von Lelles-sur-P.iatne statt. Mit die von uns gemachten G?7 fangenen selbst zugeben, kostete der gestrige fruchtlose Angriff argen unsere Stellungen von La Chapelotte den Feind IÜOO Mann Verluste. Flugdienst: Heute früh 3 Uhr griff eines unserer Großkampfflugzcuge einen Zeppelin in 4000 Meter Höh« vor Zeebrügge an und schätz auf ihn lg Brandgranaten, xxr Zeppelin schien getroffen zu sein. Zur selben Stund« vor Wende schätz ein anderes unserer Großkampfflugzeuge meh- »ere Geschosse auf ein deutsches Torpedoboot ab. das getroffen wurde. Einer unserer Flieger schoß nach einem Lustkampf einen Sokker herunter, der innerhalb unserer Linien in der Nahe von Neuville, nördlich Luneoille abstürzte. Der feindliche Flieger wurde verwundet gefangen genommen. ^ ^

Abends: Nördlich der Aisne beiderseitige Beschießung r«r Artillerie in der Gegend des Bois-de-Buttes. Die Ge­samtsumme der von uns im Laufe des gestrigen Tages singe- brachten Gefangenen beläuft sich auf ISO Mann, darunter 4 Offiziere. Außerdem erbeuteten wir 2 Maschinengewehre und einen Bombenwerfer. 2n der Champagne vereinigte unsere Ar- tillerie ihr Feuer aus feindliche Artillerieparks im Tale von La Dormoise. In den Argonnen entwickelten unsere Batterien eine umfangreiche Tätigkeit gegen deutsche Werke auf der Höhe 285 bei Bauquois und im Gehölz von Lheppy. Westlich der Maas heftiges Geschüßfruer in den Gegenden von Avocourt, Höhe 304. Esnes und Montzeville. 2m Abschnitt Toter Mann kam es einigemale auf beiden Seiten zu Trommelfeuer. Ein weit- tragendes deutsches Geschütz feuerte heute morgen in der Rich­tung auf Barangeville und Luneoille. 2n Lothringen wur­de ein deutscher Angriff, der gegen unsere Stellungen nördlich Ge­naues vorzubrechen verüchte, durch unser Sperrfeuer ange- halten. Mehrere Gefangene, darunter ein Offizier, blieben in unserer Hand. Luft Kampf: Ein verirrtes Aviatikflug­zeug landete heute nacht in der Gegend von Posieres an der Oise in unseren Linien. Die beiden Fliegerostziere wurden ge­fangen genommen. Ein feindliches F.ugzeug stürzte unter dem Feuer unserer Ballonabwehrgeschlltze brennend beim Bagatelle- Pavillon (nördlich von Four de Paris) ab. Das gestern bei Bauquois in den feindlichen Limen abgestürzte und von unserer Artillerie zerstörte deutsche Flugzeug war von dem Leutnant Naparre abgeschosjen worden, der damit sein neuntes Flug­zeug zum Absturz gebracht hat. 2n der Nacht vom 26. April waren unsere Flugzeuge besonders tätig. 2n der Gcgend von Verdun wurden 14 Bomben auf Artillerieparks und Biwaks in der Gegend von Etain abgeworfen, 4 auf Biwaks bei Dam- villers, 6 auf den Bahnhof von Briculles, 15 auf den Bahn­hof von Conflans, 6 auf den Bahnhof von Pierrcpont, 6 au fdie Eisenwerke von 2oeus in Homeeourt, 6 auf den Bahn­hof von Hezieres, 2 aus Rethel. 2n der gleichen Nacht haben unsere Flugzeuge zahlreiche Beschießungen in der Gegend von Roye ausgesührt. 18 Bomben wurden aus ein Munitionsdepot südlich von Bitters Carbonnel abgeworfen, wo starke Explo­sionen sestgestellt wurden. 2 Bomben wurden auf Pont Bia- jches und 38 Bomben auf die Depots von Lremery und Grury nördlich von Roye abgcworfen. 2n der Nacht vom 26. April hat ein deutsches Lenklustschiff etwa 12 Bomben in der Ge­gend von Etaples, Reutin und Paris-Plage abgeworfen. 2 englische Soldaten wurden leicht verletzt. Der Sachschaden ist unbedeutend.

