Einberufung der Uuausgebildeteu in Italien.

WTB. Rom, 29. Okt.Giornale Usfiziale Mi­litärs" veröffentlicht in seiner Sonderausgabe die Ein­berufung aller Nichtausgebildcten und in unbeschränk­tem Urlaub befindlichen Leute der dritten Kategorie der Jahresklassen 1886 und 1887.

Ein neues Vertrauensvotum für Sonnino.

WTB. Mailand, 29. Okt.Corriere della Sera" meldet aus Rom, daß der gestrige Ministerrat, dem die Presse und politische Kreise besondere Bedeutung bei­messen, von 41 / 28 Uhr abends dauerte. Sonnino habe aus Grund der tagsüber eingegangenen Berichte die Lage in Griechenland und Rumänien ge­schildert. Auch habe er die Tragweite der Erklärung Landownes hinsichtlich der italienischen Politik be­leuchtet. Ter amtliche Bericht spricht nur von der Be­handlung administrativer Fragen. TerSecolo" schreibt, daß man in Rom gestern hinsichtlich der inter­nationalen Lage Italiens sehr pessimistisch dach­te. Die Nachrichten aus Athen seien nicht vertrauen­erweckend und hätten in Regierungs- und diplomatischen Kreisen Roms sehr lebhafte Besorgnis ausge­löst. Die Besprechung der Balkanlage habe im Mimster-- rat über eine Stunde gewährt. An den Bericht Sonninos hätte sich eine lebhafte Debatte geknüpft, die mit einer neuen einstimmigen Vertrauensvotum für Sonninos Werk geschlossen habe.

Der türkische Krieg.

WTB. Konstantmopel, 29. Okt. Das Haupt­quartier teilt mit: Am Bormitiag des 27. Oktober griff eines unserer Unterseeboote im westlichen Teil des Schwarzen Meeres die russische Flotte an und torpedierte ein Linienschiff deS Typ Pan- teleimon, welches schwer beschädigt wurde. Die russische Flotte zog sich daraus schleunigst nach Seb astv- p 0 l zurück. Auf der D a r d a n e ll e n fr 0 n t dauectkm vom 27. zum 28. Oktober die üblichen örtlichen Kämpfe an. Bei Ari Burnu und Seddul Bahr nahmen zwei feindliche Monitore an der Beschießung teil, wur­den aber durch unsere Artillerie verjagt. Auf den übri­gen Fronten keine Veränderungen.

Audienz des päpstlichen Gesandten beim Sultan.

WTB. Konstantinopel, 29. Okt. Der Sultan em­pfing vorgestern den-apostolischen Delegierten Monsignore D 0 lci in Audienz. Dolci überreichte, Blättermeldungen zufolge, dem Sultan ein päpstliches Schreiben.

Die Balkanlage.

Weitere Einberufung griechischer Reservisten.

WTB. Rom, 29. Okt. DasGiornale d'Jtalia" erfährt aus Kairo, daß fast alle englischen und australischen Kontingente aus Aegypten nach Saloniki abgegangen seien. Nur die unbedingt zur Landesverteidigung nötigen Mannschaften seien zurück­geblieben. Die Abreise der griechischen Reser­visten dauere an. Auch gestern seien mehrere Tausend Reservisten abgereist.

Kein Borgehen Griechenlands gegen den Vierverband. '

WTB. Paris, 29. Okt. (Agence Havas.) Der griechische Gesandte begab sich gestern vormit­tag ins Ministerium des Aeußern, um hie Aufmerksam­keit der französischen Regierung auf Tendenzmel­dungen der deutschen, österreichischen und bulgarischen Presse zu lenken, welche bezwecken, die vertrauensvollen Beziehungen zwischen den Ententemächten und Griechen­land zu trüben. Ministerpräsident Zaimis habe den Gesandten Romanos beauftragt, diesen Nachrichten ein formelles Dementi ekitgegenzustellen. Roma­nos ist gleichfalls zu der Erklärung ermächtigt, daß die mit besonderer Beharrlichkeit in Umlauf gesetzten übelwollenden Gerüchte völlig falsch sind, wonach die Alliierten Kontingente in Saloniki nicht in Si­cherheit seien, da Griechenland unter dem Drucke Deutsch­lands und Bulgariens im gegebenen Augenblicke dazu ge­bracht werden könnte, die Kontingente zu verjagen.

Neues vom Tage.

Frei erfunden.

WTB. Berlin, 29. Okt. DieNordd. Mg. Ztg." schreibt: Das von einzelnen holländischen Zeitungen mit­geteilte Gerücht, daß neuerdings einige 3(m Belgier wegen Kriegsverrats und Spionage in Lüttich zum Tode verurteilt worden seien, beruht auf freier Erfin­dung. In Lüttich sind in letzter Zeit weder Todes­urteile wegen Begünstigung des Eintritts von Belgiern in feindliche Armeen ergangen, noch ist dort überhaupt ein Verfahren in einer derartigen Strafsache anhängig.

