Herrenberg, Leonberg, Nagold, Neuenbürg, Tübingen; 3. der Generalsuperintendenz Heilbronn: die Diözesen Heilbronn, Backnang, Besigheim, Blau- felden, Brackenheim, Crailsheim, Gaildorf, Hall, Knittlingen, Künzelsau, Langenburg, Marbach, Neuenstadt, Oehringen, Schorndorf, Vaihingen, Waiblingen, Weikersheim, Weinsberg; 4. der Generalsuperintendenz Ulm: die Diözesen Ulm, Aalen, Balingen, Viberach, Vlaubeuren, Geislingen, Göppingen, Heidenheim, Kirchheim, Münsingen, Nürtingen, Ravensburg, Sulz, Tuttlingen, Urach, Welzheim.
Waiblingen, 25. März. An den Frühkirschen zeigen sich an geschützten Stellen des Remstales schon die ersten Blütenansätze. Auch an den Birnbäumen ist innerhalb weniger Tage ein Aufgehen der Blüte zu erwarten. Uebrigens liegen auch aus anderen Orten, so aus Voll bei Göppingen, Nachrichten vor, das; die Blüte der Frühzwetschgen bereits begonnen habe.
Zuffenhausen, 26. März. Ein Schutzmann hat auf dem Felde links der Schwieberdinger Straße gegen Korntal in einem Wassergraben den hier wohnenden, verheirateten, 27 Jahre alten Schreiner Wilhelm Niebel, gebürtig aus Schrotzberg bei Gera- bronn, tot aufgefunden. Wie die Ermittlung ergab, war der Aufgefundene am Ostersonntag weggegangen, um einen Spaziergang zu machen, ohne wieder zurückzukehren. Der auf so tragische Weise ums Leben Gekommene litt an epileptischen Anfällen. Bei einem solchen Anfall ist er wahrscheinlich in den Graben gestürzt und erstickt, da er auf dem Gesicht liegend aufgesunden worden ist. Er hinterlüßt eine Frau und drei unmündige Kinder.
Plochingen, 25. März. Der Mörder der Witwe Schiller hat seine Tat nach hartnäckigem Leugnen eingestanden. Er hatte mit der Witwe am Oster- sonnta^abend noch in ihrer Stube zu Nacht gegessen. In dem Geschäftsraum, wohin sie sich dann begaben, gab es, weil Schmid nichts mehr schaffen wollte, einen kurzen Wortwechsel. Der junge Mensch bekam einen Anfall von Jähzorn und schlug die Frau mit einem Krautstempfel auf den Kopf. Als sie am Boden lag, aber bei Bewußtsein war, sagte sich Schmidt (nach seinem Geständnis), jetzt müsse er das Weib aus der Welt schaffen, sonst sei er der Dumme. Er griff deshalb nochmals zum Krautstempfel und zertrümmerte ihr mit mehreren Schlägen die Schädeldecke. Frau Schiller war von diesen Hieben sofort tot. Um den Verdacht auf einen Dritten abzulenken, fingierte Schmid einen Raubmord, indem er seinem Opfer die ^Rocktasche herauszog. Dann reinigte er sich in aller Ruhe und ging in die Wirtschaft zum Rößle, wo er einige Glas Most trank. Er ist bereits im Stuttgarter Untersuchungsgefängnis, nachdem er zuvor im Stuttgarter Polizeigefängnis nochmals verhört worden war, ohne die geringste Reue zu zeigen.
Biberach, 25. März. Der Arbeiter Josef Bachmaier wollte seine Geliebte in Kleinkellmünz besuchen. Deren Bruder, ein Bauernsohn, sah das Verhältnis nicht gern und fiel über den Liebhaber her, schlug ihm ein Auge aus und verletzte ihn auch sonst so schwer, daß er im Krankenhause Jllertissen seinen Verletzungen erlag. _
Aus Welt und Zeit.
Ludwigshafen, 25. März. Hier brach heute früh um (46 Uhr in dem der Dampfbahn gehörigen Silo-
Speicher im alten Rheinhafen Großfeuer aus. Das Gebäude ist völlig verloren. Bei den Löscharbeiten fiel eine große Schiebeleiter um. Zwei daran beschäftigte Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, Spenglermeister Karl Wagner und Bäckermeister Seewald stürzten ab und waren tot. Der Schaden beträgt zwei Millionen Mark. Das Haus war mit Mais und Hafer gefüllt.
