10. Februar 1633 wurde Rietheim (O.-A. Tuttlingen) nach der Einnahme von Rottweil durch die Württemberger, wahr­scheinlich von den Schweden, verbrannt. Am 11. Februar 1705 stürzte ein alter, gegen 66 Fuß hoher Turm in Mühl­heim a. d. Donau auf das angebaute Schulhaus und begrub unter seinen Trümmern 65 Kinder mitsamt dem Lehrer. Wunderbarerweise kamen alle ohne ernstliche Verletzungen davon. Am 12. Februar 1724 brach in Balingen ein Brand aus, der von 210 Gebäuden 170 in Asche legte und 272 Familien obdachlos machte. Am 13. Februar 1768 würde in Calw, als Sohn des Diakonus, David Fr. Ließ geboren, der am 10. August 1810 als Dekan in Reutlingen starb. Er ist der Verfasser einer kirchlich-politischen Landes­und Kulturgeschichte von Württemberg bis zur Reformation. Am 15. Februar 1488 wurde in Eßlingen der sogenannte Schwäbische Bund geschloffen. Am 16. Februar 1852 wurde in Leutkirch als Sohn eines Stationskommandanten geboren Eugen Liebendörfer: er starb als Missionsarzt in Indien 1892.

Keine Zubiläumsbriefmarke der Reichspost. Die neuer­dings mehrfach in den Zeitungen verbreitete Nachricht, daß anläßlich des Regierungsjubiläums des Kaisers neue Brief­marken herausgegeben werden sollen, entbehrt der Grund­lage, da eine Aenderung der jetzt gültigen Postwertzeichen zurzeit nicht beabsichtigt ist.

v. Eine deutsche Sammlung für die Heidenmission. Wie der Oberpräsident der Provinz Sachsen, Dr. v. Hegel, auf der in Halle abgehaltenen Provinzialmissionskonferenz mit­teilte, soll zum Regierungsjubiläum des Kaisers im Interesse der protestantischen und katholischen Heidenmission in ganz Deutschland zu einer nationalen Spende gesammelt werden.

»cd. Mutmaßliches Wetter. Von Norden und We­sten naht ein neuer Luftwirbel, unter dessen Einfluß für Freitag und Samstag naßkaltes Wetter zu er­warten ist.

r. Eechingen, 3. Febr. Nachdem als Sieger von sechs Bewerbern um die erledigte Postagentur Christian Vetter, Sohn des hiesigen Zieglers, hervorgegangen ist, erhält unser Ort auch ein neues Postgebäude. Wohl hätte der neue Postagent ein Wohnhaus, aber ganz außerhalb des Ortes, und eine Postagentur sollte sich doch möglichst in der Mitte des Ortes befinden. So ist er genötigt, in dem Garten seines Schwiegervaters, in der Nähe des Easthofs zum Adler, ein auch den Be­dürfnissen einer Postanstalt entsprechendes Wohnhaus zu erbauen. Vetter hat vor den andern den Vorzug er­halten, weil er im Besitz eines Zivilversorgungsscheines war, den er sich dadurch erworben, daß er seinerzeit bei der Schutztruppe in Südwestafrika diente. Gegen­wärtig haben wir überhaupt viele erledigte Stellen. Kürzlich wurde die Stelle des Amtsdieners ausgerufen, worauf sich auch verschiedene darum bewarben. Plötz­lich aber hieß es, der Polizeidiener habe diese Stelle erhalten. Nun können die andern sich um die Polizei­dienerstelle bewerben. Am Sonntagabend fand im Saal des Gasthauses zum Lamm ein Familienabend statt, wobei unser Herr Pfarrverweser einen Vortrag über Friedrich den Großen hielt. Zum Schluß wurde von der zahlreichen Versammlung das Lied gesungen: Preisend mit viel schönen Reden". Auch an dieser Stelle sei dem Herrn Pfarrverweser der Dank für den wohlgelungenen Abend ausgesprochen.

Altensteig, 5. Febr. Der Inhaber der Möbelfabrik Phi­lipp Maier Sohn, Philipp Maier, hat Konkurs angemeldet. Die Verbindlichkeiten sind, wie man hört, ziemlich große. Auch das Einspringen geldkräftiger Verwandter hielt den Fall nicht mehr auf.

seinem Lager gestanden. Mit furchtbarer Bitterkeit erfüllte ihn diese Nachricht, die Beatrice ihm auf seine zuerst scheuen, dann immer dringender werdenden Fra­gen gegeben,' die Geschwister hatten W. noch an dem Duelltage verlassen.