Die Regelung Ser Lsbensrnittelpreise.

WTB. Berlin, 29. Okt. Der Beirat der Reichs­prüfungsstelle für Lebensmittelpreise trat am Freitag vormittag unter dem Vorsitz des Ministerialdirektors Lusenskh in seinem Ausschuß für Milch, Butter, Käse und Eier zunächst, in Erörterungen über die Ver- brauchsregelung von Butter und Kunst fett ein. Im allgemeinen ging die Ansicht dahin, daß die Einführung von Reichsbutterkarten zur Ein­schränkung und gleichmäßigen Regelung des Verbrauchs erwünscht sei. Ferner wurde Mitteilung über die in Aussicht genommene Regelung der Preise und Verteilung der Kunstspeisefette gemacht. Diese Fette sollen vorzugsweise der minderbemittelten Bevölke­rung zur Verfügung gestellt werden. Für unbedenklich erachtet wurde hie Einschränkung der Erzeugung von

Fettkäse, während die Herstellung von Weichkäse, be­sonders von Ouark, allgemein für erwünscht und zwar unter Festfeyung von Höchstpreisen erachtet worden ist. Auf eine einheitliche Regelung für das ganze Reich ivnroe von mehreren Seiten Wert gelegt.

Berlin im ersten Schnee.

WLB. Berlin, 29. Okt. Der gestrige Schneefall hat hier eine ununterbrochene stellenweise bis zu 7 Centi- meter dicke Schneefchicht geschaffen. Ein solches Ereig­nis ist im Oktober hier seit vielen Jahren nicht beob­achtet worben. Ta auch gleichzeitig eine erhebliche Kälte einsetzte und über Nacht besonders in den Vororten sich Rauhreif bemerkbar machte, so bietet die Landschaft hier ein Bild, wie sonst nur im Winter.

Kämpfe in den Kolonien.

WTB. Le Havre, 29. Okt. (Agence Havas.) Laut Nachrichten, die das belgische Departement der Kolo­nien aus Afrika erhielt, haben am 11. September nicht weit vom Rufsisidelta und am 29. September in der Nähe der Grenzstation Auwungi sehr lebhafte Gefechte zwi­schen Deutschen und Belgiern stattgefuiidcn. Die Deut­schen waren genötigt zu fliehen, nachdem sie ziemlich bedeutende Verluste erlitten hatten. Tie Belgier bemäch­tigten sich eines Maschinengewehrs und einer Anzahl Gewehre, Munition und zahlreichem Material. (Der­artige von kongobelgischer Seite aus Le .Havre gemeldete Siegesnachrichten sind schon des vielen durch die Agence Havas Verbreiter worben und haben sich später als falsch erwirken, i

LS Bnde» uud Mädchen ««gekommen.

WTB. Washington, 29. Okt. In Peabodi in Mcssachuetts sind bei einem Brand in einer Armenschule 19 Bube« und Mädchen umgekommen ; ebensoviel wurden verletzt. Es befanden sich 700 Kinder in der Schule, als plötzlich eine Explosion ftattfand und Flamme» emporschlugen. Die Ur­sache des Brandes ist noch nicht mit Sicherheit festgestellt.

^Der seiMsche^F^mrzWtuister H.

WTB. Paris, 29. Okt. (Agence Havas.) Der serbische gestorben.«- Z

^ Kabinettwechsel in Frankreich.

WTB. Paris, 29. Okt. (Agence Havas.) Der Rück­tritt des Kabinetts Viviani wird öffentlich bekannt gegeben. Präsident Poincare hat die Demission angenommen und Briand mit der Neubildung des Kabinetts beauftragt.

WTB. Paris, 30. Okt. (Agence Havas.) Nach Schluß einer im Justizministerium abgehattenen Beratung begab sich Briand in das Elysee, um den Präsidenten von der Bildung des neuen Kabinetts in Kenntnis zu setzen. Die neuen Minister werden heute Vormittag dem Staatsober­haupt vorgestellt werden und sodann den ersten Ministerrat abhalten. Der frühere Botschafter in Berlin, Jules Cambon wurde zum Generalsekretär im Ministerium des Aeußern er­nannt.

Der englische König vom Pferd gestürzt.

WTB. London, 29. Okt. Das Pressebureau teilt mit: König Georg hat durch einen Sturz vom Pferd bei der Be­sichtigung der Front in Frankreich eine schwere Quetschung erlitten.

Amtliches.

Verfügung des Ministeriums des Innern, betr.

Höchstpreise für Weißkohl.

