt.)

b. Die zehn Gebote des Naturschutzes. Das lieb­liche Pfingstfest ist in nächste Nähe gerückt. Erfah­rungsgemäß wird über diese Zeit viel hinausgewan­dert in die freie Natur. Und da Heuer die Pfingst- feiertage in den Anfang der schönen Maienzeit fallen, in die Zeit, wo draußen alles grünt und blüht, ist wohl mit einem gesteigerten Wanderleben zu rechnen. Wer hinauswallt in den schönen Eottesgarten, möge sich baß freuen und ergötzen an dem wieder erwachten, neuen Leben. Alle mögen aber auch in diesen Tagen sich erinnern an Pflanzen-und Tierschutz, jeder das Seine zur Pflege des Heimatschutzes beitragen. Wie? Das sagen uns kurz und bündig die Gebote des Na­turschutzes. Sie lauten: 1. Du sollst die Natur, die dich durch ihre Schönheit erfreut, nicht schädigen. 2. Du sollst die Natur nicht durch weggeworfene Pa­piere, Glasscherben, Blechdosen, Orangenschalen und sonstige Abfälle schänden. 3. Du sollst den Frieden der Äatur nicht durch Lärm und Johlen stören. 4. Du sollst keine Pflanzen mit den Wurzeln oder Knol­len ausreißen oder ausgraben. 5. Du sollst von Bäu­

men oder Sträuchern keine Zweige abreißen oder abbrechen. 6. Du sollst die Rinde der Bäume und Felsen nicht als Stammbuch benützen. 7. Du sollst Blumen, die unter dem Schutzverbot stehen, unan­getastet lassen. 8. Du sollst keine Sammlungen von Pflanzen, Insekten und anderen Naturkörpern an- legen, wenn du dich nicht ernstlich damit beschäftigen willst. 9. Du sollst keine Eidechsen, Molche, Frösche, Schlangen und andere Tiere quälen oder töten. 10. Du sollst Kinder und unverständige Erwachsene zur Schonung der Natur anhalten.

Dringende Pakete in Verkehr von der Schweiz nach Deutschland, Luxemburg und Dänemark Seit 1. Mai können bei den schweizerischen Postanstalten durch Eilboten zu bestellende Postpakete und Post- frachtstücke ohne Wertangabe und ohne Nachnahme nach Deutschland, Luxemburg und Dänemark als dringende Sendungen aufgeliefert werden. Von der deutschen Grenze ab werden die Sendungen wie dringende Pakete aus Deutschland selbst behandelt. In der Versendung von dringenden Paketen aus Deutschland nach der Schweiz, die auf der deutschen Beförderungsstrecke schon jetzt zugelas­sen sind, tritt keine Aenderung ein. Die seit 1. Mai ebenfalls zulässigen dringenden Pakete aus Luxemburg und Dänemark nach der Schweiz werden ebenso behandelt, wie solche aus diesen Ländern nach Deutschland. Sie gelten, ebenso wie die drin­genden Pakete aus Deutschland nach der Schweiz, nur bis zur deutsch-schweizerischen Grenze als drin­gende Sendungen.

8cb. Mutmaßliches Wetter. Für Freitag und Samstag ist ausheiterndes, nachts kaltes, tagsüber milderes Wetter zu erwarten.

Bad Liebenzell, 8. Mai. Mit dem 1. Mai hat die Kurzeit ihren offiziellen Anfang genommen. Zwar sind die Kurgäste noch nicht in Scharen zuge­strömt, aber schon ist ein guter Bestand vorhanden. Trotz der rauhen Tage des Vorfrühlings prangen Berg und Tal im Festgewand. Ganz besonders schön sind die K ö n i g - W il h e l m - A n l a g e n im Frühlingskleide. Am Pfingstsonntag, den 11. d. M., wird dort von ^4 bis 6 Uhr, günstige Witte­rung vorausgesetzt, von dem philharmonischen Or­chester in Pforzheim ein großes Promenadenkonzert stattfinden, worauf wir unsere Pfingstgäste aufmerk­sam machen möchten.

Württemberg.

Stuttgart, 7. Mai. Die Zweite Kammer befaßte sich in der heute fortgesetzten Beratung des Postetats mit der Frage der Kraftwagenlinien, die in den letzten Jahren einen bedeutenden Aufschwung genommen haben und in eisenbahnlosen Gegenden zu einem geschätzten Verkehrsmittel geworden sind. Die Regierung hat unter Würdigung dieser Verhält­nisse die Etatssätze für 1913 und 1914 um 225 000 bzw. 175 000 auf 300 000 und 250 000 olt erhöht. Aus der Mitte des Hauses fehlte es nicht an An­trägen. Sämtliche Parteien fanden sich mit Wün­schen ein, die sich in der Hautsache auf die Forderung nach Aufstellung von Grundsätzen für die Unter­stützung von privaten Linien und für die Uebernahme solcher Linien in staatlichen Betrieb erstreckten; fer­ner auf die Vorschrift bestimmter Wagentypen, auf die Benützung der Eisenbahnwerkstätten für Repa­raturen der Wagen, auf eine Verbilligung des Fah­rens für Arbeiter und Schüler, eventuell durch Aus­gabe von Wochenkarten, auf gleichmäßige Berücksichti­gung der einzelnen Landesteile bei der Errichtung von neuen Linien, auf die Erweiterung geeigneter Postämter zu Verkehrsämtern und auf die Einrich­tung von Sammelfrachtautolinien. Nachdem Bau - mann (D.P.) über die Verhandlungen in der Kom­mission berichtet hatte, begründete Wieland (D.P.) das Verlangen seiner Partei nach Vorschrift bestimmter Wagentyps mit der Rücksicht auf die spä-