München, 25. März. Von der sogenannten Selbstmörderbrücke in Großhesselohe, von der aus seit Neujahr bereits 11 Menschen Selbstmord verübt haben,! stürzte sich heute ein etwa 18-jähriges Mädchen in^ die Isar. Sie versank sofort in den Fluten. !
Straßburg, 25. März. Zu dem tödlichen Absturz! des Straßburger Skifahrers Bahningenieur Teufel! in der Schweiz werden noch folgende ergänzende Ein-! zelheiten gemeldet: Gemeinsam mit 6 Herren aus Mülhausen hatte Teufel eine mehrtägige Skitour nach Stooß, unterhalb der Föhnalb am Vierwaldstättersee unternommen. Auf dem Heimweg, kaum eine Viertelstunde oberhalb des Hotels Stooß, löste sich plötzlich eine Lawine, die den vorbeifahrenden Teufel erfaßte und etwa 300 Meter weit in die Tiefe riß. Bei der Ankunft in Brunnen entdeckten die Mitfahrer, daß der Straßburger Sportsmann fehlte und sie kehrten wieder zurück. Einer inzwischen aufgebotenen Rettungskolonne aus Morschach gelang es um > ^9 Uhr abends, die Leiche Teufels zu entdecken. Sein Kopf war gespalten. Es herrschte während der Osterfeiertage auf den Höhen starker Föhnwind, der die Bildung von Lawinen begünstigte. Teufel wurde heute von seiner alten Mutter in W ü r t t e m b e r g erwartet.
Paris, 26. März. Bei der heutigen Abstimmung in der Kammer sprachen sich 217 Stimmen für und 151 gegen das Regierungsprogramm des Ministeriums Barthou aus. 221 Stimmen enthielten sich der Wstimmung. Barthou verfügt daher nicht über die notwendige parlamentarische Mehrheit, und es wird ihm daher nichts anderes übrig bleiben, als zu demissionieren.
London. 25. März. Nach einer Erklärung des Kriegsministers Seely wird die englische Armee am 31. Mai 1913 150 Flugzeuge besitzen.
Neuyork, 24. Mürz. Ein schwerer Sturm fegte über den Mittlern Westen und über die Mittelstaaten hinweg. Viele Menschenleben fielen ihm zum Opfer. Die finanziellen Verluste, die er verursachte, sind beträchtlich. Ost-Nebraska, besonders Omaha, hat schwer gelitten. Die Zahl der Toten in den heimgesuchten sechs Staaten wird auf vierhundert beziffert, die Zahl der Verletzten auf zwölfhundert. In Omaha wurden 350 Wohnhäuser zerstört und 1300 beschädigt.
Zur Geschichte des Zaoelstemer Krokusflors.
Von W. Mönch, Rötenbach.
In den meisten Zeitungen, welche den Beginn der Krokusblüte anzeigten, war zur Erklärung dieses Frühlingswunders zu lesen, die Krokus seien von den Schloßherren auf Zavelstein im Burggarten angepslanzt worden und hätten sich von hier aus nach der Zerstörung der Burg im Jahr 1692 auf die angrenzenden Wiesen verbreitet. In meinem Büchlein „Bad Teinach und Luftkurort Zavelstein", herausgeg. von den Schwarz- wald-Bezirksvereinen Teinach und Zavelstein, habe ich mich noch dieser landläufigen Erklärung angeschlossen, weil ich damals keine andere zu geben wußte. Obwohl sie nicht eines romantischen Hintergrundes entbehrt, ist
sie vom Standpunkt der Forschung durchaus unhaltbar. Der Volksglaube läßt die Krokus sogar von Kreuzrittern aus dem heiligen Lande bringen, ähnlich wie Eberhard im Bart den berühmten Weißdorn.
Im „Gaudeamus" geht Scheffel selbst auf die Römer zurück:
„Krokus, Sproß des Morgenlandes,
Seltner East auf Schwabens Flur,
Zeugnis ewig jungen Frühlings Und uralter Weltkultur:
Wo jetzt Flocken niederwirbeln Auf die wohldurchblümte Au,
Pflanzte einst ihr Safrangärtlein Eine kluge Römerfrau.
