ollen wegen äußerst schwacher Benützung weg- fallen. Zum Anschluß von den Personenzügen 751 von Stuttgart und 748 von Jmmendingen soll die Triebwagenfahrt 1817 zunächst versuchs­weise im Sommer ab Eutingen verkehren und später gelegt werden:

bisher: künftig:

Werktags

vom 1. Werktags

bis 31. Okt. vom 1. Mai u. ab 1. März bis 30. Sepr.

Stuttgart . . ab 8°° N.

Immendingen 7°°

Eutingen - . 10"

Nagold . . . ., 10'° N. 11'° ..

Calw .... an 10" 11"

Werktags im Oktober und ab 1. März

10" N.

1l?

Infolgedessen soll die Triebwagenfahrt 1813 im Sommer von Nagold bis Eutingen fortgesetzt werden:

7" N ) Wertta>,s b.

31. Okt. u. ab > r. März

1 Werktags ) vom .1. Mai ,, 1 bis ZO.ISept.

Calw . ab Nagold. an 8°°

.. - ab 8-°

Eutingen an 9 ^

Mehr Rücksicht auf die Fleischverbraucher! Zu die­sem z. Zt. in Stadt und Land äußerst lebhaft besproche­nen Thema schreibt man uns aus Neubulach wört­lich:Auf die EinsendungMehr Rücksicht auf die Fleischverbraucher" erweckt es den Anschein, als ob der hiesige Fleischbeschauer pflichtwidrig bei der Besich­tigung der betr. Kuh gehandelt hat. Nach den ange- stellten Erhebungen bestätigt derselbe, daß die Kuh sich schön geschlachtet habe und nur die Lunge tuberkulös gewesen, welche beseitigt wurde, auch hat sich ja bei der Nachschau in Calw ein Anstand nicht ergeben, von einer eitrigen Erkrankung war keine Rede. Wie der Handel über die Kuh abgeschlossen wurde, war dem Fleischbeschauer nicht bekannt: doch ist ja allgemein Tatsache, daß die Metzger derartige Geschäfte machen und das Risiko auf Gewinn oder Verlust übernehmen, im vorliegenden Falle ist es eben zu Gunsten des Metz­gers ausgefallen. Die Kuh stand in Behandlung des Oberamtstierarzts in Nagold, dem es jedenfalls leicht gewesen wäre, die ganze Angelegenheit zu verhüten, wenn er angeordnet hätte, daß das Tier nicht mehr nach auswärts vrkauft werden dürfe. Wenn die Ortspolizei in Calw in dieser Folge ein strengeres Auge auf die Fleischeinfuhr auszuüben gedenkt, so ist dies gewiß im Interesse der Consumenten geboten." (Wir machen in der Sache damit Schluß. Weitere Einsendungen müßten wir in den Inseratenteil verweisen. D. R.)

b. Königsgeburtstag. Für die kirchliche Feier des am Dienstag, den 25. Februar zu begehenden Ee- burtsfestes des Königs ist vom König als Predigttext bestimmt worden: 2. Korinther 6,4:In allen Dingen beweisen wir uns als die Diener Gottes".

scb. Mutmaßliches Wetter. Für Mittwoch und Donnerstag ist fortgesetzt trockenes und mehrfach heiteres Wetter zu erwarten.

Aus Wett und Zeit.

Göppingen, 18. Febr. Der 19 Jahre alte Kauf­mann Rudolf Mayer aus Stuttgart, der seit Oktober vorigen Jahres hier in Stellung war, wurde gestern früh tot in seinem Bett aufgefunden. Er unterhielt ein Liebesverhältnis, das von seinen Eltern nicht ge­duldet wurde und hatte sich deshalb mit Cyankali vergiftet.

