chenland könne jetzt sogar im Friede 15 mobile Divisionen aufstellen. Das dürfte jedoch entschieden übertrieben fein, was auch bestätigt wird durch die Angaben» die Venizelos seinerzeit im Kronrat, der zu seiner Demission führte, über die zur Zeit mögliche Leistungsfähigkeit des griechischen Heeres machte. Die Neugliederung de» Heeres ist durch den Erlaß vom 26. August 1913 angeordnet worden. Jin Balkankriege erreichte Griechenland mit 100 000 Gewehren, 228 Geschützen seinen Höhestand an Feldtruppen, im Kriege hatten sich aus vier Friedensdivisionen durch Reserveformatwnen acht entwickelt. Heute bestehen nach dem erwähnten Heevesro- formgesetz ^sechs Armeekorps: 1. in Larissa^, 2 . in Athen, 3. in Janina, 4. in Salonik, 5. in Serres, 6 . in Koschani; doch sind sie ungleichartig zusammengesetzt: die GrenzkorpS erhielten je zwei bis drei Divisionen, die Korps Larissa und Athen nur je eine; die letzteren sollen im Kriege je durch eine neu- vebildete Reservedivision verstärkt werden. Die Friedensstärke der Einheiten sind in normalen Zeiten recht niedrig gehalten. Nach dem Wehrgesetz, das zur Zeit der Balkankriege galt, sollt« die Gesamtstärke d«S Heeres — Feldheer, Landwehr, Reserve der Landwehr — etwa 300000 Mann betragen, nach dem Heeresresorm- tzesetz sollen es 690 000 Mann sein, also mehr als doppelt soviel. Diese Zahl dürste aber in keiner Beziehung erreicht werden, wenn man bedenkt, daß sogar während der Anstrengungen des Balkankriege- die geplante Zahl auch nicht annähernd erreicht worden ist. Der Geschützpark ist 1914 durch eine Bestellung von 80 Feldbatterien bei Schneider in Creusot vergrößert worden; wieviel Batterien geliefert worden sind, entzieht sich unserer Kenntnis, die Franzosen dürsten jedenfalls mit dem Ausbruch des Weltkrieges ihre Lieferungen eingestellt haben, falls überhaupt schon etwas geliefert war. Wie stark also die griechische Wehrmacht heute ist, läßt sich nicht genau sagen, rechnen darf man für den Fall ihres Eingreifens nur damit, daß das Heer auch heute so tüchtig arbeiten wird, wie im Balkankriege, falls nicht der noch nicht abgeschlossene Pwzeß der Heeresreform ein Hindernis bildet. Seit der Vollendung deo Heeresreform in der Türkei — der Weltkrieg zeigt es — hat das Sultanat wieder ein Heer aufzuweisen, das sich vor keinem Heer zu schämen braucht, Engländer und Franzosen erfahren das täglich. Möge Griechenland im Fall der Not glücklicher fein als die Türkei.
Bei der griechischen Flotte kommen in M- tracht die beiden Linienschiffe Kilkitsch und Lemn 0 S, 1905 erbaut, die Griechenland von den Vereinigten Staaten erworben hat. Für Amerika waren diese Schiff« nichts mehr wert: sie sind so kurzatmig, daß sie nur 15 Knoten laufen, so niedrig gebaut, däß sie auf dem Ozean nicht zu verwenden waren; in der Aegäis haben sie ja nicht so unfreundliches Wetter zu befürchten, ihr« » Hinteren Türme werden daher nicht wie im Atlantik bei grober See zur Untätigkeit verurteilt sein. Es sind 16000-Tvnnenschiffe, reichlich bestückt mit schwerer und mittlerer Artillerie, aber modernen Großkampffchiffen» nicht gewachsen. Der Stolz Griechenlands zur Zeit des Balkankriege war und ist es noch heute der Panzerkreuzer Georgios Awerow, 10100 Donnen grvß, 24 Knoten laufend, mit vier 23,4 Ztm., acht 19 Ztm., sechzehn 7,6 Ztm. und acht 4,7 Ztm. Kanonen bestückt, mit drei Torpedorohren ausgerüstet. Eine Reihe von Torpedobooten, sechs Dorpedoboiotszerstörer und zwei Unterseeboote vervollständigen die griechische Flotte. Im November 1914 ist dann auf der Bulkanwerft in Hamburg noch das Linienschiff Wasilefs Georgios vom Stapel gelaufen, ein Schiff modernster Art von 19500 Donnen und stärkster Bestückung; es dürfte jedoch für diesen Krieg nicht mehr in Frage kommen.