Belgischer Bericht: Starke Artillerietätigkeit im Laufe des Vormittags, besonders in der Gegend von Dixmuiden und Steenstraate. Die beiderseitige Beschießung war heute auf den anderen Seiten der Front von geringer Stärke. (Es ist wirklich schade ums Druckpapier, wenn man diese geschwol­lenen und von Entstellungen strotzenden Berichte veröffentlicht. D. Schristl.)

Die Zeppeline über England.

WTB. London. 27. April. Das Pressebureau mel­det: Tie Mündung der Themse wurde von den Angrei­fern heimgesucht. 100 Bomben wurden abgeworfen. Kein einziger Vertust an Menschenleben wird gemeldet. In Verbindung mit dem Angriff auf die östlichen Graf­schaften in der Nacht vorher hat man etwa 100 Bomben gefunden. Es gab nur einen Toten. Am bemerkens­wertesten ist. daß kein Schaden angerichtet wurde. Die Berichte aus allen Teilen der Bezirke, die heimgesucht wurden, stimmen in diesem Punkte überein.

WTB. London, 27. April. Das Kriegsamt gibt folgen­den weiteren Bericht über die Beschießung von Lovestost und Parmouth: Di: Beschießung von Lovestost und Parmouth be­gann gestern früh 4.10 Uh: und dauerte über eine halbe Stunde. Trotz des heftigsten Eeuyügfcuers von Seiten der feindlichen Schiffen war der Schaden ve.hällinsmäßig leicht. Ein Eene- innaslinm. ein Sitw mmbad und 40 W. hi Häuser wurden leicht

Auf dunklen Pfade«.

Roman von A. Horner-Grefe.

(Fortsetzung.) «Nachdruck verboten.-

Und nun, Frau Baronin, muß ich Ihnen eine Mit­teilung machen, zu welcher mich nur die ganz besonderen Verhältnisse zwingen.

Ich habe damals, in jener Wiedersehensstunde, Elisa­beth meine Hand angetragen. Sie aber hat mich abge­wiesen. Sie tat es schonend und liebreich, aber sie ließ mir keine Hoffnung auf die Zukunft. *Ich muß verzichten, das sehe rch deutlich. Als ich Elisabeth um ihre Gründe fragte, antwortete sie mir ausweichend; aber ich glaube, diese Gründe zu kennen. Vielleicht ist sie selbst sich noch nicht klar darüber. Aber jedenfalls ist Ihr Sohn Hadmar daran stark beteiligt.

Elisabeth Ambros hat es nun aufgegeben, sich wieder einen Posten in einem Hause zu suchen. Sie hat sich weit draußen in Favoriten, im Arbeiterviertel von Wien ein Kämmerchen gemietet und stickt nun für ein Geschäft'. Ich könnte sie ja nun wähl auch ihrem Schicksal über- lassen, aber die Sach« läßt mir keine Ruhe. Don mir nimmt sie unter keiner Bedingung etwas an. So aber geht sie langsam zugrunde, denn ihr zarter Körper ist den Ansüengungen nicht gewachsen, und sie leidet d. rett N»t.

, 3ch wende mich also an Sie, Frau Baronin, und stelle es Ihnen «iheim, ob Sie dulden werden, daß eine nahe Anverwandte Ihres Hauses in einer solchen Lage »erdleibt. Ich mache Sie aber aufmerksam, daß Elisabeth jedes Almosen zurückweisen wird. Vielleicht finden Sie «tt der feinen Empfindung -er Frau den richtigen Wea. 3ch find« ihn nicht.

kann nur immer wieder dem Geheimnis nach- feoschen, welches über die Todesstunde Ludwig von Wer- *ach» seine Schatte» wirst. Dies »«ich mit erneuter Kraft jetzt tun, und ich komme zu diesem Zweck in nächster Zeit wieder in Ihre Gegend.

Ich habe verzichtet darauf, jemals Elisabeth zum Welb« zu gewinnen. Ein treuer Freund aber werdö ich ihr stets bleiben. Und ich werde nicht ruhen und nicht

beschädigt.' 2 Männer, 1 Frau unv 1 Kind wurden 'getötet, 3 Personen schwer und 9 leicht verletzt. Das Feuer ln Parmouth wurde zu derselben Zeit eröffnet. Dort wurde ein großes Gebäude durch einen Brand ernstlich und andere durch Schüsse leicht beschädigt.

