Hanau, 6. Febr. Von den an Typhus erkrankten Per­sonen des 2. Bataillons des Eisenbahnregiments Nr. 3 ist in der verflossenen Nacht der Pionier Seel aus Frankfurt a. M. verstorben. Krank sind noch 64, darunter 6 mit hohem Fieber.

Konstantinopel, 6. Febr. Nach einer offiziellen Meldung des Kriegsministeriums war der Kampf, der vorgestern um Adrianopel begann, ein ungestümer und heftiger. Er wurde mit großer Erbitterung geführt. Die Bulgaren kamen am Dienstag nach Vulair. Die Beschießung hat gestern den ganzen Tag über fortge­dauert. Der türkische Eroßwesir ist plötzlich wieder nach Konstantinopel zurückgekehrt.

Kämpfe in Kamerun.

Der Resident von Adamaua, Oberleutnant Dühring, hat über eine Expedition gegen die Kanguheiden einen ausführ­lichen Bericht erstattet, der in der neuesten Ausgabe des Deutschen Kolonialblattes" veröffentlicht wird. Dieser Be­richt ist deshalb bemerkenswert, weil er sowohl die Eigenart der Kangu wie der mit ihnen stattgehabten Kämpfe be­leuchtet. Nordöstlich von Earua gelegen, ist die Landschaft Kangu durch seltsame Felsbildungen ausgezeichnet, die ein Labyrinth von Gängen und Höhlen, schwer erreichbaren Zu­fluchtsorten der Eingeborenen, aufweisen. Letztere selbst sind Heiden, leben in einer fast anarchischen Verfassung, haben ihre Unabhängigkeit standhaft behauptet und denken weder an Tributzahlung, noch an die Leistung von Fronarbeit. Da sie außerdem sich vielfacher Räubereien schuldig machten und aufsässigen Elementen aller Art Unterschlupf gewährten, wurde im vorigen Sommer eine Expedition gegen sie be­schlossen und durchgeführt. Weitgehende Bemühungen, die Kangu auf dem Wege friedlicher Verhandlungen zur Unter­werfung zu bewegen, schlugen fehl; es mutzte deshalb mit bewaffneter Hand eingeschritten werden. Das erfolgreiche Vordringen wurde jedoch nicht nur durch den heftigen und zähen Widerstand der Eingeborenen, sondern auch durch die oben erwähnte Beschaffenheit des Ortes überaus erschwert. Der Resident ließ daher durch Eilboten aus Earua Magne­siumfackeln und Sprengmunition Nachkommen. Damit war die Möglichkeit gegeben, wirksam in das Höhlenlabyrinth ein­zudringen. Durch die Verwendung der Fackeln und der Sprengmunition in panischen Schrecken versetzt, kamen die Kangu schließlich von allen Seiten herbei, um ihre Unter­werfung zu erklären. 55 kriegsgefangene Männer wurden nebst den Verwundeten nach Earua gebracht.

Landwirtschaft und Märkte.

Obstbau. Noch liegen die Knospen unserer Bäume in gesundem, leben- und krafterzeugendem Schlaf. Jeder Zweig enthält jetzt den vollen Lebensstoff, der zur Vermehrung im Frühling nötig ist. Bald aber wird die zunehmende Wärme die Nahrungsstoffe wecken und einen kräftigen Saft­strom Hervorrufen. Darum ist jetzt die höchste Zeit, die Edelreiser zu schneiden. Solche sind nur von gesunden und fruchtbaren Bäumen, deren Früchte bekannt und begehrt sind, zu nehmen. Was wird dazu geschnitten? Nur ein­jährige, gut ausgebildete Triebe, aber absolut nicht die langen, sog. Wasserschosse. Nach dem Schneiden werden die Reiser in kleine Bündel gebunden, mit genauem Namen versehen und in feuchten Sand im Keller, oder an schattiger, vor Zugluft und zu viel Nässe geschützter Stelle im Garten etwa 10 bis 15 Zentimeter tief eingeschlagen und hier etwas mit Tannenreisig oder Aehnlichem leicht zugedeckt.