Entsprechend der französischen- Heeresmission ist in der griechischen Flotte eine englische Marinemission tätig gewesen; ihr Führer war der englische Reavadmiral Mark Kerr; vor geraumer Zeit lief der Vertrag ab. Wenn jetzt von England aus die Nachricht verbreitet worden ist, man Hab« in Griechenland den Vertrag mit des englischen Marinemission verlängert und eine neue Abordnung werde nach Griechenland abgehen, so darf man Zweifel hegen, daß dies den Tatsachen entspricht. Der Krieg und der Admiral Limpus mit seiner englischen Marinemission in Konstantiwopel haben die Skruppello- stgkeit der Engländer in diesem Punkte gezeigt; gesunder Menschenverstand darf annehmen, daß auch Griechenland daraus seine Lehren gezogen hat und keine Lust fürder hegen wird, seine aufstrebende Flott« in solche Hände zu geben, die nicht das Wohl des anvertrauten Gutes zu wahren bestrebt sind, sondern in ehrloser Weis« Sabotage treiben zugunsten des „mrerbeherrscherrden"«- ewig im Drüben fischenden England».
Der Besuch des Reichskanzler- in Dresden.
WTB. Dresden, 28. Sept. Reichskanzler v. Beth- Plann-Hollweq stattete im Laufe des Vormittags bei dem Staatsnnnister deS Aeußern, Graf Vitzthum von Eckstädt, und bei dem Vorsitzenden im Staatsministerium, Gtaatsminister Dr. Beck, Besuche ab. Um »/«l ßlhl empfing der König den Reichskanzler im Residenzschloß in Privataudienz. Um 2 Uhr fand kgl. Frühstückstafel statt,, an der außer dem Reichskanzler auch der preußisch« Gesandte, Gras Schwerin, und die Staatsminister t«ilnahmen. Nachmittags wird der Reichskanzler beim Preußischen Gesandten den Tee einnehmen. Am Abend findet heim Minister des Aeußern, Graf Vitzthum, ein Mn« statt, worauf die Abreise der RetchManzlerS erfolgt.
Der große Krieg
hat die Zeitung mehr als je in den Vordergrund des Interesses gestellt, denn sie ist die berufene Vermittlerin über die Geschehnisse bei dem großen Völkerringen, das alle Herzen bewegt und so viele Volkskreise in Midleidenschaft zieht.
Wie wir seither bemüht waren, unsere Leser ohne jede Sensationshascherei in übersichtlicher und schneller Weise über alle wichtigen Vorgänge auf dem Laufenden zu halten, so werden wir dies auch weiterhin tun und wir hoffen, damit unsere Leser, die alten und die, welche das neue Quartal bringt, bestens zu befriedigen.
Um dem größeren Lesebedürfnis des Herbstes und Winters zu entsprechen, werden wir mit dem 1. Oktober unserer Zeitung wieder regelmäßig ein Sonntagsblatt kostenlos beifügen und zwar ein 8 seitiges, illustriertes Blatt, das über den Krieg insbesondere Bilder vom Kriegsschauplatz und sonst guten Lesestoff enthält. Wir hoffen damit den Beifall unserer Leser zu finden und unserer Zeitung neue Freunde zuzuführen. — Das seither gegen monatliche Extraentschädigung gelieferte Bilderblatt ist damit überflüssig geworden und kommt mit dem 1. Oktober in Wegfall.
Der Bezugspreis unserer Zeitung bleibt im neuen Quartal derselbe wie seither und beträgt
im Orts- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.40 außerhalb desselben ..... Mk. 1.50
Wir laden zum Bezüge unserer Zeitung „Aus den Tannen' mit dem 8 seitigen Sonntagsblatt freundlichst ein und bitten die alten und neue Besteller um rechtzeitige Sicherung der Zustellung unserer Zeitung im neuen Bezugsvierteljahr, das mit dem 1 . Oktober beginnt und auf das OM' Bestellungen bei allen Postboten und Postanstalten, Agenten und Austrägern unserer Zeitung entgegengenommen werden.
Verlag der Zeilmg »Am den Tanne»."
Empfang deutscher Austauschgefangeuer itt dLS Heimat.
