Jahr 1825, wo unter denjenigen Gewächsen, welche bis dahin in Württemberg nicht bekannt waren, auch der Krokus aufgeführt ist. Doch scheint der Krokusflor nrcht besonders auffällig gewesen zu fern, denn der Rerse- schriftsteller Bührlen erwähnt in seinem 1828 erschiene­nen Bildern aus dem Schwarzwald" die Krokusunesen nicht'.' _ (Schluß folgt.)

Das deutsche Handwerk einst und jetzt.

Von Hans Schäfer, Oberamtssekrctär, Calw.

(Schluß.)

2. Die Handwerkskammern.

Die Handwerkskammern sind am 1. April 1900 in Wirksamkeit getreten. Im ganzen Deutschen Reiche be­stehen 71 Kammern, davon 4 in Württemberg. Auch die Handwerkskammern vertreten ausschließlich die In­teressen des Handwerks. Ihnen liegt ob: Die nähere Regelung des Lehrlingswesens und die Durchführung der hierfür gegebenen Vorschriften; die Staats- und Gemeindebehörden in Fragen des Handwerks durch Mit­teilungen und Gutachten zu unterstützen; Wünsche und Anträge, welche das Handwerk berühren, zu beraten und den Behörden vorzulegen, sowie Jahresberichte über ihre die Verhältnisse des Handwerks betreffenden Wahr­nehmungen zu erstatten; Bildung von Prüfungsaus­schüssen zur Abnahme der Gesellenprüfung. Die In­nungen sind verpflichtet, den von der Handwerkskammer innerhalb ihrer Zuständigkeit erlassenen Anordnungen Folge zu leisten, bezw. zutreffendenfalls ihre Statuten den Beschlüssen der Handwerkskammer anzupassen. Bei jeder Handwerkskammer besteht ein Eesellenausschuß.

Die Handwerkskammern sollen in allen wichtigen, die Eesamtinteressen des Handwerks berührenden An­gelegenheiten gehört werden.

3. Die Lehrlingsanleitungsbefugnis.

Vom 1. Oktober 1908 an ist als Regel aufgestellt, daß in Handwerksbetrieben die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen nur denjenigen Personen zusteht, welche das 24. Lebensjahr vollendet und eine Meister­prüfung bestanden haben. Die Uebergangsbestimmungen des neuen Gesetzes nehmen aber auf die im Handwerk ergrauten Handwerker, denen keine Meisterprüfung mehr zugemutet werden soll, Rücksicht. Ihnen ist auf ihren Antrag die weitere Befugnis zur Lehrlingsan­leitung von den unteren Verwaltungsbehörden (in Württemberg den K. Oberämtern) zu verleihen, wie überhaupt allen denen, welche am 1. Okt. 1908 bereits 5 Jahre lang mit der bisherigen Befugnis zur Lehr­lingsanleitung in ihrem Gewerbe tätig gewesen sind. Das sind fast ausnahmslos Leute, welche vor 1. Okt. 1908 das 29. Lebensjahr zurückgelegt haben. Aus be­sonderen Gründen können auch jüngere als 29 Jahre alte Handwerker und solche, welche noch nicht die vor­geschriebene Zeit ihr Gewerbe selbständig betreiben, im Wege der Dispensation das Recht zur Lehrlingsan­leitung erlangen.

4. Die Meisterprüfungen.

Zu dieser werden bis 1. Oktober 1913 noch alle Handwerker zugelassen, ohne daß sie einen besonderen Bildungsgang nachzuweisen haben. Vom 1. Okt. 1913 an aber wird die Zulassung abhängig gemacht werden von einer mindestens 3jährigen Lehrzeit, Bestehen der Gesellenprüfung und hierauf folgender mindestens 3jäh- riger Eesellentätigkeit. Die Meisterprüfung erstreckt sich wie schon bisher, so auch künftig auf den Nachweis der Befähigung zur selbständigen Ausführung und Ko­

stenberechnung des betreffenden Gewerbes, sowie der zum selbständigen Betrieb des Gewerbes sonst notwen­digen Kenntnisse, insbesondere auch für Buch- und Rech­nungsführung. Die Prüfungen finden regelmäßig am Sitz der Handwerkskammer statt. Die Prüfungskommis­sionen werden in Württemberg von der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel ernannt.

