sie Konslikisstimmung entstanden ist. Wir mühen seststetlcn, in wie weit Mittel des Reiches für die Valerlandspartei ver­wendet werden. Das muß im Hauptausschuß geschehen. Wir wollen dann Dr. Helfferich keineswegs bloß Liebenswürdigkeiten sagen. Vielleicht sind die neuen Einrichtungen ganz anders zu treffen.

Abg Mertin (D. F-): Wir können der Verweisung » an den Ausschuß nicht zustimmsn. Ein sachlicher Zusammen­hang zwischen Nachtragsetat und Interpellation besteht nicht. Die'Valerlandspartei ist an dem Konflikt nicht schuld, sie hat das entgegcirgcsetzte Bestreben.

Abg. Graf Westarp (Kons.):' Die Baterlandspsrtei ist unschuldig. Wer hat denn die Interpellation eingebracht? (Seyr aut! Heiterkeit.) Dr. Helfferich hat vollkommen richtig gehandelt angesichts Ihrer Zwischenrufe.

> Gegen die Stimmen der Konservativen und eines Teiles

der Deutschen Fraktion werden Umsteilung der Tagesordnung, Kommissionsberatung und Vertagung beschlossen. (Die Sitzung hatte kaum mehr als r/z Stunde gedauert.)

Nächste Sitzung Dienstag I Uhr .nachmittags: Anfragen, Interpellation Fortsetzung, Auswärtige Politik, Interpellation betreffend Vereins- und Versamm ungsrccht, Schutzhaft, Zensur, Interpellation des Zentrums betreffend die wirtschaftlicyen Ver­hältnisse des selbständigen Gewerbes, Nachtragsetat.

Amtliches.

Verfügung der Laudesversorgungsstelle über Obst.

Es wurde bestimmt:

1. Die Ausstellung des Beförderungsscheins sür frische Achsel und Zwetschgen, sowie für Tafelbirnen wird mit Wirkung vom 9. Oktober i9l7 an bis auf weiteres in sämtlichen Oberamtsbezirken des Versorgungsgebiets den Oltsvorstehern des Abgangsorts oder den von ihnen beauf­tragten Stellen übertragen, soweit es sich um den Verkehr zwischen Obsterzeuger und Verbraucher handelt. Besörde- rnngsscheine im Verkehr der Händler und Verarbeiter, so­wie im Verkehr mit außerwürttembergischen Orten werden ausschließlich von der Lanöcsversorgungsstelle ausgestellt.

2. Der Beförderungsschein wird bei der Post- oder Bahnbeförderung in der Weise ausgestellt, daß .ie Begleit­papiere mit e nem entsprechenden Vermerk versehen werden. Bei sonstiger Beförderung ist dem Antragsteller ein beson­derer Schein auszustellen.

Die näheren Bestimmungen über die Ausstellung der Beförderungsscheine, namentlich bezüglich der Menge, wo­für der Schein ausgestellt werden darf und regelmäßig auch ansgestellt werden soll, gehen den Ortsoorstehern un- , mittelbar von der Landesversorgungsstclle zu.

3. Die Anträge auf Ausstellung von Beförderungs­scheinen sind bei den Ortsvorstehern schriftlich oder münd­lich unter genauer Bezeichnung des Lieferers und Empfän­gers, sowie der Obstart (Edelobst, sortierte Taseläpfel usw.), sowie unter Nachweis der Zahl der Haushaltnngsmitglieder des Antragstellers zu stenen.

Anträge auf Ausstellung von Beförderungsscheinen zum Bezug von Edelobst und sortierten Tafeläpfeln sind bei der Bezirksobststelle des Abgangsorts einznreichen und von dieset dem Ortsvorsteher des Abgangsorts mitzuteilen mit dn Genehmigung zur Ausstellung des Beförderungsscheins, falls dem keine Bedenken entgegenstehen.

4. Die von der Landesversorgungsstelle ausgestellten i Beförderungsscheine behalten nach wie vor ihre GültigM.

5. Soweit in Vorstehendem nichts anderes bestimmt ist, bleiben die bestehenden Vorschriften in Geltung. Ebenso bleiben oie Vorschriften der Verfügung über Schüttet-, Fall- und Mostbirnen vom 26. September 1917 (Staats- auz. Nr. 227) in Kraft.

LanöesriacMchterr.

Mteurltig» 9. Oktober I»i7.

* Die württ. Verlustliste Nr. 615 enthält u. a. fol­gende Namen: Georg Anwärter, Pfalzgrafen weiter, l. verw. b. d. Tr. Wilhelm Finkveincr, Göttelfingen, l. berw. Gefr. Gottlieb Fritz, Pfalzgrafenweiter, gefallen. Ernst Harr, Nagold, l. verw. Friedrich Hayer, Pfalz­grafenweiler, ins. Krankheit geft.