WTB.Konstanz, 28. Sept. Heute vormittag Vsst Uhr traf der dritte schweizerische Sanitätszug nnt 78 deutschen Kriegsinvaliden und 2 Offizieren hier ein. Die Ankommenden wurden wiederum von einer zahlreichen Menschenmenge stürmisch begrüßt. Am Bahnhof waren zum Empfang anivesend: Groß Herzog Friedrich von Baden in Begleitung des Oberhofmeisters Frh. von Cöhler-Ravensburg und des Flügeladjutanten Generalmajor v. Seutter, ferner Großherzogin Hilda und Großherzogin Luise von Baden in Begleitung des Grasen v. Andlav, sowie die Spitzen der staatlichen und militärischen Behörden. Der Großherzog empfing zuerst die schweizerischen Aerzte und das schweizerische Sanitätspersonal, dann die Offiziere und schließlich ließ er sich jeden einzelnen Verwundeten vorstellen, wobei er an jeden freundliche Worte richtete. Jü der Untcrkunftshalle des Roten Kreuzes hielt der Großherzog an die Austauschverwundete eine herzliche Ansprache, in der er sie auf deutschem Boden willkommen hieß und namentlich auch der benachbarten Schweiz den Dank für ihre Liebestätigkeit zum Ausdruck brachte. Er schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den Kaiser. Major Bez brachte ein Hoch auf die groß- herzogliche Familie aus. Alsdann wurden die Aus- tauschverwnndeten in das hiesige Lazarett verbracht.
Der Warenverkehr zwischen Deutschland u. Amerika.
WTB. London, 28. Sept. Die „Times" melden aus Washington: Amtliche Kreise empfinden Genugtuung darüber, daß England gewisse deutsche Waren nach Amerika einführen läßt. Die Frage betreffend der amerikanischen Einfuhr nach Deutschland bleibt offen. Es ist große Neigung vorhanden, das englische Recht zu bezweifeln, das Zugeständnis betreffend die Einfuhr aus Deutschland durch neutrale Länder ans gewisse Warenklaffen zu beschränken.
Kämpfe an der Grenze Deutsch-Ostafrikas.
WTB. London, 28. Sept. Reuter meldet au» Pretoria: Eine Patrouille südafrikanischer Schützen« die -dem südafrikanischen Njassa-Kontinaent an- gchören, griff mit Maschinengewehr am 10 . September eine feindliche Patrouille 5 Meilen südlich vom Sogwe- Fluß> an der Grenze Deutsch-Ostafrikas, an. Die deutsch« Patrouille erhielt Verstärkungen, würde aber zurückgetrieben. Die beiderseitigen Verluste sind gering.
Bauunfall bei der Untergrundbahn.
WTB. London, 28. Sept. Die „Daily News" mel- 1>en aus Newyork: Bei dem Bau des neuen Tunnels für die Untergrundbahn ereignete sich am Samstag abend ein neuer Unglücksfall. Der Tunnel stürzte unter dem Broadway bei der 38. Straße ein. 2 Menschen wurden getötet, etwa 12 verletzt. Das Unglück! geschah, als sich eben die Theater leerten. Hunderte von Menschen entkamen mit knapper Not. Die ganze Straße brach in der Mitte ein. Die Bürgersteige senkten sich. Zum Glück entstand keine große Panik. Die Straßenbahn auf dem Broadway fuhr über die Stelle, als die Senkung eintrat. Sie wurde durch die Schnelligkeit ihrer Fahrt gerettet.
Aus England.
WTB. London, 28. Sept. The Globe richtet in einem „Cherchez le Boche' betittelten Aufsatz einen heftigen Angriff gegen den Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amtes Sir Eyre Crowe, weil er eine deutsche Gemahlin hat.
Letzte Nachrichten.
WTB. London, 29. Sept. (Reuter.) Das Fischer- fahrzeug „Ventuor' aus Grimsby ist torpediert worden.
WTB. London, 29. Sept. (Unterhaus.) Asquith antwortete gestern auf die Frage, ob er in den nächsten Tagen eine Erklärung über die Rekrutierung und die Dienstpflicht abgeben wolle, er könne nichts derartiges versprechen. Er sagte: Wir befinden uns in einem kritische» Augenblick der Geschichte deS Krieges. Wir beobachten mit Interesse, Sympathie und Hoffnung die tapferen, vereinigten Anstrengungen unserer verbündeten Streitkräfte. (Beifall.) Man könnte Großbritanien und seinen Verbündeten keinen schlechteren Dienst erweisen, als wenn man in der Welt durchblicken läßt, daß hier Meinungsverschiedenheit herrscht. (Beifall.) Sir Edward Grey erklärte in der Besprechung der Balkanlage : Wenn die bulgarische Mobilmachung die Folge haben sollte, daß Bulgarien auf Seiten der Feinde eine aggressive Haltung einnimmt, ist Großbritannien entschlossen, seinm Freunden am Balkan jede Unterstützung, die in seiner Macht liegt, angedeihen zu lassen und zwar in Uebereinstimmung mit den Verbündeten ohne Vorbeh lt oder Einschränkungen.
