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Achwcrrzwälder Tageszeitung. Mr die O.-A.-Vezirke Nagold, ^reudenstadt und Tcrlw«

Nr. 278 ^ Dr«s «Ad Verlaß i« Altevsteiß.

Mittwoch» de« 21. November

Amtsblatt für PsalzgrasemveUer.

1»17.

j WTR. Großes Hauptquartier, 20 . Nov. (Amtlich.^ Westlicher Kriegsschauplatz:

; Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht:

' Der Artilleriekampf in Flandern nahm gestern nachmittag vom Houthvulsterwalde bis Zcmdvoorde be­deutend zu und hielt auch die Nacht über mit unvermin­derter Heftigkeit au. Starkes Zerstörungsfeuer lag auf dem Kampfgebiet bei Poelcapelle und Pasfcherv- daele.

Auch im Artois, beiderseits der Scarpe, bei Bul­lecourt und Queant lebte die Gefechtstätigkeit auf. Feind­liche Aufklärungsabteilungen wurden im Nahkampf zu­rück g e w o r f e n.

Heeresgruppe deutscher Kronprinz: s

Nördlich von Soissons und auf dem östlichen Maasufcr war das Feuer gegen die Vortage erheblich gesteigert. Ihm folgte gegen den Chaumewald der An­griff eines französischen Bataillons; er wurde mit schweren Verlusten und unter Einbuße von Ge­fangenen abgewiesen. Unser Vernichtungsfeuer zer­schlug den noch mehrfach am Äbend zur Wiederholung üner Angriffe sich rüstenden Feind in feiner Bereit­st llung.

Unternehmungen eigener Abteilungen nördlich und id'ßd von Verdun hatten Erfolg. . i

Oestlicher Kriegsschauplast -

Keine größeren Kampfhandlungen.

! Mazedonische Front.

Mrf dem westlichen Wardarufer dränge!- bulgarische Stoßtrupps in die französischen Gräben ein und machten ,Gefangene.

Italienischer Kriegsschauplatz:

Starke Gegenangriffe der Italiener gegen die von uns eroberten Stellungen am Nordbang des sNonte To iu­ra führten gestern zu erbitterten Kämpfen. Das Feuer unserer Artillerie und Maschinengewehre lichtete die Rei­ben des in dichten Haufen an stürmenden Feindes. Die Infanterie warf ihn in feine Ausgangsstellungen zurück. Starkes Feuer hält in diesem Kampfabschnitt an.

Mn der unteren Piave nichts Neues.

Der Erste Geueralquartiermeister: Ludendorff.

*

Die Engländer scheinen sich zur 15. Flandernfchlacht Zu rüsten. Vom Houthoulsterwald bis Zandvvorde, süd­lich von Gheluvelt und der Straße MeninIpern, ist Her Geschützkampf zu außerordentlicher Stärke angewachscn und im Artois sind verschiedene Vorstöße des Feindes erfolgt. Die Angriffe von der Basis Arras aus sind all­mählich eingeschlafeu, seit England das Ziel verfolgte, die deutschen Tauchbootstützpunkte an der flandrischen Küste sin die Gewalt zu bekommen. Die jetzigen Fühler haben vielleicht den Zweck, die deutsche Front im Artois zu -beschäftigen und von der Unterstützung der Kampfesfront im Flandern abzuhalten. Nördlich Svissons waren die Franzosen ziemlich unruhig; der Vorstoß gegen Laon 'schwebt ihnen immer noch wie ein Traumbild vor, er wird aber seine Schivierigkeiten haben, namentlich wenn Dröüiere Bestände nach Italien abgegeben werden müssen. iVoii derEinheitlichkeit" in der Kriegführung ist noch nichts bekannterer bemerkbar geworden. Zunächst müssen Dich die einscADgen Herren Ministerpräsidenten selbst erst einigen. Bei Schiegen (Asiago) wehren sich die ^Italiener noch verzlveifelt: sie möchten den Verkehrs- ipnnkt Bassanv unter allen Umständen retten. Aber Schritt sum Schritt gehen die Verbündeten vor und die Schleife Äon der Piave zur Brenta wird täglich enger. An der Unteren Piave sind die taktischen Bewegungen im Fvrt- sschreiten. Sehr erfreulich ist es, daß unsere siegreichen kuppen nach den Anstrengungen und Entbehrungen der Gebirgskämpfe nun sich der besten Verpflegung erfreuen, nachdem die Etappenverhältnisse während des Halts an der Piave geordnet werden konnten.

