Frankreich betreten haben." Die deutsche Lchiagsc: ulkest und die wunderbare Schnelligkeit des deutschen Aufmarsches hat die Pläne des französischen Generalstabs über den Haufen geworfen. Wenn heute das Gerede dom wehrlos überfallenen Frankreich auch immer noch^meder- holt wird, so ist das eitel Heuchelei, hinter der ,rch nur die Wut und die Enttäuschung verstecken, daß alle Bor- bereitungen und Rüstungen Frankreichs, alle dre schnöden Pläne und Anschläge an der deutschen Wachsamkeit und an der unerwarteten Stoßkraft der deutschen Heere zuschanden geworden find.
Ein Zwischenfall mit Holland.
'Berlin 8. Olt. Holländische Landbatterien Haxen am September ein deutsches Marine-Flugzeug, das arn einem klnterneymen in See bear-fien war und wegen Motorschadens an der Lchelöemündüng außerhalb der holländischen Grenzlinie eine Notlandung vornehmen mußte, beschossen und die Flieger gefangen genommen. Ms das Flugzeug vermißt würbe, sandte man andere Flugzeuge auf die Suche aus. Auch diese würden obgleich sie sich außer der Grenze hielten, beschossen. Der Führer eines der deutschen Flugzeuge ging darauf auf das Wasser nieder, um mit dem Kommandanten eines holländischen Torpedoboots, das Wache hielt, sich zu besprechen. Als das Flugzeug dann wieder abfliegen wollte, wurde es von dem Torpedoboot verfolgt und von dessen Mannschaft aus nächster Nähe mit Gewehren beschossen, wobei der Flugmeifler schwer verwundet wurde. Das Flugzeug selblst wurde genommen und die Besatzung gefangen gesetzt. Die deutsche Regierung hat Lei der holländischen die nötigen Schritte unternommen.
(Die grobe Völkerrechtsverletzung seitens Hollands paßt schlecht zu seiner Kohlennot, aus der ihm Deutschland durch monatliche Lieferung von 6 Millionen Zentner heraushelfen soll. Allerdings sind wir von den stammverwandten Holländern lm Kriege durch Freundschaftsbeweise nicht verwöhnt worden.)
Der Krieg zur See.
Nach einer Meldung der eng ischen Zeitung Scots- man betrug der gesamte Schiffsverkehr im Suez-Kanal in dem am 30 .Juni 1917 abgelaufenen Jahr 4 257 000 Tonnen gegenüber 10344 676 Tonnen in dem am 30. Juni 1914 abgelaufenen Jahre.
Die Ereignisse im Westen.
Der französische Tagesbericht.
WTB. Paris. 8 Okt. Amtlicher Bericht vom 7. Okt. nachmittags: Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien ,m Abschnitt Vanraillon—Lasfaux—Hurtebise und auf dem rechten Maasufer, besonders nördlich der Höhe 344 und in der Gegend Bezonvaux. In der Champagne wiesen wir gestern am Ende des Tages einen starken Handstreich ab, der sich gegen unsere Gräben bei Navarm-Gehöst richtete. Der Feind erlitt ewpfmd- liche Verluste und ließ Gefangene in unseren Händen, ohne den geringsten Erfolg zu erreichen.
Der englische Tagesbericht.
WTB. London, L. Okt. Amtlicher Bericht vom 7. Okt morgens: Bet:ächtliche Artillerietätigkeit an der Schlachtstont während der Nacht. Wir griffen die feindlichen Stellungen erfolgreich südöstlich Broodseinüe an, fügten dem Feind mehrfach Verluste zu, machten 20 Gefangene und brachten ein Maschinengewehr zurück. Ein vom Feind versuchter Angriff südlich der Straße von Gares (?)—Comines wurde zurückgewiesen. Ein anderer erfolgreicher Angriff wurde von Leicestzr». shire-Truppen westlich des Fleckens Saint Eloi ausgeführt. Las Wetter ist regnerisch und viel kälter.
lm.
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M Leielrucht. M
Wenn ich mein eigenes Leben befrachte. So scheint es mir kläglich;
Wenn ich das Leben andrer betrachte, Wird's wieder erträglich.
Dämon des Lebens.
Kriminalerzählung von A. Ostia n d.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
„Ramin," sagte er ernst, „nun raffen Sie sich aber «ufl Ihr Wesen ist mehr als merkwürdig. Vor allem verwahren Sie doch nun endlich das Stück Papier dal Zeder rasche Windstoß kann es Ihnen entreißen. Wo haben Sie Ihre Brieftasche? So . . . Und nun erzählen Sie mir einmal, Mann gegen Mann, nicht Beamter und Chef: was haben sie gestern da gehört oder gesehen?! Denn daß da etwas Besonderes los ist, daraus könnte ich schwören."