Gmünd, 15. Febr. Im hiesigen katholischen Arbeiter­verein wurden am letzten Sonntag in einer außerordent­lichen Versammlung drei Mitglieder ausgeschlossen, weil sie als Gewerkschaftler sich abfällig über das päpstliche Rund­schreiben äußerten. Sie erklärten, daß der Papst sich in die­sem Rundschreiben auf die Seite der Reichen und nicht der Arbeiter stelle. Das wurde von Kaplan Köhler als eine Beleidigung des Papstes angesehen, die nur mit dem Aus­schluß geahndet werden könne. Der von ihm gestellte Aus­schlußantrag wurde denn auch von der Mehrheit angenom­men. Lassen sich das die evangelischen Mitglieder bieten? (D. Red.)

. Künzelsau, 18. Febr. Auf dem Weg von Wellen­berg fiel der 34jährige Dienstknecht Rößler von einem Mistwagen, da die Pferde plötzlich scheuten und durch­gingen. Er wurde in das Krankenhaus eingeliefert, war aber bei seiner Ankunft dort bereits verstorben.

Berlin, 17. Febr. Reichstag. Das Haus ehrt das Andenken des verstorbenen Abgeordneten Schädler (Ztr.) durch Erheben von den Sitzen und beratet dann weiter über den Postetat. Zubeil (Soz.) hielt eine dreistündige Rede. Nach ausgiebiger, aber uninter­essanter Debatte wurde das Gehalt des Staatssekretärs bewilligt und eine Resolution angenommen, die die Gleichstellung der Postbeamten in Elsaß-Lothringen mit den Beamten der Reichseisenbahnen mit Bezug auf die nichtpensionsfähigen Zulagen fordert. Nächste Sitzung Dienstag.

Madrid, 16. Febr. Ein Königliches Dekret befiehlt die Einziehung der Geistlichen der religiösen Orden zum Mili­tärdienst. Diese in der Geschichte Spaniens ohnegleichen da­stehende Entscheidung stößt in der konservativen Presse auf den heftigsten Widerstand. Man fordert, daß der König seine Anordnung wieder rückgängig machen soll, da es die Geistlichen in ihrer Berufstätigkeit schwer beeinträchtge.

Washington, 15. Febr. Die amerikanische Botschaft in Mexiko meldet, daß die Gebäude der deutschen und französi­schen Gesandtschaft von Geschossen getroffen und schwer be­schädigt wurden. Am Freitag wurden die Nahrungsmittel auf der amerikanischen Botschaft knapp. Die Dienerschaft begab sich durch die Feuerlinie nach den Vorstädten, um das Notwendigste herbeizuschaffen. Die übrigen Gesandtschaften sollen sich in ähnlicher Lage befinden.

Landwirtschaft »nd Märkte.

Herrenberg, 15. Febr. Die Zuckerfabrik Stuttgart beabsichtigt, den Rübenpreis von 1.20 auf 1.10 herabzusetzen. Eine auf gestern abend in das Gasthaus zur Rose einberufene Versammlung hiesiger Zucker­rübenproduzenten befaßte sich mit diesem Abschlag, konnte aber zu keinem Resultat kommen, da sie die Stellungnahme der Produzenten im ganzen Bezirk ab- warten will. Einverstanden war natürlich niemand mit diesem Abschlag, und es wurde deshalb empfohlen, den Akkordzettel vorerst nicht auszusüllen. Morgen findet im Stadtgarten in Stuttgart eine Versammlung in dieser Sache statt.

Freudenstadt, 17. Febr. Der Wochenmarkt war schwach besucht, wohl infolge der Kälte, die plötzlich in der Nacht einsetzte. Der Handel ging nicht besonders flott, obgleich die Preise keine Steigerung erfahren hatten. Es wurden bezahlt: für Kartoffeln 2,302,40 .4t pro Zentner, Aepfel 9 L pro Pfund, Butter 1,05 -4t pro Pfund, Eier 9 -Z pro Stück, Blumenkohl 20 -Z pro Stück, Fisch je nach Art 25 bis 45 ^ pro Pfund.

