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45. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 88. Jahrgang.

?üfÄ«t»ungSweise: Smal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im vberamts- .tück Talw für die einspaltige BorgiSzeile 10 Pfg., außerhalb desselben 12 Pfg., ^,^! LM!iN LS Pfg. Schluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittags. Telefon g.

Montag, den 24. Februar 1913.

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich. Post« bezugspreis für den Orts- und Nachbarörtsverkehr Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., in Bayern und Reich 42 Pfg,

Amtliche Bekanntmachungen.

Diejenigen Herren Ortsvorfteher.

welche mit der Erledigung des oberamtl. Erlasses vom 5. ds. Mts., (Tagblatt Nr. 31), betr. Bestimmungstiifel- chen zum Gebrauch beim Pferdeaushebungsgeschäft, noch im Rückstand sind, werden an die unverzügliche Ein­sendung der zu vernichtenden Bestimmungstäfelchen er­innert.

Calw, den 22. Febr. 1913.

Kgl. Oberamt:

" Regierungsrat Binder.

Bekanntmachung,

betreffend die Verleihung des Feuerwehrdienstehren­zeichens.

Durch Ministerialentschließung vom 5. Febr. d. I. ist den nachgenannten Mitgliedern der Feuerwehren zu Calw, Liebenzell und Dachtel das Ehrenzeichen für lang­jährige, treu geleistete Dienste in der Feuerwehr auf Grund des Z 1 des Statuts vom 20. Dezember 1885 / 22. November 1898 verliehen worden:

1. Heinrich Essig, Flaschnermeister in Calw.

2. Karl Hartmann, Gasthofbesitzer in Liebcnzell,

3. Georg Eisenhardt, Bauer in Dachtel,

4. Jakob Renz, Bauer in Dachtel,

5. Theodor Schmid, Zimmermann in Dachtel.

Calw, den 23. Februar 1913.

K. Oberamt: Binder.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die . Landwirtschaft, betreffend den landwirtschaftlichen Septemberpreis für das Jahr 1913.

Zur Anregung eines sachgemäßen Fortschritts auf den verschiedenen Gebieten des landwirtschaftlichen Betriebs soll auch im Jahre 1913 der landwirtschaftliche Septemberpreis zur Vergebung kommen. Für denselben gelten folgende Be­stimmungen:

Der in einem nach der Leistung zu bemessenden Geld­betrag nebst silberner Medaille bestehende Preis ist für musterhaft geführte, vorzugsweise bäuerliche Wirtschaften bestimmt, deren Betrieb mit Berücksichtigung aller ein­schlagenden Verhältnisse den nachhaltigsten Reinertrag an­strebt und der daher für die ähnlichen Verhältnisse der Um­gegend als Muster dienen kann. Die Bewerber müssen in der Lage sein, die Ergebnisse des Betriebs durch eine ge­ordnete Buchführung oder wenigstens durch ausreichende und zuverlässige Aufschriebe nachzuweisen.

Die Bewerbungen um den Preis sind spätestens bis zum 1. Juli d. I-, von einem Beibericht des OLeramts und einer mit eingehender Begründung versehenen Aeußerung des Ausschusses des landwirtschaftlichen Bezirksvereins be­gleitet, bei der Unterzeichneten Stelle einzureichen. Die Zu- erlennung des Preises wird am 27. September erfolgen.

Stuttgart, den 10. Februar 1913. Sting.

Auf vorstehende Bekanntmachung werden die Interessen­ten hiermit hingewiesen.

Calw, den 21. Februar 1913.

K. Oberamt:

Reg.-Nat Binder.

Hie gut Württemberg allwege!

--. Immer, wenn draußen in der Natur so leise der Frühling sich anschickt, sein blaues, sonniges Band um die Welt und die Menschen zu schlingen, wenn die grauen Tage des Winters wie glücklich überwundene schwere Zeiten hinter einem liegen, dann schicken sich Schwabens Bewohner an, in fröhlichem Dank das Wie­genfest ihres Landesfürsten, des Königs Wilhelm II, zu feiern. Es ist nicht gut, wenn der Patriotismus bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit an die große Glocke gehängt wird, denn, wo das der Fall ist, drängt sich bald der Eindruck auf, daß es um die Für­stentreue gar windig bestellt sein muß, wo man sie immer und überall zu betonen und herauszukehren not­wendig findet. Die Gesinnung machts, nicht das Hurra­schreien. Man muß Königsfeste feiern und königs­treu sein können, ohne byzantinisch zu ersterben. Das ist uns in Württemberg nun leicht gemacht. Dem gan­zen Volke liegt es im Blute, als eine unbedingte Selbstverständlichkeit, dem König zu geben, was des

