basten Schutzes der Deutschen zu erheben. (Lebhafter Vei- sall) Die Resolution über den Zugang zum diplomatischen Dienst begrühe ich als ein Zeichen Ihres Interesses sür den diplomatischen Dienst des Auswärtigen. Ich werde mir an­gelegen sein lassen, mit Sorgfalt zu prüfen, wie der Zu­gang zum diplomatischen Dienst auch nicht sehr begüterten Bewerbern geöffnet werden kann und welche Maßnahmen hierzu für den auswärtigne Dienst erforderlich sind. Ganz ohne eigene Mittel allerdings wird bei den teueren Ver­hältnissen der Großstädte, in denen unsere diplomatischen Vertretungen ihren Sitz haben, auch wohl in Zukunft ein diplomatisches Amt nicht zu übernehmen sein. Die Diplo­maten müßten sonst so hohe Gehälter bekommen, daß sie im krassen Gegensatz zu den übrigen staatlichen Aemtern ständen, ferner möchte ich auf Grund meiner langen Erfahrungen im Auslande feststellen, daß in Deutschland doch vielfach zu ungünstig über die deutschen Diplomaten geurteilt wird. Dr. Oertel (Kons.): Dem früheren Staatssekretär v. Kiderlen- Wächter wird man das Zeugnis nicht versagen können, daß er sich redliche Verdienste in schwerer Zeit um das Reich erworben hat. Hoffentlich wird sein Nachfolger in den glei­chen Bahnen wandeln. Nach seinen Erklärungen können wir ihm das Vertrauen nicht von vornherein versagen. Der Re­solution wegen Besetzung der Stellen des diplomatischen Dienstes stimmen wir selbstverständlich zu. Ueber die Zeppe­linlandung in Luneville muß baldigst amtliche Aufklärung erfolgen, insbesondere über die Durchsuchung des Luftschiffes und die Behandlung der Insassen. Bezüglich der Affäre von Nancy richte ich die Frage an alle Parteien:Haben Sie, soweit wir uns erinnern können, gehört, daß französische Staatsuntertanen in Deutschland so oder auch nur ähnlich behandelt worden seien?" Das deutsche Volk Hai sich nie­mals dazu verstiegen, Franzosen in dieser unaussprechlichen Weise, die einem das Blut in die Wangen treibt, zu miß­handeln und zu demütigen. Wenn die Mitteilungen richtig sein sollten, dann muß die deutsche Regierung mit allem Nachdruck auf eine angemessene Sühne dringen. Deutsche Staatsbürger müssen geschützt werden, selbst wenn der Schutz Schwierigkeiten machen sollte. Ledebour (Soz.): Wenn wirklich in Nancy Angriffe auf deutsche Staatsbürger vor­gekommen sind, so ist es bei einem Kulturstaat selbstverständ­lich, daß eine angemessene Sühne stattfindet. Unangebracht war die Bemerkung des Staatssekretärs, daß die chauvini­stische Flut in Frankreich anschwelle und die Bemerkung des Reichskanzlers rechtfertige. Ich hatte den Eindruck, als wollte er dieses unglückliche Vorkommnis in Nancy ausnutzen, um bei uns den Chauvinismus aufzukitzeln. (Sehr wahr! links.) Die Resolution über die Organisation des diplomatischen Dienstes fordert ja recht wenig. Auch die Verbesserungs­vorschläge, die hier laut geworden find, haften nur an Aeußer- lichkeiten. Bei der bisherigen Methode ist es ein ganz be­sonderer Zufall, wenn ein wirklich Befähigetr in den diplo­matischen Dienst kommt. Leider entscheidet über die Be­setzung der höheren Staatsstellen ein Mann, der dem wirk­lichen Leben fremd ist, der, wie der Fall Sahst gelehrt hat, nicht dasjenige Maß der Kritik aufwenden kann, das ihn vor den Intrigen seiner Ratgeber schützt. Es ist höchste Zeit, daß mit diesem System aufgeräumt wird. Prinz v. Schön- aich-Carolath (Natl.): Die Behandlung, die unsere Landsleute in Nancy erfahren haben, unterscheidet sich sehr wesentlich von der Behandlung des Magdeburger Redners durch deutsche Behörden. Müller-Meiningen (Fortschr. Vpt.): Wenn die Darstellung desPetit Parifien" über den Zwischenfall von Nancy zutrifft, so handelt es sich tatsächlich um einen höchst bedauerlichen französischen Exzeß. Die An­erkennung der chinesischen Republik sollte möglichst bald er­folgen. Die Schwerfälligkeit des Auswärtigen Amtes in bezug auf die deutschen Schulen im Auslande ist unverständ­lich. Unterstaatssekretär Zimmermann tritt verschiede­nen Ausführungen des Vorredners entgegen. Dr. Weil! (Soz.): Nach den Darstellungen auch der französischen Presse scheinen die Vorgänge in Nancy derartig gewesen zu sein, daß nicht scharf genug dagegen Stellung genommen werden kann. Ein solch einzelnes Vorkommnis darf aber nicht ver­allgemeinert werden. Präsident Dr. Kaempf teilt mit, daß in der nächsten Woche ein oder zwei Dauer- oder Abend-

