* Ostelsheim, 10. März, Am Sonntag hielt Forstassessor Werkmann aus Stuttgart im Gast­haus zum Rößle hier einen Bortrag über Pflanzen, Aufbau und Ernährung derselben.' Ausgehend von! den Forschungen des großen Agrikulturchemikers Lie-! big, besprach Redner die Bestandteile der Pflanzen! und wies nach, wie durch eine fortdauernde Anpflan-! zung ohne genügende Zufuhr mineralischer Stoffe, hauptsächlich Stickstoff, Phosphorsäure, Kali und Kalk, der Boden schließlich verarmen und im Ertrag zurückgehen müsse. Hier handle es sich neben ent­sprechender Düngung mit Stallmist und Latrine hauptsächlich um reichliche Zufuhr von Kunstdünger, namentlich Thomasmehl und Kaimt, bei stickstoff- armen Böden auch schwefelsaures Ammoniak und Chilisalpeter. Leider herrsche über diesen Punkt in der bäuerlichen Bevölkerung noch vielfach Unkennt­nis und Unklarheit. Um eine einseitige Düngung zu vermeiden, müsse der Landwirt genau wissen,! welche Stoffe er im Kunstdünger seinem Acker zu-! führe, um sein Geld nicht unnütz auszugeben. Wei- ! ter wäre eine richtige Kenntnis der Bestandteile des! Ackerbodens für den Landwirt von großem Nutzen.! Um diese zu ermitteln, stelle die landwirtschaftliche! Bersuchsstation in Hohenheim ihre Dienste kostenlos! zur Verfügung; auch durch parzellierte Düngungs-! versuche mit verschiedenen Kunstdüngersorten könne; hier bis zu einem gewissen Grade Klarheit geschaffen werden. Bei alledem dürfe jedoch eine reichliche Zu­fuhr von Stallmist nicht außer Acht gelassen werden; derselbe sei und bleibe bei uns die Hauptdüngungs­weise. Der Stallmist lockere einen zähen, wider­spenstigen Boden und mache ihn aufnahmefähig für Luft, Licht und Wärme. Zum Schluß gab Redner der Meinung Ausdruck, daß in unserem Land hin­sichtlich Behandlung und Düngung der Felder noch sehr vieles geschehen könne, um die Erträge zu stei­gern. Die Provinz Sachsen z. B. produziere noch einmal so viel Getreide und Feldfrüchte, als wir in Württemberg. Eine Anfrage aus der Versammlung, wie sich schwefelsaures Ammoniak und Chilisalpeter zueinander verhalten und welchem der Vorzug zu geben sei, beantwortete Redner: Schwefelsaures Am­moniak könne als Stickstoffdünger bei der Saat ge­geben und eingeeggt werden, müsse sich aber im Bo­den erst in Salpeter umsetzen, während Chilisalpeter als Kopfdünger bei Beginn des Wachstums, ebenso auch später mit Vorteil angewendet werden könne. Hierauf sprach Ortsvorsteher Maulbetsch im Namen der Anwesenden dem Redner den gebühren­den Dank aus.