Königs ist. Das eine Kleinod, das Eberhard im Bart an seinem Lande einst rühmen durfte, das wird auch heute noch mit Treue und voller lleberzeugung gehütet, und es sind wenige, die sich außerhalb dieses Kreises ge­stellt haben. Und unser Stolz ist, daß König Wilhelm, solange er das Landesszepter schon in Händen hält, alles getan hat, um dieses Kleinods sich würdig zu er­weisen. Frei von allem Hochmut, der in der Hosluft, auf der gesellschaftlichen Höhe eines Fürsten, in der Regel gut gedeiht, mit Zielbewußtheit und mit bren­nender Liebe zu seinem Volk, waltet er seines schönen, ernsten Amtes und Jahr um Jahr legt die Entwick­lung des Landes auf den Gebieten der Schule, des Han­dels, der Landwirtschaft und der Industrie, der Künste und der Wissenschaften Zeugnis auch von unseres Kö­nigs fördernder Hand ab. Er feiert nicht unter seinem Volk seinen 65. Geburtstag. Mildere Gegenden hat er, wie in den letzten Jahren häufiger, ausgesucht, um neue Kraft und Frische zu sammeln. Aber mit sei­nem Volke feiert er trotzdem. Er weiß es, daß an seinem Eeburtsfeste sein Schwabenland in bunten Schmuck sich legt, daß jedes Oertchen, sogut wie jede Stadt in irgend einer Weise am Feste teilnehmen, sieht im Geiste die Fahnen und Wimpeln flaggen, sieht, wie die Bürgerschaft in feierlichem Zuge zum Gottesdienst zieht, und hört in die milde Luft -es südlichen Klimas hinein die Glockentöne schwingen, die von den Türmen des Schwabenlandes Königs Geburtstag einläuten: Heil unsrem König!" Freuen wir uns besten, daß in allerwege dieser königstreue Geist noch in uns steckt, jener Geist, mit dem im Frieden die Wohlfahrt des Landes verbürgt ist, im Ernstfälle Siege erfochten wer­den. Möge er bleiben allezeit in unser aller Herzen! An Königsgeburtstag, wo man sich wieder einmal in die Augen sieht und die Hand drückt, als wollte man sich gegeseitig des einen versichern, daß die politisch ver­schiedenen Auffassungen kein Grund sein sollen, nicht auch mit beiden Füßen fest auf monarchischem Boden zu stehen, da wirft man gern auch einen Blick auf die außerwürttembergischen Verhältnisse, auf die der großen deutschen Heimat. In ihr kochts und brodelts gegenwärtig von den Kämpfen der Politik, des Geistes­lebens und der Kulturarbeiten. Nach außen hin wird scharfe Wacht gehalten, denn flammende Blitze zucken da und dort, die die Hand nach dem Säbelknauf zwin­gen. Da muß jeder der Bundesfürsten, jeder einzelne Bürger der verbündeten Bruderstämme auf seinem Platze stehen und sich in dieses Eewoge hineinzufinden verstehen. Die Gesinnung unerschütterlicher Treue zum Reiche, Opfer, wenn sie das Land fordert, mutig zu bringen, muß in den Herzen wach sein, dann mags von draußen herankommen; uns braucht nicht bange zu sein. Mit diesen Gedanken Königsgeburtstag feiern, dünkt uns eines solchen Festes würdig. So gut deutsch als schwäbisch. So können wir auch heute wieder uns um unsres Königs Thron sammeln und ihm die treue­sten Wünsche, die ein Schwabenherz für seinen Fürsten in sich trägt, zujubeln: Gott segne, Gott erhalte, Gott schütze unsren König!

Stadt, Bezirk und Nachbarschaft

Calw, 24. Februar 1913.

Oesfentliche sozialdemokratische Versammlung. Die auch in unserem Bezirk allzeit rege Sozialdemokratie berief auf gestern eine öffentliche Versammlung ein, die nach 4 Uhr imBadischen Hof" ihren Anfang nahm. Es sprach der Landtagsabgeordnete Hornung über die gegenwärtige po­litische Lage zu etwa .',0 Versammlungsteilnehmern. Die gekommen waren, lernten in dem Redner einen ruhigen Mann kennen, der seinen Worten Eindruck nicht durch Schlagworte, sondern durch sachliche Darstellung verschaffte. Ueber die politische Lage mit ihren großen internationalen Wirren sprach er sich dahin aus, daß sie dazu angetan sei, den letzten Mann im großen deutschen Vaterlande aufzu­rütteln und sich zu fragen zwinge, wie es kommt, daß so viele entscheidende Bestimmungen der verschiedenen Regie­rungen zustande kommen können, ohne daß die Volksver­tretungen ihre Worte in die Wagschale legen können. Wir So­

