Die Lage im Osten.
<ÄTB. Wien, 13. März. Amtlich wird verlautbart r .ui 13. März 1916, mittags:
Russischer Kriegsschauplatz: An der bessarabischen Front und am Dnjester wurden russische Vorstöße abgewiesen. Sonst keine besonderen Ereignisse.
Die Stimmung in Rußland.
GKG. Czernowitz, 13. März Ein aus Rußland über Rumänien zurückgekehrter Großkaufmann berichtet über folgende interessante Wahrnehmungen: In den Kreisen des Petersburger Adels und der Großindustriellen sprechen viele Anzeichen dafür, daß Rußland sich im letzten Stadium seiner Anstrengungen befindet. Große Unzufriedenheit herrsche über die amerikanischen und japanischen Munitionslieferungen, da sie sehr minderwertig sind. Ueberall spricht man davon, daß die russische Heeresleitung im Frühjahr den letzten Offensivstoß machen werde, doch steht noch immer nicht fest, von wo diese Offensive ausgehen wird. Tie Masse des russischen Volkes sei vollständig teilnahmslos.
An der bessarabischen Front sind die russischen Truppenmassen ununterbrochen mit der Wegschaffung der Schneeberge und der Berkehrsherstellung beschäftigt. Viele Schützengräben stehen unter Wasser, da sich die russische Front bekanntlich in den Niederungen befindet.
Der Krieg mit Italien.
WTB. Wien, 13. März. Amtlich wird verlautbart vom 13. März 1916, mittags:
Italienischer Kriegsschauplatz: Die er- ih öhteTätigkeit der italienischen Artill er ie dehnte sich auf die ganze Iso nzo front aus. Nachmittags wurde ein feindlicher Angriff bei Sell abgeschlagen.
Der italiennche Tagesbericht.
WTB. Nom, 13. März. Amtlicher Bericht von Ätzern:
In den höchsten Gebieten des Kriegsschauplatzes war die Tätigkeit unserer Truppen behindert durch anhaltend schlechtes Wetter. An gewissen Stellen in der Höhe liegt der Schnee mehr als 10 Meter hoch. Die Tätigkeit unserer Artillerie war an der ganzen Front vom mittleren Isonzo bis zmn Meere lebhaft und wirksam. Mehrere Abschnitte der feindlichen Linien wurden beschädigt und ihre Verteidiger wurden aus ihren Stellungen vertrieben. An mehre.e» Vunk.en wurden die gegnerischen Batterien zum Schweigen georacht. Während der Geschiitzpausen griff unsere Infanterie aus den hohen Schneeseldern oder schlam-r migen Abhängen die feindlichen Stellungen an und bewarf sie mit Handgranaten. Feindliche Abteilungen, die zur Hilfe eilten» wurden unter das wohlgezielte Feuer unserer Artillerie und Maschinengewehre genommen
Italiens Kriegsausgaben.
GKG. Nom, 13. März. Nach dem Bericht des Staatshaushalt-Ausschusses der Kammer belaufen sich die italienischen Kriegskosten bis Ende Januar d. I., also nach stark 9 Monaten, aus 71/2 Milliarden Lire (6 Milliarden Mark).
Der Balkankrieq.
WTB. Wien, 13. März. Amtlich wird verlautbart vom 13. März 1916, mittags:
Südöstlicher Kriegsschauplatz: Unverändert.
Einführung -es gregorianischen Kalenders in Bulgarien
GKG. Sofia, 13. März. Die Regierung brachte in der Sobranje einen Gesetzentwurf ein, betreffend die Einführung des gregorianischen Kalenders mit dem 1. April 1916. ((Demnach wird der bulgarische Kalender um 13 Tage vorgerückt. Die Maßnahme bedeutet ein weiteres !
Mrücken von dem russischen „Panslavismus". Die Schriftl.l
Die rumänische Getreideausfuhr.
GKG. Bukarcst, 13. Mürz. Mit Einschluß der alten Waren dürften seit Mitte Januar mit Bahn und zu Wasser annähernd 30 000 Wagen Getreide außer Landes gegangen sein.
Neues vom Tage.
Vom Bundcsrat.
GKG. Berlin, 13. März. Nach der „Boss. Ztg." soll von süddeutscher Seite der Zusammentritt des Bun- desratsausschusses für auswärtige Angelegenheiten bestimmt gewünscht worden sein, damit die dermalige Lage einer klärenden Beratung unterzogen werden könne. Tpr Reichskanzler soll der Einberufung widerstreben. Er ist aus dem Hauptquartier nach Berlin zurückgekehrt.