Stuttgart, 17. Febr. Landesproduktenbörse. Das Getreidegeschäft bewegte sich auch in abgelaufener Woche in sehr engen Grenzen bei unverändert ruhiger Stim­mung und vollständigem Fehlen jeder Unternehmungs­lust. Gegen Ende der Woche zeigte sich zwar die Si­tuation aus das kalte Wetter und kleinere Verschiffungen Argentiniens hin etwas freundlicher, die Käufer gehen aber aus ihrer Reserve nicht herau. Landware war reichlich angeboten: die Forderungen sind etwas billiger, namentlich für geringere Qualitäten. Die heutige Börse war schwach besucht und die Umsätze erstreckten sich wie­derum nur auf Deckung des notwendigsten Bedarfs. Wir notieren:

Weizen, rvürtt.

19.

bis

21.50

fränk.

20.

21.50

bayr.

20.

23.

Weizen Rum.

24.25

24.75

Ulla

24.

24.60

Saxonska 24.50

25.

Azima

23.75

24.25

Laplata

23.25

24.25

Kansas kl 24.50

25

Kernen, neu

19.50

21.50

Dinkel, neu

14.

15.

Roggen

18.

18.50

Gerste, württ.

19

20.

bayr.

17.05

20.50

Tauber

19.50

20.50

fränk.

19.50

20.50

Futtergerste

17.

17.50

Hafer, württ.

15.

19.

amerik.

., russ.

20

21.50

Mais, Laplata

16.-

16.25

Tafelqri-'s

34.50

35.

Mehl'»

34.

35.

1

33.50

34.

2

32.50

33.

3

30.50

31

4

27.50

28.

Kleie

9.50

10.

(netto Kassa.)

LaiKlwilkchaltl. SeMzvemn.

Versammlungen

finden statt:

1. am nächsten Sonntag, den 23. Februar, nachmittags 3 Uhr, im Gasthaus zur Sonne in Simmozheim, mit Vortrag des Herrn Landwirtschaftslehrsrs Kreh in Leonberg über

Schweinezucht" undZiegenzucht":

2. am nächsten Montag, 24. Februar (Matthiasseiertagj, nachmittags 4K> Uhr im Gasthaus zum Hirsch in Alt­bulach, mit Vortrag des Herrn Landwirtschaftsinspek­tors Stroebele in Leonberg über

Feldbereinigung".

Jedermann ist hierzu freundlichste eingeladen.

Calw, den 17. Februar 1913.

Vereinsoorstand:

Regierungsrat Binder.

Für die Schristleitung verantwortlich: Paul Kirchner.

Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Reklameteil.

von dllr. I.lz an per bloter Istrte dlsukeitsn. franko und scdon verrollt ins Hans geliefert. Ueieks blusterausvabl umgebend.

6. HkNNkbkkg, llosl.11/l.ll.ljeut8l:ksn Kaiserin, ^Ükivll.

4) Brigitta.

Erzählung von Adalbert Stifter.

Steppenwanderung.

Diese Worte waren die einzigen, die wir auf dem langen Wege wechselten, den wir meiner Meinung nach eher durch einen Urwald, als durch einen Garten mach­ten. Riesige Tannen streckten sich gegen den Himmel und mancksdicke Eichenäste griffen herum. Der größere Hund ging ruhig neben uns, die andern schnoberten an meinen Kleidern und jagten sich dann gelegentlich. Als wir so den Hain durchschritten hatten, kamen wir zu einer baumlosen Erhöhung, auf welcher das Schloß stand soviel ich jetzt erkennen konnte ein großes vier­eckiges Gebäude. Aber die Erhöhung führte eine breite Steintreppe empor, aus der das schönste Mondlicht starrte. Hinter der Treppe war ein etwas ebener Platz, und dann ein großes Gitter, das statt des Tores des Hauses diente. Als wir an dem Gitter angekommen waren, sprach mein Begleiter einige Worte zu den Hunden, worauf sie in den Garten zurückschossen. Nun schloß er das Gitter aus und führte mich in das Gebäude.

