Landtag.
Stuttgart, 9. August.
In der Heuligen Ilachmittagssitzung der Zweiten Kammer wurde die Beratung der Ernährungsfragen fortgesetzt.
Abg. Graf (Z.) begründete die Anträge seiner Partei über die Bezahlung der amtlichen Bekanntmachungen der Militär- und Ziviibehörden an die Zeitungen usw. Dabei führt er u. a. aus: Die zum Aufkauf von Lebensmitteln bestellten Komnustwnare gehörten vielfach, wenn auch nicht zur „Fraktion", so doch Der „Konfession der Unabkömmlichen" an. Eine Verstärkung der Front durch solche Leute, die ohne einen Schuh ichniutzlg zu machen, vierteljährlich 7—10 000 Mark verdienten, und ihre Ersetzung durch Kriegsinvalide wäre zweckmäßig. In den Aus- schüsien sei von keiner Partei, mit Ausnahme des Bauernbunds, Parteivolitik getrieben worden. Der Redner zitiert einen Artikel der „Schwäb. Tagesztg.", in dem die Stellungnahme des Ministers und verschiedener Abgeordneten in den Ausschüssen als landwirtschaktsf'indlich bezeichnet n>»rd. _
Abg. Dr. Wolfs (B. K.) erklärt namens seiner Freunde, Fle seien für jede Aeußerung des Abg. Körner ebensowenig verantwortlich wie die Zentrumsfraktion für jede Acußertum des Abg. Graf. Bei der Zuckerverteilung sollten Unterschiede zwischen Stadt und Land nicht gemacht werden: dadurch würden auch die Pfarrer und Lehrer auf dem Lande benachteiligt.
! Abg. Fischer «V.) weist die Behauptung der ,,Schwäb. iTagesztg.", die Bauern Schock und Herrmann Hütten sich gegen eine Milchpreiserhöhung ausgesprochen, als unzutreffend zurück. Gegenültrr den wilden Gerüchten über Verderben von Nahruiigs- imitteln empfehle sich Vorsicht.
l Abg. Bau mann (Natl.): Die Folge-Ves Antrags betr. Haftung beim Veroerbenlassen von Nahrungsmitteln werde sein, daß die Lebensmittelgesellschaften Hastpflichtversicherungen für alle mit der Nahrungsmittelverjorgung Betrauten abschließcn müssen.
Minister des Innern Dr. von Fleischhauer: Auf den Artikel der „Schwab. Tagesztg." gehe er nicht ein. Zeitungsartikel ließen ihn kalt. Der Umstand, daß die Angriffe gegen die Regierung von rechts und links erfolg..!, bestärke ihn in der Ueberzeugung. daß die Regierung dis richtige Mittellinie enthalte. Der Minister sprach den Orts- und Bezirkssammelstellen für ihre selbstlose und erfolgreiche Tätigkeit den Dank aus. Bezüglich der Versorgung in den Kurorten und Sommerfrischen, die in manchen Orten große Erregung hcrvorgerufcn habe, habe die Regierung alles getan, um Mißbräuchen von 1'eiten der Kurgäste entgegenzutreten.
Abg. Pflüger (Soz.): Dem Antrag, die Preisprüfungsstellen sollten nach dem Kriege als dauernde Einrichtungen bcibe- ihalten werden, stimm? seine Partei nicht zu. Leider liefere ein i Vertrag der Stadt Stuttgart das Amtsblatt einer einzigen Zei- stung (N. Tagbl.) aus, statt daß alle Zeitungen auch das Amts- lblatt bcigelegt erhalten. Dies sei für die Zeitungen ein ungeheurer 'Schaden.
Abg. Westmeyer (Soz. Vgg.) legt eine Probe städtischen ! Dörrgemüses vor und kritisiert den heimlichen Zuckeickezug in Stuttgart. Merkwürdig sei, daß zahlreiche Mitglieder der bürgerlichen Kollegien in Stuttgart unter den Zvckerbeziehern wären.
