Landesnachrichlerr
Rfterirnia 24. März 917.
Keiegskonsirmaliou.
sp> Kriegskonfirmatto»! Konfirmation im dritten r des furchtbaren Krieges, den Neid und Haß der ^lchchbarn über uns heraufbeschworen haben — welche Erinnerungen und welche Mahnungen sind darin beschlossen fürs ganze Leben unserer Söhne und Töchter! „Weißt du noch," werden die Heuer Konfirmierten noch ,n späteren Tagen eins zum andern sprechen, „weißt du noch, wie wenig all das Aeußerliche eine Rolle spielte, das sonst zum Konfirmationstag gehörte. Weißt du noch, wie einfach es beim Konfirmationsessen zuging, wie man froh sein mußte, recht satt zu werden und wie manch eines sich im Stillen der Tränen wehrte, wenn es der Vater dachte, der Brüder, die draußen standen im ftür- imschen Kriegswetter oder gar sich unter feindlichem Boden zmn letzten Schlaf gelegt hatten. Und wenn eins fehlte, wie traurig war da das Fest. Wars nicht, als ob die Giern und Katen an uns, dem jungen Nachwuchs gar keine Freude hätten, im Schmerz um die, die fehlten? Mer es hat uns das alles gut getan; es hat viel Leichtsinn aus unfern jugendlichen Herzen fortgeschwemmt, es hat unsere bessern Gedanken und Entschlüsse bestärkt; und auch die Nachwehen nach Friedensschluß haben mit ihHM Druck keinen die Kriegszeit so rasch vergessen lassen; denn es galt immer noch ums Dasein, ums Fortkommen des Einzelnen, wie des ganzen Volkes; und so sind wir unter alldem früher und sicherer zu Lebensernst und Lebenstüchtigkeit herangewachsen, als es vielleicht ohne dies- unter freundlicherer Zeitlage der Fall gewesen wäre".
Möchten alle in diesen Jahren, auch im» Frühjahr 1917 Eingesegneten einmal so sprechen können; dann wären sie wirklich „Gesegnete"! Möchten auch die Eltern und Familienglieder, Paten und Freunde das ihre tun, um den so früh erwachten Ernst nicht zu verscheuchen, um die von der gewaltigen Zeit erschütterte Stimmung zu vertiefen, daß sie ihre Frucht bringen kann in Geduld. Wer möchte schwächlich und töricht Niederhalten, was Gott in diesen Zeiten sät und Pflanzt an Erbebendem in junge Seelen! Wie sonst Eltern und Paten religiös stehen mögen, die kirchliche Feier, das Treten vor Gott am Konfirmationsmorgen wird ihnen in diesem Augenblick als innerstes Bedürfnis sich geltend machen, wie es Millionen im Volk und im Heer mitfühlen; und das sollen sie auch vor ihrer Hausjugend bekennen und beweisen. Denn unter dem ungeheuren Schwanken der »äußeren Dinge sucht unser Gemüt einen festen Punkt, den allwaltenden Gott. Unerträglich wäre es, zu denken, blinde, gleichgültige Mächte des Zufalls treiben mit Menschen ein gräßliches Spiel! „Du mußt glauben, du mußt wagen" ruft uns da unser Schiller zu — glauben, daß eine höhere Ordnung waltet, daß das Recht doch noch siegen wird. Und es wird siegen! Vertrauen wir — warten ivir in treuem Durchhalten!
Gerade für die Jugend und ihr Ungestüm ist das Warten eine hohe Schule der Lebensbildung. Weisen wir sie auf das Beispiel unserer Großen hin, die im Warten ihre Kraft stählten und ihr Wesen tadelten. Rufen wir alles herbei, was immer dazu helfen und beitragen kann, die Gedanken der Jugend zu sammeln, «ufs Hohe, Edle zu lenken im Sinn der ewig schönen cWorte Uhlands:
Edler Geist des Ernstes soll sich in junge Seelen senken, jede still und andachtsvoll ihrer heil'gen Kraft gedenken
* Verliehen wurde dem Kanzlisten beim Kgl. Hauptsteueramt Stuttgart, Gottlieb Bühler vonWalddorf, j das Wilhelmskreuz mit Schwertern.
* Die Sonntagsbeilage kann erst anfangs kommender !
.Woche erscheinen. ^
Die preuß. Verlustliste verzeichtnet u. o folgende Württemberger: Johann Roller, Ettmannsweiler. schw. verw. Georg Woeßner, Untermusbach, gefallen.