Aus der Treppe brannte noch Licht und beglänzte hohe, seltsame Steinbilder mit weiten Stiefeln und schleppenden Gewändern. Es mochten ungarische Kö­nige sein. Dann empfing uns im ersten Eeschoße ein langer, mit Rohrmatten belegter Gang. Wir gingen ihn entlang und stiegen dann noch eine Treppe hoch. 5-w'r war wieder ein solcher Gang, und einen Tür- die in demselben waren, öffnend, sagte mein Beg- iter, hier seien meine Zimmer. Wir gingen hin­

ein. Nachdem er in jedem mehrere Kerzen angezündet hatte, wünschte er mir gute Nacht und ging fort. In einer Weile wurden von einem anderen Wein, Brot und kalter Braten gebracht, woraus mir von ihm, wie von seinem Vorgänger, gute Nacht geboten wurde. Ich erkannte hieraus und aus der völligen Einrichtung der Zimmer, daß ich nun allein bleiben würde, und ging daher an die Türen und schloß mich ab.

Hierauf ich und musterte dabei meine Wohnung. Das erste Zimmer, in welchem die Speisen auf einen großen Tisch gestellt wurden, war sehr geräumig. Die Kerzen strahlten hell und beleuchteten alles. Die Ge­räte waren anders als sie bei uns gebräuchlich sind. In der Mitte stand eine lange Tafel, an deren einem Ende ich. Um die Tafel waren Bänke von Eichen­holz gestellt, nicht eigentlich wohnlich aussehend, son­dern wie zu Sitzungen bestimmt. Sonst war nur noch hie und da ein Stuhl zu sehen. An den Wänden hingen Waffen aus verschiedenen Zeiten der Geschichte. Sie mochten einst der ungarischen angehören. Es waren noch viele Bogen und Pfeile darunter. Außer den Waffen hingen auch Kleider da, ungarische, die man aus frü­heren Zeiten aufgehoben hatte, und dann jene schlot­ternden, seidenen, die entweder Türken oder gar Tataren angehört haben mochten.

Als ich mit meinem Nachtmahle fertig war, ging ich in die zwei Nebenzimmer, die auf diesen Saal folgten. Sie waren kleiner, und wie ich gleich bei dem ersten Blicke, da ich eingeführt wurde, bemerkt hatte, wohnlicher eingerichtet, als der Saal. Es waren Stühle, Tische, Schränke, Waschgeräte, Schreibzeug und alles da, was cin einsamer Wanderer in seiner Wohnung nur wünschen kann. Selbst Bücher lagen auf dem Nacht­

tische, und sie waren sämtliche in deutscher Sprache. In jedem der Zimmer stand ein Bett, aber statt der Decke war auf ein jedes das weite, volkstümliche Kleidungs­stück gebreitet, welches sie Vunda heißen. Es ist dies gewöhnlich ein Mantel aus Fellen, wobei die rauhe Seite nach innen, die glatte weiße nach außen gekehrt ist. Letztere hat häufig allerlei farbiges Riemenzeug, und ist mit ausgenähten farbigen Zeichnungen von Leder verziert.

Ehe ich mich schlafen legte, ging ich noch, wie es immer an fremden Orten meine Gewohnheit ist, an das Fenster, um zu schauen,wie es draußen aussähe. Es war nicht viel zu sehen. Das aber erkannte ich im Mondlichte, daß die Landschaft nicht deutsch sei. Wie eine andere, nur riesengroße Vunda, lag der dunkle Fleck des Waldes oder Gartens unten auf die Steppe gebreitet draußen schillerte das Grau der Heide dann waren allerlei Streifen, ich wußte nicht, waren es Gegenstände dieser Erde oder Schichten von Wolken.

Nachdem ich meine Augen eine Weile über diese Dinge hatte gehen lassen, wendete ich mich wieder ab, schloß die Fenster, entkleidete mich, ging zu dem nächst­besten Bette und legte mich nieder. Als ich das weiche Pelzwerk der Vunda über meine ermüdeten Glieder zog, und als ich schon fast die Augen zutat, dachte ich noch: So bin ich nun begierig, was ich in dieser Wohnung Freundliches oder Häßliches erleben werde."

Dann entschlummerte ich, und alles war tot, was schon in meinem Leben gewesen ist, und was ich sehn- lichst wünschte, daß noch in dasselbe eintreten werde.

(Fortsetzung folgt.)