rer Wagner von Neuhengstett sprechen. Die Redner, das Thema und nicht zum mindesten die Lichtbilder vom Kriegs­schauplatz werden hoffentlich nicht verfehlen, eine An­ziehungskraft auf die Calwer Bevölkerung auszuiiben. Näheres im Anzeigenteile.

Die heutige Nummer umsaht 8 Seiten; Erstes und Zweites Blatt.

Die Aussperrung der organisierten Malergehilsen er­folgt, wie bereits angekündigt, heute in Stuttgart und im ganzen Lande. Betroffen werden etwa je 400 Gehilfen, so dah die Zahl der in Württemberg Ausgesperrten rund 800 beträgt.

d- Schwäbische Gedenktage. In der Nacht vom 7. zum 8. März 1840 brannten in Güglingen (O.-A. Brackenheim) 144 Gebäude ab, am 24.)25. April 1850 nochmals 33. Am 10. März 1651 ist in Leutkirch als Tochter des Apothekers Jakob Heinrich Agricola, Anna Barbara, verehelichte Walch- Künkelin, die berühmte Bürgermeisterin von Schorndorf, ge­boren; sie starb am 20. November 1741. Am 11. März 1772 ist in Pleidelsheim (O.-A. Marbach) als Amtmanns­sohn Joh. Christ. Pfister, Prälat und Historiker, geboren. Er starb im Jahre 1835. Am 11./12. März 1633 zog der schwedische General Horn über Balingen und Ebingen an die Donau. Am 12. März 1809 ist in Zwiefalten als Sohn des Kameralverwalters Joh. Werner, Gustav Werner, der Reutlinger Menschenfreund, geboren. Er starb im Jahre 1887. Am 13. März 1559 erteilte Herzog Christoph dem berühmten Sebastian Scheitlin von Bartenbach die An­wartschaft auf die Lehensgüter seines Tochtermanns Hans von Stammheim. Am 14. März 1592 ist in Lienzingen (O.-A. Maulbronn) Jos. Schlotterbeck, nachmals Prälat in Maulbronn, geboren. Am 14./15. März 1525 übernachtete Herzog Ulrich bei seinem mißglückten Versuch, sein Land wieder zu erobern, in Rottenmünster (O.-A. Rottweil), und wäre beinahe von den Schweizern gefangen genommen wor­den, wenn es ihm mast gelungen wäre, aus dem Kloster in ein Gehölz zu entfliehen. Am 15. März 1679 ist in Pful­lingen geboren Sigmund Gmelin. Er wurde als Helfer in Herrenberg wegen separatistischer Schwärmereien seines Amtes enthoben und starb am 12. Oktober 1707 im Berle- burgischen. Am 16. März 1638 eroberten die Schweden die Stadt Sulz a. N.

8Lb- Mutmaßliches Wetter. Für Sonntag und Montag ist weiterhin veränderliches und, wenn auch vorherrschend trockenes, so doch zu vereinzelten Niederschlägen geneigtes und etwas rauheres Wetter zu erwarten.

Unterreichenbach, 7. März. Unter dem Vorsitz von Herrn Regierungsrat Binder (Calw) und in Anwesenheit der Gesamtkollegien von Unterreichenbach und Dennjächt fanden am Mittwoch auf dem hiesigen Rathaus eingehende Verhandlungen über die Frage der Eingemeindung Denn­jächts nach Unterreichenbach statt. Nach längeren Erwägun­gen, wobei das Für und Wider dieser Angelegenheit lebhaft erörtert wurde, beschlossen die bürgerlichen Kollegien von Unterreichenbach, in Anlehnung eines schon im Jahre 1909 gefaßten Beschlusses, die Gemeinde Dennjächt einzuladen, als Teilgemeinde mit der Gemeinde Unterreichenbach ge­meinschaftliche Sache zu machen. Die bürgerlichen Kollegien von Dennjächt, die eine gänzliche Verschmelzung der beiden Gemeinden anstrebten, gaben auf dieses Anerbieten keine bindende Antwort und wollen in einer weiteren Sitzung über diesen Gegenstand beraten.

Württemberg.

Freudenstadt, 7. März. Friedrich Wirth, Hutmacher hier, verkaufte sein an der Loßburgerstraße gelegenes Wohn- und Geschäftshaus an Richard Schmid, Anstaltsmetzger hier, um den Preis von 17 600 -4t.