Horb, 5. Febr. Dem Schweinemarkt wurden zirka 120 Stück Milchschweine und einige Paar Läufer zugeführt. Nach letzteren war wenig Begehr, während erstere zu 5060 °4t pro Paar reißenden Absatz fanden.

Stuttgart, 6. Febr. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 172, Kälber 481, Schweine 402 Stück. Ochsen 1. Qual. 9598 .44, Bullen 1. Qual. 9092 -4t, Bullen 2. Qual. 8588 -4t, Stiere 1. Qual. 99102 --<t, Jungrinder 2. Qual. 9598 -4t, Jungrinder 3. Qual. 9294 »<t, Kälber 1. Qual. 113117 -4t, Kälber 2. Qual. 104111 -4t, Kälber 3. Qual. 92102 -4t, Schweine 1. Qual. 8284 -4t, Schweine 2. Qual. 8081 <4t. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.

Ludwigsburg, 5. Febr. Schweinemarkt. Zufuhr: 37 Läuferschweine, 198 Milchschweine: verkauft 15 Läufer­schweine, 160 Milchschweine. Preis für ein Läuferschwein 4060 -4t, für ein Milchschwein 2028 -4t. Die Zufuhr von Milchschweinen war heute eine starke, von Läuferschwei­nen eine mittlere. Der Verkauf ging gut und rasch von statten; bei den Milchschweinen machte sich ein kleiner Rück­gang der Preise bemerkbar; alles seuchenfrei.

Vom oberen Neckar, 3. Febr. Die Stadtgemeinde Schwenningen verkaufte ihr Langholz an einheimische Holz- geschäfte um 117 Proz., die Gemeinde Dürrenmettstetten um 115126 Proz., die Gemeinde Wannlingen um 118,3 Proz., Forchenlangholz um 102,1 Proz. des Revierpreises. Letztere Gemeinde setzte Buchenstämme um 21,80 -4t, Papierholz um 10,60 -4t pro Rm. ab.

Von der oberen Donau, 3. Febr. Der Winter war bis jetzt nicht so schlimm, doch stehen die Holzpreise verhältnis­mäßig hoch: Buchenscheiter gelten 912 -4t pro Rm., Buchen- roller 810 -4t pro Rm. Auch das Nutzholz notiert schöne Preise: Papierholz 1011 -4t pro Rm., Ahorn 2630 -4t, Buchenstämme 2025 -4t pro Fm., Langholz bis zu 115 und 118 Proz. des Revierpreises.

Niederstetten, 5. Febr. Der Lichtmeß-Krämermarkt hatte sehr unter der Ungunst der Witterung zu leiden. Trotzdem kamen viele Dienstboten hierher, die teils ihre Einkäufe machten, teils sich auf dem Tanzboden zu vergnügen suchten. Der Vieh- und Schweinemarkt zeigte eine lebhafte Tendenz. Auf dem Viehmarkt war schönes Anstellvieh sehr gesucht. Die Zufuhr fand daher zu guten Preisen schnellen Absatz. Auf dem Schweinemarkt waren etwa 200 Milchschweine zu­geführt. Der Handel ging lebhaft. Es wurden bezahlt für das Paar bis zu 70 -4t; solch hohe Preise sind in der Tat noch nie dagewesen.

Der eugenische Garten.

(Von Fritz Müller, Zürich)

Es war einmal ein Garten.

Ach, war es in dem Garten schön. Ein Sprossen, Wachsen, Blühen und Verwelken den ganzen Sommer durch. Ein weißer, stiller Schlaf im Winter. Und schon fing ein neues Blühen an.