Der Preis für 50 Kg. (1 Zentner) Weißkohl (Rohkraut, Filderkraut) darf beim Verkauf durch den Erzeuger 3 Mark nicht übersteigen. Der Preis gilt bei Barzahlung innerhalb einer Woche für beste Ware ab Verladestation und schließt die Kosten der Beförderung bis zur Bahnverladestelle und die Kosten der Verladung, sowie etwaige sonstige Nebenver­gütungen ein. Wird der Kaufpreis länger als eine Wocbe gestundet, so dürfen bis zu zwei vom Hundert Jahreszinsen über Reichsbankdiskont zugeschlagen werden.

Versteigerung von Fohlen.

Am Dienstag, den 2 . November d. I., von vormittags 9 Uhr an, werden in Stuttgart am Zirkusgebäude am Marienplatz 100 aus Nordfrankreich stammende der Zen­tralstelle von dem Generalintendanten des Feldheeres über­wiesene Fohlen meistbietend (ohne Rückerstattung des Ueber- erlöses) versteigert. Zur Steigerung wird mit Ausnahme von Pferdehändlern jedermann zugelassen.

Landesnachrichten.

KItenrtelg, so. Oktober 1818.

Zum Reformationsfeft!

Einen Krieg gewinnt nur, wer die überlegene Kraft hat. Was au Kraft im deutschen Volk vorhanden ist, das ist alles aufgerufen und auf den Plan getreten zum Kamps für des deutschen Volkes Zukunft. Auch die großen Geister der deutschen Vergangenheit siird wirksame Kräfte, sind Mitkämpfer im blutigen Ringen der Gegen­wart.

Unter ihnen ist noch immer eine der größten Mar­tin Luther. Er ist nicht nur einst, vor 400 Jahren, eine wundersame Verkörperung deutscher Art, deutscher Kraft, deutschen Trotzes, deutscher Tiefe, deutschen Glau­bens, deutscher Kindlichkeit uud deutschen Stolzes ge­wesen. Er ist selbst ein Stück der deutschen Seele ge­worden und geblieben. Ein boshafter Mensch könnte leicht in Luther das Urbild desdeutschen Barbaren" finden.Die blonde Bestie mit den tiefen Augen", wie der welsche Kardinal sagte, dem deutsches Wesen, fremd

! war, den Mann mit dem Stiernacken, mit der Derbheit seines Wortes und dem unbeugsamen Trotz seiner Kampf- ! natur. Sers drum! Luther ist freilich kein glatter Hof­mann, kein wortreicher Phrasenheld, kein Mann der Aeu- ßerlichkeiten und der verbindlichen Formen, er ist der Landsknecht Gottes", wie ihn Gustav Schüler in sei­nen Kriegsliedern besungen hat. Und so brauchen wir ihn heute! Wir brauchen den Mann des kühnen Glaube,cs, der sich der ganzen Welt entgegenwirft, weil er seines Got­tes gewiß ist. Wir brauchen den Mann deutschen Stol­zes, dein welsche, fremde Art zuwider ist und der sich seines deutschen Wesens uud seines deutschen Berufs von Herzen freut. Wir brauchen den Mann der Sieges­zuversicht. Wir brauchen den Helden Luther, den Mann der heroischen Frömmigkeit.Und wenn die Welt voll Teufel wär!" So schreitet er durch unser Volk und zieht er mit unseren Heeren, ein Mann, von dem auch für die Not von heute Ströme der Kraft rinnen. Aber be­deutet sein Name für uns nicht konfessionelle Trennung und Scheidung und darum eben nicht Kraft, sondern nationale Schwächung? Sollten wir nicht jetzt alles, was irgendwie auseinanderführt, zu meiden und zu verges­sen suchen? Und wenn der Name Luther einem Teil unserer Volksgenossen nun einmal anstößig ist, sollten wir ihn dann'nicht streichen aus unserer Rede und un­seren Liedern?! Das wäre ein törichter Versuch und ein unwahrer Burgfriede. Das würde für uns geistig Verarmung und Schwächung bedeuten. Draußen im Feld singen und beten Zwar oft evangelische und katho­lische Soldaten miteinander und Pfarrer beider Konfes­sionen arbeiten einander in die Hände in brüderlichem Geist. Gott gebe, daß hievon ein Segen für die Zukunft bleibt und das gegenseitige Verständnis und die gegen­seitige Achtung wachse.

Die tvürtt. Verl -' - sie Nw 293 betrifft das Brig.-Ers.-Bat. Nr. 52, die Jüf.-Regimenter Nr. 120 und 121, das Landw.-Jus.-Regt. Nr. 120, das Füs.-Regt. 122, das Greu.-Negl. Nr. 123, das Landsturm-Jnf.-Bat. II Ludwigsburg, das Fcldartill.-- Reat. Nr. 29, das Ers.-Feldarrill.-Regt. Nr. 65, die 1. Larrdw.-Pivuier-Kvinp., die 5. Feldpionier-Komp., den Korps-Brücken-Train und die Artill.-MunitionSkol Nr 6 .