o Deckenpfronn, 10. März. Heule hatten wir hier im Gasthaus zum Hirsch Gelegenheit, einen für die hiesigen Verhältnisse sehr wertvollen Vortrag über die Feldbereinigung zu hören. Die außerordent­lich zahlreiche, auch von Landwirten der Nachbar­schaft besuchte Versammlung wurde von unserem ver­ehrten Vereinsvorstand, Regierungsrat Binder, herzlich begrüßt. Hierauf ergriff der Referent, Lanü- wirtschaftsinspektor Ströbele, das Wort. Er leitete seinen Vortrag ein durch Hervorhebung der Bedeutung der Landwirtschaft für die deutsche Bolks- ernährung, welch letztere nur durch eine rationelle und intensive Bewirtschaftung voll erreicht werden könne. Der Flurzwang und die veraltete Dreifelder­wirtschaft sei längst nicht mehr zeitgemäß. Sie gebe zu Mißhelligkeiten und Streitigkeiten Anlaß. Der heutige moderne Ackerbau erfordere in erster Linie! eine richtig ausgebaute Weganlage, um so schnell! und günstig wie möglich von einem Grundstück zum; andern zu gelangen. Alle Lasten hören auf, not-! wendige Dreinagen werden hergestellt. Die Berei-. nigungskoften betragen pro Morgen durchschnittlich! 25 bis 30 M, wovon gegenwärtig ein Fünftel der! Staat, das übrige gewöhnlich Besitzer und Gemeinde! bezahle. Nun erläuterte er noch das Zustandekommen! der Felderbereinigung. Mit dem Antrag des Ge-> meinderats wird ein Flurkartenabdruck und ein Ver- ^ zeichnis über die Grundstücke der Beteiligten gefer-> tigt. Nachdem sich das Oberamt an die Zentralstelle der Landwirtschaft gewendet, schreibt elfteres eine Abstimmungstagfahrt aus, und wenn mehr als die Hälfte des Steuerkapitals mit ja stimmt, gilt die Sache für beschlossen. Die gewählte Vollzugskommis­sion leitet die Bonitierung. Die Flüchen werden in Klassen eingeteilt usw. Nun wurde der neu auf­genommene Situationsplan hervorgehoben, das Be­schwerderecht erläutert, durch welches etwaige Miß­stände beseitigt werden können, und die Schlußtag­fahrt geschildert. Hierauf sprach Obergeometer Gärtner von Wildberg, ein alter Praktiker, der seit dem Jahre 1885 schon Dutzende Bereinigungen durchführte, mit großem Beifall. In drastischen, po­pulären Worten hob er den hohen Segen dieser Durchführungen und die Steigerungen des Volks­wohlstandes hervor, insbesondere zerstreute er hu­morvoll die vielen Bedenken und Vorurteile und zi­tierte den so gern gehörten Spruch:Sie ist zu allen Dingen nütze!" Besonders betonte er noch, daß man­ches Grundstück bedeutend an Wert gewinne und der

Ortsbauplan ein ganz anderes Gesicht bekomme. An! der nun folgenden lebhaften Debatte beteiligten sich! insbesondere Oberlehrer Eisenhart von hier und Ge­meindepfleger Röhm von Sulz für, und Zimmer- meister Heinrich gegen eine Vereinigung. Regie­rungsrat Binder schloß die sehr anregend verlau­fene Versammlung mit lehrreichen Ermahnungen. Möge auf unserer schönen und fruchtbaren Markung die so segensreich wirkende Einrichtung durch die Ein­sicht unserer Landwirte bald beantragt und richtig und energisch durchgeführt werden!

Nagold, 11. Mürz. Beim Reichertschen Säge­werk ist eine Lokomotive der NagoldAltensteiger Bahn infolge eines Schienenbruches entgleist. Es dauerte drei Stunden, bis die Maschine wieder in das Gleis gehoben war. Eine Hilfsmaschine brachte den Zug mit 00 Minuten Verspätung nach Alten­steig. Der Materialschaden ist unbedeutend.

Neuenbürg, 11. Mürz. Die Polizei fahndet nach einigen Italienern, die beim Bärenwirt Volle in Calmbach eingebrochen sind und 500 M samt anderen Gegenständen gestohlen haben. Sie haben eine ita­lienische Zeitung am Tatort Zurückgelassen. Dicht an unserer Gemarkung, auf der Höhe gegen Nord­westen, wird bald ein neues zukunftsreiches Bau­gebiet angelegt. Dort läßt die Gemeinde Arnbach gegenwärtig Gelände vermessen und zu Bauzwecken einteilen. Das Gelände soll zu müßigen Preisen ab­gegeben werden. Die Gemeinde Arnbach hat bis jetzt noch keine Eemeindeumlagen; aus diesem Grunde dürfte das neue Bauquartier bald Anziehungskraft ausüüen.

Pforzheim, 11. März. Heute früh hat sich schon wieder ein Mädchen mit Zyankali vergiftet, und zwar die 27 Jahre alte ledige Kontoristin Marie 'Nix. Die Tat geschah in ihrer Wohnung in der Calwer Straße. Das Mädchen soll den Tag zuvor im Geschäft Ver­drießlichkeiten gehabt haben, doch dürfte dies nicht der eigentliche Grund der Tat sein.

lionen für die Zwecke der Militärluftschiffahrt an­gefordert werden, ist geplant, von den eingeforderten Mitteln mit möglichster Beschleunigung 10 Lenk­schiffe starren Systems zu bauen. Bereits bis Mitte dieses Jahres werden im ganzen 5 neue Schiffe als Zuwachs unserer Luftflotte eingereiht werden, nicht eingerechnet die bereits übernommenen neuen Ersatz­schiffe Z. 1 und P. 1. Es kommen 2 Z.-Schiffe, 1 Schütte-Lanz, 1 P.-Schiff sowie ein neues M.-Schiff hinzu. Mit der Abnahme des Z. 4 wird jetzt be­gonnen. In Bälde soll ein weiteres Z.-Schiff (Z. 5) geliefert werden.