Was waren aber auch die Hände fleißig, was waren aber auch die Augen voller Umsicht, die den Gar­ten so betreuten. Es waren Aug und Hände einer schö­nen, stillen Frau.

Die Hände ordneten und banden, wählten, lösten und verwarfen und waren nimmer müßig den ganzen Sommer durch. Und wer den Garten sah, der klatschte in die Hände: Ach was ist der Garten schön und reich.

Und auch der Garten war's zufrieden und spann von Frühling zu Frühling seine Träume fort und wuchs und starb und wachte wieder auf aus tausend Halmen, Blüten und Gezweig? und war des Lebens froh.

Bis eines Tages die Eugenik kam.

Eine Tulpe hatte sie erfunden und verkündigt. Und nach einer Weil war kein Zittergräschen mehr im Gar­ten, das nicht Bescheid in der Eugenik wußte so grassierte diese neue Lehre.

Und die Tulpe war nicht müde zu predigen:Das geht nicht mehr so weiter. Ihr lebt und liebt und zeuget Kinder aufs Geratewohl. Grad in den Tag hin­ein. Und ihr beruft euch auf die Herrscherin Natur. Bündelweise kommt ihr angesproßt, und es sind zu- viele. Viele gehen Mittsommers noch zugrunde, Nah­rung fehlt und Ordnung.

So ging die Tulpenrede.

Schließlich war der ganze Garten eines Willens. Und alle nickten jener Tulpe Ja und Amen zu.

Ist ja wahr", so sprachen sie in Chören,ist ja wahr, weshalb denn sollten wir in überquellenden Ge­schlechtern Platz und Licht und Wärme einander aus den Händen kämpfen, wo wir's soviel leichter haben kön­nen? Warum sollen wir es sehen müssen, wie ein großer Teil von jenen, welche nach uns kommen, verdorren und verwelken vor der Zeit? Nein, wir wollen künftig unsre Kinder in Gemäßheit unserer Mittel züchten."

Und sie rüsteten eine Deputation an die Besitzerin des Gartens und kündigten ihr den Gehorsam. Die Herrin aber lächelte und ging.

Nun herrschte die Eugenik.

Die Triebe wurden eingefangen und auf Flaschen gezogen, und die Liebe war eine Apotheke geworden.

Wer liebt, und wie man liebt, und wie lange solche Liebe dauert, bestimmt jetzt der Paragraph.

Und der Paragraph wurde vom volkswirtschaftli­chen Departement aus der Statistik und der Einsicht de­stilliert.

Und Gesetze wurden erlassen über Dinge, deren Wurzeln man nicht kannte.

Und die Ehepaare kauften sich einen grünen Er­laubnisschein an den statistischen Aemtern, ob sie dieses Jahr ein Kindlein haben durften oder nicht.

Liebe" aufTriebe" zu reimen, war den Dichtern gesetzlich untersagt.

Die Körungsregister des Staates wurden nach wissenschaftlichen Aufzuchtsprinzipien zusammengestellt.

Qualitäten wurden aufeinandergepfropft, daß sich die Aeste bogen.

Und nun begann eine herrliche Zeit für den Gar­ten:

Jedes Pflänzlein, jedes Hälmchen Gras hatte vom ersten Lebenstage an den genügenden ihm behördlich zugewiesenen Nahrungsspielraum.

Kampf gab es keinen mehr. Denn die Ursachen des Kampfes waren behördlich reguliert und abge­schnitten.

Auf schossen die Halme in abgezirkelten Abstän­den, und es gab keine Not mehr.

Und jedes Jahr ergab sich eine Revision der Gesetze im Sinne eines noch größeren Nahrungsspielraumes. Denn was sie früher erträglich hießen, das hießen sie jetzt schon Not. Und was sie früher herrlich fanden, war jetzt kaum erträglich.

Immer mehr Blumen aber verzichteten ganz aufs Kinderbringen.

Die bestellten Kinder aber wurden im Sinne der Eugenik erzogen. Und dabei ergaben sich Blüten von einer kalten Pracht.

