man nicht endlich, daß damit auch die Seele unseres Volkes ärmer wird? Und kann solche Verarmung an Schönheit und Freude durch irgendwelche Eoldströme des modernen Verkehrs je ersetzt werden? Koste die Erhaltung der Hirsauer Nagoldbrücke das Doppelte und Dreifache des einfachen Umbaus, sie ist nicht zu teuer erkauft. Ausgegebenes Geld kann man wieder ein- bringen, ein vernichtetes Meisterwerk ist für immer dahin."
Der Sommerfahrplan 1913 bringt für die Calwer Strecke mannigfache Verbesserungen, leider aber ohne auch den Wunsch einer genügenden Abendzugverbindung von Stuttgart her zu erfüllen. Wir müssen auch im Sommer mit der Unbegreiflichkeit uns abzufiyden suchen, daß der sogenannte Theaterzug ausgerechnet nur bis Weilderstadt, geht, ohne daß dafür ein ernsthafter Grund angegeben werden könnte. — Die Aenderungen im Sommerfahrplan seien hier ausführlich wiedergegeben. Wir bemerken dazu, daß diese Aenderungen kn der Form durchgeführt werden, wie sie in einer Beratung mit Direktor Leo von der K. Generaldirektion am 28. Januar ds. Js. hier unter dem Vorsitz der Handelskammer vorgeschlagen wurden.
Stuttgart-Calw.
Die Sonn- und Feiertagszüge 854 Stuttgart ... ab 7°^ Vorm.
Calw . . . . an 8^ „
Wildbad ...» 9»° „
und Nr. 877
Wildbad . . . ab 7°° Nachm.
Calw .... „8" „
Stuttgart ... an 9^ „
sollen auch im Mai verkehren. — Wegen der Arbeiterbeförderung soll Werktags auf der Strecke Weil der Stadt—Calw ein Lokalzug eingelegt werden:
v.1.Maibiä30.Sep1. v.l.Okr. bis30.April
Weil der Stadt ab 4" Vorm. 5°^ Vorm.
Calw ... an 4" „ 5" „
Pforzheim . . „ 5" 6" „
Der Personenzug 855 soll Werktags im Sommer schon ab Calw laufen:
bisher künftig
Calw .... ab — Weil der Stadt an —
>, >. .. ab5^V.
Stuttgart . . an 7" „
5"
5 ^°
55.7
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Vorm.fE^Man Z
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" ^ täglich
— Der Eilzug 853 soll in Renningen, Rutesheim, Ditzingen und Korntal halten und früher in Calw abgehen:
bisher
künftig
Calw . . . .
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Weil der Stadt
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Der Personenzug
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„
soll auch auf der Strecke Calw-Weil der Stadt ganzjährig verkehren.
Hör b—C a l w—P f 0 rzheim.
Zum Anschluß an den Personenzug 896 nach Pforzheim und den Personenzug 855 nach Stuttgart
soll Werktags im Sommer auf der Strecke Nagold- Calw ein Lokalzug eingelegt werden:
Nagold .... ab 4^ Vorm.
Calw .... an 4^ Werktags vom
Pforzherm . . „ 5" „ so. September
Stuttgart . . „7" „
(Schluß folgt.)
Vortrag. Interessenten seien auch an dieser Stelle auf den heute abend stattfindenden Lichtbilderoortrag über „Warum werden so viele Nervöse nicht geheilt?" aufmerksam gemacht.
li. Schiffsliste für billige Briese nach den Vereinigten Staaten von Amerika (10 Pfg. für je 20 Z). Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw., und gilt nur für Briefe nach denVereinigten Staaten von Amerika, nicht auch nach anderen Gebieten Amerikas, z. B. Canada. „Kleist" ab Bremen 22. Febr., „Amerika" ab Hamburg 25. Febr., „President Lincoln" ab Hamburg 25. Febr., „Kaiser Wilhelm II" ab Bremen 4. März, „Kaiserin Auguste Victoria" ab Hamburg 6. März, „George Washington" ab Bremen 8. März, „Kronprinzessin Ce- cilie" ab Bremen 18. März. Postschluß nach Ankunft der Frühzüge. Alle diese Schiffe, außer „President Lincoln", sind Schnelldampfer, oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgänge die schnellste Beförderungsgelegenheit bieten. Es empfiehlt sich, die Briefe mit einem Leitvermerke wie „direkter Weg" oder „über Bremen oder Hamburg" zu versehen.
sek. Mutmaßliches Wetter. Für Dienstag und Mittwoch darf unter dem noch vorherrschendem Einfluß des Hochdrucks trockenes und noch zeitweise bedecktes Wetter erwartet werden.
