stieg ab und gab einem von den Lausbuben eine Ohrfeige. Als dies die in der Nähe mit Holzaufmachen beschäftigten Eltern sahen, kamen sie mit den anderen Holzmachern, 6 an der Zahl, mit Prügeln herbei und hieben derart auf Haarer ein daß'er zunächst schwer verletzt auf der Straße liegen blieb und dann im nahen Kurhaus Mönchsbrunnen Hilfe suchen mußte. Die Rohlinge, sämtliche von Rohr, sind be­reits von der Landjägermannschaft ermittelt.

Calmbach a. E., 16. April. Dem 24 Jahre alten Säger Eugen Rau wurde von der Maschine ein 2 Meter langes Holzstück mit solcher Wucht ins Gesicht geschleudert, daß ihm Ober- und Unterkiefer vollständig zerschmettert wurden.

Württemberg.

DerFro st schaden.

Nach amtlicher Feststellung stellt sich der Frostscha­den in den Weinbergen des ganzen Landes, je weiter die Untersuchung oordringt, als immer größer heraus und bedeutet in manchen Gegenden für den 1913er Wein geradezu eine Katastrophe. Nicht nur alle Triebe, die bis jetzt an der Sonne waren, sind erfroren, sondern auch die Nebentriebe wurden durch den mehrere Nächte anhaltenden Frost vernichtet und teilweise ist der Frost sogar in den Stock selbst eingedrungen. Im Za­bergäu sind bis X der Stöcke erfroren, auch im Tauber­tal ist der Schaden groß. Neckartal, Bottwartal, die Heilbronner und Weinsberger Gegend und alle bevor­zugten Lagen wurden sämtliche betroffen; in welchem Maße, wird die nähere Untersuchung noch ergeben. Soviel aber steht fest, daß sich zu dem Obstschaden ein mindestens ebenso großer Weinbauschaden gesellt.

Stuttgart, 16. April. Die Oberschaubehörde für den Bezirk des 2. Landwirtschaftlichen Eauverbandes über die Zeit vom 1. Mai 1913 bis 30. April 1916 ist wieder zusammengesetzt worden und besteht aus Oeko- nom Hutten-Lindenhof, Vorsitzender, Domänepächter Rößler-Kapfenburg und Landesökonomierat Muth-Ell- wangen. Als Stellvertreter sind Brauereibesitzer Jooß- Wasseralfingen, Guts- und Mühlebesitzer Beißwenger- Leinzell und Eutspächter Bäuerle-Alfdorf bestellt worden.

Horb, 14. April. Nachdem auf Grund der neuen Bauordnung für die Stadt Horb eine Ortsbausatzung ausgestellt worden ist, geht die Stadt nunmehr daran, die Straßen im unteren Stadtteil teilweise mit Geh­wegen zu versehen, an denen die Anlieger °/s zu be­zahlen haben. Diese Gehweganlage war längst drin­gend. Aus dem Haushaltsplan der Stadt ist noch zu erwähnen, daß für 1913 neben dem 50 Aigen Betrag der Staatseinkommensteuer eine Umlage auf die Er­tragskataster von 10,5 A erhoben wird. Das Jahr 1913 läßt sich im übrigen nicht sehr ermutigend an, von irgend einer Baulust oder sonstigen größeren Un­ternehmungen ist bisher nichts zu verspüren, abge­sehen von dem in Aussicht stehenden Bau des zweiten Gleises nach Rottweil.

Schwenningen, 14. April. Von der Familie des Schlossers Phil. Mehne wandelten vor acht Tagen zwei Söhne nach Chicago aus, der eine namens Richard, 24 Jahre alt, und der zweite, namens Ernst, 15^ Jahre alt. In ihrer Begleitung befanden sich zwei Schwestern aus Flötzlingen, im Alter von 20 und 23 Jahren und ein Freund der Brüder aus Nürnberg. Das eine der Mädchen war die Braut des Richard Mehne. Durch einen plötzlichen Unfall oder Schlag­anfall schied Richard Mehne aus dem Leben. Die To­desursache ist noch nicht aufgeklärt. Eine Schwester des Verstorbenen ist sofort nach Hamburg abgereist.

Alpirsbach, 16. April. In der letzten Sitzung der Ee- meindekollegien ist Frau Kaufmann Rüdiger in den Orts­schulrat gewählt worden. Damit ist Alpirsbach in die Reihe der Gemeinden gerückt, die der modernen Frauenbewegung Rechnung tragen, daß sie eine Hausfrau und Mutter in Schulsachen zum Worte kommen lasten.