5. Der Meistertitel.

Mit dem bloßen Erstehen der Meisterprüfung wird das Recht zur Führung des Meistertitels noch nicht er­worben. Erst wenn der Prüfling das 24. Lebensjahr zurückgelegt hat, darf er den Meistertitel führen und zwar regelmäßig in Verbindung mit der Bezeichnung seines Handwerks, z. B. Maurermeister, Bäckermeister usw. Auch hier bestehen für die älteren Handwerker weitgehendste Rücksichten, insofern sie regelmäßig auch den Meistertitel ohne Prüfung führen dürfen, wenn sie am 1. Okt. 1901 schon persönlich und selbständig ihr Handwerk ausgeübt haben und damals schon zur Lehr­lingsanleitung befugt waren. Wer ohne Berechtigung den Meistertitel führt, macht sich strafbar.

^ N tk

So ist also gesetzlich zur Hebung des Standes der Handwerker und ihres Ansehens fast alles ge­schehen, was überhaupt möglich war. Man kann so­gar sagen, daß mit derEinführung strenger Vorschrif­ten über das Recht zur Lehrlingsanlei­tung das Prinzip der Eewerbefreiheit durch­brochen worden ist. Noch mehr würde dies der! Fall sein, wenn wie in Handwerkerkreisen dal und dort verlangt wird der 8 100 q der Reichs­gewerbeordnung aufgehoben würde. Dieser § 100 q be-! sagt nämlich, daß die (Zwangs-)Jnnungen ihre Mit­glieder in der Festsetzung der Preise ihrer Waren oder Leistungen oder in der Annahme von Kunden nicht beschränken dürfen. Das ist aber am Ende eine Be­stimmung, deren Ausrechterhaltung ebensosehr im Inter­esse des Handwerks, als in dem des Publikums ge-! legen ist. Es muß und wird dem deutschen Handwerk möglich sein, auch mit dem 8 100q sich noch weiter doch wenigstens einen solidensilbernen" Boden zu ge­winnen. Voraussetzungen sind: Einigkeit Organi-j sation Leistungsfähigkeit. Es sind schon viele Bei-! spiele dafür vorhanden, daß das moderne Handwerk sich mehr und mehr wieder zur Kun st entwickelt. Möge es so weiter gehen. Dann wird dem deutschen Hand­werk in neuen Formen wieder anbrechen die gute, alte Zeit mit demgoldenen Boden".

Landwirtschaft und Markte.

Dornstetten (O.-A. Freudenstadt), 25. März. Die Zufuhr auf den gestrigen Ostermarkt war der un­günstigen Witterung wegen nicht stark, sie betrug 34 Paar Ochsen, 96 Kühe und Kalbinnon und 58 Stück Jungvieh. Die Preise waren hoch, der Handel indessen ging flau. Auf dem Schweinemarkt war dagegen die Zuführ stark, nämlich 230 Milch­schweine und 27 Läufer. Bei lebhaftem Handel wurde der ganze Vorrat verkauft, erstere zu 45 bis 60 -ü, letztere zu 70 bis 85 °4l pro Paar.

Freudenstadt, 22. März. Vom Wochenmarkt. Heute war besonders die Zufuhr an Kartoffeln gut. Der Markt war ziemlich belebt. Es galten: Kar­toffeln: 2,302,50 pro Zentner, Butter 1,10 -4t das Pfund, Eier 78 Z das Stück, Kopfsalat 16 Z

pro Stück, Kohl (Wirsing) 2025 Z pro Stück, Spi­nat 30 Z pro Pfund, Rettiche 20 Z das Büschel, Holländer Weiß- und Blaukraut 50 Z das Stück, Blumenkohl 3 Stück 50 Z, Orangen 10 Stück 50 bis 70 Z, Aepfel 12 Z das Pfund.

