102. Amts- und AnzeigeblatL für den OberarntsbezirL Calw.

88. Jahrgang.

^^inungsweise: Smal wöchentlich. Snzeigenprets: Im vberamts- «?»lw für die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg., außerhalb desselben 12 Psg-, . Ä <«,n2S Pfg. Schluß für Jnseralannahme 10 Uhr vormittags. Telefon S.

Montag, den 5. Mai 1913.

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich, Post- bezugSpreiL für den OrtL- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg-, in Bayern und Reich 42 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung,

betr. die Belehrung über die zweckmäßige Aufbewah­rung von Fleisch in Kühlräumen.

Um Fleisch frisch zu erhalten, ist neben niedriger Tempe­ratur erforderlich, daß die Feuchtigkeit der Luft einen be­stimmten Grad nicht überschreitet.

Bei einer Temperatur von 35 Grad, wie sie in den Kühlräumen herrschen soll, wird die Vermehrungsfähigkeit der Mikroorganismen und deren zersetzende Einwirkung auf das Fleisch erheblich herabgesetzt, aber keineswegs völlig verhindert. Es gibt eine ganze Reihe von Bakterien, die sogar bei 0 Grad sich zu vermehren und diejenigen Ver­änderungen im Eiweiß hervorzurufen vermögen, welche man als Fäulniserscheinungen bezeichnet. Das längere Zeit im Kühlraum lagernde Fleisch unterliegt also der Gefahr der bakteriellen Zersetzung und wird, auch wenn es nach dem Herausnehmen aus dem Kühlraume noch tadellos frisch erscheint, sehr viel schneller als frisches Fleisch der Fäulnis anheimsallen, da die Zahl der Bakterien sich inzwischen schon außerordentlich vermehrt hat. Es ist ja eine bekannte Tat­sache, daß das im Eisschrank oder auf Eis aufgehobene Fleisch trotz niederer Temperatur in verhältnismäßig kurzer Zeit der Verderbnis anheimfällt.

führt. Man habe allerdings nicht das Wort Teilung, son­dern den Ausdruck Einflußzone gebraucht. Die österreichisch­italienische Einflußzone werde durch den Skumbiflutz ge­trennt. Im Falle der Durchführung des Abkommens würden die österreichischen Truppen in Durazzo, die italienischen in Valona landen.

Der nächste Schritt, den Oesterreich nun unternahm, und der als Vorbeginn für den militärischen Einmarsch aufgefaßt wird, ist, daß am Samstag über Bosnien und die Herzegowina der Ausnahmezustand ver­hängt wurde. Durch diese Ausnahmcverfügung werden einzelne Bestimmungen des Landesstatuts aufgehoben, Ein­schränkungen bezüglich des Paß- und Mcldewesens und der Freizügigkeit eingeführt, sowie die Zivilpersonen unter die Militärgerichtsbarkeit gestellt und Einschränkung und Ueber- wachung des Telegraphen- und Telephonverkehrs angeordnet. Schließlich verlautet über die Abmachungen der beiden europäischen Großmächte: Italien wird mit 40 000 Mann in Valona landen und Albanien bis zum Schkumbifluß okku­pieren. Oesterreich-Ungarn wird in San Giovanni di Medua 40 000 Mann landen und auch in Durazzo ein größeres Truppenkorps ausschiffen. Von Medua werden die öster­reichischen Truppen gegen Skutari marschieren, Montenegro soll nicht als Operationsbasis der Expedition nach Skutari

Um in den Kühlräumen das Fleisch in gutem Zustande! und der Pazifikation Albaniens genommen werden. Sollten zu erhalten, mutz zu der niedrigen Temperatur noch ein zweiter Umstand hinzukommen: ein gewisser Trockenheits-

hat am Samstag abend Fräulein Helene Kaus! er aus Reutlingen eine Schar Kleiner und Großer um sich versam­melt, die ihr lauschen konnten, wie sie an die dreißig liebe Kinderliedlein sang. Das war ein Fest! Kaum, daß eines der kleinen Schnäbelein während der Gesänge der Dame sich zu öffnen wagte. So mitgerissen hing das junge Volk an den Tönen einer kräftigen, aber schmiegsamen Stimme. Das war aber auch gar zu nett. Das vom Schneewittchen, vom Zappelhänschen und vom Tanzmeister Wiedehopf, vom Kickerickicki und erst das mollige Puppenwiegenlied, das vom artigen Kätzlein und das vom Bäuerlein tik-tik-tak, oder jenes vom kleinen Trommler mit seiner bedenklichen Philo­sophie und das Ritsch-ratsch-rutsch Zeppelin oder das süße Guten Abend, gut Nacht. Für die Erwachsenen ein Son­nenstrahl aus der Kindheit, für die Kinder ein frohes, glück­liches Erlebnis, das sie wohl nicht nur mit in ihre kleinen Träume hinübergenommen haben mögen, sondern von dem sie lange in ihren Tagen der Spiel- und Schulzeit zehren werden.