Aus Wett und Zeit.

Karlsruhe, 15. April. Nachdem jüngst die Schuh­macher ihre Preise um 10 A erhöht hatten, sind nun­mehr auch ihre Arbeiter in eine Lohnbewegung ge­treten. Sie verlangen einen neuen Tarif mit ent­sprechender Erhöhung der Löhne.

Karlsruhe, 16. April. Das Schwurgericht verurteilte heute den 20jährigen Gelegenheitsarbeiter Gustav Kleile aus Brötzingen wegen Mordes zum Tode und wegen Notzucht zu 3 Jahren Zuchthaus. Kleile hatte am 14. Januar ein lljähriges Mädchen abends in seine elterliche Wohnung ge­lockt, es auf seinem Zimmer erdrosselt, die Leiche den ande­ren Tag, nachdem er die Beine abgehackt hatte, in einen Sack verpackt und im Garten des elterlichen Hauses ver­graben, wo sie erst später entdeckt wurde.

Koblenz, 16. April. Seit heute liegen zuverlässige Be­richte über den Schaden, den die beiden Frostnächte an unse­ren Obst- und Weinkulturen angerichtet haben, vor. Die Aprikosen und Pfirsiche haben, trotz der fortgeschrittenen Triebe, sehr viel gelitten. Die Kirschenernte ist zu drei Vierteln vernichtet. An einigen geschützten Berglagen sieht man noch einige Helle Blüten. Der Schaden in den Wein­bergen ist bedeutend größer, als man erwartete; besonders an der Mosel, wogegen einige geschützte Lagen am Rhein bester durchgekommen sind.

Straßburg, 15. April. Im Elsaß wird der in den jüngsten Tagen durch den Frost angerichtete Schaden auf mehrere Millionen Mark geschätzt. Auch die Weinberge, in denen die Frühsorten schon weit voran waren, haben stark gelitten, besonders in der Lol- marer und Türkheimer Gegend, obgleich man dort, um der Gefahr zu begegnen, einen Rebenräucher­dienst eingerichtet hatte.

Berlin, 16. April. Nach zuverlässigen Meldungen der Köln. Ztg." hat das Abströmen deutschen Kapitals nach der Schweiz in der letzten Zeit einen ungewöhnlichen Um­fang angenommen. Unter diesem Kapital befinden sich auch nicht unbeträchtliche Mengen baren Geldes. Die Abwande­rung sei auf die bisherige unbehagliche internationale Lage, zu sehr erheblichem Teil aber auch auf die in Aussicht stehende Vermögensabgabe für die Heereszwecke zurückzu- führen. Auch derPlutus" berichtet, daß das mobile Kapi­tal in Menge aus Deutschland flüchtet, um dem Steuer- kommissär zu entgehen. In der Schweiz sind in der letzten Zeit eine Reihe vonVerwaltungsbanken" gegründet wor­den mit dem ausgesprochenen Zweck, flüchtiges deutsches Ver­mögen zu verwahren und zu verwalten, so in Glarus eine Verwaltungsbank-A.-E." mit nicht weniger als 15 Mil­lionen Franks Grundkapital, die das Vermögen der bekann­ten Textilindustriellenfirma Gebhardt in Vohwinkel bei Elberfeld ganz oder doch zu einem Teil verwaltet. Re­gierung und Bankwelt sollten sich dieser unerfreulichen Er­scheinung gegenüber doch einmal ernstlich die Frage vor­legen, ob es nicht möglich wäre, zwischen der Schweiz und Deutschland zu einem Abkommen zu gelangen, das die Ban­ken zur Auskunft über das bei ihnen angelegte ausländische steuerpflichtige Kapital zwingt. Was zwischen Frankreich und England möglich war, wird sich, so sollte man meinen, zwischen der Schweiz und Deutschland auch machen lasten.

London, 15. April. Der Deutsche Max Schultz, der im November 1911 wegen Spionage in Plymouth zu 21 Monaten Gefängnis verurteilt wurde, ist gestern aus dem Gefängnis in Bristol entlasten worden. Er erklärte, daß er außerordentlich gut behandelt wor­den sei.