Abg. Hanscr (Z.): Auch die gut ,undierte Presse sei lallmählich in eine bedrängte Lage gekommen. Die Regierung habe in entgegenkommender Weise in der Frage der Papierversorgung eingegrifsen. Das durchaus entgegenkommende Verhalten der Muüäcveyörden verdiene alle Anerkennung. Die Bezirksblätter seien mit amtlichen Bekanntmachungen in einer jedes Map übersteigenden Weise in Anspruchgenommen worden. In Norddeutschland erscheinen in jeder größeren Stadt die Anzeigen der Stadt in jedem Blatt. In keiner Zeitung Stuttgarts habe man aber während der drei Kricgsjahre eine Anzeige de'' Stadt Stuttgart gesehen. Dem städtischen „Amts- und Anzeigeblalt" ist vertraglich zugcsichert, daß anderen Blättern Stuttgarts keine Anzeige gegen Bezahlung gegeben werden darf. Es sei wirklich unerfindlich, wie sich eine Stadtverwaltung eine solche Bestimmung aufzwingen lasse. Es wird geradezu ein unmoralischer Druck von seiten der Stadt auf die Stuttgarter Presse ausgcübt. Man habe nur noch die eine Hoffnung, daß die Regierung cingreise.
Stuttgart. 10. August.
Die Zweite Kammer beendete heute vormittag zunächst die Abstimmung über die restlichen Anträge zur Volkscrnährung. Die Ausschußanträgc wurden größtenteils angenommen. Dann begann die Beratung über die K ri c g s w o h l fa h r ts p fle g e.
Abg. Scheef (F. V.) erstattete Bericht über die Ausschußverhandlungen. Minister des Innern von Fleischhauer erklärte, der Aufwand für die Kriegswohlfahrtspflege in Württemberg betrage 51 Vs Millionen Mark. Davon entfielen auf Zuschüsse der Familienunterstützung rund 32 Millionen, auf die Erwerbslosenfürsorge 11 Millionen und auf sonst')e Zwecke rund 8Vs Millionen. Zu der Gesamtsumme von 51 Vs Millionen seien von. Reich, und Staat als Beihilfen 30 Vs Millionen beigesteuert
(Schluß.)
(Nachdruck verboten.)
Was in den Auszeichnungen der unglücklichen Frau nun noch weiter folgte, mußte für Herbert Voßberg naturgemäß von geringerer Bedeutung sein. Aber die Gewißheit, die er da erhalten hatte» erfüllte ihn mit so heißem Lebens- und Tatendrang, daß er die Empfindung hatte, mit einem Schlage vollkommen wiederhergestellt zu sein. Seine geröteten Wangen und seine leuchtenden Augen setzten Klara, die ihn erst am nächsten Morgen wiederseyen durste, in Helles Erstaunen, und sie wußte ihnen im ersten Moment wohl kaum die rechte Deutung zu geben. Diese Deutung wurde ihr erst offenbar, da er aus ihre schüchterne Frage, ob er die Aufzeichnungen ihrer Mutter gelesen'habe, erwiderte:
„Ja, ich habe sie gelesen, und ich bin glücklich, nun wieder eine Lebensaufgabe gefunden zu haben. Denn wenn es mir vergönnt ist, aus diesem Krieg heimzukehren» iwird all mein Denken und Tun nur noch auf ein einziges 'Ziel gerichtet sein — darauf nämlich. Ihnen zu Ihrem väterlichen Erbe zu verhelfen. Es ist ja gar nicht zweifelhaft, daß Sie allein Anspruch auf August Bendriners Nachlaß .haben. Und ich hoffe den Tag zu erleben, da Sie als Herrin Ihren Einzug auf Eschenhagen halten."
Davon wollte Klara nun zunächst gar nichts hören. Zhr Sinn sei nicht auf irdische Reichtümer gerichtet, sagte stie, und sie habe ein Grauen vor den Schätzen dieses Mannes, an den sie nur mit tiefstem inneren Widerstreben jals an ihren Baier denken könne.' Jetzt aber wußte «Herbert sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, indem fer sie an das erinnerte, was sie ihm gesagt, als er sich in ähnlicher Gemütsstimmung befunden hatte. Er wies sie auf die Fülle unermeßlichen Segens hin, die sie als die Besitzerin großer Reichtümer um sich verbreiten würde, und malte ihr in begeisterten Worten aus, wieviel von dem Unrecht ihres Vaters sie vielleicht jetzt noch würde sühnen können, während der jetzige Erbe, der Sohn von Bendriners Freund und Gesinnungsgenossen, sicherlich nur neue Schuld auf die alte häufen und das schmählich erworbene Gut.IMS Lenuü in alle Winde verstreuen würde.
worben. In der Einführung der Kricgskrankenfiirsorgc jeien gute Fortschritte erzielt worden. Die Erwerbslosenfiirsorge fei in 27 Amtskörperschasten und außerdem in 13 Oberamtsbczirken eingeführt, 3 Oberämter würden diese Einrichtung im Bedarfsfälle treffen Von richtiger Arbeitslosigkeit könne keine Rede sein, dagegen sei der Arbeitermangel besonders in der Landwirtschaft sehr empfindlich.