Die Liste enthält u. a. folgenden Namen: Friedr. Kneißler, Pfalzgrafenweiler, bish. verm. in Gefgsch.

* Das Eiserne Kreuz hat erhalten Musketier A-d a m Kern von Aich Halden.

I. Die hiesige Volksbiblothrt ist -wieder geöffnet und jeden Samstag hat man Gelegenheit, sich für die kommenden Winterabende mit gediegenem Lesestoff zu versehen. Ich wiederhole: mit gediegenem Lesestoff. Jedes Jahr werden für über 150 Mark neue Schriften ang>>schafft, bei deren Auswahl auf den Geschmack der Leser, auf angemessenen, guten, interessanten Inhalt und auf sämtliche Gebiere der schönen Literatur Rück­sicht genommen wird. In der Gegenwart sind es vornehmlich Kriegsgeschichten und Kriegsberichte, die in größerer Anzahl der Bibliothek einverleibt werden, z. B. K. Martens, Deut­schland marschiert, P. Rohrbach, Der deutsche Gedanke, D. Schäfer, Sein oder Nichtsein; auch Schriften mit Bezug auf frühere Kriege (1870. Tanera, Erinnerungen eines Ordonanz­offiziers, Schartenmayer, Der deutsche Krieg 1870/71 u. a.) wurden angeschafft. Die sonstige schöne Literatur ist reichlich vertreten, z. B. Werke von Alexis, Amici, Anzengruber, Auerbach, Andersen, Biernatzky, Caspari, Christaller, Cooper, Dickens, Eyth, Ebner-Eschenbach, Otto Ernst, Fromme!, Fontane, Finckh, Freytag, Frenffen, Glaubrecht, Gotthelf, Gerstäcker, Ganghofer, Gutzkow, Hauff, Höcker, Horn, Heyse, Hesse, Hansjakob, Jordan, GottfriedKeller, Liliencron, Lien- hard, Lagerlöf, Otto Ludwig, Mörike, Raabe, Reuter, Roseg­ger, Riehl, Spyri, Storm, Sapper, Rudermann, Stifter, Spielhagen, Sohnrey, Spieß, Schwab, Tolstoi, Thoma, Twain, Uhden, Weinland, Wilbrandt, Zschokke, Zahn, Zabel­titz, viele Jahrgänge der Jugendblätter, also die besten Er­zähler und volkstümlichen Dichter der Vergangenheit und Gegenwart können in einzelnen Werken aus der Volksbiblio­thek unentgeltlich entlehnt werden. We" in seiner Freiheit eine geistige Anregung sich verschaffen will, wird die schöne Gelegenheit benützen und zur reichlichen Verzinsung des hier angelegten geistigen Kapitals beitragen.

Freudcnstadt, 28. Okt. Wie wir erfahren, wird mit dem 1. November eine Aenderung in der Leitung des hiesigen Reservelazaretts eintreten. An Stelle von Med.-Rat Dr. Lieb, dem ärztlichen Leiter und Hauptmann d. L. Forst­meister Kienzle, dem militärischen Leiter, übernimmt Marineoberstabsarzt Dr. med. Schober die Gefamtleitung. Med.-Rat Dr. Lieb und Forstmeister Kienzle, dessen ander­weitige militärische Berufung auf Antrag der K. Forstdirek­tion unterblieb, werden nach 14 monatigem, anstrengendem Doppelamt nunmehr ihren Berufen wieder zurückgegeben.

Gr.

(-) Stuttgart, 29. Okt. (Krieg und Thea­ter.) Ter Vorstand des evangelischen Psarcvereins in Württemberg gab zu der Kundgebung der Stuttgarreo evangelischen Pfarrer wegen der Spielpläne unserer öf­fentlichen Schaubühnen in der Kriegszeit in den hiesigen Blättern folgende Erklärung ab:Der Vorstand des evangelischen Psarrvereins in Württemberg begrüßt mit lebhafter ^ Genugtuung die Erklärung der Stuttgarter Pfarrer über die beklagenswerte Tatsache, daß die Dar­bietungen der öffentlichen Schaubühnen vielfach dem Ernst der Gegenwart nicht entsprechen. Ec schließt sich dieser Kundgebung mit voller Ueberzeugung an und be­tont dabei, daß auch außerhalb Stuttgarts in weiten Kreisen Beunruhigung eingetreten ist, ivelche der Rück­sichtnahme dringend bedarf." Auch die Abgeorduetenver- sammlung des württ. evang. Bundes und der Deutsche Blind zur Bekämpfung fremden uud Förderung deutschen Wesens sowie eine Reihe sonstiger Verei.ne und Verbände