Ramin hatte mit unsicheren Fingern seine Brief- lasche hervorgezogen. Jetzt schlug er sie, noch immer fast gedankenlos, auseinander. Da ging ein leichter Windhauch durch die Zweige der Weide. Ein Regen goldgelber Blätter rieselte nieder. Ein paar fielen auch in die geöffnete Brieftasche. Ramin wollte sie hinunterschütteln. Aber mit ihnen wehte ein Blättchen Papier zur Erde.
Dr. Hesselbach bückte sich rasch und hob es aus. Unwillkürlich warf er einen Blick darauf, aber mit einem haibunterdrückten Laut höchster Ueberraschung fuhr er auf I —
„Herr Dr. Ramin," sagte er scharf, „wie kommen Sie in den Besitz dieses Zettels? Hier haben wir fa die eine Hälfte des Papieres, das sich in der zusammengekrampften Hand des Toten vorfand. Alles stimmte genau. Geben- Sie einmal den zweiten, kleineren Zettel Herl So! Alsw Pas heißt mm: !
Der türkische Krieg.
Konstantinopel, 8. Okt. Amtliches Dementi. I« ihrem Bericht vom 1. Oktober geben die Engländer an, erneu Sieg bei Ramadieh am Euphrat errungen zu haben. Wenn die Angabe auf Wahrheit beruhte, dürste der Feind nicht seine Truppen vom Euphrat nach Bagdad zurückziehen, er müßte vielmehr Vorgehen. In Wirklichkeit ziehen die Engländer ihre Hauptmacht in Richtung Bagdad zurück.
Die Wirren in Rußland.
Petersburg, 8. Okt. 'Die Eisenbahner haben zur Durchsetzung ihrer Lohnforderungen den allgemeinen Aüsstand mit Ausnahme der Militär- und Pro'viantzüge eintreten lassen. Zuerst sollen die Züge für weite Entfernungen aufhören. Wenn die Regierung nicht nachgebe, werde auch der Lebensmittelverkehr und dann die Verproviantierung der Front aüshören. (Tie Forderungen der "Eisenbahner würden nach Mitteilung der Regierung den Verkehr so verteuern, daß er aufs schwerste bedroht wäre.)
Die Neubildung des Einigungs-Minifferinms aus verschiedenen Parteien steht bevor. (Tie Maximalisten sind mit der Forderung einer rein sozialistischen Regierung also nicht durchgedrungen.)
Neues vom Taqe.
Der Reichskanzler km Großen HaüPkqnarkier.
Berlin, 8. Okt. Reichskanzler Dr. Michaelis ist am Samstag abend nach der stürmischen ReichstagssiMng ins Große Hauptquartier abgereist. ^ ^
Ans dem Parteileben. ^
Berlin 8. Okt. Am Samstag fand hier eine Sitzung des Zentra'ausschu'scs der Fmtschr. Bo'ksparkci statt.
Abg. Wemer warnte vor dem Beitritt zur deutschen Vaterlandspartei. Bezüglich der Vorträge des Landtagsabg. Traub wurde eine Entsck'ießimg angenommen, daß den Parteimitgliedern zwar die Meinungsfreiheit zustehe, aber die Agitation eines Abgeordneten gegen die Haltung der parlamentarischen Parteivertretung sei unvereinbar mit den Parteipflichten. Abg. von Payer sprach über die inncrpoütischcn Aufgaben der Partei. Eine Entschließung besagt, daß die inner- po'itischen Refo men > m so rascher verwirklicht werden müßten, je länger der Krieg dauere. Die Wahlrechtsänderung in Preußen und die Perm h-ung der Abgeordneten in den großen Reichstagswalpbczlrken sollen unverzüglich durchgeführt werden. Schließlich sprach sich der Ausschuß gegen die Einmischung Wilsons aus.
Deutsche Kohlen für Holland.
Amsterdam, 8. Okt . Amtlich wird mstgeteilt. daß die beiderseitigen Unterhändler sich über die Koßenliefe- rung und andere wirtschaftliche Fragen geeinigr haben. (Nach einem Presseburean soll Teutschland an Holland 200000 Tonnen deutscher und 50 000 Tonnen belgischer Kohlen monatlich liefeür.
Sozialistenkonferenz in Bordeaux.