Württemberg.

Leonberg, 11. März. Ins hiesige Amtsgericht wurde ein in Malmsheim wohnender Italiener ein­geliefert, der im Sonntagsrausch abends mit dem offenen Messer durch die Ortsstraße lief und ohne jeden Grund den 19 Jahre alten Eugen Krämer zweimal in den Rücken stach. Die Verletzungen sind zum Glück nicht lebensgefährlich. In den letzten Tagen wartete der Theaterzug vor einer Station des hintern Amtes vergebens auf das Einfahrts­zeichen. Schließlich wurde dem Zugpersonal die Sache doch zu dumm und es machte sich ein Schaffner auf den Weg, um nach dem Hindernis zu forschen. Die Sache klärte sich bald auf. Wie die Leonberger Zei­tung berichtet, schlief der Diensthabende den Schlaf des Gerechten und hatte den letzten Zug vergessen.

ep. Stuttgart, 10. März. Unter großer Be­teiligung von nah und fern hielt gestern der christ­liche Soldatenbund seine 8. Tagung. Die Feier wurde mit einem eindrucksvollen Gottesdienst in der Garnisonkirche eröffnet. Hierauf fand eine aus allen Gauen Württembergs besuchte Konferenz der Ob­männer statt; die Berufsarbeiter berichteten über die fortschreitende Arbeit des Bundes, der Sen ins Heer eintretenden jungen Männern die Familie, soweit das möglich ist, ersetzen und die Liebe zu Vaterland! und Heimat, zu Edelsinn und Reinheit pflegen und! erhalten will. Wie dankbar diese Fürsorgearbeit von! den Soldaten begrüßt wird, zeigen schon die wenigen Tatsachen, daß z. B. einzelne Soldatenheime an; einem Wintertag von 700 Soldaten besucht werden; ^ die Frequenz des Münsinger Heims beträgt während > der 5 Monate der dortigen Saison etwa 80 000. Auch die Vorträge, Lichtbilderabende usw. erfreuen sich starker Teilnahme (oft bis zu Ml Soldaten). Kein Wunder, daß das Werk von der Liebe und Beihilfe des gauzen Landes getragen ist. In verschiedenen Referaten wurde besonders die Rekrutenfürsorge und die Bekämpfung der Rekrutenunsitten am. Aus­hebungstag in Stadt und Land besprochen und ferner die Einrichtung von Rekrutensparkassen angeregt. Ein wohlgelungener Familienabend im Vereins­haus. Furtbachstraße, beschloß die anregende Tagung.

Mergentheim, 11. März. Eine betrübende Kunde wurde den Angehörigen der Familie Nörr in Pfitzingen durch ein Telegramm des Kolonialamtes in Berlin zu teil. Der Sohn, Bruder und Schwager Hermann Nörr, Assistent bei dem Kaiserlichen Zollamt in Deutsch-Ost- afrika, Sitz Nuanza am Viktoria-See. verunglückte, wie die Tauberzeitung berichtet, bei einer Segelfahrt am 2. März durch ein Unwetter und ertrank. Im kommenden Herbst hoffte er einen längeren Urlaub in der Heimat zuzubringen, worauf er sich nach dem letzten Brief an die Seinigen so sehr freute. Der Verstorbene war bei seinen Vorgesetzten und seinen Kollegen, wie auch bei den Eingeborenen, beliebt und geschätzt, und auch alle in der Heimat, die den freundlichen und strebsamen jungen Mann kannten, bedauern tief das Unglück.

Friedrichshasen. 12. März. Nach dem nachträg­lichen Etat für die Luftflotte, in dem über 20 Mil

Aus Wett und Zeit.