New-Pork. 15. April. Der bekannte Aviatiker de Ribus verliebte sich in die Tochter des Millionärs Aldegonda. Die Eltern wollten eine Heirat nicht zugeben. Der Aviatiker entführte seine Braut im Aeroplan, den der Bruder der Braut im Automobil verfolgte. Unterwegs erlitt das Flugzeug einen Motordefekt und mußte niedergehen. In diesem Augenblick schoß der Bruder auf den Führer, der getroffen wurde und aus dem Aeroplan stürzte. In seiner Angst beging das Mädchen Selbstmord, indem es sich die Kehle durchschnitt. Der Bruder wurde verhaftet, wird aber auf freien Fuß gesetzt werden als Rächer seiner Familie.

Landwirtschaft und Markte.

b. Kurzer Eetreidewochenbericht der Pveisbericht- stelle des Deutschen Landwirtschaftsrats vom 8. bis 14. April 1913. Der Weltmarkt bekundete auch in der Be­richtswoche vorwiegend feste Haltung. Infolge leb­hafter Kauflust Westeuropas, wobei besonders die an­dauernden Ansprüche Frankreichs ins Gewicht fallen, haben die Exportländer ihre Forderungen weiter er­höht. Weiteren Anlaß zu der festeren Tendenz gab die mit der Frühjahrsbestellung zusammenhängende Einschränkung des heimischen Angebots, auch der Um­schwung zu kalter Witterung blieb nicht ohne Einfluß, und ebenso ging in der ersten Wochenhälfte von den politischen Verhältnissen eine befestigende Anregung für den Getreidehandel aus. Für die Gestaltung der Markt­lag im Inlands war vor allem der Umstand maß­gebend, daß hier Weizen andauernd zu Exportzwecken gesucht blieb, und da auch die Mühlen Begehr zeigten, so bot sich für das mäßige Angebot bei 35 -N höhe­ren Preisen schlanker Absatz. Trotz der festen Situation des Warengeschäftes war Lieferung eher schwächer, so daß die noch vor einiger Zeit sehr erhebliche Differenz zwischen der Ware und der Mainotiz stark zusammen- gschmolzen ist. Auch Roggen konnte in der Verichts- woche bessere Preise erzielen, da sich etwas mehr Ex­portnachfrage zeigte und auch die Mühlen, die gleich­falls Absatz nach dem Auslande hatten, mit Ansprüchen hervortraten. Im Zusammenhang mit Warendispositio­nen gab sich im Lieferungsgeschäft Deckungsfrage kund, ohne daß sich die Preise dauernd zu bessern vermochten, da es andererseits nicht an Begleichungen fehlte und die für die Maiandienung bereit liegende Ware einen Druck auf die Tendenz ausübt. Für Hafer hat die Bes­serung in der Berichtswoche weitere Fortschritte ge­macht. Das Angebot behielt mäßigen Umfang, und das machte sich umsomehr fühlbar, als der Export fort­gesetzt viel Ware ablenkt. Auch im Konsumgeschäft hat sich der Absatz merklich gehoben, und so waren die Händler wieder mehr zu Anschaffungen geneigt. In­folgedessen war auch Lieferung fest, zumal gegen weiter­verkauften argentinischen Hafer Rückdeckungen erfolg­ten. Das Braugerstegeschäft ist zwar als beendet an­zusehen, doch finden besonders feine Posten hier und da noch Aufnahme. Russische Gerste ist knapp udn findet zuletzt wiede etwas mehr Beachtung. Für Mais hat Amerika seine Forderungen erhöht; argentinischer Mais

ist in greifbarer Ware spärlich am Markte, und für neue Ernte ist das Angebot auch keineswegs reichlich.

Vermischtes.

