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Rr. 280
Ausgabe iu Alteusteig-Stadt.
Dienstag, den 28. Oktober.
Amtsblatt für Pfalzgrafeuweiler.
1S18.
Der Krieg.
Erfolglose französische Angriffe. Weitere Fortschritte in Serbien.
WTB. Großes Hauptquartier, 25. Oktober. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Ja der Champagne griffen die Franzosen bei Tahure und gegen unsere nördlich von Lemesnil vorgeschobene Stellung nach stärkster Feuervor- bereituug au. Bei Tahure kamen ihre Angriffe in unserem Feuer nicht zur vollen Durchführung. Am späten Abend wurde in der vorspringenden Ecke nördlich von Lemesnil noch heftig gekämpft. Nördlich und nordöstlich davon waren die Angriffe unter schweren Verlusten für die Franzosen abgeschlagen.
Oestlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg: Südlich von Kekkau (südöstlich von Riga) wurden russische Vorstöße abgewtrsen. Gegenangriffe g->gen die von uns am 23. 10. genommenen Stellungen nordwestlich von Dünaburg scheiterten. Die Zahl der Gefangenen erhöhte sich auf 22 Offiziere, 3708 Mann und die Beute auf 12 Maschinengewehre, 1 Miuenwerser.
Schwache deutsche Kräfte, die nördlich von Jlluxt über den gleichnamigen Abschnitt"vorgedrungen waren, wichen vor überlegenem Angriff wieder auf das Westufer aus.
Nördlich des Dryswjaty-Sees blieben russische Angriffe gegen unsere Stellungen bei Gateni-Grenztal erfolglos.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold v. Bayern: Die Lage ist unverändert.
-Heeresgruppe des Generals von LInfinge»: Westlich von Komarow sind österreichische Truppen iu die feindliche Stellung auf 4'/- Kilometer Breite eingedrungen.
Balkankriegsschauplatz: Bei Visegrad ist der gewonnene Brückenkopf erweitert. Westlich der Kolubara wurden die Tamnavaübergäuge, nordwestlich von Ub in Besitz genommen.
Die Armee des Generals von Köveß hat die allgemeine Linie Lazarevac — nördlich von Arangselavac — Rabrovac (westlich von Ratari) erreicht.
Die Armee des Generals von Gallwitz hat südlich der Jasenica die beherrschenden Höhen östlich vo» Banicina gestürmt, hat in der Morayia-Ebene in heftigem Kampfe Dl. Livadica und Zabari gewonnen und ist östlich davon bis zur Linie Presedna-Höhe— südlich von Petrovac—westlich von Meljnica gelangt. Im Pektale wurden die Höhen westlich und nordwestlich von Kucevo besetzt.
Die bei Orsova übergegangeneu Truppen sind weiter snach Süden vorgedrungen und haben mit ihrem linken Flügel Sip (an der Donau) erreicht.
Die bulgarische Armee des Generals Bojadjeff hat den Kamm zwischen den Gipfeln des Drenovaglaoa und des Mirkovac (20 Kilometer nördlich von Pirot) genommen.
Oberste Heeresleitung.
Der große Kreuzer Prinz Adalbert zum Sinken gebracht.
WTB. Berlin, 25. Okt. (Amtlich.) Am 23. Oktober wurde der große Kreuzer Prinz Adalbert durch zwei Schüsse eines feindlichen Unterseebootes bei Libau zum Sinken gebracht. Leider konnte nur ein kleiner Teil der Besatzung des Schiffes gerettet werden.
Der Chef des Admiralstabs der Marine.
Zwei engl. Transportdampfer versenkt.
WTB. Athen, 25. Okt. (Telegramm des Korrespondenten des WTB.) Hiesige Zeitungen melden : Englischer Transport- dampser Marketti mit 1000 englischen Soldaten, Maultieren, Munition und Krankenpflegern bei Tsagesi an der Südostküste des Hafens von Saloniki versenkt. 83 Mann gerettet.
WTB. Köln, 25. Okt. Die „KölnischeZeitung" meldet von der holländischen Grenze: Am 20. ds. Monats wurde ein englisches Transportschiff bei der Insel Wight durch ein deutsches Unterseeboot torpediert. Der Dampfer legte sich über
und versank. Zahlreiche Soldaten sprangen über Bord.