K Bad Teinach, 16. Febr. Heute früh starb hier im Alter von 82 Jahren Hofrat Dr. W. Wur m. Der Verstorbene machte sich weithin im Lande einen Namen als trefflicher Kurarzt, war der Umgebung bekannt als großer Naturfreund, als Jäger und weiterhin als Kenner der Wald- und Vogelwelt, über die er eine Schrift verfaßte. Auch das Schwarzwaldvereinsblatt hat von ihm manchen Beitrag veröffentlicht. Desgleichen schrieb er auch über Bad Teinach. Hofrat Wurm ist von Geburt Bayer und war in seinem Wirkungskreis ein sehr beliebter Mann, besonders auch darum, weil er sich stets in den Dienst der Allgemeinheit stellte. Er war in den letzten Jahren fast erblindet. Ehre seinem Andenken!
Unterreichenbach, 15. Febr. Auf Anregung unseres Ortsvorstehers, Schultheiß Karch, versammelte sich gestern abend eine stattliche Anzahl hiesiger Bürger im Gasthaus 'zur Sonne, zu Ehren des auf eine 25jährige Tätigkeit zurückblickenden Amtsdieners Eroßhans. Schultheiß Karch dankte dem Jubilar im Namen der Gemeinde für seine treuen, zuverlässigen Dienste und überreichte ihm als sichtbare Anerkennung ein sinniges Angebinde. Pfarrer Jlg hob die bescheidene, selbstlose Art des wohl populärsten Mannes der Gemeinde hervor, rühmte seine Zuverlässigkeit und Verschwiegenheit, die er auch als Meßner in langjähriger Tätigkeit bewiesen habe, und übergab ihm seitens der Kirchengemeinde ein klingendes Andenken. Hauptlehrer Kinzinger würdigte in einem humorvollen Gedicht die Verdienste des „Vielbeamteten" und Herr Bader gedachte als früherer Ee- meindepfleger ebenfalls in poetischer Form der Ehrlichkeit und Treue des Jubilars. Die Feier wurde umrahmt durch gemeinsam gesungene Volkslieder und durch Eesangsvor- träge der anwesenden Mitglieder des Gesangvereins
„Freundschaft". Der Gefeierte dankte für die erwiesenen Ehrungen.
Pforzheim, 16. Febr. Spielplan des Viktoria-Theaters vom 17. bis 20. Febr. Montag 814 Uhr: Der liebe Augustin. Dienstag 814 Uhr: Der gute Ruf, (66. Abonnementsvorstellung Serie K 23). Mittwoch 814 Uhr: Der gutsitzende Frack, (67. Abonnementsvorstellung Serie 6 22). Donnerstag 814 Uhr: Zum 1. Male wiederholt: Hoheit tanzt Walzer.
Weilderstadt, 15. Febr. Die hiesige Ortskrankenkasse hatte gestern wieder Sitzung zwecks Stellung>- nahme zur Vereinigung mit der Bezirkskrankenkasse Leonberg. — Die gelinde Witterung dieses „Winters" wird für unsere Bierbrauer den großen Nachteil haben, daß sie Kunsteis kaufen müssen. — Die bürgerlichen Kollegien haben beschlossen, im hiesigen Spital für Genesende eine Veranda mit Glasverschlag zu erstellen.
Württemberg.
Zur Konfirmationsfrage.