sttzungen anberaumt werden müssen. Um ^7 Uhr vertagt sich das Haus auf Mittwoch 1 Uhr zur Weiterberatung.

Triberg, 16. April. Hier wurde das Fliegsche Dampffägewerk durch Feuer vollständig eingeäschert. Der Schaden beläuft sich auf zirka 100 000 -N.

Speyer, 15. April. Am Samstag wurde in Speyer, als er die Schiffbrücke besichtigte, ein franzö­sischer Genieoffizier, ein Hauptmann, unter dem Ver­dacht der Spionage verhaftet. Er befindet sich zur­zeit noch in Haft. Der Festgenommene hat gegen seine Verhaftung Beschwerde beim Reichsanwalt ein­gelegt, die aber bis jetzt noch nicht entschieden ist. Ueber seine Persönlichkeit wurde keine nähere Aus­kunft erteilt.

Die amtliche französische Meldung des Zwischenfalls von Nancy.

Paris, 15. April. Botschaftssekretär v. Wedel sprach heute vormittag im Aufträge des deutschen Botschafters im Auswärtigen Amte vor und fragte an, ob die französische Regierung noch keinen amtlichen Bericht über den Zwischen­fall in Nancy besitze, v. Wedel wurde vom Kabinettschef Pichons empfangen. Es wurde ihm erwidert, daß der im Ministerium des Innern aus Nancy erwartete Bericht nach seinem Eintreffen unverzüglich Herrn v. Schön zugestellt würde. Dieser offizielle Bericht der Polizeipräfektur von Nancy ist am Nachmittag eingetroffen. Er lautet folgender­maßen:Drei Deutsche besuchten am Sonnabend gegen 10)4 Uhr in Begleitung zweier Damen eine Vorstellung des Ka­sinotheaters. Einige Studenten richteten hämische Bemer­kungen an sie und von der Galerie wurde gepfiffen. Der Zwischenfall blieb jedoch von der großen Menge der Zu­schauer unbemerkt. Kurz vor 11 Uhr verließen die 5 Aus­länder das Kasinotheater und begaben sich in die Brasserie Lorraine. Fünf oder sechs Studenten folgten ihnen dorthin. Der Zwischenfall erneuerte sich hier. Der Wirt ersuchte dar­auf die Studenten, zu schweigen, was diese auch ohne Wider­stand taten. Beim Verlaßen des Lokals begleiteten dieselben Studenten und eine etwa 50 Personen zählende Menge die 5 Ausländer bis zum Bahnhof und begannen sie zu beschim­pfen. Es war inzwischen gegen 1>4 Uhr morgens geworden. Ein Dutzend der Manifestanten drang weiterhin in den Bahnsteig und setzte die Demonstrationen bis zur Abfahrt des Metzer Zuges fort. Die drei Deutschen sind keine Offi­ziere. Die von der Polizei eingeleitete Untersuchung geht weiter. Bereits jetzt ist aber festgestellt, daß der Vorfall sehr übertrieben worden ist. Er scheint die Tat junger, an­getrunkener Leute zu sein, die sich über den schlechten Ein­druck ihres Vorgehens keine Rechenschaft abgelegt haben." Aus diesem amtlichen Bericht sowie aus den Blättermeldun­gen in Paris, auch denen der nationalistischen und deutsch­feindlichen Richtung, wieLiberty",Patric",Paris Midi", geht übereinstimmend hervor, daß die Deutschen nicht die geringste provozierende Bemerkung haben fallen lassen. Die Urheber des Zwischenfalls sind betrunkene Studenten, die in Deutschland von der Polizei ohne weiteres arretiert wor­den wären, während die französische Polizei ihnen gegenüber eine zu weit gehende Milde walten ließ. Daß das Be­nehmen dieser Studenten selbst dem größten Teil des fran­zösischen Publikums mißfiel, beweist der Bericht derLi- berte", nach dem zwei der Studenten, als sie in der Bras­serie Lorraine beleidigende Aeußerungen gegen die Deut­schen fallen ließen, vom Wirte des Lokals verwiesen wurden. Sie waren es, die vor dem Lokal warteten und die Straßen- passanten gegen die Deutschen aufwiegelten. Nach dem Temps" ist es der Polizei von Nancy bisher nur gelungen, zwei Augenzeugen des Vorfalls ausfindig zu machen, einen Bahnbeamten und einen Kellner des Bahnhofsrestaurants.