Bilder aus dem Balkankriege. Im 18. Jnfanterieregi regiment des serbischen Heeres befand sich ein junger Soldat von kleinerem Wuchs als all die anderen, aber ungemein flink, lustig und geschickt. Aber er hatte eine Eigenheit, nämlich: sich bei jedweder Angelegenhet zu bekreuzigen. Beim Aufstehen, Waschen, vor dem Esten und ehe er über­haupt irgendeine Arbeit zur Hand nahm, schlug er rasch ein Kreuz und dies hatte ihm bei seinen Kameraden den Spitz­namenPoptsche", was so viel heißt wiekleiner Geist­licher" eingetragen. Mit seinem Regiment überschritt Poptsche sofort nach der Kriegserklärung die Grenze und setzte ruhig sein Bekreuzigen fort. So nahm er auch an der für Serbien entscheidenden Schlacht bei Kumanowo teil, wo das 18. und 7. Regiment zwei türkische Divisionen in Schach hielten und sich durch ihren Heldenmut ewigen Ruhm in der Geschichte ihres Landes erwarben. Mitten im wütendsten Feuer, als sich einige Soldaten nach einer Deckung vor den feindlichen Geschossen umsahen, gewahrten sie Poptsche, der vor jedem Abfeuern seines Gewehrs ein Kreuz schlug.Aber zum Teu­fel, was machst du denn da!" schrie ihm sein Nachbar zu, glaubst wohl, das wird dich vor den türkischen Schrapnellen schützen?"Keineswegs," gab Poptsche gelasten zurück, ich schieße erst und dann bekreuze ich mich."Na, und?" grollte der andere,als wenn das nicht dasselbe wäre!" Keineswegs," belehrte ihn Poptsche,wenn ich geladen habe und ziele, dann schlag ich ein Kreuz; der dort drüben ist doch auch ein Mensch und hat eine Seele, und das soll darum heißen:Gott sei ihm gnädig." Und Poptsche fuhr fort, eifrig zu laden und jedesmal getreulich ein Kreuz zu schlagen. In derselben Schlacht stand ein Hauptmann, seine Befehle erteilend, aufrecht wie bei der Parade unter seinen Leuten mitten im schärfsten Kugelregen. Auf dem weiten Schlacht­feld ringsum lauter liegende Gestalten, zahlreiche Blut­lachen, in der Luft ein eigenartiges Surren und Pfeifen und seltsame, kleine Rauchwolken, trotz des unendlichen Ge­töses ist hin und wieder ein Aufschrei vernehmbar. Un­aufhörlich fliegen die türkischen Granaten in die serbischen Reihen, und jedesmal, wenn ein Geschoß in nächster Nähe einschlägt, meint der Offizier kaltblütig:Hol dich der Hen­ker, mich erschreckst du doch nicht!" Am Morgen nach der Schlacht bei Kumanowo war das große, gelbe Zelt des serbi­schen Roten Kreuzes am Rande des mit Leichen bedeckten Feldes weit geöffnet. Im Innern standen die Tragbahren dicht nebeneinander und die Daraufliegenden trugen Kopf, Arm oder Fuß stark umwickelt. Kleine Erfrischungen rei­chend, schritten die Pfleger von einem zum andern, und die Aerzte waren noch mit dem Untersuchen und Verbinden der zuletzt Eingelieferten beschäftigt. Die verschiedensten Töne klangen durch den Raum: die einen stammelten, kurze Stun­den oder nur Minuten vor ihrer Erlösung, unverständliche Laute, andern entfuhr zuweilen ein Schmerzensschrei, und die Leichtverletzten unterhielten sich munter über die Er­eignisse des verflossenen Tages. Mit einem Male trat Stille ein, denn feierlicher Erabgesang ward hörbar: Der Regi­mentspfarrer begann mit der Eisegnung dreier, in der Nacht ihren Wunden erlegenen Soldaten, die jetzt draußen vor dem Zelte im Sonnenschein lagen, die Hände über der durch­löcherten Brust gefaltet und in den wachsbleichen Zügen noch den Ausdruck der Qual und eines verzweifelten Todes­kampfes. Der Pope im vollen Ornat, das Kreuz in der Hand, betete für die gefallenen Helden, ein Krankenwärter schwenkte den glimmenden Weihrauch, und die Aerzte gaben den tapfern Vaterlandsverteidigern die letzte Ehre. Ein Soldat mit einer brennenden Kerze stand still daneben es war der Bruder von einem der Verstorbenen. Da machte sich plötzlich ein eigenartiges Geräusch im Zelte bemerkbar, alle Decken und Mäntel begannen sich ruckweise zu bewegen, die Verwundeten entblößten langsam ihr Haupt, und einige versuchten, sich aufzurichten. Nur ein einziger war noch be­deckt, und da seine beiden Hände durchschossen waren, suchte er durch verschiedene Bewegungen seines Kopfes sich der Kappe zu entledigen; da ihm dies trotz eifriger Mühe nicht gelang, kam ihm stillschweigend ein Pfleger zu Hilfe. Der Geistliche war bald fertig, denn im Kriege muß alles schnell gehen. Not etliche anerkennende Worte des Popen für die gefallenen Helden, einHeil ihnen!", in das alle, die der Sprache mächtig waren, einstimmten, und die Feier war zu Ende. Die Krankenpfleger trugen die Leichen fort zur Be­stattung, die Aerzte kehrten eiligst an ihre Arbeit zurück, und in wenigen Stunden kam für die Rote-Kreuz-Kolonne der Befehl zum Weitermarsch nach Ueskllb zu. (K. Z.)

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

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