Aus Anlaß der Eingabe der 420 Geistlichen an die Landessynode um eine Aenderung der Konsirmationsordnung hat die Evangelisch-kirchliche Vereinigung in einer sehr gut besuchten, außerordentlichen Versammlung in Stuttgart am 3. Februar folgende Erklärung angenommen: „1. Wir müssen es im Blick auf unser kirchliches Leben für bedauerlich erklären, daß in einer Zeit, wo in der evangelischen Landeskirche Württembergs so viel geändert worden ist, nun auch die Umgestaltung der Konfirmationsordnung verlangt wird, die erst vor fünf Jahren nach dem einstimmigen Beschluß der Landessynode neu geregelt worden ist. 2. Die drei sog. Verpflichtungsfragen sind im Jahre 1908 so gefaßt worden, daß durch sie die Konfirmanden nicht überfordert werden. Wir fürchten aber, daß durch eine Aenderung des Konfirmationsformulars, wie die vorgeschlagene, unsere ganze Konfirmationsfeier und auch die Ordnung des Konfirmandenunterrichts ins Wanken gebracht würde. 3. Mit aller Entschiedenheit.müssen wir Einsprache erheben, wenn die Freigebung des Gebrauchs des Konfirmandenbüchleins angestrebt wird. Wir erkennen hierin einen Angriff auf die Lehr- und Gottesdienstordnung unserer Landeskirche und einen Versuch, das Bekenntnis der evangelischen Kirche aus seiner Stellung zu verdrängen."
Rexingen OA. Horb, 16. Febr. Seit Montag ist der Handelsmann Baruch Preßburger abgängig. Er wollte in Böblingen Geschäften nachgehen, um sich dann nach Donauwörth auf den Viehmarkt zu begeben. Der 65 Jahre alte Mann hatte 2500 -N bei sich. Auf dem Viehmarkt wurde er nicht gesehen. Die Angehörigen haben für eine Mitteilung über seinen Verbleib eine Belohnung von 50 -N ausgesetzt. Preßburger ist ziemlich groß, kräftig, hat graumelierten Schnurrbart und graues Kopfhaar. Er ist rüstig, sieht aber leidend aus. Sachdienliche Mitteilungen sind an das Schultheißenamt in Rexingen erbeten.
Plochingen, 16. Febr. Die 0. Vertreterversammlung der Jungliberalen Württembergs fand heute hier unter außergewöhnlich starker Beteiligung statt. Abg. Baumann überbrachte die Grüße der Natl. Partei; Dr. Wölz erstattete den Geschäftsbericht; Parteisekretär Hopf berichtete über den Verlauf der Zentralvorstandssitzung. Für Dr. Wölz wurde zum Vorsitzenden des Landesverbands Dr. Lindenmaier-Stuttgart gewählt, als Stellvertreter Postsekretär Ahner. Der neue Vorsitzende sprach dann über „Die Jungliberalen und die politische Lage im Reich und Land".
zu vermeiden wissen. Der Boden war immer eben, nur daß wir wieder zwei oder drei Mulden hinab oder hinan gestiegen waren, in deren jeder ein starrer Strom von Kieselgerölle lag.
„Wem gehört denn das Anwesen, das wir verlassen haben?" fragte ich meinen Begleiter.
„Maroshely," antwortete er.
Ich wußte nicht, weil er die Worte schnell vor mir reitend gesprochen hatte, ob dies der Name des Besitzers sei, oder ob ich überhaupt recht verstanden habe; denn die Bewegung erschwerte das Sprechen und Hören.
Endlich ging ein blutrotes Stück Mond auf und in seinem schwachen Lichte stand auch schon das schlanke Gerüst auf der Haide, das ich für das Ziel meiner Begleitung hielt.
„Hier ist der Galgen," sagte Milosch, „dort unten, wo es glänzt, rinnt ein Bach, daneben ist ein schwarzer Haufen, auf den geht es zu, es ist eine Eiche, auf der sonst die Uebeltäter aufgehängt worden sind. Jetzt darf das nicht mehr sein, weil ein Galgen ist. Von der Eiche beginnt ein gemachter Weg, an welchem junge Bäume zu beiden Seiten stehen. Auf dem Wege geht etwas weniger als eine Stunde fort, dann zieht an der Elockenstange des Gitters. Hört, wenn auch nicht zugesperrt ist, geht doch nicht hinein; es ist wegen der Hunde. Zieht nur an der Glockenstange. So, jetzt steigt ab und macht den Rock bester zu, daß ihr nicht das Fieber bekommt."