Heilbronn, 22. März. Schweinemarkt. Zugeführt wurden 10 Stück Läufer und 175 Stück Milch­schweine; verkauft wurde alles. Erstere kosteten 75 bis 100 -ü, letztere 50 bis 70 das Paar.

Stuttgart, 25. März. Landesprodüktenborse. In der abgelaufenen Woche hat sich die Stimmung auf dem Getreidemarkte wesentlich fester gestaltet, in der Hauptsache hervorgerufen durch den anhaltenden Mangel an greifbarem ausländischen Weizen. Dazu kommt, daß infolge der Frühjahrsbestellung der Felder auch inländische Ware spärlicher zugeführt wird, außerdem wirkt der anhaltend teure Geldstand auch lähmend auf das Geschäft. Die Angebote von Argentinien und Nordamerika waren etwas höher, im allgemeinen war aber die Unternehmungslust auch schon infolge der Festtage nicht von großer Be­deutung. Die heutige Börse war gut besucht, da aber unsere Mühlen immer noch über schlechten Mtzhl- absatz zu klagen haben, erstreckten sich die Umsätze nur auf Deckung des nächsten Bedarfs. Wf- votieren:

Weizen, württ

lg.

bis

21.50

,, ,ränk.

20.

21.50

bayr.

20.

23.

Weizen Rum.

24.50

24.75

Ulka

24.

24.50

.. Saronska

24.50

..

25.

Azima

23.75

24.25

Laplata

23.25

24.25

Kansas 11 24.50

25.

Manitoba 24.50

25.

Kernen, neu

19.50

21.50

Dinkel, neu

14.

15.

Roggen

18.

18S0

Gerste, württ.

16.50

19

bayr.

17.50

19.50

Tauber

18.50

..

19.50

fränk.

18.50

19.50

Futtergerste

16.50

17.

Hafer, württ.

15.

18.

amerik.

19.75

20.

» russ.

20.

21.50

Mais, Laplata

16.25

16.50

Tafelgrics

34.

34.50

Mehl 0

34.

34.50

1

33.

33.50

2

32.

32.50

3

30.50

31.

4

27.50

28.

Kleie

9.50

10.

(netto Kassa.)

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner.

Druck und Verlag der A. Oelschläger'sche n Buchdruckerei.

Reklameteil.

Kaffee Hag, eoffemfreier Bohnen­kaffee, kann Lungenkranken, die immer zu beschleunigter Herztätig­keit neigen, nicht genug empfohlen werden.

Prof. l)r. Möller.

(Deutsche Aerzte-Zeitung 1988, Nr. 47.)

Mutta hat unfern langen Jesellen, den Rhein­länder, ooch hinjeschickt, dat er die Verwundeten aus die Kähne ins Lazarett tragen helfe. Er wollte nich, oberst ick sagte zu ihm:Du hast neulich Fritzen seine Handschrift kennen jelernt, willste meine ooch kenn'n lernen?" Da jung er, aber dalli, ick brauchte ihm seine Quadratlatschen jar nich zu schmieren."

Ihr habt gar keinen festen Charakter!" polterte endlich Lange unwirsch hervor.Ihr seid ein Ueber- läufer! Die Ratten glauben, das Schiff gehe unter, und darum wollen sie es verlassen! Aber das Schiff ist immer noch gefechtsklar und wird siegreich alle seine Gegner vernichten und in den Grund bohren!"

Fischer riß seine Froschaugen noch erstaunter aus, als gewöhnlich.Wer, erlauben Sie!" protestierte er gewichtig,ick ein Ueberläufer? Habe ick nich imma jesagt, die Preußen müßten siegen? Et jeht vor't Janze? Und recht ha'ck! Ick Hab imma recht!"

Und ich sage Ihnen, daß Napoleon siegen wird, daß sein Genius und sein Stern alle bezwingen muß! Und daß Soulard in vierzehn Tagen in Berlin sein wird!"

Als Jefangener, meeglich! Det sin ja so viele von seine Brieda hier!" nickte Fischer giftig.

Schweigen Sie!" schrie Lange, zitternd vor Auf­regung.Sie werden unverschämt!"