Die Oase Katia in Aegypten ist jetzt frei vom Feinde, mit Ausnahme der am Bir El Abd stehenden Kräfte. Die Tür­ken haben ihren Vorstoß gegen Dueidar mit außerordentlich gro­ßen Verlusten bezahlt. Feindliche Flugzeuge belegten Port Said am 25. April mit Bomben ohne Schaden anzurlchten. Englische Flugzeuge griffen Bir Ei Poyud sehr erfolgreich an und belegten den Feind aus 400 Fuß Höhe mit Bomben und Masckinengewehrfeuer.

Die Lage im Osten.

WTB. Wien, 27. dlpril. Amtlich wird Verlautbart vom 27. Llpril 1916:

Russischer und Südöstlicher Kriegs­schauplatz: Nichts Neues.

Der russische Tagesbericht.

WTB. Petersburg, 27. April. Amtlicher Bericht von ge- stern. Westfront: Feindliche Flugzmge warfen Bomben auf die Stellungen östlich von Dünaburg, aus Dünaburg selbst und die Stellungen westlich von Pastowy. Die feindliche Artillerie war in verschiedenen Abschnitten tätig. Südlich des Krewo scheiterte ein deutscher Angrifssversuch. 2n derselben Gegend überflogen zahlreiche deutsche F.ugzcuge unsere Stellungen. Eines wurde abgeschossen und fiel in unsere Linien südöstlich Krewo. Luft­fahrzeuge des Feindes warfen Bomben auf den Bahnhof Gon- cewicz, (23 Kilometer südlich Siniawka) zwischen den Bahn­höfen Baranowitschi und Lunmiec. Kaukasus: Ein türki­scher Angriff in Richtung Erztngian scheiterte in unserem Feuer.

Der Krieg mit Italien.

WTB. Wien, 27. April. Amtlich wird Verlautbart oo-m 27. April 1916:

Italienischer Kriegsschauplatz: An der küstenländischen Front war der Artilleriekampf gestern und heute nacht stellenweise sehr lebhaft. Abends setzte gegen unsere wiedergewonnenen Gräben östlich von Selz Trommelfeuer ein. Ein darauffolgender feindlicher An­griff wurde abgeschlagen. Der Monte San Michele stand nachmittags unter heftigem Feuer aller Kaliber. Am Dolmeiner Brückenkopf und nördlich davon wirkte un­sere Artillerie kräftig gegen die italienischen Stellungen. Bei Flitsch verjagten unsere Truppen den Feind aus einem Stützpunkt im Rornbo »--Gebiet und nahmen einen Teil der aus Alpini bestehenden Besatzung gefangen. An der Tiroler Front ist die Lage unverändert.

Neues vom Tage.

Gerard im Hauptquartier.

G. K-G. Berlin, 27. April. Der amerikanische Botschafter Gerard ist heute abend ins deutsche Haupt­quartier abgereist, wo er eine Unterredung mit dem Kaiser haben wird.

Familienfeier im Kaiserhanse.

WTB. Berlin', 27. April. Im Jagdschlösse Klein Glienicke bei Potsdam hat heute die Kriegstrauung des Prinzen Friedrich Sigismund von Preußen mit der Prinzessin Marie Luise zu Schaumburg-Lippe in Ge­genwart der nächsten Angehörigen des hohen Brautpaares stattgesunden. Ter Kaiser war durch den Aufenthalt im Felde an der Teilnahine verhindert.

WTB. Berlin, 27. April. Professor Bruno Schmitz, der Erbauer des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig, ist 57 Jahre alt, gestorben.

Die Reichstagsabgeordneten in Konstantinopel.

WTB. Konstantinopel, 27. April. Der deutsche Botschafter gab am Mittwoch ein Frühstück zu Ehren der angetommenen Reichstagsabgeordneten, an dem auch

rasten, bis ich Klarheit darüber habe, ob jene verlorenen Papiere wirkiich für ewig verloren sind.

Ich glaube heute wie früher mit voller Bestimmt­heit, daß hier ein Schurkenstreich begangen wurde gegen ein unschuldiges, wehrloses junges Weib. Und ich werde alle meine Kräfte anspannen, denjenigen zu finden, welcher es gewagt hat, ein solches Unrecht zu begehen.