Ich stieg ab, und obwohl ich mit meiner Belohnung
der Schaffnerin nicht gut angekommen war, bot ich Milosch doch auch wieder eine. Er nahm sie an und steckte sie in den Pelz. Tann haschte er nach dem Zügel
meines Pferdes, wandte sich und flog eilends davon, ehe ich nur sagen konnte, er möge dem Herrn der Pferde meinen Dank melden, daß ich so unbedingt in der Nacht auf einem fortreiten durfte^ Offenbar hatte er von dem Orte weg getrachtet. Ich blickte hin. Es standen zwei Säulen und darauf war ein Querbalken. So ragte es in das gelbe Mondlicht empor. Oben lag etwas wie ein Kopf. In der Tat aber mochte es irgend eine Erhöhung sein. Ich ging weiter, gleichsam als ob das Gras der Haide hinter mir lispelte und sich etwas am Fuße des Galgens rührte. Von Milosch war nicht mehr das Geringste zu vernehmen, als sei er gar nie dagewesen. Ich kam sogleich zu der Todeseiche. Der Bach schillerte und glänzte und ringelte sich um Binsen, wie eine tote Schlange. Daneben war der schwarze Bau des Baumes. Ich ging um ihn herum und jenseits war ein gerader, weißer Weg, von dem Monde beschienen. Der Weg war gestampft und hatte Gräben und eine Allee junger Pappeln. Es tat mir wohl, daß ich wieder meine Schritte schallen hörte, wie es daheim in unserem Lande auf den Wegen der Fall ist.
Ich ging langsam dahin. Der Mond hob sich mehr und mehr und stand endlich klar an dem warmen Sommerhimmel. Die Haide lief wie eine fahleScheibe unter ihm weg. Endlich, da eine gute Stunde vergangen sein mochte, hoben sich vor mir schwarze Klumpen, wie ein Wald oder ein Garten, und in kurzer Frist stieß der Weg an ein Gitter, das in einer Mauer stand, die außer dem Walde hinlies, und hinter sich riesengroße Wipfel hatte, die todesstille in dem Silber der Nachtlust eniporstanden. An dem Gitter war ein Glockengriff, ich zag. und es schellte von innen. Gleich darauf
ertönte nicht etwa ein Bellen, sondern zwei Stöße jenes tiefen, entschlossenen und neugierigen Schnaufens edler Hunde — ein dumpfer Sprung — und der größte, schönste Hund, den ich in meinem Leben gesehen habe, stand von innen an dem Gitter. Er stellte sich auf die Hinterfüße, faßte mit den vorderen die eisernen Stangen und sah auf mich heraus, ohne nur den geringsten Laut von sich zu geben, wie es die ernste Art dieser Tiere gewohnt ist. Bald kamen murrend und jagend noch zwei kleinere und jüngere derselben Gattung, glatte Bulldoggen, und alle schauten unverwandt auf mich. Nach einer Weile hörte ich auch nahende Menschentritte, und eine Mann im zottigen Pelze fragte um mein Begehren. Ich entgegnete, ob ich in Uwar sei, und nannte meinen Namen. Er mußte Weisung haben; denn sofort beschwichtigte er mit ungarischen Worten die Hunde und öffnete dann das Gitter.
, Der Herr hat Briefe von Euch und erwartet Euch schon lange," sagte der Mann, als wir weiter gingen.
„Ich habe ihm ja geschrieben, daß ich mir euer Land ansehen wolle," antwortete ich.
„Und das habt Ihr lange angesehen," sagte er.
„Freilich," antwortete ich. „Ist der Herr Major noch wach?"
„Er ist gar nicht zu Hause, sondern in der Sitzung, morgen früh wird er herüberreiten. Für Euch hat er drei Zimmer richten lasten und gesagt, daß wir Euch hineinführen sollen, wenn Ihr in seiner Abwesenheit kämet."
„Nun, so führet mich hinein."
„Wohl."
(Fortsetzung folgt.)