Saft den Süpplein ihrer Küche,
Herzarznei für böse Sucht,
Dunkler Locken Wohlgerüche Zog sie aus der edlen Frucht.
Und im Anhauch dieser Blume Schritt sie, wenn der Frühling nah,
Opfernd zu dem Heiligtume Der Diana Abnoba" (Göttin des Schwarzwalds.).
In dem Werk „Jenssen, der Schwarzwald" ist sogar eine holde Römermaid abgebildet, wie sie gerade Krokus pflückt! Scheffel befand sich in einem doppelten Irrtum: der „schlanke Römerturm" auf Zavelstein stammt nachweisbar aus der Hohenstaufenzeit; der Calwer Wald war von den Römern weder besiedelt, noch von einer römischen Heerstraße, die Pforzheim mit Baden-Baden verbinden sollte, durchquert: Die Weinstraße diente dem Kloster Hirsau, das sie wohl unter dem berühmten Abt Wilhelm mit Hilfe der Klöster Alpirsbach und Oberreichenbach erbaute, zur Verbindung der badischen und elsäßischen Besitzungen mit dem Kloster (Herbeischaffung von Zehntfrüchten und Wein) auch verwechselt Scheffel unfern Lrocus vernus mit Lrocub 83tivv8, dem echten Safran, der erst im Herbst blüht und im Orient wild wächst, in Oesterreich, der Schweiz, England und Amerika als Arznei-, Eewürz- und Farbpflanze angebaut wird. (Narben und Griffel werden im Oktober ausgezupft und geben getrocknet den „Safrich", der den Kuchen „gel" macht. Safran, arabisch 23 tman, heißt soviel als gelb färben, Lrocus, aus dem Griechischen stammend, bedeutet Faden, abgeleitet von dem langen, fadenförmigen Griffel). — Hundert Jahre nach der Zerstörung der Burg Zavelstein wußte noch niemand etwas von dem Krokusflor zu melden. Der Stadtpfarrer und Dichter iVl. Karl Philipp Friedrich Kurrer, der 1792 ein ellenlanges Gedicht über Zavelstein und Teinach verfaßte (besonders prächtige Schilderung des damaligen Badelebens!), das 1876 von dem Calwer Oberamtmann Doll (dem im Jahr 1911 verstorbenenPräsidenten v. Doll) verdeutscht und im Calwer Wochenblatt veröffentlicht wurde, erwähnt die Krokus nicht. Er schrieb „Vom Wald und seinem Flachse", warum sollte er nicht „Von Zavelstein und seinen Krokus" geschrieben haben? Es gab eben damals noch keine. Der scharfsinnige Reiseschriftsteller Eünderode, der zur Zeit Kuriers Zavelstein besuchte und beschrieb, weiß so wenig wie der Geograph Meiners etwas von Krokuswiesen zu melden. Auch die berühmten Calwer Aerzte und Naturforscher Eerlach, Gärtner (berühmter Botaniker!) und Zahn wissen nichts hievon, obwohl ihnen als Leiter des Bades Teinach die Umgebung Zavelsteins wohl bekannt sein mußte. Die erste schriftliche Nachricht vom Vorhandensein des „seltnen Gasts auf Schwabens Flur" meldet das „Correspondenz- blatt des württ. landwirtschaftlichen Vereins" vom
12) 2 m Sturm genommen!
Roman aus den Freiheitskriegen 1813—1814.
Von H. E. Jahn.
Am Abend dieses Tages kam Fischer hochrot und pustend in die Wohnung seines Intimus Lange. Der Schlächtermeister sah ganz anders aus als gewöhnlich, und schien einen Zoll gewachsen zu sein, nicht in der Breite, sondern in der Länge. Sich setzend, begann er in seiner behäbigen Weise zu erzählen: „Ick ha es ja jleich jesagt, und recht ha'ck doch! Nee, war det een Leben da in die Maratz und dem Dreck! Nix als Soldaten, Pferde, Kanonens und Wagens; wie in eenen Ameisenhaufen kribbelte und wimmelte det. Verwundete lagen am Weg, Scheunen un Häuser waren Lazarette. Un da hantierten die Doktors mit Messer un Säge, daß ick jleich Lust kriegte, mitzuhelfen. Na, wie ick nu so durch den Dreck fortjondle und ab und an die Soldaten frage, wo woll de Kolberger, det neunte Regiment, stehen täten, und Mutta rechts Worscht und Schinken, und Lotte links Brot und Schrippen runtalangen, kommt een Soldat uff uns zujetrabt uff een jroßet schwärzet Pferd, zwee andere bejleiten ihn, mit schwarze Kragens und schwarze Uffschläge; und der Reiter jrüßt schon von weitem und ruft mich zu: „Nun, Herr Fischer, juten Morjen! Juten Morjen, liebe Frau Fischer und Jungfer Lottchen! Wie jeht's allesamt?"