Eine große Zeitungsverlcgcr-Bersammlnug

fand am Sonntag, veranstaltet vom Verein württembergi- scher Zeitungsverleger, im Stadtgarten in Stutt- tza rt statt. Nach einem Bericht von Direktor Esser- Stuttgart über die Papiersrage wurde folgende Ent­schließung einstimmig angenommen:

Nach wiederholt eingetretcnen starken Erhöhungen der Papierpreise werden die deutschen Zeitungen durch zeine seitens i der Papierfabrikanten verlangte weitere Steigerung um ein volles Drittel der zuletzt fcstgelcgten Preise für Zcitungs- druckpapier aufs neue vor Schwierigkeiten schlimmster Art . gestellt. Diese andauernd in höchstem Maße beunruhigende Preisgestaltung in Verbindung mit einer geradezu unerträg- « lichen Licferungsbeschränkung kann unmöglich so weiter gehen, wenn die Zeitungen nicht zugrunde gerichtet werden sollen. Die Einsicht der führenden Stellen im Reich und in den Bundesstaaten darf und kan» die Zustände auf dem Papier- nmrkt nicht so weiter treiben lassen, ebenso wie die mili­tärische Führung ein nach ihren eigenen Angaben stärkstes und wirksamstes Kriegsmittel sicherlich nicht verkümmern lassen will. Die Papiernot kann nur durch eine zuverlässigere und ausreichendere Kohlenvcrsorgung, insbesondere aber auch durch entschiedenes Einschreiten gegen die Preistreibereien aus dem Holzmarkt gemildert werden. Soll die bedenkliche Krisis überhaupt noch zu überwinden sein, so ist die unverzügliche behördliche Festsetzung von Höchstpreisen für Holz, Holzschliff, Zellstoff und Papier unerläßlich. Es bleibt den württem- ! belgischen Zeitungsverlegern unverständlich, warum nicht längst

^ schon Bestimmungen über solche Höchstpreise getroffen wurden,

j unter Zurückstellung fiskalischer Interessen gilt es zu ver-

f hüten, daß es zu einer Papicrkatastrophe kommt, die um so

drohender vor uns steht, als die Papierfabrikanten sich auch

> an die neuerdings geforderten, unerschwinglichen Preise nur

! zwei Morate, nämlich vom I. November bis 31. Dezember

^ ds. Is.. binden wollen. Eine weitere Verteuerung des Papiers

> m der angeforderten Höhe käme einer weiteren Verteuerung der geistigen Nahrung unseres Volkes gleich. Die Zeitungen

L« arüßeren wie die kleineren sind außerdem in der

Jetztzeit nicht allein wegen ihres Le.estoiffs, 'andern namentlich auch wegen der notwendige» Aufklärung über Ernährungs-, Kohlen-, Material-, Einberusungs- und andere Kriegsfragen, einschii.ß.ich Ler We.beiä.igkeit für die Kriegsanleihen, unent­behrlich; der volkswirtschaftliche und vermittelnde Wert des An­zeigenteils der Zeitungen kann gerade jetzt ebensowenig ent­behrt werden, wie die Behörden die Zeitungen zu ihren Bekanntmachungen jetzt mehr als je unbedingt benötigen. Die württembergischen Zeitungsverleger richten deshalb an den Reichskanzler, an das Reichsamt des Innern und die württ. Staatsregierung wiederholt das dringende Ersuchen, endlich dieser im Abstand weniger Monate im uer wieder neue Beun­ruhigung erzeugenden Not durch energisches Einschreiten wirk­sam entgegenzutreten.

Das Tischiuchvervot ist in Kraft. Zur

^Beseitigung vielfacher Zweifel wird darauf hingewiesen, daß das am 14. Juli 1917 verfügte Tischtuch-Verbot für die Wirtschaften usw. bereits am 1. Oktober in Kraft getreten ist. Lediglich sür die durch die Bekanntma­chung der Reichsbckleidungsstelle vom 25. August 1917 über die Beschlagnahme der im Besitze von Hotels usw. befindlichen Bett-, Haus- und Tischwäsche bestimmte Mel­depflicht ist der 15. Oktober 1917 als spätester Termin festgesetzt worden.

und Llsberlegen

darf es geben!

Letzi gilt nur die Tat!-

Wenn jeder einzelne - ausnahmslos seine höchsten Kräfte anspannt, dann wird auch diese Kriegsanleihe den großen Erfolg haben, den sie haben muß.