Ich setze voraus, daß die Familie von Werbach mich nicht hindert. Elisabeth selbst will nichts mehr. Sie hofft kaum noch etwas von der Zukunft, seitdem sie vor wenigen Tagen aus Brasilien den endgültigen gericht­lichen Bescheid erhalten hat, daß an «ine Ausfertigung neuer Papiere oder an die Auszahlung ihres Kapitals nicht zu denken sei, ehe sie die Richtigkeit ihrer Ansprüche er­wiesen habe.

Sie will seltsamerweise auch von weiteren Nachfor­schungen im Jagdhaus« nichts mehr wissen. Also werde ick diese Nachforschungen heimlich betreiben. Mich inter­essiert nunmehr nicht nur die Persönlichkeit der Frau, mich interessiert das Verbrechen an sich.

Ich bitte Sie also, Frau Baronin, da Ihr Sohn noch immer krank ist, um Ihre Mithilfe. Vielleicht finden Sie als Frau leichter «inen Weg zu Elisabeths Herzen. Jedenfalls ersuche ich um eine Vollmacht, neuerlich im Iagdhause meine Nachforschungen aufzunehmen."

Es folgten nun nur noch ein paar Zeilen der Unterschrift und die Angabe von Elisabeths Adresse: Wien, X., Gudrunstraße 66.

Frau Otta ließ die Hand sinken, in der sie den Bogen weißen Papiers hielt. Ein Zittern durchlief ihren schlanken Körper.

Da war der düstre Schatten wieder, welcher ihren Lebensweg verdunkelte. Da war die Kette, die sie nachschleppte.

Ohl Würde sie denn niemals frei werden, nie auf- atmen können? Mußte sie, die Weltkluge und Er­fahrene, unterliegen gegen dieses kindliche Weib, welches so geduldig sein schweres Los auf sich nahm?

Nein sie wollte nicht besiegt werden! Man mußte Elisabeth zwingen, Geld anzunehmen I Geld ebnet doch alle Wegei Und nun, wo diese unerfahrene Frau die Armut kennen gelernt hatte in ihrer ganzen

der Präsident der türkischen'Kammer, Hadschi Adil Bey, der Vizepräsident Hussain Tschahind, die Abgeordnetem für Bagdad, Smyrna und Konstantinopel, sowie vvn deutscher Seite u. a. der Erste Dragoman, Dr. Weber, teilnahm. Am Abend gab der Minister des Innern, Talaat Bey, ein Essen in engerem Kreise.

Friedensbemühungen des Papstes.

G. K. G. Berlin, 27. April. Ein hiesiges Blatt meldet, der Papst beabsichtige sich an den Reichskanzler! und Asquith mit einigen Fragen zu wenden. An ei­nem Friedenskongresse wolle sich auch der Papst be­teiligen. i > i - . . .

Zustimmung zur Wilson-Note.

G. K. G. Bern, 27. April. Einige deutsch-schwei­zerische Zeitungen äußern ihre Freude an der Staats­schrift Wilsons, so die deutschfeindliche BaslerNatio­nalzeitung". Airch norwegische Blätter geben ihre Zu­stimmung kund, leitende Kreise in Norwegen sollen sogar an der Schrift beteiligt sein, wonach also Wilson vor Abfassung seinesletzten Wortes" sich mit einigen Neutra­len in Verbindung gesetzt Hütte. Der Fürst der Spiel­hölle von Monako hat Wilson telegraphisch seine Zu­stimmung ausgedrückt.

Die deutschen Schisse in Amerika.

GKG. Newtz^rk, 27. April. Es wird gemeldet, daß die Regierung die in den Häfen der Vereinigten Staaten liegenden deutschen Schiffe durch Zollbeamte be­wachen läßt, damit nicht im Falle einer Beschlagnahme ihre Maschinenteile usw. von der Besatzung unbrauchbar gemacht werden können. Die Schiffe werden alsin­terniert" betrachtet. (Das lväre wieder eine Verlet­zung des Völkerrechts; denn erstens sind die Schiffe nicht interniert", d. h. in Zwangsgewahrsam, sondern sie haben von dem internationalen Recht Gebrauch gemacht, bei Kriegserklärung in einem neutralen Hafen Aufent­halt zu nehmen; sodann unterstehen die Schiffe und de­ren Besatzungen nicht dem Verfügungsrecht und der Hoheit der Bereinigten Staaten. Amerika hat aber, wenn sich die Meldung bestätigt, wieder einen großen Schritt zugunsten Englands getan.)