Beatrice litt unsäglich, wenn sie seinen Gram mit­ansehen, und erkennen mußte, daß sie mit der ganzen Fülle ihrer Liebe dem Vergötterten nichts, gar nichts sein konnte. Das einzige, was ihm einen schwachen Trost gewährte, ihn der dumpfen Apathie entriß, die gewöhnlich seinen stürmischen Schmerzensausbrüchen folgte, war die Benachrichtigung von der Annahme seiner Oper in dem großen Theater von Neapel, wo Beatrice im Herbst ein kurzes Gastspiel geben und dann selbst die Marietta singen wollte.

So habe ich doch nicht ganz umsonst gelebt," flüsterte er bewegt,an deine Stimme habe ich gedacht, als ich die Oper komponierte, und wenn du die Marietta singst, so ist ihr Erfolg gesichert. Eine fieberhafte Unruhe erfaßte ihn, nach Neapel zu kommen, die Sänger zu sehen, die sein Werk zur Aufführung bringen sollten. Fort, nur fort aus dieser kalten, rauhen Welt. Ihm war's, als müßte er gesunden, wenn er nur einmal wieder Italiens weiche Lust seine schmerzende Stirn umwehen fühlte.

An Beatrices Seite kehrte er dann auch, sobald seine Wunde einigermaßen geheilt, heim in sein ge­liebtes Vaterland, aber es brachte ihm nicht den Frieden.

Württemberg.

Herrcnberg, 5. Febr. Beim Ausladen von Vieh auf dem hiesigen Bahnhof verunglückte gestern abend der Arbeiter Fritz Eerlach am Vurgrain, indem er die Rampe hinabstürzte und sich verletzte. Er mußte ins Bezirkskrankenhaus verbracht werden.

Stuttgart, 5. Febr. An Stelle des zum Präsidenten des Evangelischen Konsistoriums ernannten Präsidenten v. Zeller ist Präsident v. Fischer zum Vorstand beim Steuerkollegium, Abteilung für direkte Steuern, und zugleich zum Vorsitzenden im Eesamtkollegium ernannt worden. An die Stelle des Präsidenten v. Fischer, der bisher der Abteilung für Zölle und indirekte Steuern Vorstand, tritt Direktor v. Groß.

Stuttgart, 5 .Febr. Die Evangelische Landes­synode wird dem Vernehmen nach auf 18. Febr. ein­berufen werden.

Stuttgart, 5. Febr. Gestern abend überfuhr ein aus der Kurzen Straße kommendes Automobil an der Marien­kirche ein fünfjähriges Bübchen. Ein Vorderrad des Autos ging dem Kind über das Gesicht und zerquetschte den Kopf vollständig. Das Gehirn spritzte auf die Straße und der Schädel wurde gespalten. Sterbend wurde der Kleine von zwei Herren in die nächste Polizeistation getragen.

Merklingen b. Leonberg, 6. Febr. Der 30jährige Tag­löhner E. Schöffler hatte für 700 Aecker gepachtet. Als er nach Hause kam, sagte ihm eine Nachbarin, seine Frau sei wegen dieser Pachtung ins Wasser gesprungen, weil sie zu viel Arbeit habe. Als Sch. dies hörte, ging er auf den Speicher und hängte sich aus. Die Nachbarn fanden ihn noch lebend auf, da er die Hand zwischen den Strick und den Hals gebracht hatte. Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg, und die Nachricht, daß seine Frau ins Wasser gegangen sei, eine Lüge der Nachbarin.

Rottweil, 5. Febr. Heute mittag kurz nach 12 Uhr wurde der 22 Jahre alte Zigeuner Karl Pfister von Hallwangen bei einem Fluchtversuch, den er auf dem Rückweg vom Land­gericht nach dem Amtsgerichtsgefängnis machte, auf der Straße von dem ihn transportierenden Landjäger erschossen. Der Zigeuner war wegen Diebstahls u. a. in Untersuchungs­haft. Der Landjäger rief dem Fliehenden dreimal zu, er solle halten, sonst schieße er, und gab dann drei Schüsse aus dem Revolver auf ihn ab, von denen einer traf und den sofortigen Tod zur Folge hatte.

Kißlegg, 6. Febr. Bei Stallarbeiten stürzte der erst 39 Jahre alte Oekonom Fimpel in Jmmenried in die Gllllen- grube. Er konnte sich zwar selbst wieder herausarbeiten, brach dann aber bewußtlos zusammen. So wurde er auf dem Stallboden von seinen Kindern aufgefunden. Trotz ärztlicher Hilfe trat infolge der schweren Gasvergiftung der Tod ein. Vier unmündige Kinder mit der Mutter trauern um ihren Ernährer.