— Ick sitz un kieke un kieke — wer kann denn det sind? „Herr jeeminee!" schreit da meine Olle: „Det is ja Hans Hoya!" Und so war et ooch. Und denn steigt er von det Pferd, und meine Olle steigt vom Wagen, und Lotte steigt vom Wagen, und endlich steige ick ooch ab, um die Jäule zu halten. Und Mutta spricht mit Hans, und Lotte jibt den Soldaten Worscht, Brot und Schnaps. Und da, uff eenmal, drengelt sich so'n großer Kerl heran, Achselklappen und weiße Uffschläge, is janz voll Dreck und Blut, as hält er 'nen Dutzend Ochsen abjemurkst. Ick denke noch, wat will denn der Latsch, dem möcht keener abends alleene in der Hasenheide bejejnen. Da kommt er uff Muttan zujeloofen, und Mutta wieda looft uff den Kerl los und schmeißt sich, mich nichts, dich nichts, an seine dreckige Brust mit ihr neues, scheenet Sonntagskleid. Na, ick reiße meine Oogen uff un kieke und kieke, und da jung mir een Seefen- steder uff. „Fritz!" rufe ick. „Mensch, wo siehst du aus!" Und er lacht: „Ick war feste mittenmang! Und unser Oberst von Zastrow hat jesagt, ick sollte det erste Eiserne Kreuz kriegen." Da trat so'n schmächtiges Kerlchen achter ihn hervor, det hatte 'n Jesicht wie 'n Mächen, und det sagte: „Wenn es einer verdient hat, so hat es Fischer! Er war immer der erste, der auf die Feinde einhieb! Oberst von Zastrow hat ihn vor dem ganzen Bataillon gelobt!" Det tat oberst meinem ollen Herzen wohl, und ick Ham den Bengel jeküßt, so dreckig er war. Dann frug er mich, ob ick noch 'ne Worscht hätte, ,,'ne janze Molle voll vor dir. mein Sohn!" jab ick zu Antwort. Und er
sagte: In die stockrabenschwarze Nacht, als keener etwas Besseres mehr sich vermutete, hätten die Franzosen eene dolle Attacke uff Jozef Poblucki seine Worscht jeritten und hätten se ihm richtig ooch aus- jespannt, und nun weente der arme Kerl um seine Worscht. „Die soll er sojleich wiederham und noch zwee dazu!" rief Mutta janz jerührt; und ick zog ihm seine Uhr (Schnapspulle) uff, und det janze Jesicht von dem dicken Soldaten jlänzte von Freude und Fett. Nee, Lange, scheen war't doch, und ick Ham mir zwee vawundete rosa Pommersche Husaren mit- jebracht, um ihnen zu pflegen. Et sinn 'n paar Bauernsöhne aus der Jejend von Stargard, und Lotte scheint uff den eenen von sie, Verthold Gour- dette heeßt er, een Ooge jeschmissen zu Ham."
Lange hatte diesen umständlichen Bericht still an- gehört, ohne ihn durch irgend etwas zu unterbrechen; nur mißmutig und ärgerlich hatte er hin und wieder den Kopf geschüttelt und war unruhig durch das Zimmer gelaufen. „Hat der luftige Patron, der Hans, Euch irgendeinen Auftrag gegeben?" fragte endlich der alte Mann mißtrauisch.
„Nee, det is mich nich bekannt! Nur jrießen soll ick scheenstens. „Jrießen Se ooch Papa Lange und Mamsell Lenchen herzlichst," sagte er, „und ick wäre Jefreiter jeworden, und ick käme nach 'n Krieg wieda." Mehr hat er nich jesagt. Mit Mutta hat er noch jesprochen. Wo is denn Lenchen?"
„Ach, die ist wohl wieder im Lazarett auf der Wiese oder am Brandenburger Tor! Das Mädchen wird sich noch das Nervenfieber holen."