h. Vom Wehrverein. Der Landesverband des Deutschen Mehrvereins umfaßte am 1. Mai 58 Ortsgruppen und 20 Vertrauensmänner mit mindestens 6000 Einzelmitgliedern und 5500 körperschaftlichen Mitgliedern, im ganzen 11500 Mitgliedern. Zur weiteren Ausbreitung der Bestrebungen des Wehrvereins haben die Vorträge des Dr. Wiese-Berlin beigetragen, der, wie zum Teil an dieser Stelle berichtet, im Monat April über das ThemaDas Heer in volkswirt-

grad der umgebenden Luft. Die Luft darf nicht mit Feuch­tigkeit gesättigt sein. Wenn die Luft noch imstande ist, Feuchtigkeit aufzunehmen, so wird sie die Oberfläche des Fleisches eintrocknen und für die Entwicklung der Mikro­organismen ungeeignet machen. Also erst das Zusammen­wirken von niedriger Temperatur und trockener Luft gewähr­leistet die Haltbarkeit des Fleisches. Die Erfahrungen haben

gelehrt, daß schon gute Resultate erzielt werden, wenn die! ^ ^.

Luft in den Kühlräumen eine relative Feuchtigkeit von^^,. Mai, vorm. ^10 Uhr. (Telegr.)

60-70 Prozent (jedenfalls nicht über 75 Prozent) besitzt. ! Mrmsterrat schlug der Krone vor. betrefss Skutaris selbst

im Falle eines Waffenkonslikts nicht nachzugeben. Da die

jrdoch die Montenegriner auf die gegen Skutari marschieren- l schaftlicher, kultureller und ethischer Beziehung" an 9 Plätzen dcn österreichischen Truppen feuern, so würde selbstverständ-j Württembergs sprach, und zwar in Neuenbürg, Korntal, lich der Kriegszustand in Montenegro eintreten. I Sulz, Oberndorf, Freudenstadt, Jsny, Waldsee, Tettnang,

Wir haben in den Erläuterungen zur Lage in vergange- Reutlingen. Diese Vorträge verschafften dem Verein den ner Woche mehrfach besonders hervorgehoben, daß König! Zuwachs von 2 neuen Ortsgruppen, Oberndorf und Tettnang. Rikita von Montenegro selbst gefügiger und bereit wäre, > Auch in Göppingen ist in letzter Zeit erfreulicherweise eine gegen anderweitige Zugeständnisse Skutari aufzugeben. Die! starke Ortsgruppe entstanden. Es sind jetzt nur noch wenige Richtigkeit dieser Vermutung ergibt sich jetzt aus nachstehen-! Oberämter übrig, in denen der Wehrverein bisher keine dem Eingang: S Wurzel gefaßt hat. Bei der am 17./18. Mai in Leipzig

! tagenden Hauptversammlung wird der Landesverband durch den Vorsitzenden, Generalleutnant z. D. Frhr. v. Soden, die

Ebenso wie die Ermittelung der Temperatur, muß auch, die Feststellung des Feuchtigkeitsgrades mit Hilfe eines Instrumentes geschehen, und zwar empfiehlt sich am meisten die Benützung selbsteintragender Haarfeuchtigkeitsmesser (selbstregistrierende Haarhygrometer), wie sie sich in der Kühlhallenpraxis schon bewährt haben. Ein selbsteintragen­des Instrument ist deshalb vorzuziehen, weil es die Feuchtig­keitsverhältnisse fortlaufend aufschreibt und somit eine un­unterbrochene Kontrolle ermöglicht.

Die Ortsbehörden werden beauftragt, hiervon den Be­teiligten zur Nachachtung Eröffnung zu machen. Vgl. Min.- Erl. vom 29. August 1906, Min.-Amtsbl. S. 257.

Calw, 3. Mai 1913.

K. Oberamt.

Amtmann Rippmann.

Vor dem Einmarsch.

Aus dem Wirrwarr des Zustandes zwischen Montenegro und Oestererich-Ungarn schält sich jetzt ein greifbarer Kern: Gemeinsam mit Italien will Oesterreich in Albanien einrücken. Es sind ohne Zweifel Rücksichten auf den italie­nischen, mit Montenegro verschwägerten Bundesgenossen, wenn Oesterreich zunächst nicht Montenegro selbst, sondern Albanien besetzt. Das wird in einer Meldung desTcmps" bestätigt, in der gesagt ist, Graf Berchtold habe infolge der Erklärung des italienischen Ministers des Aeußern San Giuliano, daß Italien an einem militärischen Unternehmen auf montenegrinischem Gebiet nicht teilnehmen könne und überdies wünsche, daß auch Oesterreich daselbst nicht militä­risch einschreite, eine militärische Operation gegen Skutari über Albanien ins Auge gefaßt. Giuliano habe unter Hin­weis darauf, daß Oesterreich-Ungarn während des italienisch- türkischen Krieges gegen die Beschießung Prevesas Einspruch erhoben habe, bemerkt, daß infolge der österreichisch-italieni­schen Vereinbarungen über Albanien ein militärisches Vor­gehen in Albanien zwischen beiden Mächten verabredet wer­den müsse. Die darauf zwischen Oesterreich und Italien in diesem Sinne geführten Verhandlungen hätten nun zu einer Verständigung über eine vollständige Teilung Albaniens ge-

Krone den Vorschlag ablehnte, hat das Kabinett demissio­niert.