zialdemokraten verlangen Volksherrschaft im weitesten Sinne; darum verlangen wir von unsren maßgebenden Instanzen, die die auswärtige Politik leiten, daß das deutsche Volk in seiner Gesamtheit durch feine Vertreter den ihm gebührenden Einfluß auf die Leitung der außer- und innerstaatlichen Ge­schäfte erhält. Das persönliche Regiment aber lebt noch, und in die Hand eines einzelnen ist die Entscheidung über Krieg oder Frieden gelegt. Der Militarismus fordert un­barmherzig seinen Tribut. Im Jahre 1872 betrugen die Ausgaben für das Heer 316 Millionen Mark, für die Marine 3t Millionen, 1911 stiegen diese Ausgaben auf 815 750 000 Mark bzw. 458 033 000 Mark; zusammen 1273 784 500 Mark. Dazu kommen Pensionen im Betrage von 153 Millionen Mark. Für sozialpolitische Zwecke aber gibt Deutschland lange nicht das aus, was ausgegeben werden müßte, wie es der wirtschaftlichen Lage der Arbeiterschaft entsprechen würde. Den auf 19 000 Mark aufgebesserten Pensionen der kommandierenden Generäle hält der Redner die Antworten der staatlichen und privaten Arbeitgeber auf Arbeiterforde­rungen entgegen: Ihr müßt euch nach der Decke strecken, ihr müßt zufriedener sein. Wie anders sieht es in punkto Spar­samkeit in bezug aus die Rüstungen aus? Die Militärvor- lage im letzten Jahre forderte 650 Millionen, die neue Mili- tärvorlage soll 100 Millionen Mark verschlingen. Das Deutsche Reich hat 5 Milliarden Schulden und muß 200 Mil­lionen aufbringen zu deren Verzinsung. Ein gut Teil hät­ten es die Banken, die dem Staat das Geld zu derartigen Zwecken vorschießen, in der Hand, die Friedensbetätigung wahr zu machen. Das tun diese aus Profit und aus soge­nannter Vaterlandsliebe aber nicht. Wir Sozialdemokraten sollen Vaterlandsfeinde sein, deshalb, weil wir kein Geld für Kanonen und Schiffe hergeben wollen, will man aber das Geld für diese Sachen aus dem Besitz herausholen, dann drohen die Pächter der Vaterlandsliebe mit dem Wegzug in das Ausland! In Württemberg gibt es 92 Steuerpflich­tige mit einem Einkommen von 100000190 000 44 mit

200 000 bis über 2 Millionen, und 17 mit 250 MO bis 800 000 ^»l. Von den 44 Höchstbesteuerten mit einem Ein­kommen zwischen 200 000 und 2 Millionen wohnen 26 mit 11242 361 Einkommen und 562 072 ,4l Steuer im Reckarkreis, 8 mit 1966 275 Ul Einkommen und 98 300 Ul Steuer im Schwarzwaldkreis, 3 mit 1 169355 Ul Einkommen und 52 840 Ul Steuer im Jagstkreis, und 7 mit 1971818 Ul Einkommen und 98 587,65 Ul Steuer im Donau­kreis. Da wäre es doch durchaus möglich, die militärischen Kosten zum großen Teile auf die tragfähigen Schultern zu legen. Jetzt sehen wir aber, wie die Regierung, die bürger­lichen Vertreter im Reichstag, darauf aus sind, unter allen Umständen die Kosten für die Militärvorlage wieder auf indirektem Wege zu realisieren. Nachdrücklich verstand es der Redner dann, darauf hinzuweisen, wie der Krieg den Menschen zur Bestie macht und die Unterlage zu dieser Be­hauptung gaben ihm die blutigen Balkangreuel. Der Red­ner kam auch auf das Thema Religion und Sozialdemo- lratie. In den Aussprüchen des Stifters der christlichen Re­ligion findet er eminent sozialistische Gedanken. Er sieht einen wichtigen Grund des Abfalls der Arbeiterschaft von der Kirche in dem Umstande, daß die Kirche Staatskirche ist und damit eng verbündet mit dem Kapitalismus, und ferner darin, daß die Kirche sich eben gar nicht der Arbeiter­schaft angenommen hat. Uebrigens gebe es unter den Na­menchristen, den Kapitalisten, ebenso solche, die nichts mehr von der Kirche wissen wollten, nur daß diese ihren Stand­punkt nicht offen bekennten. Der Vortrag brachte keinerlei neue tiefschürfende Probleme, aber dem Beifall der Zuhörer nach hatte der Redner mit seinen Ausführungen das Richtige getroffen. Eine ausgezeichnete Diskussionsrede hielt Pfarrer W a g n e r - Neuhengstett. Er stellte von vorn­herein ausdrücklich fest, daß ihn nicht die parteipolitische Seite des Vortrags um die habe er sich als Pfarrer nicht zu kümmern zur Diskussion gerufen habe, sondern das, was Herr Hornung über Religion und Sozialdemokratie ge­sagt habe. Und dann kehrte er hervor, daß gegenüber der früheren Gepflogenheit, auch in der Kirche das Verständnis für soziale Fragen und Nöte von Jahr zu Jahr im Wachsen sei, bekannte, daß einzelne Mitglieder und Führer der So zialdemokrate aber doch tatsächlich nicht nur gegenüber der