Wie Lage in Rußland.

Die Nachrichten aus Rußland und über die Lage in Rußland sind immer noch voll von Widersprüchen, je nach dem Lager, aus dem sie kommen. Dazu hatte das Tele­graphenpersonal vier Tage lang die Tätigkeit eingestellt, soüaß in dieser Zeit nicht einmal die Möglichkeit Unmittel­barer Nachrichtenvermittlung vorlag und man auf die mündlichen Aussagen der wenigen Personen angewie­sen war, denen es gelang, über die Grenze W kom­men. Eines steht jetzt fest: Keren ski ist erledigt. Seine verschiedenen Versuche, ein Heer aufzubringen, und Petersburg zu nehmen, sind alle gescheitert; teils ver­weigerten die Truppen, die er der Nordfront entahm, von vornherein die Gefolgschaft, teils gingen sie vor dem Kampfe oder während desselben zu den Bolschewiki über. So wurden die kleinen Häuslein Kerenskis vor Peters­burg, bei Zarskoje Selo und bei Gatschina geschlagen. Kerenski gab jedesmal Fersengeld und jetzt soll er sich an der Südwestfront aufhalten, um die dortigen Truppen für seine verlorene Sache zu gewinnen. Kerenski hat alle Erwartungen, die man in den russischen Bürgerkreisen nach der Absetzung des Zaren auf ihn setzte, enttäuscht; man hatte sich durch sein Mundstück täuschen lassen. In Wirklichkeit ist Kerenski zwar fanatisch bis zu blinden Wut, dabei aber feige, in entscheidenden Augenblicken unentschlossen und vor allem ohne sittlichen Halt. Die Triebfeder seines politischen Hcrvortretens ist im Grunde sein maßloser Ehrgeiz und vielleicht, wie ihm sein Geg­ner Lenin vorwarf, persönlicher Eigennutz.

Es wäre aber ein Irrtum, aus der Niederlage Ke­renskis den unbestrittenen Sieg der Bolschewiki zu fol­gern. Die Macht der Maximalisten reicht über den Be­reich des Petersburger Militärbezirks wohl nicht weit hinaus. Im Norden hat sich eure sinnländische Republik gebildet, wenn das Chaos in Finnland die Anwen­dung des Ausdrucks für eine Staatsform noch znläßt. Auch aus Finnland kommen die widersprechendsten Be­richte, aus denen nur so viel hervorgeht, daß die, Ver­bindung mit der Reichshauptstadt gebrochen ist. Auf der andern Seite stehen die Heerführer Kornilow und Ka­di n, die gegen die Bolschewiki, aber auch gegen Kerenski jeder für sich Staatspolitik auf eigene Faust betreiben. Wie groß der Einfluß des von Kerenski verratenen -ehe­maligen Oberstkommandierenden Kornilow ist, wie groß die Zahl der ihm treu gebliebenen Truppen ist die Offiziere scheint er großenteils ans seiner Seite zu haben , ist nicht bekannt. Größere Macht scheint der Kvsaken- general Kaledin in Händen zu haben, der sich auf die ihm ergebenen Kosaken der Ukraine und auf die 'Hilfs­mittel der reichsten Landesteilc stützen kann. Kaledin soll sogar nach unbestätigten Nachrichten die Wieder­einsetzung des Zartums beabsichtigen. In den größeren Städten des Reichs scheinen die Bolschewiki keine aus­schlaggebende Rolle mehr zu spielen, teilweise sind sie. in blutigen Kämpfen überwältigt worden.