Schramberg, 7. März. Heute vormittag 11 Uhr wollte der bei den Bahnbauten beschäftigte, verheiratete Tele­graphenvorarbeiter Christian Seitzinger von Freudenstadt, Vater von 5 Kindern, einen nicht losgegangenen Schuß untersuchen, als plötzlich die Ladung losging und Seitzinger mehrere Meter weit fortschleuderte. Der Unglückliche brach beide Füße und erlitt an Kopf und Händen schwere Ver­letzungen. Die Sanitätskolonne verbrachte ihn in das Ve- zirkskrankenhaus. Vor einem halben Jahr war Seitzinger beim Verlegen einer elektrischen Leitung dem Draht zu nahe gekommen, wodurch er gleichfalls schwere Verletzungen erlitten hatte und längere Zeit arbeitsunfähig war.

Ebingen, 7. März. Die erste Belegung des neuen Trup­penübungsplatzes für das badische Armeekorps auf dem Hem berg erfolgt anfangs Mai. Die Barackenbauten sind so ziemlich vollendet. Major Held vom 40. Infanterieregiment in Rastatt hat vorläufig die Kommandanturgeschäfte über­nommen. Der 4400 Hektar und mehr als 30 Kilometer im Umfang messende Truppenübungsplatz wird zuerst von den Znfanterieregimentern 169 und 170, die die 84. Jnfanterie- brigade bilden, bezogen werden. Der Truppenübungsplatz ist noch höher als der württembergische bei Münsingen. Sein höchster Punkt liegt 975 Meter hoch, das Barackenlager bei Stetten am Kalten Markt über 800 Meter.

Tübingen, 7. März. Die bürgerlichen Kollegeien haben einstimmig beschlossen, alle hier lebenden Veteranen von 1866 und 1870 und deren Witwen anläßlich der Jahrhundert­feier der Befreiungskriege von der Wohnsteuer zu befreien.

Bietigheim, 8. März. Ein 19-jähriges Dienstmädchen, Tochter des Briefträgers Fischer, war während der Abwesen­heit der Herrschaft mit Bügelarbeiten beschäftigt. Durch aus dem Eisen strömende Gase scheint das Mädchen zunächst ohnmächtig geworden zu sein. Von Vorahnungen getrieben, begab sich die Mutter des Mädchens in der Frühe in das Haus der Herrschaft und fand bei noch brennender Lampe ihre fleißige und brave Tochter tot vor.

Salach (O.-A. Göppingen), 7. März. Eine interessante Markungsgrenzänderung hat sich zwischen Kleinsützen und Salach abzuwickeln. Die Firma G. Kuntze erbaute in der Nähe des Bahnhofs Süßen ein Landhaus, das zur Gemeinde Kleinsüßen gehört und zu einem ganz kleinen Teil auf die zur Gemeinde Salach gehörige Markung Stauseneck über­greift. Da die Gemeinde Salach zum Oberamt Göppingen gehört, erhebt sich die Doktorfrage, ob die überbaute und der Markung Kleinsüßen, Oberamts Eeeislingen zuzuschrei­bende Grundfläche von einigen Quadratmetern als bewohn­tes Grundstück anzusehen ist. Im bejahenden Fall wäre nämlich zur Erenzänderuirg ein Landesgesetz nötig. Außer­dem käme für die Besteuerungsoerhältnisse das Vorhanden­sein eines doppelten Wohnsitzes (in einem Gebäude in zwei Gemeinden) in Frage, also eine geteilte Steuerpflicht der Bewohner. Von dem Gebäude liegen nur ein Teil des Oehrns, die Küche, die Veranda und ein Kastenzimmer im Oberamt Göppingen, die übrigen Gelasse im Oberamt Geis­lingen.

Eerabronn, 7. März. Von den bei dem Untergang des Torpedoboots 8 178 Verunglückten ist der Obermatrose Wirth, laut Meldung aus Berlin, in Riedbach, O.-A. Gera- bronn, beheimatet.

Aus Welt und Zeit.

Karlsruhe, 7. März. DieKarlsruher Zeitung" schreibt amtlich: Gestern vormittag wurde der Kaiserlich russische Konsul in Mannheim, der zu der Romanowfeier hierherkam, beim Eintreffen auf dem Bahnhof infolge eines durch ver­schiedene Umstände veranlaßten Mißverständnisses von der Bahnpolizei in das Dienstzimmer gebeten und dort um Aus­kunft über seine Persönlichkeit ersucht. Nachdem diese erteilt und das Mißverständnis aufgeklärt war, entschuldigte sich

der beteiligte Polizeibeamte und der Konsul wurde nicht weiter behelligt. Der Minister des Innern hat sich gestern sofort, nachdem er von dem Vorfall Kenntnis erhalten hatte, auf die Kaiser!. Russische Gesandtschaft begeben, um sein Bedauern über das Vorkommnis auszusprechen. Der Mi- nisterresideut hat die Angelegenheit damit als erledigt an­gesehen.