Landesnachrichten.
Ulteirteig. 11. August 1817.
Zur gefl. Beachtung. Der Inseratenteil unserer Zeitung ist infolge der Kriegsverhültnisse derart zusammengeschmolzen, daß wir im Hinblick auf die geringen Einnahmen hieraus gezwungen sind, die Gratisbeilage auf den Sonntag künftig wegfallen zu lassen. Bekanntlich deckt das Zeitungsgeld (auch nach dem erfolgten Aufschlag) bei den Zeitungen kaum die Papierkosten. Mir Rücksicht darauf werden unsere Leser die notwendig gewordene Maßnahme verständlich linden und sie uns nicht verübeln. Der klein gewordene Inseratenteil ermöglicht es uns ja an Text mehr als früher zu bieten und wir beabsichtigen den Unterhaltungsteil künftig mehr auszubauen, so daß unsere geehrten Leser und Leserinnen darin Ersatz für die ausgefallene Beilage finden. ""
* Die rvürtt. Verlustliste Nr. 396 enthält n. a. folgende Namen: Gefr. Friedr. Auer, Schönbronn, gef. Friedrich Bruder, Simmersfeld, l. verw. Johannes Völker, Dietersweiler, ins. Beiw. gest. Eberhard Hummel, Calw, vermißt. Gefr. Georg Kern, Egenhausen, l. verw, b. d Tr. Johann Kirn, Besenfeld, l. verw. Georg Kübler, Beihingen, schw. verw. Bzfeldw. Eugen Menu minger, Wilsberg, l. verw., b. d. Tr. Utffz. David Schleeh, Hünerberg, in Gefgsch. Friedrich Schmelzle, Baiersbronn, gef. Utffz. Albert Schneider Sulz, Nagold, l. verw. Karl Uber, Freudensiadt, vermißt.
* Aufnahmeprüfung für die Lehrerseminare. Auf Grund der in den letzten Wochen abgehaltenen Aufnahmeprüfung für die Lehrerseminare werden 114 Schüler in die Lehrerseminare in Backnang, Künzelsau und Nagold ausgenommen n. a.: Friedrich Bühler von Rohrdorf, Her- inan Günther von Nagold. Wilhelm Hezer von Jselshau- sen, Emil Kappler von Obermusbach, Adolf Maser von Nagold, Eugen Schncps von Nagold, Gustav Stickel von Nagold, Gottlieb Stockinger von Notfelden, Hermann Tränkittr von Nagold, Walter Trannccker von ^esenfeld Georg Ziegler von Effringen.
— Der Württ. Landesausschutz für Kriegsinvalidenfürsorge hat an unmittelbaren und mittelbaren Beiträgen zur Ausbildung von Kriegsbeschädigten, oder für Forthilfe in ihrem beruflichen Erwerb usw. bis jetzt etwa 80 060 Mark verausgabt. Trotzdem auch "Kriegsministerium und Militärverwaltung im Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden Mittel in der Fürsorge tatkräftig eingreifen, bleibt mindestens für die Zeit, bis das Reich durch eine neue gesetzliche Regelung der Mannschaftsversorgnng hoffentlich im Stande sein wird, die Lage so vieler Bedürftigen günstiger zu gestalten, für den Landesansschnß noch viel HU tun übrig und man kann der freiwilligen Fürsorge nicht entraten. Es erfordert z. B. oft starke Aufwendungen, um einem Kriegsbeschädigten, der sich eine neue Lebensstellung gründen muß, über die erste schwierige Zeit wegzu- helsen. Dabei ist abxr Grundsatz, daß Geldunterstützungen usw. nur gegeben werden, um einem arbeitswilligen und arbeitsamen Menschen zu einem aus Arbeit gegründeten Dasein zu verhelfen, oder um einen: un- , zweifelhaft Arbeitsunfähigen, beizustehen. Der Arbeits- j scheue kann und darf nicht unterstützt werden. Der i Landesansschnß wendet sich an alle, denen das Schick
sal unserer' durch den Kriegsdienst in Bedrängnis ge» ratenen Volksgenossen am Herzen liegt, mit der Bitte seine Bestrebungen durch Gaben zu unterstützen und s» einen Teil der Dankesschuld abtragen zu helfen.