* Die Aufnahmeprüfung fürs höhere Lehrfach bat u. a. bestanden: Anna Kalmbacher. Tochter des Schneidermeisters Kalmbacher (z. Zt. im Felde-.
js Unfall. Dem in einem hiesigen Sägwerk beschäftigten Arbeiter Joh. Dittus wurde von einem umkippenden, mit Holz beladenen Rollwagen der rechte Unterschenkel abgeschlagen.
* Die Zugsverbindungen erfahren auf einigen württ. Strecken von heute Samstag ab wieder Verbesserungen, die sich insbesondere auf Sonn-und Feiertagszüge beziehen. Für unsere Gegend isl eine Aenderung von Bedeütmig und zwar die, welche sich auf die Soantag-Abendverbindunz nach Stuttgart bezieht. Der Zug 742 Eutingen-Skuttgarr verkehrt wieder, sodaß die Reisenden nun wieder 10.40 Nbr, statt 11.27 Uhr in Stuttgart ankommen.
— Verkaufsvcrbst für Petroleum. Vom i. April ds. Js. ab darf Petroleum zu Leuchtzwecken au Wiederverkäufer und vom 1. Mai an auch an Verbraucher nicht mehr abgesetzt werden.
— Reisebrotmarken. Um dem im Schwange gehenden Mißbrauch der Reisebrotmarken zu steuern, hat die Reichsgetreidestelle beschicken, die äußere Form der Marken zu ändern, indem sie künftig einen Wertpapierunterdruck in Gestalt eines weißen Reichsadlers erhalten. Auf der rechten Seite sind die Marken mit einer fortlaufenden Durchlochung versehen und bei Verabfolgung von Gebäck müssen die Bäcker, Gastwirte usw. sofort den rechts von der Durchlochung befindlichen Teil der Marken abtrenuen. In Gastwirtschaften hat die Abtrennung nicht durch die Bedienung (Kellner), sondern durch die Personen zu erfolgen, die das Gebäck an die! Bedienung ausgeben. Ter abgetrenute kleine Teil braucht nicht aufbewahrt zu werden. Vom 16. April ds. Js. ab hat nur noch die neue Reisebrotmarke Gültigkeit.
— Die Verteilung der Gemüsekonserven ist von der Reichsstelle für Gemüse und Obst in die Wege geleitet, die vorbereitenden Erhebungen der Kommunalverbände sind indessen noch nicht abgeschlossen. Jnsolange bleibt der Verkauf der Konserven verboten.
— Zur Unterstützung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs hat das Kuttministerium anqeordnet, daß sämtliche Kassensiellen der Unterrichtsverwaltung einschließlich der Rechner (Pfleger, Verw a ter der staatlich verwalteten Stiftungen, besonderen Vermögen usw. im Geschäftskreis dieser Verwaltung spätestens bis zum Beginn des Rechnungsjahrs 1917 ein Konto beim Postscheckamt Stuttgart (Postscheckrechuung), oder bei einer dem Württ. Giroverband angeschlosscnen Sparkasse, oder bei der Reichsbanr oder der Württ. Notenbank oder bei einer dem Giroverkehr dieser Banken angeschlossenen 'sicheren Bank oder Genossenschaft zu begründen haben.
— Heimatlose Urlauber. Der Württ. Kriegerbund wird in seinem Krieger-Erholungsheim in L
kreuztal, OA. Riedlingen, vom 1. April ab ständig 30 bis 35 heimatlosen Urlaubern aus dem Felde je für 2 bisj 3 Wochen freie Unterkunft u. Verpflegung gewähren.
r. Edelweiler, 23. März. Unteroffizier Fritz Kallfaß, Sohn des Jakob Seeger, Holzhauer hier, wurde für hervorragende Leistungen das Eiserne Kreuz 2. Klasse, sowie die silberne Verdienstmedaille verliehen. Kallfaß ist seit Ausbruch des Krieges im Feld, er dient beim badischen Jnf.-Regt. 57.
^ (-) Stuttgart, 23. März. (Obstmarkt.) Das
Stadtschultheißenamt gibt bekannt, daß die Richtpreise vom 17. bis 24. März auch für die Woche vom 24-bis 30. März gelten.
(-) Waiblingen, 23. März. Tie bekannte Firma Gebr. Mayer, Oelfabrik hier, ist in den Besitz der Wein- essigfab-rik Rich. Henastenbera in Eßlingen überaeqanaen.
(-) Lanssen a. N., 23. VDrz (Saat.) Mit der Einsaat von Sommerhalmfrüchteu konnte nunmehr begonnen werden.
(--) Rottenburg, 23. März. (Sammelstelle.) Ilm gestrigen ersten Dag der Bezirkssamnrelstelle kamen, nicht , weniger <M 7921 Ner zur Ablieferung.
Letzte Nachrichten.
, Der AbendberichL.