Aus Welt und Zeit.

Königsberg, 5. Febr. Anläßlich der Königsberger Jahr­hundertfeier sind 1200 Ordensauszeichnungen auf die Pro­vinz Ostpreußen entfallen: u. a. erhielt Fürst Dohna-Schlo- bitten den Schwarzen Adlerorden. Die zur Erinnerung an die Feier gestiftete Veteranenbeihilfe beträgt 329 000 -4t, die in der Provinz Ostpreußen gesammelt worden sind. Der Kaiser traf um ^1 Uhr in Begleitung des Kronprinzen auf dem Ostbahnhofe ein. Er begab sich gleich in den Dom, wo Eeneralsuperintendent Schüttler die Festpredigt hielt. Nach der Festpredigt sang die musikalische Akademie das Niederländische Dankgebet. Mit Segen und Gebet wurde die Feier nach dreiviertelstündiger Dauer beendet. Nach der Feier nahm der Kaiser den Vorbeimarsch der Ehren­kompagnie ab, die vom Grenadier-Regiment Nr. 3, König Friedrich Wilhelm s gestellt wurde, und fuhr dann unter dem Geläute der Glocken zum Schloß.

Wohl atmete er wieder in durstigen Zügen die milde, blütendurchduftete Luft seiner Orangen- und Oliven­haine, wohl tönten wieder die weichen Klänge der Man- dolinata, der heimischen Volkslieder schwermutstiese Melodien an sein Ohr, wohl umfing ihn die ganze blü­hende Pracht des sonnigen Südens nach der er sich krank gesehnt im kalten Norden, aber die Ruhe, das stille, schuldlose Glück seiner Jünglingsjahre fand er nicht.

Wenn der süße Wohllaut der Elockenklänge von Neapels Klöstern und Kirchen zu ihm hinübertönte, dem er als Knabe so gern gelauscht, so gossen sie jetzt, statt des ersehnten Friedens, nur bange Todesangst in seine Seele. Er durfte ja seinen Fuß nicht setzen in das Haus des Gottes, dessen Zorn er auf sein Haupt ge­laden, seit er zum Betrüger, zum Fälscher geworden. Den ganzen Tag fürchtete er sich vor der lautlosen Ein­samkeit der entsetzlichen Nächte, wenn Beatrice in ihre Wohnung hinübergegangen und er allein war mit den folternden Eewissensqualen. Immer wieder sah er aus den dunklen Schatten der nächtlichen Stube Toskas schlanke Gestalt auftauchen, überall hin verfolgten ihn die todestraurigen, vorwurfsvollen Augen. Er sprang vom Lager auf, er zündete Licht an, um diese grauen­vollen Wahnbilder zu verscheuchen, umsonst! Mochte er das Gesicht noch so tief in die Kissen drücken, der Blick dieser ernsten und melancholischen Augen traf ihn doch!

Er wußte, daß er sterben mußte, daß, wenn die Blü­ten im Garten verwelkten, man auch ihn hinaustragen

Stratzburg. 5. Febr. Durch die gefälschte Depesche eines unbekannten Ulkbruders wurde heute mittag die gesamte Garnison und ein namhafter Teil der Be­völkerung zwecklos in Bewegung gesetzt. Vormittags traf im kaiserlichen Gouvernement eine Depesche aus Weißenburg ein, die etwa folgenden Inhalt hat: Kaiser auf Bahnstation Weißenburg. Trifft im Auto­mobil in Straßburg um 12 Uhr ein, begibt sich sofort zum Polygon, wo zwischen 12 und 1 Uhr die Garnison alarmiert." Alsbald wurden durch Tambours und Eil- ordonnanzen Nichtkasernierte und Offiziere zu den Ka­sernen berufen und gegen 12 Uhr rückten die Truppen aller Waffengattungen in Felduniform nach dem großen Uebungsplatze Polygon, wo sich bereits Prinz Joachim, die Generalität, und als einer der ersten auch der kaiser­liche Statthalter Graf v. Wedel eingefunden hatten. Gegen -t2 Uhr, als eben die letzten Truppen ein­defilierten, stellte es sich auf telegraphische Anfrage in Berlin heraus, daß der Kaiser (wie das B. T.-Bl." bereits angekündigt hatte), auf dem Wege nach Königs­berg bereits dort eingetroffen sei. Inzwischen hatten in der Stadt zahlreiche Gebäude beflaggt, und auch vom Münsterturm wehten die Reichsfarben zum Gruß. Automobile und Straßenbahnen machten glänzende Ge­schäfte. Wer die Depesche in Weißenburg aufgegeben hat. darüber ist noch nichts bekannt. Ueber den Ur­heber der falschen Depesche an das Kais. Gouverne­ment, auf Grund deren heute die Alarmierung der Garnison erfolgte, wird mitgeteilt, daß es ein ent­lassener Zahlmeisteraspirant der Metzer Garnison namens Keller ist. Keller, der vor einiger Zeit, wie man hört, wegen Unregelmäßigkeiten entlassen wurde, ist seinerzeit vom Militärgericht als unzurechnungs­fähig erklärt worden. Um nun offenkundig darzutun, daß er in der Tat zurechnungsfähig sei, hat Keller, wie er angibt, den Streich verübt. In der Uniform eines Postbeamten begab-er sich mit einem leicht anzuferti­genden Depeschenformular zum Gouvernement, wo man die Fälschung nicht so bald erkannte.