Paris, 15. April. Eine Note derAg. Havas" teilt mit: Der Minister des Aeußeren hat heute nach­mittag den Besuch des deutschen Botschafters empfan­gen, der den Zwischenfall in Nancy mit ihm bespre­chen wollte. Minister Pichon teilte dem Freiherrn v. Schön zuerst die Nachrichten, die der Minister des Innern erhalten hatte, mit und fügte hinzu, der Mi- ?!

nister des Innern habe, um sich ausreichende Beweis­stücke über den Zwischenfall, die Umstände, die ihn ver­ursacht und ihn begleitet hätten, zu verschaffen, be­reits am Bormittag beschlossen, den Staatsrat Ogier, Direktor der Kontrollabteilung im Ministerium des Innern, nach Nancy zu entsenden. Dieser hohe Be­amte solle eine Prüfung aller Tatsachen vornehmen. Er werde heute abend 9 Uhr abreisen.

Konstantinopel, 15. April. (Telegramm.) Zwischen den Kriegführenden ist ein zehntägiger Waffenstillstand» von gestern mittag ab geltend, ab­geschlossen worden.

Vermischtes

Kommt ein Zepp'lin geflogen ... Zu singen nach der Melodie: Kommt a Vogerl geflogen. Im BerlinerTag" besingtPeter" die Irrfahrt des Zeppelin-Kreuzers nach Frankreich in folgenden Stro­phen:

Kommt ein Zepp'lin geflogen,

Verirrt sich vom Ziel,

Läßt sich nieder sanft im Bogen Bei dem Städtchen Luneville.

Und die Bürger vor'm Tore Steh'n dicht im Eedräng Und singen im Chore:

Verfluchter Prllssiäng!"

Doch ihr Zürn ist bald b'schwichtigt,

Mülitär hat ihn b'wacht,

Und dann ham's ihn halt b'stchtigt Und Skizzen gemacht.

Wann sie uns den ins Land bring'n,

Kopier'n ma'n komplett!"

(Doch ob sie'n zustand bring'n,

Dees weiß man noch net.)

Büchertisch.