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Als einen der wichtigsten Gründe, die Viviani in der französischen Kammer dafür anführte, daß man Serbien nicht schon früher zu Hilfe kommen konnte, wurde die Verhinderung einer Schwächung der französischen Front im Westen angeführt. Hierbei machte er gleichzeitig die geheimnisvolle Andeutung, daß dort die Entscheidung fallen solle. Wir wissen heute, was Viviani unter dieser Entscheidung verstand und wissen aber auch, daß diese Entscheidung bis heute französischer-- seits noch nicht herbeigeführt werden konnte. Noch scheinen aber die Franzosen ihren Plan nicht aufzugeben, und die Champagne soll jene Stelle sein, an der sich ihnen das Tor in der deutschen Front zum Durchbruch nach Deutschland öffnen soll. Bei Tahure vermochten die Franzosen durch Ueberraschung zu Beginn der neuen Offensive einen nicht unbedeutenden Geländegewinn zu erzielen. Einiges ging ihnen in den nachfolgenden Kämpfen wieder verloren, auch vermochten die deutschen Truppen, entgegen den französischen Behauptungen, ihre neuen Stellungen bedeutend zu verbessern. Trotz alledem scheinen die Franzosen hier den geeigneten Geländepunkt für den Durchbruch gefunden haben zu wollen. Wie beim Beginn der neuen Offensive überschütteten sie auch jetzt wieder mit einem fürchterlichen Geschoßhagel das Gelände, ehe sie zum Jnfanterieangriff schritten. Die Wirkuna aber war jetzt ^"''entlich anders. Das Moment der Ueberraschung, das den damaligen Angriff erheblich gefördert hatte, fehlte. Diesmal gab's kein Ueber- ' rennen. Kalten Blutes erwarteten unsere Truppen den anstürmenden Feind und zwangen ihn im harten Nahkampfe zur Flucht. Bei Tahure selbst kamen die Angriffe unter unserem Artilleriefeuer nicht zur Durchführung, an den übrigen Stellen wurden die Franzosen unter schwersten Verlusten zurückgeschlagen.
Me Kämpfe vor Riga und Dünaburg nehmen weiter einen günstigen Verlauf. Die russischen Gegenstöße wurden erfolgreich znrückgewiesen. Die Zahl der. vor Dünaburg gemachten Gefangenen erhöhte sich auf 22 Offiziere, 3705 Mann.
Bei dem Fortschreiten der Operationen in Serbien zeigt sich die Wechselwirkung der Bewegungen der einzelnen Armeen und Hoeresteile recht deutlich. Der rechte Flügel der Armee Köveß nahm auf dem östlichen Ufer der Kolubara die feindlichen Stellungen zwischen der Lukawitza und dem 624 Meter hoher Kosmaiberg, einem Ausläufer des Wald- und erzreichen Rudnikgebir- ges. Da gleichzeitig der rechte Flügel der Armee Gallwitz die Serben östlich der Station Palanka, 79 Kilometer von Belgrad, über die zur Morawa fließende Ja- senitza und östlich der Morawa aus der Linie Alexandro- watz—Orljewo geworfen hatte, mußte der Feind aus seinen Stellungen zwischen dem Kosutitzaberg und der Slatinahöhe vor dem linken Flügel der Armee Köveß zurückgehen. Me deutschen Truppen stehen danach schon an der Bahn von Belgrad nach Nisch. Vor den östlich davon vorgehenden Heeresteilen liegt die aufblühende Stadt Swilainatz, die mit der Hauptbahn durch eine in Lapowo mündende Zweigstrecke in Verbindung steht. Roben Getreide und Wein werden von hier besonders Schweine ausgeführt. Die durch die Stadt fließende Bezawa geht in die Morawa. Zwischen der Morawa und der Mlawa im Osten ist ein Bergland ausgebreitet, das von tiefen LaWtälern und Querschluchten durchschnitten wird
und den Bewegungen große Schwierigkeiten entgegensetzt. Die Serben leisten in ihm auch heftigen Widerstand. Tie bulgarische Erste Armee hat Negotin und das 22 Kilometer südlich davon liegende Rogljewo besetzt und geht auf Knjaschewitz vor. Die an der Straße nach Pirot einmarschierenden Kräfte wiesen einen Stoß gegen ihre linke Flanke ab.