Bordeaux, 8. Okt. Hier ist die Konferenz der französischen Sozialisten zusammengetreten. Der Bor- sitzende Varenne (Mitglied der soz. Mehrheit) sagte, die einzige Frage sei die nach dem Wert des Friedens, nicht nach dem Zeitpunkt des Friedens. Er werde nicht nach Stockholm gehen, denn der Sozialismus dürfe seine Unterschrift nicht unter ein vorläufiges Abkommen fetzen. Mistral (Minderheit) erklärte sich nur für einen Sieg des Rechts. Wenn die Regierung die Pässe für Stockholm verweigere, lehnen sie die Mitarbeit an der Regierung ab. .Zustimmungsknnff'eb'lnqe" der russischen. l^ffenischennnd
„Wir teilen Ihnen auf Ihre Anfrage mit. daß Nummer! 666 (Otto Willstadt) seit 1. Auaust d. I. leine Hast hier verbüßt. Der Mann hält sich "brav. Aber er ist sehr kränklich. Die Strafdauer beträgt ein Jahr.
Direktion des Zentral-Gefangenhaufes l zu Mexiko.
i i ii „ am 3. September 18 . .
Herrn Wilhelm v. Ramin, Baumeister,
Chicago."
Dr. Hesselbach hielt eine Sekunde lang inne.
„Also, da stimmt alles genau," sagte er dann, den jungen Mann noch immer scharf beobachtend, „aber, Herr von Ramin, als Beamter müssen Sie selbst einsehen, daß das sehr sonderbar ist. Sie waren um die kritische Zeit hier am Tatort, haben bestimmt manches miterlebt, weigern aber die Aussage ,bis nach Aufhellung des Tatbestandes'. Das macht mich schon stutzig. Für einen jo pflichtgetreuen Beamten, wie Sie es stets waren, ist das ein etwas sonderbares Vorgehen. Dann erkannten Sie schon Ihren Onkel, als der Körper noch tief unter Wasser ist, daß wir andern alle noch keinen Umriß ausnehmen konnten. Sie hatten bestimmt schon vorher die Ueber- zeugung, daß die Leiche die Ihres Onkels war. Ihr ganzes Benehmen ist überhaupt mehr als seltsam. Und nun findet sich in Ihrer Brieftasche der abgerissene zweite Teil dieses Papieres, um welches sich die erstarrten Finger des Toten im letzten Krampf schlossen. Der »rote Hans' will hier zwei Männer ringend gesehen haben. Ich muß Sie nun sehr ernstlich auffordern, diese mehr als merkwürdige Sache aufzuklären. Wso vor allem: was sahen Sie gestern hier?"
Herbert von Ramin hatte sich, während der Chef sprach, straffer emporgerichtei. Er sah es ein: nun galt es seine Ehre. Er hatte sie stets fleckenrein erhalten uns war stolz darauf. Auch wenn es sein und Ediths Lebens- gtück galt, auch dann durste er nicht das Höchste, was ein Mann besitzt, opfern. Es war nur so furchtbar schwer, zu sprechen, denn jedes Wort, das er sprach, mußte Edith, seine geliebte Edith, bis ins Tiefste treffen.
Hesselbach ließ ihm Zeit. Er sah den starken, inneren Kampf, den vieler Mann kämvite. . und. ex
k amerikanischen Abteilung wurden verlesen. Henderssn (England) telegraphierte, er wünsche den baldigen Zusammentritt der Konferenz der Sozialisten der alliierten I Länder; die englischen Arbeiter wünschen die Fortsetzung;
I des Kriegs bis zmn Siege. Cachin erhob Klage, daß ei«! Begrüßungstelegramm der russischen Sozialistenpartei beim Kongreß nicht eingcgangen sei, man kenne ein solches nur aus ^eitnngKberichten Dm Nemernna wird anf- gefordert, sofort eine vollständige Abschrift des Telegramms auszufolgen. Brizon sagte: Deshalb sind wir nach Zimmerwald und Kienthal gegangen, um dort di« deutschen Sozialisten zur Arbeit für den Frieden anf- zufordern.
Schwerer Unfall.
Lörrach, 8. Okt. In der Eisengießerei von Ernst Wehrer ereignete sich ein schwerer Unfall. In dem Konverter entwickelten sich Gase, die die flüssigen Massen herauspreßten. Ter flüssige Stahl überschüttete 10 in der Nähe des Behälters stehende Arbeiter, von denen 9 sehr schwer verletzt wurden. Ter Gebäudeschaden ist! nicht unerheblich.
Ausstand in Paris.
Paris, 8. Okt. 3000 Angestellte der Omnibus-Gesellschaften sind am Sonntag in den Ausstand getreten.
Aufhebung des Belagerungszustandes
in Spanien. ^
Madrid, 8. Okt. Der Belagerungszustand in Madrid ist aufgehoben worden.
Die amerikanische Blockade.