Der Geburtenüberschuß in Preußen,
Nach der „Statistischen Korrespondenz" ist die preu> fische Bevölkerung im Jahre 1914 um rund 400 000 Menschen gewachsen; bei 1 202 538 Geburten und 802 776 Sterbefällen blieb ein Geburtenüberschuß von 399 752. Im Jahre 1911 erreichte der Geburtenüberschuß allerdings die Zahl 492 474.
Ahndung.
GKG. Zürich, 13. März. Die Urheber der oeuisch- j, lichen Kundgebung in Freiburg (Schweiz) anläßlich des Freispruchs der beiden Schweizer Obersten wurden vom Freiburger Bezirksgericht zu je zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Es handelt sich um Leute, die bereits Vorstrafen haben.
Erdbeben.
WTB. Bern, 13. März. Mailänder Blätter melden: Gestem wurde in der Gegend von Venedig, FlorenK Ancona und Trevisv ein 25 Sekunden dauernder leister Erdstoß verspürt.
Lawinenunglück.
WTB. Bern, 13. März. In der italienischen Kriegszone haben sich in den letzten Tagen mehrere Lawinenunglücke ereignet. Im Val Terragnola wurden neun Soldaten, in Agordino fünf, in Sotboguda 20 Zivilpersonen getötet.
Erkrankung der Königin von Rumänien. !i
GKG. Sofia, 13. März. Der „Dwewnik" meldet aus Bukarest: Die Königin Marie von Rumänien iK; ernstlich erkrankt.
Amerikanische Schutzleute.
GKG. Rotterdam, 13. März. Die englische Regierung hat nach Berichten hier eingetvoffener amerikanischer Zeitungen beschäftigungslose Leute, die amerikanische Staatsbürger sind, zur regelmäßigen Fahrt auf den Mischen Newyork und der englischen Küste verkehrenden Passagierdampfcr angeworben. Diese fragwürdigen Amerikaner, die einen verhältnismäßig hohen Lohn und freie Verköstigung erhalten, sollen als neutrale Schutzschilder gegen die deutschen Unterseeboote die! en. Der „Ger- many Herold" in Milwaukee ist in der Lage, auf Grund einer Meldung des „Hudson Discussion" einen Fall dieser Art mitteilen. Ein in Hobokener Hafenkreisen unter dem Namen John the Bum bekannter Mensch ist danach von der englischen Regierung dazu gemietet worden, regelmäßig Fahrten auf den zwischen Newyork und England verkehrenden Munitionsschiffen mitzumachery um im Falle einer Torpedierung als neutraler Staatsangehöriger auf englischen Dampfern zu fungieren.
Es wird Heller.
GKG. Newyork, 13. März. Der gewesene Staatssekretär W. I. Bryan hat soeben eine Schrill
Auf dunklen Pfaden.
Roman von A. Hotner-Grefe. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Sie standen schon im Speisezimmer. Drinnen flüsterte der Arzt mit Hanna ; der Kleine begann neuerlich zu wei- «en. Da neigte Elisabeth sich rasch über die Hand des jungen Mannes.
„Ich danke Ihnen!"
Eine kurze, flüchtige Sekunde lang brannten zwet heiße Lippen aus seiner Hand. Eine Träne fiel darauf nieder. Dann rauschte ihr Kleid neben ihm, der noch immer in halber Betäubung dastand, und Elisabeth war verschwunden.
Hatte sie wirklich seine Hand geküßt? Hatte st ^Hadmar" zu ihm gesagt? Ach, nie noch war ihm seil Name so schön erschienen.
Er sank in einen der umherstehenden Stühle, un fähig, lich länger ausrechtzuerhalten. Den schmerzende Kopf lehnte er an die Wand.
Aber da öffnete sich schon wieder die Tür zm Schla,gemach; der alte Josef humpelte heraus.
Er hielt sein großes, rotkarierte« Taschentuch vor sei Gesicht und schluchzte bitterlich.
Hadmar raffte sich zusammen.
„Was ist?" fragte er. noch halb ohne denk«« z kvnnen. „Ist der Klein« schlechter?-
Josef nickte.
„Es geht zu Ende. Das Mittel hilft auch nicht - Doktor Wichmann sagt: noch eine Stunde."
Hadmar stand bereits auf den Füßen.
„Josef," sagte er heiser, „geh hinab zum schwarze See, dort liegt Daisy. Hier hast du meinen Reoolver; gi ihr den Gnadenschuß!"