Aber in Petersburg selbst ist die Herrschaft der Bol­schewiki keineswegs unbestritten. Mehr und mehr macht sich der GegeuMtz zwischen den äußersten Sozialrevolu­tionären und men agrarischen Sozialisten geltend, wie denn die Revolutionsideen der Marimalistcn bei der gro­ßen Mehrheit der Bauernschaft eigentlich nie Boden ge­sunden haben. Die Agrarsozialisten in den revolutionären Bauernräten in den Großstädten sind mit verschwindenden Ausnahmen keine Bauern, sondern teils Kathedersozia­listen, Professoren, Redakteure usw., oder sonstige Theore­tiker. Die Bauern wollen Land und Frieden haben, alles andere ist ihnen gleichgültig. Stehen also die Vertreter der Bauernschaft in demVorparlament" oder wie die von dm wechselnden Machtgruppen geschaffenen parla­mentarischen Eintagsfliegen alle heißen, in ziemlich loser innerer Verbindung mit den durch sie vertretenen Jnter- essenkreisen, so ist ihre Stellung gegen die Marimalistcn deutlich abgcgrenzt, denn ohne diese Scheidelinie würden die Agrarsozialisten im eigenen Lager den Boden unter den Füßen bald ganz verloren haben. Me Agrarsozia­listen wollen nun den Maximalisten oder Bolschewiki die beanspruchte Führung der Regierung nicht zuge- stehen, da die durch die maximalistischen Arbeiter- und Soldatenräte vertretenen Bevölkcrungsschichten gegenüber der Landbevölkerung weit in der Minderheit sind. Auch sind die Agrarsozialisten mit dem völligen Ausschluß des bürgerlichen Elements von der Regierung nicht einver­standen? «nd auch die Minderheit der Soäialrepotuüo-

näre, die Menschewiki oder Gemäßigten, haben seither wenigstens die Zusammenarbeit mit den Bürgerlichen als eine Selbstverständlichkeit betrachtet.

So sind die Bemühungen der Bolschewiki, aus den drei revolutionären Gr ippm eine Sammclreg.ierung unter Leitung Lenins und Trotzkis, der maximalistischen Führer, zu bilden, bisher erfolglos geblieben; Rußland ist tatsächlich ohne jede Regierung und dieVerwaltung" wird in jedem Kreis so gut oder so schlecht, als es- eben geht, von Ausschüssen ausgeübt. Es läßt sich denken, wie groß die Verwirrung allgemein sein muß in dem Riesen­reich, das durch bald dreieinhalbjährigen Krieg und durch die Wirren einer seit acht Monaten dauernden inneren Umwälzung bis ins Mark erschüttert ist. Dazu kommt, daß die alten Beamten der verschiedenen Verwaltungs- zweige sich weigern, unter der Herrschaft der Bolschs- Wiki zu arbeiten und so erlebt nran die Ungeheuerlichkeit, daß der Ausschuß der Maximalisten an verantwortungs­volle Posten gewöhnliche Matrosen und Soldaten stellt, wie z. B. der Pvstdirektor und der Generalgouverneur von Helsingfors zurzeit ein Matrose bzw. ein Soldat ist. Die Eisenbahner wollen ebenfalls streiken, ja sie beabsichtigen, eine eigeneRegierung" zu errichten.