Bern, 8. Okt. Die Pariser Blätter meiden, daß die Sperre der Lebensmittelzusühr und Kohlen von Amerika an dre neutralen Länder in Nordeuropa fetzt streng durchgeführt werde. Tie Kohlenverweigerung an neutrale Schiffe komme praktisch einer Unterbrechung der Verbindung der Vereinigten Staaten mit den Neutralen Nordeuropas gleich. Tie Blockade gegen Deutschland werde endlich Wirklichkeit. Ten Neutralen, die sich gegen die Maßnahme beschwerten, müsse man entgegenhalten, daß der Verband berechtigt sei, Teutschland mit allen Mitteln zu blockieren. Die Verschärfung der Blockade beschleunige die Stunde des Friedensschlusses. Im übrigen sei weder im Haag, noch in Stockholm, noch in Kopenhagen eine Hungersnot zu befürchten, solange Spekulanten die eigenen Länder ausräumen könnten, um den Hauplgegner des Verbands zu verproviantieren.
Reichstag.
Berlin, 8. Oktober.
Erste Lesung eines Gesetzentwurfes zur Ergänzung des Gesetzes über die privaten Versicherungsunternehmungen. (Forderung des Grundkrcdits durch Ucbcrnahme des Hypothekenschutzes.)
Das Gesetz wird einstimmig angenommen, ebenso eure Aenderung des Reichsst.mpe'gesetzes.
Abg. Dr. v. Payer (F. BP beantragt, den Nachtragsetat und das Besoldungsgesetz vorzunehmen, um beide Vorlagen an den Ausschuß zurückverweisen zu können. Die Festsetzung der Fnterpeliationsbesprechung müsse so lange zurückgestellt werden und Vertagung beschlossen werden, bis der Ausschuß sich schlüssig geworden sei.
Abg. Graf Westarp (Kons.): Ich muß diesem Vorschlag widersprechen. Das augenblickliche Bild der Reichstagsvcrhand- lungen mutz nach außen die Ausfassung erwecken, als ob Konflikte und Spannungen beständen und das wäre im Interesse des Landes zu bedauern.
Abg. Haase (Unabh. Soz.): Wer nach den Verhandlungen am Samstag noch nicht weiß, woran mir mit der Regierung, mit dem Kriegsministcr und Herrn Helsferich sind, dem ist überhaupt nicht mehr zu helfen. (Sehr wahr!)
Mg. Ebert (Soz.): Gerade Graf Westarp und seine Freunde vos der Vaterlanöspartci sind schuld da-sn, daß
«artete. Ihn selbst traf der Gedanke hart, daß Ramin in irgendeiner Weise in die düsteren Vorfälle, welche sich vermutlich in der letzten Nacht hier an dieser Stelle ab- spietten, verwickelt gewesen sei. Und er hoffte noch immer aut eine bessere, versöhnlichere Lösung, als die es war, weiche sich ihm aufdrängte. Vor allem mußte er warten, Mil Geduld warten, das sah er.
Unwillkürlich betrachtete er, während er nachdenklich ein wenig auf und abging, die Umgebung noch einmal ganz genau und ries sich alle Einzelheiten der Schilderung Strickers ins Gedächtnis zurück. Was hatte die Leuts überhaupt aufmerksam gemacht? Zuerst der Schrei. Ja. Wenn aber ein Mensch, vom Herzschlag getroffen, plötzlich zusammenbricht, so schreit er nur in ganz seltenen Fällen auf. Meist ist das Ende ein jähes und lautloses. Wilhelm von Ramin mußte also den Schrei bereits früher ausgestoßen haben. Jedenfalls infolge eines großen Schreckens. Dann vernahmen aber doch Stricker und der Wachmann, während sie in der Nacht gegen den Tümpel zu liefen, noch zweierlei: erstens das schrille Läuten einer Hausklingel, dann das dumpfe Gebell eines Hundes. Und beide vermeinten ein Helles Kleid im Buschwerk ausschimmern gesehen zu haben.
Doktor Hesselbach lugte scharf aus. Hier war rundum kein anderes Haus, als das des „verrückten Haupt-i mannes", welches dort so halb verborgen zwischen derm hochstehenden Nadelgebüsch lag. Unweit der Stelle, wo Hesselbach stand, zog sich die hohe Umsriedungsmauer dahin. AH I Und dort war ein großes Tor. durch welches gewiß früher einmal die Ernte- und Heuwagen aus- und eingesahren waren. Daneben lief der starke Eisendraht der Klingel hin und endete unten in einem mächtigen, verrosteten Griff.
Wenn heute nacht wirklich irgendwo geläutet worden l war, dann war dies hier, gewesen». ___
Fortsetzung folgt
HurnorWisches.
Liebespärcheuperspektive. „Die Kinos sollen in diesem Winter wieder nicht geheizt werden."
„Das macht nichts, da rücken wir halt noch enger zusammen."