Denn nicht mit Granaten allein kann der harte Endkampf ausge- fochten werden? erst das erneute Zeichen unsrer ungebrochenen wirt­schaftlichen Kraft wird den Ausschlag geben. Nur so zwingen wir unsre Feinde zur Vernunft.

Darum zeichne!

Einheitspreis für Milch ? Wie eiue NacA richtenstelle erfährt, ist die Regierung gegenwärtig damit beschäftigt, die Frage der Festsetzung des Milchpreises' für das ganze Land nach einheitlichen Gesichtspunkten zu regeln.

Erhöhung der Dienstkleiderentfchädigun- gen. Der Verkehrsabtcilung des Ministeriums der aus­wärtigen Angelegenheiten hat mit Wirkung vom 1. Ok­tober ds. Is. an für die zum Tragen von Tienstkleidern verpflichteten Beamten die einmalige Beihilfe zur Be­schaffung der ersten Ausstattung mit Tienstkleidern von 120 Mk. auf 150 Mk. und die fortlaufenden Entschä­digungen von 30 Mk. aus 45 Mk. jährlich erhöht.

Lieferung von Kinderkleidung und Säug­lingswäsche durch die Reichsbekleidungsstelle. . Die Reichsbekleidungsstelle hat durch ihre Geschästsabteilung, die Kriegswirtschafts-Aktiengesellschaft, mehrere Posten von Knabenanzügen, Kinderhemden und Säuglingswäsche zur Versorgung der Minderbemittelten Bevölkerung be- reitgcDellt. Die Waren werden an die Kommunalber­bände, die ihren Bedarf bis spätestens zum 31. Oktober 1917 anzumelden haben, geliefert. Die weitere Vertei­lung liegt den Kommunalverbänden ob; jedoch ist die­sen zur Bedingung gemacht, mindestens die Halste dev gelieferten Waren den Verbrauchern durch den Klein­handel . Wzuiühren. Ta die Vorräte der Krieaswirt-

schafts-Nttrengesellschast verhältnismäßig gering " sind', kann nur der dringendste Bedarf der minderbemittelten Bevölkerung gedeckt werden. Auch diese Waren unter­liegen der Bezugsscheinpflicht. Jeder Kommunalverband darf sie nur an Angehörige seines eigenen Bezirks ab- aeben.

Helven daheim. Tie in dem KriegsvtindenheiM' der Frau von Ihne in Berlin untergebrachten 152 Kriegs^ blinden haben aus dem Erlös ihrer Blinden-Arbeiten für 1300 Mark Kriegsanleihe gezeichnet. ,

Gesellschaft für Warenkunde. In Hamburg wurde dieser Tage von führenden Persönlichkeiten der Industrie, des Handels und der Wissenschaft eineGesell­schaft für Warenkunde" gegründet. Sie soll ein Binde­glied zwischen wissenschaftlicher Forschung und deren prak­tischer Verwertung sein, indem sie ihren Mitgliedern, den Behörden und wissenschaftlichen Anstalten Einsicht in ihre Sammlungen gewährt und Auskunft auf warenkundlichem Gebiete erteilt. Sie tritt ferner für die Interessen der in Industrie und Handel tätigen, namentlich der mit dem Einkauf betrauten Pesönlichkeitren ein und unterstützt sie durch geeignete Fingerzeige und Uebersendung ein­schlägigen Materials, Dem Vorstande gehören u. a. an Tr. Paul Krais in Tübingen und Prof. Dr. von Pöschl, Direktor des Instituts sür Warenkunde an der Handels­hochschule Mannheim.

(-) Stuttgart, 8. Okt. (Prof. Dr. Spahn zur Friedcns- frage.) Im Bürgeimuseum sprach gestern in einer Versammlung des Doiksvereins für das katholsichc Deutschland Universnäts- professor Dr. Martin Späh n - Srraßbura (Sohn des zum preuß. Iustizminifter ernannten früheren Führers der Zent- rvmsfraktion des Reichstags) überGroßmachtpolitik und zeitgenössische Demokraiie". Der Friedensgedanke, so führte der Redner aus, habe seinen Ausgang von der russischen Revo­lution genommen und durch den Entriitt der Vereinigten Staaten in den Krieg eine wesentliche Verstärkung erfahren, namentlicb bei den Neutralen, deren Friedensbcdürfnis wie­derum einen starken Widerhall bei den Mittelmächten, aber auch in Frankreich und Italien gesunden habe, mährend Eng­land sich anscheinend dem Fricdensgedanken noch verschließe. Die Träger der Friedensidee sei die zeitgenössische Demokratie, die im Gegensatz zu der alten, geschichtlich überlieferten Grotz- machtspolitik ihr Ideal in der Verwirklichung einer auf steter Verständigung der Völker beruhenden Politik erblicke. Ob der kulturelle Fortschritt gefördert werden würde, wenn das Großstaatensystcm durch den gegenwärtigen Krieg einen Stoß erleiden würde und die Ideale der zeitgenössischen Demokratie sich durchsetzen könnten, erscheine fraglich. So wie die Ver­hältnisse zurzeit noch liegen, bleibe uns nichts anderes übrig, als Stand zu halten und den Landansprüchen der Gegner gegenüber uns und unser Land zu behaupten.