Das wird die beiden Mächte aber nicht aufhalten, ihre Absicht durchzuführen, im Gegenteil, je mehr die Wider­standskraft Montenegros durch innere Uneinigkeit geschwächt ist, um so leichteres Spiel bleibt seinen Gegnern. Vermu­tungen, was jetzt werden wird, sind unnagebrachter als je, die nunmehr geschaffene heillose Verwirrung auch im Innern Montenegros läßt selbst das Schlimmste für Fürst und Volk befürchten.

Belgrad, 3. Mai. An der Küste von Nordalbanien sind die serbischen Truppen bis auf dreihundert Mann, die noch in San Giovanni di Medua stehen, zurückgezogen worden. Montenegrinische Truppen haben die Küstcnplätze bis zum Drin besetzt. Fünftausend Mann stehen in Alessio.

Rom, 4. Mai. Zwischen den Truppen Essad Paschas und denjenigen Dschavid Paschas soll es nach einer Meldung aus Alessio vor Durazzo zu einem schweren Kampfe gekommen sein. Ein Teil der Truppen Essad Paschas ist als Sieger in Durazzo eingezogen.

Konstantinopel, 4. Mai. Die Einstellung der Feindselig­keiten, die in Wirklichkeit bereits ausgehört hatten, wurde bis zum Friedensschluß angeordnet. Die Regierung hat be­schlossen, eine Ortsgendarmerie zu bilden. Griechenland hat eingewilligt, 1100 verwundete Türken von Ianina nach Smyrna zu befördern.

Stadt. Bezirk und Nachbarschaft.

Calw, 5. Mai 1913

cst Ein Kinderabend für Alte und Zunge. Es gibt Dinge, denen gegenüber auch der peinlichste Kritikus machte los ist. Die auch dem eifrigsten Jäger nach Entgleisungen eines Vortragenden den Stift aus der Hand zwingen. Weil sie schön sind. Schon die Idee, öffentlich für Kinder Kinder­lieder zu singen, ist eine feine, und wenn dazu noch eine gediegene, gute Ausführung tritt, dann gibt's eine wunder­liebe Sache. Im hellerleuchteten Saale des Badischen Hofes

Ortsgruppe Stuttgart, die jetzt über 1000 Mitglieder zählt, durch Oberverwaltungsgerichtsrat Dr. v. Haller vertreten sein.

b- Ein neues Münzbild des Kaisers. Die ersten Mün­zen mit dem neuen Bildnis des Kaisers, das den Monarchen im reiferen Alter in Kürassierunisorm darstellt, werden vom Regierungsjubiläum des Kaisers an ausgeprägt werden, und zwar sollen neben den Erinnerungsmünzen zum 25. Regie­rungsjubiläum des Kaisers in diesem Etatsjahr Drei- und Fünfmarkstücke mit dem neuen Bildnis ausgegeben werden. Abgesehen hiervon sind im ganzen 6 Millionen Erinnerungs­münzen zum 25. Regierungsjubiläum des Kaisers bei der königlichen Münze in Berlin bereits in Auftrag gegeben, deren Ausgabe zum Regierungsjubiläum erfolgen wird. Die Jubiläumsmünzen werden zur Hälfte als Drei- und Zwei­markstücke ausgeprägt. Sie werden gleichfalls das neue Kaiserbildnis ausweisen, das im übrigen von unten her mit einem Lorbeerkranz umrahmt ist. Unter dem Bild befinden sich die Jahreszahlen 1888 1913, die die Regierungszeit des Kaisers darstellen. Die Ausprägung einer besonderen Medaille für Staatsbeamte, Offiziere und Personen, die zum preußischen Königshaus in Beziehungen stehen, ist vom preußischen Staatsministerium nicht in Aussicht genommen.

8cb- Mutmaßliches Wetter. Für Dienstag ist nach abermaligen Gewittern erneute Abkühlung zu erwarten.

Bad Liebenzell, 4. Mai. Die gestern von dem Füh­rer des Luftschiffes Z. 4, Herrn Oberleutnant Jakobi, aus­geworfene Luftpost wurde beim Easthof zum Adler äufgc- fangen und enthielt Karten an Herrn Stadtschultheiß Mäu- len und Fräulein Jakobi, die hier wohnende Schwester des FM

x^-H^Timmazheim, 3. Mai. Heute mittag um 12 Uhr überflog zur großen Freude von Alt und Jung auch einmal unsern Ort ein Zeppelin-Luftschiff, Z. 4. Es wurde damit mancher Wunsch erfüllt, solch ein Luftschiff aus nächster Nähe sehen und bewundern zu können.

Neuenbürg, 3. Mai. Aus Ottenhausen kommt die Nach­richt, daß sich in der Gemeinde ein Dieb unliebsam bemerk­bar macht. In mehreren Häusern ist eingebrochen und das