Budapest, 5. Febr. Der Nachtschnellzug von Budapest ist heute morgen j-42 Uhr bei Mediasch in Siebenbürgen mit einem stehenden Güterzuge zusammengestoßen. Im Schnellzug befand sich in einem angehängten Salonwagen der von Bukarest heimkehrende Prinz Eitel Friedrich nebst Gefolge, die sämtlich unverletzt blieben. Der Prinz beteiligte sich bei den Rettungsarbeiten, worauf mit einer Verspätung von vier Stunden die Weiterfahrt erfolgen konnte. In Bu­dapest wird der Prinz heute nacht seine Reise unterbrechen und morgen wieder in Berlin eintreffen. Sofort nach dem Unfall telegraphierte der Prinz an den Kaiser, daß er und sein Gefolge bei dem Zusammenstoß unverletzt geblieben waren.

Konstantinopel, 5. Febr. Einer offiziellen Meldung aus Konstantinopel zufolge hat der Minister Sasonow nach der prinzipiellen Annahme der Londoner Vor­schläge der Pforte die Unterstützung Rußlands für wei­tere Verhandlungen zugesagt. In der nächsten Zeit werden die bulgarischen Unterhändler in Konstanti­nopel erwartet. Unter dem Schutz griechischer Schiffs­geschütze sollen in Dedeagatsch und Eallipoli bulgarische Truppen gelandet worden sein. Die türkischen Forts erwiderten das Feuer der griechischen Geschütze Ueber die Kämpfe bei Tschataldscha und Gallipoli liegen keine amtlichen Meldungen vor.

Konstantinopel, 5. Febr. Der Kommandant von Adrianopel, Schükri Pascha, teilte durch ein Radiotele­gramm der Pforte mit, daß der Angriff der Bulgaren auf die Festung trotz der Tapferkeit der Feinde blutig und siegreich abgeschlagen worden sei. Die türkische

würde auf den stillen Friedhof drunten im Tal, und sollte er das Geheimnis seiner Schuld mit hinunter­nehmen in das Grab? Und doch konnte er Toska nicht in den Armen eines anderen wissen, nicht in den Ar­men des hochmütigen, blonden Junkers.

Nein, nein, Hochstrat sollte nicht die Rose pflücken, welche seinen Lebensweg nicht hatte schmücken wollen, trotzdem er Ehre und Seligkeit geopfert um ihren Besitz.

In namenloser Pein stöhnte er auf, und wieder, wieder dort aus der dunklen Ecke sah es hervor, mah­nend, zürnend, der Geliebten tränenfeuchtes Auge, es schien zu fordern: gib mir die Ehre meines Namens nieder, und da hörte er nicht? klang nicht Toskas weiche Stimme an sein Ohr, flehend, wie damals in Berlin:O, einmal nur sei barmherzig!"

Ja, ja, er wollte es sein! Und schnell, als fürchte er, daß schon die nächste Sekunde ihn in seinem Vorsatze irre machen könne, warf er in Fieberhaft die Kleider über und eilte durch die stille, laue Sommernacht die Straße hinüber nach Beatrices Zimmer.

Sie lehnte noch angekleidet im Fenster und sah ihn mit entsetzten Blicken kommen.

Beatrice," bat er durch das niedrige Fenster ihre schlaff herabhängenden Hände erfassend,hole mir einen Priester, ich muß mein Gewissen erleichtern, ehe ich sterbe."

(Fortsetzung folgt.)