Die amerikanische Flotte.

EKG. Washington, 26. April. Der Vorsitzende der Militärakademie, Konteradmiral Austen Knight, er­klärte im Flottenausschuß des Abgeordnetenhauses, daß die amerikanische Marine heute nicht mehr als 50 v. H. ihrer Schiffe und Kanonen zum Einsatz, bringen könne, da es an Mannschaften mangele. Selbst wenn man die Schiffe und deren Bemannung denjenigen jeder anderen Flotte als ebenbürdig betrachte, bedürfe die Marine einer sofortigen Steigerung des Mannschaftsstandes um 25 OM Köpfe. Sollte die atlantische Flotte plötzlich den Auf­trag erhalten, die ganze atlantische Küste vor Angriffen zu schützen, so würde der Mannschaftsmangel ihr nicht erlauben, alle ihre Schiffe zu verwenden. Der Mangel an Aufklärern und großen Schlachtkreuzern würde sie zwingen, dem Feinde mit verbundenen Augen entgegen- zusahren.

Die Unruhen in Irland.

G. K. G. London, 27. April. Die Bewegung in Irland trägt einen viel ernsteren Charakter, als die Re­gierung bisher hat wissen lassen. Sie ist nicht allein ans die national-irische Sinn-Fein-Vereinigung zurückzufüh­ren, sondern erstreckt sich auf alle Schichten der Be­völkerung. Außer den gemeldeten Kämpfen in Dublin! haben auch an anderen Orten Gewalttätigkeiten statt­gefunden, ebenso sind verschiedene Angriffe auf Eisen­bahnzüge sestgestellt, von denen einer zur Entgleisung gebracht wurde. Asquith hat sich beeilt, zu erklären,

Härte, nun wurde sie Dankbar die rettende Hand er­greifen.

Gern würde sie nun endlich das Feld räumen und für immer aus Oesterreich verschwinden. Frau Otta meinte, daß Doktor Helm es kaum verstünde, einer so jungen Frau wie Elisabeth Geld zu entlocken, und so alle, welche in dem Trauerspiel jener Herbstnacht handelnd oder leidend mitgewirkt hatten, auszusaugen?

Schwere Schatten lagerten sich über das schöne Ge­sicht Frau Ottas. Oh, könnte sie jene eine Stunde aus- löschen mit allen ihren Folgen!

Der Hebel größtes aber ist die Schuld!

Die Schuld! Das Dichterwort, welches ihr durch den Kopf gezogen war, wollte ihr nicht mehr aus dem Sinn. Ach! Sie hatte ja alles wieder gutmachen wollen, sie hatte schwer und hart gebüßt. War es denn noch nicht genug der Sühne?

Wieder klopfte es; Graf Steinberg wurde gemeldet.

Ein erlösender Atemzug hob die Brust der stolzen Frau. Er kam, um sie zur Trauung zu führen, welche nur unter Assistenz von zwei Zeugen in der Haus­kapelle stattfinden sollte. Hadmar war noch sehr schwach: er durfte der Zeremonie nicht beiwohnen. Erich war in einer entfernten Garnison. So wollte man lieber keine Gäste.

Frau Otta dachte eine Sekunde nach. Wo sollte sie Helms Brief verbergen? Sie wollte ihn an einem sicheren Orte aufbewahren, um sich später, vor der Abreise, noch rasch Elisabeths Adresse abzuschreiben.

Steinberg und sie wollten die ersten Ehetage in dem Wiener Palais des Grafen verleben. Vielleicht konnte sie von dort aus mit Elisabeth in Verbindung treten.

Rasch entschlossen eilte Otta durch ihr Schlafzimmer nach dem kleinen Alkoven, welcher angebaut war, und in dem der große, uralte Bücherschrank stand, von dem sie einst Hadmar erzählte. In eins der Schrankfächer warf sie Helms »rief.

Eine Minute später trat sie mit ruhigem Antlitz dem Grafen gegenüber. __

Fortsetzung folgt.