Heidelberg, 7. März. Heute mittag kurz nach 12 Uhr stürzten beim Heidelberger Bahnhofsneubau am Karlstor große Erdmassen ein und begruben 4 Arbeiter unter sich. Drei Arbeiter konnten durch sofort vorgenommene Rettungs­arbeiten hervorgeholt werden, der vierte Verschüttete, der 21-jährige Arbeiter Jul. Lenz, der heute zum erstenmal beim Bahnhofsbau beschäftigt war, konnte nur als Leiche geborgen werden.

Weinheim i. Baden, 7. Mürz. Bei einem nächtlichen Brande in einer Drogerie wurde eine Verkäuferin durch Rauch erstickt. Eine andere konnte erst nach längerer Zeit zum Bewußtsein gebracht werden.

Augsburg, 6. März. In der Nähe von Memmingen ereignete sich gestern ein schweres Automobiluyglück. Der Chauffeur Kugler brachte im Auto des Medizinalrats Moos- brugger zwei Herren von Leuchtkirch nach Augsburg. Bei einer scharfen Kurve fuhr er mit einer derartigen Wucht gegen einen Baum, daß sich das Auto Lberschlug. Es wurde vollständig zertrümmert. Während die beiden Mitfahrenden herausgeschleudert wurden und nur leichte Verletzungen er­litten, kam der Chauffeur unter das Auto, das ihm den Brustkorb eindrückte. Er war sofort tot.

Cadinen (Ostpr.), 7. März. In dem Prozeß gegen den Cadiner Eutspächter haben, wie derGesellige" meldet, die Vertreter der kaiserlichen Herrschaft Cadinen gegen das Ur­teil der Zivilkammer des Elbinger Landgerichts in der Klage gegen den Pächter des Cadiner Vorwerks Rehberg, Herrn Sohst, Berufung eingelegt.

Berlin, 7. Mürz. Sämtliche in Berlin vertretenen Reiche haben im Laufe dieser Tage, teils durch ihre Vertreter, teils durch ihre Marineattaches, dem Staatssekretär des Reichsmarineamts ihre Teilnahme an dem Untergang des 8 178" aussprechen lassen. Unter anderen erschien der Marineattache der englischen Botschaft und überreichte ein in warmen Worten gehaltenes Telegramm der englischen Admiralität. Auch eine große Anzahl von Marinevereinen aus allen Teilen des Reiches sowie die Vertreter der rheini­schen Städte, die8 178" im vorigen Frühjahr besucht hat, übersandten Beileidskundgebungen.

Metz, 7. März. Veranlaßt durch die vielen Angriffe auf Militärposten in der letzten Zeit, hat, demLorrain" zufolge, das Generalkommando den Befehl erlassen, daß, wenn wieder einmal ein Angriff vorkommt, ein ausgedehn­ter Patrouillendienst einzurichten ist, wobei die Mannschaf­ten mit scharfer Munition auszurüsten sind. Der Kreis­direktor von Metz-Land hat die Bürgermeister seiner Ge­meinden mit dem Befehl bekannt gemacht.

Athen, 6. März. Nachdem gestern ein allgemeiner Sturm auf Bisani sowie auf die Befestigungen von Hagios und Nikolaos unternommen worden war und die griechischen Truppen die Befestigung nach äußerst heftigem Kampf ge­nommen hatten, hat heute morgen 11 Uhr der Kommandant von Janina, Essed-Pascha, die Stadt dem General Soutzo übergeben. Das türkische Heer, etwa 35 000 Mann, ist kriegs­gefangen und wird sich gruppenweise ergeben. Im griechi­schen Lager herrscht ungeheurer Jubel, daß die Kriegsstrapa­zen beendet sind. Ueberall wird der Ruf laut: Christus ist erstanden! Mit dem Fall Janinas ist die gesamte tür­kische Armee, die im Epirus stand und die Aufgabe hatte, die griechische Armee, die vom Süden her vorzudringen ver­suchte, aufzuhalten, zur Kapitulation gezwungen worden. Janina war seit etwa 4 Monaten von den Griechen in einem

i) Im Sturm genommen!

Roman aus den Freiheitskriegen 18131814.

Von H. E. Jahn.

Es war ein trüber Wintermorgen, der Morgen des 20. Februar 1813.

Schneewolken wirbelten durcheinander, nur hier und da von hellroten Sonnenstrahlen, wie von Feuerflammen durch­lodert, die alle Gegenstände in blutige Helle tauchten, wie in den Glanz einer düsteren Zukunft. Aber schon regt sich, unter dem erstarrenden Eishauch versteckt, mächtiges Früh- lingsahnen, wie ein Sehnen nach Licht und Freiheit. Von Nordosten her aus den weißen Eiswüsten Rußlands kommt er, dort wo die große Armee ihr Grab fand, und braust auf klingenden Schwingen durch Deutschland. Auch durch die Straßen Berlins wehte der Hauch dieses Vorfrühlings.