Und es zeigten sich, daß die eugenischen Blumen unter Unkraut ganz was anderes verstanden, als die Besitzerin des Gartens.

Und so kam es, daß sie Dinge ausrauften, die an den Toren des Lebens standen und die Quellen des Daseins speisten.

Da geschah es in einer Sturmnacht, daß das wirk­liche Unkraut vor den Zäunen massenhaft in den Garten flog und sich behaglich darin einrichtete.

Nicht als ob die Eugeniker die Gefahr nicht er­kannt hätten. Aber es half nichts.

Denn erstens waren sie zu wenig.

Zweitens zu pompös und müde.

Und drittens hatten die Eroberer von Eugenik keine Ahnung und vermehrten sich nach Lust und Uner­bittlichkeit.

Da sandten die Eugeniker in ihrer höchsten Not zur alten Herrin: Sie mögen wiederkommen. . .

Und sie kam wieder und blickte traurig über den Zaun und sagte:

Ich kann euch nicht mehr helfen. Das Unkraut ist zu mächtig."

Kannst du es nicht vernichten?" jammerten die Blumen. ^

Doch das kann ich, aber nur mit euch."

Und dann ließ sie ein Feuer über den Garten blitzen. Das verbrannte alles, alles mit Blüte, Blatt und Stiel und Wurzel. ;

Und auf den rohen Acker pflanzten sie ein neues Geschlecht.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner.

Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

Gottesdienste.

Landes-Bußtag.

Sonntag Invocavit, 9. Februar. Vom Turm: 292. Predigt­lied: 286. Kehre wieder rc. Kirchenchor: Gott sei mir gnä­dig :c. 9'/» Uhr: Beichte in der Sakristei. 9'/- Uhr: Vormitt.-Predigt, Dekan Roos. Abendmahl. 5 Uhr: Abendpredigt im Vereinshaus, Stadtpfarrer Schmid.

Montag, 2'/- Uhr nachm.: Missionskonferenz im Vereins­haus. Vortrag von Inspektor Dipper aus Basel.

Donnerstag, 13. Februar, 8 Uhr abends: Vortrag im Vereins­haus, von Pastor Laub über seine Erlebnisse und Erfah­rungen unter den Juden Rußlands. Das Opfer ist für die Basler Judenmission bestimmt.

Amtliche und Privatanzeigen.

Stadtgemeinde Calw.

Brennholz-Verkauf

am Montag» den 10. Februar 1913, vor­mittags 10 Uhr im Gasthaus zum Löwen hier aus Stadlwald Kuckucksfelsen, Wurst­brunnen und Frauenwäldle

8 Rm. eichene Pfosten (2 Meter lang) 41 Scheiter und Prügel

16 Rm. buchene Scheiter und Prügel 53 gem. Laubholz Prügel 24 Nadelholz Prügel.

3000 geb. Laub- und Nadelholzwellen 20 Flächenlose.

Den 6. Februar 1913.

Gemeinderat.

Gemeinde Unterreichenbach.

Ztamlildok-Wlkauf

am Mittwoch den 12. Februar 1913, nachm. 4 Uhr in Unterreichenbach auf dem Rat­hause und zwar:

1. Nadelholz Stammholz: 253 Stück mit Fm.

43,24 I.» 114,05 II.. 75,71 III., 15,82 IV., 9,92 V., 3,53 VI. Kl.

Sägholz: 6,29 I.. 17,68 II., 2,49 III. Kl.

2. Laubholz Stammholz: 39 Stück mit Fm. 5,28 III., 7,18 IV.,

5,13 V.. und 0,41 VI. Kl.

Das Holz ist an die Wege angerllckt. Auszüge auf Be­stellung durch Forstwart Zeller in Salmbach. Unterreichenbach, den 6. Febr. 1913.

Schultheitzenamt: Karch.

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