— Keine Erhöhung der Post- und Telegra- phengebühren. Die Angaben eines süddeutschen Blattes, daß weitere Erhöhungen für Post-, Telegraphen- und Fernsprechgebühren bevorstehen, ist dem „Lokalanzeiger" zufolge unrichtig.
* Emberg, 9. Aug. «Jubiläum) Schultheiß Ulrich Nothocker hier kann am N. ds. Mts. auf eine 25 jährige Wirksamkeit als Ortsvorfteher der hiesigen Gemeinde zurückblicken, nachdem er zuvor mehrere Jahre das Amt des Gemeindepffegers versehen hatte. Mit dem Ortsvor- fteher kann auch Gemeiudepsteger Kolmbach auf eine 25 jährige Dienstzeit zurückblicken.
" Sommenhardt, 8. Aug. «Frühkartoffeln.) Die Frühkartoffelerute liefert hier einen reichen Ertrag. In den letzten Tagen konnten an bie Gemeinden des Nagoldtales Ealw. Hirsau, Liebenzcll und Unterreichenbach zusammen 200 Zentner abgegeben werden. Der Erlös hiefür betrag 2000
Stuttgart, 10. Aug. (Höchstpreise für Magermilch.) Ter Gemeiuderat hat mit Genehmigung der Landesvcrsorgungsstelle für Magermilch einen Höchstpreis von 16 Pfennig ab Verkaufsstelle in Groß- Stnttgart festgesetzt.
(--) Rottcnburg, 10. Aug. (7 0 Jahre.) Prälat Domdekan v. Walser vollendete gestern sein 70. Lebensjahr. Bischof v. Kepler brachte dem von Altersschwäche unberührten Jubilar seine Glückwünsche persönlich dar.
(-) Rentlingendor'f, OA. Riedlingen, 10. Aug. (Eine kühne Tat.) Die 20 Jahre alte Tochter des Wagnermeisters Windholz hat vier entwichene kriegs- gefangene Russen ans freiem Felde festgenommen und dem Wachkommando übergeben.
Der Besuch des Königs von Bulgarien.
(-) Stuttgart, 11. August.
Der Besuch des Königs von Bulgarien und
seiner Söhne Boris und Kyrill bei König Wilhelm in Friedrichshafen hat eine über die Pflege persönlicher freundschaftlicher Beziehungen weit htnausgreifende Bedeutung. Die Begegnung trug einen überaus herzlichen Charakter und König Ferdinand gab nach'den Berichten bei jeder Gelegenheit zu erkennen, wie wohl und heimisch er sich auf diesem Stück deutschen Bodens fühle. Er empfing u. a. eine Abordnung der deutsch-bulgarischen Gesellschaft, wobei auch wirlschaftliche Zukunstsfragen zur Sprache kamen. Es ist wohl nicht daran zu zweifeln, daß der auf den Schlachtfeldern durch Blut gekittete Bund zwischen Deutschland und Bulgarien nach dein Kriege politisch, militärisch und wirtschaftlich eine engere Knüpfung erfahren wird und daß zwischen den Völkern auch eine kulturelle Annäherung Platz greifen wird. Tie von den bulgarischen Gästen bekundete ehrliche Freundschaft bürgt dafür. — Am Donnerstag mittag nach der Tafel machte König Ferdinand mit den Prinzen einen Besuch bei der Prinzessin Therese von Bayern in Lindau und nachmittags 4 Uhr unternahm däs Konigspäär'mit seinen Gästen eine zweite Dampferfahrt nach der Insel Mainau, um noch einmal einige Zeit bei der Großherzogin Luise von Baden zu verweilen. Abends 10 Uhr erfolgte nach herzlicher Verabschiedung im bulgarischen Sonderzug die Abreise König Ferdinands von Friedrichshafen.
Immer ernster und nachdenklicher wurde Klaras Gesicht, während sie ihm zuhorte; dann aber huschte plötzlich ein feines Erröten über ihre Wangen.
„Angenommen nun, der Traum, den Sie da träumen, könnte jemals zur Wirklichkeit werden — wie sollte ich, ein schwaches Weid, jemals mit der Verwaltung und mit der richtigen Verwendung solcher Reichtümer fertig werden? Schon vor der ungeheuren Große der Verantwortung würde ich ja zurückschrecken müssen."