Einen schweren Verlust hat nach Mitteilung des Chefs des Admiralstabes die deutsche Marine erlitten. Der große Kreuzer „Prinz Adalbert" wurde durch zwei Schüsse eines feindlichen U-Bootes vor Libau zum Sinken gebracht. Der Kreuzer war 1901 vom Stapel gelaufen, hatte eine Wasserverdrängung von 9000 Tonnen, eine Geschwindigkeit von 21 Seemeilen, war bestück mit 4 schweren, 10 mittleren, 26 leichteren Gie schützen und 4. Torpedorohren. Die Besatzung betrug 560 Mann. Der Verlust ist um so schmerzlicher, als nur ein kleiner Teil der Besatzung gerettet werden konnte. Unsere U-Boote haben ihre Kameraden bereits gerächt, indem sie zwei englische Transportdampfer mit feindlichen Truppen zu den Fischen schickten.
Der sranzösijche Tagesbericht.
WTB. Paris, 24. Okt. Amtlicher Bericht von gestern nachmittag 3 Uhr: Am 23. Oktober abends versuchten die Deutschen wieder gegen das kleine Fort im Walde von Givenchy und gegen unsere vorgeschobenen Stellungen an der Höhe 140 vorzugehen, hatten aber schon beim Heraustreten aus ihren VerschanzungAr schwere Verluste und mußten wieder in sie zurückgehen. Das ist schon die dritte Schlappe, die der Feind in fünf Tagen auf diesem Teile der Front erlitten hat^ Südlich der Somme in der Gegend von Lihons, Canny, und Beauvraignes dauert sehr lebhaftes,, fast ununterbrochenes Ge» schützfeuer fort. Weiter belegten unsere Batterien die feindlichen Schützengräben und Anlagen in der Champagne südlich von Tahure, ferner nördlich von Regnieville, zwischen Maas und Mosel in der Umgegend von Embernenil und Dome vre in Lothringen mit sehr wirksamem Zerstörungsfeuer.
Abends 11 Uhr: Dem vorhergehenden Bericht ist nichts hinzuzufügen. — Belgischer Bericht: Allgemeine Ruhe auf unserer Front. — Orientarmee: Am 21. Oktober hatten unsere Truppen ein Gefecht mit Bulgaren beiGrabowo, einem Dorfe, das 14 Kilometer südlich von Strumitza liegt. Das Dorf blieb in unseren Händen Unsere Verluste sind sehr leicht. (I!)
Die sranz. Ministerkrisis.
WTB. Paris, 25. Okt. Der „Eclair", der seit dem Rücktritt'Delcasses die Regierung verschiedene- male angegriffen hatte, erklärt jetzt, daß das ganze Kabinett durch den Rücktritt Delcasses in die schwierigste Lage geraten sei. Infolge all der Fehler, die begangen wurden, könne Viviani jetzt keinen Nachfolger für Delcasse finden. Die Bedeutung dieser Arifis entgehe niemanden. Es sei offenbar, daß die französische Politik auf schwankendem Boden stehe und daß nur durch Aufstellung eines neuen Programms eine Besserung herbeigeführt werden könne. Aber, welches auch das neue Programm sei, in jedem Falle werde es ur Folge haben, daß nicht nur dex Minister des Aeußern, ondern auch mehrere andere Minister ersetzt werden müßten, denn das neue Programm müsse eine Politik des festen Willens bedeuten, in der jede halbe Ni aßregel, jede Improvisation, jeder übereilte oder falsche Entschluß ausgeschaltet sei. Me Oeffentlichkeit wisse jetzt Bescheid über die Größe des geschaffenen Nebels und werde sich nicht mehr mit einem vorübergehenden Heilmittel begnügen.
Der König von England in Frankreich.
WTB. Le Havre, 25. Okt. „Vingtieme Siecle" meldet, daß der König von > England vorgestern in Le Havre eintraf. Er besichtigte verschiedene englische Laaer und verließ ab-mds Le .Havre.
Bildung eines amerikanischen HandclstrusieG.
WTB. Washington, 25. Okt. (Reuter.) Der Staatssekretär des Handelsdepartements Redfield teilte mit, daß ein amerikanischer Trust ähnlich dem niederländischen Ueberfeetrust errichtet wurde, der amerikanische Waren unter der Bedingung nach dem Ausland versendet, daß sie die Kriegführenden nicht erreichen. Der Trust muß nichtamtlich alle Ausfuhr nach den neutralen Ländern überwachen. Die Regierung wird inoffiziell den Kriegführenden gewährleisten, daß die Güter, die durch die neue Gesellschaft verschickt werden, den Feind nicht erreichen und gleichzeitig darüber wachen, daß die Neutralität des Handels gesichert bleibt.