Er sprach nicht weiter. Die Kehle war ihm «! zugeschnürt. Er hatte Daisy so sehr geliebt.
Langsam schlich Josef hinaus. Noch eine Sekunk lang horchte Hadmar auf die schlürfenden Schritte, welch sich zögernd entfernten. Dann ging er entschlossen auf di Tür des Nebenzimmers zu.
Al» er eintrat, hob Doktor Wichmann den Ko»
welchen er über das weinende Kind geneigt hatte. Ohne ein Wort zu sagen, zuckte der Arzt wie bedauernd die Achseln.
Elisabeth hatte es gesehen und schrie leise auf, als träfe sie ein Schlag.
Sie saß neben dem Bettchen auf einer kleinen Bank, die man ihr hingeschoben. Im nächsten Augenblick war Hadmar neben ihr.
Ihre Finger umschlossen das unruhige Händchen des Kleinen. Man hörte den Puls pochen, und man sah, wie schwer und mühsam die kleine Brust sich hob und senkte.
„Hadmar!" kam es schmerzlich von ihren Lippen. Es war, als suche sie noch Hoffnung, noch Trost bei ihm.
Er setzte sich neben sie, und seine Hände legte er sacht auf die ihrige. So saßen sie und warteten.
Endlos, gleichmäßig gingen die Minuten. Die Uhren schlugen, und der Sturm sang sein gewaltiges Lied. Langsam zerriß er die Wolken. Der neue Tag brach an und warf ganze Garben von Licht und Sonne hinein in das Zimmer.
Hanna hatte im anstoßenden Gemach wieder die Fenster geöffnet. Und von neuem bauschte der Wind die dunklen Vorhänge auf, und ihre Schatten liefen wie breite, schwarze Wolken hin über die Wiege. Leiser, immer leiser wurde der Atem des Kindes. Das Gesichtchen wurde wächsern, die Züge starrer. Hadmar sah es wohl: das Ende kam.
Und auch Elisabeth sah es, trotzdem ihr Auge derartiges noch nie mit angesehen. Ihr sagte es das Mutterempfinden, daß ihr Kind sich loslöste von dieser Erde.
Noch immer lagen die Hände der beiden jungen Menschen um des sterbenden Kindes kleine Hand gefaltet. Eine heilige Stille war in dem Raum.
Da klang vom See herauf kurz und scharf ein Schuß. Hadmar fuhr zusammen; er wußte, daß dieser Schuß Daisys Ende gewesen war. Dann wurde es wieder still, totenstill. Des Kindes kleine Finger, um welche Hadmar und Elisabeth ihre Hände gelegt hatten, zuckten nicht mehr.
Ganz «egungslos lag diese winzige Hand. Leiser,! leiser ging der Atem aus dem süßen, Üeinen Mund. Und! während draußen in lachendem Sonnenschein und strahlender Schönheit ein neuer Tag begann, schwebte die kleine
herausgegeben, in der er die von den Engländern in Indien verübten Greuel und die Aussaugung dieses Landes durch Anführung geschichtlicher Taisach n und mit Zahlenbelegen uachweist. Ein der Schrift beigefügter Umschlag enthält die Mitteilung, daß Präsident Wilson die Versendung des Büchleins außerhalb Amerikas verboten habe.
Feindselige Stimmung Japans gegen England.
GKG. Newyork, 13. März. Ein erbitteter Kampf, gegen das englisch-japanische Bündnis ist von einem Teil! der Presse in Tvkio ausgenommen worden, veranlaßt' durch die Ueberzeugung, daß England der Erreichung der politischen Ziele Japans im Wege stehe. Die Zeitung, „Pamato" schreibt, Japan sei durch den Verlauf des Krieges gänzlich enttäuscht. Es hatte erwartet, daß der Krieg in wenigen Monaten vorüber sein würde. Die Verbündeten scheinen aber zu verlieren. Doch selbst, wenn der Krieg unentschieden endigen würde, so könnt« Japan nicht in freundschaftlichem Verhältnis zu England bleiben. Japan müsse sich, ebenso wie Deutschland, ansdehnen, und diesem Bedürfnis steh? Englands Po.it k entgegen. Japan sei für England zu stark geworden.' „Damato" erwartet, daß der Krieg dadurch beendig/ werde, daß einer der Verbündeten den Londoner Be trag breche, d. h. einen Sonderfrieden mit Deutschland schließe, und sieht voraus, daß Rußland und Deutschland nach dem Kriege zusammengehen werden. Das Blatt empfiehlt ein russisch-deutsch-japanisches Bündnis, wobei Rußhand und Deutschland Westasien und Indien erhalten, während Japan China bekommt.