Köln a. Nh., 11. März. Pfarrer Jaths ist heute abend im Evangelischen Krankenhaus in Lin- denthal an den Folgen seiner Blutvergiftung ge­storben. Jatho hatte sich im Januar d. I. auf einer Vortragsreise in Halle a. S. beim Aussteigen aus einer Kutsche eine Verletzung am Schienbein'zu­gezogen, die bald Spuren von Blutvergiftung zeigte. Ihr ist er nun erlegen. Jatho war der erste preußi­sche Prediger, den das Spruchkollegium aus dem Amt entfernte,da eine weitere Wirksamkeit Jathos in der Landeskirche mit der Stellung, die er zum Be­kenntnis der Kirche einnehme,, unvereinbar sei". Die Köln. Ztg. widmet ihm einen herzlichen Nachruf, der schließt: Das war seine Religion: Glaube an das Leben und die Freude am Leben, und seine Ethik war ein unermüdlicher, heißer Dienst am Leben. Jatho ist ein Seelsorger gewesen, wie es wenige in Köln gegeben hat. Seine Hände waren immer offen, den Armen zu geben, was er hatte, seine Zeit gehörte stets vor allem den Kranken, den Schwachen und Be­drängten. So war er ein echter Jünger Jesu Christi, der den Menschen das Gebot der Liebe gegeben hat. Was Wunder, daß ihm die Herzen zuflogen, daß seine Gemeinde sich nur noch fester um ihn scharte, als eine fremde Behörde sie von ihm zu trennen suchte! Es mag richtig sein, daß eine Persönlichkeit wie Jatho sich nicht in die gegebenen Formen und Formeln der Landeskirche hineinbringen ließ, Wer daß man ihn dann nicht einfach gelten ließ, wie er war, mit all der Fülle von Segen, die er um sich ver­breitete, sondern ihn den Formen und Formeln opferte das ist die Tragik, die mit dem Gedächtnis des Namens Jatho für immer verknüpft fein wird.

Saarbrücken, 10. März. Die letzte vom hiesigen Verein für Luftfahrt unternommene Freiballonfahrt endete in Frankreich auf der Strecke zwischen Tharmont und Pagny. Auf dem Transport der verpackten Bal­lone hat etn Franzmann seinen deutschfeindlichen Ge­fühlen einen bezeichnenden Ausdruck verliehen, indem er auf die weiße Fahnenbahn der deutschen Reichs­flagge, die von den Luftschiffern zur Erkennung der Nationalität mitgeführt werden muß, die Worte schrieb:

dar; >S8 volenrs cles penckules" und zu deutsch das WorrSchweinhunds"! Außerdem hatte er mit einem Messer in den verpackten Ballon hineingestochen, wo­bei die Hülle fünfmal durchlöchert wurde. Dies ist übrigens bereits bas dritte Mal. daß dem hiesigen Verein für Luftfahrt bei Landungen in Frankreich die Ballons in solcher Weise beschädigt wurden. Ob wobl jemals ein französischer Luftschiffer in Deutschland sol­chen Roheiten ausgesetzt ist?

Berlin, 11. März. Die leitenden Minister und Flnanzminister der Bundesstaaten haben gestern und heme unter dem Vorsitz des Reichskanzlers die. Webr- vorlage- und die Vorschläge zur Deckung der Kosten be­raten. Die Notwendigkeit der vorgeschlagenen Heeres­verstärkung wurde einmütig anerkannt und der Gesetz­entwurf zur Beratung der Einzelheiten sofort den Aus­schüssen für das Landheer und die Festungen und für das Rechnungswesen überwiesen. Allgemeine Zustim- muug fand desgleichen die Erhebung einer einmaligen Abgabe vom Vermögen zur Deckung der einmaligen. Kosten. Was endlich die fortlaufenden Ausgaben be­trifft, so wurden die Grundsätze sowohl für die Besteue­rung des Besitzes, als auch für die sonst noch erforder­lichen Steuern vereinbart. Die zuständigen Vundes- ratsausschüsse werden nunmehr die vom Reichsschatzamt ausgearbeiteten Gesetzentwürfe in ihren Einzelheiten feststellen.

London, 11. März. Premierminister Asquith hielt bei der am Montag stattgefundenen Eröffnung des Parlaments eine Rede, worin er u. a. sagte: Die türkische Regierung hat sich damit einverstanden erklärt, die Mediation der sechs Mächte anzunehmen. Wir erwarten jetzt die Antwort der verbündeten Balkanstaaten. Ich habe die zuversichtliche Hoffnung, daß sie zustimmend ausfallen wird. Eine weitere Angelegenheit betrifft die Lage und die Ansprüche Rumäniens und Bulgariens. Beide Staaten stehen im Begriff, sich über die Annahme der Mediation der Mächte wegen Beseitigung der zwischen ihnen bestehenden Streitpunkte schlüssig zu machen. Die politische Gruppierung der Mächte ist unverändert geblieben. An den freundschaftlichen Beziehungen zu Rußland und Frankreich halten wir fest und werden wir festhalten. Die Beziehungen zwischen verschiede-