^ WTB. Berlin, 23. März, abends. (Amtlich.) Im l Somme- und Oisegebiet Vorpostengefechte. Sonst im Westen und Osten nichts Wesentliches.
WTB. Bern. 24. März. Nach einer Meldung des Expreß de Lyon aus Petersburg hat Großfürst Kyrill das Kommando der Marinegärde niedergelegt.
WTB. New-Pork, 19. März. (Funkspruch v. Lertr. des WTB. — Verspätet eingetroffen.) .Associated Preß" meldet aus Mexiko: Die mexikanische Regierung hat au die Vereinigten Staalen folgende neue Note gerichtet: Mit Bezug auf die Antwort der Vereinigten Staaten am die Note, die General Carranza an die Regierungen der neutralen Staaten im Interesse des Friedens gerichtet hat, schlägt die mexikanische Regierung ein Zusammenarbeiten vor, um zu verhindern, daß Länder unseres Erdteils an dem europäischen Kriege teilnehmen, und sie wird ihre Anstrengungen zur Herbeiführung des Friedens in Europa forttetzen.
WTB. Kopenhagen, 24. März. Aus Petersburg wird gemeldet: Großfürst Nikolaus verabschiedete sich feierlich von den Truppen und der Zivilbevölkerung des Kaukasus. Er hielt eine Ansprache, in der er an alle die Aufforderung richtete, einig zusammen zu stehen in der Arbeit für den Sieg über den Feind und für die Befestigung der Freiheit des Landes. Die Ankunft des Großfürsten in Petersburg wiro für die nächste Zeit erwartet.
WTB. Petersburg. 23. März. (Pet. Te!.-Ag.) Die Botschafter Englands, Frankreichs, der Vereinigten Staaten und Italiens übermittelten heute dem Minister des Aeußern gemeinsam die amtliche Anerkennung der provisorischen russischen Regierung durch ihre Regierungen und baten um Festsetzung eines Tages, an dem sie die Mitteilung der Anerkennung feierlich wiederholen könnten.
* Berlin, 23. März. Der Lokalanzeiger meldet aus Wien: Wiener Blätter melden aus Budapest: Nach brieflichen Meldungen haben nicht nur in Mailand, sondern auch in anderen Städten Oberitaliens und Mittelitaliens, sowie in kleineren Orten ander r Gebiete ernste Unruhen stattgefunden. Die Bewegungen begannen mst überall mit Hungerrevolten, doch sind auch kriegsfeindliche Kundgebungen und Manifestationen für den Frieden erfolgt. Die Truppen mußten in zahlreichen Fällen ein- greifen.
WTB. Berlin, 24. März. Dem Berliner Lokalanz. zufolge meldet der Berichterstatter des Budapester Az Est in Sofia, die Angriffskraft der Franzosen und Italiener in Westmazedsnien sei endgültig und völlig gebrochen. Sie hätten in den zehnlütigen wilden Angriffen an Toten und Verwundeten 50 000 Mann verlor.n.
WTB. Berlin, 24. März. Laut „Vossischer Zeitung" gewinnt die extrem-revolutionäre Partei in Rußland immer mehr die Oberhand. Ein Teil der Eisenbahnarbeiter fordere, daß das Volk alle Beamten wählen solle. Diese Arbeiter hätten schon begonnen, sowohl den Vorstand wie den Verkehrsleiter zu wählen. Der provisorischen Regierung sei diese Maßnahme augenscheinlich nicht willkommen.
Mutmaßliches Wetter.
Die Störungen ziehen vollends ab. Für Sonntag und Montag ist trockenes und mäßig kaltes Wetkr zu erwarten.
Für die Schriftleitung verantwortlich« Ludwig Lank,
Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei Altensteig.
Alteufteig-Stadt
Der am kommenden
Dienstag, den 27. ds. Mts. fälkge
Feld-Sämereien
a»»»
wird abgehalten.
Den 24. März 1917.
Verkaufe sin Paar wüchsigr
Stadtschulth.-Amt.
Kmke Zugstiere
sowie eine ältere
schwere Kuh
"zum Schlachten oder EinsteSen geeignet
Friedrich Kloz. ZwereOtt».
betreffend bitte ich meine werten Knuden von hier und Umgebung, davon Kenntnis zu nehmen, daß ich für die bevorstehende Saatzeit
. Rotklee-Samen
bis heute zu den vorgeschriebenen Höchstpreisen nock nicht er- weuden konnte, dagegen sind
Gelb- Weiß- und Ewiger-Kleesamen beste Grassamen-Mischung
sowie einzelne Gräser ete. in keimfähigen Qualitäten bereits am Lager und empfehle solche bestens.
C. W. Lutz Nachfolger
Fritz Bühler jr.» Altensteig