Auf dem Alexanderplatz und in der Landsberger Straße standen die Leute dicht gedrängt zusammen: Männer, wie sie soeben aus den Werkstätten gekommen, Frauen mit Markt­körben, und besprachen die neuesten Ereignisse; die froh» Kunde von der Konvention desalten Jsegrimm" Porck bei Tauroggen, der Schilderhebung Ostpreußens, den kecken Reiterstücken der Kosaken. Wie zum Beispiel nur 42 dieser gelben Steppensöhne im Walde von Staffelde bei dem Schoneberger Teerofen den ganzen Rest des ersten franzö­sischen Armeekorps, über 1500 Mann mit sechs Kanonen,

bis nach Küstrin hetzten, wo der Marschall Davoust, voll Grimm über eine solche Schmach, den Befehlshaber der Aus­reißer, den Obersten Durunne, vor ein Kriegsgericht stellen ließ. Vizekönig Eugen wurde durch diese Reiterüberfälle so getäuscht, daß er, im Glauben, die Hauptmacht der Russen oder die Korps Porcks oder Bülows seien im Anmarsch, die Oder verließ, sich nach Köpenick zurückziehend.

Durch die erregte Menge schritt still ein junges Mädchen. Es hatte das blaffe Eesichtchen gesenkt und in den sanften Kinderaugen funkelte es wie von Tränen. Goldblonde Locken ringelten sich unter dem kiepenartigen Hut hervor. Ein langer, brauner Wintermantel, mit schwarzem Pelz besetzt, umschloß eng die schlanke Gestalt. Das junge Mädchen ge­dachte ihres Jugendfreundes Hans Hoya, des Sohns der armen Nähterin, die im Mansardenraum des Hinterhauses wohnte. Sie sieht ihn noch auf dem dunklen Hofraum in dem geflickten Anzug. Später, als die Nähterin still und blaß unter den weißen Blumenkränzen lag, war Hans in die Lehre bei dem Tischlermeister Vogt in der St. Nikolai- Straße gekommen, und sie hatte ihn nur ab und zu Sonn­tags gesprochen.

Dann war es im Frühjahr vor zwei Jahren, 1811, ge-, wesen fern im Osten, im Dunkel der Nacht, stand groß und rot der furchtbare Komet, einem flammenden Schwerte gleich, das der Engel des Zornes drohend zur Erde nieder­reckt, Krieg und Schrecken verkündend da war Hans still mit ihr über den Georgenplatz gegangen. Er habe seine Gesellenprüfung bestanden und müsse ein Jahr reisen, um

Meister zu werden, und er habe von einem Onkel aus Kol- berg, einem Schiffer, einige tausend Taler geerbt, die zum Anfang eines Geschäftes genügen würden. Und ob sie, Leu­chen Lange, nicht, wenn er Meister wäre, seine kleine, liebe Frau Meisterin sein wollte? Sie hatte ihm zugehört, still weinend, aber es waren keine Schmerzenstränen gewesen. Und seine bebende Hand hatte ihre Hand gesucht und sie hatte ihm nicht gewehrt, als er ihre Hand fester umschloß. Bald darauf hatte Hans wandern müssen, nach Leipzig zu, und sie war allein mit dem mürrischen Vater zurückgeblieben. Ihr Mütterchen war schon vor Jahren gestorben. Als im Mai 1812 die endlose Völkerwanderung der großen Armee gegen Rußland begann, war ein französischer Jntendantur- beamter zu ihrem Vater ins Quartier gekommen. Monsieur Hora^e Soulard war ein gelbes, kleines Männchen, das nach Lavendel duftete und die Manieren eines ungezogenen Schuljungen hatte. Sie hatte sofort eine instinktive Ab­neigung gegen den zappelnden Südländer empfunden, aber ihr Vater schien ganz von dem Redeschwall des zungen­fertigen Franzosen betört zu werden. Dann waren die Bul­letins über die Siege bei Smolensk und Borodino gekommen i!nd endlich die über den Einzug in Moskaik. Ende De­zember drangen die ersten scheuen Gerüchte von der Ver­nichtung der großen Armee von Stadt zu Stadt und ließen die bedrückten Herzen höher schlagen. Sechshunderttausend Männer, unter ihnen leider auch gegen zweihunderttausend Deutsche, hatte die Eroberungswut des blassen Korsen in einem Jahre vernichtet. (Fortsetzung im zweiten Blatt.)