Die Verbandsmächte haben jetzt beschlossen, nnt den Bolschewikiunter Vorbehalt" in Verbindung zu treten, denn irgend jemand muß doch da sein, mit dem die Bot? schmier d->r Entente sprechen können, von eigentlichem diplomatischen Verkehr ist kerne Rede mehr. In ver Vrn- tentepresse ist ja schon sehr deutlich zum Ausdruck ge­bracht worden, daß man dieBande von Verrätern" nur als Notbehelf betrachtet, die man sobald als möglich Wieden abschüttelt. Um endlich eine Grundlage zu schaffen, soll Lenin beschlossen haben, die verfassunggebende Versamm­lung ans den 28. November einzuberufen. Das will nichH recht glaubhaft erscheinen; in 8 Tagen läßt sich eins solche Versammlung nicht zusammnrbringen, wenn es mil­rechten Dingen zngehen soll, nicht einmal in Friedens- zeiten. Me Nationalversammlung sollte schon im Angust- tagen; Kerenski wußte sie immer wieder hinanszuschiebeu. Wird Lenin ein größeres Interesse daxan haben? si

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Ar-eitskammern. - >

^ Der soziale Ausschuß der Fortschrittlichen Bolkspartei hat- beschlossen, einen Unterausschuß auf Grund der von ihm

gebilligten Leitsätze mit der Ausarbeitung eines Entwurfs über! Arbeitskammern zu betrauen. Vliese Leitsätze lauten nach!

derFrankfurter Zeitung": s

-1. Charakter der Arbeits Kammern.

1. Zur Erfüllung der in den nachstehenden Leitsätzen vorgezcichneten Aufgaben und der darin gesteckten Ziele wird für den räumlichen Bereich eines oder mehrerer Verwaltungs-s bezirke eine Arbeitskamnwr errichtet.

2. Zu die Arbeitskamm:rn wählen Arbeitgeber und Arbeit­nehmer die gleiche Anzahl von Vertretern. - Der Vorsitz der Kammer liegt in neutralen Händen.

3. Zur Erfüllung derjenigen Aufgaben, welche im alleinigen

Fnteresse der Arbeitnehmer liegen, treten die Vertreter der

Arbeitnehmer allem zusammen.

4. Die Arbeitskamm:r erledigt ihre Arbeiten in selb­ständigen Abteilungen für gewerbliche Arbeiter, für kauf­männische Angestellte und für technische und sonstige An­

gestellte. Diejenigen Arbeitskammern, in deren räumlichen Be­reich eine Berwaltungsdirektiou von Staatsbahnen ihren Sitz hat, umfassen noch eine Abteilun" für Staatsarbeiter in

gemeinnöligen Verkehrsbetrieben. Nach Bedarf bilden die Ar- beitskammern Nachausschüfse.

6. Aufgaben der Arbeitskammern. -

5. Die Arbeitskammern stellen die öffentlich-rechtliche

Standcsvertretung der deutschen Arbeitnehmer dar. Daraus erwachsen folgende Aufgaben und BefugnUe:

n) Sie stellen selbständig Erhebungen Der die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse Ser Arbeitnehmer an:

b) sie erstatten Gutachten für Staats- und Gemeinde­

behörden sowie für öffentliche Körperschaften. Sie erneuen Sachverständige und bestimmen Vertreter von Arbeitnehmern -in öffentlichen Einrichtungen;

c) sie können innerhalb ihres Wirkungsbereiches selb­

ständig Anträge an Behörden, Kommunalverbändc und die gesetzgebenden Körperschaften des Reiches und der Bundesstaaten stellen;

ch sie wirken beim beruflichen Ausbildungswcscii. mit.

6. Die Arbeitskammern werden an der Ausführung der

sozialpolitischen Gesetze beteiligt und zwar:

- a) Sic erlassen die örtlichen Ausführuiigsoorfchristen;

I b) sie üben die Aufsicht über die Ausführung der ent-

tzwechenden Gesetze und Vorschriften aus.

7. Die Arbeitskammern dienen der Förderung des sozial«,

Friedens:

a) Sie haben das gegenseitige soziale Verständnis btt Arbeitgeber und A beitnchmer zu wecken und zu pflegen;

bi sic sind Träger des Schlichtungs- und Eimguugswesens. Zu diesem Zwecke sind in das Arbeitskammergesetz Besrim- munaen über- die Detriebsausschüfle der Arbeitnehmer^ über