Kleine Nachrichten vom Kriege.
WTB. Beira, 13. März. Die internierten Deutschen sind auf Schiffen und Schleppdampfern untergebracht worden.
GKG. Konstantinopel, 13. März. Der bisherige amerikanische Botschafter Morgenthau, der sich auf besonderen Wunsch Wilsons nach den Vereinigten Staaten begeben hat, wird aus seinen Posten nicht mehr zurückkehren. Während des letzten Wahlfeldzuges spielte Mergenthau eine große Rolle, indem er aus seinem Privatvermögen bedeutende Summen zur Agitation Wilsons ausgab.
WTB. Washington, 13. März. (Vom Bert.eter des WTB.) Die Vereinigten Staaten haben England um eine Abschrift der vertraulichen Anweisungen an die Kommandanten der britischen Handelsschiffe ersucht. Dies ist der erste Schritt, den die Vereinigten Staaten unternommen haben, seitdem die amtlichen Regierungekreise begonnen haben, die vervollständigte deutsche Denkschrift zu studieren.
GKG. Paris, 13. März. Der „Tenlps" erwähnt den Paragraph 79 des jüngsten Jahresberichtes des Chefs des Artillerieamtes des amerikanischen Marinedeparte- ments, worin Vorbereitungen und Anweisungen zur Bewaffnung der amerikanischen Handelsschiffe mit Kanonen erwähnt werden. Angesichts dieser Vorbereitungen habe Wilson nicht anders können, als das Recht der Handelsschiffe auf Bewaffnung zum Zwecke der Verteidigung zu bestätigen.
WTB. Washington, 13. März. (Reuter.) Staatssekretär Lansing hat den amerikanischen Konsul in Le Havre telegraphisch angewiesen, sich eidliche Aussage» von den überlebenden Amerikanern zu verschaffen, uut zweifellos festzustellen, ob die norwegische Bark Sirius, die am 9. d. Mts. untergegangen ist, durch einen Torpedo j versenkt wurde oder auf eine Mine gelaufen ist.
Seele des Kindes empor zu den lichten Höhen, aus! denen es keine Wiederkehr gibt.
Hadmar blickte zu Doktor Wichmann hinüber, welcher! eben wie prüfend seine Hand auf des Kindes Brust gelegt hatte. .
„Gnädige Frau," sagte der Arzt, selbst erschüttert, „wip sind am Ende. Der Kampf ist vorüber!"
Ganz sacht neigte Elisabeth den Kopf, zum Zeichen, daß sie ihn verstanden habe. Aber sie rührte sich nicht. Wie ein Bann lag es auf ihr. Sie wollte hier bleiben, hier, neben ihrem Kind, das schon in diesem Augenblick so weit, so unendlich weit fort war von ihr.
„Laßt mich dal" flüsterte sie kaum hörbar. Doktor Wichmann winkte Hanna, und lautlos gingen sie hinaus.
Nun saßen nur Hadmar und Elisabeth noch am Bett-! chen des Kindes. Ganz sanft löste er die Finger derj jungen" Frau. Fest umschloß er sie mit seiner warmenl Hand.
Sie sagte nichts, sie rührte sich kaum. Sie wußte und« begriff nur eins: daß sie nun auf dieser ganzen, weiten! Erde niemand mehr hatte als diesen Mann, der in dieser! furchtbaren Nacht sein eigenes Leben eingesetzt hatte fürj ihr Kind, und der in dieser schwersten, ernstesten Stunde! ihres Lebens an ihrer Seite geblieben war.
Die Minuten gingen und wurden zu Stunden. Me! Sonne stand schon hoch, und noch immer rührte Elisa-, beth sich nicht, noch immer hielten diese beiden jungew Menschen ihre einsame Totenwacht.
Ein Wagen rollte auf der Landstraße, sie hörten nichts. Auch als er vor dem Tor hielt und die Türflügel schwer ins Schloß zurückfielen, drang kein Ton davon an ihr Ohr.,
Unten in der Halle stand eine blaffe, hochgewach-j sene Frau. Suchend sah sie sich um. !
„Josef!" rief sie halblaut, aber niemand «ntwor-i tete ihr. Da schlug Frau Otta den Schleier zurück. Sie wars einen prüsenden Blick rings umher. Leer war die Halle, auch auf der Dreppe war niemand zu sehen. Kein Laut wurde hörbar. Wie ausgestorben lag das einsame Saus. Sollte sie hinaufgehen? ^
Fortsetzung folgt.