WTB. Berlin, 29. Sept. Ueber de» aeneste« vergebliche« Ansturm an unserer Westfront heißt es in verschiedenen Morgenblättern nach einem Telegramm des Kriegsberichterstatters Max Osborn: Die schwere» Kämpfe in der Champagne nehme» ihre» Fortgang, doch scheint die Stoßkraft des Feindes nachzulassen. Es gelang ihm an keiner Stelle weitere Fortschritte auch nur im einzelnen zu erzielen. Vorgestern Vormittag richtete erein heftiges Artilleriefeuer auf den rechten Flügel der Champagnearmee, das unsere Batterien wirksam erwiderten. Zugleich machte er wiederum wuchtige Jnfanterieangriffe auf der Front von Auberive bis zum Argonnenrand. Nach der in Joffres Befehl angekündigten Methode beteiligte sich daran auch Kavallerie, die nach Gelingen des Durchbruchs schnell weiter vorstoßen sollte. Aber an der Tapferkeit unserer Truppen scheiterten alle diese mit erheblichen Kräften angesetzten Operationen. In zähem Ringen wurde der Feind überall abgeschlagen. Dagegen gelang nachmittags ein glänzend geführter Gegenstoß, wodurch die gefährdete Höhe 199 nördlich von Lässiges fest in unsere Hand gebracht wurde. Auch die anderen Stellungen werde« unerschütterlich gehalten. Die Stimmung unserer Truppen ist durch das siegreiche Zurückschlagen der immer noch mit großen Mitteln versuchten Angriffe ausgezeichnet und voller Zuversicht. Die Verluste deS Feindes find enorm.
WTB. Berlin, 29. Sept. Nach dem „Berliner Tageblatt' gibt sich in einigen Fachkritiken Pariser Blätter eine gewisse Enttäuschung darüber kund, daß den ersten Vorstößen eine verhältnismäßig lange Pause folgte, deren Ausnützung durch den Gegner mehrfach befürchtet wrrd. Auch der Londoner „Daily Chronicle' hält die vorgestrige französische Mitteilung für nicht so befriedigend wie erwartet werden durste, denn es sei offenbar, daß die Verbündeten in den letzten 24 Stunden nicht im Stande gewesen seien, weitere Fortschritte zu machen. Wir müssen hoffen und warten, so fährt das Blatt fort, aber doch nicht enttäuscht sein, wenn unsere Fortschritte unglücklicherweise wieder zum Stillstand gebracht weiden.
WTB. Berlin, 29. Sept. In einem weiteren den Berliner Morgenblättern zugegangenen Bericht über die fran- zöfisch-englische Offensive wird betont, daß die völlig wertlose Eindrückung einer kleinen Beule in unsere vordere Linie nur durch Giftgase und mit Einsatz ungeheuerer Uebermacht errreichk wurde. Unübersehbare Verlust« des Feindes — stellenweise wurden 600 und 800 lote Engtänder vor der Front gefunden — ständen dem gegenüber.
WTB. Berlin, 29. Sept. Nach dem „Berliner Tageblatt' geht nur aus Andeutungen der Pariser Blätter hervor, daß die Redaktionen genauer als die Zensur mitzuteilen erlaubt über die erschreckenden Verluste der Alliierte» unterrichtet sind.
WTB. Berlin, 29. Sept. Zu dem neuen Rückzug der Russen a«S Wolhynien begrüßt der „Berliner Lokalanzeiger' das Wiederauftreten des Generals von Linsingen Schulter an Schulter mit dem alten Verbündeten aus den Karpathenkämpfen. Der russische Rückzug vor Luck und Dubno sei ein guter Anfang.
WTB. Berlin, 29. Sept. Nach der „Kreuzzeitung' ist die Tatsache des Deprschenwechsels zwischen dem bulgarische« und dem griechischen König in hohem Maße geeignet, den Kriegshetzern den Mund zu stopfen. Sie kennzeichne auch den edlen Sinn König Ferdinands, der nach der noch vom letzten Balkankrieg herstammenden Spannung es nicht verschmäht habe, als erster dem zürnenden König Konstantin die Hand zu reichen. Man dürfe wohl eine versöhnliche und freundschaftliche Antwort des Griechenkönigs erwarten.