Da wich der strahlende Ausdruck von Herbert Voßbergs Gesicht, und er bemühte sich vergeblich, den tiefen Schmerz zu verbergen, der durch seine Seele zitterte, als er Antwort gab:
„Sie werden nicht lange genötigt sein, Fräulein Klara diese Verantwortung allein zu tragen. Der Himmel wird Ihnen bald genug einen Gefährten zuführen. Und ich wünsche aus tiefster Seele, daß er Ihrer wüodig sei."
Sie blickte nicht auf, aber es zuckte wie leise Schelmerei um ihre Mundwinkel.
„Nein, wenn ich eine Millionenerbin wäre, würde ich überhaupt nicht mehr heiraten. Denn dann würde ja doch jeder zumeist an mein Geld und sehr wenig an meine unbedeutende Persönlichkeit denken. Heiraten würde ich nur den Mann, der mich auf jede Gefahr hin nimmt — auch auf die Gefahr hin, daß der ganze herrliche Erbschaftstraum in eitel Nichts zerrinnt. Und einen solchen Mann — verlassen Sie sich darauf, Herr Voßberg — einen solchen werde ich niemals - finden l"
„Ja, ist denn Ihr Herz überhaupt noch frei?" fragte er nach zagendem Zaudern und mit bebender Stimme. „Hat es nicht vielleicht schon längst gewählt?"
„Ja", sagte sie. „Aber es muß wohl eine sehr un- glückliche Wahl gewesen sein. Denn der, den ich gewählt habe, will offenbar nichts von mir wissen. Seine Wünsche sind nur auf schöne Baronessen und dergleichen vornehme Damen gerichtet."
Da kam ein jauchzender Aufschrei von den Lippen des Verwundeten.
„Klara! Meine geliebte Klara!"
Und allen strengen Verboten zum Trotz schlang er seinen wiedererstarkien Arm in heißer Zärtlichkeit um die »arte Gestalt der jungen Pflegerin.
(Enbe.)
U-Boot im Eis.
i.
Ueberall wirken unsere wackeren U-Boote. In der Nordsee vermindern sie den Schiffsverkehr von und nach England, liegen auf den Anmarschstraßen zu Englands und Schottlands westlichen Häfen auf der Lauer, operieren vor der marokkanischen Küste, in der Biskaya,, bei Gibraltar, grasen „kreuz und quer durchs Mittelmeer" und üben ihre Tätigkeit an den Gestaden Norwegens aus bis hinauf zur Murmanküste am Eingang zum Weißen Meer. Dort ist's im Frühsommer zeitweise ungemütlich. Das dicke Packeis bricht auf und je «ach den wechselnden Windverhältnissen schieben sich die zusa«mengeballten Eisschollen bald hier-, bald dorthin, türmen an Küsten und Buchten gewaltige Eisschollengürtel auf, die dann wieder mit ablandigem Winde auf die freie See treiben. Wehe dem Schiff,, das sich nicht rechtzeitig aus der Gewalt der schiebenden, pressende« Schollen befreien und durch eine Rinne das freie Wasser erreichen kann. Mit einer unbeschreiblichen Gewalt zerdrücken die festen Eisschollen das wehrlose Schiff, das Gebild von Menschenhand, dessen Stahlplatten wie Glas zersplittern. So mancher Segler, auch so mancher deutsche Frschdampfer hat schon im Eise ein rasches Ende mit Mann und Maus gefunden. Um wieviel schwerer sind diese Gefahren erst für ein U-Boot, wenn es beim Auftauchen eine mächtige Eisschollendecke über sich bemerkt. Und dennoch fahren unsere braven U-Boote in jenen hohen nördlichen Breiten so sicher wie in den heimischen Gewässern, und ihre Erfolge stehen hinter jenen auf anderen Seekriegsschauplätzen nicht zurück.
Neben der Häufigkeit des Eises ist es auch der Nebel, der in diesen kalten Zonen die Unternehmungen der U-Boote beträchtlich erschwert, da er, besonders im Frühling und Herbst, die See mit einem grauen Schleier überzieht, andern plötzlich die Gefahren in mancherlei Gestalt austauchea können.
So hörte eines unserer kürzlich zurückgekehrten U-Boote in der Nähe der Murmanküste aus dem dichten Nebel das