Stuttgart, 8. Okt. (Vom Staatsgerichtshof.) Ter König hat den Landgerichtspräsidenten Dr. von Korn in Stuttgart zum Präsidenten des Staatsgerichtshofs und den Landgerichtspräsidenten von Grauer in Tü­bingen zum Mitglied des Staatsgerichtshofs ernannt.

(-) Stuttgart, 8. Okt. (Landeswasserver - sorgung.) Wie das Städt. Amtsblatt mitteilt, wird die Wasserleitung Stuttgarts wieder ausschließlich mit fil­triertem Neckarwasser gespeist, weil die Oberschwäbischen Elektrizitätswerke dem Pumpwerk in Niederstotzingen nicht die nötige elektrische Kraft liefern können.

(-) Stuttgart, 8. Okt. (Durcharbeitszeit.) Der Ausschuß des Stuttgarter Handelsvereins befaßte sich in seiner letzten Sitzung mit der Frage der Turcharbeits- zeit im Handelsgewerbe im Sinne der Ersparnis von Kohle und Licht. Ter Ausschuß sprach sich dahin aus, daß der Durchführung erhebliche Bedenken entgegenstehen, daß- aber die Durcharbeit von morgens 8 Uhr bis abends 4 oder 5 Uhr wenigstens teilweise möglich sei in ge­wissen Betrieben der Industrie, in Banken, bei Versiche­rungsgesellschaften und im Großhandel. Im Kleinhan­del könne die Verkaufszeit gekürzt werden, doch müsse den Verbrauchern nach Arbeitsschluß in den Großbe­trieben noch die Einkaufsmöglichkcit offen bleiben. Die Schaufensterbeleuchtung soll in allen Betrieben einge­schränkt werden.

Ravensburg, '8. Okt. (K o nkn r s.ff In dem Konkursverfahren über das Vermögen der' Firma Maier Landauer, offene Handelsgesellschaft hier, soll mit Genehmigung des Gläubiger-Ausschusses und des K. Ämtsgerichts die Schlußverteilnng stattfinden. Zn be­rücksichtigen sind: 2216.16 Mk. bevorrechtigte Forde­rungen und 389 798.92 Mk. nicht bevorrechtigte For­derungen. Die verfügbare Masse beträgt 38 352,78 Mk., wovon noch die Kosten abgehen.

Der politische Krieg.

Von der Schweizer Grenze wird uns berichtet:

.. Im Bodensee ist kürzlich eine Flaschenpost anfge- fischt worden, die eine deutschfeindliche Flugschrift ent­hielt. Darin wird versucht, das Vertrauen des deutschen Volkes in seine Regierung zu erschüttern und Zwietracht zwischen Nord und Süd, zwischen Kaiser und Volk zu säen. Alsdann wird im Aufschluß über die Stim­mung im Laude, über Lebensmittelversorgung und Mn- nitionserzeugnng gebeten und demjenigen, der ans dem­selben Wege der Flaschenpost eine Antwort nach dem Schweizer Ufer übersendet, eine Belohnung versprochen.^ Wie der Einsender hiezu weiter erfahren hat, wird gegen­wärtig mit amerikanischem Geld die Aufhetzung des deut­schen Volkes gegen Kaiser und Regierung im größten Stile mit Flugschriften und allen Mitteln organisiert. Also jetzt, nachdem unsere Feinde die deutsche Front in ehrlichem offenem Kampfe nicht zu erschüttern ver­mochten, versuchen sie es mit dunklen Machenschaften.

In dasselbe Kapitel fällt mich eine Geschichte, die aus einer anderen Gegend landeinwärts bekannt geworden ist. Die Franzosen haben hier mit Freiballons Postkarten zum Abwurf gebracht, in welchen unter Berufung aus den ab gedruckten Brief eines angeblichen deutschen Kriegs­gefangenen in Frankreich behauptet wird, daß alle Er-