Das Schwabenland in Farbenphotographie. So benennt sich eine von Kanzleirat Gustav Ströhmfeld in Stuttgart geleitete Bildersammlung mit entsprechendem Text. Dem Werk, verlegt bei Holland und I o s enh a n s - Stutt­gart, möchten wir angelegentlichste, aufrichtige Empfehlung mit auf seinen Weg geben unter das schwäbische Volk. Es erscheint in 20 Heften, das Heft zu dem im Verhältnis zum Gebotenen billigen Preis von 1,25 -1t. Klangvolle schwäbische Namen sind an seiner möglichst vollkommenen Ausgestaltung beteiligt. Pfarrer Dr. Engel, Dr. Ludwig Finckh, Prof. Dr. Fraas, Landeskonservator Prof. Dr. Eradmann, Kunst­maler Lauxmann u. a. Abgeschloffen vorliegend, soll die Sammlung an die 90 farbenphotographische Abbildungen nach unmittelbaren Naturaufnahmen umfaßen und wenn diese alle von dem künstlerischen Werte jener des soeben erschienenen ersten Heftes sind woran wir gar nicht zwei­feln, dann besitzen wir in diesem Unternehmen ein Werk für die Heimat und aus der Heimat, das in jedes gebildeten Schwaben Haus gehört. Es sind an Wiedergabe von Auf­nahmen vorgesehen: Städte: Blaubeuren, Besigheim, Eß­lingen a. N., Friedrichshafen, Geislingen a. St., Horb, Heil­bronn, Lausten, Mergentheim, Neckarsulm, Reutlingen, Stutt­gart, Sulz, Tübingen. Tuttlingen, Ulm, Wildbad, Weins­berg usw.; Schlösser: Bronnen, Hohenheim, Kapfenburg, Lud­wigsburg, Lichtenstein, Sigmaringen, Schülzburg, Königl. Residenz-Schloß Stuttgart usw.: Ehemalige Klöster: Beben- Hausen, Hirsau, Lorch, Maulbronn usw.: Seen, inter­essante Waldgebieie, Denkmäler usw. Der Inhalt des Textes behandelt die Geschichte Württembergs, das Schwabenvolk und Schwabenland, Schwäbische Siedlungsbilder, die Schwäbische Alb, den württembergischen Schwarzwald, schwäbische Volks­trachten usw. Das Werk kann bei jeder Buchhandlung bestellt werden.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Amtliche und Privatanzeigen.

Stadtgemeinde Calw.

örernlkoIr-Verksiik.

Am Montag, den 21. April 1913, vorm. V-10 Uhr imOchsen" hier aus Abt. Walk­mühleteich, Walkmühleberg, Rudersberg, Spetzhardter-Mauer, Tannenbusch, Stahl­äcker, sowie Scheidholz aus Distr. Altweg und Meisterberg:

Beigholz: 3 Rm. gem. Laubh. Scheiter 10 Prügel

20 Nadelh. Prügel 80 Anbruch

Wellen: 41 Flächenlose, geschätzt zu 7500 Nadel­holzwellen.

Letzter Brennholzverkauf.

Gemeinderat.

Gemeinde Holzbronn OA. Calw.

Vergebung

der fAie-eiferm HmsleilWsrijhren

für etwa 45 Hausleitungen:

Die Akkordsbedingungen liegen hiefür auf dem Rat­hause an den Werktagen zur Einsicht auf; ebendaselbst sind die schriftlichen Offerte, in Einzelpreisen ausgedrückt, unter Angabe der Bezugsquelle, mit Angabe der Stundenlöhne für etwa vorkommende Regie-Arbeiten und der Preise für Mauer­durchbrüche pro cm Länge, verschlossen mit der Aufschrift:

Angebot auf schmiedeiferne Hausleitungen"

spätestens bis zum 21. April ds. Js., nachm. 1 Uhr, porto­frei bei der Unterzeichneten Stelle einzureichen.

Holzbronn, den 15. April 1913.

Schultheitzenamt:

Rothfutz.

K. Forstamt Neuenbürg.

Laubholz Starnrn- Holz-Berkauf.

Am Freitag, den 25. April 1913, vorm. '/,ii Uhr in Neuenbürg (Rathaus), aus Staatswaldungen sämtlicher Hüten. Eichen 43 Stück mit Fm. 1,70 l., 7,48 II., 17,42

111.. 11,68 IV., 1,19, V. Klasse. Rotbuchen 234 Stück mit Fm. 7,31

1., 21.80 II.. 51,07 III., 68.28 IV.. 17,90 V. Klasse. Birken 1 Stück mit 0,29 Fm. V. Klasse.

Losverzeichnisse unentgeltlich vom Forstamt zu beziehen.

LailsMlhen

zu baldigem Eintritt gesucht von einzelner Dame.

Zu erfragen in der Geschäftsstelle ds. Bl.