Nee, Sie sind unverschämt!" echote Fischer, sei­nen Hut ergreifend, mit Pathos und überlegenem Lächeln.Ick behalt' doch recht!" Und stolz wie ein spanischer Grande und ohne Gruß verließ er das Haus.

Die Freundschaft hatte einen Sprung bekommen. Einer der Getreuen hatte sich als untreu erwiesen.

Der alte Rentier Lange war jetzt fast ganz allein. Ab und zu nur kam der Supernumerarius Brümmer auf einige Stunden zu Besuch, und dann saßen die beiden kleinlichen Seelen zusammen und klagten sich ihr Leid über eine Zeit, die sie nicht verstanden. Helene sorgte für ihren Vater mit aller kindlichen Liebe und Treue. Doch der alte Mann war meist unwirsch und stieß ihre Güte zurück, aus Aerger, daß sein erträumter Plan, die Hochzeit mit Capitain Soulard, zu Wasser geworden; und so suchte und fand das junge Mädchen Beschäftigung und Zerstreuung durch die aufopfernde Pflege der leidenden Verwun­deten in den Lazaretten.

Der herrliche Sieg Bülows bei Großbeeren hätte die schönsten Früchte tragen können, hätte Bernadotte ihn durch rastlose Verfolgung ausnützen lassen. Lei­der aber tat er gerade das Gegenteil. Die völlig aufgelöste Armee Oudinots erreichte glücklich die schützenden Wälle Wittenbergs. In drei Tagen hatte die Nordarmee ganze zwei Meilen zurückgelegt.

Aber all das Ungemach verschwand vor dem grau­sigen Bild des Krieges, das sich den entsetzten Blicken darstellte, als die Verfolger in Wittstock einrllckten. In der Kirche und allen nicht niedergebrannten Ge­bäuden des Ortes lagen Verwundete und Tote des feindlichen Heeres eng Lbereinandergeschichtet. Es waren die Opfer der Gefechte am 22. und der Schlacht am 23., die vom Feinde hier zurückgelassen waren, ohne jeden Verband, ohne ein Stück Brot und ohne einen Trunk Wasser. Sterbende und Halbverschmach­tete reckten jammernd und wimmernd den einziehen­den Feinden die Knochenhände entgegen. Rings um

sie lagen die entstellten Leichen der Verstorbenen, die Luft mit Pestgerüchen erfüllend. Sofort beeilte man sich, alle die Toten zu entfernen, die noch Lebenden zu verbinden und durch Trank und Speise zu er­quicken, doch war dieser Liebesdienst bei den meisten leider zu spät.

Die Regimenter marschierten täglich durch ge­plünderte und eingeäscherte Dörfer hindurch. Be­sonders litten die Soldaten unter Durst, weil die verschütteten und mit Unrat ungefüllten Brunnen kein trinkbares Wasser gaben. Am 6. September wurde, wie vor jeder Schlacht, ein feierlicher Gottes­dienst abgehalten. Bei denKolbergern" sprach der Feldprediger Ziehe begeisterte, markige Worte; dann rückten die Regimenter wieder in das Lager bei Kropstädt. Marschall Ney hatte inzwischen den Ober­befehl der geschlagenen französischen Armee übernom­men, die neu formiert und ansehnlich verstärkt war. Er war zur Eroberung Berlins aufgebrochen, hatte General v. Dobschlltz bei Zahna angegriffen und auf Jüterbog zurückgedrängt. General v. Bülow beschloß, sich in die linke Flanke des Feindes zu setzen, ihm den Marsch auf die Hauptstadt zu verwehren und nach Wittenberg zu werfen. Alle drei Brigaden, außer der des Generals v. Borstell, gingen bis Kurz- Lipsdorf vor, wo in verdeckter Stellung das Biwak aufgeschlagen wurde. Kein Feuer durfte angezündet werden, niemand durfte rauchen, jeder Lärm war strengstens untersagt, und so harrten die Krieger dem grauen Morgen entgegen, der für so manchen der letzte sein sollte.

(Fortsetzung folgt.)